et fljm erlaubte, eine der mächtigsten MahavaS in der Uin-«egend von Casablanca zu zerstreuen. Clemenceau erklärte esfür unwahr, dasj die Marokkaner sich dem Lager bis aufMO Meter genähert und es beinahe angegriffen hätten. Die Artilleriewürde sie in diesem Falle vernichtet haben. General Drude der-füge über 7000 Mann, einschließlich 500 Spanier, die an den letztenKämpfen nicht teilgenommen haben. Diese Zahl genüge nachDrudeS Erklärung, den, man mehr geschickt habe, als er verlangle.Zum Schlüsse erklärte Clemenceau, es sei durchaus nicht wahr, daßGeneral Drude eine Schlappe erlitten habe.Paris, 5. September. Der„Temps" veröffentlicht die Antwortdes marokkanischen Kriegsministers GebbaS auf eine Anfrage desfranzösischen Geschäftsträgers bezüglich der Gefahr, daß die fran-zösischen und spanischen Polizeiinstrukteure von den marokkanischenSoldaten ennordet werden könnten. GebbaS hat zunächstmündlich und dann durch Brief vom 28. August erklärt,er könne nicht garantieren, daß die Instrukteure keine Gefahr liefen.Eine solche Verantwortung könne er nicht übernehmen; das einzige,was er tun könne, sei, nur solche Leute zu rekrutieren, von denen manals wahrscheinlichst annehmen könne, daß sie treu sein würden.Daniber hinaus könne er nichts garantieren. Er hoffe, daß keinSoldat irgend etwas Strafbares begehen werde. iJnfolgedeffenhätten, meldet das genannte Blatt weiter, die Botschafter Frankreichsund Spaniens die verschiedenen Mächte mündlich � benachrichtigt,daß man wahrscheinlich gezwungen sein würde, den InstrukteurenSoldaten zuzustellen, von denen nicht zu befürchten sei, daß sie dieInstrukteure ermorden würden, d. h. also nicht marokkanischeMannschaften. Diese Mitteilung sei überall gut aufgeiiommenworden._poUtifchc ücbcrlicbt»Berlin, den 5. September 1907.450 Millionen Marinebudget.Die Panzerplattenpatrioten sind froher Hoffnungen voll.Der Marinewettlauf von Zenttum und Freisinn ist Wasserauf ihre Mühle. Freilich genügen ihnen die vierzigMillionen, die Herr Spahn für die Manne mehr zubewilligen versprach, noch lange nicht. Nur Lumpe sind jabescheiden und vierzig Millionen sind für die Panzerplatten-und Kanonenfabrikanten nur ein Trinkgeld. Deshalb weistdie„Rh.-Westf. Ztg.", das Organ der Panzerplatten-und Kanonenindustriellen, nach, daß der Bau von noch vielmehr neuen Riesenpanzern schleunigst in Angriff ge-nommen werden müsse.„Weg mit dem alten undunbrauchbar gewordenen Gerümpel und dafürmöglichst vollwertigen modernen Ersatz geschafft!" animiertdas Organ der Gruben- und Hüttenbarone. Und dann schreibtes in Sperrdruck:„Der Wert des deutschen Seehandels von IVOS kannauf neun Milliarden Mark rund geschätzt werden. FünfProzent davon sind 450 Millionen Marinebudget, und dabeikönnte man dem Verständigen nicht einmal einreden, daß fünfProzent Versicherung gewaltig hoch sei."Freilich nennt daS Blatt diesen Wunsch selbst einen„schönen Traum". Nun, es ist zwar kein schöner Traum,sondernder Fiebertraum eines marinistischen Tob-süchtigen, aber dieser Fiebettraum zeigt doch klar dieWünsche und Ziele unserer Panzerplattenpatriotcn, derenunheilvoller Einfluh in dem Maße