Nr. 148. 24. Jahrgang.
1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt.
des Reichstags den Antrag, dem Reichstag die Akten vorzulegen. Der Antrag wurde damals nicht erledigt. Ich werde ihn Dr. Peters: Ich möchte
Der Peters- Prozeß der.Münchener Poſt. ſelbſtverſtändlich wiederholen.
Telegraphischer Bericht.)
einige Bemerkungen
schon hier einflechten. Herr Bebel hai anfangs auf die Emin Nach Eröffnung der Sitzung durch den Vorsitzenden, Ober- Bascha- Expedition hingewiesen und einige Vorgänge angeführt, landesgerichtsrat Mayer, stellt der Vertreter des Klägers, Rechts- aus denen er den Schluß zieht, daß ich mich einer ungerechtfertigten anwalt Dr. Rosenthal, den Antrag, den in München Härte schuldig gemacht habe. Herr Bebel hat diesen Vorwurf aber wohnenden Privatdozenten Dr. Albert Wirth als Zeugen, erhoben ohne jede nähere Kenntnis der Dinge. Er sagt z. B., ich eventuell als Sachverständigen, zu laden. Wirth sei 1893 am hätte einen Hirten totgeschossen, weil er mir im Wege gestanden Kilimandſcharo gewesen und könnte über die damalige Haltung der habe. Er vergißt hinzuzufügen, daß dieser Hirt ein Angehöriger Neger zu den Weißen Auskunft geben. des Massaistammes war und daß dieser Stamm am Tage vorher Verteidiger Rechtsanwalt Bernheim: Ich bitte, diesen mich angegriffen hatte. Herr Bebel sagt, daß mir die Träger wegAntrag vorläufig zurückzustellen, damit wir Zeit gewinnen, um gelaufen seien, er vergißt aber, daß meine Expedition in die Zeiten Erkundigungen über die wissenschaftliche Befähigung dieses Herrn des großen afrikanischen Aufstandes fiel und daß ich eine große Vereinzuziehen. Wir kennen ihn nur als jungliberalen Agitator. antwortung zu tragen hatte. Herr Bebel scheint, ebenso wie die Dr. Rosenthal: Wir haben uns ja auch nicht über die anderen Herren, immer von der Annahme auszugehen, daß es in wissenschaftliche Befähigung des von der Gegenseite vor- Afrika ebenso sei wie bei uns. Gewiß flingt es brutal, wenn es geschlagenen Majors Donath erkundigt.( Heiterkeit.) heißt, 6 Dörfer seien niedergebrannt worden. Wenn ich hörte, daß Verteidiger Rechtsanwalt Bernheim: Major Donath ist 6 bayerische Dörfer niedergebrannt worden seien, so würde von uns nicht als Sachverständiger, sondern als 3euge geladen. ich das ohne Zaudern eine unerhörte Handlungsweise nennen. Hierauf wird Abg. August Bebel als Zeuge aufgerufen. Aber die Dinge liegen dort ganz anders. Es waren alles kleine Vors.: Zunächst handelt es sich darum, daß Sie uns im Zu- Dörfer, und sammenhang Mitteilung machen über die Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter gemachten Mitteilungen bezüglich der Tätigkeit des Reichskommissars a. D. Dr. Peters. Bebel : Die Angelegenheit wurde von mir am 30. März 1896 zum ersten Male zur Sprache gebracht. Die Verhandlungen dauerten damals drei Tage. Ich sah mich zu meinem Vorgehen gegen Dr. Peters beranlaßt durch das Studium des Petersschen Buches" Meine Emin Pascha - Expedition" und zweitens durch Mitteilungen, die mir über das Verhalten des Dr. Peters am Kilimandscharo gemacht waren. Um zunächst auf das Buch einzugehen, so muß ich feststellen, daß ich nach der Lektüre des Buches den Eindruck gewann, daß Peters ein außerordentlich rücksichtsloser und gewalttätiger Mensch ist. Er erzählt in dem Buche selbst, daß er nach Anwerbung der Träger
fofort die Prügelstrafe eingeführt
