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Nr. 175. 24. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Die ruffiiche Revolution.

wir hier in seinen Hauptzügen wiedergeben.

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Dienstag, 30. Juli 1907.

zurückgeblieben! Das bedeutet aber, daß es jetzt eine Armee dieser Verdienst für die 2andwirtschaft in vielen bei uns überhaupt nicht mehr gibt, sondern daß nur Bezirken Deutschlands nur auf 500, 400, ja jogar traurige Ueberreste derselben zurückgeblieben sind. nur auf 320 M. festgesetzt und wird demgemäß die Rente bemessen. Was wird nach fünf, höchstens zehn Jahren aus einer Armee, bei der gleichen Verlegung, 3-4mal weniger Rente erhält als der So kann es sehr leicht vorkommen, daß der Vater als Kleinbauer, Die Sozialdemokratie vor den Dumawahlen. In Erwartung der endgültigen Entscheidung der Frage der welche von der revolutionären Propaganda ergriffen ist? verlegte Sohn als Industriearbeiter. Bahlreiche landwirtschaftliche Anteilnahme an den Dumawahlen auf der bevorstehenden Partei- Die Anarchie liegt noch in ihren Anfängen. Wenn nicht un- Berufsgenossenschaften suchen aber auch manchmal diese Hungerrente konferenz sind die örtlichen Organisationen in Petersburg , Stictv, berzüglich heroische Mittel angewendet werden, ist der Unter- der Verletzten fünftlich herabzudrücken und übertreffen die gewerb Sormoto, Riga , Mitau , Wilna usw. an die Vorarbeiten für die gang des Volkes unvermeidlich" so prophezeit die Nowoje liche Berufsgenossenschaft an Kaltblütigkeit". Folgendes Beispiel Wahlen herangetreten. Auch das Zentralfomitee der sozialdemo- Wremja"." Hütet euch, den rechten Zeitpunkt zu versäumen" möge den Unterschied in der Höhe der Rente in Industrie und Lands tratischen Partei ist, unter Offenlassung der Frage des eventuellen warnt im weiteren diese berufenste Vertreterin des wirtschaft illustrieren. Der Vater ist kleinbauer, der Sohn Boytotts der Wahlen, energisch an die Arbeit gegangen und hat offiziellen Rußlands . Die Offizierszerfetzung der Armee zeigt Maurer . Beide haben einen Beinbruch erlitten und erhalten 50 Broz. " Heilungsrente". Der Jahresverdienst des Baters wird mit 360 m., fürzlich einen Entwurf für die Wahlplatform veröffentlicht, den wiederum, wie sehr wir dem Abgrund nahe stehen dank jener ber des Sohnes mit 1290 W. angenommen. Da die Rente sich nur gefährlichen Einrichtung der egalitären Armee." Nach An- aus dieses Jahresarbeitsverdienst es fünstlich be Nach eingehender Analyse des Wesens des letzten Staats- ficht des reaktionären Blattes liegt der Grund der all- rechnet, so erhält der Water 50 Proz. von 240 m. 120 m. per Jahr 10 m. streichs, der die Volfsvertretung den Agrariern ausgeliefert hat, gemeinen Fahnenflucht der Offiziere darin, daß diese im pro Monat als Ntente für den fast gänzlichen Berlust seines Beines. kritisiert der Entwurf des Zentralfomitees die Tattit der verschie Herzen feine rechten Offiziere sind". Die Armee ist un- Der Sohn erhält dagegen 50 Prozent aus 860 Dr.= 430 pro Jahr denen Fraktionen der zweiten Duma and unterstreicht er die glaublich spießbürgerlich geworden" usw. 37,50 M. pro Monat. Schwäche und Machtlosigkeit der Duma an und für sich, solange die Künstlich wird die Rente des Kleinbauern oder Landarbeiters auf eine Millionenarmee sich stützende Barenregierung" existiert. dadurch noch herabgedrückt, daß zahlreiche landwirtschaftliche Berufs­" Das Wolf bleibt ohne Land, solange teine wirkliche Freiheit arbeitsfähig vor dem Unfalle hinzustellen suchen! Der Rentenbescheid Das genossenschaften einen großen Teil der Verletzten als nicht völlig herrscht; es gibt keine Freiheit, solange das Volk nicht im Besize enthält deshalb folgende vorgedruckte Rubrik: der Macht ist; und es gibt diese Macht nicht, solange Rußland von einem Häuflein angesehener Feudalherren vergewaltigt und aus geraubt wird!"" Nur dann, wenn das Volk nach offenem, allgemeinem Kampf die Feste der Zarenmacht bricht, ist es imstande, eine wirkliche Volfsvertretung zu schaffen und sein Schicksal in eigene Hände zu nehmen."