wächst, alS Freisinn undZentrum mit dem Flottenverein in Konkurrenz treten I—Zentrum und Wahlrecht.Man weiß, daß im Zentrum sehr weit auseinandergehendeInteressengegensätze vereinigt sind. ES gab bisher kaum eineFrage wirtschaftlicher oder politischer Art, der das Zentrum vonvornherein einmütig gegenüber zu treten vermochte; die mancherleiInteressengruppen, auS denen die Partei besteht, gaben ebenso vielverschiedene Meinungen ab, und die Kunst der ZcntrumSführer hatsich von jeher vielleicht mehr nach innen, im Zusammenhalten derPartei, als nach außen, der Regierung und dem Parlament gegen-über, betätigen müssen. Auch die Zentrumspresse, die in ihreneinzelnen Organen für wirtschaftlich und sozial abgegrenzte Jnter-essenkreise erscheint, befand sich neu auftauchenden Fragen gegen-über bisher immer noch in weiten Abständen voneinander. Dasgroßstädtische Zentrumsblatt nimmt eine andere Stellung ein alsdie kleinbürgerliche TaSbachprcsse, die ultramontane Zeitung imIndustriegebiet eine andere als daS katholische Bauernblatt. Umsoauffallender ist die Einmütigkeit der gesamten ZentrumSprcsse,ob groß oder kle.in, ob städtisch oder ländlich, ob führend oder ge-führt, in der preußischen Wahlrcchtsfrage. Allerdings ist dieseEinmütigkeit seltsamer Art. Kein Ja und kein Nein, kein Fürund kein Wider, kein Entweder und kein Oder. Es ist die Ein-mütigkeit deS Schweigens. Herr Spahn plaudert in seiner Rhein-Hacker Rede die Geheimnisse deS Marineamts aus, aber er sagtnichts darüber, was das Zentrum in der Wahlrechtsfrage zu tungedenkt. Die ZcntrumSblätter beschäftigen sich in endlosen Artikelnmit der Haltung deS Blocks und der Sozialdemokratie in derWahlrcchtsfrage, aber über die eigene Partei sagen sie nichts.Schweigend weisen sie auf den vom Zentrum im Abgeordnctcnhauseeingebrachten Antrag hin, als ob mit diesem Antrag ctlvas bewiesen,etwas getan sei; oder sie begnügen sich mit unverbindlichen An-deutungen, wie die Dortmunder„Tremonia":„Das Zentrum wirdsich nicht beirren lassen, sein« alte Forderung immer wieder zu be-tonen", oder wie daS„Wuppertaler VolkSblatt":„Wenn die Zeitgekommen ist, dem preußischen Wahlrecht daS Rückgrat zu brechen,dann wird das preußische Volk sich auf daS Zentrum verlassenkönnen"— Redensarten, die nicht gehauen und nicht gestochen sind.Offenbar liegt Spstem in der Sache, wenn die ZcntrumSpresse,die sonst schon das passend« Wort für die Meinungen und Wünscheder von ihr vertretenen Kreise zu finden weiß, gerade in dieserFrage sich einer so ungewohnten Zurückhaltung befleißigt. DieZcntrulnßprcsse ist im NugustinuSverein gut organisiert, und»dieParteileitung hat eS leicht, auf sie einzuwirken, zumal in einerFrage, bei der keine materiellen Interessen der Besitzenden, sondern«n u t" die Rechte der breiten Masse auf dem Spiele stehen.