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5» der ESuglingsfiirsorgrstellt 1, Blumcnstratze 78, findcl vkhrcnd des Monats November wöchentlich einmal unentgeltlicher Unterricht in der Säuglingspflege mit praktischen Hebungen statt. Beginn am Montag, den 4. November, um 5 Uhr. Meldungen mündlich oder schriftlich im Bureau des Kinderhauses, Blumen- stratze 78, täglich von 2 4 Uhr. Unter dem Rangicrzug zermalmt. Einen schrecklichen Tod hat der Hülfsbremser Korthe ans der Eisenbahnstraße 19 gefunden. K hatte bei der Zusammenstellung von Personenzügen auf der Stettiner Bahn Dienst getan. Beim Einrangieren der Waggons sprang er vom Trittbrett der Maschine, kam zu Fall und der nachfolgende Zug ging über ihn hinweg. Die Räder zermalmten dein Unglücklichen die Oberschenkel und den Unterleib vollständig. Ms man K. befreit hatte, war er bereits tot. Erst vor kurzem hatte der Verunglückte geheiratet. Einen Stubenten angeschossen. Eine geheimnisvolle Re- bolbcraffärc, die noch der Aufklärung bedarf, hat sich in der Nacht zum Sonntag am Stettiner Bahnhof abgespielt. Der Student August Gerlach, Jnvalidenstraße 37 wohnhaft, war in Begleitung zweier Kommilitonen von der Kneipe kommend auf dem Heimwege begriffen. In der Nähe des Stcttincr Bahnhofs ist nach der An- gäbe des G. plötzlich ein Fremder auf ihn zugetreten und hat mit dem Händel angefangen. Die beiden Begleiter mischten sich auch in die Sache und im Verlaufe des Streites gab der Unbekannte einen Revolverschuß ab. Die Kugel drang dem G. in die Brust. Nach Verübung der Tat ergriff der Revolverschießer sofort die Flucht und entkam auch. Der Schwervcrwundete wurde nach der nahen Sanitätswache gebracht. Der diensttuende Arzt stellte fest, daß die Kugel in die Rippen eingedrungen war. Eine Lebens- gefahr scheint demnach für den Angeschossenen nicht vorzuliegen. Ob sich der Vorfall in der geschilderten Weise abgespielt hat, be- darf noch der Aufklärung Drei Personen durch die Feuerwehr vom Feuertode gerettet. In dem Eckhause Prinzenstraße 76 und Scbastianstraße kam Sonntag früh 4 Uhr ein gewaltiger Brand zum Ausbruch, bei dem mehrere Personen in Lebensgefahr schwebten. Eine Frau und zwei Männer mußten von der Feuerwehr über mechanische Leitern hinweg ins Freie geschafft werden, während sechs andere gefährdete Personen sich noch selbst rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Wir erfahren über den Vorfall folgende Einzelheiten: Das Eckhaus Prinzenstraße 76 beherbergt etwa zwanzig Mieispartcien. Seit dem Mai d. F. wohnt in dem vierten Stock des Vordergebäudes ein jung verheirates Ehepaar Klein aus Ungarn  . Die Wohnung besteht aus Küche und zwei Stuben. Die Küche führt nach dem Hofe, während die Stuben nach vorn liegen. Sonnabendabend waren die Klcinschcn Eheleute mit dem Bruder des Mannes, der zu Besuch hier weilt, zur gewohnten Stunde zu Bett gegangen. In der vierten Morgenstunde des Sonntags wurden sie Plötzlich durch starkes Klingeln aus dem Schlafe geweckt. Ms sie daraufhin die Schlafftubentür öffneten, schlugen ihnen helle Flammen aus der Küche und dem Korridor entgegen. Sie machten in ihrem Schrecken die Tür wieder zu, rissen die Fenster der Schlafstube auf und schrien laut um Hülfe. Schon rückte auch vom Moritzplatz   her der erste Löschzug der Feuerwehr, die längst von Straßenpassanten alarmiert war, heran. Der gesamte Dach- shihl