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jhui, anders dieser Kongreß, der die Anschauungen der So- zialisten aller Länder wiedergibt. Unsere Aufgabe lautet einfach: Schutz sowohl den einheimischen als auch den zu- wandernden Arbeitern. Würden wir nur die einen schützen, so würden wir Millionen von Einwandernden wehrlos der Veutegier des Kapitalismus preisgeben. Schützen wir aber ein- seitig die Einwandernden, so würden wir die Mühe und Arbeit jahrzchnterlanger gewerkschaftlicher Organisation vernichten. Wenn wir nun nach den praktischen Mitteln dieses Schutzes fragen, so ist es klar, dag für die Sozialdemokratie beschränkende Aufnahmegesetze vollständig unmöglich sind. (Bravo  !) Diese werden daher in der Resolution mehrfach aus- drücklich ausgeschlossen. Weiter läge es nahe, selbst für die Ar- beiter fremder Nassen den Zutritt zu verwehren. Und leider hat eS auch Arbeitergruppen gegeben, die sich auf diesen Standpunkt gestellt haben. Ich glaube nicht, daß es Sozialdemokraten gewesen sind. Was die Inferiorität von Nationen anlangt, so haben wir erstens immer gesehen, daß wenn eine Nation nur sozusagen Luft bekommen hat, wenn sie von dem Abschluß von der Kultur frei ge- worden ist, sie sich erhoben hat, die Möglichkeit des Aufsteigens so- mit hier niemals als von vornherein ausgeschlossen gelten kann. Zweitens sollen die Arbeiter wie die einzelnen Nationen nicht etwa die internationale Solidarität dahin auffassen, daß sie sich einem harmlosen Internationalismus hingeben, daß sie etwa ihre Nationalität zu verleugnen hätten. Im Gegenteil, die Arbeiter aller Nationen haben das Recht und die Pflicht, an den Kultur- schätzen ihrer eigenen Nation mit Liebe und Begeisterung zu hän- !ien iBravol), sie werden ihre Eigenart um so mehr bewahren, als ie wissen, daß die NaEon gxradc durch Bewahrung ihrer Eigenart der Kultur der Gesamtheit am meisten nützt. Sie haben anderer- scits doch so viel Achtung vor der Eigenart anderer Nationen, daß sie es als Verbrechen ansehen würden, diese etwa von dem Auf- steigen zu einer höheren Kulturstufe abhalten zu wollen. Drittens möchte ich sagen: man kann nicht immer genau unterscheiden, was in dem Getriebe der Nationen inferior und supe- rior ist. Es hat eine Nation gegeben, die sich für äußerst hochstehend gehalten hat, sie ist in einem großen Kriege von einer verachteten Rasse so gründ- lich aufs Haupt geschlagen worden, daß sie Jahrzehnte zur Erholung brauchen wird, wobei diese verachtete Rasse eine große innere Kultur gezeigt hat, an der sich manche europäischen   Nationen ein Beispiel nehmen können. Von diesen negativen Momenten abgesehen, gibt es aber auch eine Reihe positiver Maßnahmen, wie sie in der Resolution der Kommission enthalten sind. Die Haupt- aufgäbe fällt dabei den Gewerkschaften zu, die mit der Organi- sation der Auswanderer schon in ihrem Mutterlande zu beginnen haben, wie eS unsere deutschen   Parteigenossen mit den italienischen Auswanderern in mustergültiger Weise getan haben. Die Gewerk- schaften der verschiedenen Länder sollten wohlgeordnete Systeme schassen, sich gegenseitig in der AuSwanderungsfrage in die Hände arbeiten und den einwandernden Arbeitern den Zutritt zu den Gewerkschaften erleichtern. Ich kann eS nicht als einen Akt inter  - nationaler Brüderlichkeit ansehen, wenn gewisse Gewerkschaften, um selbst Arbeitern den Zutritt zu erschweren, das Eintrittsgeld um KX» 250 Dollars erhöhen.(Lebhafter Beifall.) Bei aller Würdigung der Forderungen der Konkurrenz durch zu- wandernde Arbeiter kann da? Mittel, diese Gefahr zu mindern, nur gefunden werden in der brüderlichen Heranziehung und Auf- klärung dieser armen Leute.