- iEine neue Intrige gegen Bülotv?Die„Tägl. Rdsch,", die die einzige Zeitung sein soll, dieWilhelm II. unzerschlütien serviert wird, hat sich ein unvorsichtigesLob oder— eine arglistige Diskreditierung BülowS geleistet.Der Kaiser lvird von ihr gelobt, daß er in der letzten Zeit inseinen Reden andere Töne angeschlagen habe als früher:„So viel die impulsive Rhetorik und die ungenügend vor«bereitete politische Tätigkeit des Kaisers besonders in der Zeit, daihm Fürst Bülow noch nicht zurSeite stand, dieKritik herausforderte— es muß heute offen eingeräumt werden,daß die publizistischen Zensoren vielfach über daS Ziel hinaus-schössen und die Pcrsöiilichkejt Wilhelms II. zum Teil auch heutenoch aus Gesichtspunkten heraus betrachten, denen früher größereBerechtigung innewohnen mochte,"Freisinnige Blätter wittern hinter dieser Aenßerung neu« Ränkegegen Bülow. Wisse man doch, daß Wilhelm IL im Punkte seinerSelbständigkeit sehr empfindlich sei, so daß ihm«in Ratgeber un«geeignet erscheinen dürfte, dem der Charakter„väterlicher Onlelschaft"beigelegt werde.Armer Bülow und— anner Freisinn! Seit der Blockpaarnngmuß er nicht nur ängstlich darüber wachen, daß ein freisinnigesBlatt seinem vohen Gönner Schlvierigkeiien bereitet, sondern sichauch darüber sorgen, ob nicht irgend eine höfische Kamarilla dein„agrarischen Kanzler" durch heuchlerische Komplimente ein Beinstellt l Denn sobald Bülow über ein solches Koinpliment stolperte,würde mit ihm ja auch die glorreiche Blockherrlichkeit in die Grubepurzeln!—Lehrer und Geldsackliberalisnms.Eine reizende Schilderung des Verhältnisses der liberalenBourgeoisie zu den Lehrern gibt die„Kreuz-Ztg.":„Als politische Parteikulis kann man die Lehrer jasehr gut gebrauchen, ja, man ist der Meinung, ohne diese„pädagogischen Schlepper"—- so nannte sie einliberaler Herr gelegentlich der letzten ReichStagSwnhlen invertrautem Kreise I— ginge es überhaupt nicht mehr. Man ver-spricht den Lehrern tausend Forderungen, lobt ihre Bescheidenheitund bezeichnet eS als eine Schande der Kultur, daß der Lehrernicht längst schon die gesellschaftliche Stellung derakademischen Kreise einnimmt. Gesellschaftliche Stellung IMan weiß nur zu gut, wie sehr empfänglich der Lehrer ge-rade für solche Zusicherungen i st, und deshalb zeigt manihm seine geiellschaftliche Zukunft in allenschillernden Farben des Spektrums. Aber sonderlichdie K r e i s e d e r G r o ß i n d u st r i e, die an der Umschmeiche-lung das Menschenmögliche leisten, kehren dem Mohrenkaltlächelnd den Rücken, sobald er seineSchuldigkeit getan hat. Mich wundert immer nur,daß die Lehrerschaft diese Mißachtimg ihre? Standes und ihrerPerson so gar nicht merken will. Wie mancher Lehrer, dersich, durch Umschmeichelungen sicher gemacht, später zur Auf-nähme in ein Kasino, eine Erholung, eine Sozietät.oder wie die Vereinigungen akademischen, industriellen und kauf-männischen Charakters sonst noch heißen mögen, anmelden wollteund zunächst als Gast erschien, mußte aus der gesell-schaftlichen Behandlung ersehen, daß man weitentfernt sei, ihn für voll gelten zu lassen. Nichtselten läßt man sogar durchblicken, der Lehrer möge sich nichtzur Ballotage stellen, da er Gefahr laufe, durch-zufallen und sich so in gesellschaftlicher Be-ziehung un st erblich zu blamieren."Die Schilderung beruht sicherlich auf genauer Kenntnis derVerhältnisse lDie Konservativen gaukeln allerdings den Lehrern solche„ge-sellschaftlichen" Utopien nicht vor— man denke nur an T r a-lehnen, wo der Schulpatron, der Gestütsgewaltige, einen Lehrerauf dem Leiterwagen zur Visite bei einem Vorgesetzten fahrenließ. Sie schwärmen für den„Schulmeister" der guten alten Zeitund der junkerlichen Gegenwart, in dessen„Schule", wie die„Kreuz-Ztg." da? auch heute in ihrem Artikel als Ideal verherrlicht,„gebetet, gelesen, geschrieben, gerechnet undgesungen" wurde.