Mr. 89. 24. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Mißhandlungen in einer Irrenanstalt. Im Jahre 1893 berichteten wir über mehrere Fälle schamloser Mihhandlungen in der Edelschen Anstalt in Charlottenburg und in anderen Anstalten. Wir wurden darauf mit einer Anklage bedacht. Unsere Freude, durch gerichtliche Feststellung einer Reihe von Mihhandlungen, der rohen Behandlung Frrer und Kranker, entgegentreten zu können, wurde leider durch Rücknahme des Strafantrages bereitelt. Immerhin war die Folge unserer Veröffentlichungen, daß die Mißstände in den Irren- und Krantenanstalten etwas weniger Anlaß zu Klagen gaben. Nur furze Zeit. Seit einigen Jahren haben wir wiederholt Miß handlungen auf diesem Gebiete an den Pranger stellen müssen. Die jüngst von uns wiederholt besprochenen Vorgänge in der Edelschen Anstalt in Charlottenburg beschäftigten gestern das Schwurgericht des Landgerichts III. Aus der Untersuchungshaft wurden der
and der
Krankenpfleger Robert Fick Oberpfleger Paul v. Malotka
Dorgeführt, um sich wegen
Körperverlegung mit tödlichem Erfolge
Bu verantworten.
Der Angeklagte Fick ist 26 Jahre, v. Malotta 32 Jahre alt, beide sind unbestraft. Der erste Angeklagte wird beschuldigt, am 25. August 1906 den
Arbeiter Benno Rothschild förperlich mißhandelt zu haben mit dem Erfolge, daß der
Tod des Verletzten eingetreten ist. Malotta ist angeklagt, den Benno Rothschild durch Beibringung von Chloralhydrat
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hoffte. Dort war ich nur 6 Wochen, da mir
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an seiner Gesundheit geschädigt und dem ersten Angeklagten Bei stand geleistet zu haben, um ihn der Strafe zu entziehen. Der Vorsitzende beginnt mit der Bernehmung des Angeklagten Fiek. Vors.: Angeklagter, Sie sind Krankenpfleger. Was waren Sie früher? Angefl.: Bis zum Jahre 1904 war ich Schmiedegeselle, dann wurde ich in der Jrrenanstalt zu Uderswalde, Kreis Meferib, Wärter. Vorf.: Wie lange waren Sie dort und weshalb wechselten Sie Ihre Stellung? Angekl.: Ich var bis Ende 1904 dort und ging dann als wärter an die LandesIrrenanstalt in Neu- Ruppin, weil ich mich dort zu verbessern das Gehalt zu, niedrig war. Ende Februar 1906 kam ich zu Herrn Dr. Edel, bei dem ich noch etwa ein halbes Jahr nach dem Vorfall, den mir die Anflage vorwirft, beschäftigt war. Bors.: In der Edelschen Frrenanstalt wurden Sie in der Abteilung für Epileptiker beschäftigt, und zwar hatten Sie in der Station 77 für Gemütstrante zu tun. In dieser Station befand sich auch der Arbeiter Benno Rothschild. Zu Ihren Obliegenheiten gehörte es auch, den Garten in Stand zu halten und die Kranken hinauszuführen. Am 25. August v. J. follte dies auch geschehen und hierbei kam es zu einem
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Zusammenstoß mit Rothschild . Erzählen Sie dies einmal selbst! Angell.: Die übrigen Kranken waren schon in den Garten gegangen, nur Rothschild weigerte sich, da er angeblich keinen passenden Hut hatte. Ich redete ihm gut zu, er ging jedoch trotzdem nicht. Schließlich nahm ich ihn gutwillig am Arm und schob ihn hinaus. Vors: Haben Sie den Stranten nicht vielleicht herausgerissen oder herausgeworfen? Angell.: Nein, ich habe ihn sehr ruhig behandelt. Rothschild wurde jedoch aufgeregt und drang auf mich ein; er pacte mich an der Brust. Da er mich beißen und kraßen wollte, mußte ich eine gewisse Gewalt anwenden, um ihn in den Garten zu bringen. An der Treppe stolperten wir beide und fielen einige Stufen hinunter. Nachher wurde er so aufgeregt, daß er wiederholt auf mich zukam und mich kraken und beißen wollte. Da mußte ich ihn von mir abwehren und gab ihm einen Stoß. Vorf.: Können Sie sich nicht anders helfen, als daß Sie einen solchen Patienten stoßen, so daß er hinfällt? Angell.: Ich wußte aber doch, daß Rothschild beißt und fragt. Präs.: Hat er denn das bei Ihnen schon einmal getan? Angell.: Nein, aber an jenem Tage wollte er es tun. Präs.: Wie famen Sie auf diese Vermutung? Angell.: Weil er auf mich zusprang. Präs.: Sat er denn dabei etwas gesagt? Angell.: Er hat geflucht und geschimpft. Er sprang auf und wollte mich an den Beinen fassen und umwerfen. Ich habe ihn mir abgewehrt mit den Händen, er faßte mich an den Hosen und zerriß mir diese. Präs.: Sie wissen doch, daß in solchen Fällen Sie die zerrissenen Kleidungsstücke von der Anstalt ersetzt bekommen? Angefl.: Das ist richtig. Präs.: Wie ging es dann weiter? Angefl.: Ich habe mit der Hand nach ihm geschlagen.
