Dr. Peters?
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Erhebungen über die Arbeitszeit
in Wäschereien und Plättereien.
sonen geladen.
In Halberstadt besteht eine 12 ftündige Arbeitszeit. Wäscherinnen erhalten 1,50 m. pro Tag und Kost. Am Sonnabend ist in dem Betriebe, in dem die Arbeiterin beschäftigt ist, 1 Stunde früher Schluß. Dagegen wird in anderen Geschäften oft bis 10 und 11 Uhr gearbeitet.
In Bielefeld besteht nach der Auskunft einer Arbeitgeberin inklusive der Baufe eine 13stündige Arbeitszeit. Diese Arbeitszeit wird vor den Festen überschritten. eine 12stündige Arbeitszeit an. In vielen anderen Geschäften In München gibt eine Unternehmerin in ihrem Betriebe werde bis 12 und 1 Uhr gearbeitet. Eine Arbeiterin berichtet, daß weiteren Pausen. Der Tagelohn betrage 1,50 M. mit Kost. In die Arbeitszeit von 5 Uhr früh bis 7 Uhr abends dauert, influfive einer Mittagspause von 20 Minuten und zwei unregelmäßigen einigen Betrieben beginne die Arbeitszeit sogar schon um 3 Uhr Betrieb sei von der Straße zu übersehen; ihres Wissens habe die Polizei diese Arbeit noch in keinem Betriebe verhindert.
Die Vernehmungen der Auskunftspersonen am Mittwoch er
gaben im allgemeinen dasselbe Bild. Es herrschen in einigen Betrieben geregelte Arbeitszeiten, Heberarbeit läßt sich durch zived
mäßige Einteilung vermeiden. Aus Ziegelhausen wird berichtet, daß Sonntagsarbeit vor. mit die Polizei nichts wahrnehmen kann. kommt, die Fenster der Arbeitsräume werden dann verhängt, da
In Neu- Isenburg beträgt der Sohn der Arbeiterinnen 1,50 bis 2 M. bei 11stündiger Arbeitszeit. Vor dem Streit zahlte man 1,20 bis 1,30 M. Am Sonntag vor und nach den großen Festen verlangt der Unternehmer, die Arbeit zu geftatten. Gegenwärtig wird der Sonntagsarbeit seitens der Polizei keine Schwierigkeit
Tanger an Bord des Prinzregenten " eine Verhandlung stattgefunden hat, in der Bronsart v. Schellendorf seine sittlichen Verfehlungen zugestanden habe. Die Anschuldigingen gegen ihn in dem Briefe sind so schwerer Natur, daß ich mich scheue, sie hier vorzutragen. Rechtsanw. Dr. Rosenthal bittet, den Brief dennoch zu verlesen. Zeuge Dr. Arendt: Die Verfehlungen und Mittwoch die Vernehmungen der Auskunftspersonen, die über Im Beirat für Arbeiterstatistik fanden am Montag, Dienstag richten sich gegen den§ 175. Ferner wird von einem Herrn mit die Arbeitszeit und Sonntagsarbeit im Kleinbetrieb der Wäsche geteilt, daß Bronfart v. Schellendorf sein Ehrenwort gebrochen habe. und Blättereien befragt wurden, statt. Es sind aus den Reihen Wie ich fürzlich gehört habe, lebt Bronsart v. Schellendorf von dem der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer eine größere Anzahl BerGelde, das er von einer Dame erhält. Er galt überhaupt nicht als sehr seriös. Er hat aber trotzdem das Bestreben, sich zu rehabilitieren, um diese Dame heiraten zu können. Die Berliner Auskunftspersonen, sowohl Arbeitgeber wie Aranivalt Bernheim: In welchen Beziehungen stand der Zeuge zu zeit möglich und auch wünschenswert sei. Ein Unternehmer, der Bert. Rechts beitnehmer, waren darin einig, daß eine Begrenzung der ArbeitsZeuge Dr. Arendt: Ich habe keinerlei finanzielle 7 Berfonen beschäftigt, hat eine regelmäßige Arbeitszeit von früh Beziehungen zu Dr. Peters gehabt, außer, daß ich bei der Gründung 7 Uhr bis abends 7 Uhr eingeführt und bezeichnete diese Einrich- früh. Sonntagsarbeit bis 12 Uhr mittags sei vielfach üblich. Der der Deutsch- Ostafrika - Gesellschaft mit 1000 m. beteiligt war. tung als eine für ihn ganz befriedigende. Die Pausen sind in Diese 1000 m. hatte ich im nationalen Interesse à fonds diesem Betriebe fest geregelt, während in anderen Betrieben dies perdu gegeben. Ich halte es für die