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an der Vernehmung seS Chefredakteurs Dr. Liman. der wort- wörtlich folgendes bekunden wird:.Im Laufe eines Gesprächs mit ihm hat Fürst Bismarck folgendes geäußert: Die Hintermänner im doppelten Sinne, auch im physischen siehe Eulenburg sitzen in Liebender g. Diese Leute umgeben den Kaiser und schließen ihn ab. Der Kaiser glaubt, daß niemand ihn beeinflußt, und für die amtlichen Berater trifft das zu, aber oie Leute� diese Menschen, die ihm an Geist und Willen unterlegen sind haben eine gegenseitige Lebensversicherung abge schlössen. Diese männliche» Kinäden treiben alles von ihm fort was ihnen paßt. Das Schlimmste ist, daß solche Leute immer die Meinung des regierenden Herrn haben. Wenn derKaiser etwas sagt und sich umsieht, sieht er immernur anbetende Gesichter auf sich gerio>,tet. Sie geben ihm immer recht und schaffen so ein Gegengewicht gegen die Berater, die ihm pflichtgemäß opponieren müssen." Es erscheint auf Auftuf in Majorsuniform der Platzmajor Ernst vonHülsen im Saal. Vors.: Herr Major, Sie sollen darüber vernommen werden. ob der Herr Privatkläger Kuno v. Moltke wußte, daß sich in dem bekannten Freundeskreis Herren befanden, die homosexuell ver anlagt waren. Hat Herr Graf Moltke einmal irgend etwas mit Ihnen darüber gesprochen? Zeuge: Nein, darüber ist nichts gesprochen worden. wenigstens hat in meinem Beisein Exzellenz Graf Moltke hier über nichts geäußert. Vors.: Haben Sie selbst vielleicht eigene Wahr� nehmungen darüber gemacht? Zeuge: Nein, ich habe mich nicht darum bekümmert. Justizrat Dr. v. G o r d o n: Haben Sie selbst etwas ge- wüßt, daß sich Graf Lynar sexuelle Verfehlungen hat zuschulden kommen lassen? Zeuge: Nein. Justizrat Bern st ein: Herr Major, ich lege auf folgende Frage besonderes Gewicht: Ist Ihnen bekannt, warum sich Graf Moltke, Fürst Eulcnburg und Graf Hohenau nicht mehr in ihren früheren Stellungen befinden? Zeuge(nach minutenlangem Zögern): stimmtes weiß ich nicht-- Vors.: Sie müssen aber auch dasjenige bekunden, was Ihnen überhaupt bekannt ist, wenn auch nicht bestimmt. Justizrat Dr. v. G o r d o n: Ich möchte vor allen Dingen den Herrn Zeugen fragen, ob er von diesen Dingen etwa in dienstlicher Eigenschaft Kenntnis erhalten hat. In diesem Falle mühte er sein Zeugnis solange verweigern, bis er von seinem Vorgesetzten von der Schweigepflicht entbunden ist. Vors.: In welcher Eigenschaft haben Sie denn Kenntnis von diesen Dingen erhalten? Zeuge: Als Untergebener des damaligen Stadb kommandanten Grafen Moltke habe ich amtliche Schriftstücke zu Gesicht bekommen, in denen von solchen Dingen die Sprache war. Ich darf also hierüber nicht aussagen. Es handelte sich um eine amtliche Order, die im Burcaudienst durch meine Hände gegangen ist. Justizrat Dr. v. Gordon: Ich habe absolut nichts dagegen, wenn der Herr Zeuge alles aussagen würde, was er weiß, aber der Herr darf das nicht. (Heiterkeit.) Zeuge: Ich bitte, noch einmal die Frage an mich stellen zu wollen, die ich beantworten soll. Justizrat B e r n st e i n: Sie sollen uns nur sagen, weshalb die Herren Fürst Eulcnburg, Graf Moltke und Graf Hohenau sich nicht mehr in ihren Aemtern befinden? Zeuge: Von Gr. Durchlaucht dem Fürsten zu Eulenburg weiß ich überhaupt nichts zu sagen., Justizrat Bernstein: Hat der Herr Zeuge nie außer amtlich gerüchtweise etwas davon gehört, weshalb Fürst Eulenburg  nicht mehr