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Parteien, die Arbeiterpartei und die Opposition. Der Minister - Präsident Kidston ist aus der Arbeiterpartei hervorgegangen und seine Gegnerschaft zum Sozialismus hat die Spaltung hervor- gebracht. Darum kann man nicht von einer Niederlage der Sozialisten sprechen, sondern nur von einer Scheidung der Anhänger und Gegner des Sozialismus innerhalb der Arbeiterpartei. Die 17 gewonnenen Sitze stellen einen Reingewinn für die sozialistische Partei dar. Ein neueres Telegramm lautet: Siduey, 21. Mai. Das Resultat der Parlamentswahlen in Queensland ist folgendes: Gewählt wurden 24 Ministerielle, 20 Sozialdemokraten und 28 Mitglieder der Opposition. Danach hätte die junge Sozialdemokratie einen erfreulichen Er- folg zu verzeichnen. Indes sind nähere Meldungen abzuwarten. Die russische Revolution. Fünfzehntausend Skorbutkranke. Laut offiziellen Berichten sind im Gouvernement Ufa bis zum 23. April 15 673 Skorbuttranke registriert worden, und das bei der Tatsache, daß 250 000 Notleidende in den öffentlichen Speisehäusern einige Unterstützung finden. Die allrussische Semstwoorganisation zur Unterstützung Notleidender, die mit privaten Mitteln arbeitet, versorgt allein gegen 144 000 Personen in diesem Gouvernement Ohne diese Hülfe, nur auf die Unterstützung der Regierung an- gewiesen, wäre die Mehrzahl der Notleidenden Hungers gestorben, denn die Zahl der Skorbutkranken zeigt, daß die HülfZaktion noch jetzt bei weitem nicht ausreicht, um der endlosen Not abzuhelfen. Wie viel Personen in den entlegenen Gegenden Hungers gestorben sind, konnte bisher nicht festgestellt werden. Der Terror. Odessa , 20. Mai. Auf der Preobraschenskajastraße neben dem Gebäude der Polizeinicisterkanzlei wurde gegen die Polizeioffiziere Panassik und Poliankewitsch und mehrere Schutzleute eine Bombe geworfen. Die beiden Offiziere wurden getötet, die Schutzleute nebst mehreren Passanten schwer verwundet Einer von den Tätern wurde erschossen, zwei wurden verhaftet. Die Straße wurde sofort von Militär besetzt und in verschiedenen Vierteln der Stadt kam es alsbald zu Judenmißhandlungen. Verzweiflungsakte. Petersburg, 21. Mai. Die Sträflinge des Gefängnisses L i t o w s k i meuterten am Sonntagabend. Polizei und Truppen mußten einschreiten, um die Menschenmenge, die sich vor dem Gefängnisse angesammelt hatte, zu zerstreuen. Die Meuterer wurden in Ketten gelegt_ 6cwerhrcbaftlicbcf)* Ein Jubiläum. In einem besonders schmucken Gewände präsentierte sich die letzte Nummer desCourier", des Fachorgans des Ver- bandes der Handels-, Verkehrs- und Transportarbeiter Deutsch- lands. In flammendem Rot kündet die Zahl 100000 den Mit­gliedern, daß die Auflage des wöchentlich er- scheinendenCourier" nunmehr 100000 E x e m- place beträgt. Mit berechtigtem Stolz kann die Verbandsleitung der Transportarbeiter auf das Geleistete zurückblicken, reichen doch nunmehr die Fäden der Organisation in fast alle Schichten derungelernten" Arbeiter des Handels und Verkehrs hinein. Bereits Ende der achtziger Jahre war in Berlin ein Correspondenzblatt" erschienen, das, freilich in geringer Auflage, die Interessen der Berliner Handelshülfsarbeiter wahrnahm. Ihm folgte dieEinigkeit", die aber an Abonnentenschwind- sucht zu Grunde ging. Der Grundsatz, daß speziell die Presse berufen ist, den Organisationsgedanken der Arbeiter