exponierten Posten auszufüllen hätte, würde ich genau so handeln.Jeder Beamte, der es nicht tut, würde sich desMißbranchS der Dicustgewaltschuldig machen. Ich glaube nicht, das; Bebel 1830 aus eigenerPhantasie die Beschuldigungen vorgebracht hat. Er hat unter demSchutze der Immunität nur leichtfertig gehandelt. England hatteschon lange ein Auge auf das Kiliinandscharogebict geivorfen, daSdie Perle von Osta'frika ist. Im Jahre!89l plante man den Bauder Ugandabahn. Den Widerstand der Muschileute führe ich imwesentlichen auf die Verhetzung englischer Missionare zurück. Ichhabe mich damals auch über diese Missionare beschwert und derMissionar Smilhyes schickte seinerseits eine Beschwerde über michfort, in der schon damals die Beschuldigung enthalten war, ich hätteeinen Diener und seine Konkubine hingerichtet. Man wollte damitoffenbar den Verdacht von dem eigenen Waffenschmuggel, den manbetrieb, ablenken, oder man wollte, wie schon 1886, versuchen, michals einen mißliebigen Grenzkoinmissar, der die deutschen Interessenvertrat, zu beseitigen. Ich blieb aber Konimissar und das Kilima-ndscharogebiet blieb deutsch. Die Engländer haben längst diese altenVerleumdungen fallen gelassen. Dagegen haben sie meine eigenenLaudöleute aufgegriffen. Ich bin von London hierher gekommen, umvor einem deutschen Gericht Schutz gegen solche Verleumdungen zusuchen. Meiner Tätigkeit ist es im wesentlichen zu danken, daßdiese« wertvolle Gebiet Ostafrikas Deutschland wirtschaftlich erhaltengeblieben ist. Auf den Dank meines Vaterlandes erhebe ich schonlange keinen Anspruch mehr. Aber ich erhebe Anspruch darauf, daßnur als Staatsbürger mein Recht wird.Entgcgnnngeu und Frage».Rechtsanw. Dr. R o s e n t h a l glaubt, daß er Herrn Grubernicht zu antworten braucht, um dei» Eindruck der Petersschen Darlegungen nicht abzuschwächen.— Bert. Rechtsanw. Bern heim:Ich möchte den Kläger fragen, ob er aufrecht erhält, daß er derDurchpeitschung der Weiber nicht beigewohnt hat?Dr. P e t e r S: Ich war nicht dabei, ich saß auf der Veranda.—Verl. RechtSantv. B e r n h e i m: Ist es aber richtig, daß imDisziplinarurteil das Gegenteil festgestellt ist? 7- RechtSantv.Dr. St 0 s e n 1 h a l: Ich bitte, den Beklagten zu fragen, ob erdas Disziplinarurteil gelesen hat.— Bert. RechtSanw. Bernheim:Herr PeterS braucht ja auf meine Frage nicht zu antworten.—Dr. P c t e r S: Ich will aber darauf antworten. Ich saß ans derVeranda und habe gelesen. Der Durchpeitschimg zugesehen habe ichnicht. Was in dcni Urteil steht, werde ich später sage», vielleichtaber auch nicht. Ich möchte nur die Gegenpartei fragen, ob sieweiß, waS in dem Urteil steht?— Verteidiger Rechtsanw. Bern»heim: Tie Frage beantworte ich nicht. Kann der Kläger Auskunftüber die Herkunft der Weiber geben?