und Widersetzlichkeit zu vier Jahren Gefängnis verurteUt.(Hört!hört! bei den Sozialdemokraten.) Eine ganzkolossale Strafe!Man denke dabei an das milde Urteil gegen Brüsewitz. Ein nochschlimmerer Fall hat sich vor dem BrcSlauer KriegSgencht jüngst ab-gespielt,, der wahrscheinlich noch die höhere Instanz beschäftigen wird.Es handelt sich mn einen Reiter aus der Schutztruppe, den GefreitenAugust Kühnel in Reichenbach, der allerdings schon wegen Ge-borsanisverweigerung in Südwestafrika bestraft worden ist.Er hatte einen Streit mit einem seiner Unteroffiziere, dener vor die Brust und ins Gesicht schlug. Er war auchsinnlos betrunken. Da? Kriegsgericht hat ihn zu nicht wenigerals 10 Jahren und einen Tag Gefängnis verurteilt.(Hört I hört lbei den Sozialdemokraten.) Es ist geradezu fürchterlich, wenn manderartiges liest.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.)Die Mißhandlungen würden einen ganz anderen Charakter an-nehmen und jedenfalls viel seltener vorkommen, wenn dem Soldatendas Recht eingeräumt würde, wenn er ungerechtfertigterweise körper-lich gemißhandelt wird, die Selbstverteidigung auszuüben.(Sehrrichtig I bei den Sozialdemokraten. Widerspruch rechts.) Wenn erdas aber tut, wird er bei uns erst recht bestraft. Selbst in derfranzösische» Fremdenlegion, wo die Zustände übrigens so traurigsind, daß wir unsere Landsleute nur dringend warnen können,in Ifie einzutreten(Sehr richtig I), hat der mißhandelte Rekrutdas Recht, eine Mißhandlung, wenn dieselbe in einem Schlage,in einem Tritte besteht, an dem Vorgesetzten sogleich mit gleicherMünze zurückzugeben.(Hört I hört I bei den Sozialdemolraten.)Das wird den Rekruten schon in der ersten Jnstruktionsstundegesagt. Es ist merkwürdig, Gründe zur Erklärung habe ich nicht,daß namentlich in der sächsischen Armee die Zahl der Mißhandlungenunverhältnismäßig hoch ist. In dieser Armee sind im letzten Jahreauch zwei Offiziere wegen Mißhandlungen bestrast worden: derMajor v. Zetschwitz vom Bezirkskommando Freiberg mit66 Tagen Festung und der Hauptmann Franz Schulzevom Jnfanterie-Regiment Nr. 136 mit 31 Tagen Stubenarrest.Ich möchte Wetter die Aufmerksamkeit des Kriegsministers darauflenken, daß in einer geraumen Reihe von Jahren die Zahl derMilitärfähigeu in erheblicher Abnahme begriffen ist. Ich irre michwohl nicht, wenn ich annehme, daß die zunehmende IndustrialisierungDeutschlands im wesentlichen dazu beiträgt, das Zusammenrückengroßer Massen in die Städte und Jndustriebezirke bei ungenügendenLebens-, Arbeits- und namentlich schlechten Wohnungsverhältnissen. Schonaus diesem Gesichtspunkt wäre es wünschenswert, wen» der Äriegsministerden Städten bei der Auflassung von FestungSterrain möglichst ent-gegenkäme, damit eS diesen möglich ist, Lust und Licht zu bekommenund die neuen Stadtteile menschenwürdig zu bebauen. Unzweifelhaftverschlechtert sich in dem Matze, wie das Land entvölkert und dieStädte und Jndustriebezirke übervölkert werden, der körperliche Zu«stand der Bevölkerung; damit vermindert sich die Zahl der Militär-tauglichen Leute.