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Rheinschiffahrtsabgaben.

Die badische Regierung nahm soeben Veranlassung, durch den

Baris, 23. Dezember. Aus alla Marnia wird bea richtet, daß die Kämpfe gegen die Beni Snassen. welche sich im Gebirge verborgen halten, endgültig fortgesett werden. Man erwartet ernste Zusammenstöße, da die Beni Snassen entschlossen sein sollen, bis aufs äußerste zu kämpfen. Das Lager in Ain Sfa wird durch zwei Kompagnien algerischer Schüßen bewacht.

Weiter stellt das Blatt eine Rechnung an, wonach es bei Marokko  . äußerster Kraftanstrengung des Bürgertums wohl möglich wäre, den Sozialdemokraten das Nürnberger Reichstagsmandat zu nehmen. Minister v. Bod mann in der Budgetkommission ihre Stellung zur Beni Snassen werden wieder einmal von den Tatsachen dementiert. Die Meldungen von angeblichen Unterwverfungsabsichten der Allerdings werde diese Aussicht von Jahr zu Jahr geringer, wenn Frage der Rheinschiffahrtsabgaben zu kennzeichnen. Aus Der Kampf an der algerischen Grenze geht weiter, wie die folgende von Stadt wegen die Sozialdemokratie noch dieser Kundgebung darf man schließen, daß Baden im Bundesrat Meldung zeigt: mit einem gewissen Nimbus umgeben" werde, die für das eigene Land schädliche Einführung solcher Verkehrszölle wie das durch die lleberlassung der städtischen Festhalle geschehen sei. so lange bekämpft, als die Bedenken ihrer Unverträglichkeit mit der Das schreibt ein Blatt, das sich als hervorragende Stüge der Reichsverfassung nicht beseitigt sind. Bekanntlich verriet die christlichnationalen Arbeiterbewegung anpreist und infolgedessen die Regierung anläßlich der Beratungen über die Mainkanalisation, vollberechtigte Einordnung des Arbeiterstandes in die heutige Gesell- daß ihr die Flußschiffahrtsabgaben nicht für alle Zukunft ein schaft" als seine Aufgabe anerkennt. Man weiß nunmehr, was von Gräuel find. der Gleichberechtigung" der christlichnationalen Stöckerlinge zu halten ist, und wenn diese Sorte wieder mal über sozialdemo fratischen Terrorismus" winselt, wird man ihr den Nürnberger Artikel des Stöckerblattes vor die Nase halten, der nichts weiter bezweckt, als die gesamte nichtklerikale Arbeiterschaft mit den schäbigsten Mitteln des Unrechts und der Gewalt zu terrorifieren.

Aus dem Oldenburger   Landtage.

Ungarn  . Das Duell".

Wir glaubten, Erjustizminister Polonyi und Ministerpräsident Dr. Weferle würden ein paar Löcher in die Luft schießen. Das ist nun bei dem Duell", das die beiden am Sonnabend ausfochten", doch nicht geschehen. Sie haben keine Löcher in die Luft ge­schossen, sondern gehauen. Mit richtigen Säbeln! Es fanden zwei atvei Gänge" statt resultatlos, unblutig. Darauf ward der " Stampf" eingestellt und die Gegner" versöhnten sich, ob unter Um­armungen und Küssen, darüber liegen feine Meldungen vor Mit tränenerstickter Stimme soll der wackere Polonyi den Beleidigten unter Darreichung seiner biederen Rechten um Verzeihung gebeten haben. Ob das alles richtig ist, wissen wir nicht. Nur soviel steht fest, daß nach diesem Duell" beide wieder komplette Ehrenmänner find: der Wekerle und der Polonyi.

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frankreich  .

Die Flucht vor dem Kassierer.

Paris  , 22. Dezember.( Eig. Ber.)

Die Deputierten Pestre, Devèze, Fournier find Boffibilisten". Das heißt sie sind für das Mögliche! Un­möglich aber ist ihnen, die von der Partei beschlossene Deputierten steuer zu zahlen! So erklären sie wenigstens in einem Brief an den Parteifaffierer: Unmöglich aus materiellen, aber auch aus moralischen" Gründen... Sie befinden sich in einer bescheidenen Situation". Sie können mit 12 000 Frank fein Auskommen finden, auch wenn wie dies in Zukunft der Fall fein wird die Partei die Wahlkosten der Kandidaten bestreitet.

