llchen Schlviengleiten. Trotzdem sind dei der letzten Wahl unsereStimmenzahlen gestiegen. Die bisherigen Kandidaten M i.l e n z-und Scharping- Stettin ivurden wieder aufgestellt.DaS geplantc Parteifclrctariat t« Altrndnrg.Die„Altenburger Volkszeitung" gibt sich alle Mühe, dieiSelretariatsgründung rn Altcnburg nicht zur Ruhe kommen zu lassen.Jetzt wird sogar geschrieben(der.Vorwärts" druckte den Bericht der„Altenburger Volkszeitwirg" ab), dag sich auszcr dem Genossen Leberniemand weiter gegen die Sekretariatsgründung gewendet habe.Demgegenüber mutz festgestellt werden, datz es dem Genossen Lebergar nicht eingefallen ist, gegen die Sckrctariatsgründung an sichetwas zu sagen. Er hat bloß— und dazu war er berechtigt—gegen die Art und Weise, wie der Plan in Altcnburg zu stände gc-kommen ist. gesprochen. Es ist auch der„AltenburgerVolkszeitung" bekannt, datz im Monat April eine kom-binierte VorstandZsitzunA der zum Sekretariat gehörigen vierWahlkreise stattfand. Die Altenburger hatten sich, genau so wie dieVorstandsmitglieder der übrigen Kreise mit der Tätigkeit desSekretariats einverstanden erklärt. Ja, sie hatten sogar für daslaufende Geschäftsjahr die Beiträge mit festgesetzt. Und ein paarMonate später— ohne dem Sekretariat etwas zu berichten— tauchteder Altenburger Antrag auf: LoSlvsung vom Sekretariatin Jena. Dieses Gebaren haben Gen. Leber sowie die Genossen nichtnur in Jena, sondern in Weimar-3 und in Steutz jüng. und ält. Liniescharf verurteilt. Die Redaktion der„Altenburger Volkszeitung"weiß ganz genau, datz auf der Generalversammlung der Sozial-demokratie von Reutz jüng. Linie die schärfsten Worte gegen diesesVerhalten der Altenburger Genossen gefallen sind.Auf die übrigen ebenso unrichtigen Ausführungen einzugehenschenken wir uns.Das Parteisekretariat in Jena.Sozialdemokratische GcmcindcratSwahlerfolge. In Seidau beiBautzen wurden bei sehr schwacher Beteiligung an der GemcinderatS-wähl die beiden sozialdemokratischen Kandidaten, die Genossen Tuch-macher F e y und Zigarrenarbeiter M a h l e r gewählt.Huö Induftm und F)andelKein selbstisches Interesse.Der„Ratgeber auf dem Kapitalmarkt" beweihräuchert denBankiertag also:„Ruhig und sachlich wurde jeder der vier Punkte der TageS-ordnung durchgesprochen, mit einer Objektivität, als befinde mansich auf einem Juristentag, und nicht auf der Tagung eines argheimgesuchten und zur Hälfte aufgeriebenen Standes. Eineinziges Mal nur wurde diese würdige Objektivität verletzt undan die selbstischen Instinkte der Versammlung appelliert.Das war, als der Referent über das Depositenwesen(Privat-dozent Dr. Jaffs) die Anwesenden aufforderte, gelegentlich ein-mal mit der Regierung von Macht zu Mackit zu sprechen, unddurch Verweigerung der Uebernahme neuer Anleihen darzutun, inwelch eminentem Matze die Regierung auf den Baukicrstand an-gewiesen sei. DaS war halb ernst, halb scherzhaft gemeint. Abersofort fuhr der Vorsitzende den, agitatorisch scherzenden Herrn indie Parade, indem er im Namen des Bankierstandes alle Re-vanchegelüste weit von sich wies. ES sei gar nicht daran zu denken,datz die Banken jemals ihres Privatinteresses halber wider dasStaatsinteresse handeln würden. So übel man ihnen auch mit-gespielt habe— in nationalen Fragen denke und handle man vorallem als Patriot."Wenn es schon