Seuherungen des die Fesselung bovziehenden Polizeibeamten konnteman annehmen, daß die Polizeibehörde den Befehl zurAesselung gegeben habe> Inzwischen aber sandte der Polizei»�.üsident der.Mülhanser Volks-Zeilung" folgende Zuschrift:„Der Artikel„Gefesselt aus dem Gefängnis dem Unter»fuchungsrichter vorgeführt" in Ihrer gestrigen Nummer erweckt denAnschein, als ob die Fesselung des Herrn Redakteurs Wickh auf dieInitiative der Polizeibehörde oder auf mangelhafte In-struklionen der Schutzmannschaft zurückzuführen sei. Ichstelle demgegenüber fest, daß bei Vorführungen vor Gerichtlediglich der die Vorführung anordnende Richterzu entscheiden hat, ob Fesselung stattfinden soll oder nicht. Imvorliegenden Falle war die Fesselung durch schriftlichen Befehldes Herrn Untersuchungsrichters ausdrücklich verfügtworden. Der Schutzmann hatte dieser Anordnung einfach Folgezu leisten.'Als Untersuchungsrichter fungierte nun aber nach der Mitteilungder„M ü l h a u fe r V o lks ztg." ein Dr. Jr wand, der aufdie Beschwerde unseres Genossen hin anordnete, daß bei der Rück-kehr inS Gefängnis von der Fesselung A b st a n d genommenwurde I Der Untersuchungsrichter genierte sich also ebensosehr, dieVerantwortung für die Fesselung zu übernehmen, wie die Polizei-Verwaltung IDie nachträgliche Scham macht aber dm skandalösenVorfall nicht ungeschehenl—Freifinnige Kardorff-Schwiirmer.Wegen des TodeS des Herrn v. Kardorff hat die F r a k t i o nder Freisinnigen Volkspartei an die freikonservativeFraktion ein Beileidsschreiben gerichtet, tn dem von dem be-rüchtigten Laurahütten-Gründer erklärt wurde, daß ihn der Freisinn.stets' als einen Mann„geschätzt' habe,„der auS ehr«licher Ueberzeugung" und reinstem Herzen demWohl der Allgemeinheit zu dienen be st rebt war'.Diese posthume freisinnige Liebeserklärung für einen dermenschlich und politisch unangenehmsten Reaktionäre mag zum Teilauf die freifinnige Blockprostitutton, zum Teil auch auf den zumguten Ton unserer verheuchelten Bourgeoisie gehörenden grundverlogenen Grundsatz zurückzuführen sein, von Toten nur GuteSzu reden.Den Gipfel bourgeoiser Heuchelei erreicht aber die„Voss.Ztg. wenn sie zu dieser törichten Höflichkeitsfloskel bemerkt:„DaSist eine Würdigung Kardoffs, die der FreisinnigenBolkSpartei alle Ehre macht.'Der Säulenheilige des Freisinns, Eugen Richter, urteiltedenn doch wesentlich ander». Am IS. Dezember 1831 sagte er imReichstage i„Die Persönlichkeit des Herrn v. Kardorff ist voll»tisch und menschlich in meinen Augen eine solche, daß ichnicht geneigt sein kann, in der Anerkennung seinerSiespektabilität weiter zu gehen, alS ich vurch dirGeschäftsordnung des HauseS dazu gezwungen bin."Ferner:„Ich kann dem Herrn Abgeordneten v. Kardorff nur erwidem,dast ich auf jede Anerkennung in den Kreisen, indenen er angeblich populär sein soll, verzichte.'Der Verzicht des Herrn Eugen Richter auf Elogen vonreaktionärer Seile, scheint vom heutigm Freisinn nicht mehrgeteilt zu werden. Freilich mußte sich Eugen Richter auch schonselbst die Anerkennung jener Herrn Kardorfs nahestehenden Kreisegefallen lassen, als er den Agrariern bei der geschästSordmingS-widrigen Durchpeitschung des Zolltarife» seine berüchtigtenHandlangerdienste geleistet hatte I—Wenn GiesbertS spricht...Im Oertchen Dellwig, Bürgermeisterei Borbeck bei Effen, sollteam vergangenen Sonntag der Abgeordnete GieSbert» reden. Diese»weltbewegende Ereignis wurde den Bewohnern de» genanntenOrte» durch Plakate kundgetan, worin eS u. a. hieß:„Wer ist GieSbertS? Uns allen längst kein Fremdlina mehr.GieSberts ist nach einem Urteil auS Gegners Mund der fähigsteKovf in der christlichnationalen Arbeiterbewegung. WennGieSbert« redet, so lauschen ihm alle mitSpannung, selbst die Männer der Regierung.'Wie lange wird» dauern, und GieSbert» wird al» der be-deutendjte Mann des zwanzigsten Jahrhundert» angepriesen.