des Eckhauses stand in Flammen. Zuerst galt es, die drei am Fenster sichtbaren Personen zu retten.Oben bleiben! Nicht springen!" rief man den Geängstigten zu. Im nächsten Augenblick waren auch bereits zwei mechanische Leitern emporgerichtet und das Nettungswerk nahm seinen Anfang. Zunächst faßten die Sappcure die nur mit dem Hemd bekleidete Frau Aranka Klein und brachten sie über die Leiter hinweg ins Freie. Außerdem wurde auf dieselbe Weise ihr Ehemann, der Lackierer Alexander Klein und dessen Bruder gerettet. Vor Eintreffen der Wehr hatte sich schon der Verwalter Kelz mit seiner Frau und seiner zehnjährigen Tochter sowie mit drei anderen Herren in Sicherheit gebracht. Die Wohnung dieser Leute liegt gegenüber der Klein- fchen Wohnung. Ehe die Flammen in das Treppenhaus schlugen, waren alle sechs, nur notdürftig bekleidet, die Treppen hinab- gestürmt. Durch das energische Eingreifen der Feuerwehr konnte die Verwalterwohnung noch gehalten loerden; nur die Korridor- tllr ist angekohlt. Zur Ablöschung des Feuers wurden vier Schlauchleitungen stärksten Kalibers verwandt. Innerhalb einer Stunde war denn auch jede Gefahr beseitig. Der Dachstuhl des Hauses und die Küche von der Kleinschen Wohnung ist nieder- bezw. ausgebrannt. Ucber die Entstchungsursache des Feuers ist noch nichts ermittelt. Ein zweiter Brand ereignete sich Sonn tagvormit tag in der Kommandantenstraße 49. Im Keller des rechten Seiten- flügels wohnt dort die Kutscherfamilie A. Wolfs. Während der Mann schon früh weggegangen war, entfernte sich gegen 19 Uhr auch seiue Frau, um Brötchen zu holen, und ließ ihre beiden drei- und vierjährigen Söhne Ernst und August allein in der Wohnung zurück. Als sie nach fünf Minuten wiederkam, brannte der drei- jährige August lichterloh. Sein Bruder hatte mit Streichhölzern gespielt und dabei seine Kleider in Brand gesteckt. Trotzdem Frau Wolfs die Flammen an dem Körper des Kindes schnell erstickte, hatte es doch schon schwere Brandwunden davongetragen, so daß es nach dem Krankenhause geschafft werden mußte. Ter kleine Ernst hatte sich vor Angst unter das Bett verkrochen. AuS dem Fenster gestürzt mit ihrem Kinde hat sich nach einem Streite mit dem Ehemann die Frau des Tischlers Kretschmer aus der Cuvrystr. 44. Die junge Frau fiel auf den asphaltierten Hof. Das Kind erlitt einen Schädelbruch und ivar sofort tot. die Mutter erlitt zwei Beinbrüche, Quetschungen und Hautabschürfungen und tvurde nach dem Krankenhause Bethanien gebracht, wo sie leben?- gefährlich daniederliegt. Rennbahn Treptow  , 27. Oktober. Auf der Treptolver Bahn herrschte am Sonntag ein reges Treiben. Schon vormittags 9 Uhr versammelten sich dort die 79 Teilnehmer des vom Sportklub .Komet" veranstalteten Gepäckmarsches, der über 69 Kilo- meter ging. Unter großer Beteiligung seitens begleitender Rad- fahrer lvurbe um 9 Uhr 26 Minuten der Marsch begonnen, der über Grünau  , Schmöckwitz   nach Wildau   und zurück nach Treptow  führte. Gegen 4 Uhr traf als erster der Sieger des vorjährige» Marsches, der Prager Emmerich Rath  , in 6 Stunden 41 Minuten'ein; er hatte durchweg die Spitze und vergrößerte seinen Vorsprung ständig. Zwölf Minuten später traf der Rheinländer WilmSmeyer und in kurzen Pausen Diester(Unteroffizier vorn 2. Garde-Reg. z. F.), Nippe(Sportklub Marathon), Nettelbeck(Charlottenburger Sportklub) und Reiche(Marathon) ein. Diesen Gewinnern von wertwollen Ehrcnpreisen folgten bis 6 Uhr abends noch weitere 24 Teilnehmer, unter ihnen die Rennfahrer Erxleben, Keil und Pawke und mehrere Soldaten.   