..Im hiesigen Kreise ist kürzlich allen denjenigen Einwohnern. welche dem sozialdemokratischen Verein angehören und sich somit als Sozialdemokraten bezeichnet haben, seitens der höchsten Behörde die Vergünstigung zum Empfang von Holz zur sogenannten Untertanentaxe entzogen worden. Bei den jetzt herrschenden hohen Holz- und Kohleupreisen dürfte die Maßnahme viele sehr empfindlich berühren. Wie man hört, erstreckt sich diese Entziehung vorläufig auf das laufende Jahr. Recht charakteristisch für den Geist der erwähnten„höchsten Be- Hörde'. Nicht die Bedürftigkeit ist nach ihrer Anficht dafür ent» scheidend, wer das Holz zu billigerem Preis erhalten soll, sondern die.Untertäniglest' und die sogenannte»gute Gesinnung' Das„goldene Jahr". Das ultramontane„Düsseldorfer Tageblatt' brachte jüngst einen Artikel, überschrieben„Das goldene Jahr der Ruhr« zechen', worin der Nachweis gebracht werden sollte, daß daS Jahr 1907 nicht nur für die Zechenbesitzer und Aktionäre, sondern auch für die Bergarbeiter ein goldenes Jahr gewesen fei. Es heißt darin: „Der Arbeitermangel, der, im ganzen Berichtsjahr der Förde- rungSauSdehnung der Ruhrzechen hindernde Fesiel anlegte und die Löhne starl in die Höhe schraubte, ist seit einiger Zeit völlig beseitigt, eS macht sich teilweise starkes Angebot bemerkbar, so daß die Bergarbeiterlöhne allmählich von der letzten be- deutenden Höhe wieder auf normale Stufen herabsinken werden Auch die Bergarbeiter können das Jahr 1907 gerade so gut wie die Zechenbesitzer als ein recht goldenes bezeichnen." Es trifft sich gut, daß kurz darauf, nachdem das Düsseldorfer Zentrumsblatt diesen Artikel brachte, der„Bergknappe', das christliche GewerkvercinSblatt, gegen denselben Artikel, der auS der .Industrie', einem Unternehmerblatt, stammt, zu Felde zieht. Der „Bergknappe' nagell zunächst daS Unternehmertum auf dem Ge ftändnis fest, daß es ein goldenes Jahr hinter sich habe und schreibt dann: „Und in diesem goldenen Jahr mußten die Verhandlungen bezüglich deS ZknappfchaftsstatutS an dem mangelnden Entgegen- kommen der Werkbesitzer scheitern, die eS bekanntlich ablehnten. zwei Pfennige Mehrbeitrag zu leisten! Was dann die Bergarbeiterlöhne anbetrifft, so haben wir schon verschiedentlich daraus hingewiesen, daß die Lohnsteigerungen durch die Teuerung der Lebensmittel, Steigen der Mietspreise usw. wieder ausgeglichen würden. Von einem goldenen Jahr, auch für die Berg arbeiter kann daher keine Rede sein. Wenn dann in vorstehendem Artikel wiederum mal angekündigt wird, die Löhne würden von der„bedeutenden Höhe wieder aus normale Stufen herabsinken", so wird eS die gesamte Oeffcnllichkeit nicht verstehen und eS entschieden mißbilligen, daß in einer Zeit, wo die Kon sumenten durch erhöhte Kohlenpreise belas Zechenherren Lohnreduzierungen vornehmen. Jntereffant ist an dieser Auseinandersetzung bor allem das eine, daß ein Zentrumsblatt ganz im Unternehmersinne den Arbeitern „goldene Zeiten' vorrechnet, während die christliche Gewerkschafts preffe feststellt, daß die Arbeiter von einem„goldenen Jahr' nichts gespürt haben. DaS Zenttum kann die Verwandtschaft seiner Jnter iffen mit denen der Unternehmer eben nicht verleugnen. Mio nur versucht hat nach der Berichtigung der Reichsvervand die„Einigung': doch kam diese nicht zustande, da den Parteien die Sache nicht»koscher' erschien.