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Schicksal ausnahmsweise einmal Einsicht mit einem dielgeplagten Redakteur und der Draht blitzt uns folgende neuerliche Mit teilung auf den Tisch: Hamborn , S. September. Gestern nachmittag wurden mit dem Zuge 5.36 nach Krefeld etwa 2030 Arbeiter nach Antwerpen be- foroert unter Begleitung von zwei Agenten, die sie als Hafenarbeiter angeworben hatten, als Streikbrecher. Also Streikbrecher nach Antwerpen werden gesucht I Die Deutschen , die nach dort gingen, haben den Streikenden in einer Versammlung bekanntlich erklärt, daß man sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach dem be- streikten Hafen gelockt habe. Wie nun, wenn es Gewisienlose gibt, die Leute in eine Zwangslage bringen, welche jede Arbeit anzunehmen. Man denke: haben sich im Vertrauen auf die Ver- Agenten nach Hamborn begeben. Die sie angeblich bestimmt waren. verweigert Liegt es nicht auf der Hand, daß diese Leute zum großen Teil genötigt sind, jede Arbeit anzu- nehmen? Alle deutschen Arbeiter werden gut tun, Massen- arbeiterangebote, die sie in die Nähe der belgischen Grenze führen, mit größtem Mißtrauen zu betrachten. Man nehme einfach keine Arbeit an, ohne vor der Abfahrt das Geld für die eventuelle Rückreise erhalten zu haben. Reelle Unter- nehmer haben solche Bedingung nicht zu scheuen. Und handelt es sich um verkappte Streikbrechergesuche, so bleibt den Arbeitern dann wenigstens die Möglichkeit, sich dem versuchten Attentat auf ihre Arbeiterehre zu entziehen I sie nötigt, 100 Familien sprechung von Zeche, für die ihre Einstellung. Veriln und Umgegend* Die Lehren bei Streiks der Drahtarbeiter besprach Handle vom Vorstand des Metallarbeiterverbandes in der letzten Draht- arbeitervcrsammlung. Er sagte unter anderem: Nach einer Dauev von 18 Wochen ist der Streik vor 4 Wochen aufgehoben worden, weil die drei größten Betriebe kein Entgegenkommen zeigten, sondern die Wiederaufnahme der Arbeit zur Voraussetzung von Verhandlungen machten. Wenn auch der Erfolg des Streiks nicht derart ist, wie es die Arbeiter beim Eintritt in den Kamps er- warteten, so kann doch keineswegs von einem erfolglosen Streik ge- sprochen werden. Von den in Frage kommenden 25 Firmen haben 18 den Tarif durch Unterschrift anerkannt und 4 Firmen haben eine Erhöhung der Akkordpreise sowie der Stundenlöhne bewilligt. Der von den 18 Arbeitgebern anerkannte Tarif hat den Arbeitern eine Erhöhung des Minimalverdienstes gebracht. Er enthält auch die Bestimmung, daß vom 1. Juli 1908 ab die S�stündige Arbeits- zeit eingeführt wird und die Akkordpreise bis zu diesem Termin um 5 Prozent, bis zum 1. Juli 1903 um weitere 2}h Prozent und bis zum 1. April 1910 wieder um 2'A Prozent erhöht werden. Das ist also eine Lohnerhöhung von 10 Prozent bis zum 1. April 1910. Auch die Erhöhung der Stundenlöhne ist bei Einführung der ver- kürzten Arbeitszeit gesichert. Als ein Erfolg ist es auch anzusehen, daß sich die 13 Firmeninhaber genötigt sahen, einen Vertrag mit dem Metallarbeitcrvcrbande abzuschließen, obgleich die Organi- satio» der Trahtindustriellcn bei Beginn des Streiks jede Ver- Handlung mit dem Mctallarbeiterverbande ablehnte. Die Absicht, die Organisation der Drahtarbeitcr zu vernichten, ist der Unter- nehmerorganisation nicht gelungen. Im Gegenteil. Der Verband der Drahtindustricllen hat außer seinem materiellen Schaden auch noch den Verlust eines großen Teiles seiner Mitglieder zu beklagen. In Saalfcld hatte die Unternehmerorganisation wegen des Streiks von 300 Drahtarbeitern 1000 Metallarbeiter ausgesperrt, die zu