mißlich ist, Wirtschaftsfragen moralisch und ethischzu verbrämen, dann ganz besonders bei einem so ausgesprochenenErwerbsstand wie dem der Bankiers. Die ganze Tagung, die un-leugbar unter dem bestimmenden Einflutz der Grotzbanken stand, hatwahrlich mit Moral und Ethik nichts zu tun. Aber selbstlos undopferfreudig, patriotisch und national sollen die Bankiers sein. DieSelbstlosigkeit haben sie bei der letzten Preutzcnanleihewieder genügend bewiesen. Und wenn die Bankier» demdeutschen Kapital mit den Russenanleihen schmerzliche Ver-luste beibrachten, dann handelten sie natürlich mir ausPatriotismus, nicht aus Eigennutz, um die Milliönchen, die da-bei für sie absprangen, zu ergattern. Aber daS Kapitalistenblatthat ganz recht, wenn eS das Epitheton: national und patriotisch fürdie Bankiers reklamiert. Seit Bülows glorreichem Wahlfeldzug. dener unter jener Parole führte, gibt es keine Plünderet mehr, dienicht die Berechtigung hätte, sich national und patriotisch zu dra-Pieren._Getrcideprelse an deutschen Fruchtmärkte». Wie erheblich auckin den kleinen Marktorten die Getretdepreise seit Jahresfrist ge-stiegen sind, das ergibt sich aus den Zusammenstellungen des„Reichs-anzeigerS" über die Preisbewegung an zirka Sv— 70 Orten in denverschiedenen LandcSteilen Deutschlands. Im Durchschnitt dieserOrte stellte sich der PrciS, der aus Grund der tatsächlich erzieltenUmsätze gewonnen ist, in Mark pro Doppelzentner, wie folgt:August Illvö Juli 1007 August 1307Weizen.... 17.45 21.18 21.13Roggen.... 14,70 IS, 37 18,67Wenn noch von Juli auf August 1V07 eine kleine Ermäßigungeingetreten ist, so steht das Preisniveau gegen 1S06 für den August.der im Anschluß an die Ernte eine starke Senkung hätte bringenmüssen, Noch autzergewöhnlich hoch.PreiscrhShnng für Kohle. ES sind natürlich die deutschen Thn-dikate,' Konventionen, Kartelle usw. nicht allein, die durch Anziehender Preisschraube die nationale Arbeit schützen, die ausländischenDividcndenmacher folgen ihren deutschen Berufsgenossen in derPreistreiberei mit Eiser und Geschick. AuS Wien wird berichtet, datzseit dem 1. September der Preis für Hausbrand eine Steigerungum 18 Proz. erfahren hat. Für diese Verteuerung wird aber dieoberschlesische Kohlenkonventiön verantwortlich gemacht. Mit dem1. September hat diese Produzentenvereinigung, die den größten Teilder in Wien verwendeten Hausbrandkohle liefert, zum viertenmal imLaufe eines Jahres die Preise erhöht. DaS Susmatz dieser Er-höhung ist ein ungewöhnlich grotzeS. Die Kohlenkonventionhat sich nicht, wie in den Vorjahren, mit einer Erhöhung von 8 bis10 Hellern begnügt, sondern eine solche fast in doppelter Höhe vor»genommen. Während im Vorjahrs in der Zeit vom 1. Septemberbis 31. Dezember der Preis für Salonkohle in plombierten Säckensich für alle Bezirke Wiens auf 3,34 Kr. stellte und im heurigenJahre bereits Stetgerungen von 10 Hellern und 8 Hellern vor-genommen wurden, ist nunmehr am 1. September die bereits er-wähnte Preiserhöhung von 18 Hellern erfolgt. Auch im vorigenJahre ist im Monat September der Preis der oberschlestschen Kohlehinaufgesetzt worden. Damals betrug diese Erhöhung etwa 6 Heller,während sie heuer ohne Berücksichtigung der Fuhrlöhne fast das Drei-fache ausmacht.