----_Ein neuer Kolonialkonflikt.Die„R h e i n.- W e st f. Z t g." versucht die deutsche Regierungin eine neuen imperialistischen Konflikt hineinzuhetzen. Die kleineNegerrepublik Liberia, die IVt Millionen Einwohnerzählt, hat England gebeten, sie unter englisches Protektorat zustellen. Dazu bemerkt die„Nheim-Westf. Ztg.":„Was wirds unsere Diplomatie dagegentun? Stellt sie sich, wie so oft, auf den unfruchtbaren formalenStandpunkt, daß ein freies Land wie Liberia feine Freiheit nachBelieben verkaufen könne? Glaubt sie das Ammenmärchen, daßder braune Präsident des Landes aus eigenem Antriebe, ohneliebevoll deutliche Winke Englands, seine Händlerreise an-getreten hat? Wenn dieser Häuptling nach seiner Rückkehr diepaar tausend Pfund, die er von Englands Gnade erschachernwird, im Kreise seiner halbzivilisierten Untertanen vertrinkt,dann vertrinkt er damit zugleich eine deutsche Zukunftshoffnung.Noch scheint eS Zeit für unS, ein Veto einzulegen, wenigstenseinen Teil der Beute für unS zu verlangen. Oder sollte daSmilde Lächeln des englischen Onkels in Wilhelms-höhe auch um den Preis unserer Anwartschaftauf Liberia erkauft sein?„Unsere Anwartschaft auf Liberia" ist sehrdeutlich! Welches Recht hat denn Deutschland darauf, dieNcgcr-Rcpublik seinem„Schutzgebiet" einzuverleiben?Es ist aber bezeichnend, daß unsere„Weltpolitiker" schon wiedernach neuem Konfliktsstoff suchen, trotzdem kaum die marokkanischeAffäre in ein ruhigeres Stadium eingetreten ist!Freilich: je mehr internationaler Zündstoff, desto üppigerblüht der Weizen der Panzerplattenpatrioten. Liberia mit seinembelanglosen Handel, der zudem durch Englands Protektorat nichteimnal bedroht ist, ist den Leutchen ja auch Heknba. Die Haupt»fache ist ihnen die Schürung der weltpolitischen Rivalität, die dannimmer neue Flottenvorlagcn gebiert!' dngarn.Vom Stuhlwelsieiiburger Generalstreik wird der Wiener„Arbeiterzeitung" vom 2. September gemeldet:Die Behörden von Stuhlwcitzcnburg schwelgen in Triumph-gefühlen, weil eS ihnen gelungen ist, den Generalstreik der fastdurchweg? kleingewerblichcn Arbeiter mit Hülfe von Militär undGendarmen nicderzubrechen. Noch immer oder vielmehr jetzt erstrecht herrscht in dieser Stadt ein wahrer Belagerungszustand.Polizisten streifen durch die Gassen; wo nur drei Menschen bei-sammen stehen, werden sie als verbotene Zusammenrottung aus-cinandcrgejagt. In ihrem SiegcStaumel leisten sich die beamtetenBetyaren das Vergnügen, an den verhafteten Arbeitern ihrMütchen zu kühlen. So fällt der Vizestadthauptmann Simon imStadthause über die„eingelieferten" Arbeiter mit einem Ochsen-ziemer her! Dieser feige Ueberfall auf Wehrlose sollte demStrolchs in einem Falle übel bekommen. Als Genosse Karl Klein,Mitglied der lokalen