diesem Streik in gar keiner Beziehung standen. Trotzdem haben die Saalfelder Arbeiter einen Sieg errungen. So haben auch die Berliner Drahtarbeiter trotz aller Gegenmaßregeln der Unter- nchmer einen Erfolg zu verzeichnen. Die Unternehmer, welche den orif noch nicht unterschrieben haben, werden schon merken, daß ws ihr Schaden ist. Ihr Verhältnis zu den Arbeitern läßt sich mit deinbewaffneten Frieden" vergleichen. Die Lehre dieses Kampfes soll die sein, daß die Drahtarbeiter das alte Vertrauen zu ihrer Organisation bewahren und ihre Kollegen zu Kämpfern für ihre Interessen erziehen. Dann werden sie auch der Zukunft ruhig entgegensehen können. Die Versammlung stimnite diesen Ausführungen zu und ließ erkennen, daß die Organisation der Drahtarbeiter durch den Kampf keineswegs geschwächt ist. Die Steinarbeiter stehen seit Montag im Streik. Der Zentral- verband, Filiale Berlin II, hielt am Mittwochabend eine außer- ordentliche Mitgliederversammlung im Englischen Garten ab, in der O h n g e m a ch einen Situationsbericht gab. Neun Firmen mit 78 Arbeitern haben die Forderungen anerkannt, neun andere, die zusamincn 175 Arbeiter beschäftigen, leisten noch Widerstand, aber schon sind zwei davon in Verhandlungen mit der Organisation eingetreten. Schwarze Listen sind in Umlauf gebracht worden, aber die Arbeiter fürchten diese Maßnahme nicht; sie sind zu einem energischen Kampf entschlossen. Die ersten Forderungen sind etwas ermäßigt worden, aber darauf wird man beharren. ES wird die Abschaffung der Akkordarbeit verlangt. Der Stundenlohn soll für Steinmetzen in der Werkstatt 75 Pf., auf Bauten 80 Pf. be- trogen, für Hand- und Maschincnschleifer, Hobler, Dreher, Fräser und Zusammcnsetzer in der Werkstatt 65 Pf. und auf Bauten 70 Pf. Firmen, die nur Versetzarbeiten ausführen, zahlen an Steinmetzen 85 Pf., an Schleifer 70 Pf. pro Stunde. Die Arbeits- zeit soll SM Stunden betragen. Die übrigen Forderungen(bereits bekannt gegeben) bleiben bestehen. Den Ledigen wird empfohlen, abzureisen. Zuzug ist von Berlin fernzuhalten. E? wurde als wünschenswert bezeichnet, daß auf de» Bauten die Bau- Handwerker sich von den Steinarbeitern die ArbeitsberechtigungS- karten zeigen lassen. Diese Karten sind weiß und werden wöchent- lich abgestempelt. Das Streikbureau befindet sich im Englischen Garten, Alexanderstr. L7c: der Leiter des Bureaus ist Willi D o m a n n, der jede gewünschte Auskunft erteilt. In bezug auf die Vorkommnisse bei der Firma Deutsche Steinindustrie A.-G., Berlin , die in dem Zirkular des Verbandes der Stcinmctzgeschäfte erwähnt sind, wurde erklärt, daß eS sich um zwei Kollegen handelte. die die Beschlüsse ihrer Organisation nicht respektierten. Dies allein gab die Veranlassung, daß sich die übrigen weigerten, mit den beiden zusammen zu arbeiten�_ Achtung, Dachdecker Berlins ! Nachdem die Firma Gustav Adolf W e r n i ck e verschiedene Kollegen gegen Wochenlohn und einen Sondervertrag angestellt, und nachdem vier dieser Kollegen ihren Austritt aus der Organisation erklärt haben, ist eS zu Differenzen mit der Firma gekommen. Die dort arbeitenden Kollegen erklärten unter diesen Umständen nicht weiter arbeiten zu können und forderten ihre Entlassung. Die Kollegen allerorts haben mm die Pflicht, die Werkstelle zu meiden. Zentrolverband der Dachdecker. Verwaltungsstelle Berlin . Achtung! Maler und Anstreicher! Hierdurch machen wir die Kollegen darauf aufmerksam, daß bei der Firma Karl Wilde in Charlottenburg . Charlottenburger Ufer 56. und bei der Firma ElverS in Schöneberg . Gustav Freytagstr. 