zu propagieren, ließ unter den Berliner Handclshülfsarbeitern bald ein neues, entsprechend den geringen Mitteln, nur einmal monatlich erscheinendesCorrespondenzblatt" entstehen. Ihm folgte derHandelshülfsarbeiter" und mit der Gründung des Zentralverbandes erschien am 15. Januar 1897 die erste Nummer desCourier". Klein war, nach den heutigen Verhältnissen des Verbandes, der Anfang und schwierig der Boden, den derCourier" zu beackern hatte. Ende 1898 waren im Verbände erst 5687 Ar- beiter organisiert, gegenüber 81 784 Verbandsangehörigen am 31. Dezember 1906. Während im Jahre 1897 für Unterstützungen an Mitglieder in Notfällen 1324,88 M., für Streiks nur 262,23 M. gezahlt wurden, kamen 1906 für Unterstützungen 187 840,61 M., für Streiks 281 242,13 M. zur Verausgabung. Getreu der Erkenntnis, daß ein möglichst hoher Lohn und verkürzte Arbeitszeit eine Lebensnotwendigkeit für den Arbeiter ist, entfaltete die Organisation ihre Haupttätigkeit im Kampfe um bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen. In den 10 Jahren seines Bestehens erreichte der Verband flir 28 279 Mitglieder Verkürzung der Arbeitszeit, für. 67 896 Mitglieder Lohn- erhöhungen, die allein in den drei letzten Jahren die Summe von 6 361 646,20 M. betrugen. Geradezu glänzend sind die Erfolge, die die Berliner Filiale des Verbandes bei einzelnen Lohnbewegungen erzielte. So stieg der wöchentliche Lohn der Rollkutscher von 15 bis 18 M. im Jahre 1896 auf jetzt 2528 M., in Einzelfällen auf 30 M. Die Müllkutscher erhielten damals 16 bis 19 M., jetzt 39,50 M., die Mehlkutscher sind von 18 M. auf 36 M. gestiegen. Die Arbeitskutscher haben mit Hülfe der Organi- sation ihren Lohn von 15 M. auf 3033 M. gehoben usw. Und bei so offenbaren Erfolgen des Organisationsgedankens tvagen es die Reaktionäre aller Schattierungen, über die Un- frnchtbarkeit der Arbeiterbewegung zu lamentieren. Aber trotz aller Gegenagitationen marschiert der Gedanke der Organisation unaufhaltsam; in den Kreisen der bisher Indifferenten macht sich niehr und mehr das Gefühl geltend, daß es nur in der Organisation, im Zusammenschluß einen Rückhalt gegen die kapitalistische Ausbeutung gibt. Möge der proletarische KämpferCourier" bald sein zweites Hunderttausend Leser erreichen! Lerlln unä klnigegenck« Die Bewegung im Bäckergewerbe. Die..Freie Vereinigung der Bäckermeister von Berlin und Umgegend" hat den bekannten Schiedsspruch des Einigungsamtes des Berliner Gewerbegerichts abgelehnt. Dies geschah in einer Mitgliederversammlung, die gestern abend imKönig- städtischen Kasino" in der Holzmarktstraße stattfand, und zwar in einer vom Vorstand und den Vertrauensmännern vorgeschlagenen Resolution, die einstimmig angenommen wurde. In der Resolution wird ausgesprochen, daß das Einigungsamt nicht berechtigt ge- Wesen sei, einen Schiedsspruch zu fällen, weil nur die Abmachungen, die im vorigen Jahre zwischen den Innungen und dem Gesellen- verband getroffen wurden, Gegenstand des Konflikts mit der Freien Vereinigung gewesen seien.