TodtenNste der Partei Gestorven in EaalfeldderSchloffer G u sr a v B l e y. feit langen Jahren wohlbeivährt inder Agitation für unsere Parle«.»«Polizeiliches. Gerichtliches er.— Wegen Beleidigung des Schuhfabrikanten Dorndorf nmrdeder Redakteur der Breslauer„Volksrcacht". GenosseThiel, zu SO Mark Geldstrafe event. zehn Tagen Gesängnißverurrheilt.— Genosse Franz Feldmann, der Redakteur des„Proletariers aus dem Eulengebirge", wurde am Sylvester-morgen wegen angeblichen Fluchtverdachts verhaftet. Erveröffentlicht dies in dem genannten Blatt mit dem Bemerken:„Obgleich ich hinlänglich Zeit gehabt hätte, zu entfliehen, würdeich dies doch niemals thun, da ich die Konsequenzen meinerHandlungsweise stets zu tragen bereit bin."— So spricht einwackerer Sozialdemokrat! Der Grund der Verhaftung ist dieneulich gegen Feldmann wegen Majestätsbeleidigung erkanntehohe Strafe von 1 Jahr Gesängniß, die durch Abdruck der Thier-fabel„König Stier" verwirkt wurde. Der Staatsanwalt hattein der am 8. November zu Schweidnitz stattgehabten Verhandlungkeinen Verhaslungsantrag gestellt, sondern erst ca. vier Wochenspäter. Das Landgericht lehnte jedoch diesen Antrag der Staats-anwaltschaft am 8. Dezember ab, woraus diese beim BreslauerOber-Landesgericht Beschwerde erhob. Dasselbe beschloß am23. Dezember die Verhaftung. Begründet wurde dieser Beschluß,wie oben angedeutet, damit, daß Feldmann, weil er in ersterInstanz verurthellt worden, dringend verdächtig sei, fich derMajestätsbeleidigung schuldig gemacht zu haben und bei derHöhe der erkannten Strafe fluchlverdächtig sei. Gegen dasUrtheil erster Instanz ist. wie der„Proletarier" mittheilt,„dieRevision rechtzeitig angemeldet und auch begründet worden undmehrere Juristen haben die Meinung geäußert, daß die Ver-«ctheilung vom Reichsgericht wohl nicht bestätigt werden dürfte.Da nun aber gegen Beschlüsse und Verfügungen der Ober-t�andesgerichte nach Z 846 der Strafprozeß- Ordnun g Beschwerdenicht zulässig ist. wird Genosse Feldmann voraussichtlich bis zurEntscheidung des Reichsgerichts, welche in etwa 6—8 Wochenerfolgen dürfte, in Haft bleiben müssen, falls nicht«in Kautions-angebot Erfolg hat."— Aus Neubrandenburg wird der„MecklenburgischenVollks-Zeitung" unterm 30. Dezember geschrieben: Wegen einerim August d. I. hier abgehaltenen geschlossenen politischen Ver-sammlung, zu der mittelst Karten eingeladen worden, waren aufVeranlassung des Polizeimeisters Krüqer Strafbefehle gegen denWirth Pritzkow in Höhe von 80 M.. gegen den ZimmererRöpaie als Einlader und gegen den Referenten Buchdrucker Rensch-Rostock solche von je 20 M. erlassen unter Anziehung der§§ 3und 8, Abs. 4 der meckl.-strel. Verordnung vom l9. März 1891,nach«velcher die Abhaltung öffentlicher politischer Versammlungender Genehmigung der Ortspolizeidehörde bedarf. Gegen diesenStrafd>isehl erhoben die Betroffenen Einspruch. Die Angelegen-heit kam am 29. v. Mts. vor dem hiesigen Schöffengericht zurVerhandlung. Obgleich weder nachgewiesen werden konnte, daßdie Tagesordnung:„Welche Bedeutung hat die„MecklenburgischeVollszeiwng" für unsere Partei?" und die„NenbrandenburgerBürgerrezrasentanten- Wahl", welche letztere auf Grundlage desDreiklasseu-Wahlsystems erörtert wurde, einen politischen Charaktergetragen