Parteileitung, in das Stadthaus eskortiertworden war und wahrnahm, wie der Vizestadthauptmann zumSchlage gegen ihn ausholte, versetzte er ihm zwei wuchtigeOhrfeigen. Freilich wurde ihm diese Abwehr von dem Polizei.betyaren leider russisch heimgezahlt, aber der geohrfeigte Vizestadt-Hauptmann ist jetzt Gegenstand des Stadtgesprächs: man unterhältsich mit der Frage, ob er, da er Reserveoffizier ist, die zwei Ohr-feigen dem OffizicrSehrcnamt anmelden ivird.Ein würdiges Scitenstück zu' dem Polizeibcamten, der, vonseinen Bütteln umgeben, in feiger Niedertracht wehrlose, unbe-icholtene Männer mißhandelt, ist der Bürgermeister Havranek.Dieses würdige Stadtoberhaupt konnte sich? nicht versagen,„seinenSieg" über die Arbeiter recht komödiantenhaft aufzuputzen. An,Sonnabend, als die verhafteten Genossen zur Staatsanwaltschaftübergeführt wurden, geschah dies folgenderweise: Voran schrittdurch die Straßen der Bürgermeister, ihm zur Seite ein Amts-dicner; dann folgten, von acht Gendarmen umzingelt, die„Ver»brecher", sechs städtische Polizisten bildeten daS Ende des ZiigeS.Der albern niarktschrcierische„Triumphzug" erregte selbst bei derBürgerschaft Anstoß.Dieses ungarische Kulturbild wird harmonisch ergänzt durchdas schuftige Verhalten der I u st i z betyaren in Stuhlwcißenburg.Die ins Gefängnis der dortigen Staatsanwaltschaft eingeliefertenStreikenden wurden in Sträflingskleider gesteckt und ihnen dann,wie Verbrechern, das Kopfhaar geschoren! Welch unge-hcuerliche Infamie, llntersuchungshäftlinge, die, falls ein Schuld-fpruch gegen sie gefällt wird, vermutlich nur zu StaatSgefängniSverurteilt werden, so zu behandeln!— Wie abends aus Stuhl-weißenburg telegraphiert wird, sind dort heute wieder 11 Arbeiterwegen des Generalstreiks verhaftet worden.Aus Nagybanya wird heute telegraphiert: Hier sind dieSchlosser, Zimmerer. Maurer, Tischler, Schneider, Schuhmacher,'owie die Bergarbeiter im benachbarten VcreSviz in den Streikzetreten. Stadthauptmann Smaregla hat zur DufrechtcrhaltungKt Ordnung energische Maßregeln(I) getroffen und die Delc-jierten der Zentrale(aus Budapest?) verhaftet. Tie Behördenzaben um Entsendung von Gendarmen und Militär angesucht.Die energischen Maßregeln haben einstweilen bewirkt, daß sich auchdie Bergarbeiter von Keretzthegy, Kapnikbanya und Felsöbanyadem Streik anschließen werden-Gendarmen, Militär und„energische Maßregeln" gegenStretts— das ist der allcrneueste Kurs unter dem keudal-kleri«kalen Koalitionsregime.Englancl.Manövcrlchren.London, 5, September.„Daily News" zufolge sind im Manöverin Willshire die Trainkolonnen für die rote Partei in der Nachtvom Dienstag zum wiederholten Male zusammengebrochen, so daßdie Operationen bis zum Mittwoch mittag ausgesetzt werdenmußten I DaS Blatt sagt dazu, da« Mißgeschick der letzten beidenTage müsse die schärfste Aufmerksamkeit auf die Tat-fache richten, daß die dritte und vierte Division der Armee ausMangel an einer ausreichenden Organisation de? TrainS bewegungZ-unfähig seien.