— Ocrtcmlcb-Ongam. Ein sozialdemokratischer Wahlsieg. Die Wahlen in Kroatien , die der Regierung eine der- nichtende Niederlage gebracht haben, haben unseren Genoffen trotz des Privilegienrechts einen erfreulichen Erfolg gebracht. In S ch i p wurde der Genoffe K o r a c in der Stichwahl mit großer Majorität in den Landtag gewählt. Aurgcrliche Wahlrechtsfreunde in Ungarn . Budapest . 28. Februar. Ter radikale Flügel der U n a b- hängigkeitspartei beruft für den 7. März eine Landes- konserenz ein, in welcher der ehemalige Minister C h r i st o f f i den Antrag stellen wird, eine Aktion behufs baldiger Verwirk- lichung des allgemeinen Wahlrechts einzuleiten. 8chwetz. Ein neuer Auslieferungsfall. Gens, 27. Februar.(Eig. Ler.) Hier ist der Russe W a s s i° liew verhaftet worden, der in Penfa den Polizcimeister ermordet haben soll und der offenbar von einem russischen Polizei- spitze! in Genf entdeckt und der Polizei verraten worden ist. Die russische Regierung hat bereits die Auslieferung des Verhafteten verlangt, worüber das Vundcsgericht zu cntscheroen hat, von dem leider nichts Gutes zu erwarten ist. ftatikreich. Die Einkommensteuer. Paris , 28. Februar. In der Deputiertenkammer spräche I a u r e S heute über die Einkommensteuer. Er gab einen geschichtlichen Rückblick über diese Steuer in Deutschland und er- mnerte an die Botschaft des Präsidenten Roosevelt vom S. Dezember 1907, in der Roosevelt für die Einkommensteuer eintrat. Jaureö widerlegte schließlich die Behauptung, daß die Sozialisten die Einkommensteuer als ein Mittel zur Sozia- lisierung des Reichtums ansehen. belastet werden, die ZVlarokko. Die Antwort beS Generals d'Amade auf die Frage der Regierung, ob Verstärkungen notwendig seien, dürfte nicht ganz den Erwartungen der Regierung entsprochen haben. Der General lehnt nämlich Verstärkungen ab. Die Beruhigung der GchaujaS sei mehr eine Frage der Zeit, als der Truppenstärke. Gerade jetzt glaube er, den Feind mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen schlagen zu können. Ein Ausschub würde den Feinden nützen. Schließlich meldet der General, daß er jetzt gegen die MedalraS vorgehen wolle. Die Regierung hat ge- antwortet, daß sie ihm volle AktionSfreiheit lassen wolle. Gleichzeitig aber gehen in Paris Gerüchte über eine.Er« krankung ' deS Generals um und die Regierung verhandelt über die Lage in Marokko mit den, General L h a u t e y. ES gewinnt also den Anschein, als ob bald d'Amade durch Lyautcy im Ober- befehl ersetzt werden solle. Auch dieS ist charakteristisch für dw wachsende Verlegenheit, die daS marokkanische Abenteuer deu Franzosen bereitet.— Ein Nasenstüber. Wie die„Mfmchener Neuesten Nachrichten' erfahren, ist der Antrag der russischen Regierung: die in München verhafteten Ruflen, die dort bei dem Tilsiter Raub entwendete Rubelnoten umwechseln wollten, als am Raube Beteiligte auszuliefern von der bayerischen Staatsregicrung dahin vorbeschieden worden daß die Regierung nicht in der Lage sei, dem Verlangen nach der Auslieferung zu entsprechen. Die Gründe dafür liegen nach dem klaren Wortlaut des geltenden Auslieferungsvertrages in dem Umstand, daß die Verhafteten nachgewiesenermaßen zur Zeit deS Tilsiter Verbrechens und schon lange vorher sich in der Schweiz aufhielten und daß somit eine Identität der Verhasteten mit den Tätern nicht gegeben ist. Nunmehr werden die zuständigen deutschen Justizbehörden über die Frage zu befinden haben, ob die Verhafteten durch Versilberung der in ihrem Besitz befindlichen Rubelnoten sich gegen das deutsche Strafgesetz