Nr. 8. 25. Jahrgang.2. ßfiliwc Ks Jcnuiitlo" ßftiintt WlksdMIttilnj, 10. InuniK 1908.Das Nolonial-Hilmientiiw vor Serlcht.Prozeß Feters— v. ßennigien.Köln, den 9. Januar 1908.'Telegraphischer Bericht.)Dritter BerhandlungStag.Die Verhandlungen werden heute früh durch den VorsitzendenAmtSgerichtsrat Kühl kurz nach 9 Uhr wieder eröffnet. Esmelden sich als Sachverständige der bekannte Psychiater ProfessorAschaffenburg- Köln und der frühere Gouverneur vonTeutsch-Ostafrira Generalleutnant z. D. v. L i e b e r t. Letztererwünscht baldigst abgefertigt zu werden, da er im Reichstageunabkömmlich(!) sei.— Bert. Falk: Ich möchte zunächstnoch zwei Beweisanträge stellen: In der VernehmungdeS Herrn v. Pechmann ist das Verhältnis, in dem Herr v. Eitzzur Reichsverwaltung steht, im Gegensatz zu der Stellung deSHerrn Dr. Peters gebracht worden. Herr v. Pechmann sagte, daßHerr v. E l tz lediglich politischer Agent gewesen sei. Wirbeantragen die telegraphische Ladung des Magistrats-sekretävs Kaiser als Zeugen und Sachverständigen. Der-selbe war Unteroffizier unter Herrn v. Eltz. Er soll bekunden,daß die Loge am Kilimandscharo, bevor Dr. Peters hinkam, eineruhige war und daß Herr v. Eltz Bezirksamtmann oderStationsleiter von M o s ch i war, und daß er die Ein-geborenen durchMilde und Frenndlichkeit,ohne Strenge unter deutscher Herrschast gehalten hat, bis ihn HerrDr. Peters ablöste.— Dr. Peters: Ob Herr v. Eitz politischerAgent war, interessiert uns gar nicht. Er hat mich nicht abgelöst,sondern ich bin der Nachfolger des Herrn v. Witzmann gewesen.der einen blutigen Krieg gegen den Häuptling Zinna geführt hatteund gegen den ich auch den Kampf weiterführen mußte. Für michwar Herr v. Eltz Agent, ursprünglich hatte ich ihn im Jahre 1887als Agenten selbst hinausgeschickt. Was er unter Wißmann war,weiß ich nicht.Beklagter v. Bennigsen: Ich weiß mit diesen Verhältnissengenau Bescheid, und ich glaube, daß Herrn Dr.Peters sein Gedächtnis in einigen Punkten ver-l a s s e n h a t.— Herr v. Eltz war zuerst Agent der Deutsch.O st afrikanischen Gesellschaft am Kilimandscharo undHerr Dr. Peters deren Direktor. Insofern akzeptiere ichdie Bezeichnung Agent. Als Herr v. Wißmann sich am Kiliman-dscharo festsetzte, war es nur der Häuptling Zinna von Tiboscha,damals allerdings der mächtigste Häuptling im Kilimandscharo-gebiet, der die deutsche Herrschaft nicht anerkennen wollte. Herrv. Wißmann hielt es daher für nötig, den Zinna niederzuwerfen.Er hatte vor Herrn v. Eltz begonnen, die Station Moschi zu er-richten und baute sie nachher weiter aus, gewissermaßen als eineArt Zwing-Uri. Bei seinem Abgang hat Herr v. Miß-mann Herrn v. Eltz als Stationschef mit allen Funktioneneines solchen auf diesen schwierigen Posten eingesetzt. Herr v. Eltzhatte den Auftrag, die deutsche Herrschaft möglichst ohneKrieg aufrecht zu erhalten. Es ist doch nicht unsere Aufgabe,wenn wir ein Land unterwerfen, die Eingeborenen zu töten unddas Land zu verwüsten. Herrn v. Eltz gelang es, in friedlicherund freundschaftlicher Weise seinen Auftrag zu erledigen.Wenn er am Kilimandscharo geblieben wäre, würden unskriegerische Aktionen