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Nr. 151. 24. Jahrgang. 1. jMlop im Jorairts" Knlim Jloltelilntt. 2. luli 1907. Der PeterS'Prozeß der.Ifiüncljener Pott' n ch e n. den 1. Juli 1307. Die Verhandlungen in der Beleidigungsklage des Reichs- kommissars a. D. Dr. Karl Peters   gegen den Redakteur Martin Gruber von der..Münchener Post" wurden heute unter unver mindertem Andrang des Publikums wieder aufgenommen. Als Zeugen sind erschienen: Major v. Tiedemann und die W i t w des verstorbenen Kolonialdirektors Kayser. Abg. Dr. Arendt ist noch nicht wieder eingetroffen. Zunächst Wird Major v. Tiedemann als Sachverständiger vereidigt. Peters gegen Major Donath. Dann gibt Dr. Peters zu den Auslassungen des Majors V. Donath eine längere Erklärung ab: Major v. Donath hat bekundet, daß ein für den Abend angesetzter Vortrag deshalb nicht stattgefunden habe, weil ich Angst gehabt hätte. Major Donath könne mir entgegentreten. Nun habe ich verschiedene Mitteilungen über Herrn v. Donath erhalten. In einigen Zuschriften heißt es, daß die Angaben des Herrn v. Donath unrichtig seien, und daß die Versammlung an demselben Tage abgehalten worden sei, an dem das Diner beim Grafen Hutten-Chapski stattgefunden habe. Diese Tatsache spricht entweder gegen die Glaubwürdigkeit des Zeugen oder für eine große Konfusion in seinem Erinnerungs vermögen.(Mit erhobener Stimme): Der Fall Donath ist damit noch nicht erledigt. Soweit es meine von Herrn Donath bezweifelte Satisfaktionsfähigkeit   betrifft, so wird sich diese Sache noch anderweitig abspielen, nicht hier, sondern außerhalb des Gerichtssaales. Verteidiger Rcchtsanw. B e r n h e i m: Ich möchte feststellen, daß Major v. Donath gesagt hat, er könne nicht genau sagen, ob der Vortrag an demselben Tage wie das Diner oder am nächsten Abend stattgefunden hat. Inzwischen hat Herr v. Donath sein Gedächtnis geprüft und hat mir die Namen von Offizieren angegeben, mit denen er über die Unterredung mit Dr. Peters gesprochen hat. Von mehreren weiß er den jetzigen Aufenthalt nicht. Dagegen benennt er als Zeugen den Haupt mann v. Witzleben, den Hauptmann Benin  , den Haupb mann Arendtdorf und den Oberleutnant E c c i u s, sämtlich aus Kassel  . Diesen Herren hat Major v. Donath erzählt, daß Dr. Peters sich in Kassel   gerühmt habe, ohne daß sittliche oder militärische Gründe dafür vorhanden gewesen seien, Brutalitäten begangen zu haben. Rechtsanw. Dr. Rosen thal: Der Zeuge Major v. Donath hat ohne jede substantielle Beweisführung den Einwand gemacht, daß Dr. Peters nicht satisfaktionsfähig sei. �Dem- gegenüber schlage ich den Major v. Lengerke von der deutschen Schutztruppe, zurzeit hier im Hotel..Habsburg" wohnhaft, vor, der bekundet, daß niemand außer Herrn v. Donath nach dem Diner eine solche Meinung über Dr. Peters gehabt hat, und daß die Herren direkt vom Diner in die Versammlung gegangen sind. Herr v. Donath ist dabei geblieben, daß die Versammlung nicht stattgefunden hat, weil Dr. Peters befürchtet habe, er würde ihm in die Parade fahren. Ich bitte also, Herrn v. Lengerke zu vernehmen. Außerdem liegt mir ein Telegramm vor. in dem mitgeteilt wird, daß der Vortrag Dr. Peters imKasseler Tage blatt" am 16. Februar 1896 angekündigt und am 24. Februar statb gefunden habe. Ein Bericht darüber ist