Wieder ein paar„überflüssige" Gemeinbefchulen. Der Magistrat hat den Stadtverordneten zur Kenntnisnahme eine Vor- läge zugehen lassen, die den Plan der Einziehung von zwei an- geblich überflüssig gewordenen Gemeindcschulen betrifft. Lediglich zur Kenntnisnahme I Denn zu beschlicfjcn hat die Stadtverordneten-Versammlung hierbei nicht; zu bcschlictzen hat die Schuldeputation, in die bekanntermaßen kein Sozialdemokrat hineingelassen wird, und nach ihr nur noch der Magistrat. Die beider, Gemeindcschulen, die diesmal von den, Schicksal der Auf- lösung betroffen werden sollen, sind die 49. Änaben-Gcmeindeschule im Hause Blumenstraßc(33-, und die 17. Mädchen-Gemcindeschule im Hause Ackerstratze 67. Ueber die 49. Schule meldeten wir bereits im Herbst, daß ihr Schicksal besiegelt sei. Die Vorlage erzählt, in dem Stadtteil sei„im Laufe der letzten Jahre ein anhaltender Rückgang in der Zahl der schulpflichtigen Kinder eingetreten, der die Füllung der Schulen jener Gegend immer schwieriger macht". Wir haben uns daraufhin die neueste Nachweisung über die Gc- inondcschulfrequenz angesehen. Da müssen wir nun gestehen, daß wir in weitem Umkreise um die Blumenstraße keine einzige Schule gefunden haben, deren„Füllung" nicht schon reichlich genug wäre. Tie Vorlage versichert:„Aus diesem Grunde beabsichtigen wir die Auflösung der 49. Gcmeindeschule zum Oktober dieses Jahres." Aus diesem Grunde, das heißt: wegen der angelichcn„Schwierig- keit", sie zu„füllen". Doch der eigentliche Grund ist wohl ein anderer. Das Haus wird verwendet zur Unterbringung von Nebenklasscn und von Klassen für Schwerhörige sowie von Kursen zur Fortbildung der Lehrer und Lehrerinnen. Da begreift man die plötzliche„Ucbcrflüssigkeit" der 49. Schule. „Schwierigkeiten irgendwelcher Art werden," sagt die Vorlage,„sich aus dieser Auf- lösung nicht ergeben." Ja, wo sollen die Kinder der 49. Schule untergebracht werden, wenn schon im Herbst dieses Jahres die Bude zugemacht wird? Die Schule hat noch jetzt in 14 Klassen 573 Kinder. Wie will man diese auf die Nachbarschulen verteilen, ohne daß in ihnen die Klassen noch stärker gefüllt werden, als sie es ohnedies schon sind? Noch wunderlicher ist der Einfall, zum Herbst dieses Jahres die 17. Schule in der Ackerstraße aufzulösen. In der Ackerstraße, nahe dem Gartenplatz! Die Vorlage be- hauptct keck, hier liegt der„gleiche Grund" vor, also gleichfalls eine „Schwierigkeit", die Schule zu„füllen". Wie wenn es da draußen an Kindern fehlte! Auch hier wissen wir keine Schule, die nicht schon reichlich genug gefüllt wäre und ohne Schädigung des Unter- richtSerfolges noch Kinder mit übernehmen könnte. Uebrigens soll daS Haus Stckerstraße 67 weiter als Schulhaus dienen. Es soll die 269. Schule aufnehmen, die bisher in der Scheringstraße in Mietsräumen untergebracht war. Diese Mietsräumc sind so miserabel, daß sie nicht länger beibehalten werden dürfen. Es ist aber nicht möglich, nun etwa beide Schulen im Hause der Ackcrstraße unterzubringen. Die 17. Schule ist eine Mädchenschule mit 15 Klassen und 651 Kindern, die 260. Schule ist eine katholische Knabenschule mit 19 Klassen und 729 Kindern. Die Vorlage be- hauptet, auch die Einziehung der 17. Schule werde„sich ohne Schivierigkeiten durchführen lassen". Umschulung der Kinder und Ucberfüllung der Klassen gelten ja allerdings der Schulverwaltung nicht als Schwierigkeiten von Belang. Bon den Erfolgen