erspart geblieben sein. ES ist dieAuffassung aller Beamten und Offiziere.wenn sie die Verhältnisse am Kilimandscharo kennen, daß diedrei schweren Expeditionen v. Bülow, v. Man.t e u f f e l und v. Scheele notwendig geworden sinddurch das Auftreten des Herrn Dr. Peters.Dieser hatte die notwendige militärische Station Moschi aufge-geben und seine Station nach Marengo im Gebiet des uns b e-freundeten Häuptlings Mareale verlegt. Alle drei schwerenExpeditionen sind gemacht worden, weil wir Moschi wieder habenwollten. Denn Herr v. Wissmann hatte diese Station in militärischer Weitsichtigkeit auf dem wichtigsten Punkte am Kilimandscharoausgebaut. Nachdem wir dann Moschi wiederhatten, ist kein Ausstand mehr erfolgt. Nur einmal herrschte die Ansicht, daß ein Ausstand drohe und es wurden eine Anzahl Häuptlinge gehängt. Aberhierin geht die Ansicht der Afrikaner auseinander. VerschiedeneKenner der Verhältnisse meinen, daß wir durch schlechteAgenten über die Stimmung der Eingeborenen falsch unter-richtet gewesen sind.— Vors.: Herr von Eltz lebt wohl nichtmehr?— v. Bennigsen: Nein, er ist tot.— Jujtizrat Dr. Sello:Es widerspricht meiner Taktik, Beweisanträgen der Gegenparteientgegenzutreten, weil es dann gleich heißt: Aha, ihr fürchtet euchwohl! Aber hier muß ich es dennoch tun, weil wir sonst ins Ufer-lose geraten. Die Frage, ob Moschi aufgegeben war oder nicht,interessiert in diesem Prozeß ebensowenig wie der spanische Erbfolgclrieg.(Heiterkeit.) Wir brauchen nicht einen Unteroffizier,der unter einem Agenten auf der Station gewesen ist, darüber zubefragen, ob die Matznahmen des Herrn Dr. Peters richtig warenoder nicht. Tatsache ist aber jedenfalls, daß in jener Zeit kriege�rische Expeditionen gegen die Warongo stattgesunden hatten. Auchder Zeuge Wilhelm hat gesagt, daß im Dezember 1891 vor derHinrichtung der Jagodja die Station gefährdet war, und sogar dieDisziplinarurteile, auf denen Sie ja immer herumreitry, stellenfest, daß Dr. Peters damals überzeugt war, daß die Kilimandscharo-Station gefährdet wäre.— Dr. PeterS: Ich kann mich den Aus-führungen deS Justizrats Sello nur anschließen. Es ist nichtrichtig, daß ich Herrn v. Eltz abgelöst habe, noch daß die Verhält-nisse ruhig waren. Moschi war eine völlig unhaltbare Station, wiealle militärischen Kenner bestätigen können. Man konnte von allenSeiten hineinschießen. Es ist völlig irrig, wenn man sagt, daß beimeinem Weggang die Situation unruhig gewesen wäre. Wennman mir vorhält, daß nur durch mich, durch die Aufgabe von Moschidie Expeditionen v. Bülow. v. Manteuffel, v. Scheele notwendiggeworden seien, so erkläre ich auf das bestimmteste: Wenn Herrv. Soden meinen Anträgen, mich dort zu lassen, stattgegeben hätte,so wäre keine Expedition notwendig gewesen! Wir können ja jetztgar nicht hier feststellen, ob meine Politik oder die des Herrn vonSoden richtig war. Eventuell bitte ich aber Exzellenz v. Lieberthierüber zu befragen. Wir �aben jedenfalls keine Veranlassung,einen Unteroffizier darüber zu hören.