—Christliche Wahlmacher.Am S. Januar fand in M.- G l a d b a ch die Wahl der Arbeiter»beisitzer zum Gewerbcgericht statt. Dabei sind von den christlichenGewerkschaften unter Beihülfe der Polizei grobe Gesetzeswidrig-leiten verübt worden. Dem christlichen GewerkschaftssekretarWessels wurde nämlich auf dessen Ersuchen von der Polizeibehördeeine grotze Anzahl gestempelter Wahlrecht».bescheintgungen ohne Namen ausgehändigt. Wer christ»lich wählen wollte, der bekam, nachdem auf dem christlichen Wahl-bureau sein Name hinzugesetzt worden war, eine solche Bescheini-gung und wurde dann unter christlicher Kontrolle zurUrne geleitet. Auch ist festgestellt worden, daß eine großeAnzahl Ausländer gewählt haben. Die Wahl ist— nach siebenMonaten!— auf den Protest der freien Gewerkschaften hin fürungültig erklärt worden. Man weiß nicht, was man hier mehrbestaunen soll: die Unverschämtheit der Christen oder die Bereit-Willigkeit der Polizei, bei dieser offensichtlichen Gesetzwidrigkeitmitzuwirken. Was für ein Geschrei würden die Zentrumsleuteerheben, wenn so etwa» im anderen Lager sich ereignen würde!—Der antisemitische»Volksbund in Nöte».Die„Deutsche Hochwacht'. Unbestechliche völkische Tage«.zeitung, das in Stettin täglich erscheinende Organ des DeutschenVolksbundes, teilt heute mit, daß eS infolge der„bekannten, be»dauerlichen Schädigungen' wieder als Wochenblatt erscheinenmüsse. In einem schwülstigen Aufruf werden die Bundesbrüderaufgefordert,„soviel Geld einzuschicken, als ste irgend flüssig machenund entbehren können'. Ferner heißt es darin:„Es ist eine schwere und ernste Bitte; aber wir der-trauen, daß Ihr sie erfüllt. Ihr. die Ihr uns so oft geschriebenhabt, wie Euch der Morgenkaffee nicht schmeckt, wenn Ihr Eure„Hochwacht" nicht zur Hand habt, daß Ihr Euch mit Eurer Gattinstreitet, wer sie zuerst lesen soll. Wollt Ihr, daß das letzte radikaldeutsch-reformerischc TagesblaU Deutschlands eingehe? KönntIhr das verantworten?"...»Jetzt gilt e»! Jetzt zeigt, daß Ihr Deutsche seid! KeineSumme ist uns zu klein, keine sei Euch zu hoch!(!)Heran, wer noch Glut in der Seele hat!"(!)Die Unterschlagungen des ehemaligen OberbonzenHanS v. Mosch scheinen ja keine kleinen zu sein, wenn der„Volksbund" derartig in Nöten ist. Die bisher geübte Methode,Beamte gegen hohes Gehalt anzustellen, die in der Lage sind, einebeträchtliche K a u t i o n zu stellen, scheint als Finanzierungsmittelnunmehr zu versagen. Nun müssen die Judenfresser bluten! Obste aber zahlen werden? Na, wir wollen es abwarten.Die Renaissance des badischen Liberalismus,auf welche einige unverbesserliche Optimisten hoffen, zeigt sich ambesten in der neuesten Ausgabe des weiland so berühmt gewesenenKalender?