der Berliner Gemeinbrschule finden wir eine Probe in der„Volks-Zeitung". Diesem Blatt hat ein Leser mit- geteilt, in der fünften Klasse einer hiesigen Gcmeindeschule habe eine zehnjährige Schülerin folgenden Aufsatz abgeliefert: Der Parisapals. Der Parisapals ist 4(ex) vieh er ist nich so groß wie der Popenweg Pias er ist mit Blumen bemükt und er hat zwei spcrnrunnen an der scitc stehen zwei Hauser auf den Plals schehnt unsere SigeSgätin eimalm kamen bei Panzhozen und hloten fih uns frot. Da im ein Bischoh in die must ihr uns aber wieder geben unn stclhten wir bei Götin in der Staht hinem. Soft hat sie mit das Gcsich herrauS gesehen. JnS Deutsche übersetzt, kautet der Text: Der Pariser Platz. Der Pariser Platz ist viereckig. Er ist nicht so groß w!c der Forckenbeck-Platz. Er ist mit Blumen geschmückt, und er hat zwei Springbrunnen. An der Seite stehen zwei Häuser. Auf dem Platz steht unsere Siegesgöttin. Einmal kamen die Franzosen und holten sie uns fort. Da ihm im Bischof in?(Soll wohl heißen Blücher . Red.) Die mußt ihr uns aber wieder geben und stellten wir die Göttin in der Stadt hinein. Sonst hat sie mit das Gesicht herausgesehen. Die„Volks-Zeitung" hebt hervor, diese Schülerin sei sogar regelmäßig versetzt worden. W i r können, offen gestanden, nicht recht glauben, daß eine solche Leistung irgendeinem Lehrer als ausreichende Durchschnittsleistung der betreffenden Klasse gelte» wird. Der Gewährsmann des genannten Blattes dürfte übrigens schwerlich der Lehrer selber sein. Lehrer veröffentlichen durch die Zeitungen gewöhnlich nur die Mitteilungen von Eltern, z. B. Entschuldigungszettel, die ihnen„komisch" anscheinen. Speziell die „Volks-Zeitung" ist oft genug zu solchen Veröffentlichungen benutzt worden, durch die die Eltern in dreister Weise bloßgestellt wurden. Soll eS üblich werden, auch die Stilübungcn von Kindern zu vcr« öffentlichen, so kann man nur wünschen, daß allemal auch der Name des Lehrers der betreffenden Klasse hinzugefügt wird. Wir ver- muten, daß die schlechtesten Leistungen aus denjenigen Klassen kommen werden, deren Lehrer die Unterrichtsstunden dazu benutzen, über die„begehrlichen" Arbeiter und die„verhetzende" Sozialdemo- kratie zu schimpfen. So etwas macht sich ja sehr forsch, wenn ein eben vom Seminar losgekommener junger Mann vor seinen Zög- lingcn steht, die andächtig zu schweigen haben. Aber zur Erreichung des Unterrichtszieles trägt es nicht bei. In Milch-BolleS Reich erscheint bekanntlich ein kleines Er- bauungsblättchen für die Angestellten, der„Fabrit-Bote", der um das Seelenheil der Meier, Kutscher und Milchiungen sowie Mädchen ängstlich besorgt ist. Jeden Sonnabend erscheint es mit vielen Bibeltexten für die ganze Woche, wie die Pillen morgens und abends einzunehmen. Dann folgen fromme und patriotische Er- zählungen, darunter gewöhnlich auch etwas gegen die böse Sozial- demokratie. In der letzten Nummer, vom 8. Februar, wird unter anderem eine vom„Vorwärts" längst widerlegte Lügengcschichte des Reichsverbandcs unter dem Titel:„Zu Tode gepeinigt" wieder- holt. Ein Schuhmacher in Potsdam , ein Streikbrecher, sollte Selbstmord begangen haben, um sich den„sozialdemokratischen Peinigern" zu entziehen. Es ist kein wahres Wort daran, aber der fromme Pastor, der das Blatt schreibt, heult seinen Lesern folgendes vor: „In wenigen Zeilen offenbart sich hier wieder einmal die erschütternde Tragik eines