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Abseits, auf einem Kinberspielplaß, sieht eine Gouv'er- honte, ein junge» Mädchen, in schlichtes Schwarz gekleidet, mit einem blassen, ätherischen Gesichtchen und ordnet ihr dünnes, aschblondes Haar, das ihr ein hübscher Junge aus- einandergerissen hat. Um ihre Mundwinkel zuckt es der- räterisch und das Weinen steht ihr offensichtlich näher, als das Lachen, lleberhaupt scheint der Kleine, in dem schmucken, gut- sitzenden Matrosenkleidchen, der ganz selbstverständlichen An- ficht zu sein, daß ihm zur Ausführung seiner tollsten Launen und Einfälle das Mädchen beigegeben ist. Bald zottelt er seine Begleiterin an den Haaren und an den Kleidern, bald streckt er die Zunge möglichst weit heraus, dann wieder wirft er Hände voll Sand über sie. Und jedesmal huscht über sein hübsches Gesicht boshafte Freude. Kurt, willst Du jetzt artig seinl" ruft die Erzieherin ein über das andere Mal, mit halb zorniger, halb weinerlicher Stimme. Die Antwort ist jedesmal ein neues Bombardement mit Sand und ein indianerhaftes Freudengeschrei. Sie ist wehrlos diesen Angriffen gegenüber und verhüllt mit beiden Händen schützend das Gesicht. Jetzt hat Kurt eine Weidenrute gefunden, und nun geht's klitsch klatsch auf den Rücken und auf die Arme des Mädchens. Hülflos steht sie da. Plötz- lich stößt sie einen Schmerzensschrei aus, ein Hieb hat sie auf die Wange getroffen und ein roter Streifen bezeichnet die Stelle. Ein Arbeiter geht vorüber.Willst Du Lausejunge  aufhören?" schreit er wütend und geht einige Schritte auf den Knaben zu, der sich flink hinter seine Begleiterin rettet. Lassen Sie sich das von dem Lümmel nicht gefallen.. Das Mädchen schaut ihn erschrocken, fast verständnislos ob der Kühnheit seiner Worte an. Sich wehren, gegen den Knaben ihrer Herrschaft sich wehren, ein solch verwegener Ge- danke war ihr wirklich noch nicht gekommen. Der Arbeiter war weiter gegangen. Aber der Junge hatte die Situation sofort erfaßt. Er pflanzte sich breitspurig, die Hände in die Hosentaschen vergraben, vor der Gouvernante auf. Der hübsche Mund war spöttisch verzogen. Schlag' mich mal, schlag' mich doch mal. probier's doch, dann sag' ich's Mama, dann fliegst Du raus! Hast Du ver- standen. Du dumme Liese?" Mit dem Kescher. Der große Aufschwung, den die volkstümliche Natur- beobachtung in den letzten Jahrzehnten durch Roßmäßlers Bemühungen genommen hat, und der im Laufe der letzten Jahre besonders durch eine enorme Zunahme in der Haltung von Zimmer-Aquarien merklich geworden ist, verrät sich dem aufmerksamen Spaziergänger auch im Freien. In den weiten Bruchwäldern nördlich und nordwestlich von Berlin   kann man im Frühjahre häufig Personen beobachten, die mit Glas- und Blechgefäßen beladen und mit dem Kescher oder einem anderen Fangapparat ausgerüstet, dem Tierleben in den wassergefüllten Waldgräben nachgehen. Zum Teil handelt es sich dabei um eine kleine Industrie, z. B. um das Einfangen von Molchen, Moorkarpfen und dergleichen für die Berliner   Naturalien- und Aquarienhändler oder um die Besorgung sogenanntenlebenden Fischfutters" für den gleichen Zweck, das aus kleinen Krebstierchen besteht, die mit einem einzigen Zuge des Fangnetzes schon in großer Zahl erlangt