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Aus der Partei.
Bildungsausschus.
Noch immer gehen vereinzelt Antworten auf die Anfang März verschickten Fragebogen ein. Es wird ersucht, die noch ausstehenden Antworten, soweit auf ihre Verwertung und Berücksichtigung bei der Bearbeitung der Umfrage Wert gelegt wird, bis spätestens zum Donnerstag, den 16. Mai, an die Geschäftsstelle des Bildungsausschusses( Berlin SW. 68, Lindenstraße 3) einzusenden. Die Parteiblätter werden um Abdruck ersucht.
Parteiliteratur.
Soeben ist im Verlag von J. H. W. Diez Nachf. in Stutt gart erschienen: Dialektisches. Bolkstümliche Vorträge aus dem Gebiete des proletarischen Monismus. Von Ernst Untermann. XVI und 142 Seiten. Preis gebunden M. 1,-.
Aus dem Inhalt heben wir hervor: 1. Was die Handlungen der Menschen bestimmt und warum sich die Dinge ändern. 2. Der menschliche Geist ist ein natürliches Produkt des Weltalls. 3. Marrismus, Darwinismus, dialektischer Monismus. 4. Tierund Menschengesellschaften.- 5. Biologische und ökonomische Arbeitsteilung u. a. m. " Dialektisches “ ist eine Streitschrift, die bei Marristen und Darwinisten Beachtung finden wird.
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Sonntag, 12. Mai 1907.
ein. Die Straffammer zu Eisen tam zu einem frei.
19lsed
Gerichts- Zeitung.
,, Ein Herr der besseren Gesellschaft."
Die fozialdemokratische Parteipreffe Finnlands . Am Schlusse des Jahres 1906 hatten die sozialdemokratischen freisprechenden Erkenntnis. Zeitungen Finnlands im ganzen 70 000 Abonnenten. Am 31. März 1907 war ihre Abonnentenzahl auf 132 000 gestiegen, hatte sich also 900 000 Einwohner zählt, daß vier Fünftel der Bevölkerung sich fast verdoppelt. Bedenkt man, daß Binnland nur ungefähr von Landwirtschaft ernährt, größtenteils in bitterster Not lebt und jedenfalls nur sehr selten Geld für Zeitungen übrig hat, so er fennt man, was es bedeutet, wenn in einem solchen Lande auf je 22 Einwohner ein Abonnent der Parteipresse tommt. Ich bin ein Herr der besseren Gesellschaft und gehe nicht auf die Anklagebant wegen- Auch ein Zeichen für den hohen Stand der Arbeiterbewegung der Oberlehrer am Rigdorfer Realgymnafium, Herr Hermann eines Dienstmädchens," äußerte Finnlands war es, daß in Helsingfors mit seinen 111 000 Ein Schilling, in der gestrigen Schöffengerichtssitung des Rirdorfer wohnern der Demonstrationszug am Vormittag des 1. Mai nicht Amtsgerichts. Längeres herzliches Zureden seitens seiner mitweniger als 12 000 Teilnehmer zählte, und in zahlreichen Kleinftädten und Orten eine im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungszahl angeklagten Ehefrau Elfriede, veranlaßten den Oberlehrer nicht minder stattliche Menge durch Arbeitsruhe und in Demon- schließlich die Anklagebank mit seiner Gegenwart höchftselbst zu strationszügen das Fest des internationalen Proletariats feierte. beehren. Die Anklage gegen das Oberlehrerpaar war wegen elle polizeiliches, Gerichtliches usw. gröblicher Beleidigung des 19 jährigen Dienstmädchens Hulda :: ufw.del 20 Hertel erhoben. Beim Aufruf der Sache Schilling und Genossen" Was alles strafbar sein soll. Politische Versammlungen unter leisteten zwar die Zeugen dieser Aufforderung Folge, aber nicht dem Deckmantel von Unterhaltungen im Wirtshaus sollten Genosse der Angeklagte. Er rührte und regte sich nicht. Auch auf einen Peus und vier Rathenower Genossen während der Wahlbetvegung nochmaligen Namensaufruf