Der Zusammenstoß verursachte eine längere Verkehrs-st o ck u n g auf den beiden Mittelgleisen. Erst nach mehrstündigerArbeit konnte die Lokomotive freigemacht werden. Die Aufrichtungdes Personenwagens 2. Klasse Nr. 636B machte größere Schwierigkeiten. Am späten Abend war aber auch er wieder emporgehoben,so daß der regelmäßige Betrieb aufgenommen werden konnte. Wendie Schuld an dem Unfall trifft, muß erst die amtliche Unter-suchung ergeben.Eine amtliche Meldung lautet:„Sonntagnachmittag 2 Uhr6 Minuten war auf dem Bahnhof Alexanderplatz die Maschinedes Stadtbahnzuges 1442 unfahrbar geworden, infolgedessen dieStadtbahnzüge nach Charlottenburg vom Schlesifchen Bahnhof abdas Ferngleis benutzen sollten. Beim Ueberkreuzen des Zuges1444 vom Bahnsteig D nach dem Ferngleis fuhr eine in gleicherRichtung vom Fernbahnsteig her umsetzende Maschine dem Zuge inder Nähe der Unterführung der Andrcasstraße in die Flanke. DreiWagen des Zuges und die leere Maschine entgleisten. Personensind, soweit bekannt, nicht verletzt. Das Stadtgleis van Char-lottenburg und das Ferngleis nach Charlottenburg waren bis 7 Uhr30 Minuten abends gesperrt. Stadtzüge verkehrten von Char-lottenburg auf dem Ferngleis, Fernzüge nach Charlottcnburg zumTeil auf dem Stadtgleise, zum Teil unter Umgehung der Unfall-stelle auf dem westlichen Ferngleise. Die Untersuchung wegen derSchuldfrage ist sofort eingeleitet.-An der Oberspree, gegenüber dem Plänterwald, hat derMagistrat 1901 vom Fiskus ein größeres Gelände für den Baueiner städtischen Gasanstalt erworben. Unmittelbar an dieses Ge-lände und anderem städtischen Grundbesitz angrenzend liegen noch1b Hektar, die zur Wuhlheide gehören. Der Forstfiskus hat nun-mehr auch diesen Teil für 7% M. pro Geviertmeter, d. h. zumPreise von IM, Million Mark an den Magistrat verkauft. DerBaumbestand ist jedoch vom Verkauf ausgeschlossen und ver-bleibt dem Fiskus, der ihn wahrscheinlich abholzen oder verkaufenwird.Bon einem Ringbahnzug zermalmt. Auf der Nordbahn hatsich gestern vormittag um zehn Uhr ein schrecklicher Unglücksfallereignet. Der 69 Jahre alte Bahnbeamte August Kaulfers aus derVölkerstr. 2 hatte vom Stettiner Bahnhof nach einem Stellwerkeine Bestellung ausrichten wollen. Als er auf dem Wege nach demStellwerk die Gleise überschritt, kam ihm ein Ringbahnzug ent-gegen. Er begab sich infolgedessen auf das Nebengleis, bemerktejedoch nicht, daß auch auf diesem von hinten ein Zug nahte. Eheder Lokomotivführer den Zug zum Stehen bringen konnte, warK. unter die Maschine geraten und die Hälfte des TrainS gingüber ihn hinweg. Der Verunglückte wurde vollständig zermalmtunter den Rädern hervorgezogen. Der Tod war auf der Stelleeingetreten.Eine Reihe von schweren Strassenbahnunfällen werden vomSonntag gemeldet. Gegen 6 Uhr nachmittags geriet der dreijährigeKnabe Erich Tellmann, dessen Eltern in der Prinz Heinrichstraßein Pankow wohnen, an der Ecke der Berlinerstraße mit dem rechtenBein und dem rechten Arm unter den Schutzrahmen des Vorder-Perrons eines Wagens der Linie 49. Der Wagen mutzte vonStraßenpassanten angehoben werden, der Kleine wurde mit schwerenVerletzungen nach der Rettungswache gebracht. Hier wurde eineZersplitterung des rechten Oberschenkelknochens und ein Jochbein.bruch festgestellt.