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Hingefallen ist er selber. Präs.: Früher haben Sie zugegeben,
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Mittwoch, 17. April 1907.
Bosten verlassen und find nirgends entlassen worden. Erzählen und ist jetzt Tischler. Er bestätigt die Aussagen des Zeugen Tilge
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Dr. Edel. Vorf.: Sie haben also überall freiwillig ihren Zeuge Kosfubed war früher Pfleger in der Anstalt Sie nun dasjenige, was Ihnen selbst von dem Vorgange am mann dahin, daß Rothschild im Gange auf dem Fußboden gelegen 25. August bekannt ist. Angekl.: An diesem Tage fand eine und sich durch Umsichschlagen mit Händen und Füßen vor Anstaltskonferenz statt, an der ich als Oberwärter teilnahm. etwaigen Angriffen des Fieb fchüßen wollte. Als ich in die Station zurückkam, meldete mir der Pfleger Gelhaar, ie hatte den Fuß erhoben und wollte gerade auf den daß Fiez mit Rothschild etwas vorgehabt habe. Ich fragte dann Leib des Rothschild stoßen, als der Zeuge mit dem Fieß selbst und dieser fagte mir, es wäre weiter nichts, Rothschild Beugen Tilgemann hindernd dazwischen trat und den Patienten wäre etwas auffässig gewesen. Vors.: Wußten Sie, daß Roth- in Sicherheit brachte. Die Pfleger Manski und Gelhaar schild am nächsten Tage, am Sonntag, Besuch bekommen follte? haben von der Mißhandlung selbst nichts gesehen. Manski hat nach Angek I.: Jawohl. Am Sonntagmorgen fühlte sich Rothschild seiner Bekundung am 26. August den zur dritten Krankenklaſſe ge= sehr schlecht, flagte über Zahnschmerzen und Brustschmerzen und hörigen Rotschild gesprochen und von ihm gehört, daß es ihm nicht war sehr unruhig. Er gut gehe, da er von den Pflegern geschlagen worden sei. Gürtler Willi Rothschild,
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sagte mir auch, daß er geschlagen worden wäre. Bors.: Haben Sie sich dadurch nicht veranlaßt gefühlt, dieser Sache mal näher auf den Grund zu gehen? Sie sollen vielmehr dem Kranken 1 Gramm Chloralhydrat eingegeben haben, damit er, wie Sie selbst früher eingestanden haben, nicht seinem Bruder, der ihn Sonntag besuchen wollte, etwas von der Mißhandlung erzählen sollte.
