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bruJ Ver Hoffnung daran knüpfen, daß ihr zukünftiges Handeln daö gute Wort nicht Lügen strafen möge. Dann wird sie die Führerschaft im internationalen Proletarrerhcere wiedergewinnen und sicher behalten." Vvlks- Zeitung"(Düsseldorf  ): ... Wie die Resolution über die Kolomalpolitik ist auch die über die internationalen Konflikte und den Militarismus ein politisches Ereignis allerersten Ranges, dem kein Katholikentag und kein Vourgcoisparlament ein Gleiches an die Seite zu setzen ver- mag. Sie ist die stärkste und wirksamste Friedensgarantie der Gegenwart. Daran wird nichts geändert durch den Umstand, daß die deutsche Partei es ablehnte, sich auf bestimmte Mittel fest- zulegen. Von den Blutopfern des Zarismus abgesehen, führt kein Flügel der internationalen Armee seine Kämpfe mit so großen Opfern wie daö deutsche Proletariat, über das es Monat für Monat Jahre von Gefängnisstrafen regnet, das in den vierziger Jahren seines politischen Kampfes mehr Kerkerhaft ertrug, als seit dem ersten Auftreten des deutschen   Volkes in der Geschichte Jahre vergangen sind. Keine Armee des kämpfenden Proletariats ist so wetterhart und geschult, keine so zahlreich, wie die Organisation der deutschen   Arbeiterklaffe. Und wenn Hervc glaubte, über die seinen Träumen abholde deutsche Arbeiterschaft ein bitteres Urteil fällen zu sollen, so stand er angesichts der Vergangenheit des deutschen   Proletariats mit dieser Auffassung allein... In der Nr. 48 derRenen Zeit" schrieb Genosse K. Kantskh: Die Stuttgarter   Tage bildeten eine stolze Heerschau deS inter  - nationalen Proletariats, erhebend und anfeuernd für jeden, dem es vergönnt war, ihnen beizuwohnen. Aber sie bedeuteten noch mehr. Auf dem jüngsten internationalen Kongreß dokumentierten die Arbeiterbataillone aller Länder nicht bloß eine Stärke und Ent- schlossenheit, wie fie bisher noch nicht bekundet worden, sie schmiedeten dort auch neue Waffen von auserlesener Wirksamkeit, die unseren Vormarsch wesentlich erleichtern und beschleunigen werden. Das gilt bor allem von der Resolution über die Militärfrage. den Kernpunkt des Kongresses, aber nicht minder von den Ent- scheidungen der übrigen Fragen, die dort behandelt wurden. Nirgends begnügte man sich mit schöner Rhetorik oder vagen Sätzen, die jedem erlauben, sie nach Belieben auszulegen. Allgemein wurde diesmal der Standpunkt verlassen, der noch in Amsterdam   so viele Vertreter fand, als hätten die internationalen Kongresse nicht das Recht, bestimmte Regeln des Handelns für die sozialistischen  Organisationen der einzelnen Länder aufzustellen. Für jeden der fünf Punkte der Tagesordnung wurden solche Regeln, und oft sehr eingehende, festgesetzt. Nicht wctl seit Amsterdam   diktatorische Ge- lüfte in den Proletariern einzelner Nationen erstanden und gc- wachsen wären, auch nicht, weil man eine Zentralgcwalt gebildet hätte, die imstande wäre, den Beschlüssen der internationalen Kongresse Geltung zu verschaffen, sondern weil die proletarischen Bewegungen der einzelnen Länder nicht nur in ihren Grundsätzen, sondern auch in ihrer Praxis einander immer näher gekommen sind. Fast jede der schließlich angenornmenen Resolutionen wurde einstimmig votiert.... Nur tn einer Frage trat ein grundsätzlicher Gegensatz herbor, <n der Kolonialftage, wo