erschienen. Vorsitzender Oberlandesgerichtsrat Mayer: Ich habe in den letzten Tagen Schreiben aus ganz Deutschland   bekommen, ich habe keinen Anlaß, dieselben vorzulegen. Bert. Rechtsanw. Bernheim: Ich habe ganze Stöße von Zustimmungserklärungen erhalten. Rechtsanw. Dr. Rosenthal: Ich ebenfalls. Hierauf wird Frau Direktor Kayser als Zeugin vernommen. Sie ist 65 Jahre alt und steht etwas leidend aus Ihre Aussagen macht sie aber mit großer Bestimmtheit und mit heller, frischer Stimme. Auf die Frage des Vorsitzenden. ob sie mit Dr. Peters verfeindet sei, sagt sie: Persönlich nicht. Vors.: Frau Geheimrat, es soll nicht alles hier vorgebracht werden. was in der kolonialen Tätigkeit ihres verstorbenen Mannes vor- gekommen ist. Es ist aber hier behauptet worden, daß in der Gesinnung Ihres Mannes über Dr. Peters ein merkwürdiger Wandel vorgegangen ist. Er soll zuerst mit ihm befreundet gc Wesen sein und später sich gegen ihn gewandt haben. Frau Kayser: Ich möchte gern vorher etwas bemerken. Ich danke, daß mir Gelegenheit gegeben worden ist, mich hier vorzustellen. Vors.: Nun, das ist wohl keine sehr angenehme Reise für Sie gewesen. Zeugin: Aber es ist mir sehr angenehm, daß, nachdem ich vor der ganzen Welt blamiert und als eine minderwertige und unzurechnungsfähige Person hingestellt worden bin, ich hier aussagen kann. Vors.: Die Aussagen der Zeugen waren wohl nicht in diesem Sinne auszulegen. Die Zeugen haben nur sagen wollen, daß nachdem eine rauhe Hand in Ihr Familien leben hineingegriffen hat, Sie in Erinnerung an Ihren Gatten leben und sich in einer begreiflichen Erregung befinden. Zeugin: Ich möchte mich vor allem gegen die frivolen Aeußerungen des Herrn Dr. Arendt wenden. Dr. Arendt ist es gewesen, der 1895 meinen Mann in der unerhörtesten Weise bedroht hat. Der Vorgang war folgender: Mein Mann befand sich sehr schwer krank. Die Aerzte hatten strengste Isolierung, selbst den nächsten Verwandten gegenüber, angeordnet. Nach 14 Tagen hatten wir ihn soweit, daß wir ihn einen Augenblick in das Studierzimmer tragen konnten. Da wurde geklingelt. Es war Dr. Arendt. Er ließ sich nicht ab- >o e i s e n, sondern sagte, er hätte eine wichtige Angelegenheit zu besprechen und würde alles vermeiden, was eine Aufregung hervorrufen würde. Mein Mann hatte das Gespräch auf dem Korridor gehört und sagte, man solle ihn nur hereinlassen. Dr. Arendt kam also herein, während ich in den danebenliegenden Salon ging; die Tür blieb offen. Kurze Zeit darauf hörte ich die Stimme meines Mannes: Sie verlast«« augenblicklich mein Zimmer. Sie wagen es, mich in meiner Wohnung zu bedrohen!" Mein Mann hat sodann in sein Tagebuch sofort folgendes niedergeschrieben:Als Major v. Wißmann zum Gouverneur ernannt worden war, es war im Frühjahr 1895. kam Herr Dr. Arendt im Auftrage des Dr. Peters, während ich an einer schweren Krankheit darnieder- lag. zu mir, um mit mir wegen dessen Wiederverwendung im Reichsdienst zu verhandeln. Er begann mit folgenden Worten, den Text habe ich mir sofort niedergeschrieben: Dr. Peters erwartet eine gute Behandlung. Sie wissen, daß er ein guter Agitator ist und daß er mächtige Freunde hat. Sie wissen, was das bedeutet." Ich erwiderte ihm sehr scharf und wies ihn vuS dem Hause. Nur die Rücksicht darauf, daß er ein Abgeordneter war, verhinderte