— Der Füsilier Schlesier von der 8. Kompagniedes Garde Füsilierrcgimcnts versuchte am Sonntagabend gegen%9 Uhr kurz vor einem Wagen der Linie 25 vor der Kaserne inder Chausseestraße das Gleis zu überschreiten. Er wurde umge-stoßen und erlitt dabei schwere Kontusionen am Kopf. Der Ver-letzte wurde nach der Kaserne geschafft.— Gegen 12 Uhr mittagswollte ein in der Elasasserstraße 9 wohnender Herr Berthold Hansfden Fahrdamm vor dem Hause Neue Promenade ö überschreiten.Dabei wurde er von der Automobildroschke Nr. 3822 umgestoßenund fiel auf das Straßenbahngleis. Er geriet unter den Vorder-Perron eines Motorwagens der Linie 42 und kam vor den Schutz-rahmen zu liegen. H. erlitt einen Schlüsselbeinbruch, mehrereRippenbrüche und schwere innere Verletzungen. Der Verunglücktewurde nach dem Hedwigs-Krankenhause übergeführt.— Währendder Fahrt auf einem Anhängewagen der Linie 81 fiel gegen 12 Uhrmittags ein in der Samariterstraße 5 wohnender Herr WilhelmWegener infolge Krämpfe vom Vorderperron. Er erlitt bei demSturz auf das Straßenpflqster eine schwere Wunde am Hinter-köpf und eine Gehirnerschütterung und mußte in besinnungslosemZustande nach dem Krankenhause Friedrichshain gebracht werden.Ein tödlicher Straßenbahnunfall ereignete sich schließlichin verflossener Nacht in Alt-Moabit Ecke der Stromstraße. GegenMitternacht verließ die in der Stromstraße 36 wohnende FrauPauline Burghardt einen offenen Anhängewagen der Linie Vwährend der Fahrt. Die Unvorsichtige kam zu Fall und stürzte sounglücklich auf das Straßenpflaster, daß sie einen schwerenSchädelbruch erlitt. Frau B. verstarb bald nach ihrer Einlieferungin das Krankenhaus an den Folgen der erlittenen Verletzung.Ein aufregender Unglücksfall, bei dem zwei Personen schweroerletzt wurden, hat sich gestern während der Herbstparade in derBcllc-Alliancestratze Lugetragen. Durch die vorüberziehendeMilitärmusik war ein Drofchkenpferd scheu geworden und durch-gegangen. Das Tier raste in wilder Karriere die Straße entlangund brachte die zahllosen Passanten in die größte Lebensgefahr.In der Droschke saß der Major von F. mit seinem 10jährigen Sohn.Der Knabe sprang während der Fahrt aus der Droschke herausund kam so unglücklich zu Fall, daß die Räder deS Gefährtes ihmüber die Brust und den Kopf hinweggingen. Schwerverletzt mußteer nach der Unfallstation I gebracht werden. Um weiteres Unheilzu verhüten, sprang der Schutzmann Janitz vom 72. Revier demdahinjagenden Tiere in die Zügel. Der Beamte wurde eine Streckemitgeschleift und geriet gleichfalls unter die Droschke. Auch erwurde in schwerverletztem Zustande nach der Unfallstation gebracht.Er hat anscheinend schwere innere Verletzungen erlitten und mußtedem Krankenhaus am Urban zugeführt werden.Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich am Sonnabendabend inder Reh'schen Fabrik in der Wriezenerstraße zugetragen. Dort be-finden sich einige mannesfiefe Bassins, die heißes Oelwasser ent-halten. Vor einiger Zeit stürzten in eines dieser Bassins zweiMänner, von denen der eine so furchtbare Brandwunden davontrug, daß er an den Folgen starb. Der andere mußte einigeZeit ickr Krankenhause zubringen. Am Sonnabendabend hat sichnun wieder ein schrecklicher Unfall auf dem erwähnten Grundstückzugetragen. Der Kutscher Hermann Latt, Auguste Victoria-Allee 113, hatte in dem Bassinraum seine Mütze hängen lassen.Als er sie später zurückholen wollte, stürzte er, da er mit denOrtsverhältnissen nicht vertraut war, in ein Bassin. Auf dieSchmerzensschreie des Verunglückten eilten Arbeiter hinzu, die ihnaus der siedenden Flüssigkeit herausholten. Dem Aermsten warenam ganzen Körper schwere Brandwunden zugefügt worden. Inbedenklichem Zustande wurde er in das LazaruS-KrankenhauS eingeliefert.Die Begnadigung deS Schuhmachers Voigt abgelehnt. Einenglisches WohltätigkcitSinstitut, Church Army in London, hatte fürden wegen des Köpcnickcr Kassenraubes zu vier Jahren Gefängnisverurteilten Schuhmacher Voigt ein Begnadigungsgesuch eingereicht.In dem Schreiben, das an das Zivilkabinett des Kaisers gerichtetwar, hatte der Generalsekretär des Instituts darauf hingewiesen,daß Voigt nach seiner Entlassung eine geeignete Arbeitsstätte er-halten würde. Das Gesuch wurde dem Justizministerium über-wiesen; dieses jedoch ließ dem Verein mitteilen, daß kein Anlaßvorliege» die Haftentlassung Voigts zu verfügen, bezw. seine Be-gnadigung zu befürworten.Wieder ein Attentat auf ein Kind. Sonntag abend wurde dievierjährige Tochter des Tischlermeisters Moritz von einem fremdenManne nach dem Neubau Pfalzburgerstaße 9 verschleppt. DerMann war im Begriff, die Kleine zu mißbrauchen, als er vonVorübergehenden gestört wurde. Er rannte davon, wurde aberverfolgt und schließlich unter einem Bretterhaufen hervorgezogenund dingfest gemacht. An dem kleinen Mädchen fanden sich Blut-spuren.Bon dem Vorsitzenden der Vereinigung der freien Jugendorganisationen erhalten wir mit der Bitte um VeröffentlichungfolgendeErklärung:Die bürgerliche Presse verbreitet eine irreführende Notiz, inder behauptet wird, Versammlungen des Berliner Vereins seiendeshalb polizeilich aufgelöst worden,„weil die Redner Themataerörterten, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgingen".Es sei hiermit festgestellt, daß das noch von keiner in Fragekommenden maßgebenden Instanz bewiesen worden ist.Ferner wird behauptet, daß„in Berlin die Leitung der eigent-lichen Jugendorganisation in den Händen des durch seinen Anti-militarismuSprozeß bekannten Rechtsanwalts Dr. Karl Liebknechtliegt".Das ist eine niederträchtige Lüge, offenbar miteiner bösen Absicht aus den Fingern gesogen.Veranlaßt durch die gegenwärtig verbreiteten Gerüchte, diedie freien Jugendorganisationen mit dem InternationalenJugendkongreß in Verbindung bringen, erkläre ich hiermit, dah�die Vereinigung der freien Jugendorgani-sationen an dem Kongreß sich selbstverständlichnichtbeteiligthat. MaxPeters.Die Parteigenossen des 6. Wahlkreises(Gesundbrunnen) hieltenam Sonntag in Weimanns Volksgarten ein Herbstfest ab, das sicheines guten Besuches erfreute. Das Komitee hatte nachKräften für eine anregende Unterhaltung Sorge getragen. Beidem nach allen Seiten offenen Lokal kamen aber die Vorträge leidernicht so zu Gehör, daß der größte Teil der Besucher alles hätteverstehen können. Am meisten erfreute Alt und Jung der hübscheFackelzug, der nach Eintritt der Dunkelheit inszeniert wurde. Dabeisah nian erst— an der Länge des Zuges— wie reichlich die Arbeitermit Kindern gesegnet sind.Bei dem Fest ist ein Stock und ein Schirm stehen geblieben.Dieselben können in der ,.Vorwärts"-Spedition, Stettinerstr. 