werden. Aber den Hauptteil jener Personen führt doch die Liebe zur Natur in den Wald, die Neigung, die Natur an der Quelle zu studieren und sich neues Material fürs häusliche Aquarium zu holen, das ja im Frühling immer einer Auffrischung bedarf. An solchem Material sind unsere Bruchwälder im Frühjahr sehr reich. Die meisten Liebhaber finden, wenn auch sehr gegen ihren Willen, vielleicht die Molche, die sich ins Wasser begeben haben, um ihr Laich- geschäft zu absolvieren und deren Männchen zur Zeit im Hochzeitsfrack" glänzen: lebhafte Farben statt des sonstigen monotonen Braun und der Länge nach über Rücken und Schwanz eine flossenartige Zier, die sich später ebenso, wie die Farben wieder verliert. Der Laich der Molche und Frösche wird mitgenommen, um die Entwickelung im Aquarium zu verfolgen. In einer mit nassem Moos gefüllten Schachtel transportiert man zweckmäßig die Schnecken, die man zum Reinigen der Glaswände von grünen Algenüber- zügen zu gebrauchen gedenkt. Auf ähnliche Weise wird die braune Wasserspinne mitgenommen, die sich, freigelassen, sofort unter den Wasserspiegel begibt, dabei eine schön quecksilbern glänzende Luftblase um ihren Leib herum mit unter Wasser nimmt und sich aus solchem Materiale und mit Hülfe ihrer Spinnfäden schließlich ein nußgroßes Luft- schloß unter Wasser baut, von dem aus si« ihre Raubzüge unternimmt. Es würde viel zu weit führen, all' das kleine Getier aufzuzählen, was sich sonst noch in den Gräben breit macht und worunter manches ist, das selbst den Zoologen noch dunkle Punkte bietet. Der noch dürre Waldboden ist mit den Sternen weißer und blauer Anemonen wie gesprenkelt, am Wasier blüht die Sumpfdotterblume, die Knospen der Bäume und Sträucher öffnen sich und zwischen den Stämmen bildet sich mehr und mehr der leichte grüne Schleier, den das Laub im ersten Werden ausbreitet. Und unablässig schmettert der Buchsink sein Frühlingsliedchen auf uns herab. Der Magistrat beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der von Bezirks- und Hausbesitzervereinen aufgeworfenen Frage der Verlegung oder Aufhebungder Weih nachts- und Jahrmärkte. Es wurde beschlossen, den Oberpräsidentcn um seine Zustimmung zu der Verlegung dieser Märkte in städtische Markthallen und um eine Erweiterung des Kreises der in den Markthallen feilzubietenden Artikel zu ersuchen. Viele von den auf Jahrmärkten feilgehaltenen Artikeln Kurzwaren, Glas- geschirre, Topfwaren usw. dürfen nämlich in den Markthallen nicht verkauft werden. Mit einem gleichlautenden Antrage wird sich demnächst auch der Bezirksausschuß beschäftigen. Eröffnung der regelmäßigen Schisfahrt auf der Obersprer und der Havel  . Die Dampfschiffahrt auf der Oberspree und der Havel   nebst den anschließenden Gewässern wird heute. Sonntag, mit der Einführung des FrühjahrSfahrplaneS durch die Stern- Gesellschaft eröffnet. Von Berlin   nach Grünau   gehen Dampfer ab Jannowitzbrücke um 12%, 2, 8, 4 und 5 Uhr, außerdem um 6 Uhr nachLoreleh". Zurück gehen die Dampfer um 2%. 