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die Kaiser Franz Josef verlesen hat. Es ist Sem Monarchen, Die österreichischen Verhältnisse sind anders gearfet als der vor nun 60 Jahren seine Regierung unter dem Zeichen die Preußen- Deutschlands , und wir finden es begreiflich, der Konterrevolution begonnen, der 10 Jahre lang die absolu- wenn die österreichischen Genossen in Anbetracht dieser Vertistische Herrschaft gegen die Bedürfnisse der Zeit verteidigt hältnisse und ihres opfervollen, mit höchst anerkennenshat und neben sich nicht einmal das schwächliche Delegierten- wertem Geschick geführten erfolgreichen Kampfes um das allparlament dulden wollte, es ist ihm nicht an der Wiege gemeine, gleiche Wahlrecht die Frage der Teilnahme an dem gesungen worden, daß er im Greiſenalter die Beseiti- parlamentarischen Eröffnungsaft mehr als eine Frage gung jeglichen Vorrechtes im Wahlrechte" der Etikette, denn als eine Frage des Prinzips betrachten. preisen und in dem Parlamente des allgemeinen Stimm- Doch selbst in politischen Etikettefragen fönnen Zugeständnisse rechtes die Bürgschaft für die Zukunft seines Staates er- bedenklich sein, und die Tatsache, daß nicht die gesamte Frakbliden werde! Es ändern sich nicht bloß die Zeiten, sondern tion einfach die Teilnahme an der Gröffnung des Reichsrats auch die Menschen; die Entwickelung der Arbeiterklasse ist beschlossen, sondern nur die Teilnahme freigestellt" hat, und Erzieherin nicht bloß der Staaten, sondern auch der daß troß dieser Freistellung nur 11 Abgeordnete an dem ErMonarchen! öffnungsakt teilgenommen haben, beweist, daß auch unter den
man
und häufig umfassenden Anleihen erklären, die die flerifale Agitation feit den 60er, in den 70er und noch Anfang der 80er Jahre bei den Lassalleschen Ideen gemacht hat. Man sagt vielfach, der Kulturkampf habe mit einer Niederlage der Regierung, einem Gang nach Kanossa geendet. Das trifft nur bedingt zu. Richtig ist, daß der Kulturkampf die Macht der Klerisei wesentlich stärkte. Aber diese errang keinen eigentlichen Sieg, was schon daraus hervorgeht, daß fie auf dem Gipfel des Einflusses nicht einmal die Aufhebung des Jesuitengesetzes durchzusehen vermochte. Der Kampf versumpfte, beide Teile legten die Waffen nieber. Am Ende desselben war der Kapitalismus zur wirtschaftlich herrschenden Produktionsform in Deutschland geworden und die Kirche selber in die Interessen des letteren hineingewachsen; auch sie hatte sich zu einer vorwiegend kapitalistischen Anstalt entwidelt und gerade die Größe ihres Reichtums mußte sie die MauseIm allgemeinen kann einer Thronrede in Desterreich Mitgliedern der Fraktion Bedenken gegen die Beteiligung rung um so schneller durchmachen lassen. Hatte sich die Kirche zu eine erhebliche Bedeutung nicht zuerkannt werden. Sie ist, bestanden haben. Sicherlich hatten unsere Genossen nächst gegen die Bütteldienste gewehrt, die der Kapitalismus ihr nach landläufiger Auffassung, das Programm der gerade im feinen Anlaß, die Eröffnung eines Parlaments, das auf ansann, so übernahm sie diefelben jetzt aus eigenen Stücken und Amte befindlichen Regierung; wer weiß jedoch, wie Grund des von ihnen erkämpften allgemeinen, gleichen Wahlmit um so höherem Nachdruck, je größere kapitalistische Interessen lange diese österreichische Regierung am rechts zustande gekommen ist, zu einer Demonstration zu besie zu vertreten, je mehr sie selbst die proletarische Klassenbewegung Ruder sein wird? Es mag der Regierung Beck im nußen, aber die Teilnahme an dem Eröffnungsakt kann leicht, zu fürchten hatte. Nach dem