(Sehr richtig l rechts.) Ja, das geben wir unbedingtzu,' ändern können Sie aber an dieser EntWickelung nichts, undwenn sie nichts daran ändern können, dann ist es um so notwendiger,daß Reichstag und Regierung energisch für eineausgedehnte Arbeiterfchutzgrsetzgebungwirken(Lebhafte Zustimmung beiden Sozialdemokraten), für eineVerkürzung der Arbeitszeit, für eine strenge Ueberwachung derArbeitsräume, für bessere Wohmmgsverhältnisse, kurz für alle Ein-richtungen, die notwendig sind, um ein körperlich starkes Geschlechtheranzuziehen. Gerade in Rücksicht auf die Landesverteidigung hatder Kriegsminister in erster Linie ein Interesse daran, daß auf diesemGebiete andere und bessere Zustände platzgreifen.Unser Antrag ausErhöhung der Löhne der Maunschafte» und Unteroffizierefür 1963 hat die Z u st i m m u n g de« Grafen Oriola und deSHerrn Erzberger gefunden. Graf Oriola hat sich nur gewundert,daß w i r gerade diesen Antrag gestellt haben.(Heiterkeit.) Nun, darinmuß es sich schon finden.(Heiterkeit.) Irgend welche Hinter-gedanken haben wir bei dem Antrag nicht gehabt, der unseren An-trägen aus dem Jahre 1884 zugunsten der Reservisten und unseremVerhalten bei der Frage der Jnvalidenpensionen durchausentspricht. ES ist durchaus kein perfider Antrag, um mtt denWorten deS Reichskanzlers zu reden, wir stellen ihn imwohlverstandenen Interesse derjenigen, die in die Armee eintretenmüssen. Graf Oriola meinte, wir hätten es leicht, solcheAnträge zu stellen, wir stimmten nachher gegen das ganze Budget.Gewiß, das bestreiten wir nicht. Man versucht ja bei jedem Gesetz-eittwurf ein Gesetz nach Möglichkeit zu verbessern, um es annehmbarzu machen. Gelingt eö nicht, so stimmt man gegen das Gesetz, undso halten wir es beim Etat. UebrigenS haben ja auch die National«liberalen von 1882—68 dem Ministerium Bismarck das Budget ver-weigert. Wenn man uns saxst, wenn wir die Mehrheit hätten, kämekein Budget zustande, so erwidern wir, ja. wenn wir die Mehrheithätten, würden wir da« Budget nach unseren Anschauungeneinrichten(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten), und für einsolches Budget würden wir selbstverständlich stimmen. Graf Oriolameinte, der Antrag sei nicht in unserem Garten gewachsen. Das istganz falsch. In einer der ersten Sitzungen meiner Frattion ist derAntrag von mir gestellt und angenommen worden. Genau sosind wir ja auch vor 11—12 Jahren für da» warme Abendbrotder Soldaten eingetreten. Das Los der Soldaten nachRiöglichkeit zu verbessern, entspricht ganz unserem Standpunkt.Die ungeheuere Mehrheit der Leute, auch der Unteroffiziere, findProletarier, die nichts übrig haben, und die mit den knappenPfennigen, die ihnen der Staat jetzt zahlt, unmöglich auskommenkönnen, zumal die Ansprüche an ihre Leistungsfähigkeit bedeutendgestiegen sind. Der gemeine Soldat ist bei seinen 22 Pf. täglichenSold auf die Unterstützung seiner Eltern und Verwandten angewiesen.(Sehr rtchttg I bei den Sozialdemokraten.) Ein Teil des Widerwillens,der unter den jüngeren Leuten herrscht, wenn sie in die Kaserne müffen,wird durch den. Hinblick auf die elende Bezahlung verursacht.Eine Erhöhung der Löhnung würden nicht nur die Soldaten, sondernauch zahlreiche Eltern mtt lebhaftem Dank begrüßen.(Sehr richtig 1bei den Sozialdemokraten.) Wir haben einen bestimmten Satz, umden die Besoldung erhöht werden müßte, in unserem Antrage nichtgenannt, aber um Pfennige darf es sich dabei nicht handeln.Das Minimum der Solderhöhung für den gemeinen Mannsollte 10 Pf. täglich betragen, was im ganzen 18'/, MillionenMark kosten würde. Der Sold der Unternffiziere sollte um8 Mark monatlich, also etwa 160 Mark jährlich erhöht werden.Das würde bei 84 060 Unteroffizieren rund 8 Millionen Markmachen. Die Uebernahme der Ausgaben für die notwendigen An-schaffungen beim Eintritt in die Armee auf das Reich— ich begreifeübrigens gar nicht, wie man das Anschaffen von Putzzeug, das Ein-nähen der Namen in die Uniform usw. bis jetzt noch von den Sol-date» bezahlen läßt(Zustimmung