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Angekl.: Ich habe dem Kranken nur das Chloral gegeben, weil er unruhig war und in der Besuchszeit nicht stören sollte. Vors.: Wissen Sie, ob Rothschild an dem Sonntagmorgen einen epileptischen Anfall gehabt hat? Angefl: Ich glaube, daß mir der Wärter Tilgemann dies erzählte, ich selbst habe nichts von einem Anfall wahrgenommen. Vors.: Wird denn nach einem derartigen Anfall Chloralhydrat gegeben?- Angefl.: Nein, nach einem Anfall nicht, sondern nur dann, wenn sich Batienten unruhig und aufgeregt zeigten wurde von uns Wärtern Chloral eingegeben. Angefl.: Vors.: In jedem Fall? Meistenteils gaben wir Chloralhydrat oder irgend ein anderes Schlafmittel. Vors.: Bekommen Sie jedesmal eine besondere Angefl.: Nein, wir gebrauchen die ärztliche Anweisung? Beruhigungsmittel ganz nach unserem Belieben. Vors: In welcher Weise wurde denn dieses gefährliche Gift von Ihnen aufbewahrt? Angekl.: Wir hatten eine kleine Apotheke, in der ich eine
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500 Grammflasche mit Chloral
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aufbewahrte. Die ständige Dosis war stets nur 1 Gramm für den Vors.: Hatten Sie die Pflicht, die Anwendung des Batienten. Anget I.: Gewöhn Chlorals jedesmal dem Arzt mitzuteilen? lich wurde nichts gemeldet, da man uns auch nicht danach fragte; erst nach diesem Vorfall wurde immer eine Meldung erstattet. Der Angeklagte behauptet auf Vorhalt des Vorsitzenden, es fei ihm nicht gesagt worden, daß, wenn er einen Patienten Chloralhydrat reiche, er dies in das Buch einzutragen habe. Auf Antrag des Staatsanwalts werden die Aussagen verlesen, die die beiden Angeklagten vor dem Unter
suchungsrichter abgegeben haben und die mit ihren heutigen Aussagen vielfach in Widerspruch stehen. Vor dem Untersuchungsrichter hat Fieb zugegeben, daß er den Patienten geschlagen und gestoßen habe. Malotka hat unter anderem zugegeben, er habe dem Rothschild Chloralhydrat gegeben, damit er schlafen und über die ihm gewordene Weißhandlung nichts sagen sollte. Nach seiner Meinung würde dann die Sache einfach erledigt gewesen sein. Wenn er während der Besuchszeit schlief, würde weiter kein Aufhebens davon gemacht worden sein. Er hat in der Voruntersuchung energisch bestritten, daß durch die Dosis Chloralhydrat, die er dem Patienten gegeben, Auf Befragen der Verdessen Tod herbeigeführt sein könnte. teidigung erklärt Malotta, daß er an der Person des Fiet gar kein Interesse hatte und gar nicht daran gedacht habe, ihn der Bestrafung zu entziehen. Was er getan, habe er nur im Juteres ber Anstalt getan. Der Verteidiger stellt weiter fest, daß Malotka der einzige Sohn eines Gymnasial- Oberlehrers ist, bis Obertertia das Gymnasium besucht und vor seinem Eintritt in den Krankenwärterdienst verschiedene kaufmännische Posten bekleidet hat.
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Beweisaufnahme.
Medizinalrat Dr. Hoffmann äußert sich dahin, daß Chloralhydrat zur Beruhigung gegeben wird, besonders auch beim Delirium tremens, und seine Wirkung zumeist nicht verfehlt. 3 Gramm pro Dosis ist die sogenannte Marimaldojis und 6 Gramm pro Tag. In der Regel wird diese Marimaldosis nicht angewandt. 1 Gramm ist die Durchschnittsdofis und 1 Gramm fann als eine das Leben gefährdende oder die Gesundheit zerstörende Dosis nicht angesehen werden. Rothschild ist an Bauchfellentzündung gestorben; nicht unmöglich ist es, wie auf eine Frage des Ver teidigers zu sagen ist, daß die Folgen der Mißhandlung bedenklicher geworden sind, wenn dem Rothschild größere Dosen Chloralhydrat gegeben sein sollten, als der zweite Angeklagte zugibt. Gerichtschemiker Dr. Jeserich hat die Leiche des verstorbenen Rothschild er st einige Beit nach dem Tode auf das Vorhandensein von Chloral untersucht. Die Untersuchung hatte ein negatives Resultat, wodurch aber nicht ausgeschlossen ist, daß Chloralhydrat gegeben worden ist. Ueber die Menge kann sich der Sachverständige unter diesen Umständen nicht äußern.