4, S, 6 und 7 Uhr, vonLoreley  " auch 7,11 Uhr. Sämtliche Dampfer haben in Grünau   Anschluß nach Schmöckwitz  . Außerdem geht von Grünau   einer 3,23 und von Schmöckwitz   einer 7.1S nachm. nach Grünau  . Sonntags wird bei gutem Wetter von 2 Uhr an halbstündlicher Verkehr eingerichtet. Die Ueberfahrt aus dem Müggelsee zwischen Friedrichshagen   undRübezahl  " wird am 2g. April aufgenommen. Es gehen zunächst 10 Dampfer in jeder Richtung. Auf der Havel  gehen von Sonntag an Dampfer von Wannsee   nach Potsdam   11,40 und von 2,40 bis 6,40 stündlich. Von Potsdam   gehen die Dampfer um 12 und von 2, Od bis 6, OS stündlich. An Sonntagen ist bei gutem Wetter halbstündlicher Verkehr zwischen Potsdam   und Lstannfee vgd stündlicher Berkehr zwischen Spandau   und Wannsee  . Dampfer zur Baumblüte nach Werder. Zur Baumblüte nach Werder und zugleich zum Besuch der Ausstellung in Werder richtet heute, Sonntag, den 28, April, die Spree-Hadel-Dampfschiffahrts- GesellschaftStern" folgende Fahrten ein: Von der Langen   Brücke in Potsdam   gehen Dampfer um 12, 2. 3 und v Uhr. Die Rückfahrt erfolgt von Bismarckhöhe um 1,2b, 3,25, 5,25 und 7,25, von Werder  1,85, 8,86, 5,85 und 7,35. Bei günstigem Wetter werden die Fahrten vermehrt. Die Dampfer legen auch in Caputh   und Baumgarten» brück an. Schmalhans in der Volksküche." Wegen des Artikels, den wir in Nummer Sl über die Volksküchen veröffentlicht haben, ist Frau Lina Morgenstern   uns böse. Wir fragten darin, wie eS möglich gewesen sei, daß bei der Fleischteuerung der letzten Jahre die Volksküchen dennoch einen bedeutend günstigeren Kassenabschluß als bisher erzielen und in den Jahren 1904 bis 1906 sich von damals 11483 M. JahreSzuschuß auf jetzt 163 M. JahreS Überschuß hinaufarbeiten tonnten. Zur Beantwortung dieser Frage wiesen wir aus den Geschäftsberichten der drei letzten Jahre nach, daß zum Teil bei den Mieten unnütze Ausgaben vermieden wurden, zum größeren Teil aber beim Lebensmitteleinkauf Ersparnisse gemacht wurden und zwar trotz hoher Fleischpreisc. Im besonderen hoben wir hervor, daß in den drei Jahren 1904, 1905, 1906 für Leben». mittel die nur mäßig steigenden Beträge 93 298 M., 95 134 M 93 326 M. ausgegeben, aber für Speisen die recht erheblich steigenden Beträge 142 792 M 149 835 M.. 154 443 M. ein- Senommen wurden. Frau Lina Morgenstern   schickt uns nun eine wschrift, in der sie kühn behauptet, daßder Verfasser jenes Artikels sich nicht die Mühe genommen hat, die Zahlen richtig zu lesen und falsche Schlüsse daraus zog". Sie versichert dann:«Der kleine Ueberschuß vom Jahre 1906 gegenüber dem Minus von 1905 ist nicht auf Kosten der Qualität und Quantität der Speisen in den Volksküchen entstanden." Von der Quantität an sich haben wir ja gar nicht gesprochen. Wohl aber haben wir be- hauptet, die Qualität sei herabgedrückt worden und zwar dadurch, daß die gleiche Quantität durch andere Mischung erreicht wurde. Wir führten aus, die Zusammensetzung der Speisen sei b e n ver- änderten Preisverhältnissen angepaßt worden, indem man minder teure Zutaten nahm. Das kann z. B. be- züglich des Fleisches so geschehen, daß man weniger Fleisch gibt und dafür das Gemüse und die Kartoffeln reichlicher zumißt, oder auch so, daß man beim Fleischeinkaus billigere Teile des Tieres wählt. Hierauf geht Frau M. mit keiner Silbe ein. Sie sagt nur, die Ausgaben für Lebensmittel seien 1906 nicht viel größer geworden, weilKartoffeln und Gemüse billiger waren". Nun, darauf hatten ja auch wir schon