bei den Sozialdemokraten)—alles das mag dann noch insgesamt«ine Million Markausmachen. In Summa gibt das 27 Millionen Mark, ohneFrage eine beträchtliche Mehrausgabe, aber eine absolut notwendige,so notwendig wie die Erhöhung oer Zivilgehälter. Die 22 Pf. find1867 aus der preußischen Armee herübergenommen. Sie genügenbei den total veränderten Lebensverhältnissen nicht im entferntestenmehr. Wenn die verbündeten Regierungen unsdirekte Reichösteueruzur Beschaffung der zur Besserstellung der Soldaten und Unter-offiziere notwendigen Mittel in Borschlag bringen, find wir gernbereit, zuzustimmen. In anderen Armeen ist die ver-pflegung wie die Entlöhnung eine bedeutend beffere. Inder Schweiz erhält der Rekrut für die Uebungszeit proTag 40 Pf., der auSgebildeie Soldat 64 Pf., der Unteroffizier1 M. bis 1,80 M. nach unserem Gclde. Für seine Verpflegung hatder schweizerische Soldat keinen Pfennig auszugeben. Die ver-pflegung ist eine vorzügliche: morgens Milchkaffee oder Schokoladenach Wahl, mittags Suppe, Gemüse und Fleisch, abend» eine nahr»hafte Suppe. Die Tagesration beträgt 1'/, Pfund Brot und'/.PfundFletsch, wozu an Manövertagen noch eine Zugab« von Käse undV, Liter Wein tritt.(Zuruf de» Abg. Grafen v.rtola.)Herr Graf Oriola, wenn Sie meine Angaben bezweifeln,so erkundigen Sie sich doch an Ort und Stelle.— Zweifellossind also die schweizerischen Milizsolbaten besser gestellt als unsereSoldaten. Um so wünschenswerter ist es, daß der von uns ge«stellte Antrag auf Erhöhung der Löhnnog zur Annahme gelangt.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)Ich komme nun zu einem schon in der Budgetkommission er«örterten Punkt: zu der leidigenSaalboykottierung.Verschiedene Mlitärverwalwngen— freilich nicht alle— leistenrecht Bedeutendes auf diesem Gebiet. Daß auch Bayernund Württemberg ebenso vorgehen, habe ich noch nicht vernommen.(Zunif bei den Sozialdemokraten.) Also doch l Dann haben sie esvon Preußen übernommen, denn von Preußen kommt alles Schlechte.(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten.) Während der Wahl-kampagne hat der Reichskanzler gegenüber einem Freifinnigenmündlich oder schriftlich das Saalabtreiben, gegen welchePartei es sich auch wenden möge, als eine ganz gehässigeMaßregel bezeichnet.(Hört! hörtl bei den Sozialdemokraten.)Wir verlangen gar nicht, wie ich schon in der Budget-kommission ausgeführt habe, daß man den Soldaten erlauben soll, inden Restaurationen zu verkehren, in denen für gewöhnlich Arbeiterverkehren. Wir wiffcn, daß die Militärverwaltung aus Angst vor derBerührung der Soldaten mit Arbeitern dies verlangen niemals er-füllen würde. Was wir verlangen, ist lediglich, daß man nicht dieSaalinhaber boykottiert, die ihre Säle für Volks- und Wahl-Versammlungen hergeben. Die Versammlungsfreiheit wird zurFarce, wenn nicht dtt Saalfreiheit damit verbunden ist.(LebhafteZustimmung bei den Sozialdemokraten.) Was nutzt das beste ver-eins- und Versammlungsrecht, wenn die Säle fehlen? Die Militär-behörden scheinen aber zu befürchten, daß in einem Saale, wosozialdemokratische Volksversammlungen abgehallen werden, dersozialdemokratische Bazillus an den Wänden, an den Möbeln, wo-möglich in der Luft hängt und sich den Soldaten mitteilt.(Heiter-kcit und Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Eine solche ungeheuereKleinlichkeit und Gehässigleit ist wahrhaftig einer hohen Staatsbehördeunwürdig. Man sollte sich schämen, mit solchen Matzregeln gegenSozialdemokraten vorzugehen. Wir Sozialdemokraten müffen dochauch Steuern zahlen und Soldaten werden— mit Recht; dannlönnen wir aber auch verlangen, daß wir unsere politischen Rechtein derselben Weise betätigen dürfen wie andere politische Parteien.