sen Sinbcn", eine Mittelpromenade mit einem Reitwege angelegtDieser Entwurf fand den Beifall der Deputation, besonders weildann die geplante Untergrundbahn Nord-Süd direkt unter diesMittelpromenade gelegt werden kann. Die Kosten dieser Straßenregulierung sind mit insgesamt 330 000 Mark veranschlagt, davonwurden IlOOOO Mark in den nächsten Etatsentwurf eingestelltDie Neugestaltung war notwendig, schon mit Rücksicht auf das seit1388 liegende Pflaster.Ferner beschäftigte sich die Deputation mit dem Antrag derFirma Rudolf Hertzog, die Brüderstraße an der Scharrnstraße um4 Meter zu verbreitern, damit die Firma dort einen höheren Newbau errichten kann. Sie beantragte die Festsetzung neuer Bawfluchtlinien, welcher Antrag indes von der Tiefbaudeputation ab>gelehnt wurde. Seinerzeit ist nämlich beim Bau der Petrikirchedas Portal und die seitlichen Aufbauten auf die jetzige Achseder Brüderstraße gerichtet worden. Bei einer einseitigenVerbreiterung der Brüderstraße würde aber die Achse verschobenund das jetzige architektonische Bild total verändert werden. DaVrkehrsrücksichten nicht in Frage kommen, wurde der Antrag derFirma abgelehnt._Eine Prachtbliitc des Stücklohnsystems. Die Trichinen-s ch au er, die auf dem Schlachthof der Stadt Berlinbeschäftigt werden, petitionieren seit Jahren immer von neuemund bisher noch immer vergeblich»m Gewährung festen GehaltesSie müssen sich's immer noch gefallen lassen, daß man ihnen ihreArbeit mit einem Stücklohn bezahlt. Dieses System hat, wieüberall, so auch auf dem Schlachthofe die bekannten Mängel: unteranderen den, daß es den Stücklohnempfänger in Ungewißheitdarüber läßt, auf welches Einkommen er rechnen kann und wie erseine Lebenshaltung einrichten darf. Auf dem Schlachthof kommtdazu noch der besondere Uebelstand, daß dort vor der Verteilungdes verdienten Lohnes eine hoch st komplizierte Be-r e ch n u n g vorgenommen werden muß, durch die die AusZahlung gewöhnlich um einige Tage verzögertwird. Die Trichinenschauer haben zu einem Teilungsverband zusammentreten müssen. Der aufgelaufene Stücklohn soll in jedemMonat an zwei Terminen, am 15. und am 30.(oder 31.), aus-gezahlt werden. Die Berechnung der auszuzahlenden Beträge erfordert aber so viel Kopfzerbrechen, daß die Trichinenschauer frohsind, wenn sie„schon" mit einer Verspätung von nur zwei bis dreiTagen ausgezahlt kriegen, was ihnen zukommt. Die Krankenmüssen auf das Ihrige noch länger warten, obwohl gerade inKrankheitsfällen jeder seine paar Groschen am nötigsten brauchtFür Kranke muß erst noch die Differenz zwischen empfangenerUnterstützung und entgangenem Verdienst berechnet werden, dakönnen sie dann manchmal zehn Tage warten, ehe das schwierigeRechenexempel gelöst ist. Die Stellvertreter für erkrankte oderbeurlaubte Vorsteher müßten sogar Wochen hindurch auf ihr Geldwarten, wenn nicht die Beschauer einstweilen den Lohn für sieauslegten. Uebrigens müssen die Beschauer auf Verlangen derRechnungsführer die Lohnentschädigung für die Urlaubszeit füreinander auslegen und erhalten das Urlaubsgeld erst im Oktoberausgezahlt.Im Schlachthofkuratorium wurden diese Zuständean Hand der neuesten Petition von unserem Genossen AdolfHoffmann geschildert und als unhaltbar bezeichnet, und derDirektor-der Fleischbeschauer, Herr Reismann, mußte ihm bei-stimmen. Stadtrat F i