„Der Lahrer Hinkende Bote". In densechziger Jahren, unter BürllinS Leitung, humpelte dieserHinkende als epochemachender Voltsaufklärer einer neuen, wahr-Haft liberalen Aera durch viele Lande, ärgerte die Pfaffen undBismärckischen Junker, so daß sie vor Zorn rasten. Heute stehtdlefer Kalender auf dem tcefsten Niveau einer brutalenBlockreattion und hat die katholische Geistlichkeit nur nochdeshalb zum Widersacher, weil der Liberalismus des Hinkendenihrer Volksverdummung eine zu neidende Konkurrenz macht. Wieder Hinkende seine Leser politisch einseift, dafür eine kurzeStlchprobe�.Am 13. Dezember lehnte das Zentrum zusammen mit denroten Brüdern und den Pollacken den Nachtragskredit zur Be-endigung de? blutigen Feldzuges ab, damit die vor dem Siegestehenden Truppen den Wilden nicht mehr gewachsen waren....Im Wahlkampf verbündeten und unterstützten sich die Schwartenund die Roten... aber wer die Zeche bezahlen mußte, sinddie guten Sozi... obwohl Bebel bei der Auflösung renommierte,die Sozi würden 100 Mann stark wiederkommen.... Offensympathisierten sie in letzter Zeit mit den spanischen und russi-schen Bombenmördern... logen in die Welt hinein, der deutscheKaiser sei an der Auflösung der rappelköpfigen russischen Dumaschuld... sozialdemokratische Versammlungsweiber fordertendie Auflösung des Einzelhaushalts, damit auch der Familieund Ehe— vielleicht hofften sie noch zu Männern zukommen.... ES war ein frohes, großes Ereignis und dieBerliner hatten ganz das richtige Gefühl, als sie am Stichwahl-abend vor Bülows Dienstwohnung und des Kaisers Schloßzogen und patriotische Lieder sangen; der Ansturm Roms undder Gasse war abgeschlagen.So zu lesen auf Seite 36 und 37 des Kalenders. Was dannüber die Kolonialpolitik in Südwest, über die„einigermaßen"entschädigten Farmer, über die wieder mittuenden Ultramontanengelobhudelt wird, ist dementsprechend. Zum Schluß malt sich derHinkende ab, wie er dem Dernburg, dem„Helden de» Tages",die Hand drückt und sagt:.Vor dem zieht auch der Hinkendeden Hut abl'Der allgemein agrarischen Volksausplünderung gegenüber hatder Hinkende seinen Lesern nur den einen Trost: Der Kalenderbleibt beim alten Preis. Für die neueste Steuerpolitik k la Tarifreform findet er die Worte: Gott gebe, daß wir nochan ihr Verständnis und Gefallen finden!So sieht die populärste Schrift des badischen Liberalismusaus, die in dreierlei Ausgaben unter da» Boll gebracht wirdlUnd von dieser Gesellschaft erwartet man noch ein Ver-ständni» für die geistige und wirtschaftliche Renaissance? DerHinkende hat außer seinem linken Bein auch sein bißchen Per»stand verloren._Zwei Monat» Gefängnis wegen MajestätSbelridigun, erkanntedie Strafkammer in E i s e» a ch gegen den Bohrmeister Hopf au»Dippach. Hopf fing im angetrunkenen Zustande am Biertischemit Politisieren an uns erklärte schließlich, daß er Sozialdemokrat sei.Seinem Zechgenossen ärgerte die» und da Hopf schließlich auch nochin seinem Dusel auf den deutschen Kaiser geschimpft haben soll,fühlte sich der empfindliche, edle Patriot bewogen. Anzeige zu erstatten, deren Ergeoni« der Bohrmeister mit zwei Monaten Gefängniszu büßen hat— zur höheren Ehre der Majestät.—Oeftcmich.Der Kampf um den Landtag.