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und rigoros gehandhabt habe. Es sind ihm dann auch auf der Reise wiederholt Träger weggelaufen. Das war sicherlich für ihn eine unangenehme Sache, aber schuld daran ist meines Erachtens einzig und allein die schlechte Behandlung. Weiter erzählt Dr. Peters in dem Buche, daß er auf dem Weitermarsch einen Hirten, der nicht aus dem Wege gehen wollte, mit einem wohlgezielten Schuß einfach talt gemacht habe! An einem Tage hat Dr. Peters nicht weniger als sechs Dörfer niedergebrannt!! Das ist doch eine ganz außerordentliche Härte, die in feiner Weise gerechtfertigt erscheinen kann. Ich habe dann weiter im Reichstage erzählt, daß Dr. Peters mit einem Mädchen intimen Verkehr gehabt und daß dieses Mädchen und ein Diener hingerichtet worden seien, weil sie ihm untreu geworden sei. Ich hatte weiter angeführt, daß ein Brief Dr. Peters' an den Bischof Tucker egiſtiere. Peters wollte dem Bischof einen Besuch abstatten, und da erwiderte Tuder, daß er mit einem Mörder nicht verkehren könne. Darauf soll nun Peters, und das ist der in Frage kommende " Tuder- Brief", geantwortet haben: die Dinge lägen so, daß das Mädchen nach a fritanischen Begriffen als seine Frau zu betrachten sei und daß nach afrikanischen Begriffen der Gatte das Recht habe, die Untreue des Weibes mit dem Tode zu bestrafen. Die Angelegenheit des Tucker- Briefes hat sich später als unrichtig herausgestellt. In der Tat konnte der Nachweis der Existenz dieses Briefes nicht geführt werden. Mir wurde gesagt, daß er in einer englischen Zeitschrift abgedruckt sein sollte. Meine Mitteilungen im Reichstage erregten damals ungeheures Aufsehen. Vertreter aller Parteien, ausgenommen die freitonservative Partei, so die Abgg. Lieber, Eugen Richter und selbst Dr. Hammacher erklärten, daß sie diese Vorgänge bedauerten. Dr. Hammacher sprach besonders scharf, weil, wie er sagte, diese Borgänge geeignet seien, der von seiner Partei vertretenen folonialfreundlichen Politit Schaden zu bringen. Er machte sogar die Mitteilung, er verstehe nicht, wie Direktor Kayser den Dr. Peters überhaupt noch im Amte behalten könne. Zwei Tage nach diesen Borgängen erklärte Dr. Kayser im Reichstage, daß er auf Grund meiner neuen Mitteilungen sich veranlaßt gesehen habe, beim Reichskanzler Fürsten Hohenlohe den Antrag auf
Wiederaufnahme des Disziplinarverfahrens gegen Dr. Peters zu stellen. Bis zum ersten Termin ließ sich die Eristenz des Tucker- Briefes nicht nachweisen. Erst später wurde Bischof Tucker durch das Auswärtige Amt ermittelt und gab die Erklärung ab, daß er einen solchen Brief nicht erhalten habe. Ich will nicht unerwähnt lassen, daß die Köln . 3tg." die Behauptung aufgestellt hat, jener Brief sei gar nicht an den Bischof Tucker, sondern an einen Bischof Sicie gerichtet gewesen. Ob das richtig ist, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Das Disziplinarverfahren erster Instanz endete mit einer teilweisen Verurteilung. Dr. Peters erhob Einspruch, und der Reichs- Disziplinargerichshof in Leipzig stellte sich völlig auf den Boden des Anklägers, Legationsrats Dr. Hellwig, und erklärte Dr. Peters in allen Punkten schuldig. Das Urteil selbst habe ich nie gesehen, es ist auch nicht veröffentlicht worden. Ich kann mich daher bei meinen Ausführungen nur auf die Berichte der Kreuz- Zeitung ", der Köln . 3tg." und anderer Blätter stüßen. Nach diesen Berichten hat die höchste Disziplinarkammer den intimen Verkehr des Mabrut mit der Jagodja als wesentliches Motiv für die Hinrichtung angenommen. Kolonialdirektor Kayser selbst hat im Reichstage das " Kriegsgericht" als eine Art Kriegsgericht"
in einer Stunde waren alle 6 vernichtet.
