geschwZngerten JRäumciT, die Unterernähcung infolge der niedrige« Löhne und Sie lleberanstrengung bei der 14 bis 18M»digen Arbeitszeit. Eine weitere Folge«t dann die Schmutzkonlurrenz in der Tab«!- Industrie, gegen welche die Organe der organisierten llrrternehnrcr selbst ankämpfen. In einer Untersuchnng des badischen Fabrik- Inspektors Oberregierungsrat Bittmann find eine ganze Anzahl von Gutachten von Zigarrenfabrikante» über die Wirkungen der Hausarbeit wiedergegeben. Ein Teil von diesen Unternehmern erkennt die schweren Hebel der Hausarbeit an und ist der Meinung, daß st« durch Uebereinkommen unter den Arbeitgebern vollständig zu beseitigen wären. Ein anderer Teil der Unter- nehiner fordert ein rWständigcs Verbot derselbe«. Diese Forde- rung erheben die Unternehmer um ihres Prosites willen, wer! sie die Schmuptonkurrenz kos sein wollen. Um so weniger kann man es den Arbeitern, die die Schäden der Hausarbeit am eigenca Leibe verspüren, verdenken, wenn sie ein völliges Berbot dieser Arbeit verlangen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Leider fehlt es über die Hausarbeit auch speziell in der Zigarrenindustrie fast vollständig an statistischem Material. Die Regierung kann nicht einmal sagen, wie grost die Zahl der Hausarbeiter fit. Es liegen nur Privatenqueten vor, die aber kein sicheres Bild geben. Ebenso gibt die Berufsstatistik kein richtiges Bild, weil in ihr die Zahl der Hausangehörigen, die mitarbeiten, nicht angegeben ist. Was nun den Gesetzentwurf selbst anlangt, so hat sich die Re- gierung nicht viel Arbeit damit gemacht. Trotzdem es 3 Fahre seit der erwähnten Konferenz im Reichsamt des Innern gedauert hat, bis er vorgelegt wurde, so bildet er doch nur einen Abklatsch der Verordnungen, die für Zigarrenfabriken gegeben sind, nur in etwa« veränderter Form. Nur die Bestimmung bezüglich der Beschäftigung von Kindern ist neu, sie ist aber außerordentlich un- vollkommen. Schon verschiedene Redner haben die Äontrollvor- schritten hierbei als ungenügend bezeichnen müssen. Wo will die Regierung die Kontrollbcamten hernehmen, um die Hausarbeit wirklich zu beaufsichtigen, während eö doch heute nicht einmal genug Fabrik, nspektoren gibt. Man ist gezwungen, sich auch hier aus den guten Willen und die Einsicht der Aroeiter zu verlassen. Wo aber die Not so groß ist, daß die Arbeiter ihre eigenen Kinder in unmenschlicher Weise zur Arbeit heranziehen, ist doch nicht daran zu denken, daß die Arveiter aus eigenem Willen und eigener Ein- ficht diese gesetzlichen Bestimmungen befolgen werden, zumal sie wissen, daß die Kontrolle eine so lückenhafte ist. Das heißt wirklich, den Arbeitern zuviel zugemutet, zumal man auf der anderen Seite darüber klagt, daß den Unternehmern vorgeschrieben ist. mindestens alle 6 Monate einmal die Löcher zu kontrollieren, in denrn sie die Hausarbeit anfertigen lassen. Das Ganz« ist also wieder eine Sozialpolitik, die nur reglementiert, ohne die Der- Hältnisse zu bessern.