— Das Vorgehen der Militärbehörde wird bisweilen direkt zurAbsurdität. Als ich 1803 in Worms, der Residenz deS Herrnv. Hehl(Heiterkeit) eine Wahlversammlung abhielt, durften dieSoldaten der dortigen Garnison von nachmittags 3 Uhr an nichtdie Straße betreten.(Hört I hört I bei den Sozialdemokraten.) DieArmee soll unpolitisch sein; hier aber sehen wir, wie die Militär«behördendirekt politische Agitationbetreiben.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Das sahen wirauch wieder bei dem letzten Wahlkamps e. An diesem be-teiligten sich in ganz hervorragender Weise auch die Militärvereine.Ihre Leiter gaben die bekannte Parole gegen Zentrum, Polen undSozialdemolraten auS. Wie die Einmischung des Flottenvereiusin die Wahlagitation zum Austritt einer erheblichen AnzahlMitglieder und zum Protest des bayerischen Verbandesführte, so hat die Einmischung der Militärvereine indie Wahlagitation bei ihnen ganz ähnliche Folgen gezeitigt. Nacheinem Bericht der.Germania' aus Saarbrücken haben die dortigenKriegervereine in der gehässigsten Weise gegen das Zentrum Parteiergriffen, obwohl viele Zentrumsleute Mitglieder dieser Bereine sind.Das führte dazu, daß eine Anzahl Zentrumsleute aus den Vereinenaustraten, in denen sie in der Minderheit waren, und daß dieBereine, m denen sie in der Mehrheit waren, gegen dasganze verfahren protestierten. Das BezirkSlommando in St. Johannbeantwortete die Beschwerden mit der Aufforderung an 67 bishernoch keinem Kriegerverein angehörende Reserveoffiziere, sich schleunigstdem Kriegerverein als einer staatSerhattenden Einrichtung an-zuschließen. Gegen diese ungesetzliche politische Tätigkeit der Kriegervereine legen wir auf das entschiedenste Protest ein. Die Tausendevon Staatsanwälten, höheren Beamten, Richtern usw. in den Krieger«vereinen müßten eS wissen, daß die Kriegervereine durch threpolittsche Betättgung gegen da« Gefetz verstoßen. Aber auchhier wieder das Messe» mit zweierlei Maß. Ein.Reichs-treuer' kann daS Gesetz verletzen, wie er will; gegen ihn wird nichtvorgegangen.(Widerspruch rechts und bei den Nationalliberalen.)Für Flotten- und urieflervereine besteht da« Gesetz nicht.(Zu-ftimmung bei den Sozialdemokraten.) Wenn andere.nichtpolitische'Vereine derart an der Wahlagitation teilgenommen hätten, so wäresofort gegen sie auf Grund des preußischen Vereinsgesetzes vorgegangen. Wir verlangen, daß mit diesem Ausnahmerecht gebrochenwird und da« gleiche Recht für alle ohne Unterschied der Personengilt.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.)Wg. v. Oldenburg(t):Wir blicken mit vollem vertrauen auf das deutsche Offizier-korps, auf die deuffche Armee und auf die Verwallung der Armee.(Bravo l rechts.) Was den 13. Hauptmann anlangt, so begrüßen wires, daß der Herr KrieaSminister selbst Abstellung der Mißstände, diein dieser Beziehung bestehen, zugesagt hat. Wir hoffen, daß der HerrKriegsminister fortfahren wird mtt dem System der kleinen Garnisonenschon im Interesse der Beseittgung der Leutenot auf dem Lande.(Bravo!rechts.)— Die Resolutton Ablaß lehnen wir ab. Wenn wir auchselbstverständlich die Soldatenmitzhandlungen aufs schärfste verurteilen, so geht doch auch aus den Beispielen deS Herrn Bebelhervor, daß wenigstens die wochenlangen shstemattschen Quälereieneinzelner unglückllcher Soldaten aufgehört haben, und wir habendas Vertrauen zum Herrn Kriegsmmister. daß er auch weiterhingegen die Mißhandlungen mit großer Strenge vorgehen wird.