(Bravo  !) Weiter gehört zu den Mitteln ein Jnsormationsbureau zur Belehrung der Arbeiter über die Verhältnisse im Auslande, wie es in Paris   als freie Organisation der im Auslände lebenden Sozialdemokraten bereits besteht. Weiter kommt dazu die Gruppe der gesetzlichen Dlaß- nahmen, der Schutz der Gewerbe, die besonders von der Ein- Wanderung betroffen werden, die Maximalarbeitszeit» der Minimal- lohn, die Regelung der Heimarbeit und so weiter. Ein besonderer Passus richtet sich gegen die Ausbeutung gegen die Transport- gesellschaften. Ich gebe zu. daß die Resolution etwa? eckig und hart ist. Aber ein sozialistischer Kongreß ist nicht dazu da, Romane zu schreiben. Hart im Räume stoßen sich die Sachen und der Ausdruck der eckigen Tatsachen ist diese harte, eckige Resolution. Ich bitte Sie, diese mit vieler Mühe zustande gekommene Resolution, die eine Mittellinie der verschiedenen Anschauungen bildet, einstimmig anzu- nehmen. Das eingebrachte Amendement akzeptiere ich, obgleich ich bemerke, daß diese Resolution viel weiter geht. Aber Sie werden sich Wohl alle denken können, welchem Spezialgrund dieser Antrag seine Entstehung verdankt. Genossen! Alle unsere Reden und die schönsten Resolutionen werden aber nichts nützen, wenn nicht die Ueberkührung dieser Beschlüsse in die Wirklichkeit gewährleistet ist, von dem Geiste der internationalen brüderlichen Liebe zu allen densenigen, die unter dem Joche des Kapitalismus seufzen.(Lebhafter Beifall.) Lassen Sie sich von diesem Gedanken, von dem berühmten, so oft zitierten Schlußsatz des Kommunistischen Manifestes leiten, nicht nur bei der Abstimmung über diese Resolution, sondern vor allem, wenn Sie zur Ausführung dieser Resolution draußen im wirklichen Leben schreiten.(Stürmischer Beifall.) DaS Amendement zur Resolution der Komunlsion wirb zurück- ge»»gen. In der Diskussion erhält zunächst das Wort Hillquitt-Amerika: Ich habe zunächst im Namen von Karl K a u t s k y und Rosa Luxemburg   zu beantragen, die Forderung des Minimallohnes für die Einwanderungsländcr zu streichen. Denn diese Forderung hat bereits ein internationaler Sozialistenkongrcß für utopistisch und unwissenschaftlich erklärt. Der zweite Antrag der genannten Genossen'geht dahin, an die Stelle von der Regelung des Sweating- sisstems und der Heimarbeit zu setzen:Verbot des Swcating- systems und Regelung der Heimarbeit". Ter Antrag begründet sich selbst. In meinem eigenen Namen trete ich für die Annahme oer Resolution der Kommission ein, und tue da? um so lieber, als ich in der Kommission in der Minderheit war. Die Konimissions- vorläge erscheint mir allerdings nicht fehlerfrei. Abgesehen von den beiden bezeichneten Punkten aber ist eS ungeheuer schwer, eine solche Frage international zu lösen, angesickts der großen Verschiedenheit von Auswanderung», und Einwände- rungsvölkern. Und die Kommission hat ihre höchst schwierige Auf. gäbe so gut wie möglich gelöst. Innerhalb der einzelnen Nationen löst sich praktisch diese Aufgabe natürlich viel leichter, international bietet sie die größten Schwierigkeiten der Praxi» und auch des Prinzips. Da wir in jeder Kommission eine radikale und eine konservative Richtung gebrauchen, so habe ich temporär die konser- vative Rolle für unsere Kommission übernommen(Heiterkeit) und das um so lieber, als ich die für eigentlich revolutionär halte. Das politische und soziale Interesse der Arbeiter aller Länder richtet sich in gleicher Weise gegen daS Interesse der tapltaltstlschcn Kreise, die sie in allen Ländern ausbeuten. International solidarisch führt die Ar- beiterklasse den Kampf fstr ihre Emanzipation, für die Bc- freiung der Mensa, heit. Was dicseu Kampf fördert, ist intcrnatio. nal. was ihn hinder» antisozialistisch. Als