4, die Kollegen nicht den vollen Lohn, sondern nur Abschlagszahlungen erhalten. Die Ortsverwaltung. VeiitfcKes Reich. Der Bruderzwist der Bergleute. Man schreibt uns aus Essen unter dem 4. September: DerBeobachter" von heute veröffentlicht einEingesandt" mehrerer Bergleute, das sich mit der jetzigen Lage der Bergarbeiter in betreff der Knappschaftsangelegenheit beschäftigt und zur Einig- keit der Bergleute auffordert. Die Hälfte der Bergknappen sei in vier Verbänden, die andere garnicht organisiert. Letztere sagen, wozu uns organisieren? Solange es nicht einen Bergarbeiter- verband gibt, hat das keinen Zweck. In Heiden Zeitungen, dem Bergknappen" und derBergarbeiterzeitung", findet man, daß ein Bruder den anderen beschimpft, bekämpft. Die größte Mehrzahl der Bergarbeiter hat die U e b e r ze u g u n g, daß nur wirklich etwas zu erreichen ist, wenn der Druder st reit aufhört und die Verbände sich ver» schmelzen. In den letzten Versammlungen sei zutage getreten, daß Kameraden in den meisten Orten statt gemeinsam das Kapital, sich selb st bekämpfen. Es ist kein Wunder, daß durch diese gegenseitigen Hetzereien niemals etwas Gutes herauskommt. Die Verschmelzung der Verbände sei nur möglich, wenn es einen Bergarbciterverband gebe, und dieser müßte heißen:Deutscher Bergarbeiterverband". Sorgen wir dafür, daß es in Zukunft nur noch einen Verband gibt. Sollten gewisse Führer gegen die Verschmelzung arbeiten, so liegt es klar auf der Hand, daß sie etwas ganz anderes im Auge haben als die Verbesserung unserer Lage. Auf den Zechen müssen wir zusammenarbeiten, gleichviel welcher Konfession oder Organisation wir angehören, wenn wir etwas ver- dienen wollen, oder in Gefahr sind; deshalb ist es unsere Pflicht, mit allen Kräften dahin zu arbeiten, daß die Verschmelzung zu- stände kommt. Die Führer, die keine Verschmelzung anstreben, sind keine Arbeitervertreter, sondern Arbeiterverräter, denn sie suchen nur ihren Vorteil und nicht den der Allgemeinheit. Deshalb auf zur Einigkeit! Setzen wir dem Unternehmerverband gleichfalls nur einen starken Bergarbciterverband gegenüber, so werden wir mit Leichtigkeit Besserung schaffen, denn Einigkeit macht stark!_ Koksarbeiterstreik. Auf ZecheGermania" bei Dortmund sind die Koksarbeiter in einen Streik getreten. Die Streikenden ver- langen Erhöhung des Schichtlohnes von 4,40 auf 4,30 bis 5 Mark. Außerdem verlangen sie einen Raum, in welchem sie ihr Frühstück einnehmen können. Bisher mußte dies im Freien geschehen, ob es regnete oder nicht. Die Zechenverwaltung, die gar nicht geneigt ist, die bescheidenen Forderungen zu bewilligen, suchte die Streikenden durch sonstige Tagesarbeiter, Handwerker und Lehmfahrer zu ersehen. Diese ließen sich aber nicht betören, sondern stellten ebenfalls die Ar- beit ein. Brauerstreik. Neben den Brauern in Augsburg stehen nun auch die Arbeiter der Brauereien in Memmingen und in Donauwörth im Streik. Die KLsereiarbeiter in U l m sind immer noch im Ausstände. Die dabei in Betracht kommende Firma Wilhelm N u s s e r ist Lieferantin von zirka 60 Arbeiter-Konsumvereinen. Die Maler im Allgäu(Jmmenstadt, Sonthofen , Oberstdorf ) sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Die Aussperrung bei der Kraftwagenfabrik Weiß in Augs- burg-Oberhausen dauert unverändert fort. Ausland. Der Bundesvorstand des Schweizerischen ArbeiterbundeS hielt am Sonntag in Zürich eine Sitzung ab, zu der sich außer ca. 50 Mit- gliedern auch ein Vertreter des schweizerischen Jndustriedeparte- ments in Bern in der Person des Sekretärs Dr. Kaufmann ein- gefunden hatte. Beschlossen wurde die Beibehaltung