Pflicht jedes Abgeordneten, fich nicht der Fall ist. Früher waren in dem Betriebe dieses Untervon solchen Geschäften fernzuhalten und sich nur an ihnen zu beteiligen, wenn er das Geld wirklich nehmers auch Arbeitszeiten üblich, die am Ende der Woche bis 10 und 12 Uhr abends sich ausdehnten. Wie der Unternehmer à fonds perdu geben will. Bert. Rechtsanw. Bernheim: Auch der Zeuge Dr. Arendt bekundet uns hier, daß ßeterseiten dert, habe er seine Kunden sehr bald daran gewöhnt, die Wasche Justizmord zum Opfer gefallen sei, und auch er will uns das Urteil früher zu bringen, damit die Erledigung der Arbeit nicht am Ende nicht vorlegen. Beuge Dr. Arendt: Ich habe doch schon gesagt, wird in diesem Betriebe über 7 Uhr abends nicht gearbeitet. Ein der Woche zu überlangen Arbeitszeiten nötigt. Auch Sonnabends daß die Aussagen der givei Hauptbelastungszeugen erschüttert find anderer Unternehmer ist der Meinung, daß die Kundschaft daran und damit verliert das Urteil jeden Wert. gewöhnt werden kann, ihre Aufträge früher zu vergeben, es bedarf Peters erklärt. dazu einer gewissen Einwirkung des Waschanstaltsbesikers. Auch Bei Beginn der Nachmittagssigung nimmt Dr. Peters das Wort tönne der Unternehmer so disponieren, daß er den Kunden einen zu einigen Erklärungen auf die Aussage des Dr. Arendt. Er be- Teil der Wäsche, der dringend gebraucht werde, fertigstelle, um stätigt, daß im Jahre 1895 mit ihm Berhandlungen wegen Ueber den Rest an Tagen, wo die Arbeit nicht dränge, zu erledigen. nahme der Stelle eines Landeshauptmanns am Tanganjikafee Die gegenwärtige Arbeitszeit wird von beiden Seiten mehrfach gefchwebt hätten. Die Abgg. Dr. Arendt und v. Kardorff dahin angegeben, daß an den letzten Tagen der Woche die Arbeit baten mich dringend, den Bosten anzunehmen. Ich lehnte sich so häuft, daß bis 10 und 12 Uhr nachts, auch noch darüber weil ich nicht genügend Vollmachten befam, hinaus, gearbeitet wird. Einen Schluß der Arbeitszeit durch gefchdie ich glaubte, haben zu müssen. Es ist aber unrichtig, liche Berordnung um 8 oder 8½ Uhr halten alle Auskunftspersonen Direttor Kayfer gegangen fei, für durchführbar und die Arbeiterinnen für wünschenswert. Da um diesen zu veranlaffen, mir eine Stelle zu verschaffen. Vielmehr gegen erschien den Auskunftspersonen ein Arbeitsschluß um 5% hat umgekehrt Direktor Kayser durch Dr. Arendt mich auffordern laffen, einen Boften anzunehmen. Auch zu den Aussagen des Zeugen Uhr am Sonnabend, wie es die Gewerbeordnung für die Arbeiteb. Loßberg über die Aeußerungen des Geh. Rats Hellwig habe ich rinnen in Fabrikbetrieben vorschreibt, für zu weitgehend; min einiges zu bemerken. Es handelt sich bei dem Schauplatz der an- bestens müßte, so betonte ein Unternehmer, eine Uebergangsseit geblichen Anpumpungsversuche nicht um Kairo , sondern um Alexandria . Ich habe aber Herrn Hellwig gar nicht um Gelb gebeten, sondern nur um fein Codewort für Sie lebermittelung meines Geldes an die Deutsch- Dstafritabant. Es ist auch nicht wahr, daß ich Herrn Hellwig, der damals Konsul in Alexandria war, in öffentliche Häuser verschleppen wollte. Es handelte sich nur um den Besuch eines Lokals, in dem eine böhmische Damenkapelle spielte. Es ist gestern hier erwähnt worden, Herr v. Lenbach habe sich wenig freundlich über mich geäußert. Das kann ich nicht glauben, Herr v. Lenbach hat mich gemalt, mir die Duzbrüderschaft angetragen, und wir tvaren bis zuletzt befreundet. Wenn ich in München war, war ich ftets sein Gast. Beuge Dr. Arenbt: Jch kann nur bestätigen, daß Herr v. Lenbach eine schwärmerische Verehrung für Dr. Peters zeigte, wie sie eben nur bei einer so genialen tünstlerischen Natur wie die des Herrn v. Lenbach erklärlich ist. Gerichtsnotorisches.