Ihre Aufgabe in der zweiten Duma sah die Sozialdemokratie darin, die Duma unmittelbar mit dem Volte zu verknüpfen, denn nur dann fann eine Voltsvertretung auf festem Boden stehen, wenn das Volk selbst sie durch seinen Kampf unterstützt". Und jetzt stellt die Sozialdemokratie, in die Duma gehend, sich als Aufgabe, die verbrecherische Politik der Regierung und der mit ihr Hand in Hand gehenden Schwarzhundertler und Oktobristen vor dem Volte aufzudecken und gleichzeitig auch die feige fadettische liberale Bour­geoisie bloßzustellen, die, unfähig, für die Interessen des Volkes zu kämpfen, nur imstande ist, vor dem Ansturm der schwarzen Hunderte zurückzuweichen. Als Aufgabe stellt sich die Sozialdemo­fratie, dem Volfe vor Augen zu führen, daß es Wahnsinn ist, von der Barenregierung auch nur die geringste Linderung der Volks­

Die Lamentationen der Nowoje Wremja" über die Spießbürgerlichkeit" der Armee werden natürlich niemand irre führen. Der wahre Sachverhalt ist einfach der, daß eine Armee, die aus Söhnen des Volfes besteht, sich für die Peters­burger Herrschersippe als unzuverlässig" erwiesen hat. Der einzige Ausweg für die Reaktion wäre die von der Nowoje Bremja" propagierte Rückkehr zur herrlichen Idee der tür­tischen Janitscharen", die einzige Rettung: ein besonderer Stand von Leuten, die sich dem Kriegsdienst gewidmet haben und diesem leibeigen geworden sind", das einzige Ideal: die Kampfgenossenschaft der Tapferen und Getreuen zur Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung, zur Nettung der Menschheit vor drohendem Untergang".

Die Flucht der Offiziere aus den Reihen der Armee ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß die letzten zwei Jahre am russischen Offiziersstand nicht spurlos vorübergegangen find. Die Motive sind natürlich nicht bei allen diefelben. Jedenfalls aber ist der Bürgersinn eines Teils der russischen Offiziere erwacht, und die" Bersezung des Offiziersstandes" zeigt auch ihrerseits, auf welchen tönernen Füßen der Koloß Absolutismus steht.

leiben zu erwarten, und daß das Volk nur dann Land und Frei Candwirtschaft und Unfallversicherung.

des Proletariats.-

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Auf Grund des eingezogenen ärztlichen Gutachtens und der weiteren gutachtlichen Aeußerungen des dortigen Ortsvorstandes muß angenommen werden, daß Sie vor der am.... erlittenen Verlegung mir noch eine Erwerbsfähigkeit von.... Prozent der normalen Arbeitskraft besaßen."

der Verletzte z. B. vor dem Unfall schon ein Bruchleiden, so fann es Wie der Landarzt berichtet, wird diese Rubrik ausgefüllt. Hatte ihm pafsieren, daß er nur als um 70 Broz. arbeitsfähig vor dem Unfall erachtet wird, aber trotzdem für das Bruchleiden keine Rente erhält. Dadurch ermäßigt sich der Jahresarbeitsverdienst entsprechend und wird die Nente an sich herabgedrückt. Statt 360 Mart, um obiges Beispiel zu gebrauchen, wird nur ein Jahresverdienst von 252 W. angenommen, so daß die Monatsrente ſtatt 10 W. nur 7 W. beträgt. In einem Falle wurde uns sogar ein Rentenbescheid zur Prüfung überreicht, in welchem irrtümlich statt Erwerbsfähigkeit" Berlegte selbst verstand die Nubrit aber gar nicht und fand gar vom Arzte die Erwerbsunfähigkeit" attestiert worden war. Der nichts dabei, daß er vor dem Unfall schon um 70 Proz. in seiner Erwerbsfähigkeit behindert gewesen sei, deshalb der farge Jahresverdienst bon 480 M. nur zu 10 angerechnet wurde. Ein kräftiger Fluch war die Antwort auf unsere Aufklärung des Sachverhaltes, den die Be­rufsgenossenschaft wohl oder übel als Schreibfehler" hinzustellen