Jch befand mich einer Uebermacht von 1200 bis 1500 Mann gegenüber. Herr Bebel, wenn die uns gekriegt hätten, sie hätten etwas ganz anderes mit uns gemacht. Das mindeste, was uns passiert wäre, wäre gewesen, daß man uns den Bauch aufgeschnitten hätte. Bergegenwärtigen Sie sich das, Herr Bebel. Wenn Sie einmal dort allein in Afrika wären und dort Erfahrungen am eigenen Leibe sammeln könnten, Sie würden auch ein ganz anderer werden. Sie sollen ja ein ganz energischer Mann sein!( Heiterkeit.) Sie sagen, die Führer der verschiedensten Parteien hätten sich mit Abscheu über meine Handlungen ausgesprochen. Gewiß, aber doch nur über die Handlungen, die Sie ihnen vorgetragen haben. Rechtsanw. Dr. Rosenthal: Herr Bebel hat heute bezüglich des Tuckerbriefes immer bon soll" gesprochen. Jm Reichstage hat er aber den Tuckerbrief als Tatsache hingestellt. Es wäre doch seine Pflicht gewesen, bevor er seine Anschuldigungen erhob, die in ganz Europa so großes Aufsehen erregten, erst einmal Nachprüfungen zu veranstalten. Dr. Peters: Ein so hervorragender Barlamentarier wie Herr Bebel hat die schwersten Beschuldigungen gegen mich mit voller Bestimmtheit im Reichstage vorgebracht. Herr Bebel hat es nicht für nötig gehalten, Erkundigungen einzuziehen, er hat auch nicht nachgeforscht, in me I cher englischen Zeitschrift der Tuckerbrief abgedruckt gewesen sein soll. Ein Telegramm hätte doch genügt. Ich gebe zu, daß, wenn ich einen solchen Brief geschrieben hätte, ich die Beleidigungen vollauf verdient haben würde, denen ich ausgesetzt war. Aber die Pflicht eines jeden Politikers und Ehrenmannes war es, sich zu erkundigen. Wenn Herr Bebel uns heute nicht seinen Gewährsmann nennt, dann kann ihm der Vorwurf der Leichtgläubigkeit nicht erspart bleiben, und von dem Verdacht, mala fide gehandelt zu haben, ist er dann nicht gereinigt.
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Pater Ader: Von einem Briefe Dr. Peters' an Bischof Tuder weiß ich nichts. Aber jetzt, wo ich das Wort höre mit einem Mörder verkehre ich nicht", geht es mir durch die Erinnerung. Ja, der Bischof Sidie
war es, der mir mit Entrüstung erzählte und mir auch sagte, mit einem Mörder könne er nicht verkehren. Mit englischen Intrigen hatte Bischof Sidie nichts zu schaffen. Er gehörte zur University Mission. Er war ein humaner, tiefreligiöser Mensch, vor dem ich die größe Hochachtung hatte. Wenn er also die Legende erfunden hat, so hat er sie sicherlich nicht aus eigenem Privatinteresse erBors.: Wissen Sie etwas von einem Briefwechsel zwischen Dr. Peters und Sicie?
funden.
Bater Ader: Jch habe so eine konfuse Ahnung. Bebel: In seinem Plaidoyer vor der Disziplinarkammer hat Geh. Rat Hellwig nach Zeitungsberichten gesagt, es sei fest: gestellt, daß der Brief an Bischof Tucker niemals geschrieben sei; es liege aber aller Wahrscheinlichkeit nach eine Verwechselung mit dem Briefe an Sidie vor. Dieser Brief sei zwar nicht so belaftend wie der Tuderbrief, aber immer noch belastend genug. Vert. Rechtsanw. Bernheim: Ich gestatte mir nun, den Brief des Dr. Peters an Bischof Sidir
dem Gericht vorzulegen.
zu unterbreiten.