Grundlage für den Klassenkampf haben Ivir in allen Ländern die Organisation der einheimischen Arbeiterklasse. Genossen! Wir machen in jedem Lande einen strengen Unterschied zwischen der organisierten Ar- beiterklasse und Streikorcchern, und was wir den Streikbrechern im eigene» Lande nicht erlauben, sollen wir es den Arbeitern de» fremden Landes zugestehen? So wollten wir Amerikaner uns bis- her der Einwanderung von Streikbrechern widersetzen, und wir dachten bei dem Einlvanderungsvcrbot natürlich stets nur an einen «tamm, an die Chinesen. Nun hat uns diese Resolution eine andere Richtschnur gegeben, der wir von jetzt an loyal folgen werden.(Lebhafter Beifall.) Wir erkennen an, daß jede? Aus- nahmcgcsctz gegen eine Klasse oder Nation vom sozialistischen Standpunkte au» unzulässig ist. Wir haben bisher die Schwierig« keiten, denen wir gegenüberstanden, nach unserer Methode über- winden wollen. Die Proletarier aller Länder haben jetzt eine andere Methode vorgeschlagen. Als Teil des internationalen Proletariats fügen wir uns und erkennen den Beschluß an.(Leb- hafter, anhaltender Beifall.) Katv-Japan  (mit stürmischem Händeklatschen begrüßt) spricht gleich dem Vor- redner deutsch  : Ich bin diesem Kongreß unendlich dankbar. Ich habe hier schon dreimal vor freudiger Erregung geweint. Wir in Japan   haben ja gar keine Freiheit. Unsere ganze sozialistische Agitation im Lande selbst ist erst 3 bis 4 Jahre alt. Man spricht jetzt von einem neuen Kriege Japans   mit Amerika  . Ich glaube nicht daran. Aber wenn er käme, wäre er nur ein Kamps zwischen amerikanischen   und japanischen Kapitalisten. Die Arbeiter aller Länder müssen nach dem Worte von Karl Marx   zusammenstehen, um die Kapitalisten zu bekämpfen.(Stürmischer Beifall.) Die Frage dieser Resolution ist für uns von der größten Wichtigkeit wegen der starken Einwanderung der Japaner nach Amerika  . Wir haben leider noch keine gewerkschaftlichen Organisationen in Japan  . Unsere Bevölkerung ist so arm und ungebildet. Wenn die Amerikaner sie gleichwohl in ihre Organisationen aufnehmen würden, könnte die schädliche Wirkung unserer Einwanderung auf die Löhne der amerikanischen   Genossen vielleicht eher ausgeglichen werden. Wir müssen ja auswandern. Wir sind zu viele arme, gequälte Menschen. Unsere sozialdemokratische Propaganda in Japan   ist so schwer. Man unterdrückt uns, man nimmt uns unsere Zeitungen. Erziehen Sie doch in Amerika   unsere armen Brüder zu Kampfgenossen! Möchten doch die Genossen in Amerika   unter unseren armen Arbeitern agitieren. Das ist meine dringende Bitte. (Stürmischer Beifall.) Ich habe mich sehr gefreut, hierher zurück- zukehren. Denn Teutschland ist doch mein zweites Vaterland. Ich bin den Deutschen   für diesen Kongreß sehr dankbar. Die deutsche Sprache ist leider sehr schwer(Heiterkeit), und so auswendig kann ich gar nichts sagen.(Widerspruch.) Ich wollte nur von meinem Eindruck sprechen. Wollen Sie uns armen Leuten helfen, das ist meine Bitte an die Genosssn.(Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Kröner-Australien  : Die Mehrheit der australischen Arbeiterpartei ist gegen die Einwanderung farbiger Arbeiter. Ich persönlich als Sozialist er- kenne die Pflicht internationaler Solidarität an und hoffe, daß es gelingen wird, mit der Zeit�älle Völker der Erde für den Ge- danken des Sozialismus zu gewinnen.