—„Morning Post' äußert daS Bedenken, was füreine schreckliche Unordnung im Ernstfall bei einer feindlichenInvasion zu erwarten sein werde, wenn sich solche Dinge schon beiden Friedensmanövern, wo nur 20 000 Mann im Felde stehen,ereignen.»»Irland.Homerule.Dublin, 4. September. Unter dem Vorsitz deS LordmnjorS fandhier heute eine Kundgebung für Homerule statt. Der JrenfiihrerRedmond sagte in einer Rede, keine Reformen würden Irland be-friedigen, bis eS nicht irische Gesetze und eigene irische Verwaltungbabe. Der größere Teil des irischen Volkes sei gegenwärtig dervritischen Herrschaft gänzlich abgeneigt und nicht loyal gesinnt.Redmond empfahl schließlich dringend«ine energische Agitation inIrland.---_kommunales.Stadtverordnetcn-Bcrsammlnng.23. Sitzung vom Donnerstag, den 5. September 1907.nachmittags 5 Uhr.Mit der heutigen Sitzung tritt die Versammlung nach Ablaufder zweimonatigen Dommerferienpause wieder in ihre regelmäßigeTätigkeit ein. Auf der Tagesordnung stehen nicht weniger als97 Nummern.Vorsteher Dr. Langerhans eröffnet die Sitzung nach514 Uhr mit einem von der Versammlung mit lebhaftem Beifallaufgenommenen WillkoinmenSgrnß zur Wiederkehr zur gemein-samcn Arbeit für das Wohl der Stadt.Die Beratung über die WertzuwachSsteucrvorlage wird auf dieletzte Septembcrsitzung vertagt.Der Magistrat beantragt, eine der Stadthauptkasse gegen denGasarbeiter Tantan zustehende Restforderung von78 M. für Erstattung von 112 M. verursachten Frachtmehrkost cn niederzuschlagen.Stadtv. Leid lSoz.): Wir beantragen, die gesamte Summe von112 M. niederzuschlagen und beziehen uns zur Begründung aufdie Vorlage selbst. Die Mehrkosten sind dadurch entstanden, daß derArbeiter einen Frachtbrief auszuschreiben den Auftrag hatte undversehentlich eine falsche Ortsbezeichnung anbrachte, wodurch dieangegebene Summe von Frachtmchrkosten entstand. Der ArbeiterTantan ist nur aushülfsweise im Bureau als Schreiber heran-gezogen gewesen. Nun soll ihm bloß derjenige Teil erlassen werden.den er noch nicht zurückgezahlt hat; 34 M. sind bereits durchwöchentliche Abzüge von 1 M. erstattet worden. Daß ihmdiese nicht auch erlassen bezw. zurückgegeben werden sollen, haltenwir für eine ungewöhnliche Härte. Dabei wird es dem alsordentlich und fleißig charakterisierten Arbeiter nach der eigenenAngabe deS Magistrats sehr schwer, seine Familie durch-zubringen. Bekanntlich sind schon manchmal auch beimMag! st rat ähnliche Sachen vorgekommen, wodurchdie Stadtkasse erheblich belastet wurde.(Der Vor st eher rügtdiese letztere Ausführung, da der Redner keine Beweise dafür vor-gebracht habe.) Der Vorsteher hat mich mißverstanden, ich sprechenur von entschuldbaren Versehen und stelle die in Parallele mitähnlichen, die beim Magistrat vorgekommen sind. Ich verweiseauf die heutige Vorlage wegen der Bauabnahme deS städtischenUntersuchungSamteS an der Fischerbrücke, wo angegeben ist, daßeine eingebaute Deamtcnwohnung unbenutzbar ist.