Die Rennfahrer Stabe und Hofftnann hatten auf- gegeben. Nachmittags fanden auf der Rennbahn zweij Dauerrennen hinter Motorführung über 39 und 29 Kilometer statt, die spannende Kämpfe brachten und ohne Unfall verliefen. DaS 39 Kilo- metcrrennen(299, 150, 199, 69 M.) gewann Hab er er in 25:44>/z Minuten vor Lamla(28.844 Kilometer) und George (23.299 Kilometer). W. Huber aufgegeben. In dem 29 Kilo- mererrennen(200, 100, 75 M.) siegte W. H n b e r in 16 Mi- nuten 24'/, Sekunden vor Haderer(19.295 Kilometer) und Lamla (18.699 Kilometer). Ein umfangreicher Fabrikbrand beschäftigte die zweite Kom- pagnie der Feuerwehr Sonntagabend lange Zeit in der L a n g e n- st r a tz e 16. Das Feuer wütete in dem Karton- und Papplager der Kartonfabrik von F a b i a n u. M e i ß n e r. Um die Flammen zu ersticken, mußte mit drei Rohren fast zwei Stunden Wasser acgeben werden. Das Lager ist zu einem großen Teil vernichtet. Ebenso wurde die Tachkonstruktion des zweiten linken Seiten- flügels zerstört. Bei den Ablöschungsarbeitcn mußte auch eine mechanische Leiter, ein Sauerstoffschutzhelm und eine Flammen- schutzkappe bemitzt werden. Außerdem hatte die Wehr im Laufe des Sonntags noch mehrere kleine Feuer abzulöschen. In der Antonstraße 2 brannte eine Küche, am Plan-Ufcr 76 eine Bade- ftube und in der Lindenstraße 36 eine Mädchenstube. Kisten gingen in der Alexanderstraße 22 und Kartons in der Blücherstratze 69 in Flammen auf, während in der Chorinerstraße 63 und in der Czarnikauerstraße 5 in Wohnungen Feuer ausgekommen war. Papiervorräte und Lumpen hatten sich dann noch in der Münz- stratze 22 und in der Landsbcrgerstraße 64 entzündet. Einen erheblichen Verlust hat ani Sonnabend spät abend ein Arbeiter erlitten, der auf dem Wege Schmidstraße- Käpenickerstraße, von hier mit der Elektrischen bis zur Chausseestraße, dann bis Sparrstraße seinen ganzen Wochenlohn im Betrage von 49 M., der sich in einem grauen Leinwandportcmonnaie befand, verlor. Der eventuelle Finder wird»in Abgabe an Wilh. Hohm, Sparrstr. 21 n, gebeten. Der Zoologische Garten hat seine reichhaltige Papagclensamm- lung neuerdings um zwei seUcne Exemplare vermehrt. Besonders zu erwähnen ist die Prachtamazonc aus Südbrasilicn, ein äußerst ansprechend gefärbter Vogel von schöner grüner Grundfarbe mit schwarzen Federsäumen, von denen sich die rote Zeichnung der Flügel, des Vordcrkopfes und der Augengegend, sowie das intensive Blau der Schwingenspitzen wirkungsvoll abheben. Zur Gattung der Edelpapageien gehört der aus Borneo   stammende Langschwanz- sittich, ausgezeichnet durch schmale, stark verlängerte mittlere Schwanzfedern und sehr bunte Färbung, die verschiedene Schattierungen von grün, blau und rot aufweist. I» der Generalversammlung Groß-BerlinS am 27. Oktober sind in Kellers Festsälen ein Portemonnaie mit Inhalt und ein Taschen- tuch gefuildeii lvorden, welche im Berliner   VerbaildSburean, Linden straße 69, in Empfang genommen werden können. Vorort- richten. Charkottenburg. Zu einer imposanten Kundgebung gestaltete sich eine vom Gemeindcarbeiterverband einberufene öffentliche Versammlung der städtischen Arbeiter, welche den großen Saal des Volkshauses füllte. Als erster Referent sprach