vergangen haben und im Jnlande strafi rechtlich zu verfolgen sind. Einleitung zur Verfolgung dieser Angelegenheit ist bereits getroffen, und die Verhasteten werden in- zwischen in Hast behalten. Bei uns in Preußen hätten die maßgebenden Instanzen auf ein gleiches Ansinnen von russischer Seite hin sofort einen demütigen Ergcbenhcitstanz nach der Melodie der moSkowitischen Pfeife exekutiert._ Unfreie„Wissenschaft". Ein Herr Apcl, der sich als Schulvorsteher bezeichnet, ver- sendet aus Charlottenburg ein Rundschreiben, in dem er zur „Gründung einer Vereinigung zur Verbreitung wirtschaftlicher Kenntniffc. welche über ganz Deutschland verzweigt, ohne Ab hängigkeit von einer bestimmten Partei, durch Broschüren. Wanderredncr und dergl. die Ergebnisse wirtschaftS wiffenschaftlicher Forschung Jahr auS Jahr ein in das Volk hinaus� trägt', auffordert. In dem beiliegenden Anschreiben heißt eS:„Der Aufruf wendet sich an Angehörige aller Parteien und Berufsstände, mit Ausschluß der Sozialdemokratie.' Die erste Anregung zu diesem Plane hat Herr Professor Dr. A p t. Syndikus der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft, gegeben; Das An- schreiben betont, daß ihm Herr Geheimrat Professor Dr. v. L i s z t seine Zustimmung erklärt habe!— Herrn v. Liszt hätten wir schon mehr Gefühl für die wissenschaftliche Würde und größeren Un- abhängigkeitSsinn zugetraut.— LandtagSnachwahlen. Bei der heutigen Ersatzwahl zum preußischen«bgeordnetenhause im S. Posener Wahlkreis(Kreise Fraustadt Lisia Rawitsch. Gostyn) wurde Rittergutsbesitzer Wilhelm Reinecke in GuSwitz. Kreis Siawitsch, konservativ, einstimmig mit 347 Stimmen gewählt.. In, 6. Wahlkreise deS Regierungsbezirks Frankfurt an der Oder wurde bei der Ersatzwahl zum Abgeordnetenhaus Prinz Wilhelm zu Löwenstein auf Drehnow (k.) mit 251 gegen acht Stimmen ge- wählt. Berichtigung,«uf die in Nr. 44 deS„Vorwärts' enthaltene Notiz„Auch ei,, Reichsverbandssieg" unseres Kasseler Korrespondenten sendet uns die G e s ch ä f t s st c l l e K a s s e l des.Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie" folgende niedliche„Berichtigung': „Unwahr»st die Behauptung in dem Artikel des„Vorwärts" vom 21. Februar 1908:„Auch ein Reichsverbandssieg', daß der Reichsverband die vorstände der bei den Kasseler Stadt- verordnetenwahlen in Frage kommenden Vereine zusammen be- rufen und mit ihnen eine gemeinsame bürgerliche Kandidatenliste vereinbart habe. Unwahr ist auch die Behauptung, daß sich die bürgerlichen Parteien unter Führung des ReichSverbandes geeint hätten. Wahr ist vielmehr, daß der Reichsverband seine Dienste zur Mit- Wirkung angeboten hat, dieselben aber von denjenigen Stellen, die bisher diese Vorbereitungen betrieben haben, abgelehnt worden sind. Georg Schröder, Letter der Geschäftsstelle Kassel des ReichSverbandes g. d. S. Italien . Für Calvino. Rom , 28. Februar. In der D e p u t i e r t e n k a m m e r er- klärte Minister des Auswärtigen T i t t o n i auf eine Anfrage be- treffend die Verurteilung des italienischen Journalisten Calvino durch das Petersburger Kriegsgericht, daß Calvino selbst zugegeben habe, im Moment der Verhaftung zwei Sprengbomben bei sich ge- habt zu haben, und daß er demgemäß wie alle anderen ergriffenen Verschwörer abgeurteilt werden mußte. Der italienische Botschafter in Petersburg sei aber angewiesen, sich mit der Angelegenheit zu befassen und sein Möglichstes zu tun, um wenigstens Calvinos Leben zu retten. England. Das