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fuchte. Wäre der Rentenbefcheib aber rechtsträftig geworden, so

heit erzwingt, wenn es die Zarengewalt umstürzt und seine An­gelegenheiten in eigene Hand nimmt. Als Aufgabe stellt sich die Durch die Unwissenheit der Landarbeiter und Kleinbauern er wäre eben dieser Irrtum" nicht mehr zu berichtigen gewesen und Sozialdemokratie, die zerstäubten Wolfskräfte zu sammeln, sie zu sparen die Berufsgenossenschaften sehr viel Geld. Viele Unfälle die Rente auf einige Pfennige pro Monat herabgedrückt worden. einer revolutionären Armee zu vereinigen und auf den Weg des werden gar nicht gemeldet. Rentenbescheide achtlos befeite gelegt, da sie auch weniger Glück damit hätten. Getverbliche Berufsgenossenschaften üben sehr selten diese Praris, offenen erbarmungslosen Kampfes mit der Barengewalt zu führen, rechtskräftig werden lassen. Selten findet sich jemand im Dorfe, der den Verletzten hilft oder helfen kann. Sogar die Pfarrer, Schularbeiter als Unfallverlegter geschädigt. Ist das Aber noch in einem anderen Puntte ist der Land­auf den einzigen Weg, der das Volk zum Siege führen kann". Das Zentralfomitee schließt mit der Aufforderung, sich wählehrer oder Würgermeister versagen oft und fümmern sich gar nicht Seilverfahren bei dem gewerblichen Arbeiter 3. V. ab neunter Unfall­um die Krüppel. rend des Wahlkampfes unter die erprobte rote Fahne der Sozial- gepaart mit Bequemlichkeit, welche jebe Unterstützung versagt. Wer gemäß§ 13 des Berufsunfall- Versicherungsgeseges von diesem Beit­Auch hier ist es oft die Unkenntnis der Gesetze, woche beendet, so muß ihm die Berufsgenossenschaft wohl oder übel, demokratie zu stellen, unter welcher diese internationalen Armee der Arbeit das Proletariat festigt und funden haben, daß von einem praktischen Wissen dieser Arbeiter unterstützung in Wegfall tam. ein Teil der großen schon mit diesen Geisteshelden des Dorfes diskutiert hat, wird er gemäß§ 13 des Berufsunfall- Versicherungsgesetzes von diesem Zeit­das Proletariat festigt und funden haben, daß von einem praktischen Wissen dieser Arbeiter punkte ab, die Rente gewähren, weil ja an diesem Tage die Kranken­organisiert für den Kampf um den Sozialismus", für den Kampf versicherungsgesetze keine Rede sein tann. Meistens Schlag- Der Kleinbauer und Landarbeiter hat aber meistens feine Kranken­um die Durchführung der ökonomischen und politischen Forderungen worte bon dem Werte dieser Gesetze, dem Auslande, das versicherungspflicht, und wird ihm deshalb die Unfallrente ab vier­uns darob beneidet, dem Verhalten der Sozialdemokratie zehnter Unfallwoche gewährt, wenn auch das Heilverfahren schon in zur ganzen Gesetzgebung usw., kurz die ganze München - ber achten Unfallwoche beendet war. Geholfen wird natürlich keinem Verletzten damit. Im Gegenteil, die der Landwirtschaft nicht allein in der schwersten Beit des Unfalls, Gladbacher Papageienmär aus den berühmten Zitatensäcken. Der Mangel einer Krankenversicherung macht den Unfallverlegten wünsche und Absichten werden noch unterdrückt. Meistens sind es auch den ersten 13 Bochen, schutzlos, er bringt es auch mit sich, daß die die reichsten Bauern des Ortes, die sogenannten Protzenbauern" Unfälle schlecht geheilt werden, da Arzt und Apotheker aus eigenen die als Vertrauensmänner der Berufsgenossenschaft fungieren, selbst mitteln gezahlt werden müssen, deshalb feltener in Anspruch ge­unwissend, nur das Interesse der Berufsgenossenschaft und damit nommen werden, auch das fehlende Krankengeld oft zu früh zur auch eigenes Interesse vertretend. Der reiche Bauer kommt feltener Arbeit drängt. Schlecht geheilte Unfälle verlangen höhere Renten, in Unfallgefahr als der Kleinbauer bezw. Taglöhner, da er gefähr- die aber gerade in der Landwirtschaft so fümmerlich sind. Der liche Arbeit nicht selbst ausführt. Je größer die Zahl der Renten- Schaben des Landarbeiters ist deshalb doppelt groß. Sogar die land­empfänger und die Höhe der Renten, desto größer die" Last der wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften sehen allmählich ein, daß auf die Umlagen", die natürlich die reichen Bauern fast allein zu tragen Dauer dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden kann, die reicher Unfälle, unrichtiger Belehrung der Verletzten aber auch nicht Auf die Dauer läßt sich dieses System der Vertuschung zahl- Strankenversicherung der Landwirtschaft kommen muß. So schreibt die Hessen- Nassauische Landwirtschaftliche Berufs­aufrecht erhalten. Wiederum sind es die Organe der Sozialdemo­genossenschaft: tratie, die hier bahnbrechend, kulturfördernd wirken, sich der armen der gemeldeten Unfälle zu einem erheblichen Teile über­" Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die zweiten 50 Proz. verlegten Kleinbauern, Knechte, Mägde und Tagelöhner annehmen. haupt nicht oder doch zu wesentlich geringerer Unfall. Bor furzer Zeit fonnte noch ein Reichsgerichtsrat Dr. Hilfe- Berlin entschädigung geführt haben würden, wenn für die in der Volkstümlichen Zeitschrift" über dieses Thema schreiben: " Formell wurde auch bei Einziehung der Unfallrente das für die Industrie überall eine zwangsweise ein. Land- und Forstwirtschaft in gleicher Weise wie vorgeschriebene Verfahren stets beobachtet, d. h. ein anfechtungsgreifende Kranten fürsorge bestanden hätte!" fähiger Feststellungsbescheid erlassen und ist derselbe meist dadurch in Rechtstraft übergegangen, daß der liberaler" Landtagsabgeordneter zur Freude der Junker die Auf­Das schreibt aber ein Landesrat Dr. Schröder, der als Betriebsverlegte es verabsäumte, die zulässigen hebung der sogenannten Schnapsrenten" gefordert hat, dem die Rechtsmittel hiergegen frist gerecht einzulegen. binberrenten schon als eine unnötige Belastung" der land­Letzteres bloß auf untenntnis feines Rechtes oder nicht wirtschaftlichen Berufsgenossenschaften gelten! Es gilt deshalb weiter vielmehr überwiegend auf das Rechtsbewußtsein des zu heben", aufzuklären und wird das Thema: Unfallversicherung noch nicht von sozialistischen Wühlereien auf der Landwirtschaft auch auf dem platten Lande" stets Beifall finden. gereizten 2andarbeiters zurückzuführen ist, welchem es widerstrebt, so lange er das gleiche Arbeitsverdienst aufgeführt, denen die Kleinbauern und ländlichen Arbeiter durch die Mit dem Angeführten sind noch lange nicht alle Benachteiligungen eines unversehrten Mitarbeiters erzielt, eine Entschädigung für Unfallgefeggebung ausgesetzt sind. einen gar nicht erlittenen Einnahmeausfall anzunehmen, kann diese Benachteiligungen wieder besprechen. Gelegentlich werden wir auch dahingestellt bleiben, wo mur mit der vollendeten Tatsache zu rechnen ist. Diese liegt aber zweifellos vor und geben die zahl= reichen neu erhobenen Ansprüche ausreichenden Anlaß, die Rechts­lage zu flären."