«Ueber den wöchentlichen Ruhetag," heißt es in der Resolution weiter,hatten die Ver- treter der Vereinigung wohl ein Recht zu diskutieren, insbesondere darüber, wie der wöchentliche Ruhetag für a 1 1 e im Gewerbe tätigen Personen erreicht werden kann, das Einigungsamt aber hatte kein Recht zu einem Schiedsspruch._____ Lerantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantD�z Die Versammlung lehnte den Schiedsspruch des EinigungI- amtes deshalb ab, weil für 1800 2000 Meister pro Woche 89 Arbcitsschichten herauskämen, während 2500 Gesellen nur sechs Schichten pro Woche zu arbeiten hätten. Eventuelle Aushülfe würde viel zu viel Gebäck, welches nicht vcrlaufsfähig wäre, pro- duzieren und somit neben dem Aushülfslohn dazu beitragen, daß das tägliche Brot abermals eine Verteuerung erfahren würde. Die Versammlung beschließt daher: a) Den geforderten Lohn wie die Zugeständnisse in betreff Kost und Logis und Lehrlingsfrage, sowie des freien Abends und des neu zu errichtenden paritätischen Arbeitsnachweises auf- recht zu erhalten, wenn: 1. auf Grund des Schiedsspruches nicht der Streik und Boykott von der Gesellenorganisation proklamiert werden; 2. diejenigen Bäckereien, welche die Vereinbarungen vom Jahre 1906 gehalten haben, weder vom Streik noch Boykott be- troffen werden. d) Zu eventuellen weiteren Verhandlungen erteilt die Veo sammlung denselben Vertretern weitere Vollmacht. c) Sollte die Gesellenorganisation den Punkten 1. und 2. zm wider handeln, so zieht die Vereinigung die unter a) gemachten Zugeständnisse zurück, und es gelten dann für die Mitglieder die Abmachungen, welche die Gcscllenorganisation im Jahre 1906 mit den Innungen getroffen hat, bis auf weiteres." Seitens des Vorstandes wurde noch besonders hervorgehoben, daß ein von den Vertretern beider Parteien unterzeichneter Ver- trag noch nicht existiere. Sollte es zu neuen Verhandlungen kommen, so werden sich die Vertreter der Freien Vereinigung wohl darüber belehren lassen, daß das Einigungsamt, als es seinen Schiedsspruch über den wöchentlichen Ruhetag fällte, in keiner Weise seine Befugnisse überschritten hat. Die 15 vereinigten Vorstände der Bäckerinnungcn von Berlin und den Vororten haben als Antwort auf die vom hiesigen Verband der Bäcker den einzelnen Meistern zugesandte Aufforderung, wie sie schreiben,ein letztes Wort in letzter Stunde" zugehen lassen. Dieses letzte Wort lautet: Soeben versendet der Hamburger Verband an uns Bäckermeister eine Aufforderung, den vom Gewerbegericht diktierten(!) Vertrag mit ihnen abzuschließen. Mit gleißnerischen Worten, die so grell gegen den früheren Ton abstechen, fordert er uns auf, mit ihm einen verständigen Frieden einzugehen. Kollegen, leset das beigelegte Flugblatt, und dann urteilt, wie der Verband auch jetzt noch bemüht ist, durch Lügen, Verdrehen und Ver- leumdungen Zwiespalt in unsere Reihen zu säen, um mit diesem gemeinen Mittel sein Ziel zu erreichen. Zum letzten Mal warnen wir Euch! Glaubt einem Hetzschold und seinen Genossen nicht! Haltet auf Eure Kollegen, denen die Erfahrungen von 1904 und aus anderen deutschen Städten zur Seite stehen! Unterliegt nicht der Versuchung! Ihr könnt die Forde- rungen nicht erfüllen! Ihr müßt finanziell und wirtschaftlich daran zugrunde gehen! Seid Männer und Meister, die nicht ihre Bäckerei, ihre Existenz unter die ständige Kontrolle von be- zahlten Aufwieglern stellen werden! Denkt der Schmach, die man Euch vor drei Jahren in der Rosenthalerstraße angetan hat, und Ihr werdet Euch nicht zum zweiten Male einer solchen Erniedrigung aussetzen. Treu stehe jeder Kollege zum anderen und zum großen Ganzen, und die Versuche werden zuschanden werden. In allerkürzester Zeit wird Euch durch die Versammlung