10,abgeholt werden.Das Theater an der Spree hat am Sonnabend seine Pfortengeöffnet. Es ist beheimatet in den Räumen des bisherigen Deutsch-Amerikanischen Theaters in der Köpenickerstraße, das früher, dasWolzogensche Ueberbrettl beherbergte. Der neue Direktor, HerrPhilipp Spandow, scheint sich die Belebung der alten BerlinerPosse zur Aufgabe gestellt zu haben, wenn man von dem Charakterder Eröffnungsvorstellung auf die Zukunft schließen darf. Es wareine sehr alte Reliquie, die als Eröffnungsstück gewählt war;bereits vor 50 Jahren ist„Der Aktienbudiker" von Kalischim Königstädtischen Theater über die Bretter gegangen. Daß derSchwank auch heute noch Anklang fand, ist im wesentlichen derguten Darstellung zu danken. Herr Heinz Gordon als Aktien-budiker Knetschke im Verein mit Frau Dora als Köchin Liideritzund Frau Grimm-Einödshofer als liebetolle alte Jungfer bildetenein Trio, das allein hingereicht hätte, den Erfolg des Abends herbei-zuführen.Ob Herr Spandow mit seinem Bestreben, die alte BerlinerPosse wieder zu Ehren zu bringen, Glück hat, muß der Zukunftvorbehalten bleiben.Sportpark Spandan. Der„Goldene Humpen", einDauerrennen über 1 Stunde, vereinigte 6 Steher am Start undwurde nach langem Kampf zwischen B e d e l l und B r u n i von demAmerikaner gewonnen. Bedell legte 84,750 Kilometer zurück,Bruni 84,030 Kilometer.— Nachdem Bedell sich im Laufe desRennens bis auf den zweiten Platz vorgearbeitet hatte, griff erden führenden Bruni an. Rundenlang währte der Kampf, bis end-lich in der 50. Minute Bedell die Oberhand behielt; der Italienerfiel von seiner Führung ab, kam dann aber wieder schön in Schwungund rückte in bedrohlicher Weise seinem Gegner nahe. Schon hatteer ihn erreicht, als er mit seiner Kraft zu Ende war und erWi Runden zurück als zweiter landete. A. Hubcr wurde mit3 Runden zurück dritter. Nachdem er im Anfang schön gefahren,mußte er zweimal seine Motoren wechseln und kam hierdurch weitzurück. Die übrigen Teilnehmer: Gombault, Dussot und Butlerspielten keine besondere Nolle; der letztere wurde zum Schluß ganzvon seiner Führung verlassen und fuhr allein.— Im Preis vonHakenfelde über 10 Kilometer mit der gleichen Besetzungsiegte Huber vor Bruni und Bedell. Die anderen weitzurück.— Die Fliegerrennen verliefen sehr interessant.Ten Sedan- Preis errang E l l e g a a r d vor Bader, Kurz-meier und Arend.— Im Handicap kamen im Endlauf mehrereFahrer zu Fall, unter anderem Ellegaard, so daß Schwarzkopf(55 Meter Vorgabe) vor Kclm(5tf) und Ganzevoort I(20) den Siegdavontrug. Das Prämienfahren gewann Bader vorTetzlaff, Welz und Tschirpe.