— Dr. PeterS: ZweiWeiber stammten von Malamia, andere von Marialia, andereWeiber sind Geschenke von Häuptlingen, die ich jetzt nicht weiß.Nach der Anschauung der Schlvurzeu gehörten die Weiber uns, nachunserer Anschauung waren sie Dienerinnen. Der Ausdruck,„sie sindau-Sgerückt", ist nicht ganz korrekt, iÄ möchte sagen,„sie sind aus-gekniffen", sie sind weggelaufen mit Hülse befreundeter Häuptlinge.Wir mußten sie cinfaugcii, da wir bcfllrchtcn mußten, daß sieKonspirationen mit anderen Häuptlingen einleiteten. DaS sexuelleMoment hat gar nichts damit zu tun.Ich inußte die ganze Frage Pom prinzipiellen Standpunkte ausbetrachten. Ich war binausgeschickt, um die Einverleibung des Kili-mandscharogebicteS vorzubereiten. Ich hatte die volle Gerichtöbar-keit in Händen, war nicht der Beauftragte des Gouverneurs, sondernihm gleichgeordnet.— Vert. Rechtsanw. Vernheim stellt nunmehrden Antrag, den Dr PeterS zu veranlassen,die beiden Urteileim Disziplinarverfahren gegen ihn dem Gericht vorzulegen. Er hättesich ursprünglich iin Auftrage seines Klienten an das AuswärtigeAmt gewandt und die Vorlegung der Akten erbeten. Das AuswärtigeAint habe aber die Akte» nicht herausgegeben, weil dadurch das Au-sehen des Deutsche» Reiches geschädigt werden könnte. Das AuswärtigeAmt machte jedoch daraus aufmerksam, daß es dem Gericht sreistehe,dem Dr. PeterS die Vorlegung des Disziplinarurteils aufzu-erlegen.— Rechtsanw. Dr. R 0 s e n t h a l bittet, den Antrag abzu-lehne». Uns kann kein Mensch zumuten, daß wir die Akten heraus-geben sollen und dadurch dem Gegner noch Material in die Händeliefern. Wenn Dr. PeterS vorgeworfen wird, daß er kein Wieder-anfnahmeverfahre» beantragt hat, so ist darauf zu erwidern, daßdas Disziplinarverfahren kein Wiederauffcahmeverfahren kennt.—Nach längeren Auseinandersetzungen beschließt das Gericht, ausprozessualen Erwägungen heraus erst in einem späteren Stadiumder Verhaudlung hierüber Beschluß zu fassen.Weiter stellt Verteidiger Rechtsanw. Bernheim den Antrag,die durch Krankheit am Erscheinen verhinderte Wittve des Kolonial-dircktorö lha y s e r kommissarisch zu vernehmen. RechtSanw.Dr. R 0 s e n t h a l: Dieser Vernehmung müßte ich unbedingt bei-wohnen. Wenn hier wiederholt von einer PeterSclique die Redeist, so erkläre ich, daß eS dies nicht gibt. ES gibt nur Leute, dieverhindern wollen, daß ein Justizmord weiter besteht. Aber cS gibteine Auti-Pcterscligue und diese muß man sich sehr genau ansehen.Das Gericht setzt auch die Beschlußfassung über diesen Antrag aus,bis feststeht, ob Abg. Dr. Paasche, der über die Vorgänge Auskunftgeben kann, die sich zwischen Kavser einerseits und Dr. Arendt undDr. PeterS andererseits abgespielt haben, vernommen wird.— Eswird festgestellt, daß die Photographie, die Dr. Kayser dem PeterSgeschenkt hat, im Mai 13St geschenkt wurde.Es folgt nun dieBcrnchimmg der Sachverständigen.Max Frhr. v. Pechmann, Oberleutnant a. D. und Kunst-?Naler aus Berchtesgaden erklärt ans Befragen des Vorsitzenden,daß er mit PeterS in freundschaftlichen Beziehungen stehe. Er wirdals Zeuge und Sachverständiger vernommen und gibt an, daß erseit 1391 in Ostafrika tätig gewesen sei, aber nicht in die Schutz-tnippe, sondern in PeierS Privatdienst eingetreten sei. Er habediesen auf der Expedition nach dem Kilimandscharo