beliebte er nicht zu reagieren. Darauf haben, weswegen ihnen Anklagen wegen Abhaltens nicht angemeldeter bemerkte er:" Ich bin nicht Schilling, ich bin Herr in einigen Dörfern des Wahlkreises Brandenburg veranstaltet aufmerksam gemacht, daß er als Angeklagter in der Sache fungiere, Versammlungen aufgehängt wurden. Die betreffenden Genossen Oberlehrer Schilling" und betrat den Saal. Hier er. hatten den Wählern mitgeteilt, wenn Beus in dem betreffenden Lokal zu sprechen sei, Peus soll dann Wahlreden gehalten haben. eignete sich dann zunächst die geschilderte kräftige Aeußerung der Das Schöffengericht zu Rathenow aber mußte fich überzeugen, daß Abneigung gegen die Anklagebant. In der Verhandlung bemerkte lediglich persönliche Unterhaltungen gepflogen waren und sprach er dem Gerichtsleiter Assessor Nadler auf die Anrede„ Herr infolgedeffen die. Angeklagten frei. die Beweisaufnahme über das diesem feinfühligen Herrn zur Last Schilling", er fei Herr Oberlehrer Schilling". Und was ergab gelegte Vergehen? Die Frau Oberlehrer hatte von ihrem daEine angebliche Offiziersbeleidigung. Weil er einen Ober- maligen Dienstmädchen Hulda Hertel 12 M. geliehen, um Teutnant zu Hirschberg, der auf der Straße seinen Hund dermaßen eine Gasrechnung zu bezahlen. Als das Dienstmädchen das Geld verprügelte, daß das Publikum allgemein Anstoß nahm, durch nach 2 Wochen nicht zurückerstattet erhielt, äußerte sie sich darüber Schimpfworte beleidigte und in einer Notiz in der Boltswacht" gegen Nachbarsleute. Das tam dem angeklagten Ehepaar zu den Vorfall falsch dargestellt habe, war Genosse Albert von der Ohren. Es stellte darauf das Dienstmädchen zur Rede und überBreslauer Boltswacht" wegen Beleidigung vor der Straffammer häufte er hierbei mit den knotigsten Beleidigungen. Sie sei eine zu Hirschberg angeklagt. Der Vorfall zu Hirschberg lieferte den Vorwand, auch die„ Volkswacht"-Notiz vor das Hirschberger Hure, die nur für die Straße tauge; das Hemd, das sie trage, bei Offizialflagen bekanntlich abgeschafft ist. Mehrere einwand- beschimpfende, kränkende Ausdrüde mehr waren die Zinsen, die Forum zu ziehen, obgleich der fliegende Gerichtsstand der Presse habe sie nicht ehrlich erworben und dergleichen völlig haltlose, gemacht, aber nicht geschimpft habe, sowie daß die Darstellung Verhandlung wurde befundet, daß auch schon von dem früheren freie Zeugen befundeten, daß Albert dem Offizier Vorhaltungen das Oberlehrerpaar auf die gepumpten 12 M. erstattete. In der der Volkswacht"-Notiz stimme. über die Prügelei geherrscht und andere Zuschauer hätten Schimpf- schwerden gegen dasselbe angebracht waren. És habe allgemeine Empörung Mädchen des Oberlehrer- Ehepaares bei der Polizei lebhafte Beworte gebraucht. Der Offizier aber beschwor, daß Albert geschimpft habe, ftritten trotz eidlichen Zeugnisses des Dienstmädchens jede Schuld. Die Angeklagten be= und stellte die Prügelei als harmlos hin. Zwei- Kinder bestätigten stritten trotz eiblichen Zeugnisses des Dienstmädchens jede Schuld. fein Zeugnis. Und auf Grund dieser Aussagen verurteilten die Der Amtsanwalt beantragte gegen den Ehemann Oberlehrer Hirschberger Richter den Genossen Albert zu sechs Wochen Schilling 50 M., gegen die Ehefrau Schilling 30 M. Geldstrafe. Gefängnis. Die bestimmten Aussagen der anderen Zeugen wurden Das Gericht erhob diesen Antrag zum Urteil. aber nicht beachtet, wurden in der Urteilsbegründung gar nicht erwähnt.