s ch b e ck aber, der Vorsitzende des Kura-toriums, riet dringend, die Petition der Trichinenschauer abzu-lehnen. Er behauptete, die Ablehnung liege im Interesse derTrichinenschauer selber, und es werde auch durchaus nicht vonallen ein festes Gehalt gewünscht. Hierzu stellte Hoffmann fest,daß gegen diese Petition, die der„Verein der Fleischbeschauer" be-schlössen hatte, die Trichinenschauer jüngeren Dienstalters mobilgemacht worden seien. Man habe ihnen erzählt, sie selber würdenbei festem Gehalt schlechter•fahren, und so sei die gewünschteGegenagitation glücklich zustande gebracht worden. Genosse Hoff-mann suchte die Petition in eine Kommission hineinzureiten, diesich zunächst mal genaueren Einblick in die beklagten Zustände ver-schaffen solle. Aber auch dieser Antrag wurde abgelehnt. DieHerren von der Mehrheit waren wohl der Meinung, das Kura-torium sei ohnedies schon mit Arbeiten überlastet— was sie allerdings nicht abgehalten hat, vor einiger Zeit einen Antrag auf Per-mehrung der Mitgliederzahl des Kuratoriums(wobei man dannnoch einen Sozialdemokraten hineinnehmen müßte) abzulehnen.Nachdem sie jetzt die Petition der Trichinenschauer wieder im ab»gekürzten und zeitsparenden Verfahren er-l e d i g t haben, werden sie sich nicht wundern dürfen, wenn dieunter den Trichinenschauern herrschende Unzufriedenheit nur nochzunimmt._Tie städtische Markthallen-Deputation beschäftigte sich in ihrerrestrigen Sitzung u. a. mit einer Reihe von Petitionen vonBeamten und Arbeitern um Aufbesserung ihrer Gehälterresp. Löhne. Die Forderung der Oberaufseher undPförtner um Abänderung ihrer Besoldungsordnung wurde mitoem Hinweis abgetan, daß nach dem Beschluß des Magistrats nuralle drei Jahre in eine Prüfung eingetreten werden solle, trotzdemStadtv. Hintze in überzeugender Weise die Notwendigkeit einerAenderung betonte. Die Heizer wandten sich gleichfalls wiederumum Aufbesserung ihres Lohnes an die Deputation. Im vorigenJahre hatte dieselbe beschlossen, das Anfangsgehalt derselben von1300 auf 1500 M. und das Endgehalt von 1700 auf 2200 M. zu er-höhen. Leider fand diese berechtigte Erhöhung nicht den Beifall desMagistrats und die Leute gingen leer aus. Der Referent Stadtv.Hintze trat auch in diesem Falle für Erhöhung der Lohnskala fürdiese Kategorie ein. In der Diskussion hierüber kam es zu einemheftigen Zusammenstoß zwischen dem Stadtv. T h i e m e und un-seren Genossen. Der Herr Fabrikbesitzer, der sich in der letzterenZeit immer mehr zu einem kleinen Scharfmacher zu entwickelnscheint, hielt es für notwendig, der Erhöhung zu widersprechen mitdem schon oft gehörten Hinweis, man dürfe der Privat-industrie durch die städtischen Werke keine Kon-kurrenz bereiten. Im übrigen sei die heute gezahlte Eni-schädigung vollständig ausreichend für die Leute, die entweder alsKohlenkarrer oder verdorbene Schlosser und Schmiede Heizerdiensteverrichten. ES gebe keine Heizer in Berlin, die einen höheren Lohnwie 75 Pf. pro Stunde erhalten und, berücksichtige man die Art derArbeit, so sei die Entschädigung hoch genug. Sein Heizer, der schon21 Jahre bei ihm beschäftigt sei, erhalte geringeren Lohn wie dieMarkthallenheizer und sei trotzdem zufrieden. Genosse Schuberterwiderte, daß man uns doch endlich einmal mit dieser engherzigenArgumentation verschonen möge. Die Privatindustrie