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aber ab,
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Einem Mitgliede des Beirats fiel es auf, daß von verschiedenen Seiten das Vorhandensein einer so geregelten Arbeitszeit bekundet wurde, während man doch selbst beobachten könne, daß oft bis spät in die Nacht gearbeitet werde. Ein Unternehmer erklärt dies damit, daß die Arbeiterinnen durch ihre Organisation eine gewisse Regelung der Arbeitszeit herbeigeführt haben. Eine Arbeiterin mißt sowohl den Unternehmern wie den Arbeitern einen Teil der Schuld an der unregelmäßigen Arbeitszeit bei; durch zweckmäßige Arbeitszeit hergestellt werden; sie habe bisher bes Sonnabends Einteilung der Arbeit tönne eine größere Megelmäßigkeit in der über 7 Uhr noch nicht gearbeitet. Der Beirat beschließt, noch einige Personen aus Plättanstalten im Westen Berlins zu laden, da die bisherigen Auskunftspersonen ausschließlich im Norden und Often Berlins wohnen. Der Lohn der Arbeiterinnen schwankt nach Angabe der Auskunftspersonen zwischen 15-18 m. pro Woche. Bert. Rechtsanw. Bernheim: Wir haben nun schon fast zwei Eine Arbeiterin gibt an, daß sie an zwei bis drei Tagen in Tage über die frühere Verurteilung des Dr. Peters gesprochen, ohne einem Betriebe zur Aushilfe arbeite; fie fei genötigt, bis 1 Uhr daß uns die Akten vorgelegen hätten. Ich möchte nun behaupten, nachts-Sonnabends komme es vor bis 3 hr Sonntagsmorgen daß es gerichtsnotorisch ist, daß die Anschuldigungen gegen zu arbeiten. An den übrigen Tagen plättet diese Arbeiterin Dr. Peters folgende waren: I. a) daß er im Oftober 1891 am für eigene Kundschaft im Hause. Kilimandscharo einen Negerjungen und 1892 ein Negermädchen widerrechtlich hat aufhängen lassen; b) daß er 1892 ungerechtfertigte friegerische Berwickelungen mit Malamia herbeigeführt hat; c) daß er drei Negerinnen um dieselbe Zeit in unmenschlicher Weise mißhandelt hat. II. Daß er seiner vorgesetzten Behörde zweimal falsche Berichte erstattet hat. III. Daß er 1892 verschiedenen Personen gegenüber Aeußerungen getan hat, dahingehend, daß die Aufknüpfung des Negerjungen deshalb erfolgt fei, daß er mit seiner Konfubine oder der eines feiner Begleiter in Verkehr getreten sei. Darin liegt ein Mißbrauch der Amtsgewalt bezw. find die Aeuße rungen geeignet, das Ansehen des Deutschen Reiches zu verlegen. Wir behaupten weiter, daß Dr. Peters dieser sämtlichen Vergehen vom Disziplinarhof schuldig befunden wurde. Wird das von der Gegenseite zugegeben? Rechtsant. Dr. Rosental: Ich kenne den Wortlaut des Anklagebeschlusses nicht, aber ich gebe zu, daß die Anschuldigungen dem Sie nach so gelautet haben. Ich bitte aber den Angeklagten Gruber zu fragen, ob er bei der Niederschrift der Artikel den Wortlaut der Anklage gefannt hat. Angefl. Gruber: Gewiß, fie steht ja in Schippels Reichstagshandbuch.