Fraucnwahlrecht. London , 28. Februar. Unterhau». Die zweite Lesung deS Ge schentwurfs betreffend die Erteilung des Wahlrechts an die Frauen» den der Liberale Stanzer eingebracht hat. wurde mit 271 gegen 92 Stimmen angenommen. Der Staats- sekretär des Innern Gladswne, obwohl für seine Person ein Freund der Reform, erklärte, daß die Regierung eine neutrale Haltung einnehme. Es besteht keine Aussicht, daß der Entwurf noch in dieser Session Gesetz wird. Rußland. Das Flottenprogramm. Petersburg, 28. Februar. Die Petersburger Telegraphen- agentur meldet: Die ,n der Presse fortdauernden Gerüchte über das Flottenbauproaramm und die dafür bevorstehende Verausgabung von—-- Begründung. Wiederau �__________________ dessen im Verlaufe der nächsten Jahre für diesen Zweck bloß un. gefähr 30 Millionen Rubel jährlich zu verausgaben. perNen. Nach dem Attentat. Teheran , 20. Februar. Nach der Bombenexplosion eröffnete die den Schah begleitende Kavallericeskorte ein Feuer nach allen Aichtungen, durch das zwölf Personen getötet wurden. Es ist Militär bereitgestellt, um bei etwa aus- brechenden Unruhen einzugreifen. DaS blinde Dreinfcuern, wodurch nur Unschuldige ge. tötet wurden, hat die Bevölkerung aufs höchste erbittert. DaS Attentat ist offenbar von Verschwörern ausgegangen, die der reforn, feindlichen, orthodox-reaktionären Partei angehören. Je- doch ist die Erbitterung gegen den Schah, dessen Unfähigkeit, Wankel- mut und Schwäche auch für die beständigen Ucbcrgriffe türkischer und russischer Truppen verantwortlich gemacht werden, im ganzen Lande verbreitet. Rußland wartet schon lange auf eine Ge- legenheit, um in die persischen Angelegenheiten eingreifen zu können. Der russisch -englijche Vertrag hat den russischen Einfluß in Nordperfien anerkannt und die Russen machen sich auch schon bereit, ihn auszuüben. Aus Petersburg wird telegraphiert: Infolge der Vorgänge in Teheran erteilte das Kriegs- Ministerium Befehl, ein Armeekorps an der per- fischen Grenze zu konzentrieren, welches die Bestimmung hat, falls es die wetteren Ereignisse notwendig machen sollten, T ä b r i S zu besetzen. lapati. Ein Konflikt mit China . London , 29. Februar. Dem Reuterschen Bureau wird auS Tokio gemeldet, Japan verlange mit Entschiedenheit von China Entschuldigung und Entschädigung für die Beschlag, nähme deS Dampfers„Tatsu Maru', welche am 3. Februar bei Maca durch die chinesischeit Zollbehörden erfolgte und be. hauptet, daß der„Tatsu Maru" in den portugiesischen Gewässern beschlagnahmt worden sei. Die japanische Regierung würde un- zweifelhaft zu Gewaltmaßregeln schreiten, wenn ihren Forderungen zur rechten Zeit nicht nachgegeben werde. HtneHha. Ein Attentat. New gork, 28. Februar. Nach einem Telegramm aus Buenos Aires wurde gegen den Wagen des Präsidenten Alcorta eine Dynamitbombe geschleudert, die jedoch nicht explodierte. Vier Personen wurden verhaftet. Buenos AireS , 28. Februar. Die Person, welche den Bomben- anschlag auf den Präsidenten verübte, ist ein LSjähriger Argentinier namens Solono Reii. Der Präsident hatte am 25. Januar die Kammern auf- gelöst. Die Auflösung kam völlig unerwartet und rief große Erregung hervor. Der Präsident suchte sein Vorgehen mit der Verschleppung der Budgetbewilligung in den Kammern zu recht- fertigen. Die Parteien negierten aber die Verfassungsmäßigkeit der Maßregel und verlangten sofortige Einberufung des Kon- gresscs. Die Verhandlungen, die der Präsident mit den Partei- führern