mich, schärfer gegen ihn vorzugehen. Ich hätte aber nicht geglaubt, solchen Vorgängen ausgesetzt zu sein, wie eS tatsächlich vorgekommen ist." Vors.: Frau Geheimrat, haben Sie das wörtlich übertragen? Zeugin: Gewiß, ich habe ja geschworen. Vors.: Dr. Arendt sagt aber, dieser Vorgang könne sich nicht so abge- spielt haben. Er sagt, dann könnte er doch später mit �hrem Mann nicht mehr freundschaftlich verkehrt und verhandelt haben. Zeugin: Die Aufzeichnungen gehen weiter. Es heißt dann, daß die weiteren Verhandlungen im Auswärtigen Amt   gefuhrt wurden. Vors.: Aber wie sind die Beiden über diesen Vor- fall hinweggekommen? Sie haben doch miteinander verhandelt. Zeuain: Die Verhandlungen fanden ja im Auswärtigen A in t statt. Es handelte sich um die Anstellung des Dr. Peters als Gouverneur in Ostafrila. Da aber Se. Majestät bereits den Major v. Wißmann zum Gouverneur ernannt hatte, wollte man, daß Dr. Peters zum Vizegouverneur ernannt werden sollte. Porst: Woher wissen Sie das? Zeugin: Mein Mann hat mir das alles gesagt. Da aber auch aus dem Vizegouverneursposten nichts wurde, sollte Dr. Peters als Ersatz die Landeshauptmannsstelle am Tanganjikasee erhalten. Das sind alles bekannte Sachen. Wenn es amtliche Mitteilungen wären, würde ich sie nicht weitergeben. 1895 wurden die ersten Anklagen gegen Dr. Peters von Herrn v. Vollmar erhoben. Vorher hatte Dr. Peters meinen Mann gebeten, ihm als Gegenleistung für sein Bild auch ein Bild zu geben. Mein Mann gab ihm das mit der Widmung ausFaust". Dr. Arendt hat diesen Vorgang ganz falsch dargestellt. Ich bitte, mir zum Beweise dafür zu gestatten, einige Stellen aus den Briefen meines Mannes an seinen Onkel, den Prof. Badon in Bonn  , zu verlesen. Bis dahin war nämlich das Perhältnis meines Mannes zu Dr. Peters sehr freundschaftlich gewesen. Es lag ja auch nichts gegen ihn vor, bis Herr v. Vollmar zum ersten Male die Anklagen im Reichstage vorbrachte. Darauf- hin wurde eine Untersuchung angestellt, die aber nichts ergab. Auch jetzt hatte mein Mann noch leinen Anlaß, gegen Dr. Peters Stellung zu nehmen. Erst als 1896 Bebel im Reichstage den Tuckerbrief vorbrachte, wurde die Sache ernst. Mein Mann hatte sehr viel Sympathie für Dr. Peters, und es wurde ihm schwer, gegen Dr. Peters vorzugchen. Aber er mußte als Beamter seine Pflicht tun. Es stellte sich nun heraus, daß die Berichte des Dr. Peters über die Hinrichtungen anders lauteten, als den Tatsachen entsprach. Da gegen meinen Mann der Vorwurf erhoben war, daß er die Sache vom grünen Tisch aus betrachte, entschloß er sich, mit 19 Herren eine Reise nach Afrika   zu unternehmen. Da der Arzt meinen Mann auf die dösen Folgen des Malariafiebers aufmerksam machte, habe ich meinen Mann als einzige Frau begleitet Dr. Arendt hat meinen Mann in einer unerhörten Weise ver folgt, wie ich aus Zeitungsausschnitten und Briefen beweisen kann Ich habe die Briefe eingeschickt, sie scheinen bisher noch nicht be nutzt worden zu sein. Pert. Rechtsanw. Bernheim: Ich be kam die Briefe erst, als die Vernehmung des Dr. Arendt beendet war, ich halte die Briefe aber für so wertvoll, daß ich bitte sie vorzulesen. Porst: War die Ursache der Feindscha Ihres Mannes mit Dr. Arendt nur die Petersaffäre? Zeugin: Ja, sämtliche Angriffe sehten mit dem Tage ein, als sich