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Gesetz geregelt seien, müsse schon deshalb vermieden Verden  , damit sie sich nicht zu einein Kontrollorgan innerhalb deS Betriebes ent- wickelten, wie es anscheinend angestrebt würde. Der von sozialdemokratischer Seite gestellte Antrag, die vor liegenden Petitionen ohne Rücksicht ans die erhobenen formellen Bedenken zur Verhandlung zn stellen, wurde mit allen gegen die Stimme deS Antragstellers abgelehnt. Stadtrat NamSlan   hatte zuerst angeregt, auf die Petitionen überhaupt nicht zu antworten: die« ging selbst einem bürgerlichen Vertreter zu weit und soll denn auch je einem Unterzeichner der einzelnen Petitionen mitgeteilt worden, daß die von ihm und seinen Mitantrngstellcrn eingesandte Petition zur Behandlung in der Deputation nicht aeeignet ist. Nach Erledigung dieser formellen Seite der Frage sagte der Vorsitzende zu, daß die Direktion auf den sachlichen Inhalt der Petitionen aus eigener Entschließung zurückkommen und diese Am Gelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung setzen werde. BuS der städtischen ErleuchtungSkommisfion. In der letzten Sitzung der Deputation der städtischen Gaswerke wurden u. a. die Pläne für die Beleuchtung der Schwedterstraße zwischen Gleim- und Bernauerstraße, ferner für die Verbesserung der öffentlichen Be l-uchtung am Knpfergrabe» und für die Einrichtung der öffentlichen Beleuchtung in der über den Rndolfplatz führenden Verbindunas straße zwischen Rudolfstraße und Straße 39, sowie die Projekte die Beleuchtung der Straßen auf dem Gelände der Terraingesell schaft Berlin  -Nord zwischen Teich-, Haupt- und Residcnzstraße und für die Umänderung der Beleuchtungsanlagen in der Florm straße in Pankow   genehmigt. Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlecht? krankhriten veranstaltete am Freitag, den 11. Oktober, einen öffcnt lichen Vortragsabend, den ersten nach den Sommerferien. Vor übersülltem Auditorium sprach der Vorsitzende der Ortsgruppe Berlin  , Herr Sanitätsrat Dr. O. Rosental über:Die Vererbung der Syphilis und ihre sozialen Gefahren". Der Vortragende ent- warf zunächst in großen Zügen ein Bild von der Gefahr der Syphilis für Mutter und Kind, und zwar auch für das noch un- geborene 5!ind. Die Syphilis entvölkert die Familien. Kinder syphilitischer Eltern sterben entweder schon im Mutterleibe oder kurz nach der Geburt. Die überlebenden sind in vielen Fällen geistig und körperlich minderwertig. So zerstört die Syphili» nicht nur daZ Familicnglück des einzelnen, sie bedeutet auch eine eminente Schädigung in sozialer Beziehung, indem sie die Be> bölkerung in Zahl und Wertigkeit herabsetzt. Eine weitere noch viel zu sehr unterschätzte Gefahr bildet aber der Syphilitische für seine gesamte Umgebung: Eltern, Geschwister, Hausgenossen, Spieb geführten, Mitschüler sind der Möglichkeit, sich anzustecken, aus gesetzt. In hervorragendem Maße gefährdet sind auch die Heb- ammcn, da eins Infektion sie nicht nur körperlich schwer schädigt, Sondern auch die Ausübung ihres Berufes ihnen auf lange Zeit linaus unmöglich macht. Ebenso verdient die Ammenfrage ernste Beachtung. Syphilitische Säuglinge können auf gesunde Ammen syphilitische Ammen auf gesunde Kinder die Krankheit übertragen� Hier müssen die größten Vorjichtsmatzregeln nach beiden Seiten hin getroffen werden. Gegen die Tuberkulose ist in Deutschland  jetzt der Kampf auf der ganzen Linie aufgenommen, für die Syphilisbekämpfung tut die öffentliche Gesundheitspflege