Stadtverordneter Genosse Paul Hirsch   überArbciterpolitik in der Kommune". Genosse Hirsch schilderte in seinen oft von Beifall unterbrochenen Ausführungen den schweren Stand, den die Vertreter der Arbeiterschaft bei der Vertretung der Interessen der städtischen Arbeiter haben. Mit ihren zirka 1999 Arbeitern zählt die Stadt mit zu den größten Arbeitgebern Charlottcnburgs. Der Magistrat und die bürgerliche Mehrheit der Stadtverordneten halten sich nicht wenig zugute auf die sozialen Einrichtungen, die für die Arbeiter geschaffen seien. Betrachte man diese Sache aber näher, so bleibe von der viel- gepriesenen Fürsorge nicht viel übrig. Hartnäckig weigern sich die städtischen Körperschaften, dem Arbeiter einen Rechtsanspruch auf diese sozialen Einrichtungen zu geben. So seien z. B. im verflossenen Jahre nur 19 909 M. für die Alters- und Relikten- Versorgung angesetzt und selbst diese geringe Summe wurde nicht vollständig ausgegeben. Ebenso lägen die Dinge im argen bczüg- lich der Lohnverhältnisse. Trotzdem die sozialdemokratischen Stadt- verordneten seit Jahren einen Minimallohn von 4 M. fordern, gäbe es zurzeit noch eine Reihe von Arbeitern, deren Löhne er- hcblich unter diesem Satze stehen, wie Parkvcrwaltung, Kanali- sation, Bauvcrwaltung. Allerdings jetzt vor der Wahl fließen die bürgerlichen Vertreter über von Wohlwollen für die städtischen Arbeiter. Für die städtische Verwaltung sei es außerordentlich leicht, sich hier generös zu zeigen; werfen doch einzelne Werke ganz enorme Ileberschüsse ab. So z. B. die Gaswerke allein an 2 999 999 M. Wetter streifte Redner die Arbciterausschüssc. Wie ängstlich man bemüht gewesen sei, dieselben zur Bedcutungslosig- kcit herabzudrücken, zeige die Bestimmung, daß der Ausschuß Be- schwerden gegen Vorgesetzte nicht verhandeln darf. Die Sozial- demokratie werde stets für die berechtigten Wünsche der städtischen Arbeiter eintreten. Sache der Arbeiter selbst sei es, bei der be- vorstehenden Wahl als Wähler den sozialdemokratischen Kandidaten zum Siege zu verhelfen und für den Ausbau ihrer Organisation rastlos Sorge zu tragen.(Lebhafter Beifall.) lieber die Forderungen der städtischen Arbeiter pro 1998 referierten Polenske und K a m e r o w s k i. In erster Linie wird eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit gefordert. Für Schichtarbeiter, Maschinisten und Heizer der Achtstundentag mit Einführung des Drcischichtwcchscls. Für alle übrigen Arbeiter die neunstündige Arbeitszeit. Weiterhin die Zahlung von Wochen- löhncn an Stelle der bisherigen Tage- bezw. Stundenlöhne, unter Zugrundelegung einer wöchentlichen Arbeitszeit von sechs Tagen zu neun Stunden bezw. sechs Schichten zu acht Stunden. Für die Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit soll ein Zuschlag von 199 Proz., für Uebcrstunden von 69 Proz. gefordert werden. Der Mindestwochenlohn für ungelernte Arbeiter soll 27 M. betragen. Die Forderungen sehen weiter vor, daß der Höchstlohn nicht mehr wie bisher in zehn Jahren, sondern schon in fünf Jahren er- reicht wird. In der Diskussion wurden eine Reihe von Einzelheiten aus den verschiedenen städtischen Betrieben vorgebracht, die erkennen ließen, daß Charlottenburg   noch weit von dem Ziele entfernt ist, in puncto Sozialpolitik als Musterstadt zu gelten. Die nachstehende Resolution gelangte zur einstimmigen An- nähme: Die im großen Saale