habe, noch, daß ohne Eintrittskarte irgend eine Personin die Versammlung gelangt sei, glaubte das Gericht, wie ausden Entscheidnngsgründen hervorging, wegen der mit einer ge-schlofsenen politischen Versammlung erzeugten„Umgehung resp.Verdunkelung" des angezogenen Gesetzes die Berufung des Ein-laders und des Referenten verwerfen zu müssen. Der WirthPritzkow wurde freigesprochen. Der Herr Amtsrichter fühlte sichnoch veranlaßt, den Verurtheilten die Berufung zu empfehlen,welche denn auch sofort erfolgte.— Am 21. Dezember stand Genosse Osterburg» frühererRedakteur der„Sonntags-Zeitung", vor den Schranken desHalber st ädter Landgerichts,«im sich wegen der letzten gegenihn schwebenden Anklage zu verantworten. Es handelte sich umdie Veröffentlichung der Anklageschrift in Sachen Krietsch-Ofter-bürg, worin eine nochmalige Beleidigung des Direktor Krietschenthalten sein sollte. Der Staatsanwalt beantragte eine Ge-fängnißstrafe von 2 Monaten,„da eine Geldstrafe die sozial-demokratische Partei bezahle". Der Gerichtshof erkannte aus200 M. Geldstrafe.— Der öffentlichen Beleidigung war auchGenosse Jäger aus Egeln angeklagt. Derselbe hatte in einerBersanimlung behauptet, der Fleischermeister Felgentreff habe ihmgegenüber geäußert:„Alle Sozialdemokraten müßten verhungern".Die Zeugen Fleischer Felgentreff und Gastwirth Flechtner be-künden erblich, daß dieser Satz nicht in bezug auf die Sozial-dcmokraten geäußert worden sei. Felgentreff habe nur dieBummler gemeint. Der Gerichtshof schenkte den Aussagen derbeiden Zeugen Glauben und erkannte aus 1 Woche Gesängniß.Publikatioiisbefugniß des Urtheils im Egelner Wochenblatt,Halberftädter Jntelligenzblatt und SonntagSzeitung. Der Staats-auwalt hatte 100 M. Geldstrafe beantragt.— Die letzte vorjährige Nummer der„E l f a ß- L o t h r i n-gischen Volks-Zeitung" wurde wegen angeblichen Ver-gehenS gegen§ 131(Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen:c.durch wissentlrch erdichtete oder entstellte Thalsachen) konfis-z i r t. In ivelchem Artikel das angebliche Vergehen enthaltensein soll, darüber wurde kein Aufschluß gegeben. Der Polizeifielen in der Mühlhäuser Expedition des genannten Parteiblattesnur 36 Exemnlare in die Hände. Wetter wurden die in denGastwirthschasten Mühlhausens ausliegenden Exelnplare beschlag-nahmt; ebenso gelang es der Polizei in einigen auswärtigenOrten die Exemplare abzufassen, noch bevor sie zu den Abonnentenausgetragen waren.— Im Uebereifer.„Auf Grund des Sozialisten-gesetzes" siftirte der Gendarm in L i e b e r o s e in der Woche vorNeujahr»ner Berliner Parteigenossen, ivelche die ihnen aufgezwungene ArbeitSmnße dazu benutzten, in dortiger GegendAgitationsschriften zu verbreiten. Unsere Genossen wurden.nachdem sie drei Stunden im Amtsverließ zugebracht hatten undihnen die„gefährlichen" Schriften abgenommen waren, wiederauf freien Fuß gestellt. Natürlich ist Beschwerde beim Landrathezngereicht.