und durch ein Anschreiben Näheres mitgeteilt werden. Die Vereinigten Vorstände Berlins und der Vororte. gez. Fritz Schmidt. Ferner haben die vereinigten Vorstände folgende Ver- haltungsmaßrcgeln den einzelnen Meistern vorgeschrieben: Tie ihm vom Gesellenverbande zur Anerkennung übersandten Vcrtragsformulare sind entweder dem kontrollierenden Obmann, welcher sie dem Jnnungsbureau zuzustellen hat, oder dem be- treffenden Jnnungsbureau direkt sofort auszuhändigen. Ebenso ind alle Einzelboykotts unter Beifügung des von den Gesellen hierzu herausgegebenen Flugblattes dem obigen Bureau zu melden. Auch die Anzeige desVorwärts" über einen Meister alsBe- willigter" ist sofort dem Jnnungsbureau mitzuteilen, damit der Vorstand unverzüglich die erforderlichen Schritte unternehmen kann. Die Jnnungsnachweise sind im Falle eines Streiks ge- chlossen. Aushülfskräfte vermitteln nur die Jnnungsburcaus. Es wird aber von den meisten Meistern erwartet, daß sie sich einen oder zwei Tage selbst aushelfen. Bei Kontraktbruch ist dem Ge- sellcn das Jnnungsbuch abzunehmen und dem Obermeister sofort einzusenden. Lohnabzüge sind auf keinen Fall zu machen, sondern der Lohn ist voll auszuzahlen. Sonstige Raterteilungen erfolgen in den Jnnungsburcaus oder in den Vereinslokalen der Bezirks- vereine." Alle diese Kriegsvorbereitungen werden den Herren nichts nützen, wenn die Gesellen unter Beihülfe der übrigen Arbeiter- schaft ihre Forderungen mit Nachdruck vertreten. Achtung, Schuhmacher! Die Schuhwaren-Firma Stiller ist Siesperrt. Folgende Geschäfte kommen in Betracht: Jerusalemer- traße 38/39, Friedrichstr. 75, Potsdainerstr. 2. Taucntzienstr. 19a. Schuhmacher-Verband Berlin . Deutfehes Reich. Zur Holzarbeiter-Aussperrung. In den Tischlereibetrieben zu B u r g bei Magdeburg wird in- folge des Schiedsspruches des Einigungs'amtes zu Berlin die Arbeit am 22. Mai wieder aufgenommen. Da aber die Drechslereien in Burg und eine Swhlsabrik sich dem Schiedsspruch nicht unterwerfen wollen, bleibt Burg für Drechsler und Stuhlmacher gesperrt. Ein neuer Unternehmertrick. In Flensburg sind die Maurer in den Ausstand getreten, weil die Bauunternehmer ihre Fordenmg auf eine geringfügige Er- höhung des Stundenlohnes brüsk abgelehnt haben. Die Unternehmer haben daraufhin kurzerhand, offenbar um einen Druck auf die Maurer auszuüben, die gänzlich unbeteiligten Zimmerer aus- gesperrt und die Bauhülfsarbeiter. für die sie unter diesen Umständen keine Beschäftigung mehr hatten, entlassen. Sofort nach der Arbeitseinstellung der Maurer bemächtigte sich die lokale Scharfmachervereinigung, der Arbeitgeberverband, der Angelegenheit und veröffentlichte in der bürgerlichen Presse eine Erklärung, in der die Höhe des geforderten Stundenlohnes, 60 Pfennige, als unnatürlich bezeichnet und die Maurer des Vertragsbruchs bezichtigt wurden. Die Anschuldigung ist sinnlos, denn weder besteht im Flensburger Baugewerbe eine KündigungSftist, so daß die Maurer also jeden Tag die Arbeit niederlegen konnten. noch war ein Tarif abgemacht. Die Bauunternehmer selbst hatten. als die Maurer im vorigen Jahre an sie herantraten, den Abschluß eines Tarifs hintertrieben, und es waren bloß Abmachungen über Lohn und Arbeitsdauer, ohne jede Fristbestimmung für die Verein- barung. zustande gekommen. Trotzdem ließ sich die Bauinnung vom Arbeitgebcrverband scharf machen und strengte