War cS denn durchaus nötig, wegen einer so geringen Der-fehlung das arme Mädchen gleich zur Anzeige zu bringen? Manist doch sonst in den Warenhäusern rücksichtsvoller, wenn eine Dameaus besseren Kreisen dabei gefaßt wird, wenn sie sich nicht gelaufteGegenstände aneignet.In größter Lebensgefahr schwebten am dritten Pfingstfeiertagdrei Personen bei einem Bootsunfall auf dem Tegeler See. VierPersonen, eine Frau und drei recht korpulente Herren hatten sich vondem Bootsverleiher am Sportbad ein Ruderboot geliehen und warendamit auf den See hinausgerudert. Auf offenem Wasser begingensie die Unvorsichtigkeit, in dem kleinen Fahrzeug die Plätze zuwechseln. Durch die heftige Schaukelbewegung der schweren Insassenschlug das Boot um und kam zum Kentern. Nur der Frau gelanges, sich schleunigst wieder an das Fahrzeug anzuklammern. Dagegenversanken die drei Männer in der Tiefe. Insassen hinzufahrenderMotorboote gelang eS. wenn auch unter großen Schwierigkeiten,glücklich alle drei zu retten. Einer der Gefährdeten hatte bereis dasBewußtsein verloren,Genickstarre ist bei einem Soldaten deS 47. Jnfanterie-RegimentSfestgestellt, der von Posen kam und sich dieser Tage besuchsweise beiseinen in Rixdorf wohnenden Eltern aufhielt. Der Soldat ReinholdBolle kam in Rixdorf schon krank an und mußte sich zu Bett legen.Der Arzt und auch der hinzugerufene Kreisphysikus stellten Verdachtan Genickstarre fest. Nach dem Garnisonlazarett in der Scharnhorst-ttraße gebracht, wurde schließlich Genickstarre konstatiert.Der Arbeiter-Sängerbuud Berlins und Umgegend hatte amttsten Feiertag zu Ehren der anläßlich der Generalversammlung der„Liedergemeinschaft der Arbeiter-Sängervereinigungen Deutsch-lands" anwesenden Delegierten der Arbeiter-Sängerbünde imSaale der Brauerei Friedrichshain einen Kommers veranstaltet,der sich trotz des schlechten Wetters eines zahlreichen Besuchs derFreunde eines guten Gesanges erfreute. Die Hoffnungen, die dieSangcsfreunde auf den Abend gesetzt hatten, wurden auch in vollemMaße erfüllt; lieh es sich doch der dem Arbeiter-Sängerbund an-geschlossene Gesangverein„Typographia" angelegen sein, etwas Be-sondcrcs vor den zahlreich versammelten Gesangskcnnern zu leisten.Nur wenige große Gesangvereine können es wagen, wie es„Typo-graphia" unter Leitung des tüchtigen Dirigenten Herrn AlexanderWcinbaum tat,„Die Götterdämmerung" von Zöllner so zu Gehörzu bringen, daß der Zuhörer auch einen Nutzen davon hat. Unddie Sänger gaben sich auch besondere Mühe, um sich des Beifallswürdig zu erweisen, den ihnen Sangeskundige und Gesangskritikerzollten. So mancher, der einem kleinen Gesangverein angehört,mag ob dieser Leistung von dem Gefühl des Neides nicht ganz frei-geblieben sein. Natürlich brachte„Typographia" außer der ebenerwähnten Leistung noch eine Anzahl anderer Lieder zum Vor-trag, die speziell für den Abend besonders gut ausgewählt warenund machte so seinem Rufe als leistungsfähiger Arbeitergesang-herein alle Ehre.Angenehm ergänzt wurde das Programm durch verschiedenenette Sachen der Brettl-Dlva Margarethe Walkotte und des„Berliner Ulk-Trio" mit keinen Vorträgen volitisch-satirischenInhalts.Gesperrt ist der südliche Fahrdamm der Gitschinerstraße von derPrinzenstraße bis zum Sedanufer mit Ausnahme der Kreuzung derÄlexandrinenstraße behufs Umpflasterung vom 21. d. Mts. ab.Radrennen zu Spandau, IS. und 20. Mai. Die