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Kunstmaler se u hnert führt noch ein Beispiel an, um die Unglaubwürdigkeit des Bronsart v. Schellendorf darzutun. Bronsart von Schellendorf hatte keine Ausrüstungsgegenstände. Ich gab ihm das Geld dazu ich wollte es ihm fogar schenken, er aber wollte nichts geschenkt haben und er gab mir einen Gutschein auf die Deutsch- ostafrikanische Gesellschaft . Als ich den Gutschein präsentierte, erfuhr ich, daß Bronsart dort überhaupt fein Guthaben hatte. Mit Major v. Wißmann war ich sehr befreundet. Ich habe ihm bis zuletzt in Steiermark Jagdbefuche abgestattet. Bei dieser Gelegenheit sprachen wir naturgemäß häufig über die Verhältnisse. Major b. Wißmann war zwar nicht mit allem einverstanden, was Peters tat, aber er zog die verschieden artigen Umstände in Betracht und fagte, vielleicht würde er a n gleicher Stelle ebenso handeln. Beuge v. 2oßberg: Swei Tage nach meiner Veröffentlichung in der Hochwacht" brachte der Vorwärts" eine Notiz, die mit den Worten schloß: Wird nun Herr Hellwig gegen Herrn v. Loßberg Klage erheben? Eine Klage ist aber nicht erfolgt.
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Zeuge Bezirksamtmann a. D. v. Glpons Berlin ist von der Amtsverschwiegenheit entbunden. Er weiß, daß schon unter iß mann Straferpeditionen in das Kilimandscharogebiet geschickt wurden. Die Verhältnisse seien dort niemals jo ganz ruhig gewefen. Es sei auch nicht anzunehmen, daß Peters etwa an diesen Verhältnissen Schuld trage.
Der erfte Petersprozeß.
Herr Koch, Vorsitzender des Zentralverbandes der Wäschereiund Blättereibefizer, hat in seinem Wäschereibetriebe eine Arbeitszeit von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends, ohne bestimmte Pausen. Natürlich bleibt den Arbeiterinnen Beit, um die Mahlzeiten einzunehmen. In den Plättereien in Berlin bauere die Arbeitszeit in der Woche bis Donnerstag von 8% Uhr früh bis 8 Uhr abends, Freitags und Sonnabends bis 11 Uhr und darüber. Der legte Kongreß obiger Organisation hat ohne Einrechnung der Bausen eine elfstündige tägliche Arbeitszeit befürwortet. Eventuell könnte man an den ersten Tagen der Woche eine zehnstündige und dann am Ende der Woche eine zwölfftündige Arbeitszeit festseben. Weitere Ausnahmen wären für Wochen vor den Festtagen und Schulferien erforderlich. Herr Koch betont, er wolle, um eine unfolide Konkurrenz zu beseitigen, auch für die Familienangehörigen eine solche Begrenzung der Arbeitszeit; aber nicht für den Unternehmer und die Ehefrau desselben. Dieser Einschränkung trat ein anderer Unternehmer entgegen, der stritten Geschäftsschluß und Verbot jeder Arbeit nach Geschäftsschluß fordert. Aus Frankfurt a. M. wird von einem Arbeitgeber über die Arbeitszeit in seinem Betriebe berichtet, daß die regelmäßige Arbeitszeit von 7 Uhr früh bis 8 Uhr abends währt, ohne daß feste Pausen stattfinden. Die Anordnung eines Arbeitsschlusses um 8% Uhr abends wäre durchführbar, aber es müßte den Unternehmern freigestellt werden, 6 Ueberstunden in der Woche in beliebiger Verteilung anzuordnen. Eine Mittagspause von einer Stunde wäre wohl möglich.
Aus Möln gibt ein Unternehmer die Arbeitszeit in seinem Be triebe auf 10 Stunden an. Es findet eine geregelte Mittagspause von 1% Stunden und zwei weitere Pausen von zusammen einer Stunde statt. Eine Arbeitszeitbegrenzung bis 8% Uhr abends ist mit entsprechenden Ausnahmen in den Wochen vor den drei großen Festen möglich.