— Bert. FaU: Es istlediglich die subjektive Auffassung des Justizrats Sello, daß hierfestgestellt worden sei, daß die Kilimandscharo-Station damals ge-fährdet war. DaS war tatsächlich gar nicht der Fall. Der Kern-Punkt unseres Beweises soll darin bestehen, daß es möglichwar, mit Ruhe und Milde ohne drakonische Urteile die Kili-mandscharo-Bevölkerung unter deutscher Herrschaft zu halten, wiedas Herrn v. Eltz vorher gelungen war.— Der Gerichtshoflehnt nach kurzer Beratung diese Beweisanträge ab.Bert. Falk: Herr v. Bennigsen hat bereits ausgeführt, daß erden Bezirksamtmann Jahnke über die Vorgänge am Kiliman-dscharo verantwortlich vernommen hat und daß Jahnke ihm gegen-über Aeutzerungen getan hat, die als Geständnis dafür aufzufassenwaren, das) die Hinrichtungen unbegründet waren. Jahnke ist aberauch in der Untersuchung gegen Peters als Zeuge vernommenworden und zwar hat der jetzige Rechnungsrat imReichsschatzamt Schneiderdes Jahnke in dem Disziplinarprozeß gegen Dr. Peters herbeizuschafscn.— Vors.: Wenn wir das von Ämtswegen tun, dauerteL ziemlich lange, vielleicht können Sic direkt das Reichskolonialamt um Herausgabe der Akten bittenJustizrat Sello: Ich habe leider gar keine Beziehungen zumlonialamt, deren sich die Gegenseite rühmen kann.— Vert. FalkWir sind gern bereit, für Herbeischaffung der Aussage zu sorgen.—Ter Gerichtshof beschließt, den RechnungSrat Schneider als Zeugenzu laden.— Dr. PeterS: Ich kann Briefe vorlegen und Zeugenbenennen, woraus hervorgeht, wie Jahnke in Wirklichkeit sich überdiese Vorgänge geäußert hat.— Vert. Falk: Dr. Peters scheintes ja sehr wenig erwünscht zu sein, datz Schneider vernommenwird. Im übrigen möchte ich eine Erklärung abgeben, die wirschon längst der Oeffentlichkeit schuldig waren. Ich teile mit, daßHerr von Bennigsen vom Reichskolonialamtals seiner vorgesetzten Behörde von der Pflichtder Verschwiegenheit in jeder Hinsicht entb u n d e n worden i st.— Es folgt die Verlesung der AuSsage des K. k. österreichischen Konsuls Dr. Oskar Baumann inZansibar. Dr. Baumann hat damals bekundet, daß, als er 1892aus Tanga nach dem Kilimandscharo marschierte, ihm unterwegsGerüchte der Eingeborenen zu Ohren gekommen seien, daß am Kilimandscharo durch Dr. Peters die Hinrichtung zweier Schwarzenstattgefunden habe. Als er Dr. PeterS darüber b efragte, habe dieser ihm erzählt, daß ein schwarzerDiener Tabak gestohlen habe. Aus diesen und anderen Umständenhabe Dr. Peters auf ein Einverständnis des Dieners mit der indemselben Zimmer mit ihm schlafenden Schwarzen Sauria geschlössen und beide Diener zum Tode verurteilt und hinrichtenlassen. Zu derselben Zeit sei diese Sauria entflohen, aber wiedereingefangen und über der Eingangspforte des Lagers aufgehängtworden. Aus der d r a st i s ch e n Art der Erzählung desDr. Peters habe er geschlossen, daß die Tarstellung nicht in allenTeilen richtig sei. Von einem Brie'wechscl zwischen Dr. Petersund dem Bischof Tucker wisse er nichts. Dagegen habe er mitDr. Peters und anderen Herren in Berlin im Hotel Bristolsoupiert und bei diesem Souper habe Dr. Peters ihm gegemüber die Aeußerung gebraucht:»Ich bin ein stiller ernsterP a st o r e n s o h n aus Lauterbach a. Elbe, aber dieBrüderschaft mit diesen Schweinen paßt mir nicht."Dr. Peters: Dr. Baumann hat selbst vor seinem Tode die be>kannte Darstellung als u n r i ch t i g erklärt und den Wunsch ausgesprochen, nochmals vernommen zu werden, um ihr den richtigenSinn zu geben. Sämtliche Teilnehmer an jenem Souper, das ichzu Ehren der Anwesenheit des Dr. Baumann in Berlin gegebenhabe, sind befragt worden, ob sie etwas von jener Aeußerungwüßten, erklärten aber, daß sie nichts gehört hätten. Uebrigensbin ich auch gar nicht aus Lauterbach, sondern aus Neuhaus a. Elbe>Justizrat Sello: Ich habe Herrn Dr. Martens aus Berlin alsSachverständigen über den Gesundheitszustand des Dr. Baumanngenannt und halte es für notwendig, daß Dr. Martens hierherkommt. Wir werden deshalb den vom Vorsitzenden verlangtenKostenvorschuß von 199 M. dranwenden.(Heiterkeit.)Verteidiger Falk: Ich muß auf das entschiedenste zurückweisen, wenn Dr. Peters jetzt dem Generalkonsul Baumanneinen F a l s ch e i d vorwirft. Ich halte es für ganz nebensächlicheob der Geburtsort des Dr. Peters das eine oder das andere Dor�ist, aber ich bitte auf das zu achten, was ich jetzt sage. Es kommtmir vor, als ob der Privatkläger seinen Standpunkt changiereBisher wurde behauptet, daß Dr. Baumann ein krankerMann gewesen sei, der Mitleid verdiene. Jetzt wird die Sacheso dargestellt, als ob Baumann seine Aussage wider besseresWissen gemacht hätte. Dann hat Herr Peters noch den ArztdeS Dr. Baumann aus Berlin als Zeugen vorladen lassen, umzu bewsisen. daß die Aussage des Dr. Baumann überhaupt nichtrichtig verstanden worden sei und er noch vor seinem Todegebeten habe, ihn noch einmal zu vernehmen. Wie patzt das zu derBehauptung, datz Dr. Baumann nicht gesund gewesen ist? Ichbitte den Rechtsanwalt Heine aus Dessau, der damalsin Dar es Salam daS Protokoll geführt hat, und heute als Zeugehier ist. darüber zu vernehmen, ob er die Aussage des Dr. Baumann richtig wiedergegeben hat.— Zeuge Rechtsanwalt Heineaus Dessau hat bei der damaligen Vernehmung des Dr. Baumann das Protokoll geführt. Der Vorsitzende legt ihmheute das Protokoll vor und fragt ihn, ob die Aussage des DrBaumann richtig wiedergegeben worden sei.— Zeuge:Unbedingt sicher.Bors.: Welchen Eindruck hatten Sie denn von dieser Aussage?— Zeuge: Mir schien Dr. Baumann mit Rücksicht aufPeters, da er mit ihm befreundet war. nicht rechtmit der Sprache heraus zu wollen. Ich fragte ihnspäter privatim, was er denn über die ganze Sache denke. Ererwiderte, daß er noch keine bestimmte Meinung habe, teilte miraber einige interessante Tatsachen mit. Dazu gehörten auch dieAeutzerungen des Dr. Peters im Hotel Bristol zu Berlin. Ausdiesen Aeutzerungen ließ sich der Schluß ziehen, daß die Hinrichtungen lediglichaus geschlechtlichen Motivenerfolgt waren. Außerdem erzählte mir Baumann, daß dieschwarzen Soldaten ihm das übereinstimmend mitgeteilt hättenDiese Erklärung erschien mir um so natürlicher, als fürDiebstahl auch in Afrika die Todes st rase allgemein nicht üblich ist.— Bors.: Haben Sie den Dr.Baumann genau gekannt?— Zeuge: Ich habe sehr viel mit ihmverkehrt.— Vors.: Hatten Sie den Eindruck, daß er nicht rechtwußte, was er sagte?