Botschafter z. D. ist? Zeuge zögert wieder längere Zeit mit der Antwort: Vors.: Es hilft nichts, Sie müssen dies aussagen. Zeuge: Ich weiß nur. daß es hieß, Graf Eulen- bürg habe sex welle Beziehungen unterhalten, die in die Ocffentlichkeit gedrungen sind und ihm geschadet haben. Juftizrat Dr. v. Gordon: Wer hat Ihnen das mitgeteilt? Zeuge: Es wurde allgemein unter Offizieren davon ge. sprachen. Wer mir es im speziellen gesagt hat, weiß ich nicht mehr. Es wurde im allgemeinen angenommen. Justizrat B e r n st e i n: Ich stelle nur fest, daß im allgemeinen davon gesprochen wurde. Das genügt mir. Justizrat Dr. v. Gordon: Wurde denn mehr davon ge- sprachen, wie in den Zeitungen stand? Zeuge: Jawohl! Justizrat Bernstein: ES hieß also, Fürst Eulen- bürg sei aus seiner Stellung entlassen worden, weil er sich Homo- sexnelle Dinge habe zuschulden kommen lassen? Zeuge: Jawohl! Justizrat Bernstein: Sind diese Mitteilungen auch ge- glaubt worden? Zeuge: Jawohl, die sind auch allgemein geglaubt worden. Justizrat B e r n st e i n: Ist dem Zeugen amtlich bekannt ge- worden, weshalb sich der Herr Kläger   nicht mehr in seiner Stellung als Stadtkommandant befindet? Zeuge: Was ich amtlich erfahren habe, darf ich natürlich hier nicht aussagen. Meine Kenntnis über diesen Punkt rührt aus den Akten her» die mir als Bureau- ch e f zugängig waren. Justizrat Bernstein: Ich muß noch einmal auf das Thema Eulenburg zurückkommen. Ist der Herr Zeuge der Ansicht, daß von den Gerüchten über die homosexuellen Dinge dem Grafen Moltke nicht das geringste bekannt geworden sein mag und zwar bevor in den Zeitungen bezw. derZukunft etwas davon ver- lautbar wurde? Haben Sie nicht die Ansicht, daß auch Graf Moltke etwas oder bei seinem nahen Freundschaftsverhältnis zu dem Fürsten   alles erfahren haben wird? Zeuge: Jawohl, ich glaube, daß Exzellenz Moltke alles er- fahren haben wird. Justizrat Berufte in:. Haben Sie außeramtlich etwas über die Gründe erfahren, weshalb der Herr Kläger   nicht mehr Stadtkommandant ist? Zeuge: Jawohl, es ist dasselbe wie bei dem Fürsteu Eulen- bürg. Er wurde homosexueller Dinge beschuldigt, die auch in die Ocffentlichkeit gedrungen waren. Horden: Ist es richtig, daß ausschließlich militärtechüische Gründe, wie sie bei jeder Verabschiedung vorkommen, dazu geführt haben, daß Graf Moltke nicht mehr Stadtkommandant von Berlin   ist? v. H ü l s e n: Ausschließlich militärische Gründe sind es n i ch t gewesen, aber die Entlassung hat jedenfalls mit dem militärischen Dienstverhältnis in Verbindung gestanden. Justizrat Bernstein: Hing das mit den hier wiederholt er- wähnten Dingen zusammen. Zeuge: Jawohl. Justizrat Bernstein: Ist dem Zeugen bekannt, daß die verschiedenen Entlassungen der Herren Fürst Eulenburg  . Graf Moltke, Graf Hohenau an demselben Tag« von der ent­scheidenden Stelle beschlossen worden sind? Zeuge: Meines Wissens sind sie nicht an demselben Tage beschlossen. Justizrat Bernstein: Sind die Umstände, die zur Eni- treten? n' an ��'iklben Tag« in die Erscheinung ge« Zeuge! Das weiß ich nicht. Justizrat B e r n st e i n: Sie sagen also, daß Sie eine Aus kunft über die Order betreffend die Entlassung des Grafen Moltke verweigern müssen, weil sie Ihnen amtlich zur Kenntnis kam? Zeuge: Jawohl. Justizrat Dr. v. G o r d o n: Waren es authentische Quellen, aus denen Sie autzeramtlich Ihre Wissenschaft über die Entlassungs- gründe des Fürsten