plötzlich die Idee einer sozialistischen  Kolomalpolitik auftauchte. Hier standen sich eine Mehrheit und eine Minderheit gegenüber, zwischen denen der Kongreß entscheiden mußte. Er entschied für die Minderheit der Kommission und gegen die Idee einer sozialistischen   Kolonialpolitik. Die Mehrheit gegen diese wäre noch größer gewesen als die für das Amendement der Minderheit, wenn über den Antrag der französischen   Delegation abgestimmt worden wäre, den ersten Absatz zu streichen, der die Idee der sozialistischen   Kolonialpolitik enthielt. War es doch zun» Beispiel die gesamte französische   Delegation, die die Streichung deS ersten Absatzes beantragte, obwohl Frankreich   nur 8 Stimmen für den Antrag der Minorität und 12 Stimmen dagegen abgab. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß der Absatz, der den Gedanken einer sozialistischen   Kolonialpolitik aussprach, mindestens mit 133 gegen SS Stimmen abgelehnt worden wäre. Wahrscheinlich wäre die Majorität noch größer gewesen. .... Diese Einmütigkeit bildete das vornehmste Merkmal deS jüngsten Kongresses; ebenso bedeutsam aber erscheint mir die Tat- fache, daß von der führenden Rolle, die bisher die deutsche Sozial- dcmokratie in der neuen Internationale tatsächlich einnahm, dies- mal nichts mehr zu merken war sie hat ein Ende gefunden gerade auf dem ersten internationalen Kongpeß, der auf deutschem Boden stattfand. .... Wurde die erste Internationale von England aus ge- leitet, hatte die zweite bisher ihren tatsächlichen Schwerpunkt in Deutschland  , so besteht seit dem Stuttgarter   Kongreß neben der formellen Gleichberechtigung aller proletarischen Bewegungen auch die tatsächliche Gleichwertigkeit der wichtigsten unter ihnen, eine Gleichwertigkeit, die nicht auf einem Zurückbleiben der deutschen  Sozialdemokratie, sondern auf einem rascheren Wachstum der be- dcutendsten der ausländischen beruht, eine Gleichwertigkeit, die nicht zur Zersplitterung führt, sondern zu wachsender Harmonie uno Geschlossenheit, weil sie auf dem Wachstum aller in gleicher llichtung beruht und weil sie allen Eifersüchteleien ein Ende macht. sie im stillen manche kleinere Organisation des Auslandes hie und 5a hegten, wenn sie die Ueberlcgenheit der deutschen   Sozialdemo. iiatie bedrückend empfanden. Diese selbst hat darum das Schwinden ihrer Ueberlegenheit zufS freudigste zu begrüßen, entspringt es doch nicht einem Schwinden ihrer eigenen Kraft, sondern dem raschen Zunehmen der Kräfte ihrer Brüder. Die Gleichwertigkeit der sozialdemokratischen Organisationen aller großen Kulturländer, sie erst bietet die feste Grundlage, die jeden unserer Fortschritte zu einem allgemeinen und unzerstörbaren macht." Im zweiten Teil seines Artikels setzt Genosse Kautsky  die Gründe auseinander, die ihn in Gemeinschaft mit der Genossin Luxemburg   veranlatzten, den Antrag zu stellen. aus der Resolution zur Ein- und Auswanderung die Forderung des Minimallohnes zu streichen. Er sagt darüber: Vor allem darf man nicht zweierlei miteinander verwechseln: vcn Minimallohn, den die Gemeinde oder auch der Staat für ihre Arbeiter festsetzen. Solche Minimallöhne sind möglich und nützlich, die Arbeiterklasse hat sie mit aller Kraft anzustreben, wo immer sie Gelegenheit dazu findet. Dasselbe gilt von den in Tarif- Verträgen festgesetzten