Gleichzeitig mit dem hier wiedergegebenen Entwurf der Wahl platform veröffentlicht das Bentralkomitee einen zweiten Entwurf, der bon sechs Mitgliedern des Zentralfomitees beantragt, von der Majorität desselben aber abgelehnt wurde. Die Verschiedenheit beider Entwürfe spiegelt die Werschiedenheit der taktischen Bosi tionen beider in der Partei vorherrschenden Strömungen wider. Go schildert der zweite die mögliche Rolle der Duma anders, als das im ersten Entwurf getan wird: Die Junkerregierung wird dem Bolte gutwillig kein bißchen Freiheit, kein Fußbreit Landes ab­treten. Die Macht des Baren und der Junker wird nur vor der Macht des Wolfes zurüdweichen! Die Macht stedt aber nicht in der Duma, sondern im Volke selbst, und nur in den Händen des kämpfenden Volkes kann die Duma zu jener scharfen Waffe werden, die das Haupt des selbstherrschaft­lichen Drachens vom Leibe zu trennen vermag. Deshalb stellen wir in unserer Dumatätigkeit höher als alles: die Entwidelung des politischen Bewußtseins des Volkes, die Förderung seiner Organi sation und Geschlossenheit und die Aufklärung desselben über die Unvermeidlichkeit jenes großen, allgemeinen Kampfes, der allein nur imftande ist, unser Vaterland vom schweren Joch der Feudal Herren zu befreien und auf den breiten Weg der freien politischen und wirtschaftlichen Entwidelung zu führen."