Eröffnungsrennen der neuen Spandauer Bahn, an deren Vollendung in denletzten Wochen mit Hochdruck gearbeitet worden war, um sie bis zumPfingstfest fertig zu stellen, wurden durch die Ungunst des Wetterssehr beeinträchtigt. Am Sonntag konnten wenigstens noch die Vor«laufe zu einigen Rennen vor gutem Besuch, den hauptsächlich dieBerliner bildeten, ausgefahren werden. In dem Eröffnungs-preis über 1000 Meter<120, 80. SO. 80 M.) plazierten sich in sechsVorläufen Dörflinaer, Edöp; Teile. Bedell; Peter, Kelbel; Scheuermann, Nowack; Stoll, Conrad; Kudela, Stabe. Zwischenläufeund Endlauf am Montag. 32 Fahren endeten unplaziert.In dem Vorgabefahren über 2000 Meter<7S, 50, 25, 15, 10 M.)wurden die drei Vorläufe gewonnen von Rabe<40 Meter Vor-gäbe) vor Erdy<120), Hansen<00) und Schapke<130); T h e i l e<10)bor Conrad(20), Bedell(0) und Stol(0); Kudela(0) vor Scheuermann(0), Hoffmann(40) und A. Müller<00). Unplaciert endeten84 Fahrer, unter ihnen Därflinger<0), Peter<0), Wegener<10),Althoff<20). Beim Endlauf kamen gleich beim Ablassen der nassenBahn wegen sechs Fahrer zu Fall, so daß das Nennen abgebrochenwerden mußte. Vom Großen Einweihungspreis, einemDauerrennen über eine Stunde mit Motorführung und Preisen voninsgesamt 10800 M. kamen am Sonntag die beiden Borläufe überje 50 Kilometer zum Austrag. Die Besetzung war eine sehr gute;unsere besten Dauerfahrer wie Contenet, Darragon, Guiauard,Günther, Salzmann, Stellbrink und Vanderstuhft waren zur Stelle.' Im 1. Lauf siegte der Kölner Günther in 36 Min. 18%; Sek. vorStellbrink, 37 Min. 15% Sek. und Darragon, 15 Runden zurück.Stellbrink hatte bis zum 33. Kilometer die Spitze, kam dann aber durchReifen- und später noch einmal durch Radschaden ins Hintertreffen.Darragon hatte ebenfalls Reifenschaden und gab beim 45. Kilometerauf.— Der zweite Lauf wurde von dem Belgier Bander st uyftin der sehr guten Zeit von 34 Minuten 59 Sekunden vor Salzmann(85 Minuten 29% Sekunden) und dem Franzosen Contenet, 4480Meter zurück, gewonnen. Vanderstuyft behauptete während deSganzen Rennens die Spitze; auch Heidelberg fuhr sehr gut,da er noch unter den Folgen eine« kürzlich erlittenenSturzes zu leiden hatte; Contenet hatte Reifenschadenund blieb dadurch zurück. Mit knapper Not konntedieser Lauf zu Ende gefahren werden; denn durch denwiederholt einsetzenden Regen war die Bahn bedenklich naß geworden.Ein Rekordversuch GuignardS über 10 Kilometer und ein gut be-setzteS Tandemfahren sielen aus.Die Fortsetzung der Rennen am Pfingstmontag war deS un-aufhörltchen Regens wegen unmöglich, zum Leidwesen der Fahrerund der immerhin noch in ziemlicher Zahl erschienenen Besucher.Aus dem auf der Treptower Bahn geplanten Stundenrekord-versuch wurde des schlechten Wetters wegen nicht». Anfänglich wurdedie Eröffnung um eine Stunde verschoben, schließlich blieb nichtsübrig, als das Rennen auf den nächsten Tag anzuberaumen, und eswurde bekanntgegeben, daß die ausgegebenen Billetts Geltung be-halten. Ein großer Teil der �Besucher hatte dagegen nichts ein-zuwenden und verließ die Bahn, ein anderer Teil dagegen verlangtefein Geld zurück.'Das wurde verweigert. Die Leute sammeltensich nun vor dem Bureau, und nach kurzer Zeit erschien einGendarm auf dem Plan und nahm sofort gegen dasPublikum Stellung. Er requirierte, wie man uns schreibt.zwei Soldaten au» der Menge und forderte die Leute auf, sofortwegzugehen, da