«...Die österreichischen Genossen gönnen sich keine Ruye. Siewissen, daß der Sieg im Kampfe um das Reichsratswahlrechtnur ein erster, wenn auch der wichtigste Schritt war zurDemokratisierung des Staats. Es gibt aber keine wahreDemokratie ohne die Selbswerwaltung und ohne eine durch-greifende Kontrolle der staatlichen Verwaltung. Darum istdaS Wahlrecht zu den Landtagen für das Proletariat voneinem gewissen Grade seiner Entwickelung an von keiner ge-ringeren Bedeutung als das Wahlrecht zum Zentralparla»inent. Der Kampf um das Reichsratswahlrecht muß aberfortgesetzt werden durch den Kampf um das Landtagswahl-recht. Je stärker die Sozialdemokratie wird, je mehr sie inallen Fragen deö öffentlichen Lebens das Interesse des Prole-tariats geyen das Interesse der Bourgeoisie vertreten muß,desto wichtiger wird für sie das allgemeine und gleiche Wahl-recht in den Landtagen, das auch eine Vorbedingung ist für dieErreichung des gleichen Rechts in den Gemeinden. Das habendie österreichischen Genossen erkannt, und in Böhmen, demindustriell am weitesten entwickelten Lande der Monarchie,wird der Kampf um den Landtag mit der bewährten Energieder österreichischen Genossen bereits aufgenommen. Die Wiener„Arbeiterzeitung" meldet:Aus Prag wird uns telegraphiert: DaS Exekutivkomitee dertschechischen Sozialdemokratie beschloß, in ganz Böhmen einegroße Aktion der organisierten Arbeiterschaft für das Landtags-Wahlrecht einzuleiten. Fall» bi» zu einem bestimmten Termindj� Regierung den böhmischen Landtag nicht einberufen und ihmeine Wahlreform vorlegen sollte, werden für den Herbst großeDemonstrationen angekündigt.— Auch die Arbeiter inDeutschböhmen rüsten zum Kampf. Der„Freigeist"(in Reichen-berg) bringt einen Leitartikel, worin eS heißt: Wir müssendarauf gefaßt sein, die Mittel, die im letzten Wahlrechtskampfso gut wirkten, wieder anzuwenden, aber mit verdoppelterEnergie. Schwer kann uns das wohl nicht werden. Der letzteWahlrechtskampf war uns eine gute Schule, jetzt brauchen wirnur zu zeigen, daß wir auch gut gelernt haben. Und wenn wirjetzt ganz allein stehen, wenn wir auf gar keine Hülse zu rechnenhaben, so kann das nur unsere Kampfluft steigern. DerSolidarität des deutschen und tschechischen Bürgertums muß ent-aegcntreten die Solidarität der Proletarierbeider Nationen. Die bürgerlichen Parteien beiderNationen werden einig fein in der Verteidigung ihrer Privilegien.die Proletarier beider Nationen werden vereini für ihr Rechtkämpfen. Die Parteigenossen aller Orte mögen aber nun a ndie Vorbereitung des Kampfes gehen, um bereitzu sein, wenn der Ruf an sie ergeht. Und das wird recht baldgeschehen. Für unS gibt es keine Sommerferien: jetzt, wo anderein die Ferien gehen, müssen wir in den Kampf ziehen. Ihnsiegreich durchzuführen, ist für uns Ehrensache. Das ProletariatBöhmen», das im Kampf um da? allgemeine, gleiche Reichsrats.Wahlrecht so tapfer kämpfte und den Boden mit Blut düngte,muß die Kriegserklärung sofort mit der Eröffnung deS Kampfesbeantworten und seinen Gegnern zeigen, daß eS mit sich, mitseinen Rechten nicht Schindluder treiben läßt. Darum aus,Genossen, bereitetEuchfürdenKampfvor!Auch daS Proletariat Deutschlands wird bald wiederseine volle Aufmerksamkeit den Problemen zuzuwenden haben,die der Kampf um die Erringung des gleichen Rechts, zumalin Preußen und Sachsen, seiner politischen Tatkraft stellenwerden.Die Kompetenzen, die den deutschen Landesparlamentenzugewiesen sind, sind ja weitaus größer, bedeutender, für diepolitische Entwickelung einschneidender, für die soziale Lageder Arbeiter wichtiger, als die Befugnisse österreichischer Land»tage. Namentlich daS preußische Wahlrecht ist für dieEntwickelung unserer ganzen Politik von höchster Bedeutung.Auch das deutsche Proletariat kann seine Entrechtung in denentwickeltsten Staaten des Reiches unmöglich länger ertragen.Der Kampf unserer österreichischen Genossen kann möglicher-weise von dem gleichen Kampf in Deutschland begleitetwerden.