Der Zeuge Arbeiter( nicht wärter!) Michalowski ist Patient der Edelschen Anstalt und
Augenzeuge
mit dem Fuß nach seinem Unterleib gestoßen zu haben. Wollen Sie das frühere Geständnis widerrufen? Angefl.: Ich fann es nicht genau behaupten; ich war in des Rencontres zwischen dem Angeklagten Fieß und dem Rothschild Erregung. Präs.: Hatten Sie Stiefel an? Angell.: Nein, ich gewesen. Nach seiner Behauptung hat Fich den Rothschild mit trug Filzschuhe. Präs.: Rothschild blieb nun an der Erde liegen. der Faust geschlagen, so daß dieser auf die Erde fiel und dort liegen Was taten Sie? Angell.: Ich rief den Krankenpfleger Micha- blieb. Dann habe ihn Fieß mit dem Fuß nach dem Leib gestoßen. Lowski. Da Rothschild nicht laufen wollte, haben wir ihn aufgeBeuge Emil Beier ist seit einem Jahre in der Edelschen hoben und ins sogenannte Lazarett getragen. Präs.: Dort legten Anstalt und dort Küchentalfaktor. Er ist am 25. August erst zuSie ihn in den breiten Gang nieder und zwar nicht parallel den gekommen, als Rothschild , den er schreien gehört, schon am Boden Betten, sondern quer. Als er so dalag, sollen Sie ihn wieder lag. Er hat gesehen, daß Fiez , der sehr wütend war, mehrmals geschlagen haben. Angefl.: Ich wollte nur auf ihn zugehen, denn mit dem Fuß nach Rothschild stieß
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er schlug um fich. Präs.: Im Nebenraum sahen Sie zwei wärter,
die sprangen dazwischen und riefen Ihnen zu: ,, Mach Dich doch nicht unglücklich!"
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der Bruder des Verstorbenen,
Zeuge
hat seinen Bruder auf dessen vorhergegangenes Ersuchen am Sonn tag, 26. August, besucht und ihn im Bett liegend, fast besinnungslos vorgefunden. Er hat den Wärter Tilgemann gefragt, was denn passiert sei und die Antwort erhalten: er sei wohl die Treppe herunter gefallen. Der Zeuge hat in den Handflächen des Bruders Spuren von Verlegungen wahrgenommen, als ob solche von Nägeln herrührten. Er hat dann den Angeklagten Malotta gefragt, ob der Bruder denn Morphium bekommen habe und dieser habe gesagt, der Arzt habe ihm allerdings etwas gegeben, wonach Rothschild ein schlafen sollte; nachher würde er wieder ganz munter sein. Borf.: Ihr Bruder soll doch schon öfter von Mißhandlungen zu Ihnen ge sprochen haben? Zeuge: Jawohl, mein Bruder erzählte mir wiederholt, daß er geschlagen würde, bat mid aber zugleich, nichts daraus zu machen.
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Ach laß man, sonst habe ich's noch schlimmer, hat er wiederholt zu mir gesagt. Etliche Wochen vor dem Tode ers zählte mir mein Bruder: Der Wärter Fich, stecke sich häufig, wenn er wütend würde, einen Ring auf die Finger und schlage ihn damit ins Genick. Ich nahm aus der ganzen Schilderung an, daß es sich um einen Schlagring handele. Mein Bruder war übrigens keinesfalls zänkisch oder sehr unruhig, nur wenn man ihn scharf anfuhr, war er nicht mehr zu gebrauchen. Am Tage nach dem Tode meines Bruders erhielt ich eine anonyme Karte, in der mir mitgeteilt wurde, daß die Todesursache in den Fußtritten zu suchen sei, die einer der Wärter meineni Bruder versett hatte.
Kriminalkommissar Nasse II hat sich seinerzeit in die Gdelsche Anstalt begeben und einzelne Bersonen vernommen. Der Patient Michalowski habe ihm gesagt: Der Angeklagte Fich habe den Rothschild mit dem Fuß nach dem Unterleib gestoßen. Der Angeklagte Malotka habe ihm zugegeben, daß er dem Patienten Chloralhydrat gegeben, und zwar am Sonntag, möglicherweise auch Montag. Er habe dabei auch zugegeben, daß dies geschehen sei, weil damit Rothschild verhindert werden sollte, etwas über die Mißhandlung zu sagen.
Nach Vernehmung des Oberarztes Dr. Widel und Obers wärters Siegmund als Leumundzeugen der Angeklagten bes fundet Dr. Mar Edel, der Sohn des Besizers der Anstalt und daselbst in leitender Stelle tätig, daß nach den Anordnungen der Anstaltsleitung etwaige Verabreichungen von Medikamenten in das Buch eingetragen werden müssen. Dies habe Malotta auch in anderen Fällen getan. Als bei der jetzt verhandelten Affäre bekannt wurde, daß Malotka ohne ärztliche Verordnung Chloralhydrat verabreicht habe, habe die Leitung beschlossen, ihn nicht definitiv mit dem Oberpflegerposten zu betrauen. Für jeden Kranten, der Chloral bekommen soll, werde abends bei der Arzneiausgabe ein bestimmtes Quantum zugeteilt. Es könne vorkommen, daß mit der Erlaubnis der Anstaltsleitung der Oberpfleger für bestimmte Fälle etwas Vorrat hat, aber einen Vorrat bon 500 Gramm erhalte er nicht mit Genehmigung der Leitung.