richte sichden Teufel nach den Gepflogenheiten der Kommune und nur, woeS sich darum handelt, den städtischen Arbeitern etwas zu gewähren,komme man stets mit der Behauptung, die Stadt habe auf ihreSteuerzahler Rücksicht zu nehmen. Eine Stadtgemeinde habegrößere sozialpolitische Pflichten zu erfüllen und dazu gehöre inerster Linie die Sicherstellung ihrer Arbeiter. Die Deputationmüsse an ihrem alten Beschluß festhalten, wolle sie sich nicht selbstdesavouieren. Alles war aber vergebens. Gegen 3 Stimmenwurde die Erhöhung abgelehnt.— Die Petition der Markt-Hallenarbeiter wurde so lange zurückgestellt, bis die von demMagistrat in Aussicht genommene„Soziale Kommission" die Prü-fung der Arbeiterverhältnisse vollzogen hat.»Vom Schkachtfelde der Arbeit.Eine Baukatastrophe, bei der sechs Arbeiter zu Schaden kamenund einer tödlich verletzt wurde, hat sich gestern nachmittag in derfünften Stunde auf dem Abritzgrnndstück an der Ecke der Jäger-und Charlottenstraße ereignet. Das Gebäude ist bereits bis zurHöhe des zweiten Stockwerkes abgetragen. Gestern nachmittagwaren die Arbeiter damit beschäftigt, eine etwa acht Meter hohefreistehende Wand niederzureißen. Eine Reihe von Leuten klettertenauf die Mauer hinauf und versuchten mit Hülfe von BrecheisenStücke zu lösen. Plötzlich stürzte sie zusammen. Sieben Arbeiter,die obenauf beschäftigt gewesen waren, wurden mit in die Tiefegerissen. Sie kamen jedoch glücklicherweise mit äußeren Haut-abschürfungen und Quetschwunden davon. Nur einer der Ver-unglückten, der 32 Jahre alte Arbeiter Otto Straßdaß aus derMulackstraße 30, wurde bei der Katastrophe schwer verletzt. Er fielsenkrecht in die Tiefe und wurde unter den Trümmermassen voll-ständig begraben. Das Stemmeisen, mit dem er gearbeitet hatte,war ihm bei dem Absturz vollständig durch die Brust gestoßenworden. In hoffnungslosem Zustande wurde St. in die kgl. Klinikeingeliefert.Ein Unfall, wobei ein Arbeiter den Tod gefunden, hat sichgestern nachmittag beim Bau der Untergrundbahn zugetragen. Ander Ecke der Mohren- und Mauerstraße sind die Leute gegenwärtigdabei, mehrere zentnerschwere Steifen hochzuziehen, die zum Ab-steifen der Wandungen verwandt werden. Als gestern eine Steifehalb hoch gezogen war, stürzte sie, den Händen der Leute entgleitend,in den Schacht der Untergrundbahn hinab. Die Arbeiter, acht Mann,wurden mit in die Tiefe gerissen. Einer der Verunglückten mitNamen Noak wurde von der Steife am Kopf getroffen und er-schlagen. Der Schädel wurde dem Bedauernswerten völlig zer-schmettert, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der von dernahen Rettungswache hinzugezogene Arzt vermochte keine Hülfe mehrzu leisten. Bei den anderen sieben Arbeitern hatte er glücklicher-weise keine nennenswerten Verletzungen festzustellen.Ein tödlicher Automobilunfall hat sich gestemmorgen auf demKurfürstendamm zugetragen. Der Hausdiener Peter, der imZoologischen Garten beschäftigt war, wollte am Eingangsportal denKurfürstendamm überschreiten. Er beobachtete dabei nicht dasHerannahen des Droschkenautomobils Nr. 10 210 und wurde vondem Kraftwagen überfahren. Die Räder des schweren Gefährtesgingen dem jungen Menschen über Kopf und Brust hinweg. DieVerletzungen, die P. erlitt, waren so schwere, daß er bald nach derEinlieferung im Krankenhans Westend starb.Eine