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der Anarchisten betrauten Polizeibrigade, erzählte den Geschworenen, daß die anarchistische Theorie die Falschmünzerei als einen Kampf gegen das Kapital ansehe und billige! Woraus hervorgehen sollte, daß Matha, als theoretischer Anarchist, der Mit- schuldige der anderen Angeklagten sein müsse.... In der dreitägigen Verhandlung fiel das dermaßen aufgerichtete Gebäude der Anklage kläglich zusammen, und zum Schluß blieb dem öffentlichen Ankläger selbst nichts übrig, als die Anklage gegen Matha, zu dessen Gunsten eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten aus verschiedenen Parteilagern ausgesagt hatten, fallen zu lassen. Von den Mitangeklagten wurden zwei freigesprochen, da die be- lastenden Aussagen einiger Polizisten durchaus unzureichend waren, die zwei anderen wurden zu. fünfjährigem schwerem Kerker verurteilt. Wie der Ausgang, so war auch der Verlauf des Prozesses für den herrschenden Bourgcoisrepublikanismus sebr blamabel. Der Verhandlungsleiter B e r t u l u s mußte sich unangenehme Erinne- rungcn an die Dreyfusaffäre gefallen lassen, in der er eine bc- rühmte Rolle gespielt hat, und er konnte auch nicht verhindern, daß Matha sich auf die Intimität berief, die damals die Herrscher von heute mit der anarchistischen jungen Garde verbunden hat. Ein besonders unglückliches Wort aber entrutschte dem öffentlichen An- klüger, der auf Erklärung eines der Angeklagten, daß er wohl Anarchist, aber nicht für Gewalttaten sei, spöttisch bemerkte: Also ein Rcgicrungsanarchist! Genosse Willm, einer der Verteidiger. griff die Wendung schlagfertig auf und sagte:Die Regierung und besonders Herr B r i a n d werden Ihnen für dieses Wort erkennt- lich sein."Ja, ich bitte, meine Herren, keine Politik!" rief Herr Bertulus ängstlich. Aber der Hieb saß.... ßelcften. DaS Berkaufsverbot sozialistischer Zeitunge« auf belgischen Bahnhöfen. Anläßlich der Trennung von Kirche und Staat in Frankreich  wiesen die französischen   Klerikalen mit schmerzlich-neidischer Miene auf die belgischen Verhältnisse. In der Tat, dem belgTschen Kleri- kalismus geht es nicht übel, und er genießt Freiheiten und Ein- flüssc, die der Klerikalismus im republikanischen Nachbarlande Belgiens   nicht mehr hat. DieIntoleranz" in Frankreich   wurde denn auch in der belgischen Presse und im Parlament von den Klerikalen ingrimmig verurteilt. Wie es freilich die belgischen Klerikalen mit der Freiheit andersgesinnter Staatsbürger halten, das zeigt, unter vielem Mißfallen, der Erlaß des ehemaligen Ministers Vandenpeereboom. detreffend das Verbot des Verkaufes von sozialistischen   Blättern auf den belgischen Bahnhöfen. Womit begründeten seinerzeit die Klerikalen dieses unerhörte Attentat auf die Freiheit? Damit, daß die Bahnhöfe Staatseigentum sind und jeder Herr in seinem eigenen Hause ist! Daß die staatliche Post die Abonne- nients für diese mit dem klerikalen Bann belegten sozialistischen Blätter übernimmt und ihre Weiterbeförderung anstandslos be- sorgt, das macht das unerhörte vexatorische Verbot natürlich um so sinnloser und lächerlicher. In emem Artikel, in dem Vandervelde kürzlich die öffentliche Meinung zu einen, Feldzug wider das im Gegensatz zur sonstigen Freiheit der Presse in Belgien   stehende Verbot auf- rief, wurde erzählt, daß der Arbeitsminister eines dieser ver. botenen sozialistischen Blätter, in dem ein Artikel über die Berg- arbeit