der Borfall am Krankenbett abgespielt hat. Mein Mann hat sich darüber ja in den Briefen ausgelassen. Es wird zunächst ein Brief vom 3. Mai 1836 verlesen. Darin heißt es:«Ich denke, wenn ich wieder im Reichstage bin, das Treiben des Dr. Arendt in seiner ganzen Schuftigkeit klarzulegen. Das Zentrum bleibt ganz auf meiner Seite und auch die Nationalliberalen werden wohl nicht schwankend werden. Da- gegen fürchte ich, daß die Agrarier als beste Freunde der Arendt und Arnim gegen mich auftreten werden." In einem Briefe vom 11. Mai 1896 heißt es:Vor Antritt meines Urlaubs hatte ich die Genugtuung, daß die Umwandlung der Schutztruppe durchgesetzt wurde. Seine Majestät sprachen mir dafür seine allerhöchste An- erkennung aus, und das genügt mir. Aber offenbar ist das das Signal meiner Feinde gewesen, denn dieD e u t s ch e Tages z e i t u n g", dieR u n d s ch a u", dieP o st", dieL e i p z i g e Neue st en Nachrichten" und dieR h e i n i s ch» W e st fälische Zeitung" gingen mit wahrem Sturm gegen mich los. Die Angriffe waren so pöbelhafter Natur, wie ich sie noch nie erlebt habe. Sie hörten erst auf, als Herr v. W i ß m a n n in einem Artikel derKölnischen Zeitung  " sehr warm für mich eintrat. Ich habe genug. Meine Nerven halten das nicht mehr aus. Peters und Schröder spielen keine Rolle mehr. Ueber die ist das Gcricbt hereingebrochen. Ich werde nun ein neues Leben anfangen. Ob ich mich da wohler fühlen werde, weiß ich nicht. In einem Briefe vom 11. Oktober 1896 schreibt Direktor Kayser Vorgestern ist der Kolonialrat geschlossen worden. Gestern habe ich mein Amt niedergelegt und heute das Patent meiner Er Nennung als Senatspräsident beim Reichsgericht erhalten. Aber meine psychischen und physischen Anstrengungen in der letzten Zeit gingen über die Grenzen des Zulässigen hinaus. Alle meine Nerven zittern, denn ich habe es mit Gegnern zu tun, die vor nichts zurückschrecken und über eine große Macht verfügen. Dr. Arendt hat als Bimetallist alle Agrarier hinter sich, und Dr. Peters als Kolonial Politiker die Zeitungen. Für mich sprechen hauptsächlich die Frankfurter Zeitung  " und dieKölnische Zeitung  ". Auf alle Bosheiten will ich nicht mehr eingehen. Ich freue mich, daß ich mit einer guten Rede im Kolonialrat meine Tätigkeit abgeschlossen habe. Der Kolonialrat und Seine Majestät haben mir volle An. erkennung ausgesprochen." Am 26. Oktober schreibt Direktor Kayser aus Leipzig   an seinen Onkel:Mit mir steht es sehr elend Man ist in Leipzig   über meine Einschiebung sehr erregt cf. Artikel in derZukunft". Ich glaube, daß Winding und Mittelstedt da hinter stecken." Rechtsanw. Dr. R o se n t h a l erklärt, daß Frau Direktor Kayser unbedingt anwesend bleiben müsse, bis Dr. Arendt aus Berlin   eingetroffen sei. Frau Kayser: Dazu bin ich gern bereit. Rechtsanwalt Dr. Rosenthal: Ich habe sofort nach Berlin  telegraphiert, daß Dr. Arendt kommen müsse. Frau Kayser wendet sich nochmals gegen die Aeußerungen der Abg. Dr. Paasche und Dr. Arendt, daß sie geisteskrank und minderwertig sei. orst: Ich möchte nochmals betonen, daß aus den Zeugen aussagen keine persönliche Kränkung der Zeugin herausgelesen werden kann. Die Herren sind zu solchen Wendungen nur ge- kommen, als gemeldet wurde, daß Sie an einer starken Herz. affektion litten. Zeugin: I