Menschenlebens, das von seinen sozial- . demokratischen Peinigern als gleichwertig ihrem eigenen nur an- erkannt wird, sofern es sich um das Leben eines„Genossen" handelt, d. h. eines Menschen, der sich zum willenlosen Sklaven sozialdemokratischer Grundsätze machen und als gefügiges Werk- zeug verhetzender Agitatoren gebrauchen läßt. Doch dreimal wehe dem, der anders denkt, sich seine eigene Meinung wahrt und jenen Aufwieglern nicht unbedingten Gehorsam leistet. Hinweg mit ihm! Er muß beseitigt werden. Und läßt es sich nicht anders erreichen, nun dann bekommt er eben einen, sei es auch bis zur Grausamkeit gesteigerten Tcrrorismus zu fühlen, so lange, dis er physisch zum Widerstand unfähig wird oder seelisch zusammenbricht. Was tuts? Ob er schließlich zum Acußersten getrieben wird und seiner Qual durch Selbstmord ein Ende be- reitet, was schadets denn, wenn ein„Abtrünniger", wenn ein „Verräter" weniger ist." Daneben leistet der„Fabrik-Boie" auch etwas in unfreiwilliger Komik. Große Heiterkeit hat es bei den Angestellten erweckt, als sie in derselben Nummer lasen: «Bon der Arbeit des heiligen Geistes am Menschcnherzen zeugt folgender Brief, der mir zuging: Lieber Herr Pastor' Ms ich früher bei Herrn Bolle beschäftigt war, hatte ich meinen Heiland betrübt, indem ich Milch getrunken habe; da ich nun meinem Herrn näher gekommen bin, zeigte Er mir diese Sünde, und da ich nun darüber beunruhigt bin, schicke ich Ihnen das Geld dafür, und möchte die Bitte an Sie richten, dieses dem Geschäft abzugeben." So fromme und einfältige Schäflein wünscht sich Herr Bolle als Angestellte, damit kein Tropfen Milch in die unrechte Kehle komme und damit sie behütet bleiben vor der Gewerkschaft und vor der Sozialdemokratie. Zur Illustration der Zustände in Balles Reich teilt uns ein Leser mit, daß die armen Milchjungen anscheinend hungrig auf den Weg geschickt werden, denn kürzlich mutzte er wahrnehmen, daß es ein'Bollejunge war, der ihm den gefüllten Frühstücksbeutcl genommen hatte. Die Millionenfirma Bolle sollte die Leute lieber körperlich gespeist auf die Straße schicken als mit der Morgen- andacht, die sie doch nicht satt macht. Vollständige Schließung der 169. Gemcindeschule. Nachdem kürzlich zwei Klassen der am Tempelhofer User 2 belegenen 169. Ge- memdeschule bis zum 17. d. M. wegen zahlreicher Erkrankungen von Schülern geschlossen worden, nahmen die Erkrankungen der Schul« knaben in den anderen Klassen einen iintper größeren Umfang an. Es fehlten in ihnen bis zu zehn und mehr Schüler und zwar eben- falls wegen Erkrankungen an Scharlach , Masern, Ziegenpeter, Rötel», Keuchhusten usw. Gestern vormittag 19 Uhr erschien deshalb der Kreisarzt Geheimer Medizinalrat Dr. Granier mit dem Schularzt Sanitätsrat Dr. P. Meyer, um die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Auf Grund des vorgefundenen Tatbestandes ordnete Dr. Granier die sofortige Schließung der gesamten 169. Gemeinde- schule bis zum 24. d. M. an. Die Schulräume werden während dieser Zeit einer gründlichen Desinfektion in allen ihren Teilen unterzogen werden. Da diese Klassenräume nachmittags und abends auch von einer Pflichtfortbildungsschule benutzt loerden, wird wohl auch deren Schließung bis zu obigem Termin erfolgen. Ter liebe Gott als BercinSvorstbenber läßt sich nicht ver- spotten. Als wir. vor einiger Zeit mit dieser köstlichen Episode aus dem katholischen Vereinsleben die