Direktor Dr. Seboldt von der Anstalt Wuhlgarten fennt den Rothschild, der sich mehrere Jahre in der Anstalt Wuhlgarten befunden hatte, als einen sehr reizbaren und gewalttätigen Menschen, über den die Klagen nie verstummten.
Als nächster Zeuge wird der einjährig freiwillige Arzt Dr. Ludwig aufgerufen. Auf Antrag des Staatsanwalts Dr. Michaelis wird der Zeuge uneidlich vernommen. Er bekundet folgendes: Seit dem 1. Mai 1905 sei er in dem Edelschen Ashl für Gemütstrante" tätig gewesen, und zwar habe ihm die Station der weiblichen Kranten und die Station 77 unterstanden, in der der Patient Rothschild untergebracht worden war. Rothschild sei ein sehr rabiater Mensch gewesen, bei dem die Verblödung schon ziemlich weit vorgeschritten gewesen sei. Am Tage vor dem Tode des R. habe er( 3euge) einen anonymen Brief bekommen, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß Rothschild durch Fußtritte mißhandelt worden sei. Er habe sofort den OberPfleger Malotka rufen lassen und diesen zur Rede gestellt, ob er etwas von einer Mißhandlung wisse. Malotta habe entschieden berneint. Am Abend vor dem Tode des N. habe er ihn noch einmal gesehen und eine schwere Venommenheit bei dem Patienten konstatiert, die seiner Ansicht nach von dem Chloral hergerührt habe. Der Zeuge hat dann später die
Sektion
des verstorbenen Rothschild vorgenommen und irgendwelche äußer liche Zeichen früherer Mißhandlungen nicht entdecken können. Nach dem Ergebnis der Sektion handelte es sich um eine alte chronische Bauchfellentzündung und um eine alutere Bauchfellentzündung. Er sei nicht der Ansicht gewesen, daß allein die Mißhandlung die lettere hervorgerufen habe, zumal er ja auch gehört hatte, daß der Verstorbene noch einen epileptischen Anfall gehabt hatte. Er habe tas Sektionsergebnis und auch das, was er über die Mißhandlung Der Staatsanwalt gehört hatte, feinem Chef mitgeteilt. hält dem Zeugen vor, daß er die Sektion doch als Privatmann unternommen habe. Da er nun inzwischen Kunde von der ihhandlung erhalten hatte, hätte er sich doch sagen müssen daß er
durch die Sektion alle Spuren verwische.
und gehört, daß lekterer immer aufftöhnte.-Präs.: Haben Sie denn irgend jemand von Ihrer Wahrnehmung mitgeteilt?- Beuge: Nein. Ich bin einmal von dem Oberwärter Malotka be= Der Zeuge erklärt, daß er sich dies nicht gesagt habe, denn er Präs.: Sie haben dann den Rothschild von Ihnen entfernt und ihn in den fragt worden, ich habe aber jede Aussage verweigert. Warum denn? Zeuge: Weil ich Nackenschläge befürchtete. Die würde natürlich auf jeden Fall das berichtet haben, was die Sektion ergab. Richtig sei es, daß er bei einer früheren VerGarten gebracht. Warum sind Sie denn Nadelstiche kommen dann hinterher; dann wird man isoliert. im Lazarett noch einmal auf den Patienten losgegangen? Bräs.: Ist Ihnen denn schon einmal in einer anderen Anstalt nehmung ausgesagt habe: er könne es nicht für ganz ausa Angell.: Ich war nervös. Präs.: Die Sache spielte sich vor etwas derartiges passiert? Zeuge: Ich habe einmal in Wuhl- geschlossen erklären, daß die Mißhandlung auf die Bauchmittags zwischen 9 und 10 Uhr ab, Sie hatten doch Tags vorher garten eine Sache gehabt, die ich der Staatsanwaltschaft über- fellentzündung mit eingewirkt habe. Auf diesem Standpunkte keinen Dienst und waren also frisch! Mit einem Instrument weisen wollte. Ich wollte über Rothschild auch nichts weiter aus- stehe er auch jetzt noch. Medizinalrat Dr. Pfleger hat die Obduktion vorgenommen, haben Sie den Patienten nicht geschlagen?