(Sehr wahrll bei den Sozialdemokraten.) Um nun den Profit der Unternehmer nickt zu sehr zu schmälern, hat man die Ausnahmebestimmung getroffen, daß Uebergangs- bestimmungen bis 1913 geschaffen werden. Das bedeutet nichts anderes als eine Lerlkingcrung der niedrigen Löhne der Heimarbeiter bis 1912. Freilich ist kaum anzunehmen, daß die Hausarbeiter sich auch nach» her dazu entschließen werden, zum Ausgleich der ihnen durch den Gesetzentwurf auferlegten höheren Wohnungsmieten auch höhere Löhne zu fordern. Dazu müßten die Hausarbeiter erst durch die organisierten Arbeiter besser aufgerüttelt und für die Organisation gewonnen werden. Erhalten die Hausarbeiter nach Inkrafttreten des Gesetzes keine höheren Löhne, dann bedeutet dieser Gesetzentwurf für sie eme materielle Schädigung.(Sehr wahr! bei den Sozial- demokrate»), weil die Arbeiter die höheren Mieten von ihren Lumpenlöhnen noch tragen müssen. Warum beseitigt man dann nicht gleich mit einem Male die Hausarbeit? Wenn die Regierung eine Vorlage bringen würde, die das Tabakmonopol fordert, so würde sie gar keine Uebergangsbesttmmungen für notwendig halten, und dann tväre die Hausarbeit mit einem Schlage beseitigt. Das lehrt uns die Geschichte der Monopole in anderen Ländern. Ich habe nicht die Absicht, hier etwa über die Steucrpläne der Regierung zu reden, ich will nur kurz sagen, die Regierung, die jetzt bestrebt ist, die Banderolen. steuer auf die Zigarrentndustrie auszudehnen, verfolgt damit eine Konzentration der Tabakindustric, die cS ihr ermöglicht, früher «der später das Tabakmonopol einzuführen. Die Banderolensteuer würde«ine Reihe von kleinen Existenzen zerstören und denselben Erfolg haben, wie die Zollerhöhung von 1879, daß die Unternehmer die neue Belastung durch die Erweiterung der Hausarbeit abzu- wälzen suchen»Verden.(Sehr»vahr! de» den Sozialdemolraten.) Das RcichSgesundheitsamt hat sich gegen die Heimarbeit speziell wegen der WohnungSverhältnisse gewendet und wegen der schlimmen sanitären Folgen der Heimarbeit. Aber der Gesetzentwurf läßt das ganz unbeachtet. Er sagt wohl, die Anfeuchtung dcS Messers, mit welchem der Tabak bearbeitet wird, mit dem Munde fei verboten und setzt sogar Strafen für Zuwiderhandlungen fest. In den Fa- brikcn kann man auch eine Kontrolle hierüber üben: wie will man das aber in der Hausindustrie tun? Sollen die Arbeiter sich etwa selbst wegen Zuwiderhandlung gegen das Verbot denunzieren? Etwas SonderbamrS als diese Bestimmung ist mir in der sozialpolitischen Gesetzgebung noch nicht vorgekommen.(Sehr wahr! bei den sozial- demokraten.) Hier schwebt der Entwurf vollkommen»n der Luft. und mutz auch m der Luft bleiben, er kann der Ansteckungsgefahr gar nicht entgegenwirken.— Es ist auch richtig, was das Gesund- heitüamt verlangt, daß in der Tabakindustric nicht mit anstecken den Krankheiten behaftete Versonen beschäftigt werden. Die Re gierung aber sagt: Unter den Aerzten bestehen verschiedene An. sichten darüber, was ansteckende Krankheiten sind, und unterläßt jede Bestimmung darüber. So kommt sie dem Unter- n eh mertum entgegen, das keine Einschränkung der Hausarbeit will. Herr Schmidt-Altenburg und auch andere Herren, und zwar Unternehmer, haben hier gesagt, daß sie mit dem EntWurfe nicht zufricdcp sind, weil er ihnen zu weit geht. Wird noch mehr an ihm gestrichen, so hat er überhaupt nur noch die Bedeutung eines Akten st ückcS für den Papierkorb. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Zeit will ich auf Einzelheiten des Entwurfs nicht eingehen. In der zweiten Beratung und in der Kommission wird reichlich Gelegenheit sein, die Schönheitsfehler des Entwurfs überall aufzuzeigen. Ich möchte Sie aber warnen, einen Gesetz- «ntwurf hinausgehen zu lassen, der nur den Spott der Oeffentlichkcit herausfordern muß(Lebhafter Widerspruch rechts, im Zentrum und bei den Liberalen), denn er ist nicht geeignet, bessere Verhältnisse herbeizuführen.(Zu- sttmmung bei den Sozialdemokraten.) Aber auf eines möchte ich hinweisen: wenn die Regierung die Schäden der Hausindustrie erkennt, warum beschränkt sie ihre Vorschläge auf die Zigarren- Industrie, und nimmt die Zigarettenindustrie aus, in der die Schäden doch ebenso groß sind. Der Regierung, dem Unternehmer- tum, dem ganzen Hause muß eS bekannt sein, daß die Schäden für die Arbeiterinnen in der Zigarettenindustrie sehr schwere sind. Ist doch in der bürgerlichen Presse darauf hingewiesen, daß diese Arbeiterinnen gezwungen sind, sich einen Nebenverdienst auf der Straße zu suchen.(Hört! hörtl bei den Sozial- demokraten.) Wenn die Arbeiterinnen bei ihren Hunger- und Gchundlöhnen gezwungen werden, auf unsittlicke Wege zu gehen, wie kommt die Regierung dann dazu, eine gesetzliche Regelung der Heimarbeit nur für die Tabakindustrie und nicht auch für die Zigaretten- Industrie vorzuschlagen. Hoffentlich wird sie eine Antwort darauf geben, auö welchen Gründen sie die Zigarettenindiistric ausnehmen will. Fm Namen der organisierten Aroeiter der deutschen Tabak. iiidustr,e habe ich die Zieaierung und das HauS aufgefordert, sich mit dem Gedanken des Verbotes der Hausindustrie vertraut zu Wachen, nnd ein Gesetz zu erlassen, welches dieses Verbot enthält. ;l Ich kann nur noch sagen, daß die Tabakarbeiier der Regierung für diese» Entwurf nicht dankbar sind; wenn er Gesetz wird, werden wir seine Wirkungslosigkeit sehr bald erkennen.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Unsere Gegner treten für Aufrechterhallung der Hausindustrie ein, um den Unternehmer- profitnicht zu schmälern. Wir können aber darauf hinweisen, daß auch manche Unternehmer auf unserem Standpunkt stehen und an- erkennen, daß das Verbot der Hausarbeit der gesamten Industrie zum Vorteil gereicht. Dieses Verbot würde die Eindämmung der Schmutzkonkurrenz bringen. Das Verbot der Hausarbeit würde eine größere Reinlichkeit des Fabrikats ermöglichen, und die An- steckungsgefahr durch das Fabrikat vermindern. Mit einem Schlage würde das Verbot der Hausarbeit die Kinderarbeit beseitigen. In der Fabrik hat diese Beseitigung wohltätig gewirkt, warum also soll sie in der Hausarbeit weiter bestehen."Das Verbot der Haus- arbeit führt zur Hebung der Gesundheit der Tabak- arbeitcr und zu einer Einschränkung der Lungen- schwindsuch t. Schließlich aber wird ein Verbot der Haus- arbeit auch den schlimmsten Uebelstand beseitigen: die Lohn- drückerei, und dadurch eine Hebung der Löhne gerade in den In- dustrieu herbeiführen, in denen die Löhne am niedrigsten sind. Daher fordern wir das Verbot der Hausarbeit mit Recht! Bc- rücksichtigen Sie diese Forderung nicht, so werden die organisierten Arbeiter den Kampf gegen die Hausarbeit in erhöhtem Maße auf- nehmen. Sie aber zeigen dann, daß Sie nicht arbciterfreundlich sind, sondern arbciter- feindlich.(Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten; Wider- fpruch bei den anderen Parteien.) Darauf vertagt das Haus die Weiterbcratung aus Mon- tag 1 Uhr.(Außerdem: zweite Beratung des Etats des Reichs- amts des Innern.) Schluß 6 Uhr._ Hiiö Induftric und ftandd* Vom Kohlenmarkt. Ein guter Maßstab'für Beurteilung der Wirtschaftslage ist der Kohlenmarkt. Bisher waren die Verhältnisse in der Kohlenförderung noch ziemlich gut. Nur der Absatz in Koks stocke infolge der- miiiderteren Verbrauches der Eisenwerke schon seit etlichen Wochen, so daß für dieses Brot für die Industrie berests im Dezember eine Produktionöeinschränkung von 10 Prozent angeordnet wurde. Nun aber ist, wie schon auS der mitgeteilten weiteren Produktions einfchränkung für Koks und der Festsetzung der Kohlenförderung auf 90 Prozent der Beteiligung hervorgeht, eine scharfe Wendung ein- getreten. Und wie auS Darlegungen in der Zechenbesitzer- verfammlung zu entnehmen ist, hat sich speziell in der Eisenindustrie die Aufnahmefähigkeit weiter verschlechtert und soll demnächst mit noch weiterer Einschränkung der Koksproduktion zu rechnen sein, da infolge AuSblasens weiterer Hochöfen die Ab- bestellungen zugenommen haben. Auch soll die Fördereinschränkung nur dann nicht noch erhöht werden müssen, wenn die Absicht, die Export-AuSnabmetarife abzuschaffen, nicht zur Ausführung gelangt. Dieser Gefahr könnten die Syndikatsmänner am besten dadurch begegnen, wenn sie die Inlandspreise für Kohlen mit denen auf dem Außenmarkt und mit den gesunkenen Preisen in der Weiter- Verarbeitung in Einklang bringen. Insolvenzen in der Konfektion. Mit Verbindlichkeiten im Gesamtbetrage von zirka t Millionen Mark ist die Konfekiionsfirma Cohn u. Daniel-Berlin in Zahlungs» schwierigkeiten geraten. Die Tläubigrr haben einem vorgeschlagenen Moratorium zugestimmt.— Die Firma Blitz-Berlin hat sich eben» falls an die Gläubiger wenden müssen; die Passiven betragen zirka Million Mark.— Uebcr die Verbindlichkeiten der Firma M. B. Rosenthal u. Co. macht der„Konfektionär" folgende Angaben: Eine bedeutende Bank soll eine Forderung von SSV(XX) M haben. Der größte Teil dieser Schuld ist angeblich durch Bürgschaften gedeckt. Bon den Warengläubigern sollen Berliner Stoffabriken und Grossisten sowie Baumwollwarengrosfisten Summen von 6V0V0 M., 40 000 M. und 80 000 M. zu fordern haben. Besonders stark ist der Fabrik- platz M.-Gladbach an der Insolvenz beteiligt. Dortige Fabrikanten sollen zusammen beinahe 200 000 M. zu fordern haben Der Fabrik- platz Forst soll zusammen mit zirka 100 000 M. beteiligt sein. Auch in Aachen haben einzelne Fabrikanten Summen von 18000 M., 12 000 M. zu fordern._ Krach im Ledrrgewrrbe. Im Ledergewerbe haben sich die von unS schon vor Wochen angekündigten Insolvenzen bereits eingestellt. Von den größeren ist zu erwähnen, die der Firma B. Baruch in Steele. Bei zirka 1 Million Wechselverbindlichkelten ergibt sich eine Unterbilanz von zirka 800 000 