ungewöhnliche Tragödie fand in der verflossenen Nachtauf der Unfallstation XVII in der Badstratze ihren Abschluß.Gestern abend gegen 12 Uhr wurde auf dem Hochplatz eine etwa30jährige Frau in besinnungslosem Zustande aufgefunden unddurch einen Schutzmann nach der oben genannten Unfallstation ge-bracht. Wie der dort anwesende Arzt feststellte, war die Frau anAlkoholvergiftung erkrankt. Die sofort bei ihr vorgenommenenRettungsversuche erwiesen sich als erfolglos, die Frau verstarbschon wenige Minuten nach ihrer Einlieferung. Wie sich heraus-stellte, ist die Verstorbene eine seit langer Zeit obdachlose WitweFischer, die gewöhnlich mit einer Freundin zusammen auf Bau-Plätzen oder in Anlagen nächtigte. Beide waren dem Trünke starkergeben und am gestrigen Morgen war die Freundin auf einemGelände bei Reinickendorf tot aufgefunden worden. Sie war, wieein Arzt konstatierte, an Alkoholvergiftung gestorben. Den Todihrer Freundin hatte sich die F. jedenfalls derartig zu Herzengenommen, daß sie im Laufe des gestrigen Tages sich wiederumsinnlos betrank und in der geschilderten Weise ihren Tod fand.Zur Konfirmationsverweigerung, die am letzten Sonntag desSeptember in der Alten Garnison kirche vorgekommenund im„Vorwärts" Nr. 223(1. Oktober) unter der Ueberschrift„Nicht standesgemäß?" besprochen worden war, schickt jetzt dasGeneralkommando des Gardekorps uns eine Zu-schrift, die eine„Berichtigung" im Sinne des§ 11 des Preßgesetzessein will. Sie ist das nicht, aber das soll uns nicht hindern, siehier wiederzugeben. Wir setzen sie im unverkürzten Wortlaut her,obwohl diejenigen Tatsachen, durch deren Veröffentlichung dasGeneralkommando den Pfarrer zu entlasten wünscht, zum Teil schonvon uns selber im„Vorwärts" Nr. 232(4. Oktober) in einerNachtragsnotiz unter der Ueberschrift„Zu der Konsirmations-Verweigerung" mitgeteilt worden sind. Der Brief lautet:„Von den 12 Konfirmanden waren nur vier adlig. Unter denanderen befanden sich die Kinder eines Bücherrevisors, eines Volks-'chullehrers a. T., eines Kaufmanns, eines Fabrikbesitzers, einesGasttvirts. Der Gemeindeschüler A. erschien im vorigen Herbst zumKonfirmationsunterricht in der alten Garnisonkirche unter Angabe,daß sein Vater später persönlich die Anmeldung beim Geistlichenmachen würde. Dies geschah nicht, vielmehr blieb der Knabe schonnach der zweiten Unterrichtsstunde fort, ehe unter Einfordern desTaufscheines und Feststellung der Personalien die ordnungsmäßigeAufnahme in den Unterricht stattgefunden hatte. Da der Vater derMilitärgemeinde nicht angehört, und sich weder mündlich nochschriftlich an den Militärgeistlichen gewendet hatte, mußte dieserannehmen, daß er mit dem Unterricht nicht einverstanden gewesenwar. Nach Ablauf etwa eines Jahres, 14 Tage vor der Konfir-mation, erschien A. wieder im Unterricht. Ihm wurde mitgeteilt,daß die Konfirmation ohne voraufgegangenen Unterricht bestim-mungsgemäß unzulässig sei, er könne erst zu Ostern 1308 konfir-miert werden und solle dies seinem Vater behufs mündlicher Rück-prache mit dem Geistlichen mitteilen. Nach Angabe des Sohneswar der Vater damit einverstanden und beabsichtigte, in denächsten Tagen zu kommen. Tatsächlich waren diese Angaben un-vahr, denn der Vater hat erst am Tage vor der Konfirmation durch"einen Sohn Kenntnis von dem Stande der Angelegenheit erhalten.Der kurz vor Beginn der Handlung vorgetragenen Bitte, den Sohnzu konfirmieren, konnte der Geistliche nicht Folge geben, weil durchdie Bestimmungen die Dauer des Konfirmandenunterrichts auf einJahr(zweimal wöchentlich) festgesetzt ist. Von Seiten des General-kommandos. Der Chef des Generalstabes.