nicht genug. Die in Deutschland   als unerhört bezeichnete Forderung der allgemeinen unentgeltlichen Krankenhaus. b e h a n d l u n g bei Syphilis   ist in anderen Ländern, zum Beispiel Schweden  , Dänemark  , Ungarn   usw. erfüllt. Professor Welander, der rühmlichst bekannte Leiter deS Stockholmer St. Göran-Kranken Hauses, berichtet über vorzügliche Erfolge, besonders auch bei hereditär syphilitischen Kindern. Es ist falsch, anzunehmen, daß gus solchen Kindern nicht brauchbare Rienschen werden können, nur gehört dazu energische sachgemäße Behandlung schon vor der Ge burt des Kindes. Ein weit verbreiteter Irrtum schreibt dem Quecksilber schädliche Wirkungen für den FötnS zu. Da» Gegen teil ist richtig. Nur wenn sich die syphilitische Schwangere der chronischen intermittierenden Prädentivbehandlung unterzieht, kann ste hoffen, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Die Verhängnis vollsten Folgen zeitigt die Unterbringung syphilitischer Kinder in Privatpflege, wo dieselben in sanitärer Hinsicht nur absolut un» genügend beobachtet werden können. Ehrendamen und Schutz- leute reichen für diese Ueberwachung nicht aus. Das Kranken hanS kann für solche zeitweilig gesund erscheinenden Kinder auch nicht der rechte Platz sein. Der einzige Ausweg ist die Schaffung von Heimen für hereditär syphilitische Kinder nach dem Vorbild des von Prof. Welander in Stockholm   in? Leben gerufenen Heim«, wo die Kinder kostenfrei die ersten 4 bis S Jahre ihres Lebens zubringen können. Mit beredten Worten ruft der Vortragende die Versammlung dazu auf, der Begründung eines solchen HeimS für syphilitische Kinder in Berlin  , die von der Ortsgruppe der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten ausgehen könnte, durch Propaganda in ihren Bekanntenkreisen den Boden bereiten zu helfen. Die Berkehrskalamität auf der Stadtbahn machte sich bei dem günstigen Wetter am letzten Sonntag in besonders hervorragender Weise bemerkbar: auf den Bahnhöfen herrschten Zustände, wie sie selbst an den schönsten Sonntagen des Hochsommers nicht zu verzeichnen waren. Die Hunderttausende von Ausflüglern, welche in den Vormittagsstunden und am frühen Nachmittag noch den Vergnügungsstätten in den Vororten hinaukgepilgert waren, drängten sich bei Beginn der Dunkelheit zum Zwecke der Rück, befördcrung auf den Vorortsbahnhöfcn zusammen, so daß die Bahnverwaltung nicht in der Lage war, die gestellten Ansprüche zu befriedigen. Nach den Stationen Grunewald  , Wannsee   und Halensee   zogen die Menschcnmasscn ununterbrochen in dicht gedrängten Scharen, so daß selbst die geräumigen Zugänge kaum genügten, um die Waffen passieren zu lassen. Ein Notschrei aus dem Osten. Auf der Grenze zwischen Berlin  -Ost und Dorf Stralau liegt der Markgrafendamm. Was ist nicht schon alles über den miserablen Zustand gesagt und geklagt lvorden, in dem dieser Straßenzug sich befand und zum Teil sich noch befindet. Die Strecke, die an die Stralauer Allee an- schließt, wurde schließlich reguliert, aber die ganze übrige Strecke bis hinauf zum Bahnhof S t r a I a n- R n in m e l S b u r g blieb, wie sie war. Sie wußte einstweilen so bleiben, weil die lieben Grundbesitzer, die in der Nachbarschaft des MarkgrafendammeS Land haben, vor allem die Familie Wühlisch, die da draußen im Osten durch ihren Geldsack mächtig ist, die übertriebensten Be dingungen stellten. Erst nach langwierigen Verhandlunge» gelang es dann, eine Einigung zu erzielen, und in diesem Sommer konnte endlich daran gegangen