— Prämien erhielten: Rudel 4,Stechum 3, Bader, Ganzevoort l.'Gericke je 2, Ganzevoort II, Welz,Kclm, Tetzlaff und Keil je 1.Orgelkonzert. Mittwoch, den 4. September, abends 7% Uhr,veranstaltet der kgl. Musikdirektor Berich. Jrrgang in derSt. Marienkirche das nächste Orgelkonzert unter Mit-Wirkung von Frau Emmy Collin-Habcrlandt(Sopran), Herrn CarlRache(Baryton) und Herrn Paul Klinder(Violine). Unter anderemfünfte Orgelsonate von Guilmant. Der Eintritt ist frei.Der Bademeister des„Alten Stndentcnbades" ersucht unsunter Bezugnahme auf die Notiz vom 18. August mitzuteilen, daßdie Flegeleien Mietern des Wiesen-Ufers gegenüber nicht von ihm,sondern von einem seiner Badegäste ausgegangen seien. Ueber dasvon uns gerügte ständige Fixieren einer Anzahl Anwohner geht derEinsender in dem an uns gerichteten Schreiben vorsichtigcrwcisestillschweigend hinweg.Strasse, lsperrungen. Die Corneliusbrücke und der Kreuzdammdes Lützowufers werden behufs Vornahme von Pflasterarbeiten vom2. dieses Monats ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter ge-sperrt. Die Hildebrandstraße Wird behufs Umflasterung vom2. dieses Monats ab gesperrt.Ucbcrfahren und schwer verletzt wurde vor dem Hause NeuePromenade 7 ein unbekannter Mann von der Straßenbahn. Erwurde nach dem Krankcnhause geschafft.Fcuerwchrbcricht. Am Sonntagnachmittag wurde der 17. Zugnach der Koinmandantenstratze 39, Ecke der Alten Jakobstraße, ge-rufen, wo ein Manufakturwarenladen in Flammen stand. Durchkräftiges Wnssergeben gelang es diese auf den Laden zu beschränken.Früh um 4 Uhr brannte der Dachstuhl des Hauses Grüner Weg 18.Die 2. Kompagnie hatte längere Zeit zu löschen, um eine weitereAusdehnung zu verhüten. Der Schaden trifft hauptsächlich Mieterschwer, denen eine Menge Hausrat usw. verbrannt ist. In beidenFällen ist die Entstehung noch nicht ermittelt. Der15. Zug wurde wegen eines Wasserrohrbruchs nach derLüneburgerstrahe 30 gerufen und wegen eines Brandes nach demdortigen Güterbahnhof. Papier, Lumpen u. a. brannten auf einemWaggon. Wegen eines gefährlichen Hausbrandes wurde der16. Zug nach der Triftstraße 22, am Rudolf Virchow-Krankenhausalarmiert. Um die Gefahr zu beseitigen, hatte die Wehr Wasserzu geben. Kleider, Gardinen, Möbel usw. wurden in der Pasewalker-straße 39 ein Aiaub der Flammen. In der Eisenbahnstraße 44brannten Sachen in einer Badcstube. Der 8. Zug hatte in derSkalitzerstraße 102 zu tun, wo in einer Schlächterei die Badestubebrannte. Durch Unvorsichtiakeit war auf dem Boden Fürstenstraße 2Feuer ausgekommen. Kohlen hatten sich in der Puttkamerstraße 13entzündet. In der Müllerstraße 169 brannte ein Bretterzaun undin der Schwedterstraße auf dem Exerzierplatz eine Pappel. DerBrand eines Automobils vor dem Hause Lindenstraße 45 alarmiertedie Hauptwache. Ferner liefen noch Alarme aus der Lhchener-straße, Chausseestraße 101, Brüsselerstraße 10 u. a. Stellen ein.Vorort- l�ackriekten.Charlottenburg.Ein dreister Einbruchsdiebstahl wurde am Donnerstag abendim Charlottenburger Filialbureau des Fabrik-, Land- und HülfS-arbeiterverbandes verübt. Genannte Organisation hat in derSchulstr. 