— Zeuge: Im Gegenteil, er war vonseltener Geistesschärfe und sich zweifellos der Tragweite seinerAeutzerungen bewußt.— Vors.: War er wahrheitsliebend?—Zeuge: Er war nicht nur wahrheitsliebend, sondern von einerseltenen Offenheit.— Verteidiger Falk: Von der Gegenseite wird jetzt behauptet, daß Baumann später, als er erkranktwar, erklärt habe, daß er bei seiner Vernehmung falsch ver-st a n d e n worden sei und gebeten habe, ihn noch einmal zu ver-nehmen.— Zeuge: Das halte ich für ganz ausgeschlossen.Er hat mir niemals mitgeteilt, datz er falsch verstanden worden ist.Das war ja unmöglich.Seine Vernehmung war sehr kurz, weil er als gebildeter Mannsich klar»nd deutlich ausaudrücken wußte. Ich halte es für u n-möglich, datz ein Mißverständnis vorlag.—Vors.: Wannist Baumann gestorben?— Zeuge: 1899.— Vert. Falk: Und dieVernehmung war I89S.— Justizrat Dr. Sello: Ich beantrage dieVernehmung des Hauptmanns a. D. Rittergutsbesitzers Wolteraus Berlin, der im Jun, v. I. an Dr. Peters einen Brief desInhalts schrieb, daß er Baumann noch 6 bis 8 Wochen vorseinem Tode in Sansibar gesehen habe. Er war bei klaremVerstand. Hierbei sagte Baumann, eine Aeußerung nacheinem guten Diner könne man nicht für bareMünze nehmen, er bitte, da er bald sterben müsse, um dieGelegenheit, seine Aussage richtig zu stellen. Außerdem beantrageich die Ladung des Dr. Hinz(Berlin), der am 29 Oktober 1891,also am Tage nach der Hinrichtung des Mabruk, einen Brief vonseinem Freunde Jahnke bekam, in dem stand: Gestern habenwir einen Schwarzen wegen nächtlichen Einbruchshängen lassen. Wir gehen jetzt mit aller Strenge vor, wir schlafennur mit geladenem Gewehr im Arm.— Vert. Falk: Im MünchenerProzeß wurde das Zeugnis Naumanns von Dr. Rosenthal ange-griffen. Da hieß es, Baumann habe an Syphilis gelitten und>■ W das Protokoll geführt. Ichbeantrage die Vernehmung des Schneider als Zeugen darüber, daßJahnke bekundet hat, die Einrichtungen hätten j s e i d a r a n g e st° r b e n. Ich frage Dr. Peters, ob' er die Be.jeder Begründung entbehrt.! hauptung, daß Baumann unglaubwürdig sei, aufrecht hält.—Justizrat Sello: Ich will der Ladung des Schneider nicht Dr. PeterS: Das kann ich nicht aufrecht erhalten. Ich sagte inwidersprechen, bitte dann aber auch, die eigentlichen Bekundungen> München, daß im Reichstag bei Gelegenheit der Besprechung derBaumannschen Schrift gesagt wurde, Baumann sei geisteskrank.—Prof. Aschaffenburg: Er habe keinen Anlaß, an dergeistigen Zurechnungsfähigkeit Naumanns zuzweifeln. Dieses Ilrtcil könne natürlich durch anderes Mate-rial noch erschüttert werden.— Vert. Falk: Ich kann beweisen, daßdie Aeußerung Jahnkes, man habe auf der Station nur mit geladenem Gewehr im Arm geschlafen, unrichtig ist. Im übrigenwurde Jahnke wegen groben Amtsmißbrauchs disziplinarisch ent-ferne.— v. Bennigsen: Jahnke war ein schwacher Charakter, aberkein schlechter Mensch. Als ich seine Verfehlungen erfuhr, sagteich, wenn er sofort aus dem Amte scheide, würde ich niemals etwassagen. Er lehnte es ab, und darum mußte die Untersuchung gegenihn eingeleitet werden, die die Durchstechereien des Jahnke mit dembekannten Friedrich Schröder ergaben.Es wird dann Tiermaler Kuhnert als Zeuge aufgerufen.