werden, die Regulierung weiter zn führen. Die Regiilierungsarbeiten haben nun aber den Belvohneri« der Um gebung" des MarigrafendmnmeS sowie allen, die ihn auf ihrem Wege nach Bahnhof Gtralan-NummelSbnrg passieren müssen, eine neue Kalamität gebracht. In Berlin  -Ost und den angrenzenden Straßen sind ja die Bewohner gewöhnt, nicht allzu hohe Ansprüche an den Zustand ihrer Straßen zu stellen. Aber manchmal läuft schließlich auch ihnen die Galle über, wenn die VerUachlässigung. die sie sich gefallen lassen sollen, gar zu arg wird. Sin Einwohner Stralaus, der am Markgrafendamm baust, schildert uns die Freuden, die jetzt auf den, Markgrafen- d a in m dem Wanderer winken. Wenn man früher vielleicht nnr des Nachts Gefahr lief, auf der unregulierten Straße in den Vertiefungen und Pfützen deS sogenannten Bürgersteitzes zu ver­sinken. so kann einem das jetzt sogar am hellen Tage widerfahren. Die Bewohner halten aufgeatmet, als die Kunde kam, daß die Regulierung weitergeführt werden solle. Sie mußten es dann aber erleben, daß nicht da« geringste getan wurde, um die Uiiannchmlichkeiteii zu mildern, die mit solchen Bauarbeiten der- knüpft sind. So wird beispielsweise das Gnindwaffer, das aus den Baugruben der Kanalisation aufsteigt, ohne weiteres auf den Damm gepumpt, wo e» sich mit der auSgehobenen Erde zu einem dicken Schlaminbrei verbindet. Wehe dem, der hier vorbei« komint und in die Nähe eines durch den Schlamm fahrenden Lagens gerät I Wehe dem Fremdling, der am vbend diesen Teil deS MarkgrafendammeS passiert i Licht gibtS   nur erst auf der Stralauer Seite, auf der Berliner   Seite ist noch olles in Dunkel gehüllt. Weiter hinten, an der Hauptwerkstätte der Eisenbahn, kann man das aparte Vergnügen haben, sich in einen, tiefen Straßengraben zu betten, der dort bisher wohl die Aufgabe er- stillte, die künftig der Kanalisation zufällt. Die Jauche dieses Grabens schillert in allen Farben und strömt einen ekelerregenden Verwesungsgeruch aus. Wem aber das alles noch nicht genügt, der kann sich vielleicht im Dunkel der Nacht bei irgend einem Wege lagerer des MarkgrafendammeS ein paar Messerstiche holen, wie das kürzlich einem Bewohner des Markgrafendammes, einen, Zigarren> Händler V,. geschehen ist, als er vom Bahnhof nach Hause ging, Warum solche Zustände sich so lange konserviert haben? Ja. der Markgrafendannn liegt doch nicht im.vornehmen" Westen. sondern imordinären" Osten! Eine Verzweiflungstat beging am Sonnabend die 29 Jahre alte unverehelichte Anna Mendelsri aus der HennigSdorferstr, 14. Die M. hatte 10 Jahre lang ein Verhältnis mit dem damaligen Ar tilleristen und späteren Feldwebel Fritz Paatsch vom S. Jnfanteriel regiment. Aus diesem Verhältnis ging«in Kind hervor. Obwohl P, der M. wiederholt die Ehe versprach und auch sehr oft von ihr Geld annahm, knüpfte er hinter ihrem Rücken ein»eueS Verhältnis an, da« am vorigen Montag zur Ehe führte. DaS erbitterte die M. so sehr, daß sie dem P. am Sonnabend aufpatzte und ihn mit dem Revolver in der Hand zu erschrecken versuchte. Wo die M. weilt, ist noch nicht ermittelt. Ueberfallen wurde gestern abend nach S Uhr die Witwe Karbe, Pflugstraße 10. Frau K. ist Inhaberin eines Zigarrengeschäfts Um vorstehend angegebene Zeit betrat ein junger Mann den Laden und verlangte Zigaretten. Nachdem ihm diese verabreicht waren, ersuchte er die Frau Karbe um ein Glas Wasser. Als diese mit dem Verlangten aus der Küche zurückkam, packte der Bursche die Frau an der Kehle und suchte sie zu würgen. Auf Hülferufe hm er­schienen Hausbewohner, worauf der Attentäter die Flucht ergriff, er wurde aber eingeholt und der Polizei übergeben. Ja einem Anfall von geistiger Umnachtung a»S dem Fenster gesprungen ist in der vergangenen Nacht der 43 Jahre alte Her- mann O., Arndtstr. 