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Pardon wird nicht gegeben!

Nachdem Minister Stolypin aus verschiedenen Berichten ersehen hat, daß Polizeiorgane bei der Anwendung der Feuerwaffe schlecht schießen", erließ er jegt an alle Gouverneure ein Zirkular, in welchem auf diesen Umstand die ernsteste Aufmerksamkeit gelenkt und verlangt wird, daß fofort die energischesten Maßnahmen getroffen werden, damit die Untergebenen das Bewußtsein der Notwendigkeit ent schlossener Handlungen empfinden".

Die Zersetzung der russischen Armee.

Nach dem Aufstand der roten" Schwarzmeerflotte und Sen revolutionären Stürmen von Sweaborg und Kronstadt , nach den unzähligen fleinen und großen Revolten in den verschiedensten Regimentern ist die Zersetzung der russischen Armee dieses Stützpunktes der Regierung im Kampfe mit dem Volke eine unwiderlegbare Tatsache geworden. Gegen­wärtig herrscht in der Armee ,, Ruhe"; revolutionäre Aftionen und offene Erhebungen, die die öffentliche Aufmerksamkeit fesseln könnten, finden nicht statt. Der allgemeine Ton des politischen Lebens hat seinen Stempel auch der Armee auf­geprägt. Doch in den Tiefen derselben, dem Auge des ober­flächlichen Beobachters entrückt, vollzieht sich die organische Verarbeitung der Erfahrungen der stürmischen Revolutions­jahre, wird die zerstörende" Tätigkeit der Militärorganisa­tionen ununterbrochen fortgesetzt und erstarkt das revolutio­näre Bewußtsein des Soldaten. Zuweilen dringen entfernte Anzeichen dieses fortschreitenden Zersegungsprozesses der Armce in die Presse furze Notizen, daß hier zehn, dort zwanzig usw. militärische Deserteure von der Polizei gesucht werden, Notizen, die in ihrer Kürze und Trockenheit deutlich genug sprechen.

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haben."

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Das Rechtsbewußtsein" des Landarbeiters feiert täglich Triumphe, hat auch den Ausfall der letzten Reichstagswahl sehr be einflußt. Daß es aber bloß"," Unkenntnis des Rechtes des noch nicht von sozialistischen Wühlereien aufgereizten Landarbeiters" war, Rentenbescheide einzulegen, liegt auf der Hand. der es, berabsäumt, die zulässigen Rechtsmittel" gegen die lakonischen

Jede Aufklärung in diesen Fragen ist also Aufreizung" und sozialistische Wühlerei"! Gut! Doppelt interessant ist deshalb nachstehende Notiz, welche die Runde durch eine Reihe bürgerlicher Blätter macht:

Vom Westerwald . Die Bürgermeister des Unterwesterwald­freises berieten in einer Konferenz über Maßnahmen gegen die immer größer werdenden Unfalllasten für die Landwirtschaft. Im vergangenen Jahre mußte der Kreis hierfür 47000 m. aufbringen; für eine Einschäzung von 300 Arbeitstagen betrug der Beitrag etwas über 16 M. Es wurde beschlossen, in den einzelnen Orten Bertrauensmänner zu wählen, die allen Täuschungsversuchen und unberechtigten Ansprüchen an die Unfalltasse energisch entgegen treten sollen." Die Westerwälder Bauern find bekanntlich stramme Drdnungs­männer, die sich die sozialistischen Wühlereien" nicht gefallen lassen. Und trotzdem die immer größer werdende Unfallrente der Land­Die Landwirtschaft" schließt sich also dem Jammer der Industrie" wirtschaft"," Täuschungsversuche, unberechtigte Ansprüche" usw. über enorme Lasten der Arbeiterversicherung an.