In Königshütte erhalten Blätterinnen 2 M. Tagelohn bei zwölfftündiger Arbeitszeit. Am Freitag und Sonnabend wird die Arbeitszeit bis 12 und 1 Uhr nachts ausgedehnt.
Aus Görlitz berichtet eine Wäscherin, daß sie einen Lohn von 1,25 M., außerdem Frühstück- und Besperbrot bei einer zwölfstündigen Arbeitszeit erhalte. In den Blättereien sei am Sonne abend feine Ausdehnung der üblichen Arbeitszeit zu verzeichnen. Am Dienstag wurde die Vernehmung der Auskunftspersonen fortgesetzt. Keine der Auskunftspersonen hielt eine Begrenzung der Arbeitszeit in irgendwelcher Form, sei es durch eine zehn- oder elfstündige Arbeitszeit, für undurchführbar.
entgegengesett.
Die Auskünfte aus Schwerin , Blankenburg und Friedrichsroda ergaben keine Besonderheiten.
In Hamburg befinden sich die Arbeiter und Arbeiterinnen in Kost und Logis und erhalten monatlich 32 bis 40 M. Lohn. An 6 Sonntagen ist von der Behörde die Arbeit erlaubt. Der Unternehmer hält es nicht für ausgeschlossen, daß auch am Sonnabend wie in Fabriten um 26 Uhr gefchloffen wird. Nur find Ueberstunden vor den Festtagen nötig. In fleineren Betrieben kommt es vor, daß am Freitag und Sonnabend bis 12 Uhr nachts gearbeitet wird.
Verbandstag der Buchbinder.
Aus der Diskussion über die Vorstandsberichte in der Montags fibung ist folgendes zu erwähnen. Güth- Bielefeld wünscht eine gründliche Werkstättenorganisation, von der er sich große Erfolge verspricht. Er ist der Meinung, daß die gegen die Berliner Stol legen herrschende Animosität nicht ganz unberechtigt sei. tragt, sämtliche Mandate mit Ausnahme desjenigen des Delegierten Der Berichterstatter der Mandatsprüfungskommission beanSecht- Mannheim für gültig zu erklären, aber gegenüber dem Verbandsvorsitzenden und der Berliner Ortsverwaltung eine Rüge auszusprechen. Diefer Antrag wird angenommen, Hecht barf je doch den Beratungen ohne Stimmrecht beilwohnen. Darauf wird die unterbrochene Debatte wieder aufgenommen. Banzhaf- Stutt gart , Walther- Leipzig und Remmlinger- Stuttgart greifen die Berliner scharf an. Auch die Ausstattung des Verbandsorgans wird vielfach bemängelt.
Bei Eröffnung der Dienstagssihung bringt der Vorfihendt Brückner einen ihm aus Berlin zugegangenen Handzettel zur Verlesung, wonach ein Teil der Berliner Buchbinder am 25. Juni eine Protestversammlung abhält, weil die Mitglieder der dortigen Tariffommiffion von der Vertretung auf dem Nürnberger Verbandstag durch die erlittene Wahlniederlage ausgeschlossen sind. Im Anschluß an diese Berlesung beantragt Brüdner die Annahme einer Entrüstungsresolution, die er zur Berlesung bringt. Roth wendet sich energisch dagegen. Er schließt mit den Worten: Wenn Sie wollen, daß in Berlin Friede wird, dann lassen Sie die Finger von einem solchen Protest!"
Böhler- Regensburg wendet sich gegen Kloth und befürwortet unter startem Beifall die Annahme einer von Klar eingebrachten Nesolution. Klar- Berlin und Küster- Hamburg treten der Auffassung Böhlers bei, dagegen erklären sich Harder- Berlin und Albert- Breslau. Nachdem noch Dietrich- Stuttgart für eine mildere Fassung plädiert hat, wird die Resolution in folgendem Wortlaut angenommen:
Der Verbandstag nimmt von dem disziplinwidrigen Berhalten der Berliner Tarifkommission Kenntnis, die eine Protestbersammlung zum 25. Juni mit folgender Tagesordnung einberufen hat: Warum ist die Tarifkommission der Buchbinderbranche Berlins ohne Bertretung auf dem Nürnberger Verbandstage? Der Verbandstag spricht seine entschiebene Mißbilligung über das Vorgehen dieser Kollegen aus und erwartet, daß im Interesse der ruhigen Weiterentwickelung des Verbandes und der Bahlstelle Berlin derartige, die Organisation schädigende Treibe. reien unterbleiben." Die Berliner Delegierten nehmen an ber Abstimmung über diese Resolution nicht teil.