— Genosse Dr. Ellenbogen in W i« n sollte sich in einerRede gegen das Strafgesetz oergangen haben. Das erste Gerichterkannte aus Freisprechung, der Staatsanwalt legte dagegen Be-rufung ein, das Appellgericht bestätigte jedoch die Freisprechungmit der lobensiverthen Begründung, daß eine Rede m ihrem Zu-fammenhange bcurlheilt werden inüsse und es nicht angehe.einzelne Sätze herauszureißen und als Grundlage für eine Anklagezu denützen.Tuftertes.Die Abonnenten deS„Vorwärts",«velche beabsichtigen,sich den letzten Jahrgang der Sonntagsbeilage«Die NeueWelt" einbinden zu lassen, machen wir daraus aufmerksam, daßTitel und Jnhaltsverzeichniß kostenfrei in unsererExpedition, Beuthstr. 3 verabfolgt wird.DaS zweite Gebot, so da lautet:„Du sollst den Namendeines Gottes nicht unnützlich führen; denn der Herr wirdden nicht ungestraft lasten, der seinen Namen mißbraucht", hatgerade der Psassheit von jeher am wenigsten imponirt, und wennder Stöcker'sche„Reichsbote", ivie wir genern bereits erwähnten.jetzt seinen Lesern„mit Dank gegen unseren gnädigen Gott"mittheilt, daß es ihm„unter seinem Segen" gelungen ist, eineeigene Druckerei zu erwerben, so kann er sich dabei auf einigePräzedenzfälle berufen. Im November 1888«vurd« die WahlS t ö ck e r s zum preußischen Landtage im Wahlkreise Herford-Bielefeld von dem Stöckerblalt„Neue Westfälische Volks-Zeitung" verkündet mit den Worten:„Gott hat uns den Sieggegeben". An den Gewählten telegraphirte dieses Blatt:„Gottist mit uns, Sie sind gewählt," und Stöcker, der damals nochHofprediger war, antwortete:„G o t t die Ehre, den treuenWählern Dank!" Der Bericht des Stöckerblattes schloß mit denWorten:„Ja, es war ein unvergeßlicher Tag! Es ist vomHerrn geschehen und ein Wunder vor unseren Äugen.Psalm 103". Auch auf dem Siegesfeste, welches die kon-servativen Wähler veranstalteten, wurde mit AnrufungenGottes nicht gespart. Der Choral„Allein Gott in derHöh' sei Ehr" eröffnete die Feier, der Choral„Nundanket alle Gott" schloß sie. Ein Geistlicher, SuperintendentSchmalenbach, dankte„dem Herrn, der alles so schön geleitetund uns den Sieg gegeben", in einem inbrünstigen Gebet. DiesesGebahren stand aber nicht etwa vereinzelt da. Aus Anlaß der-selben Wahl schrieb aus dem Wahlkreise Grünberg-Frey-st a d t der bekannte Hausvater N ü h m e r in Alt-Tschau beiNeusalz:„Der H e r r hat alles wohl gemacht und alles, allesrecht gemacht, gebt unserm Gott die Ehre!" Der Sieg der„kaiserlich-königlich-treuen Urwähler", wie der würdige Haus-vater die konservativen Wähler in seinem frommen Blattenannte, wurde in einem Telegramm nach Potsdam gemeldet,das da lautete:„Nach schwerem Kampfs Sieg der konservativenSache. Gott war mit uns, ihn, sei die Ehre!" Aehnliche Beispiele ließen sich dutzendweise anführen. Den Pfaffen ist äugen-scheinlich die ursprüngliche Absicht des zweiten Gebotes nichtmehr recht klar. Sie war die, daß der Eindruck, den die An-rufung des Namens Gottes machen sollte, nicht durch zu reich-lichen Gebrauch abgeschwächt würde. Diese Vorsicht gebrauchtendie morgenländischen Herrscher— als solchen dachten sich ja dieJuden ihren Gott— und gebraucht heute noch der Mikado vonJapan. Aber übereifrige Höflinge vereiteln durch zu weilgehende Devotion die weise Absicht ihres Herrn.In der Herberge znr Heimath am Wedding hat es, wieuns nachträglich berichtet wird, auch eine Weihnachtsbescheerunggegeben, die freilich etwas dürftig ausgefallen ist. Ein„armerTeufel", wie er sich selbst nennt, war gezwungen, während derFeiertage die Herberge zur Heimath aufzusuchen und schildert unsnun seine