sie sich sonst deö LandsriedenSbruches schuldigmachten; jeder Besucher hätte weiter nichts übrig, als den Zivil-klageweg zu beschreiten. Nur der besonnenen Haltung der Leute, diewirklich nachher ihr gutes Recht preisgaben, ist es zuzuschreiben,daß sich die schon ziemlich gestiegene Erregung legte und so weitereernste Zusammenstöße mit der Polizei und Gendarmerie unter-blieben.Orgelkonzert. Mittwoch, den 22. Mai. abends%8llhr findetin der S t. M a r i e n- K i r ch e das nächste Orgelkonzertdes königlichen Musikdirektors B. Jrrgang statt unter Mitivirkungvon Fräulein Hedwig Kaufmann lSopran). Herrn A. N. Härtung-Müller. Streichquartett von Frau Bmnka Becker-Samolewska undHerrn Otto Becker(Lehrer an der königliche» Hochschule für Musik)Orgel. Orgelkomposttionen von I. S. Bach, W- Fr. Bach uudM. Reger. Der Eintritt ist frei!Das Berliner Aquarium hat im Verlauf der letzten Tage ausfünf verschiedenen Land- und Mceresgebicten Zusendungen er-halten, welche zahlreiche Angehörige der betreffenden Faunen um-fassen, so daß die Käfige. Süß- und Seewasserbecken deS Institutsein mannigfaltiges Leben und viele Seltenheiten beherbergen. Intas hinterste Glashqps gpf der rechtem Seite der Schlgngengaleriezogen mehrere gewaltige, über meterlange Echsen ein, die nur aufeiner Antilleninsel heimisch sind und schon von weitem durch ihrenstarken Körperbau und einen scharfgezähntcn Rückenkamm auf-fallen, bei näherer Besichtigung aber durch ein auf der Stirnstehendes bräunliches Horn, welches ihnen den Namen„Nashorn-Leguan" verschaffte, von allen Verwandten sich abheben. Auch dieAbteilung der Schwanzlurche hat eine wertvolle Ergänzung er-fahren durch zwei Exemplare einer die Sumpfgewässcr der füdöst-lichen Staaten der Union bewohnenden Spezies, die infolge ihresaalähnlichen, mit nur winzigen, schwächlichen Beinchen ausge-rüsteten Leibes die Bezeichnung„Aalmolch" erhielt; somit hat dasAquarium seine Sammlung dieser absonderlichen Amphibien, dacS auch den japanischen und den nordamerikanischen Riesensala-mander, den Furchenmolch, den Olm und den absonderlichen Arm-molch besitzt, zu einer noch nicht dagewesenen Vollständigkeit ge-bracht.Fcurrwehrvericht. An den Pfingstfeiertagen hat die Feuerwehreine Reihe von Bränden der verschiedensten Art zu löschen gehabt.U. a. wurde sie nach der Chausseestraße 7 gerufen, wo in einemKinematographen Filmstreifen in Brand geraten waren. Gleichzeitig,nachmittags um 6 Uhr, brannten in der Willdenowstraße 23 tneiner Schlächterei Späne und anderes. Ein Keller war total ver-qualmt. Kurz vorher mußten zwei Kellerbrände in der WilhelmStolzestratze 7 und Urbanstraße 65 gelöscht werden. Stroh,Kohlen usw. brannten dort. Um 1 Uhr nachts mußte ein Küchen-brand in der Jnvalidenstraße 0 vom 13. Zuge ausgegossen werden.Der Fußboden, Kohlen und anderes waren dort in Brand geraten.Um 2 Uhr nachts lief eine undeutliche Feuermeldung ein. Esmußten veShalb mehrere Züge ausrücken und sämtlicheFeuermelder der Feuerlinie Ü abfahren und prüfen. Amzweiten Feiertage früh um 5 Uhr kam in einem Kellerder Eichendorfstr. 20 Feuer aus. Der 14. Zug hatte längere Zeit zutun, um die Flammen, die an Kohlen reiche Nahrung gesundenhatten, auf den Keller zu beschränken. Ein Ladenbrand beschäftigteden 7. Zug in der Posenerstr. 24. Durch tüchtiges Wassergeben ge-lang es, eine weitere Ausdehnung zu verhüten. In Boxhagen-NummelSburg. Wühlischstr. 