des.Volkshauses" zahlreich ver­sammelten Arbeiter der Stadt Charlottenburg   erklären sich mit den Ausführungen des Referenten Stadtverordneten P. Hirsch über die Arbeiterpolitik in der Kommune vollständig einverstanden. Tie Versammelten erklären mit aller Bestimmtheit, daß die Arbeitsverhältnisse der städtischen Arbeiter fast in jeder Hinsicht unbefriedigende sind und verurteilen daher die Tatenlosigkeit des Magistrats und der Stadtverordneten in diesen Tingen. Sie sehen als deren unabweisbare Pflicht an, daß nunmehr endlich die schon lange und wiederholt geforderte Allgemeine Arbeits- ordnung zur Tatsache wird. Von der Einreichung der in Gruppen- und Bctricbsbcrsainm- lungen beschlossenen Anträge der Arbeiter nehmen die Vcr- sammelten Kenntnis. In der Erwägung, daß die in den Anträgen enthaltene Forderung auf Verkürzung der Arbeitszeit von hygienischen als auch von sozialen Gesichtspunkten aus voll- berechtigt und längst spruchreif ist; in fernerer Erwägung, daß die beantragten Löhne das Minimum dessen darstellen, was selbst bei bescheidensten Ansprüchen unter den gegenwärtigen Verhältnissen zur Lebenshaltung beansprucht werden muß. und daß in allen Bc- trieben, wo nicht bereits Monatslöhne bestehen, die Einführung der Wochenlöhne zwecks Sicherung eines festen Einkommens unbedingt notwendig ist, erlvarten die Arbeiter volle Würdigung ihrer Beweggründe und Berücksichtigung der eingereichten Anträge. Die Versammelten beauftragen die Ortsverwaltungen des Verbandes der Gemeinde- und StaatSarbeiter und des Allgemeinen deutschen Gärtnervereins, die Anträge aller städtischen'Arbeiter zusammenzustellen und in geeigneter Weise dem Magistrat und den Stadtverordneten zu übermitteln, wie überhaupt alles Notwendige zur.Durchführung ihrer bescheidenen Wünsche zu veranlassen. Ueberzeugt jedoch davon, daß das vornehmste und wirksamste Mittel zur Erlangung besserer Existenzbedingungen eine große und starke gewerkschaftliche Organisation ist, verpflichten sich die Ver- sammelten, mit aller Energie für die Stärkung ihrer Organisa- tionen zu wirken, und erwarten von den Kollegen, daß sie bis zum letzten Mann dieser Pflicht nachkommen. Treptow  -Baumschulenweg. Ein Ehedrama. In der Nähe des Treptolver Parks wurde kürzlich die Leiche einer Frau auS der Spree   gelandet. Einige Tasse darauf zog man die Leiche eines Mannes aus dem Wasser. Die Fimdstellen lagen zisntlich dicht zusammen. Anfangs vevnwchts man über die Persönlichkeit der beiden Toien nichts zu ermitteln. Jetzt hat die traurige Angelegenheit ihre Aufklärung gesunden. Es handelte sich um den Abschluß eines EhedramäS. Der Handwerker Scholtz aus Baumschulenweg   und dessen Ehefrau waren die beiden Toten. Sie hatten sich geineinsam das Leben genommen. Das Motiv war in einem Nervenleiden der Frau zu suchen, das in der letzte» Zeit so stark austrat, daß sie glaubte, sie werde noch einmal dein Irrsinn verfallen. Sie teilte ihrem Manne ihre Befürchtungen mit und ftigte hinzu, sie ziehe eS lieber vor. freiwillig zu sterben, als in das JrrcnhanS zu wandern. DaS Eheppaar faßte nun den Entschluß, gemeinsam in den Tod zu gehen. Sie stürzten sich beide in die Fluten der Spree   und ertranken. Ndlershof. Ein Ausflug in die Sterncnwclten lautet das Thema eines öffentlichen Vortrags, den Herr Direktor Archcnhold morgen. Mittwochabend, 8 Uhr, hält. Der Eintrittspreis ist auf 29 