Der Brief wird verlesen und lautet: " Mein Herr! Ich bestätige Ihnen den Empfang Ihres heutigen Briefes. Obwohl ich als deutscher Beamter es der faiserlichen Regierung überlassen muß, meine Handlungsweise zu beurteilen, halte ich es für angemessen, privatim Ihnen möglichst bald, schon um eine weitere Verbreitung der über mich im Umlauf sich befindenden Gerüchte zu verhindern, die Wahrheit Es haben am Kilimandscharo zwei Hinrichtungen stattgefunden, die eine im Oktober 1891, die andere im Frühjahr 1892; beide selbstverständlich nach vorhergegangener Untersuchung und nach öffentlicher Verkündigung des Urteils. Was den Fall vom Oktober 1891 betrifft, so war der Schuldige ein Massaibursche, der einen nächtlichen Diebstahl unter erschwerenden Umständen ausgeführt hatte. Außerdem hatte er ehebrecherischen Umgang mit einer der weiblichen Dienstboten. Diese Dienerin war nicht von mir, aber sie gehörte einem anderen Herren der Station. Bezüglich der letzteren hat eine Untersuchung nicht stattgefunden. Ich wollte sie mit 25 Beitschenhieben bestrafen. Das Mädchen hat aber keine Strafe erhalten. Das Urteil ist ergangen in Nebereinstimmung mit allen Herren der Station, die wegen der schwierigen Verhältnisse, in denen wir uns befanden, sich sämtlich mit der Todesstrafe einverstanden erklärt
haben.
Der zweite Fall vom Anfang Januar betrifft eine Frauens person. Es handelte sich um ein Komplott gegen die Sicherheit der Station. Das Frauenzimmer hielt es mit einigen feindlichen Häuptlingen. Von einem Ehebruch war in diesem Fall keine Rede. Meiner Ansicht nach werden beide Fälle durcheinanderaeworfen. Es versteht sich von selbst, daß ich, wenn auf der Station nicht eine Art Belagerungszustand geherrscht und Aufruhr gedroht hätte, porgezogen hätte, statt der angewandten Strenge, Gnade walten zu lassen. Dr. Peters."
bezeichnet. Der oberste Gerichtshof ist noch weiter gegangen. Gr hat sich dahin ausgesprochen, Dr. Peters habe sich zwei Strohmänner genommen. Die Verhandlungen in Leipzig dauerten drei Tage. Zwei Tage nach dieser Verhandlung habe ich öffentlich erklärt, daß der Tuckerbrief nicht existiert. Die Angelegenheit ist aber trotzdem nicht zur Ruhe gekommen. Ich habe mich dann später nochmals an das Auswärtige Amt gewandt und eine offizielle Er= tlärung erbeten, daß der Brief nicht existiert. Dann habe ich 1901 nochmals die Erklärung abgegeben, daß der Brief nicht existiert, ebenso im Dezember v. J. Weiter habe ich mich an das Auswärtige Amt gewandt und um Vorlegung der Akten gebeten, damit ich mich orientieren konnte. Kurz bevor der jezige Kolonialdirektor Dernburg sein Amt antrat, bin ich selbst auf das Kolonialamt gegangen und habe um Einsicht in die Akten gebeten. Vorhergegangen war eine Zeitungspolemit zwischen Dr. Peters und mir. Rechtsanw. Bernheim( fortfahrend): Der Sturm der EntKolonialdirektor Erbprinz zu Hohenlohe- Langenburg erklärte mir, rüstung im Reichstage entstand nicht nach der Rede Bebels, sondern ich möchte ihm erst mitteilen, was ich wissen wolle, dann werde mir nach den Mitteilungen des Direktors Kayser. Rechtsant. Dr. RosenGeh. Legationsrat Dr. Schnee Auskunft geben. Dr. Schnee zeigte