Erlebnisse:„Gleichsam als Vorfeier wurden am Abendvor dem Weihnachtsfest zwei der Uebernachtenden, die sich imFremdenzimmer ernes geringen Vergehens schuldig gemacht hatten,gewaltsam an die frische Lust befördert, trotzdem sie ihr Schlaf-geld schon bezahlt hatten. Am Weihnachtsabend wurden nurdiejenigen eingelassen, welche eine Schlafmarke vom Tage zuvorausweisen konnten, von auswärts Zureisende fanden also keineAufnahme mehr. Der Preis der Betten wurde vom Hausvatervon 60 aus 75 Pf. erhöhl. Die Feier selbst begann mit einerAndacht, welche noch einmal so lange dauerte wie die Verlheilungder von Berliner Woblthätigkeits-Vereinen gespendeten Liebes-gaben. Von den Angestellten des Hausvaters wurden Hemden,Strümpfe und Pulswärmer vertheilt ganz nach Belieben,ohne jede Kontrolle. Die Bedürfnißfrage fand keinerleiBerücksichtigung, so daß derjenige, dem ein Hemddringend nothwcndlg war, mit Strümpfen abgespeist wurde.Es schien auch so, als ob bei der Vertheilung nicht mit dergrößten Unparteilichkeit zu Werke gegangen werde. Den christlich-sozialen„Sonntagsfreund" und eine Predigt gab's in schwerenMengen, davon wurde aber niemand satt. Für den Magengab's einen sogenannten„Christstollen", kaum größer wie eineHand, der denn auch sofort verzehrt wurde, und einige Zigarren,über deren Qualität am besten geschwiegen wird. Der Haus-vater beschwichtigte die Hungernden durch das Versprechen, daßes am ersten Feiertage Kaffee und Abendbrot geben werde. Arnanderen Morgen kam denn auch der„Kaffee", eine Tasse höchsteigenthümlich schmeckender gelber Brühe ohne Brot. Viele derNachlgäste trieb jetzt der Hunger hinaus, selbst aus die Gefahrhin, am ersten Feiertag wegen Bettelns arretirt zu werden. AmAbend stellte sich der größte Theil der„Gäste" wieder ein. Etiva«in halbes Dutzend fehlte: einige haben aus Mangel an Schlaf-teld das Asyl aufgesucht, die übrigen waren arretirt worden.Zas„Abendbrot" wurde wiederum mit der üblichen Andachteröffnet. Dasselbe bestand aus einem Glas« Bier und einer„Stulle", die mit Schmalz bestrichen war. Das letzterewar aber so ranzig, daß es die ganze Stulle ungenießbar machte.Sehr viele kratzten dieses Schmalz ab. tun wenigstens dastrockene Brot verzehren zu könne», die anderen gingen liebermit hungrigein Magen zu Bette und überließen die Stulle demHausvater. Damit war das Christfest zu Ende. Es ließen sicheine ganze Menge von Mißständen beseitigen, wenn die Spenderder Gaben die Vertheilung derselben nicht dem Hausvater alleinüberlassen wollte», sondern dieselbe selbst vornähmen. Dannwürde mancher Mißbrauch in Wegfall kommen.Soweit unser Gewährsmann. Es wäre wirklich erfreulich,wenn sich der sromme„Reichsbote" einmal über die Ochsenziemer-theorie der christlichen Herbergen zur Heimath auslassen würde,anstatt augenverdreherischer Weise auf den Knieen seinem„Herrn"zu danken, daß es Dumme genug im geliebten Baterlande giebt,die ihm den Ankauf einer neuen Druckerei ermöglichen. Aberdie Dickfelligkeit der Frommen im Lande ist bemahe so groß wieihre Knauserigkeit den Aermsten der Armen gegenüber.Immer gemüthlich. Unter dieser Spitzmarke schreibt manuns von vertrauenswerther Seite: Ich war dieser Tage Augenzeuge einer Szene, die verdient, weiter bekannt zu werden. Beieinem in