sogar gegen die Flens- burger Zahlstelle deS Maurerverbandes vor dem Gewerbegericht eine Klage wegen KontraktbruchS an. Ein Kontrakt konnte zwar bei der geschilderten Sachlage nicht vorgelegt werden, dafür hatten aber die Jnnungsmeister einen funkelnagelneuen Trick ausgeheckt, bezw. sich von den Scharf- machern unter die Hand geben lassen. Weil bei den vorjährigen Ver- Handlungen zwischen der Innung und der Maurcrorganisation einige Briefe gewechselt worden waren, berief sich die Innung auf den§ 127 des Bürgerlichen Gesetzbuches , in dem es über die Form eines Rechtsgeschäfls heißt: Zur Wahrung der Form genügt, soweit nicht ein anderer Wille anzunehmen ist, telcgraphische Uebermittelung und bei einem Vertrage Briefwechsel." Mit den vier letzten Worten wollten die schlauen JnnungS- krautcr die Gesellen inS Unrecht setzen. Natürlich hat die Be- stimnulng bloß einen Sinn, wenn überhaupt ein Rechtsgeschäft ab- geschlossen worden war, wovon im vorliegenden Falle nicht die Rede sein konnte. Die Gesellen ließen sich denn auch auf dieses täppische Manöver gar nicht erst ein und blieben der Verhandlung vor dem Gewerbegericht, die am Sonnabend stattfand, fern. Das Gewerbegericht kam überhaupt nicht in die Lage, in eine Prüfung des Sachverhalts einzutreten. Es erklärte sich zum großen Aerger des erschienenen Jnnungsvorstandes für unzuständig, da es nur in gewerblichen Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, nicht aber in solchen zwischen Organisationen zu entscheiden habe. Die Innung zog darauf ihre Klage zurück. Von welchem sozialen Geist auch in dieser Gegend die Bau- Unternehmer beseelt sind, geht daraus hervor, daß die FlenS- burger Baninnung die Feme , die sie nach dem üblichen Schema sofort über die ausständigen Maurer und die aus- gesperrten Zimmerer verhängte, auch auf die Bauhülfsarbeiter, die lediglich wegen ArbeitSinangels entlassen worden sind, aus- gedehnt hat, mit dem Erfolg, daß diese weder auf der Schiffswerft noch in anderen Betrieben am Orte Arbeit bekommen. Von dem Streik bezw. der Aussperrung und Entlassung sind betroffen 240 Maurer, 72 Zimmerer und 33 Bauhülfsarbeiter, die meisten haben bereits auswärts Beschäftigung gefunden. Die Maler von Westerland auf Sylt befinden sich im Streik; dieselben verlangen eine Erhöhung des Stundenlohnes von 55 auf 60 Pf. Die Meister lehnen aber jegliche Verhandlung mit der Organisation ab. Sie geben sich dem Wahne hin, nach Pfingsten genügend Arbeilsträfte zu bekommen. Deshalb werden unier den weitgehendsten Versprechungen Malergehülfen durch Annoncen nach Westerland gesucht. Zuzug ist fernzuhalten. Aussperrung der Tabakarveiter. In Bünde i. W. stehen bei der Firma Waarmann u. L e v i s o h n etwa 100 Tabakarbeiter wegen Lohnforderung in Kündigung. Der Fabrikantenverein hat nunmehr beschlossen, daß, wenn es dort zum Streik kommt, sämtliche Arbeiter der H a in- burger, Bremer und westfälischen Zigarren- fabriken ausgesperrt werden. Letzte JVaebriebten und Depefeben- Streik der Seeleute. Streik der Seeleute. Hamburg , 21. Mai. (W. T. B.) Eine heute abend in Altona abgehaltene Versammlung der organisierten Seeleute von Ham- burg-Altona, die von etwa 500 Personen besucht war, beschloh ein- stimmig, sofort in den Streik einzutreten. Ter Ausstand umfaßt das gesamte Deck- und Maschinenpersonal mit Ausnahme der Mannschaften der Fischdampfer und der