ch bin nie in meinem Leben krank gewesen. Geh. Rat Paasche war mir als Freund meines Mannes bezeichnet worden. Als nun mein Mann im Reichstage angegriffen wurde, habe ich Herrn Geh. Rat Paasche gefragt, ob er für ihn eintreten wollte. Darauf sagte er:Jawohl, gnädige Frau," und ich schickte ihm das Material ein. Die Zeugin beschwert sich darüber, daß Geh. Rat Paasche ihr Ims Material nicht wiedergegeben hat. Sie habe es allerdings zuerst gar nicht zurück. gefordert, aber als sie es jetzt angesichts der neuen Angriffe haben wollte, sagte Geh. Rat Paasche, er habe es verlegt. Die Zeugin bestreitet, daß es sich bei der Bitte an Geh. Rat Paasche um Lappalien gehandelt habe, wie dieser ausgesagt hat, und fährt dann ort:Ich habe anläßlich dieser Vorgänge aus ganz Deutschland  Anerkennungsschreiben erhalten, und ein solches Anerkennung?. chreiben hat mir auch Professor Schiemann geschickt. Ich möchte bitten, dieses Schreiben zu verlesen zum Beweise dafür, daß ich doch nicht die minderwertige Person bin. als die man mich hier hingestellt hat." Rechtsanwalt Dr. Rosenthal: Wenn jetzt olche Anerkennungsschreiben vorgelesen werden sollen, wohin kommen wir dann? Verteidiger Rechtsanwalt B e r n h e i m: Sie haben ja Freitag auch ein Glückwunschtelegramm aus Berlin  verlesen, gerade als ob wir hier bei einem Hochzeitsdiner wären! (Heiterkeit.) Rechtsanwalt Dr. Rosenthal: Diese Stim- mung wäre be, mir ja zu begreifen.(Heiterkm.) Der Brief Schiemanns wird verlesen. Professor Schiemann sagt darin, daß Direktor Kayser der einzige hervorragende Kolonialdirektor ge- Wesen sei, den wir gehabt hätten. Die Welt wisse gar nicht, wie- viel Schlimmes er in der Aera Caprivi verhindert habe. Auf Wunsch des Verteidigers Rechtsanwalts B e r n h e i m äußert sich Frau Direktor Kayser noch über das Verhältnis Wißmanns zu Dr. Peters. Ferner erklärt Frau Direktor Kayser, daß sie die von ihr in derVossischen Zeitung" gegebene Darstellung des Besuches Dr. Arendt aus ihren Eid nehme. Verteidiger Rechts­anwalt Bernheim t Hat Direktor Kayser nicht, lediglich an- geekelt durch das Treiben der Peters-Cligue» sein Amt niedergelegt? Zeugin: Ja. Er hat von San Martina aus fünf- bis sechsmal nach Berlin   geschrieben und unter anderem sich auch an den Fürsten Eulenburg, mit dem er be- freundet war, mit der Bitte gewandt, er möchte bei Majestät durch- setzen, daß er entlassen werde. Verteidiger Rechtsanwalt B e r n- heim: Direktor Kayser spricht in seinen Briefen davon, daß zwei seiner Feinde bereits das Gottesgericht ereilt habe. Er meint damit Dr. Peters und einen Schröder. Wer ist oteser Schröder? Zeugin:©in Bruder des Herrn Dr. Schröder- Poggelow. Verteidiger Rechtsanwalt Bernheim: Dieser Schröder ist am 29. Juli 1896 in Tanga zu 15 Jahren Zuchthans verurteilt worden, weil er zwei Negcrjungen zu Tode geprügelt und ein Negermädchen vergewaltigt hat. Er war ein Wüstling sondergleichen, und sein Verhalten war die Ursache des Muschiri- aufstandes. Rechtsanwalt Dr. R o s e n t h a l(erregt): Ich muß dagegen protestieren, daß das Zeugnis eines Zeugen dadurch des- avouiert werden soll, daß sein Bruder Schlechtigkeiten begangen hat. Wohin sollen wir da kommen? Was haben die Schandtaten des Bruders mit der Zeugenaussage des Dr. Schröder-Poggelow zu tun? Verteidiger Rechtsanwalt