___Sozialee*Ausnahmegesetz« gegen ländliche Arbeiter.Die Mitglieder des Bundes der Landwirte sind sicherlich innerlichdavon überzeugt, datz die„Leutenot" und da« AuSreitzen selbst aus-ländischer Arbeiter ans das wirtschaftliche Elend, die Rechtlosigkeitund die menschenunwürdige Behandlung der Landarbeiter zurück-zuführen ist. Die Annahme, daß ihnen diese Uebcrzeugung mangele,wäre eine Bezweiflung ihrer Verständnisfähigkeit. Die Leitung desBundes der Landwirte sehnt trotzdem neue Ausnahme«Vorschriften gegen ländliche Arbeiter herbei. Sieist eö also, die in Wahrheit die.Leutenot" noch künstlich zu steigernoder die ländlichen Arbeiter zu Leibeigenen heravdrücken will. Dasbeweist folgende Auslassung der„Korrespondenz deS Bundes derLandivirte". Wir geben diesen Erguß wegen der für diese Herrencharakteristischen Auffassnng wörtlich ivieder. Es heißt da:„Der schwerste Mißstand, unter dem die deutsche Landwirtschaftheute zu leiden hat, liegt zweifellos in den mißlichen Arbeiter-perhältnissen. Trotz fortgesetzter Steigerung der Lohne(!) macht sichder Mangel an Arbeitskräften auf dem Lande immer fühlbarer.Der Ersatz der einheimischen Arbeiter durch fremde bietet für diedeutsche Landwirtschaft neben den anderen vielen Unannehmlichkeiteninsbesondere auch dadurch ganz erhebliche Schwierigkeiten, daß durchdiese Ausländer ein Rückgang der Arbeitsleistungenherbeigeführt wird und daß unter ihnen die Neigung zur Un-bot Mäßigkeit und zum Kontraktbr u ch alljährlichimmer schlimmer wird.Die Arbeitgeber sind diesem Mißstände gegenüber so gut wiemachtlos und müssen die schweren direkten(Verlust bes Anwerbe-gelbes) und indirekten Schädigungen, die ihnen durch daS Fortlaufender Leute erwachsen, über sich ergehen lassen, ohne daß ihnenPolizei und Gericht einen ausreichenden Schutzgewähren. Ja, wie heute die Verhältnisse liegen, sehen vieleArbeitgeber in Kontraktbruchfällen von jedem Vorgehen ab, da siewissen, daß auf einen Erfolg nur in den allerseltensten Fällen zurechnen ist, während sie sich mit Sicherheit ans A e r g e r,Schreiberei und nicht unbedeutende Kosten gefaßtmachen können,Das Vorgehen einzelner Landwirtschaftskammern, die Namender ihnen gemeldeten kontraktbrüchigen Schnitterin ihren Amtsblättern zu veröffentlichen, um soden Polizeibehörden die Verfolgung zu erleichtern, muß als sehrdankenswert anerlannt werden, hat aber, soweit bekannt, eine merk-liche Einschränkung des KontraltbrncheS in den betreffenden Provinzenkaum zur Folge gehabt.> Soweit wir über diese Frage unterrichtet find, dürften dieErfolge nur recht bescheidene sein, und das ist, leidermuß es gesagt werden, nicht zum wenigsten zurückzuführen auf einmangelndes energisches Vorgehen der öffentlichen Organe: Polizeiund Gerichte.Aber nur durch ein zielbewußtes Eingreifen derstaatlichen Gewalten wäre eS möglich, dem Kontraktbrnchder ausländischen Arbeiter entgegenzuarbeiten. So lange dieseLeute wissen(und sie wissen eS recht gut!), daß sie straflos oder faststraflos kontraktbrüchig werden dürfen, helfen alle kleinen Mittelgar nichts I Geld st rasen nützen in solchen Fällen crfahrungs-gemäß sehr wenig, kann man es doch immer und immer wiedererleben, datz die Kautionen ohne weiteres im Stich gelassen iverden.Ist aber eine Kaution noch gar nicht oder nur erst im geringe»Betrage vorhanden, so ist den Leuten so gut wie nichtsanzuhaben, da bei ihnen Geld und