Pf. festgesetzt. Da der Ertrag zugunsten der Treptower Sternwarte bestimmt ist, ersucht der Obmann der Gewerkschaftskommission um rege Beteiligung. Billetts für die Sternwarte sind zum ermäßigten Preis von 89 Pf. beim Obmann Wilhelm Arndt  . Bismarck- straße 34. I, zu haben. Weistensee. Gefangene als Kommunalarbeiter. Zu welchen Konsequenzen das leidige Submissionswesen führt, zeigt folgender Fall. Tie Regulierung der Straßen auf dem Gelände der Realgcscllschaft wird durch die Gemeinde ausgeführt; es sind die Arbeiten, wie bisher üblich, an den Mindestbictenden vergeben worden. Ter Unternehmer hat selbstverständlich mit Gefangenenarbeit gerechnet. denn sonst konnte er nach dem Gebot nicht zurccht kommen, da die freien Arbeiter zum mindesten das Toppelte an Lohn ver- langen. Die Gefängnisvcrwaltung fordert für den Mann und Tag 1,99 M. In der Gemeindevertretung wurde von unseren Genossen darauf aufmerksam gemacht, daß in der Arbeiterschaft große Entrüstung herrsche, da die Arbeitslosigkeit ziemlich groß sei. Der anwesende Baurat gab zu, daß ihm die Sache auch un- angenehm sei, er könne es aber nicht ändern, da im Vertrage mit dem Unternehmer über die Anstellung der Arbeiter nichts enthalten sei. Hinterher aber billigte er dennoch das Verhalten, da die Gc- fangenen doch auch Menschen seien und sich gerne ein paar Groschen verdienten. Er mußte sich jedoch eine Aufklärung gefallen lassen, daß nur die Gcfängnisverwaltunss den Löwenanteil vom Gewinn habe. Herr Tcichert. seines Zeichens Kaufmann, jetzt Rentier, machte sich die Sache sehr einfach. Er meinte, Berlin   beschäftige auf'den Rieselgütern auch Gefangene, warum sollen wir nicht hinterher hinken. Es wird ja doch so manches von Berlin   ab- gesehen. Sprachs und sank in seinen Sitz zurück mit dem Bc- wußtsein, eine soziale Tat begangen zu haben. Die meisten Herren waren aber so vernünftig, einer Anregung zuzustimmen, wonach in den nächsten Verträgen durch eine Bestimmung solchen Vorkommnissen vorgebeugt wird. Ferner soll mit dem Unter- nehmer verhandelt werden, daß die Gefangenen zurückgezogen werden. Spandau  . Die Vorbereitungen zu den Stadtverordnetenwahlen werden von allen Parteien mit großem Eifer betrieben. Die bürgerlichen Parteien geben sich alle Mühe, um sich bei den Arbeiten! in empfehlende Erinnerung zu bringen. Indes dürften die An­strengungen nicht den erwünschten Erfolg haben. Das zeigte bereits der mangelhafte Besuch einer vor wenigen Tagen stattgefundenen. vom Neuen Wahlvercin einberufenen Versammlung. Arbeiter waren fast gar keine vorhanden. Der Grund soll sein, daß die Arbeiter bis 8 Uhr, also bei Stattfinden der Versammlung, noch arbeiten mußten. Der Referent, Herr Frcihoff, meinte, daß der Neue Wahl- verein unter der Obhut des NeichslügenverbandeS sich die Aufgabe gestellt habe, bei den diesmaligen Stadtverordnetenwahlen die Sozial- demokratie aus dein Rathause zu entfernen. Daß sich jedoch die Herren noch nicht so siegessichcr fühlen, beweist ein Eingesandt, welches vor einigen Tagen imSpandauer Tageblatt" erschien. In demselben wird namentlich gegen die Kandidatur des Postsekretärs Schlößer, der außer dem BetriebsschreibcrSimon aufgestellt ist, Stimmung gemacht. ES wird betont, derselbe würde doch von den vielen im Bezirk wohnenden Arbeitern nicht gewählt werden. Im übrigen schließt die Notiz mit dem Wunsche, daß derObergenosse" P