19. O. war stark nervenleidend. In der ver- gangenen Nacht brach plötzlich der Irrsinn bei ihm aus. In seinem Zustande ritz der Unglückliche das Fenster auf und stürzte sich auS der Höhe der dritten Etage auf die Straße hinab. Mit zsr- schmetterten Gliedern wurde O. davongetragen. Er hatte sich schwere Beinbrüche und einen Wirbelsäulenbruch zugezogen. In hoffnungslosem Zustande wurde er nach dem Krankenhause Am Urban   gebracht. Unter den Passanten der Alcxanderstraße ver ursachte gestern morgen der Selbstmord einer Geisteskranken Auf- rcgung. Ein 60 Jahre altes Fräulein Müller, das in der dritten Etage des Hauses Alexanderstr. 62 eine Wohnung innehatte, stürzte sich in einem Anfall von Geisteskrankheit auf die Straße hinab Dicht vor einem jungen Mädchen, das gerade an dem Hause vorüberging, schlug sie auf. Der Kops wurde ihr vollständig zer schmettert, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Unter Pferdehufen zermalmt. Schrecklich zugerichtet wurde gestern der 24 Jahre alte Kutscher Wilhelm Schonfeld, der in der Kohlenhandlung von Berger u. Kulb in der Schönebergcrstr. 21a angestellt war. Der junge Mann hatte die Pferde im Stall ge- füttert und war dabei von einem der Tiere, das stets beim Futtern unruhig zu werden pflegte, getreten und zu Boden geschlagen worden. Unglücklicherweise fiel er unter das Pferd und wild stampfte dieses mit den Hufen auf den Aermsten ein. Ein Kollege sprang hinzu und zog Sch. unter dem Pferde hinweg. Der Brust. kästen war dem Geschlagenen fast vollständig zermalmt worden. ?n bewußtlosem Zustande fand der Schwerverletzte, der mit dem eben wohl kaum davonkommen dürfte, im Krankenhause Am Urban Aufnahme. B»m Teck eines Automobilomnibus heruntergerissen und schwer verletzt wurde am letzten Sonntag, gegen 2 Uhr nachmittags, der 24 Jahre alte Kaufmann Otto Wedcmann aus der Kleist» straße 37. W. hatte einen Omnibus der Allgemeinen Berliner  Omnibusgesellschaft zu einer Ausflugsfahrt nach Beelitzhof benutzt und saß mit einem Freunds auf dem Deck des Kraftwagens. Kurz vor der Endhaltestelle erhob sich W.. um abzusteigen, wobei er mit dem Kopf gegen einen Baumast stieß und auf die Straße ge- schleudert wuroe. Wedemann hatte infolge deS Anpralles und des Sturzes eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Er wurde mittels eines telephonisch aus Potsdam   requirierten Kranken wagen? zu seinen Eltern nach Berlin   geschafft. Von einer Automobildroschke überfahren wurde an der Ecke der Potsdamer- und Linkstraße das 23iährigc Fräulein Riesenfeld, in Charlotten- bürg wohnhaft. Da» zunge Mädchen hatte einen Straßenbahnzug der Linie R benutzt und verließ ihn an der Haltestelle Potsdamer- platz. Im Begriff, den Fahrdamm zu betreten, wurde die R. von ver vorbeifahrenden Automobildroschk« 10 372 erfaßt, umgerissen und überfahren. Sie erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und wurde nach dem Eliiabeth-K rankenhause übergeführt. In ähnlicher Weise verunglückte Sonntag nachmittag gegen 3 Uhr der Schlosser Jakobi, Swinemünderstr. 