— Was die Resolutton der Sozialdemokratenanlangt auf Erhöhung der Löhnungen für Soldaten undMannschaften, so werden wir dagegen stimmen, weil wir der Ueber-zeugung sind, daß sie lediglich agitatorische Zwecke verfolgt.DaS geht auch aus dem bekannten Buche Ihres ParteigenossenDr. Karl Liebknecht hervor. Im übrigen haben wir daS Ver-trauen zu dem Herrn Kriegsminister, daß er selbst mit Anträgenauf eine solche Erhöhung der Löhminaen kommen wird.—Wie eS in der Schweizer und der schwedischen Armee zugeht,geht uns ersten« nichts an und zweitens brauchten dieseLänder eigentlich überhaupt keine Armee, denn in einem Kriege mitemer europäischen Großmacht würden sie doch über den Haufen ge-rannt werden, und wenn sie noch so schön eingerichtete Armeen hätten.(Heiterkeit rechts.)— Herr Bebel hat wieder über den Parademarsch ab-fällig geurteilt. Wenn er selbst gedient hätte und w e n n i h m s e l b stein gediegener langsamer Schritt tndenLetbge-pumpt worden wäre(Große Heiterkeit recht«), so würde ermehr Wert auf den Parademarsch legen. Ganz abgesehen von derDisziplin ist es auch notwendig, daß da» deutsche Heer fich a n-st S n d i g p r S s e n t i e r t. Die Aushebungen sollen nicht sorgfältiggenug vorgenommen werden. Ist denn noch niemand von IhnenBeisitzer gewesen bei einem solchen Kanton? Dann fehlt IhnenwaS an Ihrer Bildung I(Große Heiterkeit.) Wenn Sie sagen, daß dieSozialdemokraten der intelligenteste Teil der Armee ist. so ist Gott fei Dankdie Sozialdemokratie in da» Offizierkorp» noch nicht eingedrungen undaußerdem habe ich die Ueberzeugung, daß die ganze Sozial«demokratte eine Spekulation auf die Dummheitder Massen ist.(Heiterkeit recht».) Mit de» vovk-ttmaßuahmrnde« Herrn Krtrgsminister» find«ir»ollkommen einverstanden.— Di«deutsche Armee und Marine sind für nn« da» erste Bollserziehung».mittel. Wtr wünschten, daß der Herr KriegSmtnister al« VertreterDeutschland» zur Friedenskonferenz nach dem Haag geschickt werdeund würden ihn darum bitten, folgende Zahlen zu verlesen. Deutsch.land verwendet für Armee und Marine auf den Kopf der Bevölkerung13.40 M.. Frankreich 23.21 M. und England 80.68 M.(Hört I hört!recht«.) Mögen die anderen Mächte erst mal aus den Stand Deutsch.land» zurückgehen, dann werden wir weiter mit un» reden lassen.(Brav»! rechts.»Sächflscher Bundesratsbevollmächtigter Freiherr v. Salzt SeKttttetdaß in Sachsen die meisten Militärmißhandlungen vorlroABD�Abg. Dr. Müller-Meiningen(fts. vp.):Namen» der fteifinnigen Parteien erkläre ich, daß mffer Atand-Punkt zu den Militärftagen genau derselbe ist wie bisher: � dieInteressen der Nation stellen wir über die der Partei und werde»jede Forderung genau prüfen. Allerdings ist uns das Urteil'von Sachverständigen wertvoller als das des Herrn Bebel. Be-züglich der alten Liebe des Herrn Bebel zur SchweizerMiliz bemerke ich, daß dort die Sozialdemokraten von dieser Milizals von einer kapitalistischen Söldnertruppe sprechen.' Der Aggregiertensonds ist eine budgetäre Inkorrektheit; nach-dem aber die Sanierung für 1908 in Aussicht gestellt ist, weiden wirdie Forderung nicht ablehnen.Dem sozialdemokratischen Antrag auf Erhöhungder Löhnung und Uebernahme der Susrüstungsaegenständsstimmen wir zu, ebenso dem Zenirumsanttag auf portofreieSendungen seitens der Soldaten in die Heimat, und dem Antragedes Herrn v. Liebermann bezüglich der Zahnärzte.Bezüglich der Saalabtreibungcn hat Herr Bebel