Moabit wohnenden Schlossermeister arbeitet ein Geselle,der zugleich auch viel mit den Lehrlingen außer dem Hause zu thunhat. Kürzlich schickte er einen Lehrling wieder nach der Werkstattzurück, um einzelne Theile zu verbessern. Als der Lehrling zurückkam, fand der Geselle, daß die Arbeit nicht sauber ausgefallenwar. Er meinte deshalb,«renn der älteste Lehrling es nichtbesser machen könnte, dann könnte er überhaupt in der Werkstattdrin bleiben. Der Lehrling entfernte sich hieraus und kehrte nachkurzer Zeit in Begleitung des Meisters wieder zurück. Zwischendiesem und dem Gesellen kam es zu einem kurzen Wort-wechsel, in dessem Berlauf der Meister seinen Spazier-stock nahm und damit den Gesellen mit solcher Wuth überden Kopf schlug, daß ihm sofort das Blut über dasGesicht lief. Damit hatte der rabiate Schtosserineister noch nichtgenug, er ergriff eine in der Nähe stehende Pelroleumkanne,welche wohl 3 Liter Petroleum enthielt, und schlug damit nocheinige Male auf den Kopf des Gesellen ein. Sehr bald aberhatte sich die erste Hitze gelegt und der Meister spielte sich alsbarmherziger Samariter auf. Er wischte dem Gesellen das Blutaus dem Gesichte, wobei er allerdings noch ganz gotlsjäminerlichschimpfte. Das Blut wirkte aber noch weiter beruhigend, baldverstummten auch die Schimpfworte uno der Meister wurde zahmwie noch nie. Er verlegte sich sogar aufs Bitten und das übteaus den geprügelten Gesellen eine ganz eigenartige Wirkung aus.Die Wirkung war so großartig, daß etwa 10 Minuten späterMeister und Geselle ganz vergnügt in der Kneipe saßen und—Versöhnung feierten! DaS heißt doch noch«ine prompte Er-ledigung von Streitigkeiten.ES ist wiedev nichts— mit den grünen Friesdecken inden Waggons der Großen Berliner Pferdebahn- Gesellschaft!Wie wir erfahren, dürfte die Direktion derselben von der Ein-sührung des schützenden Tuches Abstand nehmen und, wie wirhier gieich vorweg bemerken wollen, nicht mit Unrecht. Nachkaum einer Woche ist bereits in zwei der mit Fries ausge-schlagenen Pserdebahnwagcn der Linie Gesundbrun»en-Kre zbergdie schützende Tuchhülle total zerrissen worden. Ob hier böserWille oder Fahrlässigkeit seitens einzelner Passagiere vorgelegenhat, oder ob Fahrgäste die Friesdecke von den Fenstern herab-zudrücken versuchten, um einen freien Ausblick auf die Straße zugewinnen, konnte nicht festgestellt«verden. Jedenfalls werdennach den bisherigen Erfahrungen weitere Wagen nicht mit Fries-tuch ausgeschlagen werden, und so wird hoffentNch der Drrrktionnichts weiter übrig bleiben, als Heizvorrichtungen in denWaggons einzuführen.— Auch mit den Heizvorrichtungen w,rdes wahrscheinlich noch gute Weile haben— weil sie Geld kosten.Um des Himmels willen nur nicht an der Dividende rütteln.�Der Musketier Prehm vom 66. Infanterie- Regiment,welcher sich auf der Flucht von seinen Transporteuren amSylvesterabend zum Fenster hinausgestürzt, hat beide Beine gebrochen. Der junge Deserteur, der vor 14 Tagen heimlich ferneGarnison Magdeburg verließ, hatte sich eines Verbrechens nichtschuldig genracht. vielmehr ist P.. wie er angiebt, wegen einerunüberwindlichen Abneigung gegen den Militärdienst sahnen-flüchtig geworden.