hingewiesen. Auch die übrigen Angaben, die Frau M. zur Sache vorbringt, waren gleichfalls schon in unserem Artikel enthalten. Nehmen Sie'S uns nicht übel, Frau Morgenstern: wir finden, daß Sie selber sich nicht die Mühe gegeben haben, unseren Artikel richtig zu lesen. Neber daß Verhalten eines Offiziers wird uns geschrieben: Am Freitagabend gegen%7 Uhr stand ein anscheinend dem Arbeiter stände angehöriger, junger Mann im Alter von 28 30 Jahren auf der Bordschwelle des Kurfürstendamms, Ecke Uhlandstraße, um die daherkommende Elektrische mit einem Anhängewagen vorüber fahren zu lassen; etwas entfernt von ihm standen zwei Frauen. In dem Augenblick, als die Bahn heran war, kam ein Offizier mit einer Dame auf dem dicht neben den Gleisen liegenden Reitweg vorbei geritten. Aus irgend einem Grunde scheute nun das Pferd des Offiziers und bäumte sich vorn auf. in der Richtung nach dem hier stehenden Mann zu. Dieser mutzte sich zurückbiegen, weil' der Gaul auf dem besten Wege war, ihn umzureißen. Bei diesem Zurückbiegcn rutschte unglücklicherweise der junge Mann mit einem Fuße von der Bordschwelle und geriet daher mit demselben unter die in diesem Augenblick vorbeifahrende Elektrische. Durch die Schreckensrufe der diesen Vorfall beobachtenden Frauen wurde der Führer des Wagens auf das Unglück aufmerksam gemacht und brachte mit einem Ruck seinen Wagen zum Stehen; dadurch ver- meidend, daß auch noch der Anhängewagen über den Fuß fuhr. Passanten machten sich sofort daran, den Verunglückten hervorzuziehen, er wurde vorläufig auf den Reitweg gelegt, bis eine herbeigeholte Droschke den Unglücklichen nach der Unfallstation am Zoologischen Garten brachte. Und der Ofsizier? Er hatte den ganzen Vorfall, der durch das Scheuen seines Pferdes herbeigeführt wurde, mit eigenen Augen angesehen, hatte gesehen, wie der Mann mit dem überfahrenen Fuß hülfloS dalag; er hielt eS nicht einmal für der Mühe wert, vom Pferde zu steigen. Er sah sich den Daliegenden mit einem Blick an, als wollte er sagen:Sieh Dich doch vor!" Dann sprengte er, ohne sich weiter um das von ihm angerichtete Unheil zu kümmern, mit seiner Dame davon. Das Publikum, das sich angesammelt hatte, gab in lauten Pfuirufen seiner Empörung über diese Herzlosigkeit Ausdruck. Der Gerechtigkeit halber wollen wir gleich bemerken, daß wir nicht alle Offiziere über einen Kamm scheren wollen, es gibt darunter auch Leute, die anders gehandelt hätten. Fortschritt der Genossenschaftsbewegung in Berlin  . Die auf Anregung der Konsumvereine im Herbst vorigen JahreS von der Berliner   Gcwerkschaftskommission gewählte Propagandakommission zur Förderung des Genossenschaftswesens hat während des WinterS innerhalb einer Reihe von Gewerkschaften Vorträge in Wort und Bild vermittelt, und damit zunächst den Konsumvereinen eine An- zahl neuer Mitglieder zugeführt, was auch in den im ersten Viertel. zaHre um 27 Proz. gestiegenen Umsätzen zum Ausdruck kommt, Die Umsätze der Vereine in Groß-Berlin betrugen: 1906 1907 im Januar 165 995 M. 205 454 M.. 4- 89 496 M. Februar 167 046 208 913,-- 4 1 867 . März 201 118. 264114.+ 6 2 9 96 534 159 M. 678481 M..