Lachmuskeln unserer Leser reizten, haben darob auch andere Leute als Sozialdemokraten, sogar fromme Zentrumsmannen, verwundert daö demütige Haupt geschüttelt. ES schien ihnen undenkbar, daß jemand, der sich wenig- stens einbildete, das Zeug zum..Führer" zu besitzen, solche gotteS - lästerlichen Worte in die Welt setzen könne. Fatalerweise konnte dem blühenden Unsinn nicht mal ein beschönigendes Mäntclchen umgehängt werden, denn es stand ja brühwarm in der katholischen Zeitung, in die es nur durch einen Flüchtigkeitsfehler hineingeraten war. Pfiffige Leute, die nicht auf den Kopf gefallen sind, reimten sich noch eine andere Moral aus der Geschichte. Ein Lehrer näm- lich, ein wirklicher katholischer Lehrer, war der Attentäter gewesen, der auf der Jagd nach Phrasen die schöne deutsche Sprache so gottesjämmerlich verhunzte. Und so hieß es bald mit vollster Berechtigung:„Verehrter Herr Volksschullehrer, stecken Sie die Nase etwas mehr ins Buch als in die Vereinspolitik, damit Ihre Schulkinder ein recht gutes Deutsch lernen. Lassen Sie lieber die Finger fort von Sachen, an denen man sie sich leicht verbrennt!" Weise hat der liebe Gott dazu genickt. Und so bekam der Gesellige Scbastianverein in Berlin einen anderen Vorsitzenden, der hoffent- lich die katholischen Pferdchen nicht mehr scheu macht. West und Ost. Die an der Wannseebahn gelegenen Vororte des Westens erfreuen sich schon lange einer ausgezeichneten Ver- bindung mit Berlin . Die Züge verkehren in Abständen von höchstens 19, teilweise sogar nur 5 Minuten. Dagegen werden die östlichen Vororte an der Görlitzer Bahn nach Ivie vor höchst stief- mütterlich behandelt. Bewegt sich doch der Normalverkehr vom Görlitzer Bahnhof nach Königswusterhausen, und in umgekehrter Richtung, in Abständen von einer Stunde. Für die Bedürstnsie der heutigen Zeit die reine Krähwinlelci! Notgedrungen hat die Eisenbahnverwaltung schließlich in den Hauptverkehrszeiten einige Züge einschieben müssen. Aber auch sie genügen den Bedürf- nisten nicht entfernt. Die Wagenabteile sind in der Regel stark überfüllt. In der übrigen Tageszeit ist es. trotz allen Petitionierens um Einführung des HalbstundenverlehrS bisher bei dein Stunden- verkehr geblieben. Neben dieser durchaus unzulänglichen Verbindung besteht noch der weitere, schwer empfundene Uebelstand der beständigen Zug- Verspätungen in der Richtung nach Berlin . Die Verspätungen bilden so den Normalzustand und find in der Regel von so beträchtlicher Dauer, daß sie für daS Publikum der an der Görlitzer Bahn gelegenen Vororte eine wahre Kalamität bilden. Der Grundbesitzerverein von Baumschulenweg ist deshalb bereits bei der Eisenbahnverwaltung um Abstellung dieses Uebelstandes vor- stellig geworden. Und was erhielt er zur Antwort? Bei der dichten Zugfolge ließen sich Verspätungen nicht vermeiden. Ein Normal- verkehr von einer Stunde Abstand zwischen den Zügen, eine„dichte Zugfolge"! Man könnte fast auf den Gedanken kommen, daß die Bewohner deS Ostens zu der Zurücksetzung, die sie gegenüber dem feinen Westen erfahren, noch obendrein verhöhnt werden. ES wäre sehr zu wünschen, wenn die Gemeindevertretungen aller an der Entwickelung des Vorortverkehrs auf der Görlitzer Bahn interessierten Orte zur Sache Stellung nehmen wollten. DaS Centraltheater hat seinem Programm ein neues, nach Sherlock Holmes -Art gebautes Stück einverleibt.