der Adjunkten- stelle in Biel und als neuer Leiter derselben Genosse R h s e r, Präsident der Uhrenarbeiter-Union, gewählt. Um die Wieder» besetzung der vakanten Stelle eines deutschsprechenden Adjunkten im Zentralbureau des Arbeitersekretariats in Zürich zu ermöglichen, soll neuerdings der Bundesrat um Erhöhung der Bundessubventiow von 25 000 Frank angegangen werden. Ein weiterer Beschluß be- trifft die Veranstaltung einer Heimarbeitsausstcllung im Sommer 1908 in Zürich . Im Organisationskomitee sollen außer den Ge- werkschaften auch das Jndustriedepartement in Bern , die Volks- wirtschaftSdirektion des Kantons Zürich , der Züricher Stadtrat usw. Vertretung erhalten._ Der Streik der Antwerpener Dockarbeiter. Antwerpen , 4. September. (Eig. Ber.) Der Wunsch der Unternehmer ist erfüllt: seit gestern erfreut sich der Antwerpener Hafen militärischen Schutzes. Die Bassins, die am Dienstagnachmittag der Schauplatz von Straßen- kämpfen waren, sind mit den Regimentern der Bürgergarde be- setzt, berittene Gendarmen patrouillieren an den Kais und auch die Revolver der Polizisten, die am Dienstag schon ihre Schuldigkeit getan, sind in Bereitschaft denn die Schutztruppe der Hafen- kapitalisten sie haben buchstäblich auch die Streikbrecher zube- wachen" hat, wie mit geflissentlicher Deutlichkeit kundgemacht wird>strenge Vorschrifte n". Nun ist aber folgendes zu sagen: Gewiß sind an den gestrigen blutigen Zusammenstößen mit den Polizisten Streikende beteiligt gewesen zählt man doch bis letzt offiziell 20 Verwundete unter ihnen aber ebenso sicher ist, daß halbwüchsige Jungen von 14 bis 13 Jahren die Xxent5 provoentcurs gespielt haben, daß insbesondere von diesen das Jnbrandsteckcn der mit Baumwollballen beladenen Wagen, das Anzünden von Baumwollschuppen, das Stürmen von Lastwagen und ähnliche Gewalttaten besorgt wurde. Sprechen doch selbst bürgerliche Blätter vonGaminS, von Straßenjungen und von jenem Gesindel, das sich das ganze Jahr arbeitslos im Hafen herumtreibt. Die Beteiligung dieser Leute, so begreiflich sie auch genug aus eigenem Antrieb wäre, gibt aber auch noch zu Mutmaßungen aller Art Anlaß. Es sollte Militär her, und was durch die bisherige Haltung der Streikenden nicht möglich war, wurde möglich durch eine Horde Straßenjungen und verkommene Gesellen, die nichts mit dem Streik zu tun ha t t e n. Man hat sich ja auch nicht gescheut, gewisse Ge- rüchte in Umlauf zu setzen, um die Bevölkerung in Schrecken zu jagen und gegen die Sreikenden vorzugehen, aber auch um die von den Unternehmern zum Schutz der Streikbrecher herbeigesehnte militärische Hülfe um fo dringender er- s ch e i n e n z u l a s s e n. So hat man verbreitet, Streikende sollten die Villa des Führers der Unternehmer(S t e i n m a n n) stürmen; Streikende sollten die Petroleumrcservoirs in Brand stecken! Auch sei der Polizist Verroyvel an einer Verletzung durch einen von Streikenden geschleuderten Stein gestorben. All das erwies sich als leeres Gerücht hinterher nämlich. Bei dem gestrigen Zusammenstoß der Streikenden mit den Polizisten auf dem Platz Schoonbeeke am sogenannten alten Bassin, schössen die Polizisten in die Menge, nachdem sie mit dem Säbel in der Hand schon vorher alle Künste desChargierens" hatten spielen lassen. Daß es in der aufgeregten, in einer gefährlichen Straßenkreuzung zusammengepreßten Menge, über deren Köpfe die Säbel blitzten, auch zu Steinwürfen gegen die Polizisten kam, wird keine Menschenseele wundern können. Auch später, als die Menge von 3 4000 Streikenden nach dem Kanal de l'ancre zog, schössen die Polizisten, die