---Schweiz.Zürich, 28. Juli.(Eig. Ber.)-Bei der heutigen Ersatzwahl eines Mitgliedes für denNationalrat im zweiten eidgenössischen Nationalratswahl-kreis, der die zürcherischen Bezirke Horgen, Meilen und Hin-wil umfaßt, brachte es die sozialdemokratische Partei zu einembemerkenswerten Achtungserfolg. Ihr Kandidat, GenosseArbeitersekretär Greulich, vereinigte 4771 Stimmen auf sich,während der Kandidat der koalierten Demokraten und Libe-rasen mit 8118 Stiumen gewählt wurde.' Vei den Gesamkerneuemngstvahlen am 29. Oktober 190Shatte der sozialdemokratische Kandidat 3054 Stimmen, derbürgerliche 8957 erhalten. Unsere Partei hat also in nichtganz zwei Jahren einen Zuwachs von mehr als 4700Stimmen zu verzeichnen. Die fortschreitende Jndustriali-sierung einzelner Teile des Wahlkreises wird dafür sorgen/daß in nicht allzu ferner Zeit die bürgerliche Mehrheit ver-schwindet. Vorlaufig bleibt der Wahlkreis durch fünf Bürger«liche vertreten..>In der kantonalen Volksabstimmung wurden das Bau-gesetz, das Forstgesctz und das Notariatsgesetz mit MehrheitenvM 13 QQÜ bis 24 000 Stimmen angenommeg.—>frankmcb.Neue Verfolgungen._ Paris. 26. Juli.(Eig. Ber.)1' Die Hetze gegen die Gewerkschaftler dauert fort. Gesternist Genosse Lauche wegen einer Rede, die er am Vorabenddes Nationalfestes in Tülle gehalten hat, verhaftetworden. Er soll die Polizei beleidigt haben.— Auch GenosseC h a m b a s, der Vorsitzende der Versammlung, ist unter An«klage gestellt.In R o u e n hat das Geschworenengericht den GenossenH 6 b e r t, Redakteur des Parteiblatts„Semeur", wegen„Aufreizung zum Mord und zum Disziplinbruch", angeblichbegangen in einem Artikel über das 17. Regiment, zu dreiMonaten Gefängnis verurteilt. Der Verfasserdes Artikels, Genosse Viche, wurde trotz seines Verlangensnicht angeklagt.—■Gleichfalls wegen Aufreizung deS Militärs zum Un-gehorsam ist das Parteiblatt„Droit du Peuple" in G r e-noble angeklagt, ferner die„Cravache" in Reims. Auchist gegen den Redaktionssekretär der Herv6schen„GuerreSociale", Almereyda, die strafgerichtliche Verfolgungeingeleitet.Die Arbeitskonföderation hatte nach den Ereignissen inNarbonne ein Manifest gegen die Regierung erlassen, dasdiese als„Mörderregierung" bezeichnete und die Handlungs-weise der Soldaten des 17. Regiments billigte. Die Re-gicrung ließ die strafgerichtliche Verfolgung gegen die Ur-Heber einleiten. Die Konföderation kam ihr dabei wohl mehrentgegen als dem Ankläger lieb war, indem sie sämtliche Mit-glieder des Konföderationskomitees als Mitverantwortlichenamhaft machte! Der Untersuchungsrichter ist jetzt mit demVerhör der Beschuldigten beschäftigt.—Bekanntlich sind unlängst einige ber Unterzeichner desletzten antimilitaristischen Aufrufs, darunter GenosseA u l a g n i e r, von den Geschworenen freigesprochenmorden. Da sich auch die anderen Unterzeichner genannthatten, war der Staatsanwalt von einer neuen Blamage be-droht, wenn er ihnen den Prozeß gemacht hätte. Er hatdarum das Verfahren eingestellt. Da nun aber derAufruf die Soldaten aufforderte, auf ihre streikenden Brüdernicht zu schießen, ist durch einen Gerichtsakt also dieLegalität dieser Aufforderung ausgesprochen!