Minimallöhnen. Aber darum handelt es sich hier nicht, wo vom Minimallobn als einem Stücke desg e s e tz« lichen ÄrbeiterschutzeS" die Rede ist. Ellenbogen hat auch aus« drücklich auf Viktoria hingewiesen. Unter dem hier gemeinten Minimallohnsatz ist ein Lohnsatz zu verstehen, der von Staat?, wegen für die privaten Unternehmen festgestellt wird. Den Kampf für einen solchen Minimallohn haben unsereMänner der Wissen- schaft' stets verworfen, nicht weil sie fürchteten, der Minimallohn werde zum Maximallohn werden, davon ist mir nichts bekannt, und eS ist auch unerfindlich, warum die Festsetzung des Minimallohns auf die Löhne herabdrückend wirken sollte. Sie haben den Kampf darum verworfen, weil sie für unmöglich erachteten, in der kapitalistischen   Produktionsweise mit ihren unaufhörlichen Preis- rcvolutionen den Mindestpreis irgendeiner Ware, also auch nicht den der Ware Arbeitskraft festzusetzen und diesen Preis zu er- zwingen. Der Kampf um eine wirkungslose Maßregel ist aber eine Kraftverschwendung. Das Proletariat vor einer solchen zu be- wahren, seine Kräfte auf mögliche und notwendige Ziele zu konzen- trieren, das ist für die Vorkämpfer der Arbeiterklasse der Haupt- nutzen der Wissenschast. Dazu bedürfen wir der Theorie und nicht zur Pflege persönlicherHochachtung vor den Männern der Wissen- schaft", was für den proletarischen Klassenkampf eine sehr gleich­gültige Sache ist. Die Tatsachen widersprechen aber durchaus nicht der Theorie, 1 andern, soweit überhaupt Erfahrungen über den Minimallohn vor- iegen. was nur in dürstigem Maße der Fall, bestätigen sie diese. sllenbogen beruft sich auf die vortreffliche Bewährung des Minimallohns in Viktoria. Was setzt dort das Gesetz darüber fest? Es bestimmt nicht einen allgemeinen Minimallohn, sondern gibt dem Gouverneur das Recht, sur Industriezweige, in denen besonders elende Löhne gezahlt werden, die Erwählung einer Kommission an- zuordnen, in die Lohnarbeiter und Unternehmer gleich viele Ver- treter entsenden. Diese erwählen einenUnparteiischen" als Vor- sitzenden. Die so zusammengesetzte Komniission hat das Recht, das Minimum festzusetzen, unter da? der Lohn in dem Industriezweig nicht sinken darf. An dessen Festsetzung sind also die Unternehmer ebenso beteiligt wie die Arbeiter. Nichtsdestoweniger haben sie, das muß man zugeben, in manchen Fällen die Mindestlöhne nicht un- erheblich erhöht. Was war aber die Folge? Die Unternehmer be. schästigten nur noch die kräftigsten und geschicktesten Arbeiter. Alle minder geschickten, schwächlichen oder alten Arbeiter wurden zu dauernder Arbeitslosigkeit verurteilt. Um dem Verhungern zu ent- gehen, blieb diesen Arbeitern nichts anderes übrig, als das Gesetz zu umgehen, unter dem Minimallohn zu arbeiten, dem Fabrik. inspektor aber zu erklären, daß sie den Minimallohn erhielten. Entweder Umgehung des Gesetzes durch die schwächeren Arbeiter selbst, oder deren dauernde?lrbeitSIosigkeit, das ist die Folge deS gesetzlichen Minimallohns. Der Hauptfabrikinspektor von Viktoria erklärt denn auch, der Minimallohn sei nur durchführbar, wenn der Staat selbst die Arbeitslosen zu Minimallöhnen beschäftige und den alten Arbeitern ausreichende Pensionen zahle. Das ist sehr richtig, aber sind diese Maßregeln durchgeführt, dann wird der Minimal. lohn überflüssig." Zum Schluß fordert Genosse KautSky