Einschwenken der Kirche und der öfo- Augenblick ganz gut gehen; ficher ist aber, daß feit Taaffe , wenn auch von einem 3u- Hofe- gehen" nicht gesprochen nomischen Ueberwindung des Kleinbürgertums war der Kultur- also seit 1893, die Lebensdauer feiner Regierung auch nur werden kann, als Demonstration für den Kaiser, als kampf zweck- und finnlos geworden. Er schlug um in das Sozia- annähernd die Dauer einer Legislaturperiode erreicht hat. Sonzession an das monarchische Prinzip gedeutet werden. listengesetz. Und das eben noch unterdrückte Zentrum spielte diesem Reine war in der Lage, ihr Regierungsprogramm zu verwirk- Das hätte sich vermeiden lassen. gegenüber eine schmählichere Rolle als der Freifinn. Die Ver- lichen oder auch nur ernstlich zu betreiben. Wenn in England längerungen des Sozialistengesezes in den 80er Jahren wären nicht eine Regierung bei Eröffnung des Parlamentes ihr Promöglich gewesen ohne den Umfall eines Teiles der Zentrumsfraktion. gramm feststellt, so ist es auch ein Programm der die Ne Die Entwidelung brachte die Kirche in einen wirtschaftlichen gierung fundierenden Mehrheit: ist also ein Programm, das Gegensatz zu beträchtlichen Teilen ihrer Anhängerschaft. Mit dem Kopf und Fuß hat. Die österreichische Regierung besitzt aber Und noch einmal siegte Clemenceau .... Eine Mehrheit feinen Klaffeninstinkt, der sie von jeher ausgezeichnet, suchte sie nicht nur feine Majorität, sie weiß überhaupt nicht, ob sie sie von 100 Stimmen bewilligte dem Blutminister das Vertrauen und ihm von langer Hand zu begegnen. Sie organisierte. Ginmal die finden wird; was sie in der Programmrede sagt, find also sprach die Zuversicht aus, daß er die Achtung vor dem Gesetz sichere Arbeiter, die sie in konfessionellen Vereinen vor der Seuche des nicht mehr als ihre Absichten und ihre und die Wiederherstellung des Friedens beschleunigen werde.... Sozialismus ebenso abzuschließen trachtete, wie seinerzeit die Ge- ünsche. Und sie wünscht, daß alle so benannten Staats- Was hat Herrn Clemenceau diesen Sieg verschafft? Die Angst ſellenschaft des Handwerks. Die Bauernvereine erwuchsen unter notwendigkeiten bewilligt werden: die Thronrede verlangt und die patriotisch- autoritätsstrenge Entrüftung angesichts der ihrem Beistand. Für die Entwickelung des ländlichen Genossen die Erfüllung der Forderungen des Militarismus, spielt mit Militäremeute? Oder die Scheu, seine traurige Erbschaft, schafts-, für die Förderung des Innungswesens trat sie träftig ein. Steuererhöhungen und pointiert mit unverkennbarer Be- die Feigheit, die schwere Verantwortung der kommenden Tage Waren die katholischen Arbeiter- und Gefellenvereine mit ihrer fliffenheit als Pflicht der neuen Volksvertretung, die nun die zu übernehmen? In jedem Falle hat das Bourgeoiskonfessionellen Grundlage von vornherein auf die Berſplitterung Mitverantwortung für das Schidial des parlament gezeigt, daß es dieser Regierung vollauf würdig der Arbeiterschaft berechnet, so galt für die Besitzenden der pari- anzen trägt", alio als Rompensation für die Erweite- ist. Hätten die Sozialisten, hätten Aldy und Jaurès tätische Gesichtspunkt. Gleichzeitig sette der Klerikalismus die Gesetzgebung in Bewegung. Für die Interessen der Arbeiterschaft rung des Wahlrechtes die Befriedigung der staatlichen nicht der furchtbarsten Anklage Worte verliehen, dem schreckwählte er, soweit es der Vermeidung minder belangreicher Kon- werden eine Reihe großer und kleiner Reformen angekündigt, lichen Schauspiel des unbarmherzigsten Bürgerkrieges, Lebensbedürfnisse". Dafür, gleichsam als