vollkommenrecht; mit solchen Maßregeln schadet man der Sozialdemokratie nicht,sondern agittert für sie.Ich wende mich nun zu unserem Antrag gegen die BeWucherungder Offiziere. Es handelt sich darum, gegen dieses Eitergeschwürenergisch vorzugehen. Die Militärverwaltung muß alles tun, umdem Schuldenmachen entgegenzutreten. Ich wende mich zu demersten Absatz unseres Antrages, der die Bekämpfung der Sol-datenmißhandlungen fordert. Herr Oldenburg hat sich theoretischauch gegen die Soldatcnmißhandlnngen ausgesprochen, um so be-d a u e r l i ch e r ist es, daß die Konservativen gegen unsereResolution stimmen wollen. Ich bedauere auch das� von HerrnOldenburg leichthin gebrauchte Wort:„Roheiten lassen fich nicht ver-meiden".' Der Erlaß des Kricgsministers über die Einstellung vongeistig Minderwertigen in die Armee ist zu begrüßen, aber das istbei weitem nicht genügend. Bei einem Pionier wurdeSchlappwerden als andauernder Ungehorsam bestrast, und zwar mit derBegründung, daß die Ansicht deS Kompagniechefs maßgebend sei.(Hört Ihört! links.) Bei einem in Darmstadt zur Bestrafung gekommenen Fallejahrelang fortgesetzter Mißhandlungen muß man vor allem�sragen, wiesolche Fälle jahrelang den Vorgesetzten entgehen können.(Sehr richtig llinks.)— Auch die O e s s e n t l l ch k e i t des Gerichtsverfahrens istvielen Offizieren noch ein Greuel; mit einer gewissen Raffinade(Heiterkeit) wird vielfach zu verhindern gesucht, daß die Presse überhaupterfährt, wann eine Verhandlung stattfindet. DaS istunwürdig derOffiziereund der Presse.(Sehr richtig! links.) Zum Schluß noch eine Be-schwerde und einen Wunsch. Bei den Kontrollversamm»lungen wird zu viel Politik getrieben; in Dresdenist ein Mann zu 14 Tagen Mittelarrest verurteilt worden, weil eram Abend der Kontrollversammlung eine Gewerkschaft»-Versammlung besuchte.(Hört! hört! bei den Sozial-demokraten.) Durch Schaffung solcher Märtyrer agitiertman für die Sozialdemokratie. Der tollste Fall, dermir vorgekommen ist, ist der de» Rechtsanwalts Schmidtin Magdeburg. Der Mann hatte am Tage der Konttoll-Versammlung Schnupfen und mußte niesen; dafür erhielt er24 Stunden Mittelarrest. Weil er sich darüber schriftlich beschwerte,erhielt er 48 Stunden Mittelarrest; dabei war dem Manne, der nieSoldat gewesen, auf den Kontrollversammlungen nie gesagt, daßeine Beschwerde nur mündlich, nicht schriftlich vorgettagen werdendürfe. Weiter erhielt er zehn Tage gelinden Arrest wegen angebsicherAchtungverletzung in seiner schriftlichen Beschwerde. Die Offizieremüssen Rücksicht und Achtung für den bürgerlichen Beruf derMänner haben, die fich zu Konttollversammlungen einfinden.(Sehrwahr! bei den Freisinnigen.) Auf den guten Geist in der Armeekommt es vor allem an; er wird gefördert durch Gerechtigkeit.(Beifall bei den Freifinnigen.)«bg. Liebermann v. Sonnenberg(wirtsch. Dg.) spricht fich gegenda» Institut der Einjahrig-Freiwilligen au». Dem Antrage derSozialdemokraten werde er zustimmen, doch sollten die Sozial-demokraten auch die Konsequenz ziehen und den Gesamtetat nichtablehnen. Redner begründet dann die von ihm beanttagte Reso-lutton, um die Zahnpflege in der Armee zu förder». Man ist b«-sttebt, Deutschland zu isolieren; wir verttauen aber auf Gott undunsere gute Armee. Sie mögen kommen.(Bravo l recht».)Kriegsminister v. Einem:Bezüglich der Mißhandlungen find Sie wohl alle, auch HerrBebel, überzeugt, daß ich fie für einen Krebsschaden der Armee halte,und alle höheren Stellen in der Armee haben dieselbe Meinung.Sie hat auch Früchte gettagen. Die Zahl der Bestrafungen wegenMißhandlung Untergebener ist von 609 im Jahre 1904 aus 306im Jahre 1906 heruntergegangen, die Zahl der Gemißhandelten von1672 auf 780. Diese Zahlen reden eine deutliche und für uns angenehme Sprache.