Ver- Minderung der Delegiertenzahl, um Kraft- und Geldaufwand zu sparen. Er führt dazu aus: .,... Man kann das um so leichter, als sich die Zuteilung der verschiedenen Stimmenzahlen auf die einzelnen Nationen diesmal vortrefflich bewährt und nirgends Widerstand gefunden hat. Nichts einfacher als nun das Maximum der Zahl der Delegierten jeder Nation in ein bestimmtes Verhältnis zur Zahl der ihr zustehenden. Stimmen zu setzen, etwa das Dreifache dieser Zahl als Maximum zu bestimmen, was den größten Nationen 60, den kleinsten(außer Luxemburg  ) 12 Delegierte gäbe, insgesamt immer noch ein mög- licheS Maximum von etwa 700 Delegierten. Da aber eine Reihe kleiner Nationen nicht die volle ihnen zustehende Delegiertenzahl entsenden, dürfte die wirkliche Delegiertenzahl erheblich hinter diesem Maximum zurückbleiben. Ohne eine solche Beschränkung droht aber der nächste Kongreß zu einer unlcnkbarcn, unförmlichen Massenhaftigkeit anzuschwellen." Für die Geschäftsführung der künftigen inter  - nationalen Kongresse macht Kautsky   dann noch folgende beachtenswerte Vorschläge: Ebenso notwendig aber wäre es, der Oeffentlichkeit die Mög- lichkeit zu geben, die dem Kongreß vorzulegenden Resolutionen vor einem Zusammentritt ausreichend zu beraten. Gleichzeitig mit der Festsetzung der Tagesordnung hätte das Internationale Bureau auch die Referenten zu bestimmen und diese anzuweisen, ihre Refe- rate und Resolutionen einige Monate vor dem Kongreß zu ver- öffentlichen. Ein internationaler Kongreß hat nur noch bei einem Ver- fahren von der Art des hier vorgeschlagenen Aussicht, Resolutionen zu schaffen, die nicht bloß im ganzen und großen, sondern auch in allen Detail? wohlüberlegt sind und jeder Kritik standhalten.... Unsere Kongresse sind keine Parlamente, die Hunderte von Tagen im Jahre beisammen sitzen und eS ermöglichen, daß jeder Standpunkt aufs ausführlichste vertreten wird. Nicht die Die- k u s s i o n ist ihre wesentliche Funktion, nicht die Arbeit der Auf- klärung und Begründung, sondern die Beschlußfassung, die Feststellung der Kraftvcrhältnisse der einzelnen Richtungen der proletarischen Bewegung. Sie haben nicht zu zeigen, welcher Standpunkt richtig, welcher falsch ist, sondern welcher von der Mehr- hcit geteilt wird, welcher nicht. Ter Kampf der Argumente ist weit weniger Sache der Kongresse als der Partcipresse. Je mehr unsere Kongresse, nationale wie internationale, von Fragen der Praxis, der Organisation und des Ltampfes, in Anspruch genommen werden, desto weniger werden sie Fragen der Grundsätze ausreichend diskutieren, desto mehr werden sie darüber bloß Abstimmungen herbeiführen können, desto mehr wird an Stelle der Diskussionen bloß eine ausführlichere Motivierung der Abstimmung treten müssen." TIiis der Partei. Erklärung. Gegen die dem Verhandlungsbericht aus dem 2. Wahlkreise an- gehängte Redaktionsbemerkung habe ich nur zu erklären, daß mich der geschmackvolle Vorwurf der Verleumdung nicht treffen kann; ich habe ja nur die illoyale Art gegeißelt, mit der die Redaktion den Genossen, die in der Mchrheits-Kolonial-Resolution andere Meinung vertraten, die bekannten Motive der schlechten Gesinnung unterlegte, Motive, die in letzter Linie auf Parteiverrat hinauslaufe». Meine notorische Befangenheit" braucht mich nicht zu entschuldigen; ich glaube vielmehr der Redaktion