thal: Das wird nicht bestritten. Direttor Kayser hat aus eigener mir ein ganzes Bündel von Akten. Herr Bebel", sagte er, das Initiative oder getrieben von einer höheren mächtigen Hand offenwürde ja wochenlang dauern, ehe sie sich da durcharbeiten könnten. bar ein doppeltes Spiel getrieben. Dr. Peters: Ich habe diesen Sagen Sie mir doch, was Sie wissen wollen." Jch erwiderte, daß focben verlesenen Brief schon selber veröffentlicht, und zwar Ende man nach der Wissenschaft, über die Dr. Arendt in dieser Sache März 1896, um zu beweisen, daß ich nicht den Brief an Bischof berfügte, dieſem fogar Einsicht in die Geheimakten gewährt haben Tucker geschrieben habe, sondern einen anderen Brief gerade entmüsse, und ich fügte hinzu, was dem einen recht sei, müsse dem gegengesetzten Inhalts. Dieser Brief ist in der Scharlachschen anderen billig sein. Geh. Rat Schnee bestritt, daß dem Dr. Arendt Broschüre abgedruckt. Ich habe ihn übrigens an Sidie gar nicht jemals Einsicht in die Geheimatten gewährt worden sei. Einige abgeschickt, denn ich halte es mit der Würde eines deutschen Tage nach dieser Unterredung bekam ich vom Kolonialamt den Be- Beamten nicht für vereinbar, sich vor einem englischen Missionar scheid, daß es zu seinem Bedauern nicht in der Lage" fei, einem zu verantworten. Ich hatte gar nicht die Absicht, den Sidie zu becinzelnen Abgeordneten Einsicht in die Akten zu gewähren! Aus fuchen. Er hatte mich vielmehr eingeladen und schrieb mir, dieser Antwort zog ich den Schluß, daß man das, was man einem es beständen leider gewisse Gerüchte über mich, über die er auch an einzelnen Abgeordneten verweigere, wohl der Gesamtheit nicht den Gouverneur Herrn v. Soden berichtet habe. Von einem verweigern würde. Ich stellte deshalb in der Budgetkommission Mor de sprach er nicht. Das hätte ich mir auch nicht gefallen
Freitag, 28. Juni 1907.
lassen und tue es auch heute noch nicht. Abgesehen vom Tuckerbrief lag nichts neues Belastendes gegen mich vor.
Bebel verliest aus dem Buche des Dr. Peters über die Emin Pascha - Expedition einige charakteristische Stellen: Ein Schwarzer hatte dem Dr. Peters ein Perlhuhn gestohlen. Daraufhin gab er ihm Brechpulver, um das Gestohlene wiederzubekommen!! Er ließ ihm 25 überziehen und legte ihn in Ketten. An einer anderen Stelle erzählt Peters, daß er
Schwarze wie Spaten von den Bäumen heruntergeschossen habe. Dr. Peters: Wenn ein Schwarzer mir ein Perlhuhn stiehlt, das ich selber gern essen wollte, soll ich mir das gefallen lassen? Ich habe ihn bestraft, wie er es verdiente. Der Kerl hat nie wieder ein Huhn gestohlen.( Heiterkeit.) Vert. Rechtsanw. Bernheim: Andere Leute denken anders darüber. Rechtsanw. Dr. Rosenthal: Dr. Peters ist mit 65 Mann einer feindlichen Uebermacht von 1500 Mann gegenübergetreten. Major v. Tiedemann rühmt in seiner Broschüre den Mut und die Kühnheit Dr. Peters, den er einen tüchtigen Anführer nennt. Und da werden nun solche Einzelheiten herausgetramt. Herr Eugen Wolf hätte vielleicht den Schwarzen, der das Huhn gestohlen hat, zwei Tage hungern lassen.( Heiterkeit.) Verteidiger Rechtsanw. Bernheim: Das wohl nicht, aber Brechpulver hätte er ihm nicht gegeben.