stand, seinen Beamten zur Information übergeben ließ! Die Maßnahme gegen die sozialistischen   Blätter erweist sich, von welcher Seite man sie immer betrachtet, einfach als ein« Schikane gegen den sozialdemokratischen Feind. Das gegenwärtige belgische Ministerium besitzt nun in Herrn Helleputte einen Eisenbahn- minister, der als schlichter klerikaler Abgeordneter sich in mancher Beziehung als einen modernen Mann zeigte. Zu den vielen Dingen, die seiner warten, gehört die Aufhebung des Erlasses Vandenpeerebooms. In der letzten Sitzung des Zentralkomitees für die Prüfung des Budgets der Eisenbahnen hat Genosse B e r t r a n d, wie auch ein bürgerlicher Abgeordneter, eine Beschwerde über das Ver- kaussverbot der sozialistischen Press« vorgebracht und den Wunsch nach Aufhebung des Erlasses ausgesprochen. Es wird sich nun zeigen, wie weit Herrn HelleputteSModernität" reicht. Rußland. Peitsche Zuckerbrot. Petersburg, 23. Nov.(Privatdep. desVorwärts'). In Kiew   wurden 683 Studierende wegen AbHaltens von Versammlungen zu Gefängnisstrafen verurteilt bezw. mit Geldstrafen belegt. Einem Echtrussenverein im Gouvernement Jekatcrinoslaw schenkte der Zar sein Porträt mit eigenhändiger Unterschrift. Amerika. Das Bersteckspiel R-oseveltS in bezug auf feine Kandidatur für den nächsten Präsidentschaftstermin wurde von Richter Bremer, einem Mitglied desOberbundesgerichts, scharf kritisiert in einerRede» die dieser in New Fork hielt. Man glaubt, daß Roosevelt   sehr gern wiedergewählt sein möchte; da er aber dem Volk sein Wort gegeben hatte, daß er das Amt nicht wieder annehmen würde, so will er jetzt nur einem Druckenachgeben", den er selbst insgeheim möglichst stark zu machen sucht. Daß ein Mitglied des obersten Gerichtshofes den Präsidenten öffentlich kritisiert und von ihm sagt, daß er«ein Versteckspiel" mit dem Volke treibe, hat große Sensation erregt, und diese Aeußcrung wird von der Anft-Rooseveltpresse nach Kräften aus- gebeutet. Em der parte!« leichtem. Sin Titel besagt oft wenig über den eigentlichen Inhalt des Buches, während sich aus den kennzeichnenden Worten leichler ersehen läßt, ob fich ein Buch für das eigene Kind mit semen be- sonderen Neigungen und Eigenschaften eignet. Der Bildungsausschuß gibt sich der Hoffnung hin, daß das Verzeichnis sich als ein Führer durch die verwirrende Masse der auf den Weihnachtsmarkt geworfenen Jugendliteratur erweisen wird. Insbesondere hofft man, daß kein denkender Arbeiter, dem seine Kinder lieb sind und der die hohe Bedeutung der Jugendliteratur auf den kindlichen Geist und das kindliche Gemüt zu beurteilen weiß, fürderhin auch nur noch einen Pfennig für die vergiftende» oder verödenden Machwerke ausgibt, die sich zu Weihnachten als Geschenkliteratur" auf dem Büchermarkt spreizen. DaS Verzeichnis des Ausschusses enthält Bücher für alle Altersstufen und zu den verschiedensten Preisen, so daß jeder Arbeiter darunter leicht das für seine Verhältnisse am besten geeignete Buch finden wird. In Königsberg   erzielte die Sozialdemokratie bei den Stadwerordnetenwahlen der dritten Abteilung am 2l. November gegen die Wahl von lllvö einen Zuwachs von über 600 Stimmen, während die vereinigten konservativ-liberalen Gegner einen Rück- gang von 48 Stimmen zu verzeichnen hatten. Trotzdem gelang es den Sozialdemokraten nicht, Mandate zu erlangen, da die Gegner dank der schamlosen W a b l e n t r e ch t u n g. die sie der arbeitenden Klasse vor zwei Jahren