begleitet. DieExpedition sei mißlich verlaufen, denn nian habe viel mit den Feind-seligkeiten der Eingeborenen zu tun gehabt. Der Aburteilung desMabruk und derHJagodja habe er beigewohnt. Leutnant Bronsartv. Schellcndorf habe nur die V 0 l l st r e ck u n g der Todesurteileabgelehnt, aber niemals das Urteil selb st als un-g e r e ch t b e z e i ch n e t. Er erinnere sich sogar, daß später einmalHerr v. Schellcndorf sagte:„Den Kerlen ist ganz rechtgeschehen, nun sehen die Schwarzen endlich einmal, dag sie sichden Weißen gegenüber nicht alles erlauben dürfen." Es mag nunnicht besonders liebenswürdig sein, Weiber auszupeitschen. Aberdas ist nuneinmal da unten so Sitte.Vors.: Worin bestand das Auspeitschen?— Zeuge: Sie be-kommen mit einem Stock ö— 19 Hiebe.— Vert. Rechtsanw. Vernheim: Nur mit dem Stock? Zeuge: Mit dem Stock oderwas sonst vorhanden ist.— Vors.: Wohin wird denn ge-schlagen?— Zeuge: Auf das Gesäß. Ich weiß aber nicht, womitdie hier in Frage kommenden Weiber geschlagen wurden. Ich wohnteder Exekution nicht bei, ebensowenig Dr. PeterS. Wir waren aufder Veranda, etwa 79—90 Schritte entfernt.— Vert. Rechtsanw.Bernhei m: Haben Sie nicht 1897 auf die Frage des Präsidentendes Disziplinargerichtshofes, ob Dr. Peters der Hinrichtung bei-gelvohnt hat, mit Ja geantwortet.— Zeuge: Jawohl, aber ichhabe hinzugefügt, daß eS ein zufälliges Beiwohnen war, es geschahnicht, weil Dr. Peters Vergnügen an der Auspeitschung empfand,denn es ist kein Vergnügen, einem so blutigen Schauspiel beizu-wohnen. DaS Auspeitschen wurde überhaupt von keinemWeißen, sondern von einem schwarzen Unteroffizier vorgenommen.Daß die entflohene Jagodja wieder eingcfangen wurde und daß anihr die Todesstrafe vollstreckt werden mußte, war Dr. Peters sichtlichunangenehm. Ich sagte ihm aber, es ginge nicht anders und amnächste» Tage wurde die Jagodja hingcrichlet.— Vors.: Geschlechtliche Dinge haben also bei dem' Urteil nicht mitgespielt?—Zeuge: Nein.— Vors.: Hat die Tötung der Jagodja und desMabruk etwa den Hintergrund gehabt, daß die Jagodja dem Dr. PeterSuntre» geworden ist?— Zeuge: Das muß ich mit Entschiedenheitbestreiten.— Vors.: Hat Mabruk vielleicht den Einbruch verübt, umzu den Weibern zu gelangen?— Zeuge: Das weiß ich nicht.—Sachverständiger Wirkt. Stat Dr. Friedl-Martin: Wo habendenn in jener Nacht die Mädcbcn geschlafen?— Zeuge: DaS iveißich nicht! Eine war bei mir.(Heiterkeit.) Dr. Friedl-Martin:Geschah das jede Nacht?— Zeuge: Jawohl.(Erneute Heiterkeit.)Dr. Friedl-Martin: Hat Mabruk der Gerichtssitzung, in der erverurteilt wurde, beigewohnt?— Zeuge: Nachdem die Jagodjagesagt hatte, daß Mabruk den Diebstahl begangen hatte, wurde erhereingerufen und gestand dann auch ein. Vert. Rechtsanw. Bern-heim: Welches Verhältnis bestand zwischen den Weibern und Dr.Peters? Sie haben vor dem Disziplinargerichtshof eine Schilderunggegeben, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.—Zeuge: DaS können Sie sich doch denken. Aber über diese Dingewill ich nicht als Zeuge, sondern als Sacbverständiger Auskunftgeben.