Polizei, Staatsanwalt und Tugend­organisation.

Dieses Thema stand auf der Tagesordnung einer Versamme lung des Vereins der Lehrlinge, jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen Berlins und um. gegend, die am Sonntagnachmittag im Gewerkschaftshause statt­fand. Der Saal I reichte faum aus, um der Masse der jungen Leute genügend Raum zu bieten, die hier, statt sich an dem ein­zigen freien Tage der Woche der Erholung hinzugeben, zu ernster Beratung zusammengekommen waren. Die Versammlung zeugte in ihrem ganzen Verlauf davon, daß die Vereinsmitglieder von dem Ernste ihres Strebens durchdrungen sind, und daß sie es auch verstehen, sich streng in dem Rahmen der Landes- und Reichs­gesetze zu halten. Wenn jene Herren, die sich die Verfolgung der freien Jugendorganisationen angelegen sein lassen, der Versamm lung beigewohnt hätten, wäre ihnen vielleicht der Gedanke auf­gestiegen, ob es in ihrer Jugendzeit, in ihren Studentenkorps und anderen Vereinen wohl auch immer so sittsam und gefeß. mäßig zugegangen ist, und sie hätten sich fragen müssen, ob fie denn wirklich ein moralisches Recht hätten, sich dieser organisierten Die hier gekennzeichnete Erscheinung in der Armee wird und weniger idealen Dingen schwäßt, sondern ernsthaft und Arbeiterjugend gegenüber, die nicht im Alfoholrausch von Idealen in letzter Zeit von einer Seite bestätigt, von der diese Be­mit Feuereifer nach Entwidelung und Vervoll. stätigung weniger als von jeder anderen erwartet werden Auch hier ist es der verheyte" Industriearbeiter, der Sohn des tommnung strebt, als die grimmigen Tugend- und Gesetzes­fonnte. Die Nowoje Wremja" konstatiert dieser Tage mit armen Sleinbauern, der Aufklärung schafft, sich des Verlegten an- wächter aufzuspielen! Daß das gesetzliche Recht nicht auf Seite Schrecken, daß die Offiziere allgemein die Armee verlassen". nimmt, durch die Arbeiterfekretariate, Gewerkschaftsbeamten, jener Herren und ihrer Maßnahmen ist, darüber kann gar kein " Sogar in denjenigen Militärbezirken, in welchen die vafan- Bertrauensmänner usw. verhüten läßt, daß die Rentenbescheide in Zweifel bestehen. ten Stellungen gewöhnlich von den hervorragendsten Absol- begehrlicher" kann aber der Hetzer den armen Werlegten machen, Maßregel richtete sich dagegen, daß einige Mitglieder des Vereins Rechtstraft übergehen. Daher die Wut der Landbürgermeister! Noch Die einzige in unserm Polizeistaat rechtmäßig erscheinende venten der Kriegsschulen besetzt wurden, gibt es heute Regi- begehrlicher" er ihm die Rückständigkeit der Unfallversicherung für die einmal ohne polizeiliche Erlaubnis Flugblätter verteilten. menter, in denen statt 74 etatmäßiger Offiziere bloß 12 Landwirtschaft praktisch vor Augen führt. 12 Landwirtschaft praktisch vor Augen führt. Während 3. B. der glaubten eben, dasselbe Recht zu haben, das den chriftlichen Jüng zu finden sind. Mit anderen Worten: Vielerorts ist weniger Stente des Industriearbeiters, des Industriearbeiters, dem Lohne entsprechend, ein lingsvereinlern ohne weiteres zugestanden wird, die bei ihrer Flug­als ein Sech stel des Offizierspersonals in der Armee Jahresarbeitsverdienst von 1000-1200 M. zugrunde gelegt wird, ist blattverbreitung sogar noch von Polizeiorganen tatkräftig unter­

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