bescherten, einen zu großen Boviprung hatten. Sämtliche vier Mandate, die die Sozialdemo- kratie seit sechs Jahren besaß, standen zur Neuwahl und gingen so verloren. Die bei starker Beteiligung erfolgte Stadwerordnetenwahl in Duisburg   brachte in der dritten Wählerabteilung der Sozial- demokratie 147 Stimmen Zuwachs. Insgesamt wurden 784 Stimmen für ihre Kandidatenliste abgegeben, gegenüber 637 Stimmen im Jahre 1905. Mandate wurden noch nicht erobert. Soziales. (Siehe auch 3. Beilage.) Das veränderte Arbeitsverhältnis. Der Kaufmann Fritzsche war bei der Gesellschaft Presto-Phono- gramm als Packer eingetreten und hatte Kündigungsausschluß durch Unterschrift anerkannt. Er erhielt damals 24 M. Lohn. Später wurde er mit der Kontrolle der in dem Betriebe fabrizierten Walzen beschäftigt. Er nahm die Walzen, wie sie aus der Fabrik kamen, in Empfang, schrieb die Stückzahl auf und beaufsichtigte die Mädchen beim Abputzen der Walzen. Ursprünglich machte er dies in Akkord, wobei er für sich 46 bis 79 M. verdiente. Pro Walze erhielt er einen Pfennig. Von dem Gesamtertrag hatte er den beiden ihm unterstellten Mädchen den Lohn zu zahlen. Später erhielt er für dieselbe Tätigkeit 36 M. Wochenlohn. Nach Lösung des Arbeitsverhältnisses klagte F. gegen die Firma beim Berliner  Gewerbegericht auf Zahlung einer Lohnentschädigung von 72 M., weil er ohne vorherige Kündigung entlassen sei. Er machte geltend, der Kündigungsausschluß habe keine Geltung mehr, weil inzwischen sein Arbeitsverhältnis sich vollständig geändert habe; er sei gleichsam Putzmeister geworden. Da bei Veränderung des Arbeitsverhältnisses über die Kündigungsfrist nichts gesprochen sei, so wäre die gesetzliche Kündigungsfrist für gewerbliche Arbeiter von da ab in Kraft getreten. Die Kammer 8 des Gewerbegerichts anerkannte am Sonnabend, daß Kläger   an sich mit seinem Anspruch im Recht sei. Gleichwohl müsse Kläger   abgewiesen werden, weil er bei der Entlassung ausdrücklich unterschrieben hatte, er habe keinerlei Ansprüche gegen die Firma mehr. Durch diese General- quittung hatte er sich seiner sonst ihm nach dem Gesetz zustehenden Ansprüche begeben._ 6ewerhrchaftUcbe�« ßcrUn und Umgegend. Zur Frage der gewerkschaftlichen Einigung. Am Freitag nahm eine Versammlung des Ortsvereins der Freien Vereinigung der Maurer Stellung zu der Konferenz, welche sich am 27. und 28. Dezember mit der Einigungsfrage zu beschäftigen hat. Der Vereinsvorsitzende Z e g l i n hielt ein einleitendes Referat. Er verwies auf die seither in der Einigungsfrage unternommenen Schritte und auf die von einer Versammlung am 20. Oktober angenommene Resolution, welche sich für Einigung erklärt unter der Voraussetzung, daß den Mitgliedern der Freien Vereinigung die politische Bc- tätigung im Sinne ihres bisherigen Programms auch im Verbände als Recht gewährt werde. Weiter führte der Redner aus, daß sich nach jener Ver- sammlung die Kollegen in den Abendsprachen der Bezirke mit dieser Angelegenheit beschäftigt haben. Von allen Mitgliedern des Vereins haben sich nur 26 gegen die Einigungsbedingungen erklärt. Auch von den Ortsvereinen der Vereinigung haben die meisten der Resolution des Vorstandes zugestimmt. Diese Versammlung habe nun Gelegenheit, Anträge für die bevor- stehenden Einigungsverhandlungen zu stellen. Der Vorstand hat eine Reihe von Bedingungen mehr formaler Natur auf- gestellt, die der Versammlung vorliegen. Jetzt sei die Zeit ge- kommen, um die