(Heiterkeit.) Vert. RechtSantv. B e r n h e i m: Sie sollen unsals Zeuge hier nur Tatsachen anführen.— Zeuge: Da kann ichnur sagen, daß ei» intimer Verkehr bestand.— Vert. Rechtsanw.Vernheim: Haben Sie nicht Gelegenheit gehabt, zu"bemerken,daß Weiber von Peters ausgepeitscht wurden, undzwar bei solchen Gelegenheiten?Ein Zusammenstoß.-Rechtsanw. Dr. Rosenthal(erregt aufspringend) bittet, daßdiese Frage zu Protokoll genommen wird.— Vors.: Die Fragesoll wohl nur dahin gehen, daß Dr. Peters die Weiber selbst aus-gepeitscht hat, und zivar auS sadistischen Neigungen.— Rechtsanw.Dr. Rosenthal: Ein solcher Vorwurf ist bisher trotz aller Feind-schaft nicht erhoben worden. Ich frage Herrn Gruber, auf welcheTatsachen er sich dabei stützt.— Rechtsanw. Dr. B e r n h e i m:Von uns wird die Behauptung aufgestellt, daß die Weiberfortgelaufen sind, weil sie der fortgesetzten Miß-Handlungen des Dr. PeterS überdrüssig waren.—Rechtsanw. Dr. Rosenthal: Es ist aber behauptetworden, daß diese Mißhandlungen auS Sadismus erfolgtsind.— Zeuge v. P e ch m a n n: Ich kann michkeines solchen Falls erinnern. Hin und wieder habe ich zwar selbsteinem Weibe, wenn sie nicht parierte, eine Ohrfeige gegeben(Zeugemacht eine entsprechende Handbewcgung), weiter aber nichts.—Dr. Peters: Ich will hier ein- für allemal erklären, daß es eineganz unverschämte Lüge ist, zu behaupten, ich hätte ein Frauen-zimmcr in Afrika gemißhandelt. Abgesehen von dem einen hierbereits zur Sprache gekommenen Fall ist das niemals vorgekommen.— Rechtsanw. Dr. B e r n h e i m: Ich bitte Herrn Dr. Peters indie Schranken zurückzuweisen.— V 0 r s.: Ich fasse diese Aeußermigebenso wie schon frühere so auf, daß Dr. Peters sich nur gegen dietuträger der Gerüchte wendet.— RechtSanw. Dr. R 0 s e» t h a l:Zas würde würde wokst Herr Gruber sagen, wenn man ihm sadistischeNeigungen nachsagen würde— Vert. RechtSantv. B e r n h e i m: Ich versteheIhre Aufregung nicht. Sie haben Klage erhoben und wir stellenhier tatsächliche Fragen. Durch Ihr Gepolter wird gar nichts be-wiesen.— Sachverständiger Dr. Friedl-Martin: War nunMabruk bei dem Urteil anwesend? Der Zeuge hat vorhin eineausweichende Antwort gegeben.— Zeuge v. P e ch m a n n: Mabrukist gehört worden und hat gestanden.— Dr. Friedl-Martin:Ist er über den Ziveck wincs Einbruches befragt worden?—Zeuge: Das weiß ich nicht, es ist ein Protokoll aufgenommen.—Rechtsanw. Dr. Rosenthal protestiert dagegen, daß derSachverständige dem Zeugen vorgeworfen hat, er weiche mirseinen Antworten auS.— Dr. Friedl-Martin: Ich sollhier ein Gutachten abgeben und da die Borlage des Urteilsverlveigert wird, bleibt mir nichts anderes übrig, als aufdie Aussagen der Zeugen einzugehen, wenn ich mir ein klares Bildvon der Sache machen will.— Auf eine Bemerkung des RechtSanw.Bern he im, daß der SekreiärJahukc weiter nichts als ein willenloses Werkzeug des Dr. PeterS gewesen sei, erwidert Dr. PeterS:Pcchmann und Jahnke waren Beamte des Gouvernements amKilimandscharo und wurden von diesem bezahlt.