Bernheim: Welche Schluß- folgerungen ich aus der Verwandtschaft ziehe, weiß der Herr Kollege ja gar nicht. Vors.: Für das Gericht wäre es etwas weit hergeholt, wenn es sich in der Bewertung von Zeugenaussagen durch den Umstand beeinflussen ließe, der hier genannt worden ist. Rechtsanwalt Dr. R o s e n t h a l: Frau Kayser, ist Herr Dr. Arendt öfter bei Ihnen gewesen?Zeugin: Ich kann mich nur des einen Falls entsinnen. Rechtsanwalt Dr. Rosenthal: Wer hat die Tür geöffnet und wer den Dr. Arendt hinaus- begleitet? Zeugin: Ich. Verteidiger Rechtsanwalt Bern­heim: Dr. Arendt hat unter seinem Eide ausgesagt, daß die von Ihnen geschilderte Szene eine freie Phantasie von Ihnen ist. Zeugin: Deshalb bin ich ja hier. Ich bringe die Notizen meines Mannes mit, die bestätigen, was ich gesagt habe. Die Szene ist so verlaufen, wie ich sie geschildert habe, natürlich nach meiner Erinnerung. Mehr kann ich nicht sagen, wenn behauptet wird, ich hätte Halluzinationen.   Äors.: Stellt sich jetzt vielleicht die Szene in Ihrer Erinnerung heftiger dar. als sie wirklich war? Zeugin: Nein. Natürlich ist nicht richtig, was in den Zeitungen gestanden hat, mein Mann wäre aus dem Krankenbett gesprungen. Das konnte er nicht, denn er saß im Krankenstuhl. Die nächste Zeugin ist die Lehrerin an der Münchener Handels- schule Elise B r u n st e i n. Sie gibt an, daß sie mehrere Male von Wißmann auf sein Gut nach Steiermark   eingeladen sei. Am Abend wurden afrikanische Erinnerungen erzählt. Als sie zu Wißmann kam, wußte sie von Dr. Peters nur, daß er ein be- deutender Mann sei. Es fiel ihr aber dann auf, daß Herr v. Wiß» mann jedesmal in Erregung geriet, so oft der Name Dr. Peters genannt wurde. Es sei ihr aber niemals gesagt worden, um was es sich handelte. Man sprach immer nur von den alten Geschichten und von den Dummheiten am Kilimandscharo  . Ein- mal allerdings habe Herr v. Wißmann gesagt: Der Peters, der Lump." Sie habe Herrn Eugen Wolf verschiedentlich um Auskunft gebeten, von ihm aber die Antwort erhalten, daß sie das nicht verstehe. Eugen Wolf bestätigt diese Angaben. Es chabe sich doch um Sachen gehandelt, die für eine junge Lehrerin nicht geeignet waren. Solche Bemerkungen habe übrigens Herr v. Wißmann über Dr. Peters nicht einmal, sondern häufig gemacht. So oft die Rede auf Dr. Peters kam, geriet der sonst so ruhige Mann in Erregung und lief im Zimmer auf und ab. Er sagte, es sei einfach ein Skandal. Als Wißmann einmal vom Kaifer zur Audienz nach Berlin   befohlen wurde, hat Dr. Peters mit ihm d i e ganze Nacht herumgesoffen. Am nächsten Tage ist Wißmann dann nicht ganz nüchtern vor Majestät erschienen und infolgedessen in Ungnade gefallen. Dr. Peters: Das ist alles ganz falsch. Herr v. Wißmann hatte mich am Abend bor  seiner Audienz zu Hiller eingeladen. Nachher sind wir noch in Pschorr gegangen. Ich weiß nicht, wie diese Tatfache zum Be- weise dafür dienen soll, daß ich Herrn v. Wißmann betrunken gemacht hätte.(Mit lauter erhobener Stimme): Das ist eine ganz unverschämte Unter st ellung. Eugen Wolf springt auf. Vors.(einfallend): Ich nehme nicht an, daß Herr Peters Herrn Eugen Wolf persönlich beleidigen wollte. Er wollte mit diesem Ausdruck wohl nur die Anekdote treffen. Dr. Peters: Herr v. Witzmann hat sich über Herrn Wolf zu mir geäußert:Der drängt sich immer an mich heran, er ist ja ein ganz kolossales Rindvieh!"