M. Ei» Konkiirrrnziintcrnehmen zum Kaiser- Wilhelm-Kanal . Ein dänischer Schiffsreeder hat an Regierung und Reichstag seines Landes ein ÄonzesfloiiSgesuch eingereicht. daS den Ausbau de» LiinfjordS zu einem soivohl für große wie für kleinere Schiffe brauchbaren Kanal zwischen Kattegar und Nordsee zum Ziele hat. Auf der Nordseeseite ist die Ein- und Ausfahrt jetzt schon durch den Tyberöon-Kanal möglich gemacht. Dieser Kanal muß jcdock aus- gebaut und vertieft werden, ebenso wie der ganze Fjord überall auf eine Tiefe von 24 Fuß gebracht werden soll, und zwar bis nach Aalborg , von wo aus er jetzt schon für große Schiffe brauchbar ist. Abgaben solle» nur von solchen Schiffen erhoben werden, die den Tyoeröoii-Kanal bei seiner gegenwärtigen Tiefe nicht durchfahren könneli, und auf jeden Fall sollen die Abgaben nickt höher sein als im Kaiser-Wilheliii'Kanal. Für die Schiffe der dänischen Kriegs- marine wird die Durchfahrt unentgeltlich sein. Die Kosten des Unternehmens, daS einem Konsortium in- und ausländischer Geld- leute übertragen werden soll, sind nach einem vorläufigen Uebcr- schlag auf 20 Millionen Kronen berechnet. Huö der fraucnbcwccfung» Genossinnen! Genossen! Die„freisinnige" Berliner Stadtverordnetenversammlung hat am vergangenen Donnerstag den Antrag der fozialdemo- kratifchen Fraktion, städtische Krippen und Kindergärten zu schaffen, abgelehnt, mit der Bc- aründung, eine solche Einrichtung bedeute einen Eingriff„in die heiligsten Rechte der Familie", auch läge kein Bedürfnis vor, da die Einrichtungen der privaten Wohltätigkeit auf diesem Gebiet allen Anforderungen genügten. Genossinnen unh Genossen! Die kapitalistische WirtschaftS- ordnung zwingt große Massen von Euch, von früh bis spät von Hause fernzubleiben. Eure Kinder ohne Aufsicht zu lassen und häufig ohne genügende Nahrung. Auch unseren Antrag auf Speisung der hungernden Schul- linder hat die verblockte„freisinnige" Mehrheit der Stadtverord- ncten abgelehnt, nur ungenügende Hülfe wird gewährt. Arbeiterinnen 1 Mütter! Damit Ihr zu der Haltung der freisinnigen Stadtverordneten Stellung nehmen könnt, finden am Dienstag, den 2. März, abends 3 Uhr, zwei öffentliche Volksversammlungen statt. In den„Uraniasälen". Ärangclstr. 9/10, Referentin: Genossin Klara Weyl . Im„Moabiter Gesellschaftsbaus", Wiclcfstr. 24, Emdener Straße 24/3B, Referent: Stadtverordneter E m a n u e l Wurm. Arbeiterinnen? Denkt daran, daß vor allen anderen Euch diese Fragen angehen! Agitiert für regen Besuch und zeigt durch zahlreiches Erscheinen, daß die Proletarierinncn reif sind, Stt schwedische Fraucn-Fachvetband hat jüngst seinen Jahres» bericht für 1907 herausgegeben. Diese gewerkschaftliche Zentral- organisation der schwedischen Arbeiterinnen hat im verflossenen Jahre eine sehr lebhafte und auch fruchtbare Tätigkeit entfaltet. Es wurden in den verschiedenen Landesteilen nicht weniger als 40 Agitationsversammlungcn veranstaltet, dazu eine Anzahl andc- rer Versammlungen, die der allgemeinen Aufklärung dienten und sich unter anderem mit der Wahlrechtsfrage befaßten. Eine Agitationsschrift:„Warum müssen die Frauen sich organisieren?". wurde in 5000 Exemplaren herausgegeben und