— Vors.: Haben Sie damals Ihr Mißfallen über dieHinrichtung ausgesprochen?— Zeuge: Damals ja,aber ich beurteilte da die Verhältnisse schärfer. Heute, nachreiflicher Ueberlegung, urteile ich anders.— Vors.:Sprachen Sie damals zu Dr. Peters über die Dinge und äußertenSie sich, daß Sie die Vorgange billigten oder nicht billigten?—Zeuge: Es ist möglicb, daß ich mit ihm gesprochen habe, aber immersehr vorsichtig, als Privatmann mischte ich mich nicht in behörd-liche Angelegenheiten.— Vors.: Wie ist denn heute Ihr Urteil?—Zeuge: Ich meine, daß das Verhalten des Herrn Dr. PeterSberechtigt war.— Bors: War die Gegend unsicher?— Zeuge:Ja, die ganze Gegend, zwei Karawanen wurden sogar auf demHinaufmarsche von Massais geplündert, hart an der Grenze.—Vert. Falk: Sie sind dort auf die Jagd gegangen?— Zeuge: Ja.— Bert.: Nahmen Sie Bedeckung mit?—Zeuge: Nein.— Bert.: S i e konnten also malen undjagen ohne Bedeckung?— Zeuge: Ja, aber Dr. PeterSwarnte mich stets, allein zu gehen, ich riskierte eS eben.Vert. Falk: Herr Zeuge, Sie haben inzwischen Ihre Mcinunegeändert. Ist es richtig, daß Sie 1896 an das Auswärtig«Amt einen Brief geschrieben haben, in dem es heißt:das Hängen des Mabruk war eine Schmach.Ich habe gehört, daß Dr. Peters wieder ein Amt bekommen sollund möchte, daß dieses Unglück verhütet wird.—-Zeuge:Ja» das habe ich unter den damaligen Verhältnissengeschrieben.Vert. Falk: Damals sollte Peters Gouverneur von Deutsch-Ostafrika werden und Sie wollten das verhindern.— Zeuge: DaSgeht ja aus dem Inhalt des Briefes hervor.— Vert. Fall: Ist esrichtig, daß bei Ihrem Abschied von der Station Peters Ihne»gesagt hat, Sie gehen nun weg von hier und habennoch nie einen Schwarzen geschossen.Mollen Sie nicht einen Schwarzen fchießen?(Bewegung und Lachen im Znhörerraum.)— Bors.: Hat Dr. PeterSIhnen das gesagt?— Zeuge: Ja, aber nicht so. wie es hier dargestellt wird. Es war anläßlich der Malainia- Affäre, da sagte HerrDr. PeterS zu mir:„Herr Kuhnert, Sie haben ja schon so viel ge-schössen, wollen Sie auch e in mal mitgehen und eiueaSchwarzen schießen?" Ich habe das nicht so schlimm auf«gefaßt, denn wenn man ins Gefecht geht, muß man doch schießen.lLachen im Publikum.)— Bert. Falk: Herr Kuhnert, ich frage Sie,ob Sie nicht früher gesagt haben, Sie hättendamals diese Zumutung mit der größten Entrüstungzurückgewiesen.— Zeuge Kuhnert: Aber ich bin ja doch mit«gegangen.— Verl. FaU: Sie ivissen doch wohl. Herr Zeuge,wann Sie das gesagt haben, daß Sie diese Zumutung zurück-gewiesen hätten.— Vors.: Der Zeuge sagte doch eben, daß er siegar nicht zurückgewiesen hätte.— Vert. Falk: Er hat sie abertatsächlich doch zurückgewiesen und danach muß seineAuffassung von der Aeußerung deS Dr. Peters damals eineganz auderegewesen sein als heute.— Zeuge Kuhnert: Ich entsinne michnicht mehr, daß ich der Zumutung damals eine solche Be»deutung beigemessen hätte.