Hierauf wird die Debatte über die Geschäftsberichte fortgeseßt. Stratfch- München beschäftigt sich vorzugsweise mit den Zuständen im Verbandsorgan und rügt hierbei mit aller Schärfe, baß das Blatt, anstatt den Organisationsinteressen zu dienen, fortwährend persönliche Erklärungen bringt, die eine schlimme Wirkung ausübten. Eine Alenderung der Verhältnisse set bringend geboten. Um die Mitglieder über interne schiebende Fragen zu unterrichten, gebe es andere Mittel, als die Publikationen im Verbandsorgan. Schade- Berlin äußert sich in längeren Ausführungen zu den Differenzen mit Sloth. Dürr- Fürth tritt dafür ein, daß mehr und befferes Agitationsmaterial zur Verfügung gestellt werde. Gr bemängelt es dann, daß, obwohl der Verband zahlreiche weibliche Mitglieder zählt, diese doch nur durch eine einzige Delegierte vertreten find.
Die Diskussion dehnt sich auch noch bis weit in die Nach Aus einem Blättbetrieb in Berlin W. war eine Unternehmerin mittagssigung aus. Sie dreht sich hauptsächlich um die schwebende Beuge Rittergutsbesitzer Dr. Schröder Poggelow- Berlin : Direktor Kayser und Dr. Peters waren befreundet. Später ent- und eine Arbeiterin geladen. Die Unternehmerin gibt für ihren Differenzfrage und ist für die Algemeinheit von geringem Interstanden sachliche Differenzen, nie persönliche. Peters verlehrte in der Betrieb, inkl. der Pausen, eine Arbeitszeit von 12 Stunden an. Die effe. Verbandssekretär Harder- Berlin berichtet, die auf der StonFamilie des Direktors Stayfer und auch Frau Direktor Kayfer war damit Arbeit häufe sich nicht übermäßig am Sonnabend, vielmehr werde einverstanden. Direktor Kayser hat stets daran festgehalten, daß oft schon um 6 Uhr Schluß gemacht. Gegen eine Arbeitszeit- ferenz der Gewerkschaftsvorstände gegebene Anregung, die Ueberunfere Kolonialpolitik auf Peters zurückzuführen sei. Direktor Stayfer begrenzung wäre nichts einzuwenden. Die Arbeiterin, die ver- tritte aus anderen Verbänden zu erleichtern, sei vom Vorstand hat sich stets lobend über Dr. Peters ausgesprochen. Wenn Frau Betriebe, in dem sie beschäftigt ist, wird an einigen Tagen abends sich der Hoffnung hin, daß der Verbandstag nachträglich seine Zunommen wurde, ist 9 Jahre als Plätterin tätig. Jm gegenwärtigen des Buchbinderverbandes in die Tat umgesetzt worden. Er gebe Direttor Stanser jest das Gegenteil behauptet, so läßt sich das nur bis 11, 12, fogar 2 Uhr nachts gearbeitet. Sonst ist der regelrechte ftimmung geben werde. Weiter berbreitet er sich über bdas Bei durch Idiosynkrafie erklären. Ich habe der ersten Disziplinarberhandlung in Berlin beigewohnt und mich über die Verhandlung sehr Arbeitsschluß 9 Uhr abends, der Beginn der Arbeit 7 Uhr früh. tragswesen und bemängelt, daß bei den Aufnahmen zu statistischen gewundert. Auf die Männer, die in Afrita waren, hat man so gut Der wöchentliche Lohn schwankt zwischen 15-20 mt. Die Aus- Zwecken von den Kollegen oft sehr mangelhafte Darlegungen der wie garnicht gehört. Herrn v. Bechmann ist direkt das Wort abgeschnitten dehnung der Arbeitszeit bis 2 Uhr nachts erfolgt meistens am Berhältnisse gegeben werden. worden, als er eine Schilderung der afrikanischen Verhältnisse Sonnabend. Sie erklärt, daß Belizerbeamte wohl oft vor dem bortragen wollte. Beuge v. Bechmann: Jawohl, mir wurde Ladenfenster in der Nacht