größtenteils unent- geltlich verbreitet. Tie Zahl der Orts- und Fachabteilungen dcS Verbandes stieg von 13 auf 29. Im Laufe des JahrcS wurden zwischen dem Verband und dem Unternehmertum 10 neue Tarif- vertrüge abgeschlossen für im ganzen ungefähr 450 Mitglieder. Da- durch wurden Lohnerhöhungen von 8 bis zu 50 und 60 Proz. erzielt, sowie Verkürzung der Arbeitszeit und andere Vorteile._ Gegen Jahresschluß hat der Verbandsvorstand eine besonders eifrige Agi- tation zur Gewinnung der Heimarbeiterinnen eingeleitet, und auch diese schwierige Arbeit verspricht guten Erfolg. Versammlungen— Veranstaltungen. Wilhelmsruh . Montag, 2. März, 8'ch Uhr, im„Feldschlößchen', Kronprinzenstraße: öffentliche Versammlung. Vortrag. Gr- nasse Kubig:„Bilder aus dem Gcgenwartsstaat".— Bericht über Errichtung einer Verkaufsstelle der 5konsumgenossenschaft. Friedenau . Dienstag, 3. März, bei Grube. Kaiscr-Allee, Ecke Stubcnrauchstraße. Vortrag. Kurt Hcinig. Beretn der Lehrlinge, jugendliche» Arbeiter und Arbeiterinnen Berlins und Umgegend. Abteilung IS: Heute nachmittag 2 Uhr bei Preuß, Magazinstr. 17: Bersammlung. Gäste willloounen. ömchts- Zeitung. Heiratsschwindler. Zu 8 Jahren Gefängnis wurde gestern ein gemeingesährllchei Heiratsschivtndler verurteilt. Wegen Betruges in jcchS Fällen ver- handelte die 5. Strafkammer des Landgerichts I unter Vorsitz dcS Landgerichtsdirektors G o e b e l gegen den Musiklehrer Friedrich Bergemann auS Halle. — Der schon wegen Heiratsschwindels vorbestrafte Angeklagte war stüher in Halle ansässig und hat sich auch dort mit der Tochter eine» HandwerlsmeisterS verheiratet. Da er bei Eingehung der Ehe schon allerlei falsche Angaben gemacht hatte, B. auch sonst sich einem leichlsinnigen Lebenswandel ergab, zog sich seine Frau bald von ihm zurück. Der Angeschuldigte siedelte dann nach Berlin über und inszenierte hier eilieii Heiratsschwindel im großen. Er erließ in verschiedenen bürgerlichen Zeitungen ein Inserat etwa folgenden Inhalts:„Christlicher spar» lamer Bankbeamter in gesicherter Position sucht zwecks Heirat Be- kannlschaft eines braven Dienstmädchens mit Ersparnissen zu machen. Offerten unter„HauSglück" Postamt 94." Auf dieses Inserat hin meldeten sich eine große Anzahl heiratslustiger Mädchen, die samt- lich schon etwas„aus dem Schneider" waren und noch nicht die Hoffnung aufgegeben hatten in den Hafen der Ehe einzulaufen. Der Angeklagte ging nun ganz systematisch vor. Er richtete an die ebenso naiven wie heiratswüngen Mädchen einen mir Phrasen vollgepfropften Brief, in dem er an- gab. er sei bei der DiSkontobank fest angestellt und wollte sich mit einem einfachen Mädchen verheiraten, welches vielleicht zu einer besseren Ausstattung des späteren„eigenen trauten HeimS" einige Ersparnisse gemacht habe. Die Zusammen- künfte richtete der Angeklagte so ein, daß er sich fast jeden Tag mit einem anderen Mädchen traf und auf diese Weise zu gleicher Zeit sechs Bräute hatte. Nach kurzer Zeit erklärte er den Mädchen. er habe sich bei einem Möbelhändler schon Möbel angesehen, er selbst könne aber vorläufig noch keine Zahlung leisten. In einem Falle hatte der Angeklagte sogar die Dreistigkeit, mit einer „Braut" zu einem Mobelhändler zu gehen und sich eine komplette Möbeleinrichtung auszusuchen. Nachdem er die Mädchen völlig in Sicherheit gewiegt hatte, lockte er ihnen die Ersparnisse, die teils in Sparkassenbüchern angelegt. teil» in bar vorhanden waren, a b. So erbeulete er von einer Köchin Z. über 2000 M., von einem Dienstmädchen C 1800 M. usw. Sobald er das Geld in der Tasche hatte, ließ sich der Schwindler nicht mehr sehen.