Streitaxt zu begraben und mit der Bruder- organisation vereint den Kampf gegen den gemeinsamen Gegner zu führen. Das sei umso mehr möglich, als ja durch die Resolution des Internationalen Kongresses in Stuttgart   der letzte Gegen- satz zwischen beiden Organisattonsrichtungen beseitigt ist. Der Einigung stehen keine grundsätzlichen Bedenken mehr entgegen. Wenn sie zustande komme, so könne jeder stolz sein, der an diesem Werk mitgearbeitet hat. Eine längere Diskussion entstand dadurch, daß sich zwei Redner entschieden gegen die Einigung erklärten. Das gab mehreren anderen Rednern Veranlassung,, nochmals die be- kannten Gründe, welche für die Einigung sprechen, ein- gehend darzulegen. Es wurde auch darauf hingewiesen. daß ja der Eintritt in Verhandlungen schon früher beschlossen sei und heute nur über die aufzustellenden Be- dingungen diskutiert werden könne. Die Versammlung nahm die vom Vorstande aufgestellten Bedingungen gegen zwei Stimmen an. Als Delegierte zur Konferenz der Freien Vereinigung der Maurer wurden gewählt: Dietrich, Klein. Genzmer, Kling und als Ersatzmann Stroh- schein._ Achtung, Schuhmacher! Vom Arbeitsnachweis der Schuh- macher-Jnnung, Fifcherstr. 25, wird versucht, Arbeitskräfte nach Potsdam   zu lancieren. Wir betonen demgegenüber, daß der Streik in Potsdam   fortdauert, und es Ehrenpflicht jedes Kollegen ist, den Lockungen des Arbeitsvermittlers Laug! nicht Folge zu leisten. Zentralverband der Schuhmacher. Gauverwaltung Berlin  . Veurkebea Kelch. Fliesenleger. Ueber die Plattenbelegsfirma Lotte», Ver- treter Klingenberg   in Nürnberg   ist wegen Vertragsbruch die Sperre verhängt. Für die Streikleitung: Werber, Nürnberg  , Obere Seitenstr. 9. Ein Berzeichnis rmpfehlenSwerter Jngendschrifteu hat der Bildungsausschuß der Sozialdemo» kratischen Partei Deutschlands   herausgegeben. Es ent- hält 83 Nummern, die in die vier Abteilungen:Für die Kleinen". Vom 8. 11. Lebensjahr,'Vom II. 14 Lebensjahr' undFür die reifere Jugend" gegliedert sind. Die Liste ist als das Ergebnis gründ- licher und crnsterPrüfung zustande gekommen. Jedes einzelne Buch ist von drei verschiedenen Personen gelesen und geprüft worden; der Bildungsausschuß hat aus Grund der drei Urteile, die in Zweifels- fällen noch nachgeprüft wurden, über die Aufnahme oder Ablehnung eines Buches entschieden. Die meisten der empfohlenen Bücher befinden fich auch in dem Verzeichnis, das der Jugendfchriften-Ausschuß der deutschen   Lehrer- schast herausgibt. Aber unter den vom Bildungsausschuß ab- gelehnten Büchern befindet sich ebenfalls manches Buch, das in der Liste der Lehrerschaft verzeichnet ist, gelegentlich sogar an bervor« ragender Stelle. Indes konnte der Bildungsausschuß vorläufig nur einen Teil der von der Lehrerschaft angenommenen Bücher (etwa 129) einer Nachprüfung umerziehen, so daß fich in dem Lehrerverzeichnis noch zahlreiche einwandfreie und vortreffliche Jugendschriften befinden, durch die er wahrscheinlich im Laufe der Zeit auch sein Verzeichnis ergänzen wird. Aber eine Verantwortung übernimmt der Bildungsausschuß nur für die in seinem Verzeichnis enthaltenen Schriften. Der Ausschuß hat fich nicht nur darauf beschränkt, die Titel der Bücher zu verzeichnen, sondern er hat auch eine kurze Kennzeichnung des Büches   beigesügt. um den Eltern dadurch die Auswahl zu er-___________ verantw. Nedakteur: HauS Webers Berlin  . Inseratenteil vnantw.: TH.