27, hatte derselbe Zug einen Wohnungü-brand nachmittags um 4 Uhr zu löschen. Küchen- und Wohnungs-brände mußten ferner in der Gartenstr. 20. Toaostr. 5, Görlitzcr-straße 61. Luisenstt. 10, Fidicinstr. 25, Hannoverschestraße und ananderen Stellen gelöscht werden. Wegen eines KellerbrandeS erfolgteein Alarm nach der Rosenthalerstr. 8a.Vorort- JVadmehtemRixdorf.Wirtschaftliche Fragen der Gegenwart lautete das Thema, dasin zwei vom sozialdemokratischen Wahlverein einberufenen Bolls-Versammlungen in den Lokalen von Hoppe und Thiel zur Behand-lung stand. Referenten waren die Genossen R e h b e i n und Ge-werkschaftssckretär Ritter. Beide Redner gaben einen kurzenUeberblick über die EntWickelung der Gewerkschaftsbewegung. DieTaktik der Unternehmer, zu Aussperrungen zu greifen, habe das Kampf-feld geändert, die Lohnkämpfe werden immer langlvieriger. DieserUmstand lege die Frage nahe, ob die Gewerkschaftsbewegung immer aufrichtigem Wege sei. Die 400 eigentlichen Mitglieder des Zentral-Verbandes deutscher Industrieller haben die Klinke der Gesetzgebungin der Hand. Das Unternehmertum habe ans der EntWickelung derGewerkschaften gelernt; ihre Organisation sei straffer als die derArbeiter. Redner gaben ein Bild der Holzarbeiteraussperrung undglauben, daß die Arbeitgeber des Baugewerbes durch denVerlauf derselben Wohl emgesehen haben, daß die nach denReichstagswahlen ausgegebene Losung, den Arbeitern absolutnichts zu bewilligen, nicht innegehalten werden könne.Gerade der Kampf in der Holzindustrie beweise, daß wir durchausnicht pessimistisch sein brauchen. Leider können von den organisiertenArbeitern— ganz abgesehen von den Indifferenten— viele eSnoch nicht einsehen, daß sie zusammengehören; ivegen Kleinigkeitenwürden oft die großen Ziele auS dem Auge gelassen. Noch traurigersei eS, wenn sich Arbeiter zu gelben Gewerkschaften vereinigen.Zum Beweise, welch' mittelalterliche Anschauungen in denselben vor-Händen seien, verlas Genosse Ritter ein Flugblatt der gelben Bäcker-gewerkschaft, das sogar noch einen Unterschied zwischen Gesellen undArbeitern macht, auch den Gesellen den schönen Trost gibt, daß siefür ihr schweres Arbeiten am Backtrog ja durch das Herrenlebenals künftige ehrsame Bäckermeister voll entschädigt würden. AuSalledem erhelle, daß>vtr unermüdlich weiter arbeiten müssen, umauch den letzten indifferenten Arbeiter in unsere Reihen hinein«zubringen. Während bei Hoppe keine Diskussion beliebt wurde,kritisierte bei Thiel Genosse PagelS die Tarifverträge, ebenso dasBestreben mancher großen l�verkschaften, ihre Mitglieder mehrdurch UntcrstützungSemrichtungen zu halten und neue heranzuziehen.Schöneberg.Ein Racheakt hat gestern am frühen Morgen an der Eckeder Ebers- und Maxstratze großes Aufsehen hervorgerufen. DerKellner Joseph Götzinger, Maxstr. 9 wohnhaft, ist mit der Nichtedes GasWirts Utcrmatz, der Telephonistin Klara K., verlobt.Am Freitagabend hatte er mit seiner Braut daS an der erwähntenStraßenecke belegene Restaurant des U. besucht. Im Laufe desAbends war es nun zwischen dem G. und dem U. zu Aus-einandersetzungen gekommen, die schließlich dahin führten, daß G.von dem Gastwirt aus dem Lokal gewiesen und ihm der fernereZutritt verweigert wurde. Gestern Morgen erschien er vor demU.'schen Lokal und als er den Gastwirt hinter der großen Laden-scheide bemerkte, erhob er eine