(Bravo  !) Hierauf wird ein Schlußautrag gegen die Stimmen der Eng- ländcr angenommen. AIS   der Vorsitzende Singer dem Rese- reuten das Schlußwort geben will, erhebt eine Gruppe der eng- tischen Delegierten unter Führung Hyndmans Protest und hindert Ellenbogen durch großen Lärm und fortwährendes Händeklatschen am Sprechen. Vorsitzender Singer: Ich möchte doch dringend dickten, diese Lärmszenen zu unter- lassen. Weder Deutschland  , noch Rußland  , noch Frankreich  , noch Belgien   haben das Wort zur Sache erhalten und machen doch nicht einen solchen Lärm wie die Engländer. Die englischen Genossen sollten sich doch als Demokraten, als Sozialdemokraten fühlen. «Lebhafter Beifall.) Ich habe die Pflicht, die Beschlüsse der Majorität hochzuhalten und jedes Kongreßmitglied hat die Pflicht, sich zu fügen.(Stürmischer lebhafter Beifall.) Als der Lärm bei der englischen Delegation fortdauert, fügt Singer hinzu: Der Kongreß läßt sich nicht terrorisieren.(Er- neute Beifallsstürme.) Ich habe die Pflicht, dafür zu sorgen, daß der Wille des Kongresses zum Ausdruck kommt und dieses Schreien macht auf mich keinen Eindruck. Ich halte den Beschluß des Kongresses hoch.(Wiederholter, stürmischer Beifall.) Hyndman   verlangt weiter stürmisch das Wort. Singer: Das Schlußwort hat Ellenbogen. Ellenbogen (sich allmählich Gehör verschaffend): Ernsthafte Einwendungen sind gegen den Wortlaut der Resolution nicht erhoben worden, außer dem Amendement 5iautSIY-Luxemburg. Ich werde mich daher aus- schließlich mit diesem beschäftigen. Den ersten Satz des Amende- ments auf Streichung der Forderung eines Minimallohnes bitte ich abzulehnen.(Sehr gut!) Der Genosse KautSky   und die Ge- nossin Luxemburg   haben sicb berufen auf die wissenschaftlich fest­gestellte Unmöglichkeit des MinimallohneS. Ich kenne die großen Theoretiker dcS Sozialismus sehr wohl und habe die größte Hoch- achtung vor diesen Männern der Wissenschast. Ich weiß auch, daß sie vor mehreren Jahrzehnten die Forderung emeS Minimallohns abge­lehnt haben, weil sie befürchteten, daß er zum Marimallohn- satz werden würde. Die Tatsachen widersprechen aber dieser An- schauung. In Viktoria und in Zürich   hat sich der Minimallohn bestens bewährt und in Bern   sträubt sich gegen seine Einführung, die die Arbeiterklasse fordert, die Bourgeoisie ausS   heftigste. Wollen Sie diesen Arbeitern in den Rücken fallen und der Bourgeoisie zu Hülfe kommen Die Genossen, die mit dem Minimallohn gute Er- fahrungen gemacht haben, würden sich an diesen Beschluß doch nicht halten, und ich bitte daher, daS erste Amendement Kautsky  abzulehnen. Dagegen stimme ich dem zweiten Satze dcS Amende­ments Knutsky-Luxemburg zu. Es ist besser, die Abschaffung als die Regelung des SchwitzshstemS zu fordern.(Beifall.) In der Abstimmung wird der erste Satz des Amendement» Kautsky-Luxembura mit großer Mehrheit abgelehnt, dagegen der zweite Satz angenommen, ebenso dann die so veränderte Resolution der Kommission.(Beifall.) Die englische Delegation enthält sich zum Protest der Abstimmung. Hierauf werden die weiteren Verhandlungen auf Sonnabend 10 Uhr vertagt.(Militarismus und internationale Konflikte. Referent: Vandervelde  .) Schluß 6)4 Uhr. Auch die revolutionäre Fraktion der P. P. S. R. hat sich der Erklärung gegen die Provokationen der zarischen Lockspitzel, die jetzt ihr Handwerk betreiben, angeschlossen, so daß diese Er- klärung nunmehr von allen Fraktionen Rußlands   und Polens   unterschrieben ist. ** Die angrfochtcnc» Mandate der deutschen   Lokallstcn gilltig. DaS Internationale Sozialistische Bureau hat in seiner Sitzung vom Mittwoch die von der deutschen   Delegation angefochtenen Mandate der beiden Delegierte» der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften(Lokalisten). der Genossen Frip Kater und Hermann Putlitz, debattelos und einstimmig für gültig erklärt._ Erklärungen nnd Berichtigungen. Internationaler Soziali st ischer Kongreß. (Stuttgart   10 07, 22. August 07. An die Redaktion des.Vorwärts" 1 Die Dieiistag-Nninmer de«.Vorwärts' enthält