Ueber die innere Lage des Landes gehen die folgenden Meldungen ein:

Paris  , 22. Dezember. Petit Parisien" berichtet aus Tanger  : Aus Fez sind ernste Nachrichten eingetroffen. Der Stamm der Oulad el Hadj drang am 16. und 17. d. Mts. in die Stadt ein und verursachte einen Aufruhr. Das städtische Zollamt sowie das Handelsviertel wurden geplündert und schließ lich das französische   Postamt angegriffen. Glücklicherweise waren die Kasse und die Wertpapiere in Sicherheit gebracht worden. Die deutsche Post blieb unversehrt. In der Stadt herrscht voll­ständiger Terrorismus. Die Behörden sind außer stande, die Ruhe wieder herzustellen. Das jüdische Viertel in Fez wurde angegriffen, wobei eine Anzahl Juden das Leben einbüßten.

Tanger  , 23. Dezember. Gestern wurde in der Hauptmoschee in Gegenwart von el Gebbas, dem hiesigen Vertreter des Sultans, ein Sultansbrief verlesen, der die Lage des Kaid Anflus als sehr günstig darstellt, den Sieg der Sgharnaleute über Mulay Hafid   noch einmal bestätigt und des Sultans baldigen Aufbruch nach Casablanca verkündet. Andererseits aber meldet heute das hiesige offiziöse Franzosen­blatt, daß im Gegenteile Mulay Hafid   den Sgharnastamm besiegt und unterworfen, und daß Kaid Anflus bisher teine Vorteile errungen hat. Die falschen Siegesnachrichten des Sultans sollen wahrscheinlich Frankreich   für eine neue Anleihe geneigter machen. ( Voff. 3tg.) In dem Briefe erklärt Abdul Asis weiter, er werde sich nach Casablanca begeben und die Franzosen würden die Stadt räumen. In der europäischen   Kolonie wird dieser teste Bassus belächelt.

Die erste Lesung des Etats, die in den letzten Sizungen statt. fand, führte zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Parlament und dem Finanzminister. Bereits vor den Plenar verhandlungen verlautete, daß durch die neue Steuerreform die Einnahmen des Finanzjahres 1908 gegenüber dem Voranschlage um über 1300 000 M. höher seien und daß aus diesem Grunde der Finanzausschuß eine Erhebung der Einkommensteuer von nur 85 Proz. des veranschlagten Betrages vorschlage. In den Sizungen des Finanzausschusses wandte sich bereits der Finanzminister gegen eine derartige Herabsetzung und drohte sogar mit dem Verlassen feines Bostens, falls der Beschluß zur Annahme gelänge. Daß der Ausschuß eine eventuelle Demission schließlich gar nicht ungern sehen würde, bewiesen die Ausführungen des betreffenden Bericht­erstatters im Plenum, der wünschte, daß bei eintretender Vakanz eine Ministerstelle eingezogen würde, da er fürchte, es sei für drei Minister nicht genügend Beschäftigung vorhanden". Der Minister betonte, daß es besser wäre, statt schon jetzt auf die gesamte Ein­tommensteuer 15 Broz. nachzulassen, die unteren Steuerstufen im nächsten Jahre mehr zu entlasten. Scharf wandten sich die ein­zelnen Redner gegen die Anlegung eines derartigen Reserbefonds, besonders Genosse Hug führte verschiedene Fälle an, in denen Ein­Noch bedeutsamer sind die, moralischen" Erwägungen der kommen, die sonst 10 M. Steuern zahlten, jezt etwa das Doppelte Herren: Wenn ein Deputierter Geld bei feinen Kollegen einkaffiere, entrichten müssen, und verlangte, daß den Arbeitern ihre Beiträge fo leide darunter die Unabhängigkeit der Partei! Die Herren für die beruflichen Organisationen angerechnet werden. Auf eine aber wollen unabhängig sein Wie aus New York   berichtet wird, bestätigen dortige vor allem von den be- Blätter, daß die unter dem Befehl des Admirals Evans nach Anfrage des Genossen Hug über die Stellung der Regierung zu unruhigenden Zumutungen des Kassierers. Weiter sei es un den Steuerprojekten des Reiches und zum Vereinsgesetz erhielt moralisch, so sagen fie, eine Partei vom Gelde der Steuerzahler Philippinen vier Banzerschiffe und drei Streuzer als ständiges dem Stillen Dzean entsandte amerikanische Flotte auf den zu erhalten. Moralisch" aber ist es, das Geld der Steuer­zahler ganz für sich zu behalten... Die Herren geben aller- Geschwader zurücklassen werde.- dings vor, daß diejenigen, die die Erhöhung der Abgeordneten­diäten nicht billigen, eigentlich den Mehrbetrag den Steuerzahlern zurückerstatten müßten! Sie sprechen von Zuweisung an die Wohl­tätig feits bureaus, trotzdem die Stammer erst vor einigen Tagen ein Mandat darum für ungültig erklärt hat, weil der Ge­wählte den Wählern die Rückerstattung der 6000 Frank zu wohl­tätigen Zweden versprochen hatte!