+ 144822 M. Die in den Vereinen eingezahlten Geschäftsanteile betrugen rund 165 000 N. und die angesammelten Reserven rund 40000 Mark. Bei anhaltender Steigerung dürfte in diesem Jahre ein Gesamtumsatz von 3 Millionen Mark erreicht werden, ver aller- dings im Verhältnis zu Leipzig  -Plagwitz   mit 15 Millionen JahreS- umsatz recht minimal erscheint. Wenn in den Kreisen der Ar- beitcrschaft Berlins   das Wesen der KonsumgenosscnschaftSbcwegung erst mehr gewürdigt wird, können andere Städte im Umsatz weit überflügelt werden. Die Auflösung des Kindergartens in Charlottenburg   hat, wie demBerliner Tageblatt" geschrieben wird, ein Seitenftück, da» sich in den Zeiten allerschwärzester Reaktion zutrug. Im Jahre 1853 wurde der Berliner   Handwerkerverein, dessen idale Zwecke allseitig anerkannt wurden, wegen politischer Umtriebe polizeilich aufgelöst, obgleich nicht das geringste nachgewiesen werden konnte. Ein Volksbildungsverein allerersten Ranges wurde also ohne jeden Grund aufgelöst, nicht einmal eine Anklage wurde erhoben, obwohl die Staatsanwaltschaft damals sehr schnell gerade in derartigen Dingen bei der Hand war. Zweitens: Der Gesundheits» pflegeverein, an dessen Spitze zahlreiche Aerzte standen, die größtenteils unentgeltlich ihre Hülfe Bedürftigen zuteil werden l ießen, hatte im Laufe zweier Jahre in über 25 000 Fällen in den Häusern der Kranken helfend eingegriffen. Er wurde polizeilich aufgelöst, ebenfall» wegen angeblich politischer Umtriebe, und auch hier wurde nicht nur nichts bewiesen, sondern es wurde auch hier leine Anklage erhoben. So sah eS zur Zeit Hinkeldeh» in Preußen au». Der Geist der Behörde hat sich seidem wenig gewandelt. Welche enormen Einnahme» aus Trinkgeldern und Pachten in größeren Restaurants und Cafös der Wirt von den Angestellten be- zieht, beweist eine ziffernmäßige Aufmachung, die ein hiesiges Blatt über ein großes Kaffeehaus in der Friedrichstraße veröffentlicht. In dem Etablissement, auf da» sich die folgende Rechnung bezieht, find 15 Kellner beschäftigt. Jeder hat einen Zuträger zur Hükfe» leistung, jeder Zuträger erhält vom Wirt ein Monatssalär von 30 M. Dafür zahlt jeder Kellner an den Wirt 1 M. 50 Pf. pro Tag, also monatlich 45 M. Bleibt für den Wirt ein Gewinn von 15 M.. bei 15 Kellnern von.............. 225 SU Von den 10 Kellnern, die in der ersten Etage arbeiten, erhebt der Wirt für tägliche Zuweisung des Reviers eine Placeuraebühr" von 1 M., also von den 10 Kellnern täglich 10 M. Ergibt für den Wirt eine MonatS» einnähme von............... 300 M, Die Wäsche Jacke und Schürze bezieht der Kellner für sich und den Zuträger vom Wirt. Er zahlt dafür an den Wirt täglich 1 M. Der Wirt bezieht die Wäsche von einem Verlcihinstiwt und zahlt für die beiden Garnituren des Kellners und Zuträgers, die jeden zweiten Tag gewechselt werden. 1,20 M. Ergibt einen Gewinn von 80 Pf. in zwei Tagen, einen Monatsgewinn von 12 M., bei 15 Kellnern von........... Von der Garderobe bezieht der Wirt eine MonatS» Pacht von................. Bon der Toilette in der 2. Etage als Pacht... Von der Toilette im Parterre........ Von der Toilette in der ersten Etage..... Die Blumen- und Postkarten-Verkäuferinnen zahlen täglich an den Wirt zusammen 7,50 M.. ergibt eine Monatseinnahme von............ Der Silhouettenschneider zahlt an den Wirt 5 M. pro Tag, also im Monat........._ 1 Das macht alles in allem im Monat 180 M. 400 M. 800 M. 100 M. 100 M. 225 M. 150 M. WWWMWWWWWWWWWWW Die Monatseinnahme des Wirtes von seinen Angestellten bc- trägt also monatlich rund 2000 M., macht 24 000 M. im Jahre. Und diese 24 000 M. leisten die Angestellten im wesentlichen aus ihrer Einnahme an Trinkgeldern I Das ganze speziell die Angestellten entwürdige Trinkgelder- unwesen im Gastwirtsgelverbe wird erst verschwinden, wenn es g«- lungen ist, die große Masse der Angestellten in die gewerkschaftliche Organisatton hineinzuziehen. Das ist zwar eine sehr schwere und mühevolle Aufgabe, aber Zähigkeit und Ausdauer werden auch hier zum Ziele führen. Dann wird es auch gelingen, eine Reihe anderer Mißstände zu beseitigen, unter denen gerade diese Arbeiterschaft stark u leiden hat, wie beispielsweise die unerhörte Ausbeutung durch die Stellenvermittler. Aber auch die Gesetzgebung hat die Pflicht, für einen ausreichenden Schutz dieser ausgebeuteten Arbeiterlategorien Sorge zu tragen. Großes Aufsehen verursachte Freitagnachmittag der Selbst- Mordversuch des 17 Jahre altenPrivatdetektivs" Eberhard Bödcr- lein aus der Schönebergerstr. 1. Der junge Mann hatte ein Cafs am Kurfürstendamm   besucht und sich ein GlaS Bier bestellt. Er setzte sich hinter einen Pfeiler und zog nun unbemerkt einen Revolver hervor. Im nächsten Moment wurden die Gäste durch einen Schuß aufgeschreckt und als man hinzusprang, lag B. leblos am Fußboden. Der Selbstmörder hatte sich eine Kugel in die Brust gejagt und wurde in sehr bedenklichem Zustande in das Auguste Viktoria-Krankenhaus gebracht. Uebcr das Motiv zu seiner Tat vermochte er seines Zustandes wegen noch nichts anzugeben. Durch schnellfahrende Automobile wurden am Freitag wieder zwei schwere Unglücksfälle herbeigeführt. Der eine Unfall ereignete sich in der Bohenstraße. Dort wurden zwei Knaben, die auf der Straße spielten, von einem Kraftwagen, der in scharfem Gange von der Chausieestraße her kam, überfahren. Einer der beiden Knaben zog sich einen schweren Bruch des rechten Beines zu, der andere, sein Bruder, kam mit Hautabschürfungen und Quetschungen davon. Der Wagenbesitzer brachte beide Knaben nach dem Augusta- Hospital. Das zweite Automobilunglück ereignete sich in der Oranienstraße. Dort fuhr, wie der Polizeibericht meldet, der 29 Jahre alte Kraftwagensührer Wladislaw Trudnowski mit der Kraftdroschke Nr. 3625 vor dem Hause Oranienstr. 14 beim Ueberholen eines Straßenbahnwagens gegen die ihm entgegenkommende unbesetzte Droschke Rr. 5780. Hierbei wurde der Kutscher der Droschke, der 30 Jahre alte Franz Lange, vom Bock geschleudert. Ferner wurde das Geschirr des Pferdes völlig zerrissen und eine Feder des Vorder- Wagens zerbrochen. Beim Sturz vom Bock verstauchte sich der Droschkenkutscher Lange den linken Ann, konnte sich aber nach Hause begeben, wo er sich in ärztliche Behandlung begab. Ein schweres Branbunglück hat sich am Freitagnachmittag gegen 5 Uhr in der Holzmarktstr. 