mittlerweile Verstärkung bekommen hatten, in dem Augenblick, als ein vorüberziehender Heuwagen von Jungens in Brand gesteckt wurde. Bei diesem Zusammenstoß wurde auch ein Kind von 10 Jahren verwundet. Während des weiteren Kampfes wurde noch eine Frau und etliche Kinder verletzt. Auch im Laufe des heutigen Vormittags kam es noch zu ernsten Zusammenstößen. Die wenigen Schiffe, auf denen gearbeitet wird, sind von einem Regiment der Bürgcrgarde bewacht. Unter den massenhaft umhergehenden Streikenden sind viele Frauen, die das Spottlicd auf die Streikbrecher singen. Gestern ist der Präsident der Unternchmervereinigung vom Arbeitsminister zu sich berufen worden, um ihn über die Situation zubelehren". DerArbeitS"minister erinnert sich etwas spät, daß eine Intervention in einem derartigen Streik auch ein wenig zu seinem Ressort gehört. Aber der Minister soll auch schon wieder erklärt haben, daß er keinen Grund habe, einzu» greifen. Wohlgemerkt, nach dem Gespräch mit dem Unternehmer?ü hier. Der heutigeSair" bemerkt ausdrücklich, daß die gestri* gen Brandlegungen und AuSraubungen von Wagen von Kindern ausgeübt wurden, während die Polizisten gegen die Streikendenchargierten". In der heute von 3000 Streikenden besuchten Versammlung protestierten die Führer dagegen, daß man den Streikenden die Verantwortung für die gestrigen Vorfälle aufbürden wolle. Die Streikenden werden die Bevölkerung, die ihnen unentwegt ihre Sympathie zuwendet, über den wahren Sachverhalt und die wahren Schuldigen aufklären und zu dem Zweck Plakate anschlagen lassen. Der Generalrat der belgischen Partei hat an daS ganze Land einen Aufruf gerichtet, durch Zuwendung von Mitteln den schweren und gerechten Kampf der Hafenarbeiter zu unterstützen. Es verlautet, daß der Bürgermeister einen neuen Vorschlag zur Lösung des Konfliktes machen will, nach welchen die Streiken» den zu den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufnehmen würden, wogegen die Unternehmer in 3 oder 4 Monaten die Löhne aufbessern sollten. Für heute Nacht sind zur Bewachung der Petroleumreservoirs und Holzdepots drei Jnfanterieregimenter ange- kündigt. Will man aber eine wirklicheLösung", dann genügt das Militär allein nicht; das werden die Herren Unternehmer auch bald merken und hoffentlich danach handeln. » Antwerpen , 5. September. In einem Meeting protestiertet. heute mittag die Streikenden lebhaft gegen die Anschuldigung. daß von feiten der Ausständigen die Holzlager in Brand gesteckt worden seien. N Brüssel. 5. September. (Privattelegramm de*Vorwärts".) Die Feuersbrunst in der Polder dauerte von gestern abend um 6 Uhr bis heute mittag. Wegen der Lager von Baumwolle, Holz, dem Wind und der Wasserschwierigkeiten war große Gefahr. Die Antwerpener, Genter und Brüsseler Feuerwehr griff eim bis das Feuer endlich fast besiegt war. Der Schaden beträgt etwa vier Millionen. Militär ist konsigniert. Am Hafen halten drei Bataillone Militär, Polizei und Bürgergarde die Ordnung aufrecht. Die Stadt ist von Menschen überflutet. Drei Brandstifter sind verhaftet. 60 Gendarmen sind angekommen. 