Entschädigung, hätte in diesem tragischen Augenblick, vor flitte zwischen Industrie und Arbeiterschaft und damit dem Großbetrieb, der kapitalistischen Konzentration, dienlich war, wie dies unter denen sich auch eine Reihe fozialpolitischer Forderungen nichts gehört als das widerwärtige Gezänk niedriger Dema Genosse Laufenberg in seiner Broschüre Lug und Trug oder christ- findet. Insbesondere wird die Alters- und Invalidenversiche- gogen und die kleinlichen Bosheiten aufgespeicherter Rantüne, liche Reaktion und christliches Geschäft" nachgewiesen hat. Dem rung versprochen( die freilich schon 1901 angekündigt wurde), man konnte eine Ahnung der tiefen Quellen der Insurrektion Bauern verhalf man mittels der Schutzölle zu höheren Verkaufs- welche von der Thronrede der Befreiung der Bauernschaft erlangen, als man Clemenceau und Millerand mit giftigem, borhalten preisen, mittels der Steigerung der Grundrente zu einer höheren von den Grundlasten und der Begründung der Freiheit des schadenfrohem Hasse einander ihre Blutschuld Verschuldungsgrenze; sie überantwortet das platte Land um so bürgerlichen Erwerbes als gleichwertig an die Seite gestellt und zwischen Reaktionären und Radikalen den Streit andie Geistlichen gewisser der Zinsknechtschaft des Hypothekenkapitals, als auch das formen; will sie doch alle Parteien zur„ fruchtbringenden Ar- an dem Unheil Schuld trügen. gewisser der Zinsknechtschaft des Hypothekentapitals, als auch das wird. Natürlich verspricht die Thronrede allen Klassen Re- heben fah, ob die Freimaurer oder Das Ministerium hat sich Genossenschaftswesen die kapitalistischen Gesellschaftstendenzen nur fördern, aber nicht hemmen kann. Großes aber hatte man mit beit einen und darf sie doch wirklich keine ausschließen. Da heute retten tönnen, aber der bürgerliche Parlamentarismus als er nicht einmal durch den in einem Barlamente des allgemeinen Wahlrechts ein solches hat sich selbst gerichtet, den Innungen vor; sie sollten sich zu Produktibassoziationen auf Stück Volksrecht verkörpert ist, kommt es natürlich weniger Anblick hingemordeter Bürger und durch die Flammenröte der Grundlage des Handwerkerstandes auswachsen. Hize, der in der Frage des Handwerkerschutzes" lange Jahre die Führung der darauf an, was die Regierung verleiht oder berjagt. Es des inneren Krieges emporgerissen wurde, Innungsleute in Händen hatte, gedachte sie nicht nur zu Genoffen fommt nun nicht mehr in erster Linie auf die Regierung Pfuhl des jämmerlichen Cliquenstreites zu verlassen. Diese schaften zu entwickeln, die mit allen Vorteilen der Maschinentechnik an, sondern auf das Parlament. Das muß nun zeigen, was Gesellschaft hat kein Herz und teine Einsicht und nicht einmal die guten Manieren, die die Privilegierten von ehemals auch produzierten: es sollte ihnen gar das Recht der Expropriation der es will und was es kann. Großbetriebe und das Verkaufsmonopol für ihren Bezirk zugeAn der feierlichen Eröffnung des Reichsrates nahmen in folchen Momenten hatten. So war die heutige Sigung ein grell beleuchtender Komsprochen werden, Bestrebungen, die heute um so mehr als begraben diesmal auch sozialdemokratische Abgeordnete Ein arbeit gelten fönnen, als unsere Syndikate das Verkaufsmonopol auf teil. Der Beschluß des Verbandes ging dahin, diesmal von mentar zu den dunkelen Vorgängen im Süden. Grund kapitalistischer Konzentration zu verwirklichen trachten und einem demonstrierenden Fernbleiben abzusehen und die Teil- fames, tüchtiges und selbstbewußtes Volt erhebt sich dort, um teilweise bereits verwirklicht haben. nahme an dem