in den letzten Tagen geführt hatte, sind aber gescheitert, wodurch die Erbitterung der Parteien noch gesteigert wurde. Ms der parteu sieht Vom Fortschritt der Presse. Die„Sächsische Arbeiterzeitung' zu Dresden . auf ein günstiges Geschäftsjahr zurück. Die Abonnenteuzahl ist von rund 30 000 zu Ausgang 1906 auf rund 34 500 zu Ausgang 1907 gewachsen. Der Inhalt wurde wesentlich erweitert— an Stelle der durchschnittlich 8 Seiten starken Nummer trat die 10— 12seitige. Für das Feuilleton wurde eine tägliche Beilage„Leben. Wissen, Kunst' geschassen, der zwei andere Beilagen„Frauenwelt" und„Jugend' zur Seite traten. Die Inserate brachten 175000 M. gegen 123 000 im Vorjahre. Der Hebers chuß des Geschäftsjahres beträgt 64 519,41 M. gegen 59 000 M. im Jahre 1906: auf die Zeitung mit Buchhandlung entfielen 33 507,87 M. und auf die Druckerei 31 011,54 M. Infolge des wesentlich erweiterten Textes stieg der Mitarbeiteretat der„Sächsischen Arbeiterzeitung' von 20 000 M. im Vorjahre auf 27 832,27 M. In der G-sckäftsleitung sind neben dem Geschäftsführer Genossen H. Wallfisch drei Buchhalter und fünf Expedienten tätig, die Re- daktion ist mit sieben Redakteuren besetzt, der Druckereibetrieb hat ein Personal von 83 Köpfen. Im laufende» Jahre finden große Erweiterungen deS Dresdener Parteiunternehmens statt. In Zittau wird eine Filiale gegründet. In eigener Druckerei und in eigenem Heim wird dort in Kürze daS neue Parteiorgan für die Oberlausitz , die„ V o l k S z e i t u n g hergestellt werden. In ihre Redaktion treten die Genossen Uhlia» Dresden und Heinrich Schnettler- Zittau, der seit einer Reihe von Jahren in der Redaktion deS„Armen Teufel' tätig war, der nun durch die„Volkszeitung' abgelöst werden soll. Filialleiter wird Gen. H e i m a n n. bisher Buchhalter im Dresdener Hauptgeschäft. Von Dresden wird eine Zwillingsrotationsmaschine nach Zittau ab- gegeben, die vor l'/a Jahren in Benutzung genommen wurde. Die Dresdener Druckerei erhält dafür eine doppelt so große 32 Kolumnen- Maschine. Der„Volksfreund', ein Kopfblatt der„Sächsischen Arbeiterzeitung', der seit 1392 für den 1.» 2., S.,� 7., 8. und 9. ReichötagSwahlkreiS erschien, anfangs dreimal wöchentlich, feit mehreren Jahren täglich, und der eS in dieser Zeit auf über 17 000 Abonnenten brachte, geht infolge der Zittauer Gründung ein. Im 1., 2. und 3. Wahlkreise tritt die„VolkSzritung für die Oberlausitz" an seine Stelle, für den 7. Wahlkreis wird als Kopfblatt der„Sächsischen Arbeiterzeitung' die, V o I l S z e i tu n g für Meißen , Riesa , Großenhain und Umgegend', für den 8. Wahl- kreis die„BolkSzeitung für Pirna, Königstein , Sebnitz und Umgegend', für den 9. Wahlkreis die„Volkszeitung für Freibcrg, Hainichen , Oederan und Umgegend' herausgegeben iverden. Der 7. Wahlkreis nimmt den Verlag seines Organs in eigene Regle und bestellt eine eigene Lokalredaktion in Meißen . Der 8. Wahlkreis erhöht den Abonnementspreis um 10 Pf. und läßt dafür sein Organ im Mindestumfange von acht Seiten täglich erscheinen. DaS neue Parteiorgan fiir da» württembergische Unterland, daS „Neckar-Echo' zu Heilbronn , ist mit seiner Probenummer herausgekommen. Die Nummer ist acht Seiten stark. DaS Blatt wird hergestellt in der Vereinsdruckerei Heilbronn, e. G. m. b. H.. als Verleger zeichnet Fr. Knapper, als Redakteur G. Hitzler, für die Inserate A. Kapp, die Geschäftsstelle und Redaktion ist in der Karl- sttaße 38�, Heilbronn . Der„Thüringer Volksfreund', unser