(Unterschrift un-leserlich.)"Diese Darstellung des Generalkommandos stützt sich offensichtlichauf Angaben des Pfarrers, sie liefert aber kein völlig er-chöpfendes Bild des Sachverhaltes. Entweder hatder Pfarrer dem Generalkommando nicht ausführlich genug be-richtet, oder das Generalkommando hat seinen Bericht nicht aus-tihrlich genug wiedergegeben. Vollständiger sind wir unterrichtetworden durch eine Persönlichkeit, die in der Lage ist, die Eni-Wickelung der Affäre genau zu kennen, und die das Bedürfnis ge-whlt hat, uns die Versicherung zu geben, der Pfarrer habe reingar nichts verschuldet. Auch der Vater des Knaben hat, nebenbeibemerkt, uns einen Brief geschickt, der kurz und bündig„mitteilt,daß den Militärpfarrer keine Schuld trifft". Es entzieht sichunserer Kenntnis, wer den Vater gedrängt hat, uns das zuchreiben. Selbstverständlich konnten wir hiermit nichts anfangen,da der Brief nichts weiter als diesen einen Satz enthielt. Aberdurch den ersterwähnten Verteidiger des Pfarrers wissen wir, daßder Pfarrer nicht nur in e i n e r Konfirmationsstunde(wie es nachder Darstellung des Generalkommandos scheinen könnte), sondern indrei Konfirmationsstunden immer wieder mit dem Knaben überdie Angelegenheit hat verhandeln müssen. Dem Pfarrer ist es nichteingefallen, sich mal mit dem Vater selber durcheinen Brief in Verbindung zu setzen. Zum Ver-mittler zwischen sich und dem Vater machte er einen törichtenKnaben, der in der Angst seines schuldbeladenen Herzens dieTäuschung des Daters wie des Pfarrers bis zum bitteren Endetrieb. Auf die nichtsahnenden Angehörigen des Knaben, die durchdes vertrauensseligen Pfarrers Schuld in Unkenntnis gebliebenwaren und selbstverständlich alle Vorbereitungen zur KonfirmationS-eier getroffen hatten, wirkte die Verweigerung der Konfirmationwie ein Donnerschlag aus heiterem Himmel, uiii> man begreift eS,daß eine Tante des Knaben nach Beendigung der Feierlichkeit denPfarrer in erregten Worten zur Rede stellte. Will das General-kommando über die uns genau bekannten Einzelheiten der ganzenAffäre noch mehr hören, so sind wir bereit, uns noch ausführlicherzu äußern.ZirkuS Schumann. Seit Schumann und Busch dazu über-gegangen sind, auch die Varietekunst in den Rahmen ihres Pro-grammS mit aufzunehmen, ist auf diesem Gebiete ein gewisserKonkurrenzkampf mit den größeren Varietes entstanden und dasBestreben, eine besonders zugkräftige Nummer zu gewinnen, ist be-greiflich. Zirkus Schumann hat in sein neustes Programm dasAuftreten eines Herrn Lafayette aus New Dork aufgenommen, einesKünstlers, der verschiedene amerikanische Kapellmeister darstellt.Das ist nun zwar nichts besonders Neues, interessant ist aberimmerhin, wie Lafayette dies tut. Außer Seuse und Katzensteinkopiert er den äußerst exzentrischen mexikanischen DirigentenCreators, der es fertig bringen soll, die ganze Kapelle mit sichfort zu reißen und die Mitglieder in die höchste Ekstase zu versetzen.während Katzenstein sich nichts daraus machen soll, Musiker undselbst die Primadonna