Geldeswert meist nicht vor-gesunden wird. Das ist aber der wunde Punkt! Auch ein Rück-t r a n s p o r t zum Arbeitgeber wird nur in verschwindend wenigFällen Erfolg haben, wenn die Leute wissen, datz auch ein erneutesDavonlaufen weiter keine Nachteile für sie hat.Das einzige, wovor die ausländischen Arbeiter tatsächlich Furchthaben, ist die Ausweisung, und dieses Mittel dürfte auch da«einzige sein, das geeignet ist, dem hier in Rede stehenden Unfugewenigstens einigermatzcn zu steuern. Dabei bedarf es keiner be-sonderen gesetzgeberischen Aktion, sondern eS ist nur der guteWtllederVerwaltung nötig, der es ja freisteht, jeden Ausländerauszuweisen(I). Selbstverständlich wird von diesem Rechte nur so-genannten„lästigen" Ausländern gegenüber Gebranch ge-macht, aber datz ein ausländischer Arbeiter, der seinen Kontrakt brichtund im Lande herumstreicht, bezw. seine Arbeitsstelle so oft wechselt.datz er nur mit Mühe zu finden ist, sich„lästig" macht, darüber istdoch Wohl weiter kein Wort zu verlieren! Den ausländische»Arbeitern mühte auf diese Weise beigebracht werden, datzsie in Deutschland nicht machen können, was sie wollen,sondern datz sie den gesitteten Rcchtsanschanungen ebensoFolge zu leisten haben, wie jeder Deutsche. Gerade derLandwirtschaft sind ausländische Arbeiter be-sonders unsympathisch, und für den deutschenLandwirt sind sie eben nur ein notwendiges Uebel.Jedenfalls haben die ausländischen Arbeiter die Pflicht und Schuldig-reit, so lange sie hier in Deutschland weilen, sich unseren Sittenund Anschauungen gegenüber entsprechend zu verhalten. Haben siedazu keine Lust, dann mutz ihnen eben das Verständnis dafür bei-gebracht werden, beziehungsweise müßte ihnen durch einen Schubüber die Grenze klar gemacht werden, datz man bei uns nichtungestraft Treu und Glauben ins Gesicht schlagen kann.Die Ausweisung hätte auf Antrag deS geschädigten Arbeitgeberszu erfolgen. Würde erst einmal eine Anzahl Kontraktbrüchiger verSchub über die Grenze gebracht worden sein, zugleich mit derWeisung, in demselben Jahre daS Reichsgebiet nicht wieder zu be-treten, darin würde das Uebel doch recht bald erheblich nachlassen.Aber auch hier gilt der alte Spruch:„Die Nürnberger hängen keinen,sie hätten ihn denn". Will die Regierung also eine energische AuS-Weisungspolitik gegenüber den kontrakibrüchigen Saisonarbeitern treiben,so wird sie vor allem dafür Sorge tragen müssen, daß sie ihrer auchhabhaft wird, und sie wird sich der Verfolgung solcher Leute miterheblich mehr Eifer annehmen müssen, als dies bisher geschehen ist.Wie das am besten zu geschehen hat, darüber wird man sichja wohl einigen, wenn nur erst der gute Wille vorhanden ist,überhaupt etwas zu tun. Einige Unbequemlichkeiten, etwas mehrArbeit und einige Unkosten, die hierbei nötig werden würden,dürften u. E. nicht in Betracht kommen: Ist es doch die einzigeMöglichkeit, ohne den schwerfälligen Apparat der Gesetzgebungarbeiten lassen zu müssen, dem Kontraktbrnch in der Landwirtschaft,wenigstens soweit die ausländischen Arbeiter in Betracht kommen,wirksam entgegenzutreten. Und daS dürfte wohl schon einerlleinrn Mühe und einige Unkosten wert sein, denn wenn esso weiter geht, wie in den letzten Jahren, dann wird die Prodnktions-sähigkeit des größten Teiles unserer Landwirtschaft ernstlich gefährdet,ebenso