Eulenburg und des Grafen Moltke schöpften? Graf Moltke: Wann sind diese Gerüchte zu Ihnen ge drungen, nach dem Erscheinen der.Zukunft"-Artikel? Zeuge: Jawohl. Graf Moltke beugt sich zu dem Zeugen und fragt mit leiser Stimme: Ist eine besondere Order über mich gekommen, von der ich keine Kenntnis hatte? Vors.: DaS geht nicht, Sic müssen hier Ihre Fragen laut stellen. Graf Moltke wiederholt seine Frage. Justizrat B e r n st e i n: Wenn der Zeuge diese Frage be- antwortet, dann verlange ich auch, daß er über den Inhalt der amtlichen Schriftstücke Auskunft gibt. Der Zeuge verweigert die ZluSkunft. Nachdem beide Parteien ihre Beweisanträge aufrechterhalten haben, zieht sich der Gerichtshof zur Beratung zurück. Der Vorsitzende verkündet nach kurzer Beratung, daß er auf Grund der Bestimmungen der Strafprozeßordnung die Beweis- aufnahm« schließe. Die Plaidoyers werden heute um 10 Uhr beginnen._ Fmlster Uttblindstag des Seemannsverbandes. Hamburg  , 24. Oktober. Da die Kommission(Reorganisation des Verbandes) ihre Arbeiten noch nicht erledigt hatte, mußte auch die heutige Vor mittagssitzung ausfallen. In der Nachmittagssitzung erstattete die Kommission ihren Bericht. Vorgeschlagen wird die Erhöhung des Wochenbcitrages von 23 auf 40 Pf., dagegen soll das Eintrittsgeld von 1,S0 M. bestehen bleiben. Ferner wurde vorgeschlagen die Einführung einer Effektenvcrsicherung, eines Sterbe- und Krankengeldes, einer Notstands- und Gemaßregeltenunterstützung. Nach reger Aussprache wird der Erhöhung des Beitrages zu- gestimmt. Der Name des Verbandes wird umgeändert inVerband see- männischcr Arbeiter". Mit großer Mehrheit werden die Vorschläge auf Einführung der genannten Unterstützungseinrichtungen angenommen. Rechts schütz wird nach halbjähriger Karenzzeit gewährt, Unterstützung bei völligem oder teilweisem Effcktenverlust je nach Dauer der Mitgliedschaft in fünf Staffeln 25 423 M., Unterstützung in besonderen Notfällen in zwei Staffeln 23 50 M. Die Kranken­unterstützung soll in fünf Staffeln für 4 3 Wochen 3 7 M. pro Woche betragen. An Gemaßregelten- und Streikunterstützung sollen pro Woche 12 M. und für jedes Kind 1 M. bis zum Höchst- betrage von 18 M. bezahlt werden. Das Verbandsorgan soll künftig den Mitgliedschaften unentgeltlich verabfolgt werden; Aw zeigen soll es nicht mehr aufnehmen. Das Gesamtstatut, das in namentlicher Abstimmung mit 23 gegen 5 Stimmen angenommen wurde, tritt am 1. Januar 1903 in Kraft.  _ Hus Induftm und Handel Schnelle Wendung. Im Geschäftsbericht der A.-G. Hösch, Eisen- und Stahlwerk in Dortmund  , wird die Situation auf dem Eisenmarfte noch sebr günstig beurteilt. Seit dem Erscheinen de? Berichtes sind kaum ein paar Wochen ins Land gegangen. Mittlerweile haben sich die leitenden Persönlichkeiten zu einer anderen Beurteilung der Kon- junktur bequemt. In der am Donnerstag stattgefundenen General- Versammlung der Hösch-A.-G. bemerkte der Vorsitzende: Das Ergebnis des ersten Quartals im laufenden Geschäftsjahr war ein beftiedigendes und übertrifft das des gleichen Zeitraumes des Vorjahres. Inzwischen hat aber der Eisenmarkt   an Lebbaftia- keit verloren, und die Folge ist ein anhaltendes Sinken der Preise, namentlich von Stabeisen und Blech, gewesen. Der Stabeisen- absatz insbesondere leidet unter dem Druck der gegen ftüher wesent- lich erhöhten Beteiligung im Stahlwerkverbande. Es ist schwierig, heute ein einigermaßen