ich die Ehre, von Ihnen gekannt zu sein? Bebel: Nein. Eugen Sachverständiger Afrikaforscher Eugen Wolf zu Bebel : Habe Wolf: Habe ich Ihnen jemals Material über Dr. Peters gegeben? felben Weg durch die Steppe genommen wie er. Ich bin 10 000 kiloBebel: Nein. Eugen Wolf: Ich habe ein Jahr nach Peters denmeter durch Afrika zu Fuß gezogen. Ich habe nicht einen Schuß gegen Eingeborene abgegeben und nie einen Schuß von ihnen erhalten! Ich hatte 10 bewaffnete Träger. Die Waffen hatte ich mir auf der Mission geborgt, sie sind nie in Wirksamkeit getreten. Als ich von der Expedition durch Zentralafrika nach Berlin zurückkehrte, besuchten mich im„ Kaiserhof" die mir bis dahin unbekannten konfervativen Reichstagsabgeordneten v. Massow und Frege. fragten mich, wie ich über Dr. Peters dächte. Ich antwortete, Fürst Bismarck habe mir geraten, nie mit Dr. Peters zusammen durch Afrika zu reisen, sondern nur mit Wißmann. Meine Charakteristit des Dr. Peters diesen beiden Herren gegenüber ging dahin, daß ich fagte: Dr. Peters ist
ein Mann, der sich seinen Galgen selbst baut.
Sie
sagte: Sie haben recht gehabt, er hat sich seinen Galgen selbst gebaut! Zwei Jahre später kam Herr v. Massow wieder zu mir und Rechtsanw. Dr. Rosenthal verliest aus dem Buche des Majors Liedemann über Dr. Peters die Stellen, wo Major Tiedemann die Kaltblütigkeit und die unerreichte Geschicklichkeit des Dr. Peters im Vertehr mit den Eingeborenen lobt. Bebel : Ueber die Art, wie man in Afrifa vorgehen soll, haben die sogenannten„ Afrikaner" verschiedene Anschauungen. Die einen sagen, es müsse mit Rücksichtslosigkeit, Gewalt, ja mit Grausamkeit geschehen, die anderen wollen dasselbe mit Gerechtigkeit und Milde erreichen. Ich erinnere in dieser Beziehung an Livingstone, an den Grafen Pfeil u. a. mann, an Dr. Göllner. Eugen Wolf( dazwischenrufend): An Emin Pascha , an Wiß
Bascha- Expedition habe ich zweimal gelesen. Ich gehöre zu denen, Bebel ( fortfahrend): Das Buch des Dr. Peters über die Emin die da glauben, daß man auch gegenüber Völkern, die auf einer niederen Stulturstufe stehen, mit Milde und Menschlichkeit verfahren soll. Bei der Lektüre des Petersschen Buches aber hatte ich den Eindruck, daß Peters erklärte, ohne Gewalt nicht auskommen zu können, daß gegen die Schwarzen brutal vorgegangen werden muß. Aus dieser Anschauung Peters heraus erklärt es sich, daß er die Träger, die ausriffen, sofort erschoß, wozu er fein Recht hatte, und daß er die Dörfer niederbrennen ließ. Natürlich weiß ich, daß es keine bayerischen Dörfer sind. Aber das, was unserem Bauern das Haus ist, das ist dem Schwarzen die Hütte.
6.00
Was die Frage des Herunterschießens der Neger von den Bäumen betrifft, so handelt es sich da um eine Stelle, wo Dr. Peters vor den Marangas steht. Sie saßen auf den Bäumen.. Die folgenden Vorgänge erzählt Dr. Peters mit einer Kaltblütigkeit, und einer Ruhe, daß einem das Blut in den Adern erstarren möchte. Also die Schwarzen saßen auf den Bäumen, und Peters tam hinzu. Er sieht, daß sie schießen. Er fragt: Weshalb schießt Ihr?" Sie rief da Peters,„ dann wünsche ich Euch einen vergnügten Nachantworteten, fie führten Krieg gegen einen anderen Stamm.„ Nun," mittag" und schoß! Dr. Peters( einfallend): Herr Bebel vergißt, daß wir am Morgen von diesen Marangas angegriffen worden waren. Rechtsanw. Dr. Rosenthal: Hat Herr Bebel denn das Buch hätte sich doch eigentlich auch diese Mühe machen sollen! Verteidiger des Majors v. Tiedemann gelesen? Wer solche Angriffe erhebt, Rechtsanw. Bernheim: Dieses Buch hat doch mit der Beurteilung des Buches des Dr. Peters nicht das Geringste zu tun. Ebenso gut hätten Sie von Herrn Bebel verlangen können, daß er erst einmal den Robinson Crusoe lesen soll. Bebel: Ich habe als Zeuge über das auszusagen, was ich über die Petersfrage im Reichstage geäußert habe. Peters erwähnt in dem Buche dann noch einen Fall, die Ereignisse durcheinander geworfen. Vors.: Mit dem Zitieren des wo er schwarze Mädchen geraubt habe. Dr. Peters: Auch hier find Petersschen Buches wollen wir nun einmal aufhören.