— Vert. FaU: Ich behalte mir hier-über Beweisanträge vor. Meine zweite Frage an den Zeugen istdie: Herr Kuhnert hat früher erzählt, daß eines Tages Petersans die Station zurückgekommen sei und eine ReiheSchwarzer an der Kette geführt hätte. Auf dieFrage, was sie getan hätten, habe PeterS erwidert, sie hättennichts getan»aber„man muß so mitihnen verfahren, sonst kannm a n s i e n i ch t i m Z a u m e h a l t e n". Ist das r i ch t i g?—Zeuge Kuhnert: Ich weiß wirklich nicht, ob ich das gesagthabe.— Bors.:Haben Sie ein schlechtes Gedächtnis?— Zeuge: Nein, mein Gedächtnis ist tadellos.— Vors.: Nun. heutescheint es mir nicht tadellos z u sein.— Zeuge: Ichglaube, ich habe mit Herrn Mittelstadt vou einem ähn»lichenVorfall gesprochen.— Vert. Falk: Ich beantrage, den Majorund Divisionsadjutanten V.Bennigsen, den Bruder des GouvcrnearSv. Beniligsen t e l e g r a p h i f ch zu laden.— Mit ihm HaiderZeuge Kuhnert viel über PeterS gesprochen und zu ihm auch dievon mir angeführte Aeußerung getan.— Ick, habenoch eine weitere Frage an Herrn Kuhnert. Waren Sie bei derHinrichtung des Mabruk zugegen?— Zeuge: Ja. Ich kamgerade in das Lager zurück und fand den Mabruk am Boden liegenund hörte ihn wimmern. Auf meine Frage erfuhr ich, waö vor«gegangen, und da bin ich aus Neugierde mit zur Hin«r i ch l u n g gegangen.— Auf weiteres Befragen deS Verteidigersgibt der Zeuge an, daß er nach der Hinrichiung zusammen mitPeterS und Pechmann gefrühstückt habe, er glaube aber, daß derUnteroffizier die Meldung von der erfolgten Hinrichtung schon vordem Früvstück erstattet hätte.— vert. Falk: Ist nicht während deSFrühstücks ein Trinkspruch herausgekoinmen:„Ick trinke auf clas Mohl cles seligen jMabruk".Zeuge Kuhnert: Ich habe mir nicht alles auf«; e z e i ch n e t, was auf der Station geäußert worden ist. Es ista möglich, daß ein solcher Trinkspruch ausgebracht wurde, ichkann eS aber heute nicht mehr sagen. Dem Freiherrnv. Pechmann bin ich übrigen? gesellschaftlich gar nicht näherjetrelen und habe nie mit ihm etwas Weiteres besprochen.—Bors.: Haben Sie vielleicht früher aufgeschnitten odereine objektive Unwahrheit gesagt?— Zeuge: Nein, d a öAufschneiden ist nicht nieine'Manier. Aber ich kannmir nicht denken, daß ich so sehr sittlich entrüstet gewesen bin, dennich bin ja nachher doch mit PeterS in das Lager des Malnmia ge«gangen. Ich ivar früher anderer Anffaffung in bezua auf die Be«Handlung der Eingeborenen, bin aber jetzt, nachdem ich die Grausam-leiten gesehen habe, welche die Teufel in Menschengestalt—denn daS sind die Eingeborenen— begehen, anderer Meinung geworden.Ich habe eS im großen ostafrikanischen Aufftand von 1995 erlebt,daß Frauen herumliefen mit herausgerissenen Stücken Fleisches an»Leibe, habe gesehen, welch scheußliche Grausamkeiten die schwarzenAufständischen verübt kiaben, die alle menschlichen Fantasien übersteigen.Seitdem bin ich der Meinung geworden, datz gegen die Schwarze» nurmit der größten Strenge vorgegangen werden kann.—».Bennigsen:Ich bin der Meinung, nachdem ich die Aeutzerungen des Zeugen über dieBeteiligung der Ncgerfraucn an den» Aufstande und den Grausam-keilen gehört habe, daß er gar nicht in der Läget st, überdie o st afrikanischen Verhältnisse ein fach«verständiges Urteil abzugeben. Ich möchte HerrnKuhnert aber doch noch fragen, wie er denn insint, daß die Ein«