zutreffendes Urteil über die Gestaltung der Dinge zu geben. Wir hoffen indessen, daß, wenn unser Wirtschafts- leben von unerwarteten Störungen verschont bleibt, eS gelingen wird, das für das laufende Betriebsjahr erforderliche BeschäftigungS- quantum zu verschaffen._ Millionengeschenk. Wie der Korrespondent derKölnischen Zeitung  " aus Berlin   erfährt, betrögt der Abschluß der Eisenbahn- Verwaltung mit dem Kohlensyndikat rund S 235 000 Tonnen. Der Preis stellt sich durchschnittlich um 1,25 M. höher, als nach dem diesjährigen Abschluß. Die Menge der abgeschlossenen Kohlen ist um ungefähr 765 000 Tonnen größer als be, dem letzten Abschluß. Der diesmalige Abschluß lautet auf drei Jahre, während der ftühere sich aus zwei Jahre erstreckte. Der PreiSauffchlag macht für die Vertragsdauer rund 23l/3 Millionen Mark auS. Jedenfalls ein hübsches Geschenk."_ Lodenwucher. _ Ein interessantes Beispiel von Bodenwertsteigerung gibt Dr. Siegmund Schott, der Direktor des Mannheimer Statistischen Amtes, in seinem WerkeM an n heim seit der Gründung deS Reiches 18711907". Es handelt sich dabei um ein großes, außerhalb des eigentlichen Stadt-Weichbildes gelegenes Gelände, das sogenannteGontardsche Gut". Dieses 92 802 Quadratmeter große Gut war seit dein Jahre 1853 im Besitze der Evangelischen Kollettur in Mannheim   gewesen, von der eS im Jahre 1800 ein reicher Kam- merzienrat für eine knappe halbe Million, d. h. also den Quadrat- meter für 5,28 M. abkaufte. Der rührige Geschäftsmann leitete so- fort die Ausschließungsarbeiten ein, und binnen drei Jahre» war nahezu das ganze Terrain in die zweite Hand, nämlich an 27 neue Besitzer übergegangen, die dafür einen Dnrwichnittspreis von 22,38 M. pro Quadratmeter zahlten. Die Austeilung ging nun weiter vor sich, und im Jahre l395 waren in der dritten Hand 102 Besitzer vorhanden, die für daS durch Straßen- bauten allerdings um fast 30 Proz. verringerte Terrain durchschnitt­lich 34,71 M. pro Quadratmeter gegeben hatten. Der Parzellierung olgte die Bebauung rasch auf dem Fuße, und heute ist aus dem Gontardschen Gut ein neuer Stadtteil von 6000 Eiulvohuern ge­worden. dessen Boden natürlich ständig weiter an Wert gewinnt. Wir haben hier also eine Bodenwertsteigerung im Laufe von fünf kurzen Jahren von 5,28 M. pro Quadratmeter aus 34,71 M. oder um mehr als das Sechsfach«, wobei allerdings die er- wähnte Redultion deS Terrains lind der Auiwand für Straßen- Herstellungen in Betracht zu zieheil ist. Geschaffen ist dieser Wert in erster Linie von den heutigen Bewohnern der Grundstücke! monopolisiert und zum Teil schon vorweggenommen wurde er von den jetzigen und früheren Besitzern derselben. RcichsbankausweiS. Der Ausweis über die dritte Ottoderwoche zeigt, daß sich der Metallbestand von 763 496 000 M. auk 808 882 000 Mark vermehrte<1906 774 652 000 M, 1905 884 409 000 M). Die Gesamtdecknngen erhöhten sich um 47 397 000 M.<1906 60 600 000 M., 1905 54 872 000 M.>. Der Status der Bank weist eine Berbesjenmg auf um 104 975 000 M.(1906 113 604 000, 1905 116 910 000 M.). Das Institut ist noch mit 129 514 000 M. i» derStcuerpflicht(in der Voitvoche mit 234 489 000 M.. 1906 mit 116 411 000 M.. 1905 mit 25 597 000 M.) Die Anlagen in Wechseln verminderten sich von 1 232 645 000 M ans 1 223 595 000 M.(Bestand 1906 1 192 684 000 M.. 1905 1085 506 000 M.) Die Lombardforderungen erniedrigten sich von 118 039000 M. auf 76 409 000 M.