— Vors.: Siewaren also Zivilbeamte?— Dr. Friedl-Martin! Die Sache kannja ganz einfach entschieden werden(zum Zeugen v. Pechmann):Haben Sie den Diensteid geleistet?— Z e u g e: Nein.— Dr. Peters:Natürlich haben sie keinen Diensteid geleistet. Sie waren ja meineBeamten.— Rechtsanw. Dr. R 0 s e n t h a l: In welchem Ruf standDr. PeterS bei den Negern? Galt er als streng und gerecht?—Zeuge v. P e ch m a n n: Diese Frage beaniworte ich dahin,daß ich nur wünsche, daß jeder, der nach Afrika geht und eineExpedition unternimmt, ebenso verfahren möge wie Dr. Peters.— Rechtsanw. Dr. Vernheim: Sie stehen also auf dem Stand-Punkt, daß an Dr. Peters ein Justizmord begangen ist?— Zeuge:Jawohl.— Vert. RechtSanw. Dr. B e r n h e i ni fragt Dr. PeterS,ob eS richtig ist, baß vor dem DiSziplinargerichtShoszwei Briefe dcS Gouverneurs v. Sodenan den Reichskanzler verlesen worden seien, in denen es unter anderemhieß, Peters habe sich von einem Häuptling ein Mädchen schenkenlassen, das von ihn, aber nichts wissen wollte und geflüchtet sei.Peters habe sie nachher hängen lassen und angesichts dieses Um-standcs müsse Peters der gute Glaube abgesprochen werden. Fernerhieß es in den Briefen, daß eS doch mindestens naiv sei, zu glauben, daßdie Weiber mit dem Feinde nun plötzlich Konspirationen ansangen.—Dr. Peters: Ich weiß nicht, ob ein solcher Brief verlesen wordenist. Sollte es geschehen sein, so würde eS mir um Herrn v. SodenLeid tun, ich kann nicht glauben, daß er solches Zeug geschriebenhat.— Bert. Rechtsanw. B e r n h e i in: Es geht in dem Briefenoch weiter, es wird die Frage aufgeworfen, ob es sich nichtempfiehlt, ein gerichtliches Verfahren gegen PeterS einzuleiten, undHerr v. Soden gibt seinen Bedenken Ausdruck,„einem solchenBursche 1» wieder eine so verantwortlicheStellungeinzuräumen".— Afrilaforscher Eugen Wolf bezweifelt, daßdie Veranda von der ExekutionSstelle 79 Schritte entfernt sei.—Zeuge v. Pech>» a n n: Dan» bedauere ich, daß wir nicht in Afrikasind, denn sonst könnte ich die Entfernung genau messen.(Heiterkeit.)Der NcichSlügenvervandSgencral.Hierauf erbittet Sachverständiger ReichstagSabgeordnetcrv. Liebert das Wort zu einer Erklärung: ES ist heute hier einSittenbild aus unseren Kolonien entworfen worden, das wahrscheinlichvon der Sozialdemokratie ausgebeutet werden wird, um auf dieseWeise die nicht unbeträchtlichen Kosten dieses Prozesies wieder ein-zubringen.— Vert. Rechtsanw. Beruheim: Ich bemerke, daß derHerr Generallcutenant v. Liebert Borsitzender des Reichsverbandeszur Bekämpfung der Sozialdemokratie ist. Ich halte es nicht fürzulässig, daß er hier an GcrichtSstelle politische Vorträge hält.—Der Voesitzende ersucht hierauf den Sachverständigen, das, waS erzu sage» hat, in seinem Gutachten vorzubringen.— Es wird dannnochmals die Frageder Vorlegung deS Urteils des Disziplinargerichtsvom Vorsitzenden angeregt, und die Parteien geben längere Er-ilärungcn ab.