17 zu Charlottenburg von dem Gastwirt Müller ein in derersten Etage belegenes, zu seiner Privatwohnung gehörigesgrößeres Zimmer zu einem Bureau abgemietet. Am Donnerstaghatten die Hauskassierer des Verbandes mit dem Filialleiter ab-gerechnet und es befand sich deshalb eine größere Summe Bargeldim Bureau. Diesen Umstand hat sich eine anscheinend mit denVerhältnissen vertraute Person zunutze gemacht und nach demWeggange des Beamten einen Einbruch ausgeführt.Die Korridor- sowie die zum Bureau führende Tür sind mitNachschlüsseln geöffnet; das Pult, in dem sich das Geld befand, istmit einem Stemmeisen erbrochen worden. Nach genauen Berech-nungen fiel dem Einbrecher die Summe von 679,30 M. in dieHände.Es kann die Tat nur in der Zeit von 8l4— 10 Uhr abends aus-geführt worden sein, da nach 10 Uhr von den Familienangehörigendes Gastwirts das nebenan gelegene Zimmer als Schlafraum be-nutzt wird.Der Einbruch qualifiziert sich als eine desto größere Gemein-heit, als es sich hier um sauer verdiente Arbeitergroschen handelt.Tchönebcrg.Der diesjährige Stadtverordneten-Wahlkampf wird voraussichtlichvon den Gegnern mit bisher nie dagewesener Schärfe geführtwerden. Dies geht aus einer Zuschrift des„Verl. Tagebl." deutlichhervor. Danach sind bereits der Liberale Verein, die unabhängigeVereinigung, die antisemitische Mittelstandsvereinigung und zuletztauch der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie aufdem Kampfplatz erschienen. Letzterer soll sogar den Verein vomRoten Kreuz, der doch eigentlich mit Politik nicht das geringste zutun hat, zu einer am Mittwoch stattfindenden Besprechung eingeladenhaben. In der Zuschrift wird es so dargestellt, als haben dieLiberalen den Reichsverband und alle anderen bürgerlichen Parteiengegen sich und als sei der Kampf gegen die Sozialdemokratie zurNebensache geworden. Es wird im Ernst daran niemand glaubenkönnen, was in der Zuschrift gesagt wird. Die Sozialdemokratiewird nicht nur den Kampf mit den bürgerlichen Parteien im all-gemeinen zu führen haben, sondern es werden Reichsverbandund bürgerliche Parteien mit denLiberalen in trautem Bundedie Sozialdemokratie zu bekämpfen suchen. Ist es doch nicht daZerste Mal, daß Liberale um die Hülfe des Lügenverbandes bitten;wir vermögen daher nicht einzusehen, daß die Schöneberger Liberalensich von ihren Gesinnungsfreunden aus anderen Orten zu sehr ab-heben sollten.NahrungSsorgen haben am Sonntag den 62 Jahre alten Besen-arbeiter Grahlke in den Tod getrieben. G. hatte in der letzten Zeitviel mit Kummer und Sorge zu kämpfen. Am Sonntag erhängteer sich plötzlich in seiner Wohnung.Nowawes.Feuer brach am Sonnabend abend in der 10. Stunde auf demBodenraum des in der Wilhelmstr. 55 belegenen Geschäfts- undWohnhauses des Kaufmanns May aus. Dasselbe verbreitete sichmit rasender Geschwindigkeit über den ganzen Dachstuhl und ge-fährdete auch die Nachbarhäuser stark. Zum Glück herrschte Wind-stille, so daß es der Feuerwehr nach angestrengter einstündiger Ar-bcit gelang, das Element auf seinen Herd zu beschränken und dieherbeigeeilten Wehren von Potsdam, Wannsee usw. nicht mehr inTätigkeit zu treten brauchten. Der durch den Brand verursachteSchaden ist ein recht beträchtlicher, da der umfangreiche Dachstuhlvollständig