wie die Nerven der landwirtschaftlichenUnternehmer, denen heute die Unzuverlässigkeit der Arbeiter sohäufig das Leben verbittert und ihnen die Freude an derWirtschaft verleidet.Und darum ist die Regierung verpflichtet, jeden gangbaren Wegzu beschreiten, auf dem hier Abhülfe geschaffen werden kann. WelchenWeg sie gehen kann, haben wir eben gezeigt!"ES wäre lebhaft zu wünschen, daß diese Bekenntnisse desBunde» der Landwirte den ausländischen Arbeiternbelannt werden. Erst werden sie unter teilweise betrügerischenVersprechungen nach Deutschland gelockt. Dann reißen die armenLeute aus, weil der Gutsherr durch Einbehaltung de« Lohnes,menschenunwürdige, gesetzwidrige Behandlung usw. den Vertragbricht und dann soll noch die Staatsgewalt durch Einlochungund Ausweisung der begaunerten Ausländer, entgegen den be-tehenden Staatsverträgen, mobil gemacht werden, weil die„NervenDer landwirtschaftlichen Unternehmer gefährdet werden" und ihnendos„Leben verbittert", die»Freude an der Wirtschaft verleidet"wird, wenn die geplagten Landarbeiter nicht„demütig und unter-würfig" sich alle Plackereien und Vergewaltigungen gefallen lassen,Arbriter-„Wohlfahrtselnrichtuiigen".Die durch die Gründung der gelben Vereine und durch ihreallerhand originellen Wohlfahrtscinrichtungen bekannte Maschinen-fabrik Augsburg(und Nürnberg) hat fett Jahren für ihre Arbeiterin der Fabrik alkoholfreie Getränke herstellen lassen, DaSwurde in der Preffe und vor„hohen" Besuchen als WohlfahrtS-einrichtung gepriesen. Jetzt, da in Augsburg wegen des Brauer-streiks sämtliche Grotzbranereien boylottiert werden, jetzt wurde dieAbgabe von in der Fabrik fabrizierten alkoholfreien Gelr»»len«in-gestellt die Maschine soll laput sein.— Den„Masasinendefekt"kann man aber nur verstehen, wenn man weiß, daß die Direktorendieses Großbetriebes stets bei allen Lohnkämpfen am Platze unter-stützend eingreifen. Jetzt gilt der als braver Arbeiter, der wedernach Limonade, noch nach Wasser frägt und täglich ein angemessene»Quantum Bier trinkt._.Vom deutschen AnwaltStag.In den Verhandlungen des am 12. d. Mts. geschlossenen deutschenAnwaltStageS wurde noch die Frnge einer gesetzlichen Re-gelung des Rechtsverhältnisses zwischen Anwaltund Klienten besprochen. Der Referent, RechtsanwaltDr. Bloch- München hielt es für wünschenswert, die Frist einerHaftung des Anwalts für„Kunstfehler" von 30 auf 5 Jahre herab-zusepen und bis zu einer gesetzlichen Regelung dieser Frage, dieHafifrist durch Vertrag zu kürzen, im übrigen aber vor einerallgemeinen Regelung des' Arbeitsvertrages voneiner Nenkodisizimmg deS Rechtsverhältnisses Abstand zu nehmen.Von einer Beschlußfaffung wurde Abstand genommen, da von denetwa 600 Teilnehmern kaum noch der zwölfte Teil anwesend War.Etos der fraucnbewegung*Die Offizierstochter.Ein halbdunkles Zimmer im Gartenhaus draußen im Pots-damer Viertel. Die kleine Tischlampe, mit dem verblaßten grünenSchirm, verbreitet ihren schwachen Schimmer nur in cineni engenKreise auf dem Tisch. Die weitere Umgebung bleibt in ein dämm-rigcs Dunkel gehülls. Um den Tisch sitzen, über Stickarbeiten gc-beugt, 3 Damen. Die Mutter, mit schneeweißen Haaren und früh-zeitig gealterten Gesichtszügen, sie hat die Fünfzig knapp über-schritten, ist mit Seidenstickerei beschäftigt. Die goldumränderteBrille ist tief auf die untere Hälfte der spitzen Nase gerutscht unddie müden Augen blicken unverwandt auf die Nadel, die emsig baldim Stoff verschwindet, bald wieder flink an der Oberfläche er-scheint. Die beiden Töchter sind nicht minder fleißig, die einestickt Weißzeug, die andere Monogramme. In ihren hageren,bleichen Gesichtern hat der Ernst des Lebens deutlich seine Liniengezogen.