Stockflinte und schoß damit nach U.Die Spiegelscheibe wurde durch das Geschoß zertrümmert. DaSletztere traf aber nicht den Bedrohten. Es wurden ihm nurdurch Glassplitter im Gesicht Verletzungen beigebracht. G. ent-fernte sich schleunigst, wurde jedoch von Vassanten verfolgt undverprügelt. In seiner Wohnung wurde er später durch die Polizeiverhaftet.Brih-Buckolv.Heber Demokratie und Monarchie referierte in der Mitglieder-Versammlung des Wahlvereins Genosse Sassen dach. Rednerlegte zunächst die Unterschiede beider RegierunaSformen dar. DieFrage, ob die Monarchie vom geschichtlichen Standpunkt aus gerechtfertigt sei, beantwortete der Referent dahingehend, daß unterbestimmten Verhältnissen der Despotismus kulturell wirken könne.Indes gehe aus der Geschichte hervor, daß die republikanischeStaatsform für die Kulturentwickelung da? meiste geleistet habe.Die Monarchie sei auch nicht, wie das unsere bürgerlichen Geschichtsschreiber darstellen, eine göttliche Einrichtung, sondern etwasgeschichtlich Gewordenes. Zum Schluß erklärte Redner, daß dasProletariat keine Ursache habe, die Monarchie zu stützen, da diesesich stets für die Interessen der Besitzenden entscheidet. Eine Dis-kussion über den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortragfand nicht statt.Rummelsburg.Die Gemeindevertretung beschäftigte sich in ihrer letztenSitzung mit einem Antrage der Verwaltung der Hochbahn umVerlängerung der Anschlußbahn der Hochbahn durch den OrtsteilBoxhagen. Diese neue Bahnlinie soll bei der Revalerstraße vonder Warschauerstraße abzweigen, demnächst die Libauerstraße. dieWühlischstratze und die GryphiuSstraße in Boxhagen und inLichtenberg die Jungstraße, die Scharnweberstraße und die Gürtel-straße durchlaufen und an der Frankfurter Chaussee endigen. Dader mit der Verwaltung der Hochbahn abzuschließende Vertragder Gemeindevertretung noch nicht vorgelegt werden konnte, so be-schließt die Vertretung auf Antrag unserer Genossen, die eventuelleGenehmigung zu vertagen, bis der abzuschließende Vertrag vor.liegt.— In Gemäßheit früherer Beschlüsse wird eine Regelungder Freistellen an den hiesigen höheren Lehranstalten dahin gut-geheißen daß die eivgexichtej«! ß Proz. Freiftxllen ausschließlichnur an befähigte Minderbemittelte vergeben werden; die Ve-freiung vom Schulgeld eines Bruders von drei Geschwijtc' n,welchen auf Grund der„Drei-Geschwisterschaft" Freistellen ge-währt werden münen, bleibt außer Berechnung.Ferner wird beschlossen, wegen Regulierung der Wescrstraßemit der Gemeinde Lichtenberg folgendes Abkommen zu schließen:1. Die Gemeinde Lichtenberg zahlt zu den Grunderwerbs-kosten für den Wismarplatz, welcher der Gemeinde Rummelsburgrund 20 000 M. kostet, einen einmaligen Zuschuß von 7500 M.2. Zu den von der Gemeinde Rummelsburg auszuführendenRegulicrungs- und Pflasterungsarbeiten des Stratzendammeszahlt jede Gemeinde die Hälfte der hierdurch entstehenoen Kosten.3. Die Gemeinde Rummelsburg übernimmt die dauerndeUnterhaltung und Reinigung des ganzen Stratzendammes.4. Für die Uebernahme der Unterhaltungs- und Rcinigungs»Pflicht seitens der Gemeinde Rummelsburg zahlt die GemeindeLichtenberg an erstere Gemeinde eine einmalige Abfindungssummein Höhe von 33 000 M.Zur Pflasterung sollen Reihensteine 4. Klasse zur Verwendungkommen; die Kosten hierfür betragen nach dem aufgestelltenKostenanschlage 151 650 M.