(Rufe: Ohl OhlDer Vergleich hinkt aber furchtbar!)Der Antrag wird angenommen. Er ist, wie Stadtv.Singer(Soz.) noch ausdrücklich konstatiert, dahin zu verstehen.daß auch die bereits erstatteten M. dem Arbeiter Tantan zurück.gegeben werden sollen.Einige kleine Vorlagen finden ohne Debatte die Zustimmungder Versammlung.Das städt. Untersuch ungsamt für Nahrun gS»und Genutzmittel sowie Gebrauchsgegenstände ist im Bauund in der Ausstattung vollendet und soll demnächst in Betrieb ge-nonuncn werden, Stadtv. Stapf(A. L.) regt hierbei an, daß derMagistrat im Oktober eine Besichtigung der Anstalt durch die Mit»glicder der städtischen Behörden veranstalten möge.Auf Grund deS Beschlusses der Versammlung vom 21. Fe»bruar cr.— betr. die Anschaffung eines Automobils zur Benutzungdurch die Magi st rats Mitglieder und die Beschaffung vonAbonnementsfahrkarten der„Großen" für die Mitglieder derstädtischen Behörden— hat der Magistrat die Anschaffungeines B c n z i n a u t o m o b l l S für 24 000 M. zum 1. Oktober 1907in Aussicht genommen. Ferner soll jedem Mitglied des Magistratsund der Versammlung vom gleichen Zeitpunkt ab ein A b o n n e>ment für zwei Linien der Großen Berliner Straßenbahnzur Verfügung gestellt werden. Die Gewährung besonderer Per»günstigungen für die Mitglieder der städtischen Behörden hat die„Große" abgelehnt.Stadtv. Modler(A. L.) vertritt namens der Mehrheit seinerfraktion den Antrag, die Vorlage abzulehnen.(Bewegung.)S scheine hier doch ein zu große» Mißverhältnis zwischen Kostenund Nutzen vorzuliegen. Wer von den 34 Magistratsmitgliedernsolle das eine Automobil benutzen? Dem Bedürfnis würden nur0— 7 Automobile genügen, die zirka 180 000 M. erfordern würden.Einem speziellen Bedürfnis für bestimmte Zwecke werde sich dieFraktion nicht verschließen. Bedauerlicherweise sei die Fahrkarten.frage mit diesem MagistratS-Autoniobil verkoppelt worden. DieOfferte von nur zwei Linien bedeute 8 M, pro Monat; einen solchenBetrag sollte man sich nicht von der Stadt schenken lassen. Auchhätten zahlreiche ehrenamtliche Funktionäre dann cvcnt. einengleichen Anspruch. Bedenklich sei auch, daß unter Umständen in derPresse der Benutzer der Karte denunziert werden könnte, sie zuseinen Privatzweckcn benutzt zu haben.(Große Unruhe.) Schlageein Teil der Kollegen die Karte aus, so würden Stadtverordneteerster und zweiter Klasse �schaffen.(Andauernde Unruhe.)Stadv.Kreitling(N. L.): Unser Ausschuß ist seinerzeit zu derAnschauung gekommen, daß der Versuch mit einem Automobilsehr viel für sich habe. Wir werden da» Automobil bewilligen.Die große Mehrheit der Versammlung hat dann allerdings dieBewilligung von Fahrkarten für alle Berliner Linien für zweck-mähig gehalten; es liegt aber auch in der Gewährung der Kartenfür zwei Linien durchaus nichts Odiöse» und am allerwenigstenkann man das als ein Geschenk bezeichnen.Stadtv. Bergmann(soz.): Dem Kollegen Modler ist eS gelungen, dieser Angelegenheit einen möglichst häßlichen Mantel um»zuhangen.(Zustimmung.) Herr Modler hätte seine Bedenken imAusschuß vorbringen sollen.(Stadtv. M o d l e r: Ich war jagar nicht drin!) Doch, Sie scheinen da» nicht mehr zu wissen.Wo mag denn Herr Kollege Modler seine Ferien zugebracht haben,etwa in Schöppenstedt oder sonst wo?(Unruhe.) Insbesonderefür daS Automobil ist ja das Bedürfnis längst überzeugend nach-gewiesen worden; auch daS eine Automobil wird in wirkungS-vollster Weise zur Ausnutzung gelangen. Bezüglich der Fahrkarten»