— Trefflicher kann die Liebe zum Soldaten-«stände und die Verehrung für des„Königs Rock" wohl kaumillustrirt werden.vom Polizeipräsidenten wird zur öffentlichen Kenntnißgebracht, daß unter den Kühen des Molkereibesitzers Umnuß,Mariendorferstraße 3, und nnter dem Rindviehstanoe der königlichen Strafanstalt Moabit, Lehrterstr. 3, die Maul- und Klauen-seuche ausgebrochen ist.Ei« Vorortzug«ach Potsdam, der am Montag um8 Uhr Vormiltags vom Potsdamer Bahnhof in Berlin ab-gelassen worden war, wurde in der Nähe von Groß-Lichterfeldedurch zwei Herren mittels der Karpenterbremse zum Halten ge-bracht. Schon als die Herren in Berlin eingestiegen waren,machte sich ihnen ein brandiger Geruch bemertvar, der sichwährend der Fahrt derartig verstärkte, daß bei Gr.-Lichterfeldedichte Rauchwolken den Wagenablheil erfüllten, worauf dieHerren die Nothdremse zogen. Es stellte sich dem„Potsd. Corr."zufolge heraus, daß unter einer Bank ein Haufen glühenderKohlen lag. durch welchen die Dielen bereits angebrannt waren.Das Feuer wurde schnell mit Schnee gelöscht. Wie die Kohlenunter die Bank gekommen, ob absichtlich oder aus Versehen, weißman nicht. Zur Heizung dienten sie nicht, da die Vorortzügedurchweg mit Dampfheizung versehen sind.Verschwundene Kupons. Die Firma Meyer Ball hatvorgestern Nachmittag in einem verschlossenen Konvert adressirtan H. C. Plaut bei dem Kaffenverein eingeliefert: 3 Stück gez.Oesterreichische 1S54er Loose und fällige Kupons 283,50 fl. vonder Oesterrcichischen 41/5 pCt. Silberrente, 270,75 fl. der Oesterreichischen pCt. Schuldverschreibungen, 59,58 fl. der Kaschau-Oderberger Aktien, 25 fl. der Oesterreichischen Nordwestbahn-Aktien, 192 fl. der Kaschau-Oderberger Prioritäten. 24 fl. derReichenberg-Pardubitzer Eisenbahn-Aktien.— Sämmtliche Kuponswaren auf der Rückseite mit dem Firma-Stempel Meyer Ballversehen. Bei Eröffnung des Kouverts waren nur die obigendrei Stück Loose vorhanden, dagegen fehlten sämmtliche obigenKupons. Bor dem Ankauf wird gewarnt.Die Aushebung eines SpielernesteS fand am Montagin der neunten Abendstunde durch die Kriminalpolizei statt. Inder Dresdcnerstraße befindet sich ein Restaurant, wo sich all-abendlich eine größere Gesellschaft Rendezvous gab, um dem edlenJe» zu huldigen und„Tempel zu ballen", wobei bedeulendeSummen in Umlauf gekommen sein sollen. So harmlos denHerren Spielern dieses Vergnügen airch erschien, so war die Polizeidoch anderer Ansicht und gab derselben dadurch Ausdruck, daß siezur Verhaftung der Spieler schritt. Als die Hazardiers, wie einAbendblatt meldet, am Montag bei der besten Arbeil warn«,öffnete sich plötzlich die Thür, welche von der vorderen Gaststubenach dem Hinterzimmer, dem„Spielsalon", führte, ein Herr tratein, schritt schnell auf den Tisch zu und erklärte, nachdem er aufGeld und Karten seine Hand gelegt, die Anwesenden als verhastet.Einm Augenblick herrschte Todesstille, dann aber brach derTumult los. Alles drang auf den Beamten ein, welcher nun-mehr die Nothpfeife ertönen ließ. Auf das Signal drangen vonallen Seiten Schutzleute und Kriininalbeamte in das Ziminer,und die Spieler gaben nun jeden weiteren Widerstand auf. Aufder Straße wurden die Arrestanten, ungefähr 30 an der Zahl,von den dort postirten Schutzleuten in Empfang genommen undnach der ain Louisen-Ufer befindlichen Polizeiwache unter