„Ein seltsamer Fa l l" betitelt sich die Schauermär, die ihre Autoren, Morton und Gumver,«in„phantastisches Schauspiel" genannt haben. An zug- kräftigen Rollen ist das Drama nicht arni, eher schon an der Ein- heitlichkeit der Fabel. DaS Ensemble-Gastspiel eingeübter Schau- spieler unter der Direktion Alwin Neutz brachte die Einzelheiten und Effekte des Stückes vorzüglich heraus. Man vergaß die nur leicht um einzelne Episoden herumgesponnene Handlung und gab sich ganz der Virtuosität der einzelnen in ihre Rollen vorzüglich eingespielten Schauspieler hin. Die Fabel des Stückes ist kurz die folgende: Ein englischer Lord ist durch einen indischen Fakir in den Besitz eines Medikaments gekommen, das imstande ist, seinen Besitzer in seine zwei Bestandterle— in sein gutes und in sein schlechtes Ich— zu materialisieren. Der Lord demonstriert dies praktisch aus der Bühne. Sein besseres Ich zeigt er als vornehmer und leutseliger Aristokrat, sein schlechtes als ein menschliches Scheusal auS White- cbapel. Als letzterer begeht er einen Mord. Die Polizei fahndet auf ihn. Aber nicht sie fängt ihn, sondern seine Braut und sein Freund, ein Rechtsanwalt, der ihn in dem Augenblick, da er sich von, Tier- menschen zum Edelmenichen wieder wandeln will, erschießt. So sühnt er den Mord mit seinem eigenen Leben. DaS Stück übte auf dte Zuschauer eine faszinierende Wirkung aus. Darstellung und Ausslattung fesselten und hielten daS Publikum im Banne einer phantastischen Mystik, deren Spannung bis zum letzten Fallen des Vorhanges nicht locker ließ. Die Eigenart der Inszenierung, das bereits erwähnte vorzügliche Zusammenspiel des Ensembles, das bis in die kleinsten Details hinein allen künstlerischen Anforderungen gerecht wurde, wirkten gemeinsam für den vollen Erfolg, der der Aufführung gezollt wurde. Allen anderen Dar- stellern voran wußte Alwin Neuß , in der Doppelrolle des Lord Jeküli und des Edward Hyde , das Publikum zu packen und mit sich fortzureißen.— Ein folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Automobil und einem Straßenbahnwagen hat sich gestern auf der Treptower Chaussee zugetragen. Das Automobil Is 3978 von den Berliner Elektrizitätswerken war in schnellem Tempo die Treptower Chaussee entlang gefahren. Bei der Einbiegung nach dem Straßen- bahndepot kam es nun zu einem unvermeidlichen Zusammenstoß zwischen dem Automobil und einem nach dem Bahnhof zurück- fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 13. Der Zusammcnprall erfolgte mit solcher Gewalt, daß der Vorderperron deS Motorwagens vollständig zusammengedrückt wurde und das Automobil teilweise in Trümmer ging. Der Chauffeur des Autos wurde in weitem Bogen vom Sitz herunfcrgeschleudert und blieb_ schwerverletzt auf der Chaussee liegen. Er mußte nach dem städtischen Kranrenhausc gebracht werden. Auch einer der Insassen des Auto- mobils hatte Verletzungen bei dem Unfall erlitten. Unter den Rädern bcS Droschkemnitomobils. Ein� Opfer�ihrcr Schwerhörigkeit ist gestern morgen die Ehefrau Anna Struck, Schul- straße 8, geworden. Frau St. ist schwerhörig und dadurch war sie schon öfter in die Gefahr geraten, überfahren zu werden. Gestern morgen hatte sie in der Markthalle am Weddingplatz eingekauft, und als sie die Markthalle verlassen und wieder auf die Straße getreten war, überhörte sie das Herannahen einer Automobil- droschke. Sie wurde umgerissen und das schwere Gefährt ging ihr über tzie Brust hinweg. Ein