i e s e r. der von der Sozialdemokratie aufgestellt sei, eine Niederlage erleiden möge. DerReichSvcrbandSgenosse" Schob, der Besitzer des Schleifsteins, muß ein großes Interesse an der Beseitigling der unliebsamen Zwischenkandidatur haben; dies geht daraus hervor, daß am 25. Oktober in dem Blatte dem Herrn Postsekretär nahegelegt wurde, doch von seiner Kandidattir zurückzutreten. Unsere Genossen werden dafür zu sorgen haben, daß weder der vomSpandauer Tageblatt" gutgeheißene bürgerliche Kandidat, noch der unangenehme Zwischen- kandidat gewählt wird. Die wenigen Tage, die uns noch von der Wahl trennen, müssen agitatorisch ausgenutzt werden. Die Wahlen finden an zwei Tagen statt und es ist Pflicht der Genossen, dafür Sorge zu trage», daß kein Irrtum Platz greift. Die Wahlzeit a» beiden Tagen ist von 19 bis 1 Uhr vor- mittags und von 5 bis 8 Uhr abends. Bei den am 5. November stattfindenden Ergänzungswahlen sind folgende Genossen als Kandidaten aufgestellt: II. Bezirk: 6. November stattfindenden Neuwahlen steht im Hl. Bezirk der Genosse Robert P i e s e r und im V. Bezirk der Genosse Friedrich Götze zur Wahl. Bis zum Tage der Wahl nütze also noch jeder die Gelegenheit au?, für die Kandidaten der Sozialdemokratie zu agitieren. Gerichts-Zeitung. Im Prozeß gegen Karl Schneid» kam es am Montag wieder zu einem Zwischenfall in bezug auf die Prozeßführung. Nachdem das Gericht vom 18. Oktober ab vier volle Sitzungstage in der Sache verhandelt hatte, wurde nur an einigen Tagen der Woche von 4 Uhr ab verhandelt, weil das Gericht die übrigen laufenden Prozesse ebenfalls erledigen will. Am gestrigen Montag loar von 4 bis gegen 6 Uhr verhandelt worden. Da erklärte der Angeklagte, er habe die Nacht vom Sonn-'' tag zum Montag durchgearbeitet, auch am Tage keine Ruhe ge- fanden und fühle sich jetzt nicht mehr fähig, den Verhandlungen zu folgen, er beantrage deshalb Vertagung. Das Gericht lehnte diesen Antrag ab, denn es habe wie der Vorsitzende Landgerichts» direktor Splettstößer verkündete nicht die Ansicht gewonnen, daß der Angeklagte nicht mehr vcrhandlungsfähig ist. Der Ver­teidiger Rechtsanwalt Dr. Halpcrt erbat sich hierauf daL Wort, um einen Antrag zu stellen. Der Vorsitzende verweigerte dem Ver- teidiger das Wort und wollte in der Zeugenvernehmung fortfahren. Der Verteidiger ersuchte um Protokollicrung der Tatsache, daß ihm das Wort zur Stellung eines Antrages verweigert wurde. Nunmehr erhielt er das Wort und beantragte, da der Gerichtshof doch nicht in medizinischen Angelegenheiten sachverständig sei, den Gerichtsarzt, Medizinalrat Dr. Hoffmann, zu rufen, damit dieser feststelle, ob der Angeklagte verhandlungsfähig sei. Diesem An- trage gab das Gericht statt und setzte die Verhandlung bis zum Erscheinen des Medizinalratcs Dr. Hoffmann aus. Nach 1'chstündiger Pause erschien anstatt des Medizinalrates Dr. Hofs- mann, der zurzeit nicht zu erreichen war, ein anderer GcrichtSarzt. Der Vorsitzende teilte ihm zur Information mit, bei der Beweis» crhebung handele es sich uin die denkbar einfachsten Sachen, nur ein Zeuge sei noch zu vernehmen gewesen, die Sitzung könnte längst beendet sein, wenn der Sachverständige nicht hätte gerufen werden müssen. Der Arzt untersuchte den Angeklagten und erklärte, der objektive Befund habe gewisse Anhaltspunkte ergeben, welche die Angabe des Angeklagten, er könne den Verhandlungen