Eröffnungsakte den Abgeordneten freizu- der unsauberen Regierungsfarce der bourgeoisen Cliquenpolitik ftellen"; von dieser Freistellung" haben elf Abgeordnete, und sein Recht und feinen Willen entgegenzusetzen. Und der Süden awar Deutsche, Polen und Ruthenen, Gebrauch gemacht. Da- gewinnt von Tag zu Tag die Sympathien des Landes. Denn mit im Zusammenhange wurde auch von jeder Demonstration er beginnt zu erkennen, daß die Zukunft der großen, lebensin der ersten Sigung abgesehen; als der Alterspräsident das tüchtigen französischen Nation von der Befreiung ihrer arbeitenden unvermeidliche Hoch ausbrachte, verließen die sozialdemokra- Massen von der forrupten Parlamentsherrschaft schmarokender tischen Abgeordneten nicht den Saal; da die Eröffnungsrede Bourgeois abhängt. des Alterspräsidenten ohnedies stehend angehört wird, wurde dadurch tatsächlich nun eine Demonstration unterlassen. Jener Beschluß des Verbandes die wichtigsten: Béziers , 21. Juni. Die meuternden Soldaten vom 17. Regiment, hatte seine bestimmten politischen Gründe; sie sind aus dem nachfolgenden Kommentar der Arbeiter- Zeitung " vielleicht welche hier angekommen sind, gaben zweimal Galben in die Luft ab. Dann zogen sie zur Kaserne; Mitglieder des am besten zu erkennen: Komitees der Weinbauern sprachen ihnen zu, hineinzugehen. Man teilte den Soldaten auch mit, daß Marcellin Albert verhaftet sei, Nachdem sie das Versprechen erhalten hatten, daß fie nicht bestraft und gab ihnen den Rat, mit dem General zu parlamentieren. Nachdem sie das Versprechen erhalten hatten, daß sie nicht bestraft würden, begaben sich die Soldaten in die Kaserne. Montpellier , 21. Juni. Die Bewohner der anliegenden Dörfer taten sich zusammen und zerstörten den Eisenbahndamm, um die Abfahrt des 142. Infanterie- Regiments zu verhindern. General Bailloud hat um Verstärkungen gebeten. Das Gericht hat mehrere Personen, die bei den Unruhen verhaftet wurden, zu verschieden hohen Strafen verurteilt. In den umliegenden Städten finden zahlreiche Truppenabmärsche statt.
Aber die Kirche organisierte nicht ungestraft. Die fleritale Arbeiterschaft hat mit den christlichen Gewerkschaftsgründungen, so fehr sie zunächst auch den politischen Interessen des Zentrums dienten, den Weg der Emanzipation beschritten. Die städtischen Mittelschichten, die der Zolltarif nicht nur als Stonsumenten, sondern auch als Produzenten auf das schwerste schädigt, die zudem immer tiefer in unmittelbare Abhängigkeit vom Großbetrieb geraten, kommen mehr und mehr in Bewegung. Die Bauernschaft merkt, daß sie mit den Zöllen über den Löffel barbiert ist, daß sie ihr wohl höhere Preise, aber noch größere Rasten schaffen. Gerade in Süddeutschland mit seinen verhältnismäßig schwachen Verkehrsgelegenheiten mußte der Gegensatz von Stadt und Band scharf zum Ausdruck gelangen und das Geraufe um den Einfluß auf die örtlichen Parteileitungen und die Kandidatenaufstellung war recht charakteristisch. In die Parteileitung teilten sich bisher die Geistlichen mit den besseren" Leuten, Fabrikanten, Grundbesißern und „ Studierten". Meinte doch mit Bezug auf die letteren unlängst noch die Köln . Volkszeitung", es sei nicht wünschenswert, fie aus dent maßgebenden Einfluß auf die örtlichen Parteileitungen zu verdrängen und durch Vertreter der großen Erwerbsgruppen zu erfeßen, da fie allen diesen Ständen gleich fern und darum um so näher stünden. Trotzdem sieht man ein, daß man den großen Bezufsgruppen höheren Einfluß auf die örtlichen Parteigeschäfte einräumen, die Grundlage der Parteiorganisation demokratischer gestalten muß.