zu attackieren. Lafayette stellt schließlich auchden Wiener Walzerkönig Johann Strauß als amerikanischen Friseurdar und es ist ergötzlich zu sehen, wie er nach dem Takt rasiert.Außer der Pantomime„Auf dem Neckar" bringt das Programmbesonders in den Produktionen der Luft-Voltigeure The MonbarSsehr Anerkennenswertes.Theater an der Spree. Sonnabend, den 13. Oktober, geht derdreiaktige Schwank„Telephongeheimnisse" von HauSleiter undReimann in Szene.Wer ist die Tote? Am 11. Oktober er., abends gegen 8?1 Uhr,wurde unter der Bahnüberführung in der Gerichtstraße, EckePankstraße, eine unbekannte, zirka 50 Jahre alte Frauenspersonvon einem unbekannt gebliebenen Fuhrwerk überfahren. Die Ver-letzte nannte in einem Augenblick wiedererlangten Bewußtseins denNamen Anna Wagner. Ob dies der richtige Name der Person ist,hat sich nicht feststellen lassen. Die Verletzte, welche nach demKrankenhause Moabit gebracht wurde, ist an den Folgen der Ver-letzungen verstorben. Diejenigen Personen, welche Angaben überdie verstorbene Frau machen können, werden ersucht, sich bei derKriminalpolizei, Zimmer 331, in den Vormittagsstunden zu melden.Ebenso werden die beiden Frauen, welche die Verletzte vom Tatortenach der Unfallstation in der Lindowerstratze 10/11 gebracht haben,ersucht, sich daselbst oder in einem Polizeirevier zu melden.Verschwunden ist seit dem 10. d. M. der geisteskranke 67jährigeHeinrich Groß. Bekleidet war derselbe mit dunkler Hose undWeste, braunem Jackett, Zugstiefel und rundem, steifen Hut. Erging aus seiner Wohnung Wildenowstr. 1 fort, um einen Spaziergang zu unternehmen und ist nicht wieder zurückgekehrt.Die Panoramastrasie vom Kreuzdamm der Dircksenstraße(aus-schließlich) bis zu dem Asphaltpflaster der Straße am Königsgraben.wird behufs Umpflasterung vom 17. d. M. ab bis auf weiteresfür Fuhrwerke uno Reiter gesperrt.Feuerwehrbericht. In der letzten Nacht wurde die Feusrwehtnach der Kürassierstr. 3 gerufen, wo Müll in Brand geraten war.Auf dem Exerzierplatz an der Schwedterstratze war abends einealte Matratze in Brand gesteckt worden. Oel u. a. brannte gleich-zeitig in einer Wäscherei in der Forsterstr. 5. Ein Teerbrandmußte in der Wichertstr. 3 gelöscht werden. Auf CharlottenburgerGebiet in der Beusselstr. 77 löschte der 15. Zug einen kleinenWohnungsbrand. Außerdem liefen noch Alarme aus der Bernauer-straße 42, Brandenburgstratze und mehreren anderen Stellen ein.Vorort- ffadmdrtm.Charlottenbnrg.Dir Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung wählte amletzten Mittwocki den Stadtrat Seydel aus Rirdorf, der bis voretwa einein Jahre als Magistratsassessor in Charlottenburg täligwar, zum besoldeten Stadtrat aus die Dauer von zwölf Jahre».Er erhielt 25 Stimmen, während auf den Magistratsassessor Mannfünfzehn und auf den Magistratsassessor Dr. Landsberger achtStimmen entfielen. Eine Interpellation, die sich auf die lieber-füllung der Obersekunda der Oberrealschule bezog, wurde voinMagistrat dahin beantwortet, daß es möglich sei, daß zu Ostern 1903ein so großer Andrang erfolgt, daß den Ansprüchen nicht genügtwerden könne. Werde dieser Fall eintreten, dann werde der Magistrateine Teilung des OstereötuS beantragen. Eine weitere Aufrage gingdahin, den Magistrat um Auskunft zu ersuchen, wodurch die wieder-holten Störungen in der elektrischen