Bebel: Ich hatte den Eindruck, daß der Kolonialabteilung zunächst die Anschuldigungen gegen Peters unbequem waren. Mit worden. Aber Peters hatte cine starte Partei hinter sich, die für jedem anderen wäre von vornherein ganz anders verfahren ihn eintrat. Kolonialdirektor Kayser war durch die AnschuldiAufregung, die im Reichstage über den Fall Peters entstand, griff gungen recht niedergeschlagen. Aber angesichts der ungeheuren Brief selbst hatte mit der Aufregung nichts zu tun, sondern sie er nach dem Tucker- Brief wie nach einem Strohhalm. Der Tuckerwurde durch die tatsächlichen Angaben des Dr. Kayser hervorgerufen. Wenn Dr. Peters behauptet, der Tuder- Brief habe irgendeine entscheidende Rolle gespielt, so ist das nicht richtig. Freilich steht fest, daß es ohne den Tucker- Brief zu der zweiten Verhandlung nicht gekommen wäre.
nennen, von dem ich die Mitteilungen bekommen habe. Ich verDr. Peters hat mich aufgefordert, den Namen desjenigen zu daß die Nennung dieses Namens mit dem Prozesse nichts zu tun stehe, daß er den Namen gerne wissen möchte. Ich meine dagegen, hat. Dr. Peters gehört zu der Gesellschaftsklasse, die für sich ein besonders feines Chrgefühl in Anspruch nimmt.
Ich gehöre zu dieser Klasse nicht. Aber in bezug auf mein Ghrgefühl lasse ich mich von feinem übertreffen. Wenn mir nun mit allem Vertrauen von anständiger Seite eine Mitteilung gemacht wird, so wäre ich ein erbärmlicher Kerl, wenn ich ohne ZuStimmung dieses Mannes seinen Namen nennen würde. Das verbietet mir mein Ehrgefühl. Dagegen erkläre ich, daß weder der Leutnant Bronfart v. Schellendorf , noch der Geh. Legationsrat Hellwig mich mit irgendwelchem Material versehen haben.
Rechtsanwalt Dr. Rosenthal: Ich selbst habe die Urteile gelesen, und da sind hinsichtlich der Jagodja vom Disziplinarhof feine feguellen Motive für die Hinrichtung angenommen. Bebel: Dann bedauere ich, daß Dr. Peters nicht in seinem eigenen Interesse das Urteil vorlegt.
Sachverständiger Dr. Friedl- Martin: Es waren ber= schiedene Frauen am Kilimandscharo , die in Betracht kommen konnten. Es braucht ja nicht gerade die Jagodja gewesen zu sein. Auch wenn es eine Frau gewesen wäre, die Herrn v. Pe ch mann gehörte, würde Dr. Peters ebenso schuldig sein, wenn er sie wegen irgendwelcher sexueller Motive hätte hinrichten lassen.
Rechtsanwalt Dr. Rosenthal( mit lauter Stimme): Herr Bebel, Sie haben gesagt, Sie würden ein erbärmlicher Kerl sein, wenn Sie Ihren Gewährsmann nennen würden. Das mag für den Tucker- Brief gelten. Hier handelt es sich aber darum, daß ein Mann, der unzweifelhaft große Verdienste um das Vaterland