üblichemEhrengeleit abgeführt.Am NeujahrStage hat sich in Potsdam, wie die„PotS-damer Zeitung" derichtet, ein Akt von Insubordination zu-getragen, der für die betheiligten Soldaten schlimme Folgen habenkann. Vor einer Tanzwirlhschaft wurde Abends ei» Ulanen-gefreiter durch eine Militärpatrouille festgenommen. Da stürztenaus dem Saale wohl 100 Soldaten vom 1. Gardercgimenl zuFuß und vom Regiment der Gardes du Korps und verlangtenunter Drohungen energisch, daß der sestgenommene Kamerad wie-der in Freiheit gesetzt werde. D,e Patrouille mußte noth-gedrungen einstiveilen von der Arretirung ablassen. Erst einehalbe Stunde' später konnte der Gefreite abgeführt werden.—Wenn so etwas in Potsdam, als der„Wiege des preußischenMilitarismus", vorkommen kann, was soll dann erst in den Pro-vinzen pasfiren!Ein schwerer Ungliicksfall, der den Tod eines Menschenzur Folge hatte, ereignete sich gestern Morgen gegen 8 Uhr inden, Hause Friedrichstraße 241. Dies Grundstück besitzt zumTheil ein Glasdach, um den Fluren Oberlicht zu verschaffen.Der Hausdiener Robert Steuer war damit beauftragt, das Glas-dach von Schnee zu säubern. Hierbei glitt er aus. brach durchdie Scheiben und stürzte aus einer Höhe von acht Metern ausden Flur des ersten Stockwerks hinab. Der Tod erfolgtesofort, da Steuer mehrfache Schädelzertrünimerurgen davongetragen hatte.Die Feuerwehr hat seit vorgestern wieder schwereArbeit gehabt. Wieder waren 16 Feuer zu bekämpfen. Beieinem Braud, der vorgestern Nachmittag in der Dennewitzstr. 19auskam, hat das Dienstmädchen Schacht Brandwunden an derrechten Hand erlitten. Abends 10»/2 Uhr entstand Feuer imReichs- Vcrsicherungsamt am Wilhelmsplatz 2. Die Brandstellewar eine offene Remise unler dem rechten Seitenflügel. Kurzdarauf schwebte die Gemeindeschule in der Wafferthorstraße 31in Feuersgefahr. Im Keller«varen größere Mengen Stullen-papiere in Brand gerathen. Um 1U/s Uhr kam in der Fürbringer-slraße 25 ein Feuer aus, bei dem ein Menschenleben in schwereGefahr gerieth. Es brannte der im Keller des Hofgebäudes be-legene Vorrathsraum eines Materialgeschäfts. Der dichte Rauchdrang in den darüber gelegenen Schlafraum eines Handlungs-dieners, der zum Glück noch rechtzeitig von Hausbewohnern gerettet wurde. Kurz nach Mitternacht brannte eine Wäschefabrikim zweiten Stock vom Quergebäude und linken Seitenflügel derLeipzigerstraße 59. Bei der Löscharbeit erlitt der Feuerwehr-anwarler Hoffmann Verletzungen an der linken Hand durch Glas-splitter.Acht Personen sind wegen Betheiligung an dem empörendenUeberfall in der Sylvesternacht in der Greifslvalderstraße von derPolizei ermittelt und dingfest gemacht worden.Im Interesse der öffentlichen Sicherheit wird das etwa15 jährige Mädchen, das am 24. Dezember v. I., Nachmittags,in der«eibelstraße von einem Manne in pöbelhafter Weise be-lästigt wurde, gebeten, sich im Polizeipräsidium Zimmer 35, zumelden. Der Mann, der sich dieses Vergehen hat zu Schuldenkommen lassen, ist ermitlelt worden; es handelt sich um die Fest-stellung seiner Persönlichkeit. Etwaige Versäumnißkosten werdenersetzt.Auf frischer Dhat wurden gestern drei Einbrecher in derBlumenstraße überrascht. Gegen 3 Uhr Morgens bemerkte«instädtischer Wächter, daß auf dem Flur des Hauses Nr. 27» drei