„Wirst Du's noch fertigbringen, Mama?" wendet sich jetztdie Weißzcugstickerin an die alte Dame, ohne dabei auszusehen.Diese nickt:„Du auch, Elly?"„Ja," erwidert die Sprecherin.„Wenn er nur nicht wieder drückt am Preis, der alte Knickstiefel.Er hat letzthin schon solche Andeutungen fallen lassen. DieseArbeiterfrauen machten eS viel billiger und wären dankbar, wennsie nur Arbeit bekämen, meinte er. ES ist eine Schande, man sitztan so einem Kleid 10 volle Tage und erhält dafür den horrendenLohn von 16,20 Mark. Dann noch abziehen." Sie seufzt, diebeiden anderen ebenfalls. Man hört nichts als das Knistern derSeide und das monotone, schläfrige Ticken der alten, bronzenenStutzuhr. Die Sprecherin unterbricht jetzt wieder das Schweigenund durch ihre Stimme zittert leise der Aerger:„Ueberhaupt dasLiesern. das ist jedesmal ein Gang nach Golgatha für mich. Schondie Arbeiterinnen, ohne Hut, manche in der Schürze, oft bringensie noch ihre schmutzigen Göhren mit und glotzen einen hämisch an.Und die Schreibmamsell erst, der bin ich neulich, als ich mitSanitätSrats im Zoo war, begegnet. Das dumme Ding grüßtemich ganz vertraulich, ich glaubte, die Erde müßte sich spalten undmich verschlingen."„Ja, ja," die Mutter wlegt mit schmerzlicherMiene das Haupt.„Wenn das Papa wüßte, er würde sich imGrabe umdrehen."„Ach, laßt doch endlich das Lamentieren,davon wird's nicht besser,' fährt die zweite Tochter, die bis dahingeschwiegen, jetzt ungeduldig auf:„Seht lieber zu, daß Ihr fertigwerdet. Es ist schon gleich 7 Uhr, wenn Ihr noch liefern wollt,ist es die höchste Zeit."„Freilich müssen wir liefern, wir brauchendoch das Geld heute noch," seufzt die Mutter im leisen Flüsterton.„UebrigcnS bin ich schon fertig und Du ja wohl auch, Elly, dawerde ich gleich einpacken." Sie steht auf und hebt einen langen,schmalen Karton, in den sie die fertige Arbeit sorgsam bettet.„Und wenn er den Preis herabschraubt, mein Gott, wir müssen'Serlragen. Wir können die Sachen schließlich immer noch billigerherstellen, wie diese Arbeiterfrauen."Im hellerleuchteten Kontor der Firma Mertens u. Comp.steht der Inhaber, Herr Merten? senior, und betrachtet prüfenddas vor ihm ausgebreitete weiße Kleid.„Ja, grau Lehmann,"sprich er jetzt, i»dem er die Brauen hochzieht und die kleine,ärmlich, aber peinlich sauber gekleidete Frau durchdringend fixiert:„Ich kann'S nicht ändern, ich muß mir meine Kundschaft erhaltenund auch mit meiner Konkurrenz rechnen. In Geschäftsangelegen-heilen hört nun mal die Gemütlichkeit auf. Wenn Sie die Arbeit für15 Mark Übernehmen wollen, dann kann ich Sic Wetter beschäftigen.Sonst tut's mir leid, ich kann Kräfte zu diesem Preis genug be-kommen. Datz ich'S Ihnen gerade sage: sogar eine Offiziers-tochter arbeitet für mich, sie erhält bloß 14 Mark und ist herzlichfroh dabei und ihre Arbeit, na, lal Ihnen gebe ich 15 Mark,weil Sic eine Witwe sind, aber mehr geht nicht, wirklich nicht!"