einen Bericht über meine erste Rede in der MilitSrkommisslon des Jntcrimtionalen Kongresses, der verschiedene siiinstöreiidc AuSfllhrmigcn enthält. Bei metner starke» Inanspruchnahme durch die Arbeiten des Kongresses ist eS mir nicht möglich, jetzt eine Bcrichtigniig jener siimstm enden Ausführungen vorzunehmen. Ich muß mich darauf beschränken, die Tatsache zu konstatieren, und behalte mir eine Richtigstellung meiner Ausführungen im Protokoll über die Kongreßverhandlnngen vor. Mit Parteigruß a A. Bebel. Werte Genossen I DerVorwärts" bringt über meine Rede in der Kommission über AntimilitariSmnS eine Unrichtigkeit, die ich richtig zu stellen wünsche. Ich habe nicht gesagt:Man hört nicht» mehr davon, daß ein deutscher Soziaidemolrat den Mut auch vor dem preußischen Gefängnis bewahrt". Ich werde solch eine Dummheit nicht sagen, am wenigsten in einem Augenblick, da Genossin Rosa Luxemburg   gerade aus dem Gefängnis kommt, da Genosse Karl Liebknecht   im Begriff ist, hinein- zugehen, und wo so viele andere deutsche Genossen darin sind. Ich habe als Antwort auf Bebel, der gerade aus« geführt hatte, daß meine Propaganda in Deutschland   wegen der Strenge der kaiserlichen Gerichte nicht möglich wäre, gesagt: Ihr wäret imstande, zu Hunderten den deutsche  » Gefängnissen zu trotze» zu einer Zeit, da die Regierung von Bismarck   Euch ver- folgte; Ihr habt eS gewagt unter den eisernen Gesetze» Bismarcks» weil man Eure politische Lage und Eure Wahlfortschritte antastete, und Ihr könnt es also(aus Bebels Rede zu schließen) heute nicht mehr, heute, wo es sich darum handeln würde, einen Zusammenstoß zu verhindern, der Hnndcrttauscndcn französischen und deutsche» Arbeiter» daS Leben kosten wiirdr." Das ist, wenn nicht wörtlich, doch sehr genau dem Inhalte nach das, was ick gesagt habe. Ich habe Bebel einige unangenehme Wahrheiten siesagt; aber ich habe zu viel Verbrechen auf dein Gewissen, um»nr auch noch solche aufladen lassen zu wollen, die ich nie begangen, ja zu begehen nie gedacht habe. Ich bin Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese kleine.Be> richtigung" veröffentlichen wollen. Mit Genossengruß Stuttgart  , 22. Aligust 07. Gustave Hervö. Die Erklärung des Genosse» Dr. Karl Liebknecht   an die Militärkommission, die in unserem Bericht erwähnt wurde, lautete wörtlich: Da ich nicht Mitglied der Kommission bin und also leider hier das Wort nicht ergreifen kann, so bitte ich folgendes zur Kenntnis der Kommission zu bringen: Genosse v. Wollmar   hat heute Dienstag nachmittag-- mich persönlich nach zwei Richtungen in die Debatte gezogen. Zunächst hat er eine vor längerer Zeit gefallene Aeußerung meines Baters über die Kaserncnagitation zitiert und unter Kontrastierung hierzu behauptet, auf den drei letzten deutschen  Parteikongressen seien Anträge auf Einleitung einer Kasernen- agiialion, die als gefährliche Kinderei zu betrachten sei. gestellt und allerdings mit überivältigender Mehrheit abgelehnt worden. Diese Behauptung bezieht sich ans Anträge, die von mir be- ffründet sind. Ich konstatiere, daß die gemeinten und tatsächlich abgelehnten Anträge ganz allgemein überhaupt eine spezialisierte amimilitaristische Propaganda als besonderen Zweig der Gesamt- parteitätigkcit erstrebten. Nach diesem materiellen Angriffe gegen meine antimilitaristischen Bestrebungen hat Genosse v. Wollmar   weiter gemeint: Angesichts des gegen mich erhobenen HochverratSprozesscS habe meine antimilitaristische Agitation, insbesondere meine angeklagte Broschüre ans der Dtskusston auszuscheiden, die auf meine Anklage beziigttchen kritischen Worte des Genossen Jaurös seien zu miß- billigen. Ich betone demgegenüber mit allein möglichen Nachdruck, daß ich eine solche Rücksichtnahme ausS höchste bedanern würde und schlechthin zurückweise. Ich hege vielmehr den lebhaften Wunsch und erachte es für selbstverständlich, daß die gegen mich unter- nonmiene Aktion der Klassenjustiz nur eben gerade zur Verschärfung nnd Anfeucrung der antimilitaristischen Haltung des Kongresses bei- tragen wird. Dr. Karl Liebknecht.  