nahe genug zu sein, um sie zu kennen. Freilich, zu d e rHöhe der Sachlichkeit reiche ich nicht heran, die der RedaktionSvertreter Genosse Ströbel in der Versammlung be- kündete, als er mich belehrte, daß die Vereinigten Staaten  von Nordamerika   seit 140 Jahren keine englische Kolonie mehr seien und daß im Reichstag nicht dieRevisionisten  ", sondern nur dieRadikalen" gegen die Kolonialgreucl usw. ausgetreten seien. Aber die Versammlung hat ja in der Ablehnung der von Fülle eingebrachten Resolution ihr Urteil abgegeben. Wenn die Redaktion meint, die Schärfe ihrer Zurückweisungen gehe aus dem Versammlungsbericht nicht genügend hervor, so darf ich wohl auch gegen die meine Ausführungen wiedergebenden nicht frisierten" Darlegungen des Berichterstatters ein paar Richtig- stellungen gestatten. Ich besckiränke mich aus drei Punkte, damit mein Schtoeigen nicht für künftige Schlußfolgerungen als Zustimmung aufgefaßt werde. 1. Ich babe nicht gesagt, daß Genosse Wurm sich für die Kolomalpolitik erklärt habe, sondern nur gemeint, sogar Genosse Wurm habe den parteigefährlichcn Charakter der Resolution van Kol-David nicht erkannt, sonst würde er nicht gemeinsam mit David die Abänderungsform vertreten haben. 2. Ich habe nicht gesagt, daß der Kongreß über die Frage des angeblichen Nutzens und Schadens der Kolonien nicht lange zu debattieren gehabt hätte, sondern ich sagte, wenn nur die deutsche Kolomalpolitik zur Debatte gestanden hätte, so wäre der Kongreß in 6 Minuten damit fertig gewesen. 3. Ich habe auch nicht gesagt, daß ich Wort für Wort unter- schreibe, was Bernstein   gesagt hiehe. so unvorsichtig bin ich nicht. sondern ich erklärte nur, was Bernstein   in bezug auf den Berkauf der Kolonien und dessen Konsequenzen gesagt habe, nnterschreibe ich Wort für Wort, Richard Fischer. Wir haben darauf zu erwidern: Fischer behauptet erneut die Unwahrheit, wenn er bemerkt, der Vorwärts" habe in illoyaler Art irgendwelche Genossen ihrer Stellung zur Kolonialresolution wegenMotive der schlechten Ge- sinnuiig" unterschoben, dieauf Parteiverrat hinauslaufen". Der Vorwärts" hat lediglich der Wahiheit gemäß festgestellt, daß die Genossen van Kol und B e r n st e i n Acußerungen getan haben, die mit der bisherigen Stellung der Partei im schroffsten Widerspruch stehen. Das tvar Recht und Pflicht der Redaktion des.Vorwärts". Daß das Fischer nicht gesteh der ja gleich Bernstein   den Verkauf der Kolonien einen Stand- punkt, auf dem sogar noch vor Jahresfrist dieF r e i s. Z t g." stand! für nicht wünschenswert hält, ist fa begreiflich. Aber das gab ihm kein Recht, demVorwärts"skrupellose RedaktionS- führrmg" vorzuwerfen. Wir wiederholen, daß wir das jedem anderen als Fischer gegenüber, dessen TemperamcntsauSbrnche ja nicht be- sonders tragisch genommen zu werden pflegen, als Verleumdung bezeichnen müßten. DieBelehrung", daß die Vereinigten Staaten   bereits seit >40 Jahren der Unabhängigkeitskrieg begann 1774 keine Kolonie mehr seien, war sachlich notwendig, weil Fischer in ähnlicher Weise wie Bernstein   in Stuttgart   die einer ganz anderen Kolonialepoche angehörende amerikanische   Kolonial- Politik mit der heutigen Kolonialpolitik zusammenwarf. Eine Verdrehung Fischers ist e§> daß Ströbel behauptet habe, im Reichstag seien die Revisionisten nicht gegen die Kolonial- greueleingetreten". Was