— Ueber die Urteile der Kriegsgerichte kann ichHerrn Müller-Meiningen nur sagen, daß uns manches Urteilgewiß nicht gefällt, aber das kommt auch bei den Zivil-gerichten vor.(Zurufe rechts.) Der Sozialdemokrat Dr. Liebknecht freilich schreibt:„Uns bietet die Form der diS-ziplmaren GewaltauSübung gerade wegen der im Systembegründeten Notwendigkeit mn ausgezeichnetes Mittel, den M i l i-tarismuS grundsätzlich und höchst erfolgreich zubekämpfen(Hört I hört I rechts), immer breitere Massen gegenihn aufzuregen und das Klassenbewußtsein in solche Kreisehtneinzutragen, die uns sonst schwer zu erreichen sind.' Wenn dasrichtig ist, müßte man annehmrn, daß die Herren ihre Klagen nurvorbringen, um Sgitation zu tteiben.(Zuruf deS Abg. Bebel.) Wennes Ihnen mit der Beseittgung der Mißstände ernst ist, so bekämpfenSie solche Bücher.(Abg. Bebel: Das habe ich auf dem Parteitagegetan I) Den von Herrn Müller-Meiningen vorgebrachten Fallstellen meine Akten etwas anders dar. Sicher ist jedenfalls, daßder'Herr sich bei deriKonttollversammlung nicht so betragen hat, wieman«S von ihm �erwarten muß. Bei uns weiß jeder, mag ergedient haben oder nicht, daß. wenn einmal stillgestanden kommandiertfit. kein Mensch ein Glied rührt.(Sehr richtig! rechts.)_ Wennjeder, der an seinem Körper ein unangenehmes Gefühl verspürt, sichkrabbeln könnte(Schallende Heiterkeit.), dann gäbe es überhaupt keinStillgestanden mehr. Herr Müller-Meiningen bat dann eine für denOffiziersstand sehr peinliche Sache berührt; er hat erwähnt, daß einegroße Organisatton von Wucherern über ganz Deutschland verbreitet ist,welche nach den jungen Offizieren ihre Anne ausstreckt. Gegen dieseOrganisation vorzugehen, ist sehr schwer. Warnungen erreichen zu-weilen das Gegenteil, was sie sollen. Allerdings muß ich zugeben,daß die jungen Offiziere manchmal mil einem grenzen-losen Leichtsinn und einer unglaublichen Naivitätdiesen Leuten mS Garn gehen. Wir haben Fälle gehabt,— ich willsie nicht erzählen, fie find zu dumm.(Große Heiterkeit.)Weiter führte Herr Bebel an unter Berufung auf Zahlen inder Presse, daß die Zabl der Diensttauglichen seit einigen Jahrendauernd gefallen sei. Hierbei sind die Zahlen derjenigen Tauglichenaußer vettacht gelassen, die überzählig waren und deshalb derErsatzreserve und der Marineersatzreserve überwiesen wurden. Be-rücksichtigt man diese, so ergibt sich, daß die Prozent, ahl derTauglichen gestiegen ist. Weiter hat Herr Bebel über die Einstellungder geistig Minderwertigen eine Anfrage an mich gerichtet. HerrMüller-Meiningen hat auf eine Verfügung de» KrieaSministeriumShierüber hingewiesen. Auch wir find der Meinung, daß daS nochnicht genug ist: e» werden aber auch die Eingestellten von Anfangan stärker al» früher m ärztliche Behandlung genommen und unter-sucht. Herr Bebe' wünschte ferner eine Lerkürzung der Dienstzeit. Ein höherer schweizerischer Offizier sagte zumir in einem Gespräche, daß die Tendenz zur Verkürzungder Dienstzeit fich durchsetzen werde, und daß fie möglichsei. weil überall die Notwendigkeit eine« starken Heeressich zeige und deshalb jeder, der in das Heer einttitt, auch umsomebrüberzeugt sei, daß er sich der Disziplin unterwerfen müsse. Sieaber(zu den Sozialdemokaten) leugnen die Notwendigkeit de«Heere».(Rufe bei deu Sozialdemokrattu: Rein!) Dam, mügeo