in Sonne- berg erscheinendes Parteiorgan, das erst seit fünf Monaten besteht, hat sich schon eine so gute Position errungen, daß eS vor bedeutenden Erweiterungen steht. Die letzte Sitzung der Preßkommiflio» beschloß die Anschaffung zweier Setzmaschinen und nahm die Anstellung eines zweiten Nedakteurs neben dem Genossen v. LojewSki«n Aussicht. Die Bürgerlichen EonnebergS haben aber auch in letzter Zeit für unser Parteiblatt kräftig Propaganda gemacht, indem- sie mit großem Taintam beschlossen, eS zu boykottieren. Was dem„VollSfreuud' offenbar gut bekommt. poUsellicvtS» Oericbtliches ulw. Strafkimto der Presse. Wegen angeblicher Beleidigung zweier Polizeibeamten wurde Genosse H o f f m a>, n von der„Freren Presse' zu Elber- feld von der Strafkammer zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Wegen Beleidigung eines Fraukftirter Geistlichen und eines Handwerksmeisters wurde Genosse Freude nthal von der „ M ä r k i f ch e n V o I k s st i m in e" zu K o t t b u s vor der Straf- kammer zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Eine neue Anklage wurde vom Landgericht in Rostock dem Genossen K ü h n von der„ M e ck l e n b. Volkszeitung' zu- gestellt. Die Anklage soll bricheS in Konkurrenz mit eflützt werden auf§ 110 des Strafgesetz- 113, und zwar handelt eö sich um„Auf- rerzung" gegen die Verfügung des Berliner Polizeipräsidiums von wegen der Straßendemonftrationen am 12. Januar dieses Jahres in Berlin . Die„Mecklenb. Volksztg.' soll in einem Feuilleton ihrer Nummer 25 vom 30. Januar daS Volk zum Widerstand gegen die Staatsgewalt aufgefordert haben. DaS bezeichnende ist. daß derselbe Artilel in preußischen ParteiblSttcrn erschienen ist, ohne die Staatsobrigkeiten in Alarm zu versetzen. Abermals eine zerstörte ReichSverbandSlüge. Bor dem C h e m- n i tz e r Schöffengericht hatte sich der bekannte. neuerdings wegen Erpressung verhaftete Amandus Schubert wegen Beleidigung des Bevollmächtigten Möbius von der Gemeinsamen Ortskxankeilkassc zu Chemnitz zu verantworten. In seiner Sudelbroschüre hatte Ehren« Schubert behauptet, daß der Bevollmächtigte mit Streilsan,mellisten zu den Aerzten der Kasse gekommen sei. die bei Streiks und anderen Sammelanlässen hätten.bluten' müssen. Dann war dem Gevoll- mächtigten weiter nachgesagt worden, daß er einem Kasseuangestellteii, der wenig gebessert auS dem Genesungsheim zurückgekommen fei, gesagt habe, daß er nicht auf Weiterbeschästiguiig rechne» könne, weim er wieder erkranke. Der betreffende Mau» sei freilich ein„Nichtgenosse" gewesen. Ehren-Schubert, aus der Unlersuchungshaft vorgeführt, wich tapfer zurück wegen der ersten Behauptung. Damit sei der frühere Bevollmächtigte gemeint gewesen. Er wurde aber gleich vom Vor» sitzenden darauf hingewiesen, daß dies nicht stimnien könne. Der für die zweite Behaupnmg von Schubert angebotene WahrhcitS» beweis mißlang ebenfalls völlig. Der Mann, dem als„Nicht- genossen" der Brotkorb angeblich hat höher gehängt werden sollen, sagte selbst als Zeuge aus, daß davon keine Rede gewesen sei. Schubert fiel also glänzend ab. Er wurde der Beleidigung schuldig befunden und mit 100 M. Geldstrafe belegt. So reißt das von diesem Menschen aus Rache gesponnene Lügengewebe immer mehr in Fetzen. Ob die bürgerliche Presse, die die Schubertsche Sudel- schnft seinerzeit weidlich benutzt hat, auch von diesem Urteil ihren i Lesern Kenntnis geben wird!
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