160 wohnhaft. Er war mit einem Straßenbahnwagen der Linie 43 nach Rixdorf gefahren und verließ diesen am Ringbahnhof. Als sich I. nach dem Bürgersteiq hinüber begab, geriet er unter die Räder eines Pferdcomnibus und wurde überfahren. Er erlitt einen Bruch deS rechten Unter- chenkels sowie anscheinend innere Verletzungen und wurde nach dem Rixdorfer städtischen Krankenhaus« gebracht. Nach Genuß von Gänsefleisch sind wie ein hiesiger Bericht- erstattcr mitteilt mehrere Personen erkrankt. Das Gänse- leisch soll von einem Händler in der Türkcnstraße gekaust worden sein., Die Berliner   Typographische Gesellschaft hat gestern im Ber  - liner Papierhause. Dessauerstr. 2, eine Ausstellung farbig illustrierter Schul, und Volksbücher eröffnet. Durch diese Aus- tellung sollen die Bestrebungen unterstützt werden, welche darauf gerichtet sind, beim Schulunterricht mehr als bisher die Geschmacks- bildung der Kinder zu pflegen und den Sinn für die Schönheit der Formen und Farben zu entwickeln durch Einführung farbig illustrierter Lehr- und Lesebücher. Die Ausstellung ist wochentags von 29 llhr, Sonntags von 103 Uhr geöffnet. Der Eintritts- preis beträgt LS Pfg. Einen besonderen Genuß hatte am Sonntagabend der Wahl- verein für den 4. Wahlkreis seinen� Mitgliedern und deren Ange- hörigen in dem früher Kellerschen Saal in der Koppenstraße durch Veranstaltung eines Kunstabends bereitet. Ein auserlesenes Kon- zertprogramm war es, daß den Besuchern geboten wurde. Das Neue Tonkünstler-Orchester unter Leitung seines Dirigenten Franz Hollfclder hatte die Aufgabe übernommen, Schöpfungen von Wagner, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Liszt  , Verdi u. a. den Genossen näher zu bringen und es kann gesagt werden, daß ei diese Aufgabe vorzüglich löste. Der Konzertsänger Herr Emil Severin brachte mit seinem mächtigen Bariton mehrere Lieder zum Vor- trag, während der Konzertmeister Bagendt das Programm durch ein gutes Violinsolo vervollständigte. Die Künstler fanden ein dankbares Publikum, das so beifallseifrig war, daß es bisweilen etwas zu früh seinem Beifall Ausdruck gab. Würde in Zukunft noch strenger, als das am Sonntag geschah, darauf gehalten werden können, daß nur in den eigentlichen Pausen serviert werden darf. ö dürfte der Kunstgenuß ein vollkommener sein. Sicherlich kann man nur wünschen, oaß allenthalben auch auf diesem Gebiete fort- gefahren wird und den Arbeitern für ein verhältnismäßig geringes Eintrittsgeld einige genußreiche Stunden bereitet werden. Radrennen zu Treptow  , Sonntag. 13. Oktober. Bei dem vom Wetter begünstigten Rennen gab es leider mehrfache Unfälle, die zum Glück ohne erheblichen Schaden für die Betroffenen verliefen, dem Verlauf bei Rennen» aber doch ein anderes Gepräge verliehen. Da» bOKilometer-Rennen mit Motorführung(300, 200, 160, 100 SR.) wurd» von Fr. Haber,r m IS Mi». LS»/» Gek. ge- Wonnen, Lamla 218S Meter, Schadebrodt 2210 Meter. Fr. Hoffmann 912o Meter zurück. Schadebrodt war bis zum 20. Kilometer an erster Stelle, geriet dann aber durch das Platzen de? Reifens seines Motors auf den dritten Platz. Hoffmann, der vierte Teilnehmer, war schon vorher in dem Vorgabefahren zu Fall gekommen und durch die dabei erlittenen Abschürfungen am Arm bei seinem weiteren Fahren beeinträchtigt; dazu kam noch, daß sein Motor beim Ablaffen durch Umkippen beschädigt wurde und er inkolgedeffen hinter anderer Führung fahren mußte. Durch wiederholten Radschaden, den Hoffmann im Rennen erlitt, kam er vollends um seine Chancen. Der Sieger Haberer fuhr sehr gut; bis zum 20. Kilometer lag er an zweiter Stelle. Ein Vorgabesahren über 1800 Nieter wurde von S t e r b a mit 180 Meter Vorgabe gegen Pawke(20), Vierck(60) und Horch(100) gewonnen. Im Haupt fahren über 900 Meter siegte Horch vor Schröder und P. Möller. Im Motor-Rennen über 10 Kilometer(60, 30, 20. 