— Bor Gericht leugneie der Angeklagte in einer unerhört stechen Weise und erzählte auch eine rührselige Geschichte, in welcher er als Opfer eines Erpressers eine Rolle gespielt habe. Der Anlaß zu diesen Erpressungen sollte an- geblich darin liegen, daß der ihm unbekannte Erpresser Kenntnis davon erlangt haben sollte, daß sich der Angeklagte in einem be- rüchtigten Hause längere Zeit aufgehalten habe. Bei dieser sinn- losen Erklärung blieb vergemann auch, als ihn der Borfitzende dringend ermahnte, sich nicht dadurch, daß er einem Gerichtshof zu- mute, einen solchen Unsinn zu glauben, die mildernden Umstände zu verscherzen. Der Antrag des Staatsanwalts lautete auf sechs Jahre Gefängnis. Das Gericht ging jedoch mit Rücksicht darauf, daß der Angeklagte in ganz gewerbsmäßiger Weise den Heiratsschwindel betreibe und außerdem noch in dreistesten Weise geleugnet habe, noch über den Antrag des Staatsanwalts hinaus und erkannte auf acht Jahre Gefängnis und Verlust de» bürgerlichen Ehrenrechte aus die Dauer von fünf Jahren. Prämien für KinderauSbeutung. Eine billige Arbeitskraft hatten sich die Milchhändler Max und Albert Fischer in Spandau in dem 10jährigen Schulknaben Krause besorgt. Sie haben den Knaben in der Zeit vom 11. bt» 19. Sep- tember in den Vormittagsstunden mit MilchauStragen beschäftigt. Der Knabe hat dafür als Entschädigung jedesmal volle— fünf— Pfennig erhalten. Infolge dieser Beschäftigung ist der Schüler ohne Wissen seiner Eltern vom Schulbesuch abgehalten worden. Das Spandauer Schöffengericht vethäitgte über jeden der Angeklagten die überaus geringe Geldstrafe von 10 M. «afferstandSAachrschte» der LandeSaiistal» für Kewälscrkund«, mUgetelU vom Berliner Wetterbureau. Wasserstand M e m e l, Tilsit Vrcgel, Jnsterdurg Weichsel. Thor» Oder, Ratibor » Krassen . Frantfurt Warthe, schrimm . LandSderg Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz , Dresden , Varby , Magdeburg 0+ bedeutet Wuchs.— Fall. *) ganz schwache» Eisirelben.— r in der Nacht vom 27. zum LS. ein. - H Nnlerpeaek.»»*) SiSstand. ') Der höchste Wasserstand: 4SI cm trat einzutreten für ihre Interessen k ■P.| selbst Die Pxrtraueiispcrsoncn. Amtlicher Marktbericht der ftädttschen Markiballen-DIrektim über den Grohhandc! in den Zentral-Marttbällen. Marktlage: Fleisch: Zusuhr schwach, KoschSst ruhig, Preise unverändert. Wild : Zusubr knapp, Gcichäst still, Preise hoch. G-slügel: Zufuhr genügend, Ecschäst ruhig. Preise bcsttcdigeiid. Fische: Zufuhr genügend, Geschäft immer noch still, Preise wenig verändert. Butter und Käse: Ecschäst ruhig. Preise unverändert. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zlifilhr genügend, Eeschäjt flau, Presse fast unverändert
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