(1906 51 491000 M.. 1905 73 830 000 M.). der Effektenbestand zeigte eine Abnahme von 145 031 000 M. aus 103 596 000 M.(1906 101 209 000 M.. 1905 105 060 000 M). Die täglich fälligen Verbindlichkeiten vermehrten sich von 579 063 000 M. auf 598 465 000 M.(1906 565 937 000 M.. 1905 530 741 000 M). Die sonstigen Akriven nahmen von 98 333 000 Mark auf 107 086 000 M. zu<1906 96 549 000 M.. 1905 89 190 000 Mark), die sonstigen Passiven erhöhten sich von 62 826 000 M. aus 65 064 000 M.(1906 49 942 000 M.. 1905 32 624 000 M.). Die Fallisscmcllts in Amerika  . Die Zahl der wirtschaftlichen Zusammenbrüche in den Vereinigten Staaten   von Amerika   im vorigen Jahre(1906) erregt natürlich gerade jetzt besonderes Interesse. Diese Zahl war mit 10 682 die kleinste seit 1888, wen» man von den Jahren 1892 und 1899 absieht-, sie bildete 0,77 Proz. der Gesamtzahl aller geschäftlichen Unter- nehmuiigen<1 392 949 d. h. 35 494 mehr als 1905) und war prozentual geringer als in jedem Jahre seit 1881. Dabei betrugen: 1906 1905 1906 mehr als 1903 die M. M. M. Verbindlichkeiten. 500 000 000 430 000 000 70 000 000 Aktiva..... 280 000 000 243 000 000 37 000 000 Ungedeckte Schulden 220 000 000 187 000 000 33 000 000 Die Zahl der Bankerotts war zwar 1906 um 838 geringer. Durchschnittlich betrugen die Verbindlichkeiten bei einem Bankerott 1906: 46 750 M. gegen 37 500 Mark im Vorjahre. Das starke Steigen des durchschuiltlichen Verlustes pro Fallissement ist zu einem Teile wenigstens auf das Konto des Erdbebens von San Francisco  zu setzen, sodann aber auch die wüste Spekulation, die einige Maklergeschäfte ausgeführt haben. An, höchsten der Zahl nach wurde die Bekleidungs- und Modeniiidustrie davon betroffen, sodann die Bau- und Zimmer- und die Böltchergeichäste, ferner die Müller und Bäcker, die Maschinenindustrie, das Druckgcwerbe usw. Die größten Verluste waren in der Maschinenindustrie zu verzeichnen; dann folgten den Bau- und Zimmergeschäften die Bekleidungs- industrie, die Industrie der Glas- und Tonwaren usw. Die Verluste der industriellen Fallissements 1906 betrugen 192 Millionen Mark; sie waren damit 6 Millionen Mark höher als im Vorjahre. Die größte Zahl der Bankrotts kam natürlich im Haudelsgewerbe vor, umfaßte jedoch nur 15 Millionen Mark Verluste. Die Transport- Unternehmungen waren mit 106 Millionen Mark Berluftc» beteiligt. Sie wiesen gegen das Vorjahr eine ganz besonders starke Zunahme auf, wo nur 28 Millionen Mark dabei verloren wurden. Bei Bank- pleiten gingen 79 Millionen Mark drauf, eine Besserung gegen das Vorjahr, die allerdings ftir das laufende Jahr nicht mehr anhalten dürfte. ... Die augenblickliche KristS hat wieder einige neue Firmen in Zahlungsschwierigkeiten gebracht. Das gab der Erregung der um ihre Einlagen besorgten Bankkunden neue Nahrung. An der Börse wurde Leihgeld bis zu 130 bezahlt. Etwas wie Ocl auf brandende Wogen wirkte die Hergabe von 25 Millionen Dollar Darlehen durch Morgan und 10 Millionen durch Nockefeller. In den letzten drei Wochen sollen die New Dorker Banken zirka 200 Millionen Dollar ausgezahlt haben. Die Krise wirft ihre Wellen natürlich fortgesetzt weit über den lokalen Rahmen hinaus. Ein Antrag auf Bankrott- erklärung der Southern Steel Company(Alabama  ), deren Kapital 25 Millionen Dollar beträgt, ist beim Bundesgericht eingereicht worden. AuS R e n o(Nevada  ) wird gemeldet, daß der Gouverneur, um einem Sturm vorzubeugen:, den Freitag und Sonnabend für gesetzliche Feiertage erklärt hat. Eine Staatsbank und eine Trust Company hatten die Zahlungen eingestellt. Erklärlicherweise versuchen die Finanzfürsten' durch unverbind- liche Erklärungen den verloren gegangenen Optimismus zurü-'- zuzaubern. Bon den heutigen Meldungen registrieren Ivir: New Dorf, 25. Oktober.  (Meldung der Associated Preß  .) Die Entwickelung der finanziellen Lage zeigte heute nacht allgemein eine weitere Besserung der KrisiS. Die Finanzleute hielten mehrere Konserenzen ab, doch fand Cortelyou Zeit, einein Klubdiner beizuwohnen, wo er sich opttmistisch äußerte, aber keine offiziellen Angaben machen zu wollen erklärte, da die Situation sich so gebessert habe. Der neu ernannte Erste Aufsichtsbeamte für die Banken äußerte, soweit er habe in Erfahrnng bringen können, seien alle hiesigen Banken zahlungsfähig, nur die übereilten und unvernünftigen Anforderungen der Depositoren hätten die Lage gefährlich gestaltet. Der Staatskontrolleur stellte in Abrede, daß staatliche Gelder aus den Banken zurückgezogen worden wären; zwölf Millionen StaatSgelder seien deponiert, und weitere Summen würden nötigenfalls noch deponiert werden. New Dorf, 25. Oktober.  (B. H.  ) Die Lage der Börse war gestern wieder sehr krittsch, als sich gegen 2 Uhr das Gerücht ver- breitete, daß es an Bargeld mangele. Die Katastrophe wurde dank dem Eingreifen Morgans verhindert, welcher der Stock Exchange  eine Summe von 25 Millionen Dollar zu 10 Proz. vorstreckte. Nockefeller hat sich ebenfalls bereit erklärt, die gleiche Summe zu 10 Proz. herzugeben. Auch wird mitgeteilt, daß der Stahltrust den Markt mit einer Summe von 75 Millionen Dollar unterstützt hat. Die Krise gilt nach der allgemeinen Ansicht nunmehr als vorüber. New Dorf, 25. Oktober.  (W. T. B.) Es Wirt gemeldet, daß die United States Exchange Bank, eine kleine Bank im Harlemdistrikt, mit wenig über einer halben Million Depositen ihre Schalter nicht öffnete, doch hatte dies keinen Einfluß auf die Allgemeinsituation. Es geht im Gegenteil ein ruhigerer Zug durch die Geschäftswelt, dank der umfassenden Vorkehrungen, die gestern zur Wiederherstellung der normalen Lage gettoffen wurden. Auch die Philadelphia RhodeiS- land Union Trust Co. blieb heute geschloffen. Oesscntliche Btuliother und Seseyalle zu unentgeltlicher Ve- »uyuug für jedermann, SW., Alexandrinenstr. 26. Geöffnet täglich von 5'/, 10 Uhr abendS, an Sonn- und Feiertagen von 91 und 36 Uhr. In den Lefesale» liegen zurzeit 515 Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Nichtung auS. FreirellgUisr Gemeinde. Sonntag, Yen 27. Oktober, vonn. 8»/, Uhr, im Nathan»(Saal 109): Versammlung mit freireltgiöfer Vorlesung.   Vormittags 10'/, Uhr in der Schulaula, Kl. Finiiksurtcrstr. 6: Vortrag von Herrn Adolf Stern  :.Die Liebe ist deS Gesetzes Erfüllung  ". Damen  «nd Herren als Gäste sehr willkommen. Zentral-Kranken- und Bcarnbniökasse für Frauen und Mädchen in Teutschland. Verwaltung Berlin   III. M-ntag, den 23. Oktober 1907. abends 9 Uhr, bei H. Cchutdt, Puwuserstr. LS. Wasserstands-Nachrichten der LandeSanstalt für Gewässerkunde. mllgeteA vom Berliner   Wettcrbureau. Wasserstand M e m e l. Tilsit Bregel, Jnsterburg Weichsel. Thor  » Oder, Natibor , Krassen . Frniilsiirt Warthe  , Schttmm , Landsberg Neye, Vordamm Elbe, Lcitmcritz Barbh Magdeburg Saale, Grochtitz ')+ bedeutet Wuchs, Fall.*) Unlerpegel