Schutzmann brachte die Schwerverletzte nach der Unfallstation, wo sie die ersten Notverbände erhielt. Der Polizeibericht meldet: Gestern nachmittag wurde der 63 Jahre alte Arbeiter Josef Wiczorrcck auf dem Hofe des städtischen Obdachs in der Fröbelstraße neben der östlichen Einfahrt in bewußtlosem Zustande aufgefunden. Mehrfache Untersuchungen ergaben zunächst nur, daß der Tod bereits eingetreten war. Später konnte man feststellen, daß dem Manne beide Fußknöchel frisch gebrochen waren. Wie W. zu den Verletzungen gekommen ist, konnte bisher nicht ermittelt werden. Anscheinend ist W. von einem der vielen am Obdach vorübcrfahrcndcn Wagen überfahren worden und dann bewußtlos liegen geblieben. Passanten mögen ihn wohl für betrunken gehalten und nach dem genannten Ort ge- schafft haben. Berschwiinden ist seit Montagabend der frühere Restaurateut Notkopf. Liebenwalder Straße 34, zuletzt Utrechter Straße 12 wohn- Haft. R. ist 46 Jahre alt, von großer Statur, trägt schwarz- und graumelierten Spitzbart und hat eben solches Haar. Er hatte, als er sich an genanntem Tage in Begleitung semer Ehefrau plötzlich aus einem Straßenbahnwagen entfernte, 3999 M. Geld bei sich. Personen, die über den Verbleib des Vermißten irgend welche AuS- kunft geben können, werden gebeten, dies bei der Ehefrau, Utrechler Straße 12, oder in dem in der Nähe befindlichen Polizeibureau zu melden. Feucrwchrbcricht. Ein Brand kam in der letzten Nacht in dem vierstöckigen Fabrikgebäude der Goldleistenfabrik von A. Werk- meister junior in der Brunncnstr. 194, am Roscnthaler Tor, auS. Die Gefahr wurde nach 1 Uhr nachts bemerkt und sofort die Feuer- wehr durch den Melder alarmiert. Der 13. Zug unter Leitung des Brandmeisters Tamm war schnell zur Stelle und ging gleich mit großer Bravour vor. Es brannte bereits in allen Stockwerken, und auch im Dachgeschoß war das Feuer angelegt worden. Wegen der großen Vcrqualmung mußte zunächst Luft gemacht werden. Ms - dann gelang es durch kräftiges Wassergebcn, eine weitere Aus- dehnung zu verhüten. Decken und Fußböden hatte man im 1., 2,, 3. und 4. Stock sowie im Dachgeschoß unter Benutzung von Spähncn usw. angezündet. Hätte man die Gefahr nicht gleich bemerkt: oder wäre die Feuerwehr nicht sofort zur Stelle gewesen, dann wäre es wohl kaum möglich gewesen, den Brand so schnell zu löschen und auf die verschiedenen Brandherde zu beschränken. Nach drei- stündigem Verweilen konnte die Wehr wieder abrücken. Der Betrieb der Fabrik ist nicht gestört, der Schaden nur zum Teil durch Versicherung gedeckt. Es wird Brandstiftung vermutet.— Der 7. Zug hatte in der Andreasstraße 39 zu tun. Dort brannten Betten u. a. auf dem Dachboden. Derselbe Zug wurde dann nach der Lichtcnbergcr Straße 22 und Hausburgstraße 19 gerufen, wo Dachbodenverschläge und eine Küche brannten. In der Mariannen- straße 2 und Grünauer Straße 2 mußten Küchenbrände gelöscht werden. Wegen eines Ladcnbrandcs erfolgte ein Alarm nach der Friedrichstraße 62 und wegen eines Schaldeckenbrandes nach der Teltower Straße 9. Der 29. Zug rückte wegen eines Kcllerbrandcs nach der Sehdelstr. 