„So," fährt die kleine, blasse Frau jetzt auf, au» ihrer Stimmeklingt berhaltencS Weinen:„also, so vornehme Herrschaftennehmen uns armen Leuten die Arbeit weg und dazu noch billiger,sonc feine Damen sollten sich schämen." Mit zitternden Händenrafft sie die Arbeit in den Karton. Dann geht sie mit einemstummen Gruß hinaus. Gleich darauf betritt die Offizierstochterdas Kontor. Ter Chef geht ihr zuvorkommend entgegen undnimmt ihr den Karton ab.„DaS ist nett, gnädiges Fräulein, daßSie mich nicht sitzen lassen, hier habe ich auch schon wieder hübscheSächelchcn für Sie bereitgelegt." Er mustert die angekommeneArbeit nur flüchtig und zählt dann unauffällig das Geld hin.Dann hustet er etwas verlegen:„Aber sehen Sie, gnädigesFräulein, den alten Preis kann ich nicht mehr zahlen, die Kon-turrenz drückt mich zu sehr. Und dann betteln sich auch sovielArbeiterinnen bei mir an. die zu jedem Preis arbeiten wollen, sodatz ich mich ihrer gar nicht erwehren kann. Zum Beispiel: diesesKleid ist eben angekommen, tadellose Arbeit, einfach tadellos undfür 13 Mark." Die junge Dame wirft das Haupt zurück undlächelt maliziös:„Ach. Herr Mertens, das schadet nichts, 13 Markist auch genug, wir haben eS ja gar nicht nötig. Mama schimpftohnedies schon immer. Aber Sie wissen ja, wir jungen Damenhaben stets so heimliche Ausgaben, die die alten Damen für unnützerklären und nicht billigen würden und da hilft man sich ebenauf diese Weise und vertreibt sich obendrein noch die Langeweile.Nötig haben wir es selbstverständlich nicht, Herr Merten» l" Siehat indessen die Arbeit eingepackt und rauscht nun mit einemvornehmen Neigen des Haupte», königlich aufgerichtet, durch» Kontor.DaS Personal sieht sich gegenseitig an, während ihr Chef die Damegalant hinausgeleitet und mit einer weltmännischen Verbeugungund einem höflichen:„Guten Abend, gnädiges Fräulein" sich ver-abschiedet. Dann reibt er sich schmunzelnd die Hände, und miteinem ironischen Lächeln:„Wir haben es selbstverständlich nichtnötig!"5encht9- Zeitung.Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit.Volljährige verlieren ihre deutsche Staatsangehörigkeit durchzehnjährige Abwesenheit von Deutschland, falls sie sich nicht inder Matrikel de» deutschen Konsuls eintragen lassen. Streitig ist.ob auch die Kinder dieser Eltern ihre Staatsangehörigkeit ver-lieren. Diese Frage hat da» Reichsgericht in dem folgenden, amDonnerstag verhandelten Fall bejaht. Wegen Lrrletzung derWehrpflicht waren drei junge Leute, Düvcrn, Hübener undLutterloh, angeklagt. Da» Landgericht Lllneburg hat sie aber am12. Februar freigesprochen. Erschienen waren sie nicht, man hatüberhaupt von ihrer Existenz nichts erfahren können und sich nurauf die standesamtlichen Listen gestützt, wonach sie vor etwa20 Jahren geboren sind. Alle drei sind mit ihren Eltern nachAmerika ausgewandert, al» sie sich noch im kindlichen Alter be.fanden. Da die bei den deutschen Konsuln geführten Matrikelnnicht ergaben, daß die Angeklagten sich die ReichSangehörigkeit ge-sichert haben, da man in ihrer Heimat nie wieder etwas von ihnengehört hat, so hat das Gericht angenommen, daß die Angeklagtennach mehr als zehnjähriger Abwesenheit die ReichSangehörigkeitverloren haben, also nicht militärpflichtig sind. Die von der Staat»-anwaltschaft eingelegte Revision wurde vom Reichsgericht ver«worfen.