Die Folge davon kann nur ein schärferes Aufeinanderprallen der wirtschaftlichen Gegensäße im Zentrum sein. Die Klaffenscheidung wird ein schnelleres Tempo annehmen. Allzu optimistische Hoffnungen wären freilich gefährlich. Der ideologische Kitt der gleichen religiösen Weltanschauung ist, wenn auch in mancher Beziehung gelockert, doch im ganzen noch recht fest und er wird auch dem Zentrum für die nächsten Jahre noch über die klippen der inneren wirtschaftlichen Gegenfäße hinweghelfen. Aber eine mehr demokratische Grundlage des Parteilebens muß doch den tiefen Riß zur Geltung bringen, der im städtischen Mittelstand zwischen seiner kleineren kapitali stischen und größeren proletarischen Hälfte gähnt. Will das Zentrum seinen Besitzstand wahren, so kann es nicht die städtischen Kreise fortgesetzt von seinen ländlichen majorisieren lassen. Es muß einen Ausgleich versuchen zwischen Stadt und Land, und hier bietet sich unter den gegebenen Berhältnissen nur der Weg des Kommunalsozialismus. Nur wenn das Zentrum in dieser oder anderer Richtung an den Kommunalsozialismus praktische Konzessionen macht, wird es sich für absehbare Beit vor dem Schicksal zu bewahren vermögen, zu einer reinen Agrarpartei herabzusinken. Unsere Aufgabe muß es demgegenüber sein, mit um so größerem Nachdruck die Mehrwertproduktion als die Wurzel des Uebels aufzuzeigen, die flerifalen Massen immer entschiedener in den Klassentampf hineinzuziehen und sie auf diese Weise zur Erkenntnis des grundlegenden politischen Widerspruchs der tapitalistischen Gesellschaft vorwärts zu treiben. 1,
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Von den zahlreichen Telegrammen sind die nachfolgenden
Wenn es überhaupt nicht gerade erwünscht ist, den Fragen der Etikette prinzipielle Bedeutung und dadurch übertriebene Wichtigkeit zu geben, so ist es in unserem Falle ganz klar, daß der Augenblick, wo das erste Parlament des allgemeinen, gleichen Wahlrechtes eröffnet wird, sich zu ablehnenden Demonstrationen schlecht eignet. Wir betreten den Boden dieses Volkshauses, das die Arbeiterschaft mit ihrem Blute erkämpft hat, mit dem festen Willen, der proletarischen Vertretung ungekürzt jenen Einfluß zu sichern, der ihr nach ihrer Zahl gebührt, und wir sind nicht geneigt, uns durch unsere Gegner und das find alle bürgerlichen Barteien ohne Ausnahme- in eine Ausnahmestellung Paris , 22. Juni. Im Bahnhof von Baulhan wird der Unter. drängen, unsere parlamentarische Geltung auch nur im geringsten präfett des Arrondissements Lodève gefangen gehalten. Er berkürzen zu lassen. Es widerspricht aber auch der natürlichen war nach Baulhan gekommen, um mit den Winzern zu verhandeln, Empfindung, gerade die Eröffnung dieses Parlaments des die den Militärzug nicht passieren lassen wollten. gleichen Rechtes zum Anlaß einer Demonstration zu nehmen, Paris , 22. Juni. Wie die Blätter melden, kam es in der verdie so gedeutet werden könnte, als wäre sie persönlich gegen den floffenen Nacht in Nimes vor der Präfektur und der Mairie zu Kaiser gerichtet, der in Oesterreich wie in Ungarn für das gleiche Lärmenden Kundgebungen einer Depesche infolge einer Recht eingetreten ist und eintritt. Der Kaiser hat dazu gewiß aus Paris , daß das Ministerium ein Vertrauensvotum erhalten In der Präfektur blieb kaum eine Fensterscheibe ganz, seine guten Gründe, wahrscheinlich andere als wir Sozial- habe. demokraten, aber demonstrieren mögen bei diesem Anlaß, wenn mehrere Personen wurden verwundet, auch Revolverschüsse wurden sie wollen, die malkontenten Junter. Wir geben damit nicht ein abgegeben, doch scheint niemand getroffen wurden zu sein. In Narbonne wurde die Nachricht aus Paris , daß Cle. Atom unserer prinzipiellen Anschauungen preis, wenn wir es menceau im Amte bleibe, wie„ Eclair" meldet, mit Kundvermeiden, für sie zu unpassender Zeit einen unangemessenen Ausgebungen gegen Clemenceau beantwortet. druck zu suchen. Der historische Gegensatz zwischen dem Prinzip der Monarchie und dem Prinzip der Demokratie wird nicht auf dem Boden des Zeremoniells gelöst werden. Die Arbeiterschaft ift genug politisch geschult, um es zu verstehen, baß es tein Stüd parlamentarischen Bodens geben kann, daß zu betreten dem Sozialdemokraten grundsäglich verwehrt wäre; die feierliche Er öffnung durch den Kaiser ist ein parlamentarischer, nicht aber
ein höfischer Aft.