- Angell.: Nein.fagen, weil ich vor dem hochwohllöblichen Gericht ja doch bloß als als der Körper und die inneren Organe schon im Verwesungs Auf weiteres Befragen erklärt der Angeklagte, daß Malotka ihn Idiot' dastehen und meine Aussage doch nicht viel Wert haben gefragt habe, was denn passiert sei. Er habe ihm den Vorgang würde. Auf weiteres Befragen erklärt der Zeuge, daß er früher prozeß sich befand. Zweifellos fei Rothschild an akuter, eitriger furz geschildert, aber nicht gesagt, daß er ihn mit Füßen getreten Gürtler und Bronzeur gewesen, einen schweren Unfall- Schädel- Bauchfellentzündung gestorben und es fei erlitten habe und seit neun Jahren entmündigt sei. Er anzunehmen, daß die Stäße auf den Bauch, die Rothschild von und geschlagen habe. Das sei nicht wahr. Er habe dem Ober- bruch wärter gesagt, die ganze Sache sei nicht so schlimm gewesen. persönlich sei von den beiden Angeklagten immer human behandelt Fiet erhalten, die Bauchfellentzündung, an der er gestorben, hervorgerufen habe. Präs.: Sie sollen gesagt haben: es sei nicht so schlimm, wenn Roth- worden. schild einmal eine ordentliche Reinigung" friegt. Angell.: Das Beuge Krantenwärter Tilgemann: Der Angeklagte ist Die Dosis Chloral, die ihm Malotta gegeben, habe keinen Einfluß weiß ich nicht, daß ich mich so ausgedrückt habe. Präs.: Sie sollen mehrfach auf Rothschild eingedrungen, er tam auf den Tod gehabt. auch zu Malotta gesagt haben: Wenn der Arzt kommt, dann ist der jedoch nicht dazu, ihn zu schlagen, da ich wiederholt Stationsarzt Dr. Schulz, der bei der Obduktion mitgewirkt, Teufel los. Malotta soll Ihnen darauf erwidert haben: ach, der bazwischen getreten bin. Vorf.: In einer früheren Aussage haben schließt sich diesem Gutachten an. Batient hat jetzt ein Beruhigungsmittel, er schläft und da kann er Sie gesagt, Sie hätten den Angeklagten 3-4mal davon abgehalten, dem Arzt nichts erzählen. Angefl.: Das mag ja wohl am Sonn- auf Rothschild einzuschlagen und ihm gesagt, er folle sich doch nicht tag, 26. Auguft, gesagt worden sein. Im allgemeinen haben wir unglücklich machen. Bleiben Sie heute auch bei dieser Angabe? bloß darüber gesprochen, daß die Sache nicht so schlimm sei. Beuge: Ob ich das gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Soweit mir Der Angeklagte von Malotta äußert sich auf Befragen des erinnerlich ist, habe ich aber Rothschild in den Schlafsaal gebracht Vorsitzenden wie folgt: Ich habe früher in einem Kontor gearbeitet und habe die Tür zugeschlossen, um ihn so vor weiteren Angriffen durch und bin dann als Wärter nach der Jrrenanstalt Karlshof bei Fiez zu schützen. Der Angeklagte war an jenem Tage überaus Rastenburg gekommen. Hier war ich 1½ Jahre angestellt; ich wollte erregt. Vors.: Sie können auf die folgende Frage die Antwort dann Diafon werden, gab diesen Plan jedoch wieder auf und nahm verweigern, haben Sie selbst etwa den Rothschild geprügelt oder die den Geschworenen vorgelegt werden, lauten bezüglich des eine Stellung als wärter in Neu- Ruppin an, wo ich über 3 Jahre gestoßen? Beuge: Nein, ich bin dem Rothschild nicht zu nahe Angefl. Robert Fieb auf Körperverlegung mit Todeserfolg oder auf Störperverlegung mittels eines gefährlichen Werkzeugs oder beschäftigt war. Jm April 1904 kam ich dann in die Anstalt des gekommen.
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Der Chauffeur Way Hecht, der bei Dr. Edel bedienstet war, hatte von einigen Pflegern erfahren, daß Rothschild mißhandelt worden sei und hat den anonymen Brief an Dr. Ludwig geschrieben, worin er um genaue Untersuchung ersuchte und event. in Aussicht stellte, die Sache in die Oeffentlichkeit zu bringen. Die Schuldfragen,