54 zugetragen. Hier wohnt der Straßen- bahnfahrer Bählke mit seiner Frau und einem zweijährigen Söhnchen; der Mann befand sich am Nachmittag im Dienst und Frau B. verließ gegen 5 Uhr die Wohnung, um einige kleine Ein- räufe in der Nachbarschaft zu machen. Sic ließ den kleinen Knaben im Bette sitzend zurück, und konnte um so unbesorgter fortgehen, als in der Nebenstube sich ihr Schwager befand. Als Frau Bählkd wenige Minuten später zurückkehrte und sich vor ihrem Hause be- fand, schlug eine Fcucrflamme aus dem Fenster ihrer Wohnung. Die erschrockene Frau rief sofort um Hülfe, und den Eintretenden bot sich ein entsetzliches Bild. Das Kind lag lichterloh brennend im Zimmer, das Bett, in dem es gelegen, stand in Flammen. AIS   man die Tür des Nebenzimmers, in welchem sich der Bruder des Straßenbahnfahrers befand, öffnete, fand man den jungen Mann trotz der großen Berqualmung schlafend im Bette vor. Der Kleine, der entsetzliche Brandwunden erlitten, erhielt die erste Hülfe von den Samaritern der hinzugerufenen Feuerwehr und wurde dann nach dem Krankenhause Am Friedrichshain   gebracht. Wie das Feuer entstanden ist, konnte bisher noch nicht völlig aufgeklärt werden; einzelne vor dem Bett aufgefundene abgebrannte Streich. Hölzer lassen vermuten, daß das Kind mit einer Streichholzschachtel gespielt und so den Brand verursacht hat. Auf der Straße von der Tobsucht befallen wurde Freitag der ZZjährige Drahtzieher Paul Segler, Schwedterstr. 36a, in der Ber- naucr- und Ackerstratze. Er raste schreiend umher, riß sich die Kleider vom Leibe und warf sie von sich. Vorübergehende Frauen versuchte der Rasende anzugreifen. Eine zahlreiche Menschen­menge hatte sich angesammelt. Nur mit Mühe gelang eS mehreren starken Männern, den Kranken zu bändigen und ihn nach der Polizeiwache zu transportieren. Von dort wurde S. nach der Irrenanstalt in Dalldorf überführt. Bon einem schweren Verlust ist am Freitagabend gegen 9 Uhr die Frau eines seit 19 Wochen ausgesperrten Drechslers be- troffen worden. Die Frau hatte Arbeit abgeliefert und eben ihren Lohn empfangen, für den sie sich viele Tage gemüht hatte. Auf dem Wege vom Büschingplatz bis Landsberger Platz verlor sie, wohl beim Ucberschreiten der Straße, ihr schwarzes Leder. Portemonnaie mit dem gesamten Inhalt, der in 35 M. bar Geld und einer auf einen Knabcnanzug lautenden Quittung bestand. Der etwaige Finder wird um Rückgabe gebeten an Drechsler Paul Reinert, Kochhannstr. 10. 4 Tr. In einer Droschke erschossen hat sich gestern nachmittag ein Herr der in der Mauerstratze vor der Deutschen Bank eine Droschke be- stieg mit der Weisung, ihn nach der ThomasiuSstraße 6 zu fahren. der Gegend des Lehrter   Bahnhofes hörte der Kutscher   ein ieräusch, das er aber nicht weiter beachtete, weil er glgubte, eS käme vom Bahnhof her. Als er an seinem Zielpunkte angelangt war. mußte der Kutscher sehen, daß der Fahrgast sich unterwegs eine Kugel in die Schläfe gejagt hatte. Der noch Röchelnde wurde nach dem Krankenhause Moabit   gebracht. Es soll sich um einen in dem Hause ThomasiuSstraße 6 wohnenden Dr. Mäckler handeln. Fälschlich totgesagt. Durch daS verhängnisvolle Versehen eines Telegraphisten der Polizei ist, wie eine Korrespondenz zu berichten weiß, ein peinliches Vorkommnis hervorgerufen worden. Sett einiger Zeit war in dem Virchow-Krankenhause der 31 jährige Kupferschmied August Zimpel untergebracht und an einem der letzten Tage sollte der Patient nach der Irrenanstalt Dalldorf übergeführt werden. Die Verwaltung des Krankenhauses richtete nun an die Pofi-ei eine