(Heiterkeit.) Was die Anekdote anlangt, so weiß ich nicht, wie weit Herr Wolf sie erfunden hat, aber er sollte sie auch nicht kolportieren. Eugen Wolf: Herr p. Wißmann hat mir, als ich ihn gegen Angriffe verteidigte, geschrieben:Sic sind ein guter braver Kerl, Sic sind einer von denen, die treu zu mir gehalten haben. Ich danke Ihnen für die Treue." Zeugin Brun stein: Drei Monate vor seinem Tode hat Herr v. Wißmann mir seine Ansichten über die Gründe des Negerauf st andes gesagt. Er fagte, daß die Behandlung der Neger gerecht sein müsse. Jede Un- gerechtigkeit müsse vermieden werden, wenn man seinem Nachfolger die Wege bereiten wolle. Der Neger sei wie ein Kind, aber er habe auch das feine Gefühl eines Kindes für Ungerechtigkeit. Herr v. Wißmann hat dann auch einmal über Dr. Peters gesagt:Nun ja, Peters, Tropenkoller!" Eugen Wolf: DasRindvieh" ist von Wißmann gebeten worden, seine Schriften herauszugeben. (Heiterkeit.) Rcchtsanw. Dr. R o s e n t h a l: Und der tropen  - kollrige Peters wurde noch 1992 von Wißmann zum Diner ein- geladen. Es wird die Vernehmung eines Herrn Pächlig an- geregt, der bekunden soll, daß Wißmann die Taten Dr. Peters durchaus gebilligt habe. Was Dr. PeterS getan habe, sei abfolut der Situation angepaßt gewesen. Zeuge Major v. Lengerke: Ich war Teilnehmer an dem Diner, das im Winter 1896 in Kassel   stattfand, und das zu Ehren Dr. Peters und des Geh. Rats Behring gegeben wurde. An dem Diner nahmen fast nur Offiziere teil. Nach Schluß des Diners baten wir Dr. Peters, uns von Afrika   zu erzählen. Die Reichs- tagsverhandlungen standen bevor, und da waren-�wir naturgemäß neugierig. Der Eindruck, den seine Erzählungen auf mich machten, war gerade entgegengesetzt dem des Majors Donath. Peters erzählte uns, daß er mit einer kleinen Zahl Soldaten ein Schutzgebiet von der Größe Württembergs verwaltet hätte. Es wäre auch alles gut gegangen,� nur hätte er einen Diener wegen eines Diebstahls und ein schwarzes Mädchen, das weggelaufen war, aufhängen lassen. Näheres erzählte er darüber nicht, aber wir hatten den Eindruck, daß das. was Dr. Peters getan hatte, durch. aus gerechtfertigt war. Er sagte noch, die Todesstrafe bei dem Mädchen wäre angedroht gewesen, und wenn jemand eine Strafe in Afrika   androhe, müsse er sie auch durchsetzen. Dr. Peters prach von Grausamkeiten. Gewiß, aber von solchen, die von den Engländern verübt worden waren. So sollte ein englischer Kapitän ein Dorf mit mehr als 1999 Einwohnern umstellt und Männer und-selber getötet haben. Im Unterhaus sei daraufhin von Labochere eine Interpellation eingebracht worden, worauf die Regierung erwidert habe, die Taten seien zwar gsfchehen, aber sie eien notwendig gewesen, um das Ansehen der englischen Flagge hochzuhalten. Daraufhin sei die Interpellation sofort zurückgezogen worden.'Bei uns", so setzte Dr. Peters Hinz»,wäre das wohl nicht geschehen." Sein Vortrag hat an dem Tage des Diners stattgefunden. Das weiß ich ganz genau, denn das Diner mußte deshalb abgekürzt werden. Major v. D o n a t h: Es handelt sich hier nicht so sehr um den Eindruck der Petersschen Erzählungen, als um eine Gefühlssache. Ich habe dasselbe Gefühl gehabt von 1896 ab, also seit 11 Jahren und werde es bis