Slromlieferung hervorgerufenseien und welche Maßnahmen er zu treffe» gedenke, um ähnlichenStörungen in Zukunft vorzubeugen. Der Magistrat konnte nur erklären, daß es in anderen Städten auch nicht besser sei, daß es einenabsoluten Schutz gegen Störungen in einem ElektrizitätSiverk über-Haupt nicht gebe. Ein Antrag oer liberalen Fraktion, für die Stadt-verordnetenwahlen in der ersten Wählerklasse die Wahlzeit biS 4 Uhrnachmittags auszudehnen, wurde mit großer Mehrheit angenommen.Ein Antrag Stadthagen und Genossen, der die vermehrte Zuziehnngvon Frauen zu den Aufgaben der Gemeinde auf den Gebieten derErziehung der weiblichen Jugend sowie der Wohnuugsfllrsorge be-zweckt, soll auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetztwerden.Tempelhof.In der letzten Nacht plünderten Diebe die Schaukästen der Eisen-warenhandlung von Jbold. Erst vor kurzer Zeit hatten Einbrecherdie inneren Räume dieses Geschäftes mit ihrem Besuch beehrt undde» Inhaber schwer geschädigt. Diesmal begnügten sich die Diebemit dem Inhalt der Schaukästen. Von letzteren ivaren die Schutzgitter gewaltsam herabgerissen, die zirka ein Zentimeter starkenScheiben vollständig zerschlagen und die Kästen selbst ihres Inhaltsberaubt. Revolver. Munition, Gewehre, Messer und verschiedeneWirtschaftsgegeustände sind den Dieben in die Hände gefallen.Groß-Lichterfelde.Der Frauen- und Mäbchen-BildungSverein Groß-Lichterfelde-Lankwitz begeht am Sonnabend, den 13. Oktober, sein zweitesStiftungsfest im Restaurant von Aug. Reisen, Chausseestr. 104.Es ist alles aufgeboten worden, um den Gästen einen genußreichenAbend zu bereiten. Die Genossen werden deshalb ersucht, dasFest recht zahlreich zu besuchen.Grüna«.In einer außergewöhnlich gut besuchten Versammlung beSWahlvereins referierte Genosse G r u n w a l d über den EssenerParteitag. Die 11h stündige Rede wurde mit reichem Beifall auf-genommen. Der hierauf vom Spediteur Genossen Schrödererstattete Bericht über den Abonnentenstand des„Vorwärts" wieseine erfreuliche Steigerung auf und beträgt gegenwärtig 133.Der Vorsitzende machte alsdann auf die Landagitation sowie dieAgitation für den„Vorwärts" aufmerksam. Zu Delegierten fürGroh-Berlin wurden die Genossen Steinig und B l u h m e ge-wählt. Zu dem am 3. Novemher stattfindenden Stiftungsfest desWahlvereins ersucht der Borsitzende, für rege Beteiligung Sorgezu tragen.Königs-Wufterhausen.lieber das Thema:„Die Deutsche Turnerschaft ein Bollwerkder Reaktion" wird am Sonntagnachmittag 3 Uhr in einer nachdem Wegoruschen Lokale einberufenen öffentlichen VersammlungGenosse E. Wutzky-Rixdorf referieren. Die Arbeiterschaft vonKönigs-Wusterhausen und Umgegend wird ersucht, zahlreich zuerscheinen.Storkow.Eine imposante Versammlung tagte am letzten Sonntag imLokale des Herrn Schloß(Rathaushotel). Es war die erste Ver-sammlung, die von sozialdemokratischer Seite in Storkow ver-anstaltet wurde, dieselbe war außerordentlich gut bestickt. DerReichstagSabgeordnete des Kreises, Genosse Fritz Zubeil, sprachüber:„Wer muß Sozialdemokrat sein?" In seinem zwelstündigenBortrage beleucktete der Referent die heutigen politischen und Wirt-chaftlichen Zustände im Deutschen Reiche und forderte die An-wesenden zur regen Mitarbeit für die Verbreitung unserer Ideenauf. Der Vortrag wurde mit großem Beifall entgegengenommen.