In Toulon bersammelten fich zahlreiche Manifestanten vor der Kaserne des 111. Infanterie- Regiments, das angeblich bestimmt ist, nach Béziers oder Narbonne versezt zu werden. Es wurden Rufe laut: Nieder mit Clemenceau , nieder mit Clemenceaus Polizeiwirtschaft.
Agde , 22. Juni. 600 Menterer vom 17. Infanterieregiment
find heute vormittag in die Kajerne zurückgekehrt. Ein Zwischen
fall hat sich nicht ereignet.
Montpellier , 22. Juni. Neue Kundgebungen fanden gestern Wir haben eine Demonstration vermieden, abend statt. Die Präfektur wird von Truppen befezt gehalten. Das ist alles. Der Byzantinismus unserer Gegner mag fich An verschiedenen Stellen der Stadt kam es zu Zusammenstößen. beruhigen: die Beteiligung an Loyalitätsdemonftrationen werden Kavallerie mußte mehrfach gegen die Demonstranten mit blanter wir auch fünftig ihnen konkurrenzlos überlassen. Aber daran Waffe borgehen, wobei drei Personen schwer verwundet wurden. werden sie sich schon gewöhnen müssen, so unerwünscht es ihnen Der Bischof von Montpellier erließ einen Hirtenbrief, worin er fein mag: daß die Sozialdemokratie jederzeit das tun wird, die Bevölkerung zur Ruhe auffordert. was flug ist, was Vernunft, Tatt und Würde von iht fordern." ruhen hat gestern stattgefunden, ohne daß zwischenfälle zu ber Narbonne , 22. Juni. Die Totenfeier für die Opfer der UnDie Wut, mit der unfere verbisfensten Feinde, die Chriftzeichnen waren. lichsozialen, die Sache besprechen, beweist vielleicht am besten, Montpellier , 22. Juni. Einige Manifestanten auf dem Theaterdaß die Fraktion, obwohl ihr Beschluß dem Herkommen zu plake fangen gestern abend eine Hymne auf Marcellin Albert. widersprechen scheint, das richtige getroffen hat. Auch die Dann pfiffen und johlten sie und gaben Revolverschüsse ab. Giner österreichischen Sozialdemokraten find nicht zu Hofe ge- von ihnen wurde durch Säbelhiebe der Gendarmen leicht verlebt. Aus Wien wird uns vom 20. Juni geschrieben: gangen". Einer Thronrede, die ein Dithyrambos auf das Nachdem der Reichsrat am Dienstag zufammengetreten allgemeine Wahlrecht ist, fann man schon zuhören, und gegen ift, erfolgte gestern in der Hofburg die sogenannte feierliche einen Kaiser, der das allgemeine Wahlrecht preist und seine Eröffnung, die nach der Verfassung der Kaiser entweder per- Erwählten, auch wenn sie Sozialdemokraten find, als die Refönlich oder durch eine Kommission vollzieht. Es ist nicht bloß präsentanten des Boltswillens betrachtet, braucht man viel bie längste, sondern sicherlich die merkwürdigste Thronrede, leicht nicht zu demonftrieren.
Eine Chronrede.
um 8½ Uhr zerschlugen die Manifestanten die Fensterscheiben des städtischen Polizeipotens. Dragoner und Infanterie räumten den Blah; die Menge ging dann lärmend auseinander. Um 1112 1hr war die Ruhe wiederhergestellt. Zwei Personen wurden verwundet und viele verhaftet. Der Bischof von Montpellier hat einen offenen Brief an die Bevölkerung gerichtet, in dem er feiner Trauer über die Krisis Ausdrud gibt und eindringlich zur
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