— Rechtsanw. Dr. R 0 s« n t h a l: DaS Urteil beruhtauf sälschen Feststellungen und ist von einem aä troa zusammen-'etztcn Disziplinargerichtshof erlassen. Kein Mensch kann uns dockzumuten, daS Urteil dem Gegner auszuliefern. Dem Gerichtwerden wir das Urteil gern unterbreiten, aber nicht der„MünchenerPost", zumal nach der KampfeSart, die sie zuletzt eingeschlagen hat.Niemanden wäre eS erwünschter, daß das ganze Aktenmaterialhier vorgelegt wird, als Dr. PeterS, aber die ganzen Akten, nichtbloß das Urteil. Nachdem das Auswärtige Amt auf Grund des8 99 die Herausgabe der Akten verweigert hat, erscheint eS demDr. PeterS als einePflicht der Loyalität,auch seinerseits die Vorlegung des Urteil« abzulehnen, denn er hatkeine Veranlassung, gegen daS Auswärtige Amt Stellung zunehmeit.— Rechtsanw. Dr. B e r n h e i m: DaS ist ein n, e h r alsmerkwürdiger Standpunkt. Dr. PeterS erklärt, er sei un-■chtildig verurteilt worden und will unS nun nicht das ergangeneUrteil vorlegen. Wenn er behauptet, er ist unschuldig verurteiltworden, dann muß er das Urteil vorlegen und beweisen, daß dieseoder jene Feststellung auf falscher Grundlage beruht. Ich behaupte,daß in dem Urteil festgestellt ist, daß bei der Hinrichtung derJagodja und deS Mabruk sexuelle Momente mitgespielt haben. Wirhaben auf die Vorlegung des Urteils gerechnet und deshalb keineAnträge gestellt. Die Gegenseite will einfach durch die Vernehmung desfrüheren Verteidigers des Peters als Zeugen auf dem Urteil herum-trainpeln lassen.— Rechtsanw. Dr. R 0 s e n t h a l: Der Angeklagtespricht immer von dem Material, das er hat. Er meint damit wohldas Material der„Kölnischen Zeitung".— RechtSanw. Bern he im:Dann wären wir ja in keiner schlechten Gesellschaft.(Heiterkeit.)—Der Vorsitzende stellt anheim, ob Dr. Peters beim Kolonial-amt nicht anfragen wolle, ob es Bedenken gegen die AuslieferungdeS Urteils habe.— Dr. P e t e r S erwidert darauf, daß er sicheine Erklärimg darüber vorbehalte.— Rechtsanw. B c r n h e i m regtan, dann lieber direkt von Gerichts wegen beim Auswärtigen Amt an-zufragen, ob Bedenken gegen die Vorlegung deS Urteils vorhandensind.— Dr. Peters'wendet sich gegen eine Aeußermig desRechtsanwalts Bern.heim, die dahin ging, daß der Abg. v. Kar-dorff von Peters beeinflußt worden sei. Herr v. Kardorff sei imParlament aus eigener Initiative für ihn eingetreten.— Vors.:Ich glaubte, daß die Vorlegung des Urteils auch im Interesse desKlägers liege, da sonst der Beklagte immer würde einwenden können,daß' der Kläger ja das Urteil nicht herausgegeben habe.— Rechtsanw.Dr. Rosenthal: Gewiß, aber das Urleil ist ja nur ein Torso.Es wird dann in derZeugenvernehmungfortgefahren, und zwar stellt Rechtsanw. Dr. Rosenthal denAntrag, sämtliche Vorstandsmitglieder des„Neuen Vereins" zu ver-nehmen, da die„Münchener Post" behauptet habe, es habe sich beidem Vortrag Dr. Peters' um ein abgekartetes Spiel der Arendt,Kardorfi und Konsorten gehandelt.