650 englische Streik- brccher wurden von der Bürgerwehr bewacht nach Schiffen der Red-Stare-Linie gebracht. Viele Engländer sind abgereist. Die heutige Unternchmerversammlung hat den Bürgermeistervorschlag wieder abgelehnt. Die Partei hat tausend Frank bewilligt.»» Jungen sollen den Brand mit Petroleum gelegt haben. Die russische GrwerkschaftSPreffe. Eine sehr bemerkenswerte Seite der russischen Gewerkschafts» beweg ung bildet die ihren Interessen dienende GewerkfchaftSpreffe. Wie die Bewegung selbst, so kann auch die Presse nur auf ein kurzes Dasein zurückblicken. Mit der einzigen Ausnahme desDruckerei- arbeiterbolen", der bereits im Sommer 1905 erschienen ist, sind alle übrigen Gewerkschaftsorgane nach der Oktoberrevolution entstanden. Die meisten der zu dieser Zeit entstandenen fielen aber bald der Dezemberrevolution zum Opfer, und es liegen keine glaubwürdigen Angaben über ihre Zahl. Art usw. vor. Im Frühjahr 1906 setzt jedoch die EntWickelung der Gewerkschaftspresse erneut ein und läßt sich nicht einschränken trotz aller Gegenmaßregeln der Regierung. Ein ungefähres Bild des Entstehens und Vergehens, d. h. der völligen Unterdrückung ohne von zahlreichen Konfiskattonen usw. zu sprechen der Gewerkschaftsorgane bietet folgende Zusammenstellung des letzten Jahres: III. Quart. IV. Quart. I. Quart.' II. Quart. 1906 1906 1907 1907 Jnsöek. Entstanden. 10 20 21 S Org. 60 Unterdrückt.8 9 16 11, 44 Diese Tabelle spiegelt mit großer Deutlichkeit da» allgemeine Tempo des politischen Lebens Rußlands wider: das Ende von 1306 und der Anfang von 1907 die Zeit vor und während der zweiten Duma, die Zeit der geh obeneH politischen Stimmung ergibt die größte Zahl von Neuerscheinungen, aber bereits zum Schluß dieser Periode und bis in die Gegenwart hinein setzen die Repressalien der Regierung ein, die bewirken, daß kaum 25 Proz. der während des letzten Jahres entstandenen Gewerkschaftsorgane einem unftei- willigen Ende entronnen sind. Nach den einzelnen Berufen verteilen sich die 72 GewerkschastS» organe "), von denen überhaupt irgend welche Angaben zu erlangen waren, wie folgt: Allgemein gewerkschaftlichen Charakters..... Spezielle: 1. Druckereiarbeiter... 2. Handelsangestellte.. 3. Metallarbeiter... 4. Terttlarbeiter.... 5. Lederarbeiter.... 6. Arbeiter der NaHrungS- mittelbranche.... 7. Holzarbeiter.... 8. Arbeiter d. Bekleidungs­branche...... 9. Eisenbahn- und Schiffs­arbeiter...... 10. Techniker, Zeichner usw. 11. Andere Berufe... 16 Organe in 80 Nummern. 3 12 6 3 2 3 2 1 f 6 5 12 103 83 54 20 0 15 6 32 120 08 73 Der größte Teil dieser Gewerkschaftsorgane erschien und er» scheint in Petersburg nämlich 36. d. h. 50 Proz., an zweiter Stelle steht Moskau mit 17, gleich 23 Proz. In der Provinz aber erschienen während der ganzen Zeit nur 13 Organe, und gegen« wärtig erscheint nur einesDer Schiffer" in Nischij-Nowgorod . So wiederholt sich hier dasselbe Bild, welches wir bei der Be- ttachtung der Gewerkschaftsbewegung überhaupt gesehen haben: nämlich die Konzentration auf die Großstädte. Ferner aber be­merken wir, daß diejenigen Berufe, welche den größten Prozentsatz von Organisierten aufzuweisen hatten Druckcreigewcrbe. Metall- und Textilindustrie, Handelsgewerbe es auch auf die höchsten Nummerzahlen ibrer Organe gebracht haben. Zum großen Teil rührt eS von der entsprechend größeren Leistungsfähigkeit der größeren Gewerkschaften her, die es ihnen erlaubte, einem unter- drückten Organ auf dem Fuße ein neues folgen zu lassen und so eine gewisse Kontinuität ihrer Presse verbürgte. ) ES ist hier nur die russische, nicht aber die polnische. jüdische usw. Presse berücksichtigt. eingegangene vruckfekrlften. Jahresbericht des Sozlaldemokratifchen Vereins Elderfeld-Barmen 1906/07. Hat Christus überhaupt gelebt? Von®. Tschirn . 30 Pf. Verlag! D. Wigand in Leipzig . Ich schwsrc! Die Wahrheit über Hau vom Zeugen Lenk. 50 Pf Verlag:!l. Pnlvermacher u. Co., Berlin W. 30. Verantwortlicher Redakteur: HanS Weber, Berlin . Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Dcrlaasanstalt Paul Singer Sc Co.. Berlin SW»~