39 aus. Am Grünen Weg 112 mußte ein Feuer gelöscht werden, das in einer Vogelhandlung ausgekommc» war, wobei Vögel erstickten. Vorort- I�admcdten. Rixdorf. AuS dem Fenster deS vierten Stocks gestürzt ist gestern vormittags 11 Uhr das vier Jahre alte Söhnchen der Liebkeschen Ehe- leutc, Hermannstraße 23 wohnhaft. Der Kleine war in einem un- bewachten Augenblick auf das Fensterbrett gekleftert und hatte sich das Fenster geöffnet. Hier verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf den Hof. Schwer verletzt wurde er zunächst nach der Unfall- statton und von dort nach dem städtischen Krankenhaus gebracht. Schöneberg . Durch den Brand einer großen Baubude find vorgestern zahlreiche Bauarbeiter im Friedcnouer Ortsteil von Schönebcrg schwer geschädigt worden. Hinler dem Neubau deS Grundstücks RubenS- straße 22, daö dem Bauunternehmer M. Stöcke! in Friedenau . Saar- straße 6, gehört, brach gestern um 2'/, Uhr nachmittags auf bisher unaufgeklärte Weise Feuer au-Z. Es brannte, während die Arbeiter auf dem Neubau arbeiteten, die mit sämtlichen Sachen der Bau- arbeiter angefüllte große Baubude völlig nieder, auch ergriff das Feuer infolge des starken Windes die Balkenlagen. Staken und Fensterkreuze de» Neubaues und gefährdete durch die in Brand geratenen, die Höfe abgrenzenden hohen Bretterzäune die Hinter- Häuser der Grundstücke Cranachstr. 46/47, die an den Neubau stoßen. Die Feuerwehr hatte mit drei Schlauchleitungen länger als ändert» halb Stunden angestrengt zu arbeiten, um den Brand zu löschen. Wilmersdorf . Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich gestern in der Ringbahn- straße ereignet. Der städtische Gärtnergchülfe Hans Kratsch aus der Berliner Straße hatte die am Bürgersteig stehenden Bäume be- schnitten. Er war zu diesem Zweck auf einer hohen Leiter bis zu den obersten Spitzen hinaufgeklettert. Als er einen etwas hoch- gelegenen Ast herunterreißen wollte, verlor er infolge der plötzlichen Ruckbewegung das Gleiäigewicht und stürzte kopfüber in die Tiefe. Er zog sich bei dem Unfals so schwere Verletzungen zu. daß er in hoffnungslosem Zustande m daS Kreiskrankenhaus in Groß-Lichter- felde gebracht werden mußte. Halensee . Bon einem herabstürzende» Bock erschlage». Beim Bohren eines Brunnens hat sich vorgestern am hiesigen Güterbahnhof ein bedauer- licher Unglücksfall zugetragen. Mehrere Arbeiter hatten einen hohen Bock aufgeschlagen, an dem sie die hochzusördernden Erd- und Sandmassen aus der Erde herausschafften, um dadurch eine Brunnen- grübe zu errichten. Während die Leute bei der Arbeit waren, brach plötzlich eine Stütze des Bocks und der letztere stürzte in sich zu- sammetl. Der Arbeiter Ernst Mihlena wurde unglücklicherweise von der ganzen Gewalt des stürzenden Bocks getroffen und auf der Stelle erschlagen. Der Schädel war dem Unglücklichen zertrümmert worden. Lichtenberg . In der letzte» Stadivcrord»ete»versammlung wurde Genosse Grauer als Beisitzer und Genosse S e i k e l als Stellvertreter in das Bureau der Versammlung gewählt. Bei der Wahl eines Wahl- ausichusses wurden die Genossen Düwell, Grauer, Brühl gewählt. Die Wahl eines Waisenrats und eines Armenkommisiars gab unseren Genossen Gelegenheit, unsere Forderung auf Heranziehung von trauen zur Armen- und Waisenpflege zu wiederholen. Genosse pieckermann wies auf die guten Erfahrungen hin, die Berlin und andere Kommunen durch die Mithülfe der Frauen gemacht haben und ersuchte den Magistrat um Auskunft über seine Stellungnahme zu dieser Frage. Das Amtsblatt, welches den arbeitenden Frauen an- läßlich der Wahlbewegung einen Artikel mit der Ueberschrist »Da werden Weiber zu Hyänen" gewidmet hatte, mußte
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