— Eine längere Debatte zeitigte dieDebatte über die Besprechung der Petition über die Ein-gcmeindung der Gemeinde nach Berlin. Nach den Ausführungender Vertreter der Grundbesitzerpartei sollen zurzeit die maß-gebenden Vertreter der Staatsregierung sowie auch die StadtBerlin einer Eingemeindung nach Berlin sehr sympathischgegenüberstehen. Da triftige Gcgencinwendungen nicht ge-macht wurden, so beauftragte die Gemeindevertretung in ihrerMehrheit den Gemeindcvorstand, in einer späteren Sitzung einediesbezügliche Vorlage einzubringen.— Die Bewilligung einereinmaligen Subvention zur Errichtung einer Fährverbindungmit Motorbooten zwischen Rummelsburg, Liebelsinsel, Stralauund Treptow zeitigte ebenfalls eine längere Debatte. Es wirdbeschlossen, eine Subvention von monatlich 150 M. für die sechsSommermonate und zur Errichtung einer Anlegestelle eine Bei-hülfe von 300 M. zu zahlen. Die Abfahrt erfolgt vom Gemeinde-grundstück Hauptstraße 4 ab täglich halbstündig in der Zeit von7 Uhr früh bis 0 Uhr abends, bei Bedarf auch später. Ms Be-dingung gilt, daß der Fahrpreis für die ganze Strecke für Er-wachscne nicht mehr als 10 Pf. und für schulpflichtige Kinder nichtmehr als 5 Pf. betragen darf. Ein Antrag unserer Vertreterbetreffend die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen an Ge-meindeverordnete verfiel wegen zu späten Eingangs der Ver-tagung.Weifjensee.Die Hausagrarier t« Aengsten. Wohl noch nie haben dieAngesessenen in der Gemeindevertretung eine solche Einmütigkeitan den Tag gelegt, wie in der letzten Sitzung gelegentlich derBeratung über den Erlaß eines Ortsstatuts, betreffend die Heran-zichung zu Straßcnunterhaltungskosten. Nach jj 9 des Kommunalabgabengesetzes können zur Deckung eines Teiles der Kosten fürNeu- sowie UmPflasterungen von Straßen mit besserem Materialvon denjenigen Grundeigentümern, welchen hierdurch besonderewirtschaftliche Vorteile erwachsen, Beiträge zu den Kosten dieserVeranstaltung erhoben werden. Gegen den Erlaß eines dies-bezüglichen ÖrtSstatutS hat eine am Tage vorher stattgefundeneVersammlung der Haus- und Grundbesitzer Stellung genommenund einstimmig dagegen protestiert. Der Gemeindevorsteher rügtescharf die Art, in der eS die Hausbesitzer versuchen, Wirtschaft-liche Vorteile für sich herauszuschlagen. Er habe bisher geglaubt,daß ein Gemeindevertreter seiner Verpflichtung gemäß Allgemein-interesscn zu wahren habe, aber niemals Interessen eines Vereins.Nachdem er dann die im Ortsstatut enthaltenen Paragrapheneingehend erläuterte, empfahl er dessen Annahme. Herr Könitz,Vorsitzender des Grundbesitzervereins und Direktor der Mittelbaugesellschaft, gab sich als Einberufer der Versammlung bekannt,und erklärt, ganz genau zu wissen, wie er als Gemeindcvertreterzu handeln hat, aber auch als Vorsitzender des Grundbesitzer-Vereins habe er die Pflicht, seine Mitglieder vor etwaigem Schadenzu schützen, denn überall müsse der vauSbesitzer die Zeche zahlen.Mit der Wertzuwachssteuer habe Weißensee einen rühmlichenAnfang gemacht und es scheine, als wenn der Herr Bürgermeisterweitere Lorbeeren ernten will. Wie die Wertzuwachssteuer, sowürde auch dieses Gesetz ein Hemmschuh für die EntWickelung desOxteL fein und die Baulust hindern. Daß ein Direktor einerBaugesellschaft nicht anders redet, versteht sich am Rande. HerrM c w e S, Vorsitzender des Hausbesitzervereins i. Liqu., sprach