ja so gedeutet werden könnte, als habe Ströbel bezweifelt, daß die Bekämpfung der Kolonialgreuel durch den Fraktionsredner nicht von der gesamten Fraktion gc- billigt worden seil Ströbel hat vielmehr ausgeführt, daß bor  - nehmlich gerade die Radikalen im Parlament und der Presse diese positive kolonialkritische Arbeit geleistet hätten. Will daS Fischer bestreiten? Darüber, in welchem Sinne die Ablehnung der von Fülle ein« gebrachten Resolution zu deuten sei, wollen wir uns mit Fischer nicht streiten. ES genügt die Feststellung, daß Fischer, dessen polemische Gepflogenheiten ja durch den Bericht hinlänglich charakterisiert werden, sich deS demagogischen Mittels bediente, der Resolution zu unterstellen, sie wolle die deutsche Delegation»ohr  « feigen". Ein solcher Debatter ist in der Tat der geeignete Mann, sich als Zensor über Loyalität oder Illoyalität desVorwärts" auf- zuspielen l_ Eine Reform der Geschäftsführung des Parteitages regt Genoffe Karl Kautsky   in seinem an anderer Stelle auszugsweise wieder- gegebenen Ariikel derReuen Zeit" über den Stuttgarter   Kongreß an. Er schreibt: Ncbrigens würde eS sich empfehlen. Referate über Gegen stände von grundsätzlicher Bedeutung auch für unsere deutschen   Parteitage schon einige Zeit vor dessen Zu- sammentritt im Druck erscheinen zu lassen. Ihre Diskutierung wäre eine ausgiebigere und vielseitigere, die Delegierten könnten daS Referat gründlicher studieren, der Kongreß endlich gewönne mehr Zeit und wir vermieden das so oft schon eingetretene peinliche Vor- kommniS, daß ein hochwichtiges, vorzüglich ausgearbeitetes Referat aus Mangel an Zeit von der Tagesordnung abgesetzt werden oder am Schluß der Verhandlungen vor einem gänzlich erschöpften Kongreß flüchtig vorgebracht werden und ohne jede Diskussion erledigt werden mußte."_ Zur Angelegenheit v. Elm. In derFreien Presse" zu Elberfeld   erschien folgende Erklärung: Bekanntlich ist die ElberfelderFreie Presse' mit scharfer Kritik gegen die Rede des Genossen v. E l m aas dem Düsseldorfer Ge» nosienschaflStage vorgegangen. Genosse v. E l m hat auf diese An- zriffe sachlich gar nichts erwidert, hat vielmehr auf der Stelle in einer Zuschrift an die Düsseldorfer  Vollszeitung" zu persöu» lichen Beschimpfungen gegriffen, die er �nachher in derKonsum- genossenschaftlichen Rundschau" noch fortgesetzt hat. Auf diese Be- ichimpstnigen habe ich nichts erwidert und erwidere ich auch heute nichts, weil ich unter keinen Umständen meine Hand dazu bieten werde, aus einer sachlichen Erörterung eine persönliche Schimpferei zu machen.' AIS   ganz besonders schlimm stellte eS Genosse von Elm hin, daß die gegen ihn gerichteten Artikel nicht mit dem Namen d e S Verfassers unterzeichnet und ihm nicht(von der Redaktion oder vom Verfasser) sofort zugesandt worden sind, dies gab ihm Anlaß zu der Beschimpfung: der Verfasser habenicht den Mut gehabt", mit seinem Namen für seine Anklagen einzutreten, und man habe aus dem sicheren Versteck einer NedaktionSstnbe vergiftete Pfeile" auf ihn abgeschossen. Selbstverständlich habe ich nie Veranlassung gehabt, meinen Namen als Verfasser der Artikel zu verschweigen; ich bin einfach dem in der deutschen   Presse allgemein üblichen Brauch gefolgt, de»:- zufolge der Verfasser eines politischen Artikels sich nur in Aus­nahmefällen nennt, insbesondere