„Blinder Eifer schadet nur"— aber die Regierung willdaS nicht einsehen, und sie setzt die Verfolgungen fort, die,wenn sie glücken, Haß erregen, und wenn sie erfolglos bleiben.Gelächter hervorrufen.--_Paris, LS. Juli. Bon den GeneralratSwahlen sind bis 4 Uhrmorgens SSV Resultate bekannt. Es wurden gewählt 107 Konser»vative und Mitglieder der„Action Liberale'. 33 gemäßigte Pro»gressisten, 373 Republikaner der Linken, Radikale und radikaleSozialisten und 1b Sozialisten. ES finden L7 Stichwahlen statt.Die Konservativen verlieren 11 und die Progressisten 3d Sitze. DieRepublikaner und die Radikalen gewinnen 4S und die Sozialistenb Sitze. Unter den Gewählten befinden sich Rouvier, Berthou undDeSchanel.Bei den GeneralratSwahlen. die am Sonntag in allen Depar»temcnts mit Ausnahme des Departements Seine— stattfanden,handelte es sich um die Ersatzwahlen für jede? dritte GeneralratS»Mitglied. Insgesamt waren 14b0 Sitze zu erneuern, die sich denParteien nach bisher folgendermaßen verteilten: 29 Konservative,35 Nationalisten, 220 Progressisten, 802 Linksrepublikaner, 400 Radikale. 186 Radikalsozialisten. 44 Sozialisten, darunter 4 geeinigteSozialisten. Unter den Ausgeschiedenen befinden sich 86 Sena»toren und 126 Abgeordnete. 5 Senatoren und 3 Abgeordnetehaben nicht mehr kandidiert.In den weinbautreibenden Departement» de» Süden» war dieBeteiligung an den Wahlen wenig zahlreich. In mehreren Ge»meinden in der Gegend von Beziers, Perpignan und Narbonnekonnten die WahlbureauS nicht gebildet werden; in vielen anderenGemeinden wurden die Wahllokale geöffnet, es erschien aber leinWähler!—Genosse Ferroul, der Bürgermeister von Narbonne, der imAnschluß an die Erhebung der Weinbauern seine Entlassung ge»geben hatte, vom Gerichtshof zu Montpellier in Haft gesetzt wardund dessen Berufung gegen diese Inhaftierung am Sonnabend vomKaffationShof abgelehnt wurde, ist zum Gcnerglrat in Perpignangewählt worden» �~•Rußtand.Bertrag mit Japan.Petersburg, 28. Juli. Im Ministerium deS Aeußern sind heuteder Handels- und EchiffahrtSvertrog sowie die Fischereikonvention mitJapan, die beide aus Grund der Artikel 11 und 12 des Friedens»traaeS von PortSmouth abgeschlossen sind, unterzeichnet worden.Beide PertragSinstrumente werden nach dem Austausch her Rats-fikationen, der demnächst erfolgen soll, veröffentlicht werde».—6cwerhrcbaftUcbe9aBerlin und Umgegend*Achtung, Bauanschläger, Klempner, Rohrleger und Helfer!Die organisierten Arbeiter sämtlicher Baubranchen haben aufdem Bau Martm Lutherstraße, Schöneberg(Beamtenhäuser)die Arbeit niedergelegt, weil auf dem Bau selbst sowohl als vordem Bau Ueberwachung durch Polizei stattfindet. Ein,Kcmmission, welche bei der Bauvcrwaltung um Entfernung derPolizei nachsuchte, wurde abschlägig beschieden. Wir erwarten, daßvon den oben genannten Berufen kein Kollege auf dem Bau an«fängt, so lange die geheime oder uniformierte Polizei dort dieHelserdienste verrichtet.Die Ortsverwaltung des Deutschen MetallarbesjerverbandeS.|Die Hebung der Plakat-Jndustrie.Der Verband der Baugeschäste Berlßn» undUmgegend ließ am Sonntag wieder eine große Kundgebung anden Plakatsäulen anschlagen. Aeutzerlich ganz harmlos und nur„um die Gegensätzlichkeit der Berichterstattung des„Bor-wärtS" und der der bürgerlichen Presse darzutun," bringt der Vor»stand de» Verbandes, der die Kundgebung unterzeichnet, nämlichdie Bahl, Heuer Wd Fiedler, allen»interessierten