fn unserem Bericht in Nr. 104, 1. Beilage, über die Sitzung ommission für Ein- und Auswanderung ist ein Referat des Ge- nossen Skaret-Böhmen verzeichnet. Genosse S k a r e t> Böhmen   war nicht in dieser Kommission, Der böhmische Genosse der jene Ausführungen machte, heißt Sasck. Sie Kommissionen. Der Militarisnins und die interuatinnalen Konflikte« (Telcgraphischer Bericht.) Stuttgart  , 23. Nligifft. Die Kommission zur Beratung deS PunktesDer Mili­tär i Sm u s u n d die internationalen Konflikte' trat heute nachmittag 3 Uhr zur Entgegeiinahme der Vorschläge der Sudkommission zusammen. Berichterstatter Bandemlde-Belgien teilte mit, daß die Subkommission sich nach langer Diskussion auf eine Resolution geeinigt habe. Diese habe zwar den Fehler, daß sie vielleicht zu lang sei, aber im anderen Falle hätte sie den noch ärgeren Fehler haben müssen, ungenau zu sein. Die Kommission habe weniger eine Formel für die Zukunft geben, als feststellen wollen, lvaS bereits geschehen sei. Dr. Adler-Wien verlas die deutsche   Fassung nnd teilte ergänzend mit, daß die Reso- lutio» einstimmig belchlossen worden sei.(Beifall.) In der Resolution sei die Fülle der Anregungen, oie in der Kommission gegeben wurden, berücksichtigt, die Differenzen abgeschwächt und volle Einstimmigkeit erzielt worden, wodurch allein sie schon von der größten Bedeutung für die Sozialdemotrotie sei. Rossel Smart-England protestierte im Namen der englischen Arbeiterpartei gegen jenen Passus, der von der Voltsivehr handle. Dr. Adler-Wien erwiderte, daß vonVvlkSwehr" mir in dem Ziisammenhansie ge- sprachen sei. daß dort. Ivo stehende Heere bestehen, sie durch eine Miliz ersetzt werden sollten. Vandervelde  -Belgien  erklärte, er lege Wert daraus, den Engländern und Amerikaner« niitzuteilcn, daß England und Amerika   damit nicht gemeint seien und daß der Berichterstatter im Plenum daS ausdrücklich erklären werde. Die Resolution wurde hierauf einstimmig angenomnien und Bandrrvrlde zum Berichterstatter für das Plenuni gewählt. Die Resolution lautet: Der Kongreß bestätigt die Resolutionen der früheren inter  - nanonalen Kongresse gegen den Militarismus»nd Imperialismus und stellt aufs neue fest, daß der Kampf gegen den Militarismus nicht getrennt werden kann von dem sozialistischen   Klassenkainpf im ganzen. Kriege zwischen kapitalistischen Staaten sind in der Regel Folge» ihres KonkurrciizlanipfeS auf dem Weltmärkte, denn jeder Staat ist bestrebt, sein Absatzgebiet sich nicht nur zu sickern, sondern auch neue zu erobern, ivobei Uiiterivchimg frenider Wolter und Länder eine Hauptrolle spielt. Diese Kriege ergeben sich loctter ans den unaufhörlichen Wettrüstungen des Militarismus, der ein Hauptiverkzeng der bürgerlichen Klassenherrschaft und der«virtsck-aftlichen und politischen Unterjochung der Arbeiter­klasse ist. Begünstigt werben die Kriege durch die bei den Kulturvölkern im Interesse der hcrrichei'den Klassen systematisch genährten Vor- urteile des einen Volke» gegen das andere, um dadurch die Massen des Proletariats von ihren cigeiien Klasienaufgaben sowie von den Pflichten der intcrnatioiialcn Klassensolidarität abzuwenden. Kriege liegen also im Wesen des Kapitalismus; sie werden erst aufhören, wenn die tapitalistische Wirtschaftsordnung beseitigt ist oder wenn die Größe der durch die miliiärtechnischc Eut-