10) belegte Liese in 7 Min. 39'/, Sek. den ersten Platz vor Allckna, 296 Meter, Sucher 330 Nieter und Schadebrodt 1290 Meter zurück. Wettlaufen über 1000 Meter. Erster Pawke vor Erschleben. Krumrey und Thiem. Die Hirtenstraße von Nr. 6 bis 9 und Nr. 12a bis 17 sowie die Kaiser Wilhelmstratze, Ecke der Hirtenstraße, wird behufs AuS- führung von Kanalisationsarbeiten vom 14. d. M. ab bis auf wei- teres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Gesperrt ist gleichfalls die nördliche Ringstraße deS LeipzigcrplatzcS behufs Asphaltierung vom 14. d. M. ab bis auf weiteres. Einen erheblichen Verlust hat am Sonntagvormittag zwischen �9 und 9 Uhr ein Arbeiter erlitten, der auf dem Wege über den Oranienplatz im Zuge der Drcsdenerstraße oder aus dem Dccksitz deS Anhängewagens der Straßenbahnlinie 11, Richtung Görlitzer Bahnhof Moabit  , vom Oranienplatz, Ecke Dresdenerstraßc, bis zur Alexanderstraße, Ecke Blumenstraße, ein Portemonnaie mit 63 M. 26 Pf. verlor. Der Verlust ist um so schmerzlicher, als der größte Teil der Summe den Arbeitslohn eines Kollegen und ein anderer Teil einkassierte Kassenbeiträge darstellt. Der etwaige Finder wird um Abgabe an W. Müller, Skalitzerstr. 35, gebeten. Feuerwehrnachrichten. Ein gewaltiger Dachstuhlbrand brach Sonntag abend in der Jahnstr. 2 aus. Die Gefahr wurde erst bemerkt, als plötzlich der Dachstuhl des Vorderhauses fast in ganzer Ausdehnung in Flammen stand. Brandmeister v. Borch ließ daher sofort vier Schlauchleitungen vornehmen und schickte von drei Seiten aus über die Treppen und eine mechanische Leiter hinweg die Rohrführer vor. Trotzdem dauerte eS über eine Stunde, bevor der Brand unterdrückt war. Der Dachstuhl mit seinen Boden. räumen ist vernichtet. In der iporlstt. 44 brannte nachts im zweiten Stock des rechten Seitenflügels die Balkenlage in einer Wohnung. Das Feuer war durch Ucberhitzung des Lackierofens einer Emailleschildcrfabrik verursacht. Im Interesse der Sicherheit der Hausbewohner untersagte die Wehr die weitere Benutzung des Ofens, bis eine baupolizeiliche Besichtigung erfolgt ist. Vor dem Hause Reinickendorferstr. 61 stand später ein Automobil und in der Wrangelstr. 14 in einer Remise eine Droschke in Flammen, während in der GreifSwalderstr. 160 Teer Feuer gefangen hatte. Zwei Küchenbrände kamen in der Gipsstr. 16 und in der Fruchtstr. 77 aus. In der Brunnenstr. 137 gingen Möbel und Betten in einer Wohnung in Flammen auf. Ein fünfjähriges Kind schwebte dabei in Lebensgefahr, konnte aber noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Badcstuben brannten in der Schlesischestr. 12 und in der Flensburgerstr. 26. Außerdem wurde die Wehr noch nach der Lübcckerstr. 31, Zeughofstr. 20 und nach der Wiesenstr. 32 gerufen. An der ersteren Stelle stand ein Keller und an der zweiten die Dachstuhlkonstruktion in Flammen, während im letzteren Falle ein Kind aus einem Balkongitter, in das es sich eingeklemmt hatte, befreit werden mußte. Vorort- J�acbricbten» Lichtenberg  . Wie Sozialdemokraten von der Stadtvertretung ferngehalten werden können, zeigte unter anderem der RegierungSrat Professor L e i d i g- Wilmersdorf in einer vom nationalliberalen Ortsverein einbernfenen Versammlung. In seinem Vortrage überStadt- werdung einer Landgemeinde" führte der Redner, nachdem er be- sonders betont hatte, daß sowohl in Stadt- wie