® locke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstatt Paul Singer Le Co., Berlin   L W. Huslunck. DaS Ende des Streiks im Rotterdamer Hafen  . Wie bereits durch ein Telegramm mitgeteilt wurde, hat die Schiffs- und Bootsarbeiterorganisation beschlossen, den Streik im Rotterdamer Hafen   zu beenden. Am Dienstag ist die Arbeit wieder aufgenommen worden. Der langwierige, von der großen Masse der Streikenden mit musterhafter Ausdauer geführte Kampf hat zunächst keinerlei Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedin- gungen gebracht. Was erreicht wurde, ist, daß eine Kommission von Vertretern der Arbeiter- und der llnternehmerorganisation zur Untersuchung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse eingesetzt wurde. Sie ist denn auch sofort in Tätigkeit getreten, und die Unternehmer haben Lohnerhöhungen angeboten, die zum Teil den Forderungen der Arbeiter entsprechen. Der lange Kampf hat offenbar auch den Unternehmern große Opfer gekostet, daß sie es für notwendig er- achten, den Arbeitern entgegenzukommen, die, als sie die Auf- Hebung des Streiks beschlossen, sich auch bereit erklärten, die Arbeit sofort wieder niederzulegen, falls die Kom- missionsverhandlungen nicht ihren Wünschen entsprechend ausfallen würden. Im allgemeinen sind jedoch die Unternehmer die Herren der Situation. Es ist ihnen im Lause des Kampfes gelungen, eine große Zahl von Streikbrechern heranzuziehen, was nicht zu ver- wundern ist, da es im Lande selbst eine große Masse unauf- geklärter Arbeiter gibt, die, arbeitslos oder in irgend einem Beruf zu Hungerlöhnen beschäftigt, ein wunderbares Glück darin sehen, wenn ihnen in der großen Hafenstadt ein Wochenverdienst von 18 Gulden in Aussicht gestellt wird. Unter den vielen unbrauch- baren Leuten, die herangezogen wurden, fand man mit der Zeit natürlich auch ein gut Teil brauchbarer, oder zur Not brauchbarer Arbeitskräfte. Diese Leute aufzuklären, wurde den Streikenden durch die Polizei in: Bunde mit dem Unternehmertum aufs äußerste erschwert. Dazu kam, daß auch die Unterstützung der Streikenden auf eine allzulange Tauer des Kampfes schließlich zu große Opfer erforderte. Der Schiffs- und Bootsarbeiterverband ist dem Verband der niederländischen Gewerkschaften nicht angeschlossen und darum lehnte es dieser Verband, seinen Grundsätzen gemäß, ab, sich an der Unterstützung der Streikenden zu beteiligen. Inzwischen ist der Friede im Rotterdamer Hafen   dadurch end» gültig abgeschlossen, daß die Arbeiter die von den Unternehmern vorgeschlagene Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse an- genommen haben. Dies geschah in einer Versammlung, die der Schiffs- und Bootsarbeiterverband am Donnerstag nach der Rotter- damer Börse einberufen hatte. Die Vorteile, die die Arbeiter er» reicht haben, sind eine Erhöhung des Akkordlohnes für die Ge- treidearbeit von 19 auf 11 Cent per Last sowie die Bestimmung, daß die Arbeit schon von abends 7 Uhr. statt von 9 Uhr. ab als Nachtarbeit gelten und als solche bezahlt werden soll. Die für die Arbeit auf Stückaüterschiffen geforderte Erhöhung der Stunden- löhne von 25 auf 39 Cent(51 Pf.) lehnten die Unternehmer ab. Auch wollen sie die festen Arbeiter, die am Streik teilnahmen, nicht wieder alsfest" anstellen, und die Kaution, die diese Arbeiter ge- leistet hatten, soll als endgültig verfallen gelten. Gegen diesen Punkt protestierte die Versammlung in einer Resolution, die im übrigen die Vorschläge der Unternehmer gutheißt. Die Kautions- angelegenheit wird wohl noch die Gerichte beschäftigen, da das Uebereinkommen ja dem einzelnen Arbeiter nicht verwehrt, auf Auszahlung seines Geldes zu klagen. Zur Vermeidung von Arbeitseinstellungen auf den einzelnen Schiffen wird eine Schiedskommission von Arbeitgebern und Ar- heitern eingesetzt._ Erfolgreicher Streik schwedischer KonfektionSarbeiterinnen. In der nordschwedifchen Stadt Güfle traten am Dienstag die Damen  - konfektionsarbeiterirmen, sowohl die im Schneiderverband organi- sierten, wie auch die nur noch geringe Zahl der unorganisierten in den Streik, weil die Unternehmer es rundweg abgelehnt hatten, über die Einführung eines Tarifvertrages zu verhandeln. Der Streik hatte noch am selben Tage den Erfolg, daß der Tarifent- Wurf der Arbeiterinnen von allen Geschäften bis auf eines, das wohl inzwischen dem Beispiel gefolgt sein wird, unterfchriftlich anerkannt wurde. Gingen bei der bisher willkürlichen Bezahlung die Wochenverdienste bis auf 2 Kronen herab, so ist jetzt für die Arbeiterinnen, die eine Lehrzeit von 16 Monaten durchgemacht haben, der Minimällohn auf 12 Kronen, für die Lehrlinge auf 3 bis 19 Kronen festgesetzt, und der Akkordtarif bietet Erhöhungen von 39 Proz. gegenüber den bisher üblichen Sätzen. Die tägliche Arbeitszeit ist auf 19 Stunden beschränkt, und für Ueberstundcn, die man, wenn überhaupt, mit 5 bis 7 Oere zu bezahlen pflegte, müssen jetzt mindestens 29 Oere bezahlt werden. Der Streik der indische« Eisenbahner ist noch nicht beendet, wie wir gestern nach einer Mitteilung der indischen Postverwaltung meldeten. In der Tat verkehren nur wenige Züge. Unter diesen befinden sich allerdings die Züge, welche die englische Post befördern. Die Entlassung des Leiters des Ausstandes hat unter den Eisenbahnern Aufregung verursacht und die Eisenbahner bestehen darauf, daß vor einer Beilegung des Ausstandes die Wiedereinstellung des Entlassenen erfolgen müsse. Auf der Eisenbahnlinie Bengalen Nagpur ist die Lage ernst, die Schaffner drohen in den Ausstand zu treten. In Kalkutta   sind Tausende von Kulis ohne Beschäftigung. Letzte JVacbricbten und Depcfcbm Geborstene Ordnungssäule. Esse« a. Ruhr, 23. November.  (Privatdepesche desVorwärts".) Der Duisburger   Stadtverordnete Johann Marix, Obermeister der dortigen Fleischerinnung, hat sich Wechselfälschungen im Betrage von einer halben Million Mark zuschulden kommen lassen. Ms sich die Fälschungen nicht mehr verdecken ließen, ist er geflüchtet und hat Selbstmord begangen._ Gasarbeiteransstand. Mannheim  , 23. November.  (Privatdepesche desVorwärts") In der hiesigen städtischen Gasanstalt traten heute die Arbeiter in den Ausstand, weil einigen von ihnen pro Tag 39 Pfennig von ihrem bisberigen Lohn abgezogen wurde». DaS Kriegsmittel der Zukunft Scrbun  , 23. November.  (W. T. B.) Der lenkbare Militär« ballon  Patrie' ist, nachdem er um 2 Uhr 19 Minuten St. Mene- hould mit einer mittleren Geschwindigkeit von 38 Kilometern passiert hatte, um 3 Uhr 29 Minuten über der Stadt Verdun   ein- getroffen, wo er vor seiner Landung noch verschiedene Evolutionen machte._ Ein böser Ketzer. Rom  , 23. November.  (B. H.  ) Das Komitee der hiesigen Katholiken hat beschlossen, die Katholiken der ganzen Welt zu er« suchen, gegen die Wahl deS Bürgermeisters von Rom   Einspruch zu erheben. Der Bürgermeister Nathan ist bekanntlich jüdischer Kon» sessio» und Oberhaupt der internationalen Freimaurerei. Hierzu 7 Beilage