Von den Organisationen. Der sozialdemokratische Ortsverein Mannheim hat im Jahre 1906 feine Mitgliederzahl von 2164 auf 3896 gefteigert. Er hatte zu Ende 1906 425 weibliche Mitglieder gegen 312 am 1. April des Jahres. An Beiträgen wurden im Berichtsjahre 7806,24 M. eingenommen gegen 5071 M. im Vorjahre. Die Gesamteinnahmen beliefen sich inklusive 262,48 M. Bestand auf 24 238,77 m. gegen 12 955,59 M. im Vorjahre. Die Gesamtausgaben betrugen 23 359,83 M. gegen 12 692,91 M. im Vorjahre. Bei dieser enormen Erhöhung der Einnahmen und Ausgaben des Berichtsjahres müssen allerdings die Kosten des im September in Mannheims Mauern abgehaltenen Parteitages im Betrage von 8303,16 M. in Betracht gezogen werden. Am 1. Januar 1907 stellte der Ortsverein in Gemeinschaft mit dem Kreiswahlverein einen Parteisekretär an. Auf Veranlassung des Vereinsvorstandes veranstaltete der Metallarbeiterverband eine Enquete unter seinen Mit gliedern. Von den ausgegebenen Fragefarten sind 3186 beantwortet worden. Die Zusammenstellung zeigt folgendes Resultat: Abonnent der„ Volksstimme" und Mitglied der Partei waren 941, nur Abonnent 1249, nur Parteimitglied 127, weder Parteimitglied noch Abonnent 869; badische Staatsangehörige waren mur 1786 darunter. Auf Grund dieser Enquete wurden der Partei über 600 neue Mitglieder und der Volksstimme" über 300 neue Abonnenten zugeführt.
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Sozialistenrein. Der Korrespondent für Deutschlands Buchdrüder" machte dieser Tage in einem Artikel gegen den Kaplan Dasbach, der den Buchdruckerverband als sozialdemokratisch bezeichnet hatte, die Mitteilung, daß von den allgemein bekannten Führern der Buchdruder teiner der Sozialdemokratie als Mitglied angehört, in der Redaktion des „ Korrespondent" überhaupt niemand.
Personalien. In die Redaktion der„ Volksst imme" zu Frankfurt a. M. tritt als politischer Redakteur der Genosse Stauffer ein, der jetzt an der Bremer Bürgerzeitung" tätig ist und in Nürnberg an der Fränkischen Tagespost" seine journalistische Laufbahn begann.
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ein freies Vereins- und Versammlungsrecht ist. Die überflüffige Antlage zeigt wieder einmal, wie notwendig
Nachdem dieses Urteil berkündet war, geriet der Herr Oberlehrer in eine grenzenlose Wut. Er zog voller Entrüftung inspektor zu Buer ( Westfalen) hatte den dortigen Genossen hof sämtliche Namen, damit er sich sofort beschweren könne über Wodurch sich ein Polizeiinspektor beleidigt fühlt. Ein Polizei- sein Notizbuch und verlangte im Schullehrerton von dem GerichtsJohann König wegen Beleidigung berklagt, weil König in einer einen Gerichtshof, der einem Dienstmädchen mehr Glauben schenkt Versammlung gegen einen Gerichtssekretär, der der Sozialdemo- als einen Oberlehrer. Seine vor dem Gericht abgegebene Kritik tratie das Recht auf Achtung abgesprochen hatte, gesagt hatte, der gipfelte in dem Worte unverschämtheit". Polizeiinspektor habe ihm erklärt, er habe vor einem echten Sozialdemokraten volle Achtung. Der Inipettor ging davon aus, aus den Worten des Redners sei zu entnehmen gewesen, er stehe den Bestrebungen der Sozialdemokratie sympathisch gegenüber. Das Schöffengericht in Buer teilte diese Ansicht und verurteilte König wegen Beleidigung zu 20 M. Geldstrafe. Gegen dieses Urteil legte König Berufung
Das Gericht zog sich jedoch infolge dieses Benehmens eines
Herrn der befferen Gesellschaft" zu einer nochmaligen Beratung zurück und gab dann dem Herrn Oberlehrer eine Ordnungs. strafe von 50 M. mit auf den Weg.
Wie mag's den Kindern gehen, die dieser Herr der befferen Gesellschaft" aus dem Reiche des Minister Studt unterrichtet.
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