er keine Antwort. Keine Antwort ist auch eine Antwort! Und so darf man sich wohl keiner Hoffnung hingeben, daß Oldenburg  im Bundesrat gegen seinen großen Bruder" Stellung nehmen wird. Im Laufe der Debatte machte ein bürgerlicher Abgeordneter die Bemerkung, daß die Arbeiter jett richtig zur Steuer heran­gezogen würden, die sie ungern bezahlten, aber ohne Murren 40 m. Streifgelder pro Jahr nach Hamburg   abführten.

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Amerika  . Die Armada.

Der Geheimbundsprozeß Trofimoff

und Genoffen.

Die Genossen Schulz, Heitmann und Zeidler entgegneten ihm und betonten mit Recht, daß, wären die Arbeiter nicht gewerkschaft­Tich organisiert, sie nicht auf so hoher Kulturstufe ständen. Nach mehrstündiger Debatte beschloß der Landtag nach den Anträgen etwas für die Sache des Proletariats opfern soll, erscheint ihnen Das Verlangen, daß ein Deputierter des Proletariats des Finanzausschusses in namentlicher Abstimmung mit 36 gegen unfittlich! Uebrigens ist es ein löbliches Bekenntnis, daß ihnen die 1 Stimme, daß nur 85 Proz. der Einkommensteuer wie auch der ähler näher stehen als die Partei. Endlich reden sich die Vermögenssteuer für 1908 erhoben werden, daß die Ausgaben für edlen Drei darauf aus, daß die Steuer ungerecht sei. Sie ver­den Ausbau des Hunte- Ems- Kanals zum Betrage von 390 000. langen eine progressive Personaleinkommensteuer in der Partei; zu Lasten der Kanalbaukasse angeliehen und in zehn Jahren ab- solange diese nicht durchgeführt ist, halten sie a solange diese nicht durchgeführt ist, halten sie aus Brinzip die getragen werden. Taschen zu! In diesen Dingen sind sie starr prinzipiell". Sie Der zweite Tag der Etatsdebatte führte wieder zu scharfen fühlen sich sogar anderen, die Parteisteuer zahlenden Kollegen Zusammenstößen zwischen den Sozialdemokraten und den bürger- fittlich überlegen.... Sie sprechen von Strebern", die der Partei lichen Abgeordneten. Grund war das Verlangen der Regierung, beigetreten seien, weil sie Hoffnungen auf den Sieg habe. Striminalfommissar Schöne und Kriminalwachtmeister wie im vorjährigen Etat auch im neuen 5000 M. für einen Beamten Einer solchen Niedrigkeit sind sie nicht fähig. Sie lassen sich von der Handelstammer zu bewilligen, der berufen ist, als Wander- ber bloßen Hoffnung auf den Sieg nicht verlocken. Dreitausend Frank redner für die Hebung des Kleinhandels und Handwerkes tätig zu in der Hand find ihnen lieber als ein Sieg von Irgendwodenn. Sie sein, in Wirklichkeit seine größte Aufgabe jedoch darin erblickt, die sind ja auch Boffibilisten. Konsumvereine zu bekämpfen. Die Genossen Qug und Heitmann sind ja auch Poffibilisten. wandten sich energisch gegen eine derartige Verwendung von Staatsgeldern. Die Mehrheit bewilligte jedoch auch für das nächste

Jahr die 5000 m.

Der Rest des Etats wurde rasch erledigt; man hatte Gile, in die Weihnachtsferien zu gehen.

So scheiden sie aus der geeinigten Partei aus. Zwar rufen sie noch die Entscheidung des Nationalrats an, doch da ihr Brief die Antwort auf ein Ultimatum ist, so ist das eine bloße Formalität. Was auch geschehe, so schließen sie, den" Prinzipien des Sozia­tismus" wollen sie treu bleiben! Sie möchten sich am Ende sogar von den Parteigenoffen wiederwählen lassen. Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, sie essen und trinken und bezahlen nicht

gern.

Hervé.

Seine der Prozeß gegen den Professor Hervé tvegen feines anti­Paris, 23. Dezember. Heute beginnt vor dem Schurgericht der militaristischen Feldzuges. Mit ihm angeklagt sind der Verwalter des Blattes" Guerre Sociale" sowie zwei Mitarbeiter dieses Blattes. Professor Hervé ist der Verleumdung von Mitgliedern der Armee beschuldigt, seine Mitangeklagten haben sich wegen Aufreizung von Soldaten zu verantworten. Die Mehrzahl der jetzigen Minister und zahlreiche politische Persönlichkeiten find als 3eugen geladen.

Perfien.

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Die Verfassung gesichert!

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Von einem Schuhmann erschossen. Aus München   wird uns geschrieben: Am Sonnabend, morgens furz nach Uhr, wurde in der Schellingstraße der 27jährige Student der Chemie Friedrich Moschel von Lambsheim  , B.-A. Frankenthal, bon dem Schuß mann Ulrich Schauer erschossen. Nach dem Polizeibericht ging der Student, stark johlend und schreiend durch die Schellingstraße, wurde von den Schuhleuten Schauer und Dobler verwarnt und als er mit Beleidigungen antwortete, festgenommen, worauf er Wider stand leistete. Schauer wollte den Säbel ziehen, konnte ihn aber nicht fassen, da sich der Säbel während des Geraufes verschoben hatte. Schauer drohte daher dem Erzedenten, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen und tat es auch, als der Erzedent von ihm nicht ließ; der Schuß ging oberhalb des rechten Auges in die Stirne und führte den sofortigen Tod herbei. Moschel hatte am Freitag abend mit einigen Freunden in einer Wirtschaft zusammen ge­sessen bei einer intimen Weihnachtsfeier. Als er nach Hause ging, trug er ein Christbäumchen in der Hand. Nach Aussage eines Augen­zeugen waren es aber die Schußleute, die den Studenten provo­zierten. Der Augenzeuge beobachtete genau, wie Moschel von einem der Schußleute ,, ver warnt" wurde. Ein Schuhmann ging Moschel nach, rief mehrmals: Sie! dann riß er den Studenten mit Gewalt von hinten herum. Gleichzeitig rief der Schußmann dem über­raschten Studenten zu: Wie können Sie mich ins Gesicht schlagen? Moschel erklärte darauf: JIch habe Sie nicht geschlagen, reißen Sie mich nicht so herum. Der Schuhmann ließ dann Moschel gehen. Ich glaubte, erzählte der Augenzeuge weiter, den Fall damit er­ledigt und ging etwa 20 Schritte weiter, da hörte ich jemanden fingen: Lustig sein, fröhlich sein." Der Eänger war, wie ich später bemerkte, Moschel. Ich fehrte um, um die Schußleute, deren Schroffes Auftreten mir aufgefallen war, weiter zu beobachten. Die Schuhleute hatten, als ich hinkam, Moschel bereits in ihrer Mitte und rissen ihn kräftig herum, was sich Moschel nicht gefallen ließ. Es tamen einige andere Herren hinzu, die die Schußleute fragten, was denn los sei. Einer der Schuhleute antwortete: Widerstand gegen die Staatsgewalt. Ich gefelte mich zu diesen Herren, erzählte ihnen meine erste Beobachtung und bemerkte, da sei es kein Wunder, wenn ein Widerstand provoziert würde. Die Schuhleute waren mit Moschel inzwischen vorwärts gegangen, plöblich sahen wir, daß Moschel auf dem Boden lag und schrie: Lassen Sie mich los! Es hatten sich auch einige Leute angesammelt, den Engländern nicht, obwohl dem Schah durch den Vertrag un­die ebenfalls den Schuhleuten zuriefen: Lassen Sie den Mann doch los! Ein Schuhmann aber erhob den Rebolber gegen die zu schauer und rief: Burück oder ich schieße! Alles wich zurück, im nächsten Moment trachte ein Schuß und Moschel lag als Leiche auf dem Boden. Der Schuhmann Schauer, der Revolverheld, ver­schwand dann sofort vom Schauplaße, auf dem sich selbstverständlich eine starte Menschenmenge ansammelte.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Schuhmann Schauer das Verfahren wegen Totschlags eingeleitet,

Vor der siebenten Straffammer des Landgerichts I Berlin   be. gann am Montagvormittag der Prozeß gegen Trofimoff und Ges Hage vertrat der Staatsanwalt Dr. Fiegen. Der Angeklagte nossen, dessen Vorgeschichte den Vorwärts"-Lefern bekannt ist. Den Versiz führte Landgerichtsdirektor Splettstößer. Die Ans Trofimoff wurde von Dr. Oskar Cohn, der Angeklagte Dr. Strelbo to von Dr. Heinemann verteidigt. Trofimoff wurde aus der Untersuchungshaft vorgeführt, in der er sich seit dem 23. O tober befindet; er ist Kandidat der Medizin, 1881 geboren und un bestraft. Dr. Strelhow ist Schriftsteller, 1875 geboren und ebens bindung anzugehören und sich durch Nichtanmeldung einer Ber falls noch unbestraft. Beide find angeklagt, einer geheimen Ber­sammlung gegen das Vereinsgefes vergangen zu haben. Zu der. Verhandlung waren geladen: Kriminalfommissar v. Arnim, Dautert. Als Dolmetscher war Rechtsanwalt Alibansty geladen worden. Auf Antrag der Rechtsanwälte Dr. Heinemann und Dr. Cohn war außerdem geladen: der Hofrat und Privat dozent von Ietneff und der bekannte Rechtslehrer und Unio versitätsrichter Geh. Regierungsrat Dr. Daude. Der Angeklagte Trofimoff, welcher der deutschen Sprache sehr wenig mächtig ist, bestritt in einer fast unverständlichen Redeweise, daß er Mitglied eines Geheimbundes sei, deffen Zwecke vor der Staatsregierung geheim gehalten werden sollten. Der einzige Grund, weshalb die Versammlung und das Bestehen der hiesigen Gruppe der rüſſiſch­halten worden sei, wäre lediglich der, daß sämtliche in Berlin   wohn. sozialdemokratischen Partei überhaupt vor der Polizei geheim ge hafte Ruffen eine zu große Furcht vor der Polizei haben, die mit Ausweisungen schnell bei der Hand sei. Sobald die Polizei erfahren hätte, daß er Mitglied der sozialdemokratischen Partei fci, so wäre er bestimmt ausgewiesen worden, zum mindesten aber Die übrigen Teilnehmer an der Versammlung seien ebenfalls so­wäre seine Ermatrikulation von der Universitätsbehörde erfolgt. fort ausgewiesen worden. Die hiesigen Ruffen müßten sich eben, wenn sie sich als Landsleute einmal über die traurige Lage in ihrem Vaterlande unterhalten wollen, geheim treffen, da sonst die Polizei sofort alle möglichen anarchistischen Umtriebe wittert. Der zweite Angeklagte behauptete, keinerlei Kenntnis davon gehabt zu haben, daß die Versammlung eine nicht angemeldete gewesen sei. Er sei von dem ihm persönlich bekannten Angeklagten eingeladen worden, einen Vortrag zu halten, und er habe einen rein wissen schaftlichen Vortrag gehalten...

Der Kriminalkommissar v. Arnim wurde als erster Zeuge Der Schah ist firre gemacht, auf der ganzen Linie bezwungen, vernommen. Er erklärte mit einer verblüffenden Sicherheit: Die niedergerungen. Er hat die Verfassung auf das Allerheiligste, den russische Sozialdemokratie ist im Auslande fest organisiert. Die frei- oder verschiedenen Gruppen veceinigen sich in einem Bund oder Blod, Koran  , beschworen, und diesen Schwur wird er halten unfreiwillig. Ihm hat man keinen Bardon gegeben, er aber das sich auch im Auslande( in der Schweiz  ) befindet und die Tätig auch Liga genannt, sie werden geleitet von einem Zentralfomitee, erkennt alle vom Parlament gestellten Bedingungen an: zieht keit der einzelnen Gruppen überwacht. Arnim bezog sich dann auf sein Militär zurück. verbannt seine konstitutionsfeindlichen Rat- den Bericht der russischen Sozialdemokraten an den internationalen geber usw. Ueber die Einzelheiten des Vertrages meldet Wolff: Kongreß in Stuttgart  . In Berlin   bestehe eine feste Organisation Teheran  , 23. Dezember. Dem Parlament ist durch seinen seit Jahren schon, dies sei erwiesen durch vorgefundene Briefe, in Präsidenten bekannt gegeben worden, daß mit dem Schah fol- welchen über die Agitation berichtet wurde und Ratschläge, erteilt gendes vereinbart ist: Der Schah willigt in die Verbannung wurden, wie man hier eine wirkungsvolle Agitation für die Zweck: Saad ed Daulehs und verschiedener Priester und in die Be- der Partei in Rußland   treiben fönne. Es sei sehr schwer, der strafung der Personen, welche die Unruhen hervorriefen; er er- Agitatoren habhaft zu werden, da diese Russen meist falsche Namen teilt Ala ed Dauleh und seinem Bruder die Erlaubnis zur Rüd- tragen. Trofimoff sei Sekretär der Berliner   Gruppe, er führte fehr, er stellt für die Parlamentsgebäude eine Leibwache von den Namen Nikolajeff; man habe eine Bescheinigung vom Zentral­200 Infanteristen, unterstellt alle Truppen einschließlich der Ko- fomitee bei ihm gefunden, die beweise, daß er als Sekretär galt. fatenbrigade, die bisher ein unabhängiges Kommando bildete, Strelbow sei fozialdemokratischer Schriftsteller, der auch für die dem Kriegsministerium und beläßt den russischen Offi- Sozialdemokratischen Monatshefte" tätig sei und derartig links" zieren nur die Instruktion, nicht wie bisher das Kom schreibe, daß zwei Artikel von ihm in der Most schen Freiheit" mando diefer Brigade. Die Läden in der Stadt werden abgedruckt worden seien. In der Einladung zu der Versammlung wieder geöffnet. wurde er als Genosse" bezeichnet.

Der Schwur soll die Klausel enthalten, daß Muhammed Ali Mirza, der König der Könige", an ihn gebunden ist: bei Ver­meidung fofortiger Entthronung!

All das wird den Russen gar wenig gefallen, vielleicht auch

gefähr diejenige Stellung eingeräumt zu sein scheint, die dem König von England verstattet geblieben ist: als kostspielige, über­flüssige, dekorative Spitze auf dem Volkskörper zu lasten. Cürkei.

Begnadigt hat der Sultan   den Belgier Joris, der vor zwei Jahren wegen eines Anschlages auf das Leben des Sultans zum Lode verurteilt worden war. Joris ist aus der Haft entlassen worden und reist heute( Dienstag) nach Belgien   ab.-

Die Verteidiger nahmen den Zeugen darauf in ein Verhör und fragten ihn, ob er denn nicht wüßte, daß Most schon seit länger als atvei Jahren tot sei. Er gab verlegene Antworten und meinte schließlich, daß ihm bekannt sei, die russische Sozialdemokratie vers werfe den Terrorismus. Die Verteidiger wollten auch wiffen, ob er der Universitätsbehörde Mitteilung gemacht habe über das, was er durch seine Leute über Trofimoff erfahren hatte. Der Zeuge lehnte die Antwort ab, weil, wie der Staatsanwalt dazu bemerkte, feine Amtspflicht es erheische. Auf de Frage der Verteidigung. worin denn die VII. Abteilung des Polizeipräsidiums den Begriff der Lästigkeit eines Ausländers finde, erwiderte der Zeuge, das könne er nicht sagen, und fuhr fort: Wir entscheiden ganz allein, ob sich jemand lästig macht oder nicht,"

Geh. Reg.- Rat Daude wurde von der Verteidigung befragt, ob es richtig sei, daß die Universitätsbehörde auf besondere Anordnung der Polizei russische Studenten egmatrifuliere. Der Zeuge er.