ausgebrannt ist. Das Feuer soll, wie wir hören, da-durch entstauden sein, daß eine brennende Lampe auf dem Bodendicht unter einem Balkon stand, welcher schließlich Feuer fing unddasselbe die dort lagernden Düten- und Papiervorräte entzündete.Spandan.Ein Pamphlet nennt daZ„Spandauer Tageblatt", der Kost.gänger des Reichsverbandes, unseren Artikel über die Sedan- undParadefericn. Das Blatt gibt seiner Freude darüber Ausdruck,daß die in unserem Artikel ausgesprochene Vermutung, das Pro-vinzial-Schulkollegmm werde vielleicht doch noch Einschen habenund verfügen, daß für die Schulen Berlins und der Vororte„Sedan" diesmal auf den 31. August verlegt wird, eingetroffenist. Wir sprachen diese Vermutung aus, weil ja, wenn in denSchulen Sedan erst am 2. September gefeiert worden wäre, dieMaulaffcn zur Spalierbildung knapp sein würden. Dieser Aus-druck jcheint es dem Organ königstreuer Männer ganz besondersangetan zu haben. Es schreibt nämlich:„ES freut uns wenig-stens, daß die zuletzt in dem Pamphlet ausgesprochene Vermutungeingetroffen ist und die Schulen bereits heute den für Deutschlandso wichtigen Gedenktag feiern, damit sie am Montag dem groß-artigen militärischen Schauspiel beiwohnen und ihren Kaiser vonAngesicht zu Angesicht sehen können; auch wegen der„Maulaffen"zur Spalierbildung kann der„Vorwärts" beruhigt sein, da dieSchulen nun an dem Tage geschlossen sind; es wird aber außerdemauch an patriotischen Leuten selbst in Berlin nicht fehlen, die inden Straßen der Stadt die schönen preußischen Garderegimenterin ihren Paradeuniformen, die vielen fremdländischen Gäste, undvor allem ihren geliebten Landcsherrn Kaiser Wilhelm II. sehenwollen.— Man sieht aus dem sozialdemokratischen Geschreibsel,wie die Sozialdemokratie immer dreister auftritt und ihre Vater-landslose Gesinnung bei jeder patriotischen Feier zu erkennen gibt."Es versteht sich von selbst, daß wir von diesem Blatt eine andereBeurteilung unserer Stellungnahme zu dem Sedan- und Parade-rummel nicht erwarten können. Denn wenn es anders wäre, liefees ja schließlich Gefahr, daß ihm verboten würde, zu den Lieber!und 5tonsorten zu Tisch zu kommen.Tegel.An vergifteter Schokolade gestorben. Durch den Genuß vonCreme-Schokolade ist das dreijährige Töchterchen des MalermeistersGcmmer von hier gestorben. Seitens des Arztes, der sich den Toddes KindeS nicht erklären konnte, wurden bei einem Auspumpendes Magens Schokoladcnstücke vorgefunden, die giftige Stoffe ent»hielten. Der Darm und der Magen waren verbrannt. Die LeichedeS Kindes ist polizeilich beschlagnahmt worden.Versammlungen.Eine stürmische Versammlung des Zentralverbandes der Bau-hülfsarbeiier fand am Sonntag vormittag in der„Neuen Welt"statt. Den Anlaß zu der Aufregung, die die Versammlung be-herrschte, gab cm Antrag, daß eine sogenannte Uebcrwachungskom-Mission von 7 Mitgliedern gewählt werden sollte, deren Aufgabe eswäre, mißliebigeil Vorstandsmitgliedern die Stellungen zu kün-digcn. Ter Antrag gelangte auch richtig zur Annahme. Durchdieses offenbare Mißtrauensvotum verletzt, fühlten sich die an-wesenden Vorstandsmitalieder veranlaßt, sofort ibre Aemter nieder»