— Schriftsteller Rüderer-München bekundet als Zeuge, daß der„Neue Verein" sich an Petersgewandt habe, weil er eine hervorragende Persönlichkeit sei. Zugleicher Zeit habe der Verein auch den französischensoziali st ensührer I a u r s S eingeladen. Dieser aberhabe abgelehnt, weil er in einem nichtsozialistischen Vereinnicht spreche. Bei der Einladimg deS Dr. Peters sei auchsein Buch„England und die Engländer" maßgebend gewesen.Dr. Arendt und Herr v. Kardorff hätten in keiner Weise einen Ein-fluß auf den„Neuen Verein" ausgeübt.— Zeuge Redakteur Fuchsvon den„Müiichener N. Nachr." bestätigt diese Aussage. Man habeauch beabsichtigt, den englischen Sozialisten Shaw ein-znladen. Es habe sich damals darum gehandelt, die kulturelle Au-iiäherung mit England zu fördern. Die Einladung an Dr. Peterssei schon im Sominer erfolgt und eS sei ein reiner Zufall, daß ergerade am Tage nach der RcichStagSwahl in München gesprochenhabe. Bei deii Vorverhandlungen über den Vortrag habe Petersgesagt, er komme gern nach München, da Lenbach einerleiner besten Freunde sei.— RechtSanw. Dr. Rosenthalergänzt diese Mitteilungen dahin, daß Lenbach sogar ein Duz-bruder des Dr. PeterS sei.— Rechtsanw. B e r n h e i m:Wir sind in der Lage, durch Zeugen festzustellen, daß Prof. Lenbachin ziemlich deutlicher Weise seine Antipathie gegen Dr. PeterS zumAusdruck gebracht hat.Eine Kiste.KommissionSrat Karl v. d. H a y d t- Berlin bekundet als Zeugs»daß er mit Peters zusammen in Afrika war. PeterS habe dieDentsch-Ostafrikagesellschaft mitbegründet und damit das Wirtschaft-liche Fundament zu dieser Kolonie gelegt. PeterS habe bei seinerFirma eine Kiste mit Aktenstücken deponiert Und gab den Auftrag, sieihm nachzusenden. Die Deutsch-Ostafrikagesellschast beauftragte damiteinen Spediteur. Nach einiger Zeit stellte eS sich heraus, daß dieKiste nicht in den Besitz des Dr. Peters gelangt war. ES wurdenRecherchen angestellt, und schließlich erinittelte die Polizei, daßdie Kiste in der Wilhelm st raße in Berlin stand,und zwar war sie geöffnet worden. Es stellte sichheraus, daß der Spediteur die Kiste versehentlich nach der Wilhelm«stratze transportiert hatte, allerdings nach einem ganz anderen Teileals dem des Auswärtigen Amtes.— Rechtsanw. Dr. R 0 s e n t h a l:Dr. Arendt hat die Kiste genau untersucht und festgestellt, daß alleWertstücke noch darin vorhanden waren, daß aber die gesamteOriginalkorrespondenz zwischen Dr. Peter« einerseits und Dr. Kayser,Dr. Arendt und v. Bülow andererseits fehlte.— Zeuge v. d. H a y d t:Wir hatten kein Bordercau über den Inhalt der Kiste.— Vors.:Ist es möglich, daß die Kiste durch eine Intrige in dieWilhelmstraße gelangt ist?— Zeuge: DaS kann ich natürlichnicht sagen. Möglich ist ja, daß die Angaben des Spediteurs falichwaren.— Vert. Rechtsanw. B e r n h e i m: Wurde Ihnen die Kisteim verschlossenen Zustand übergeben?— Zeuge: Ja.Zeuge Pensionist Wiestwar Lazarettgehülfe in Ostafrika und hatte die Hinrichtungen zubeaufsichtigen. Er kam nach Ostafrika, als Mabruk sich bereits rnHaft befand. Irgend welcher Einzelheiten kann sich der Zeuge abernicht mehr entsinnen. Auch über das gegen die Jagodja ergangeneUrteil kann der Zeuge keine Aussagen mehr machen.