Schlepp- und Leichterfahr- zeuge. Die Streikenden fordern die einheitliche Regelung der Heuersätze und Erhöhung bezw. einheitliche Festlegung des Ueber- stundenlohnes sowie die einheitliche Regelung der Kündigungs- fristen, des Ueberstundenwesens, des Wacheshstems und deS An- Heuerungswesens. Sie fordern weiter, daß ihnen Gelegenheit ge- geben wird, Klagen über die Behandlung und BekSftigung de» Reedern selbst vortragen zu können. Unglückliche Spazierfahrt. Gießen , 21. Mai. (B. H. ) Der Landwirt Dörr aus Groß- Busseck unternahm mit seinem Wagen einen Ausflug. In Reiß- kirchen stürzten die Pferde, der Wagen schlug um. Zwei Insassen wurden schwer verletzt, während Dörr selbst tot auf dem Platze blieb._ Beschlagnahmte Flugblätter. Budapest , 21. Mai. (B. H. ) Die Polizei beschlagnahmte taufende von Aufrufen an dir landwirtschaftlichen Arbeiter der sozialistischen Partei, in welchen dieselben wegen der neuen Gesinde» vorläge zum Streik aufgefordert werden. Eine vorbildliche Regierung. Madrid , 21. Mai. (B. H. ) Die liberale Partei erneuerte ihren Beschluß, dem Parlamente fernzubleiben und nicht eher wieder in dasselbe zurückzukehren, bis die Regierung ihr volle Satisfaktion für die ungeheuren Wahlfälschungen geleistet hat. Niedergebrannter Zirkus. Barcelona , 21. Mai. (W. T. B.) Der StiergefechtszirkuS ist vollständig niedergebrannt._ Judenhetzen in Odessa . Odessa . 21. Mai. (B. H. ) Infolge der gestern erfolgten Ermordung zweier Polizeioffiziere herrscht in der Stadt furcht- bare Aufregung. Ter Ausbruch eines allgemeinen Juden- Massakers wird ernstlich befürchtet, um so mehr, als die Polizisten und die den Straßendienst versehenden Kosaken mik dem Mob fraternisieren. Odessa , 21. Mai. (W. T. B.) Als sich heute der Zug mit der Leiche des durch die gestrige Bombenexplosion getöteten Polizei- aufsehers Panassik der Kirche näherte, in der auch die Leiche deS bei derselben Explosion umgekommenen RevieraufseherS auf- gebahrt war. wurden plötzlich auf die Menge zwei Schüsse abgegeben. Es entstand eine Panik. Mehrere Frauen wurden ohnmächtig. Da man vermutete, daß die Schüsse aus einem nahegelegenen Hotel ab- gegeben worden waren, schössen eine Anzahl junger Leute auf daS Hotel. Verletzt wurde niemand. In allen anliegenden Straßen wurden die Läden geschlossen. Das Revier wurde von Truppen um- stellt. Die Polizei veranstaltete in vielen Wohnungen HauS- suchungen und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Revolutionäre Kämpfe. Woronesch , 21. Mai. (W. T. B.) Im Dorfe Kalatsch wurden am 18. diese? Monats dreißig revolutionäre Sozialisten verhastet. Am andern Tage kam es zu Ruhestörungen, eine große Menge griff die Polizei an, ein Landgendarm wurde durch einen Stein am Kopfe verwundet. Die Polizei war gezwungen von der Feuerwaffe Gebrauch zu machen. Mehrere Bauern wurden ver- wundet, unter ihnen zwei tödlich. Der Telegraph wurde zerstört. Der Gouverneur traf mit einer Abteilung Kosaken gestern dort ein. Brennender Dampfer. Grand Rapis(Michigan ). 21. Mai. (W- T. B.) Der DampferNaomi" verbrannte heute morgen auf der Fahrt von Grand Häven nach Milwaukee bis zur Wasserlinie. Die 59 Paffagiere wurden gerettet, vier Mann von der Besatzung kamen ums Leben. UI. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Lerlagsanstqii Paul SingerLrEo., Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsblatt