Nr. 301.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Ferusprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Erlösung.

Mittwoch, den 25. Dezember 1907.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1884.

entsprang, die urchriftliche Lehre ihrer naiv- volkstümlichen St. Clemens( Anfang des dritten Jahrhunderts) Fassung zu entkleiden und sie mit den religionsphilosophischen Tehrt: Der Gebrauch aller Dinge, die sich auf Erden befinden, Theorien jener Zeit zu versöhnen, so ist auch die Weihnachts  - hat für alle Menschen ein gemeinschaftlicher sein Wieder dringt ins winterliche Land über das Häufermeer legende des Lucas- Evangeliums nicht eine bloße Erfindung sollen. Es ist die Ungerechtigkeit, die den einen hat fagen der Großstadt wie über die beschneiten Fluren des einsam des Verfassers dieses Evangeliums. Sie ist vielmehr, wie lassen: Dieses gehört mir- und den anderen: Jenes ist gelegenen Gebirgsdorfes hinweg des Glockengeläuts feierliche schon vorhin erwähnt wurde, ebenfalls aus den religiösen Be- mein. Dadurch ist die Zwietracht unter den Verheißung: Friede auf Erden!"; und von den dürfnissen und Stimmungen ihrer Zeit hervorgewachsen-Sterblichen entstanden."

Kanzeln der christlichen Kirchen aller Bekenntnisse herab aus dem Kampfe des Christentums gegen die durch die Zäsaren St. Ambrosius( gest. 397) läßt sich vernehmen:„ Gott  crzählen die„ Diener des Herrn" die alte poetische Mär des repräsentierte römische Staatsgewalt und aus der durch den hat alle Dinge geschaffen, damit deren Gebrauch Lucas- Evangeliums von der Geburt des Welterlösers in wirtschaftlichen Verfall Roms in seinen untersten Volks- allen gemeinschaftlich sei und damit die Erde einem Stall zu Bethlehem   und von den friedlich auf dem schichten erweckten heißen Sehnsucht nach einem Erlöser aus der gemeinsame Besiz, Aller werde. Die Felde ihre Herden hütenden judäischen Hirten, denen der den trostlosen, unerträglichen Zuständen, nach dem Be- Natur hat also das Recht der Gemeinschaft. Engel des Herrn   das Ereignis mit den Worten verfündete: gründer eines neuen Reichs des Friedens lichkeit erzeugt, und es ist die Usurpation, die das Eigen­" Euch ist heute der Heiland geboren, der Christus, der Herr und der sozialen Gleichheit. tum geschaffen hat"

in der Stadt Davids!" während die himmlischen Heerscharen Das weltbeherrschende Rom   hatte ausgelebt. Die Römer- St. Augustin  ( geft. 430) sagt:„ Weil das individuelle sangen:„ Ehre sei Gott   in der Höhe und Friede herrschaft krachte in allen Fugen. Der Kern des Volks, die Eigentum existiert, existieren auch die Prozesse. auf Erden unter allen Gott wohlgefälligen freie Bauernschaft, war fast völlig verschwunden und größten die Feindschaften, die 3wietracht, die Kriege, Menschen"( nicht, wie Luther   allzufrei übersetzt: Friede teils ins Lumpenproletariat hinabgesunken. Dadurch ver- die Aufstände, die Sünden, die Ungerechtig­auf Erden nnd den Menschen ein Wohlgefallen). schärften sich nicht nur die Gegensätze zwischen Arm und Reich, teiten, die Mordtaten. Woher kommen alle diese Längst haben Geschichtsforschung und Bibelkritit die es fehlten auch für die Striege die Miliztruppen, die früher Geißeln? Einzig von dem Eigentum. Enthalten wir uns Weihnachtshistorie des unbekannten Verfassers des Lukas- die Bauernschaft gestellt hatte. An ihre Stelle traten Söldner- also, meine Brüder, ein Ding als Eigentum zu befizen, oder Evangeliums als eine tendenziöse Legende erwiesen, die wahr- heere. Bald fah Rom   in verschiedenen feiner Gebiete seine wenigstens enthalten wir uns, es zu lieben." scheinlich erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts unserer Herrschaft gefährdet. Die Kriege in den Provinzen an den Mit der Entwickelung der christlichen Kirchenlehre zur Zeitrechnung in Rom   entstanden ist: ein Erzeugnis der allzeit Grenzen des Reichs gestalteten sich immer mehr zu Verteidigungs- römischen Staatsreligion, der Entstehung einer mächtigen Priester­geschäftigen religiösen Voltsphantasie, die gleichmäßig durch friegen. Rom   vermochte seinen Besitz nicht mehr gegen die hierarchie und der Entfaltung der feudalen Wirtschaftsweise das Verlangen, näheres über die bisher dunkle Geburt Christi zu sich auflehnenden unterjochten Völker zusammenzuhalten. Die verschwinden die kommunistischen   Tendenzen. Die christ­erfahren, durch die Sehnsucht nach Erlösung aus den grauen- ungeheuren Reichtümer, die es einst aus seinen Besitzungen Liche Kirche wird zum Epfeiler der Ver­haften Zuständen des versinkenden Römerreichs und durch den gezogen hatte, nahmen rapide ab, und zugleich hörte die skladung und Unterdrüdung der unteren Haß gegen den römischen Kaiserkultus angeregt wurde. Stlavenzufuhr auf. Damit brach aber auch die Grundlage des Boltsmassen. Acht Jahrhunderte nach dem heiligen Das älteste ber vier bon der Kirche anerkannten damaligen landwirtschaftlichen Großbetriebes, die Sklaverei, zu Augustin lehrt bereits ein anderer Heiliger", Thomas von Evangelien, das gegen Ende des ersten Jahrhunderts unserer sammen. Massenarmut und Massenelend stiegen zu grauen- Aquino, den noch heute die katholische Kirche   als den wahrsten Zeitrechnung niedergeschriebene Markus- Evangelium   weiß noch hafter Höhe und gleichzeitig mit ihnen die Storruption der und wissenschaftlichsten Interpreten ihrer wirtschaftlichen An­nichts von der wunderbaren Geburt des Heilands im Stall Staatsgewalt   und die Sittenlosigkeit. Nero, der. Antichrift der sichten verehrt, daß das, was das Gesetz jemand als das zu Bethlehem  . Es beginnt seine Erzählung des Lebens Jesu Offenbarung Johannes, und seine Nachfolger wüteten mit Seine zuweist, sein Recht ist, und er diesen Besitz nicht nur sogleich mit der Taufe Christi durch Johannes. Auch der Ver- wilder Grausamkeit gegen die christlichen Sekten, und mehr als das Seinige beanspruchen darf, sondern auch alle ge­fasser des später entstandenen Evangeliums Mathäi zählt zwar, mals fuchten Hunger und Pest Italiens   Fluren heim. halten sind, diesen Anspruch anzuerkennen. Und während

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um von seinem judendhriftlichen Standpunkt aus darzutun, In dieser furchtbaren sozialen Nacht stieg als Hoffnungs- die alten Kirchenväter das Gemeineigentum als ein Natur­daß Jesus   der direkte Nachkomme Abrahams   und Davids sei strahl einer besseren Zukunft der christliche Erlösungsgedanke recht betrachtet und das Privateigentum als Grundursache und deshalb als der im alten Testament verheißene Messias   auf und dieses Sehnen nach einem Erlöser aus dem Elend der gesellschaftlichen Zwietracht verdammt hatten, findet nun getten müsse, das gesamte Geschlechtsregister Christi   von des kaiserlichen Roms nach einem gottgesandten Friedens umgekehrt Thomas von Aquino  , daß das Privateigentum im Abraham bis Joseph auf, den Mann der Maria" im ganzen für sten ist es, das in der Weihnachtslegende wie in so Naturrecht begründet ist, und der Gemeinbesitz nur 42 Ahnen. Aber so genau auch vorgeblich der Verfasser mit manchen anderen Mythen des Lucas- Evangeliums zum Aus- Unordnung, Verwirrung der Genealogie Christi   bekannt ist, weiß er doch nur, daß der druck kommt. Dem Lucas- Evangeliften ist Christus nicht mehr schafft. Deshalb sei das Privateigentum prinzipiell vor­und Zwietracht Messias  , entsprechend der Verheißung des Propheten Micha  , nur der von den Propheten verheißene Messias Jsraels, sondern zuziehen, und zwar müsse der Besitz in den Händen der guten in Bethlehem   geboren ist. Von einer Verkündigung Mariä, der Weltheiland, der allen Gott wohlgefälligen Menschen, allen Bürger liegen, welche die Kriegsführung und Beratung be­von dem Zuge Josephs aus Galiläa nach Bethlehem  , von christlichen Gemeinschaften endlich den inbrünstig ersehnten forgen. Bauern, Handwerker und Arbeiter", sagte er wört­der Geburt des Messias   im Stall einer Herberge, von den Frieden auf Erden" bringen wird, die Erlösung aus lich, find in einem Staate notwendig, aber durchaus Hirten auf dem Felde, von der Friedens- und Erlöserbotschaft der Finsternis und der Nacht" des zäsaristischen nicht Teile des Staates an sich." hat er noch nichts gehört, obgleich gerade er sich Roms. Der Jesus   der irdischen Geschichte tritt hinter dem In diesem Geiste hat sich die christliche Kirche weiter nicht nur in den Mythen des alten Testa ewigen Gottessohn zurüd. Auf wunderbaren. Wegen und entwickelt. Der Schlachtruf gegen die gesellschaftliche Un­utents, sondern auch in den ältesten Ueber durch wunderbare Umstände tritt Christus in die Welt, der gleichheit ist verstummt. An seine Stelle ist die Lehre von Lieferungen der juden christlichen Gemeinden ewige Gott in menschlicher Gestalt, aus dem göttliche Kräfte der stillen Ergebung in den Willen Gottes getreten, der in am besten bewandert zeigt. So wenig weiß er strömen, der die Toten vom Begräbnis ruft, mit 12 Jahren seinem weisen Ratschluß fürsorglich bestimmt hat, daß es Herren noch von der Geburt Christi  , daß er Joseph, den die jüdischen Schriftgelehrten belehrt, der den Teufel enttront, und Knechte, Hämmer und Ambosse gibt. Vater des Erlösers, in Bethlehem   wohnen und der alles weiß, alles sieht, der im Fluge Galliläa sammelt, der Das Bermächtnis des Urdhristentums ist erst später von Aegypten   aus auf Befehl des Herrn nach selbst noch am Streuze, statt den bangen Schmerzensruf des dem Sozialismus zugefallen., Nazareth   übersiedeln läßt, und zwar lediglich deshalb, damit, Matthäus- und Marcus- Evangeliums:„ Gott  , mein Gott, und Gemeinschaftsgedanke, der einst im Herzen der urchrist­Der Erlösungs­vie er selbst sagt, eine alte Weissagung der Propheten erfüllt warum hast du mich verlassen!" auszustoßen, als Gottessohn lichen Gemeinden lebte und sie als Märtyrer ihrer Ueber­werde. Sogar der philosophische Autor des Evangelium gleichberechtigt mit Gott, dem Vater, verkehrt und schließlich zeugung allen Verfolgungen trogen ließ, er ist, gereinigt Johannis, das frühestens um die Mitte des zweiten Jahr fichtbar vor der Jünger Augen gen Himmel fährt. von den Schlacken der römischen Cäsarenzeit, wieder­hunderts entstanden ist, kennt noch nicht die christliche Ge- Der Davidsproß und Messias Israels war zum göttlichen geboren in den Jdealen des Sozialismus. Wie einst die burtslegende des Lukas- Evangeliums. Nachdem er im Sinne Welterlöser geworden, zum Befreier aus der Verkommenheit streitbare Gefolgschaft des Nazareners, predigt heute der der jüdisch alexandrinischen Philofophie Christus als Verdes kaiserlichen Roms. Zwar lehrt die heutige Kirche, die Sozialismus die wirtschaftliche Gleichberechti wirklichung des„ Logos"( der alle in der Welt wirksamen tatholische wie die protestantische, das Christentum habe gung und Gleichheit; allerdings nicht wie damals nur Sträfte zusammenfassenden und allen Gestaltungen zugrunde eine seelische, nicht eine materielle Erlösung die Gemeinschaft des Lebensgenusses, den Kommunismus der liegenden göttlichen Vernunft) hingestellt hat, erzählt er sofort verheißen-nicht Erlösung vom Elend auf Erden, Gebrauchsmittel, sondern die Gemeinsamkeit der Arbeit, d. h. die Taufe Christi durch Johannes, die Vorgänge bei der sondern im Jenseits. Doch das ist nichts als pfäffische die im Dienste der Gesamtheit gemeinsam betriebene Güter­Hochzeit zu Kana und die symbolische Mythe von der Tempel- Fälschung. Der Erlösergedanke, der in der zweiten erzeugung. reinigung, eine Episode, die von den drei ersten Evangelisten Hälfte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung Und mächtig wehren sich wieder, wie einft, die Bevorrechtigten. eine weit spätere Lebenszeit Christi  , direkt hinter den mehr und mehr unter den Heidenchristen zur Herrschaft ge- gegen die Botschaft der neuen Lehre. Mit aller Kraft sind feierlichen Einzug in Jerusalem, verlegt wird. langte, hat einen durchaus materiellen Inhalt. sie bemüht, das neue Evangelium zu ersticken. Die Nach Das poetische Weihnachtsmärchen von der Geburt Chrifti Das beweisen nicht nur die chiliastisch kommunistischen   Hoff folger der früheren Sadducäer und Pharisäer bieten wieder im Herbergsstall zu Bethlehem   und von der Friedensverheißung nungen und Träume der Offenbarung Johannis, sondern auch ihre ganze schale Fachgelehrsamkeit auf, das Werden und der Engel ist, demnach ein verhältnismäßig spätes Erzeugnis die uns durch römische Geschichtsschreiber, durch die Apostel- Wachsen einer neuen, höheren Menschheitsepoche zu verhindern. römisch- christlicher Legendenbildung. Aber wie die An- geschichte und die sogenannten Paulinischen Briefe über Doch allzu fest hat bereits die neue Botschaft die Herzen des passung des christlichen Gottes- und Messiasbegriffs an die mittelten Nachrichten über die Eigentumsauffassung und die Arbeitervoltes gepackt. Sein Wollen und Streben ist nicht Logoslehre der jüdisch alexandrinischen Religionsphilosophie Lebensweise der urchristlichen Gemeinden. Selbst die Lehre mehr zu überlisten.

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nicht als eine bloße Laune des Johannes Evangelisten der ältesten Kirchenväter ist noch ein schriller Kampfesruf

gelten fann, sondern tatsächlich dem Bedürfnis der gegen das Privateigentum und die soziale

Chriften gewordenen jüdischen und griechischen Gebibletheit..