dann, wenn hervorgehoben werden soll. daß die Redaktion mit seinen Ausführungen im wesentlichen nicht übereinstimmt. Aber ebenso wenig hatte ich bisher Anlaß, um nachträglich von dem üblichen Brauch abzuweichen, Lag es doch klar zutage, daß es sich hier nur um ein Fechterkunststückchen des Genossen von Elm handelte, dazu bestimmt, die Aufnierksamkeit der Genossen von dem sachlichen Inhalt deS Streites auf eine persönliche Neben- frage abzulenken. Wie sehr das Ganze nur eine Spiegelfechterei war. lehrt die Tatsache, daß Genosse von Elm sowohl die An- griffe wie den Namen ihres Urhebers in Wirklichkeit sosort erfahren hat, nicht von mir, aber von seinen Freunden, die es ihrerseits von mir wußten. Nun sind aber neuerdings Ereignisse eingetreten, die es mir notwendig erscheinen lassen, nunmehr auch öffentlich in aller Form mit meinem Namen hervorzutreten. Bekanntlich hat Genosse von Elm sich in seinem Wahlkreis Elmshorn-Pinneberg ein Vertrauensvotum ausstellen lassen, worin eS wörtlich heißt: Die... Generalversammlung... erklärt eS für eine Nieder- trächligkeit, wenn er(v. Elm) jetzt von Leuten, die sich als Partei- genossen gcrieren, zum Gaudium der Gegner und in totaler Un- kenntniS der Sache mit Schmutz beworfen wird, weil er analog früherer Entschließungen anderer hervorragender Parteigenossen sich gegen ihm zu weitgehenden Forderungen über Lohn« und Arbeitsbedingungen interessierter Kreise in der Konsum- genossenschastSbewegung erklärt hat." Die Leser derFreien Presse' wissen, daß diese Begründung ganz falsch ist. Nicht weil v. Elm irgend welcheihm zu weit- gebende Forderungen" verworfen hat, habe ich ihn angegriffen, iondern weil er Forderungen verworfen hat, die wie der Achtuhr- Ladenschlich, die 60 stündige Arbeitszeit pro Woche, die völlige SonntagSnihe usw. zu dem Minimum dessen gehören, waS ei» Sozialdemokrat erstreben muß, und weil er überdies sein Verhalten inir durchaus kapitalistischen Gründen motiviert hat. Wörtlich habe ich geschrieben:Die ganzeRede war ein einzigerHohii aus alle sozialdemokratischen Grundsätze." Das ivar der Grund meiner Angriffe, nicht aber eine Meinungsverschieden- heit über die Höhe irgendivelcher beliebigen Forderungen. DaS haben die ElmShorn  -Pinnebcrger Genossen, als sie der Resolution zustimmten, offenbar nicht gcirnißt. Und somit liegt der Schluß nahe, daß sie über den Streit falsch informiert worden sind. Wer anders kann sie informiert haben, als v. E l m selbst? Und wenn nicht, so hätte er als wahrheitsliebender Man» doch die Genossen, die von fallchen Voranssetziingen ausgingen, über den wahren Sachverhalt aiifllärcn müssen. Das hat er nicht getan. Bei der Erörterung der Pinneberger   Resolution hat dann v. Elm(nach dem Bericht desVorwärts") gesagt: Er habe eS satt, von gewissen Journalisten sich" be schimpfen und verleumden zu lassen und werde ihren AuS s ch l u ß aus der Partei beantragen." Ich habe das für leere Rodomontade gehalten»nd deshalb auck dazu bisher geschwiegen. Nu» aber lese ich heute in der Partei presse:(folgt der vomVorwärts" veröffentlichte AnSichlußantrac deS Genossen v. Elm gegen fünf Hamburger Lagerhalter.) Also gegen einige Lagerhalter, die sich vielleicht(ich weiß nicht) auf de» Inhalt meiner Artikel gestützt haben, geht d. El» vor; ich selbst habe bisher keine Kunde von einem gegen mick