vorbeigehen, aber nie eine Schließung das Wort vom Vorsitzenden abgeschnitten, der sagte, ich hätte keine des Betriebes angeordnet wurde. In anderen kleineren Betrieben anderen Bemerkungen zu machen und nur auf Fragen zu antworten. fei es nicht besser bestellt, nur die großen Waschanstalten haben Ich war gerade im Begriff, die Ereignisse am Kilimandscharo zu eine geregelte Arbeitszeit. schildern. Zeuge Dr. Schröder: Ja, so war es. Bert. Aus Lüneburg wird berichtet, daß die Arbeitszeit inkl. der Rechtsanw. Bernheim: Herr Dr. Schröder, täuscht Sie nicht Ihr Bausen 12 Stunden beträgt. Bu Zeiten wird länger gearbeitet. Gedächtnis? Der Prozeß liegt doch zehn Jahre zurück. Nach meinen Wäscherinnen erhalten 13 M. Wochenlohn und Belöstigung, Informationen ist Herr v. Bechmann nur einual unterbrochen worden, Blätterinnen 1,50 2. pro Tag und Beföstigung. Die Arbeitszeit und zwar als er fagte: Ich muß es als Deutscher bedauern, daß ein wird bei großen Anforderungen bis 11 Uhr nachts ausgedehnt. Der Mann, dem Deutschland so viel verdankt.., hier wurde er vom Unternehmer hält eine Begrenzung der Arbeitszeit für durchführ Vorsitzenden unterbrochen und zur Sache gerufen. Beuge bar. Dr. Schröder: Der Prozeß ist uns allen noch in sehr In Osnabrüd müssen Lehrmädchen 4 Jahr lernen und 15 m. genauer Erinnerung, veil weil wir ihn für den bedeutendsten Lehrgeld zahlen. In einigen Betrieben wird die Arbeitszeit oft bis kolonialpolitischen Prozeß hielten. Ich glaube, Herr v. Bechmann 11 Uhr nachts ausgedehnt. wurde unterbrochen, als er ausführen wollte, die Dinge sähen vom Aus Münster berichtet ein Arbeitgeber, daß er in seinem Be grünen Tisch ganz anders aus als in Afrika selbst. Daß ihm das triebe die Arbeitstätigkeit am Sonnabend sehr einschränken müsse, Wort abgeschnitten wurde, hat auf uns alle einen sehr peinlichen da die Arbeiterinnen an diesem Tage vielfach ausbleiben, um Ar Eindruck gemacht. beit für eigene Rechnung zu verrichten. Der Befragte hält eine zehnstündige Arbeitszeit für möglich.
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( Schluß im Hauptblatt.)
Sierauf wird ein Antrag auf Schluß der Debatte angenommen. Der frühere Verbandsvorsitzende Dietrich- Stuttgart erhält das Bort zu einer Erklärung. Er fonstatiert, daß, solange er dem Vorstand angehörte, immer im großen und ganzen Ginigkeit geherrscht habe. Die Klagen aus der Proving hätten sich nicht verringert, sondern vermehrt. Die großen Versprechungen der neuen Verbandsleitung feien nicht in Erfüllung gegangen. Er bedauere, daß der Borsigende feinen Geschäftsbericht von einzelnen Ausfällen nicht verschont habe. Der Verbandstag fei von der Tätigkeit des Vorstandes enttäuscht. Redner bedauert weiter, daß durch die ver schiedenen Vorkommnisse das Ansehen des Verbandes nach außen hin gelitten habe. Durch die fortwährenden Zwiftigkeiten im Ber band hätten fämtliche Kollegen an Arbeitsfreudigkeit verloren. Der Buchbinderverband fönnte eine bedeutende Rolle in unserer heutigen Gewerkschaftsbewegung spielen, wenn statt der Pflege persönlicher Differenzen das fachliche Moment mehr berücksichtigt würde. Red. ner spricht die Hoffnung aus, daß bald eine gründliche Besserung eintreten möge zum Wohle der gesamten Mitgliedschaft. Die Ausführungen Dietrichs machten einen tiefen Gindrud. Es folgen nunmehr Erklärungen