— Vors.:Haben Sie bielleicht gehört, daß man Dr. Peters den Vorwurf gc-macht hat, er habe die Jayodja, weil sie seine Geliebte sei,hängen lasten, da sie ihm untreu geworden war?—Zeuge: Auch das weiß ich nicht. Der Zeuge weißferner nicht, ob die Jagodja mit einer Nilpferdpeitscheoder mit einem Stock geschlagen worden ist.— Vert. RcchlSanw.Vernheim: Erinnern Sie sich, daß bei der Jagodja dieExekution unterbrochen wurde und das Mädchen dannvon Ihnen behandelt werden mußte?— Zeuge: Es ist üblich,daß, wenn sich bei einer Auspeitschung Wunden einstellen, dieExekution unterbrockien wird. Die noch fehlenden Schläge werdendann später verabfolgt. Ob die Jagodja später noch Schläge be-kommen hat, weiß ich nicht.— Vors.: Wissen Sie, daßDr. Peters auch andere Weiber geschlagen hat oder hat schlagenlassen, nur ans Wollust heraus?— Zeuge: Nein.—Vors.: War Peters grausam?— Zeuge: Er ivar im Dienstesehr streng, aber auch gerecht. Mit den Schwarzen kam erimmer gur aus. Die Leichen der beiden Gehenkten blieben, wie dasso üblich ist, als abschreckendes Beispiel einen Tag hängen.— Vert.Rechtsanw. B e r n h e i m: Ist Ihnen nicht bei einer anderen Hin«richtung, bei der des Negers Askari, nahegelegt worden, nichts davonin die Oeffentlichkeit zu bringen?— Der Zeuge erinnert sich nicht.— Vert. Rechtsanw. Beruheim: Haben Sie nicht bei einerfrüheren Vernehmung so etwas ausgesagt?— Zeuge: Ich weißes nicht mehr.— Beruheim: Sind Sie gefragt worden, ob Siemit der Hinrichtung einverstanden feien? Dr. Peters hat näm-lich behauptet, sämtliche Europäer wären mit der Hinrichtungeinverstanden gewesen.— Zeuge: Ich kann mich auf nichtsm e h r b e s i n n e n. Ich kann nur sagen, daß eS durchaus richtiglvar, die Sache da unten nicht so leicht zu nehmen. Wir haben cSja dann später am 11. Juni d. I. sehen müssen, al« Herr v. Bülowfiel. Jagodja hatte sich schuldig gemacht, sie war fortgelaufen undnmßte bestraft werden.— Vert. RechtSanw. B e r n h e i m: Istdas eine Nilpferdpeitsche?(Er zeigt bei diesen Worten einsolches Instrument.)— Zeuge: Ja, aber der Knoten Ivarnicht dran und die Schnur auch nicht.— Vert. Bern-heim: Wie lange war die Jagodja bei Ihnen in Behandlung,wochenlang?— Zeuge: DaS weiß ich nicht mehr.— Wenn beimDurchpeitschen das Blut kommt, wird aufgehört. Nach einigen Tagen.trennt sich von den Wunden die Haut ab und dann sieht die Sacheviel gefährlicher aus als unmittelbar nach der Exekution.— Rechts-anw. R 0 s e 1, t h a l: Weiß der Zeuge, daß die Fälle Mabruk undJagodja in irgend welchem Zusammeilhang stehe»?— Zeuge:Ich weiß nichts davon.Der nächste Zeuge ist derRrichStagSabgeordnete v. Bollmnr.Rechtsanw. Bernheim: Herr v. Vollmar soll mitteilen, Wik.er die Sache im Reichstag zur Sprache gebracht hat, welche Unter-redungen er mit dem verstorbenen Herrn Kolonialdirektyr Kaysergehabt und welche Versuche von den Petersfreunden Arendt undv. Kardorff gemacht worden sind, um PeterS Ivieder in den Reichs-dienst zu bringen.— RechtSantv. Dr. R 0 s e n t h a l: Ich weiß nicht,was die letzte Frage mit den sadistischen Neigungen deS Herrn