sichnicht direkt gegen das Ortsstatut aus, sondern will nur einigeHärten beseitigt wissen, indes müsse er dagegen stimmen, weiler sich hierzu verpflichtet habe. Die Genossen Frentz, Peukertund Taubmann waren für die Vorlage und beleuchteten dieArgumente der Herren Hausbesitzer in drastischer Weise. Einvon unseren Genossen gestellter Antrag auf Vertagung fand erstdas richtige Gehör, als Herr Gernich bemerkte, daß wohl diemeisten der in der Versammlung anwesend gewesenen Herrengar nicht so recht wußten, um waS eS sich handelte, denn wäreer gestern so schlau gewesen wie heute, dann hätte er sich nichtverpflichtet dagegen zu stimmen, er ist für Vertagung. DieseAusführungen erregten die größte Heiterkeit. Der Vertagungs-antrag fand mit 12 gegen 11 Stimmen Annahme. Während dieGegner bei dieser hochwichtigen Frage fast alle anwesend waren,fehlten drei unserer Genossen. Bei Anwesenheit derselben wäredie Vorlage mit 2 Stimmen Mehrheit angenommen worden.Hohen-Schönhaufen.Eine nochmalige Beratung des Etats hatte die letzte Gemeinde-Vertretersitzung vorzunehmen, da die Aufsichtsbehörde den bereitsfertiggestellten Etat nicht genehmigt bat. Bezüglich des entlassenenGemeindeschreibcrs meinte der Geineindevertreter Eisermann, der„Vorwärts'bericht habe über die Angelegenheit nicht richtig berichtet.Der Schreiber soll sein Gehalt nicht weiter erhalten, lveil er zubummlig gearbeitet habe- Dem Herrn scheint aus dem Gedächtnisentschwunden zu sein, daß im vorigen Herbst ein Antrag zur Be-rattmg stand, einen zweiten Schreiber anzustellen, da ein Schreiberdie Arbeit nicht mehr schaffe. Unser Genosse Thiele beantragtedamals für einen neu einzustellenden Schreiber 100 M. Monats-gehalt. Der Gemeindevertreter Geusler schlug vor, einen Lehrlingmit 10 M. einzustellen. Als der Schreiber befragt wurde, wie erdarüber denke, bat derselbe, den Antrag unseres Genossen Thieleanzunehmen, um mehrere Monate eine leistungsfähige Hülfslraft zuhaben; ein Lehrling könne ihn nur belasten. Trotz dieses nicht vonder Hand zu weisenden EmwandeS bewilligte die Gemeindevertretung10—20 M. pro Monat. Es wurde ein 13jähriger BolkSschüler an»genommen, der erst Ostern aus der Schule kam. Herr Eisermannmag hieraus ersehen, wen an der»bummligen Arbeit" des Schreibersdie Schuld trifft._Vermischtes.Schnee und Frost während deS PfingstfesteZ. In Westdeutschland,im Riesengebirge und im Thüringer Wald haben Schnee und Frostwährend der Pfingstfeiertage großen Schaden angerichtet. AuS ganzWestdeutschland kommen der„Köln. VolkSzcitnng" zufolge Meldungen über Schaden, den der Frost in der Pfingslnacht angerichtethat. Im Lahntal und im Westerwald sank das Thermometer bisans 3 Grad unter Null. An vielen Orten sind die Bohnen undKartoffeln erfroren. Die oberen Lagen der Moselwetnberge habenempfindlich gelitten, im Sauerland ist die Obstblüte vernichtet, aufvielen Feldern find die Saaten erfroren.Auch im Riesengebirge herrschte den ganzen ersten Feiertaggroßer Schneefall. Einige Wege der Hochgebirge waren geradezuverweht. Wie die.Vossische Zeitung' berichtet, entluden sich amzweiten Feiertage auf dem Gebirge infolge der daraus herrschendenSchwüle heftigen Gewitter. Der Verkehr im Hochgebirge war anbeidon Feiertagen trotzdem sehr stark. Im Thüringer Walde gingenam zweiten Feiertage größere Schneefälle nieder. Auf dem JnselS»berge lag der Schnee sechs Zentimeter hoch.