in Landgemeinde die Wahlen nach dem Dreiklassenwahlsystem vollzogen werden, aus: Die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung können erfolgen entweder für die ganze Gemeinde(auf Listen) oder nach Bezirken. Listenwahlen aber haben neben anderen auch einen gewissen o l iti s ch e n(I) Vorteil. Man kann dadurch der einen oder her anderen Partei die Möglichkeit nehmen, in die S t a d t v e r t r e t u n g h i n e i n zu kommen. So ist eS auf diese Weise gelungen, von der Stadiverordnetenversammlung in Wilmersdorf   die Sozialdemokratie fernzuhalten." Wir sehen, Herr Leidig hat Schule gemacht. Uns ist dieses Zu- geständnis um so wertvoller, als damals anläßlich der Stadt- verordnetcnwahlen in Wilmersdorf   nicht gesagt wurde, weshalb die Listenwahl zur Anwendung gelangte, obwohl wir seinerzeit sofort auf die Nachteile, die gerade der Wilmersdorfer   Arbeiterschaft aus der Listenwahl erwuchsen, hingewiesen haben. Ein Herr Lehrer Römer trat in der Diskussion dem Referenten entgegen. Nicht prinzipielle Gegnerschaft gegen das Wahlunrecht per- anlaßte diesen Redner zum Einspruch, sondern weil er glaubte, die iraltische Mitarbeit der Sozialdemokraten nicht entbehren zu können. Herr Professor Leidig entgegnete, daß er im Prinzip gar nicht gegen einige Sozialdemokraten in der Stadtverordneten  - veriammlmig sei. Wo dasGesetz" aber dieHandhabe biete, dies zu verhindern, könne er auch nichts dabei finden! Unseren FreisinnSntänncrn, Arm in Arm mit den National- liberalen und unterstützt von den Hausbesitzer-, Beamten- und Gast- wirtevereiuen, ist jedes Mittel recht, um die arbeitende Bevölkerung ans der Verwaltung fernzuhalten. Wie sagte doch der freisinnige Zührer unserer Dorfväter gelegentlich eines WahlrechtSantrageS unserer Parteigenossen im Rathanse? DaS heutige Kommunal- Wahlrecht zu ersetzen durch daS allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht an alle Einivohncr über 20 Jahre ohne Unterschied des Geschlechts hieße an Stelle des Wahlrechts ein Wahlunrecht 'etzen. Die Arbeiterschaft wird nicht verfehlen, aus hier Gesagtem in dem bevorstehendem Stadtverordnetenwahlkampf die richtige Nutz- anwendung zu ziehen. Chnrlottendnrg. Auf dem städtischen Gaswerk hat sich wiederum ein schwerer Unglücksfall ereignet, bei welchem zwei Männer zu Schaden kamen. Der 40jährige Maschinenarbeiter Mücke und der 33 Jahre alte Arbeiter Linke arbeiteten auf einem an dem Retdrtemcaum fünf Meter über.dem Erdboden angebrachten Brett, das lose in zwei Eisennnker eingelegt war. Durch die Bewegungen der beiden Männer glitt daS Brett ans der einen Seite aus seiner Lage und beide Arbeiter stürzten in die Tiefe. Hierbei erlitt Mückc�fo schwere Verletzungen, daß er nach dem Krankenhause Westend   übergeführt werden mußte. L. kam mit leichteren Kontusionen davon. Verein Freier Kindergarten. Donnerstag, den 17. Oktober. abends 8'/, Uhr. findet im VolkShanse, Rosinenstr. 3, eine außer- ordentliche Generalversammlung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag von Frau Stürmer: Die Arbeiterfrau als Mutter. 2. Geschäfts- und Kassenbericht. 3. Ergänzungswahl. 4. Verschiedenes. Um zahl» reiches Erscheinen wird gebeten. Zu der Notiz:DaS Charlottenburger Schiller-Theatcr al» özialdcmokrasische Propagandaftätte" ersucht nnS Herr Dr. Löwen- «ld mitzuteilen, daß der andere Saal, von dem in der betreffenden Notiz die Rede ist und in welchem die übrigen politischen Parteien zu den Neichstagswahlen politische Agitationsversammlungen ab-