Nr. 24.
Erscheint täglich außer Montags. Prets pränumerando: Bierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DesterreichUngarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 M.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs: Preisliste für 1893 unter Nr. 6708.
Vorwärts
10. Jahrg.
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fernsprechy- Anschluß Amt I, Nr. 4186.
Redaktion: SW. 19, 33euth- Straße 2.
Sonnabend, den 28. Januar 1893. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Die Tage in Frankreich . en uiffen gehalten. Jetzt hielten ſie den Zeitpunkt vom„ Soleil" veröffentlichten und von allen Blättern bez
I.
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Paris , den 25. Januar 1893. In meinem letzten Brief erschienen im Vorwärts" am 6. Januar-sagte ich, daß uns neue Ueberraschungen im Panama - Standal bevorständen. Und sie sind nicht aus geblieben. Während das Ministerium die Affäre eifrig zu ersticken suchte, zeichneten die Blätter Freycinet als Mitschuldigen von Reinach und Herz bei dem Versuch, die Eisenbahngesellschaften unter dem Vorwand der nationalen Vertheidigung zur Einführung der Wenger'schen Bremse zu zwingen. Die Gesellschaften hätten hierbei 300 Millionen ausgegeben und die Arrangeure 40 Millionen eingenommen. Infolge dessen löfte sich das Ministerium noch vor der Wiedereröffnung der Kammer auf, um den Kriegsminister auf den Sand zu setzen. Aber mit Freycinet ließ man ein parlamentarisches Prinzip fallen.
für gekommen, hervorzutreten und ihren Prätendenten, den Koterie abgedruckten Briefe spricht er weder von einer UmGrafen von Paris , als den von der Vorsehung bestimmten geſtaltung der politischen Verfassung noch von einer Wieder Retter der Gesellschaft und Autorität anzupreisen. Ihre herstellung der Monarchie. Dagegen bemüht er sich eifrigst, Zeitungen schrien, daß man Carnot jetzt gefaßt habe, und aller Welt die augenblicklich drohenden Gefahren klar zu auf dem Präsidenten der Republik dürfe, wie auf der Gattin machen, als da sind der Sozialismus, welcher in Carmaux Cäsars, kein Verdacht ruhen. Nur das republikanische Ge- über die öffentlichen Gewalten triumphirte, und die be wissen der Herren ist so empfindlich, denn sie halten Be- flagenswerthen Sitten, die in der Politik und an der Börse stechlichkeit und Korruption für monarchistische Einrichtungen. herrschen und in die uns der Panama - Prozeß soeben einSie waren so naiv, von Carnot zu fordern, daß er ab- geweiht hat. Sie lieferten den Radikalen und Sozialisten danke, und hatten ihren Kandidaten für die Präsidentschaft Material für den furchtbaren Feldzug, den sie jetzt schon bei der Hand. Es war der wohlbekannte orleanistische unternommen haben. Sie werden General Saussier. leichtes Spiel bei ihren Predigten gegen die Reichen haben! Und was Aber dieses ungeschlachte Nilpferd sollte nur dazu thut die Regierung? Sie läßt diesen Feldzug sich ruhig dienen, dem Einzug des Grafen von Paris die Wege zu ebnen. in der Presse und in öffentlichen Versammlungen entfalten. Die Blätter eilten den Ereignissen voraus und verkündeten schon.... Es ist ein völliger Krieg gegen das Kapital, der, eine monarchistische Restauration, die ganz Frankreich glücklich sich da entſpinnt, u. s. w." Der Feind ist nicht mehr der machen würde. Sie würde ihm Erlösung bringen von Panamismus, sondern der Sozialismus. Und gegen ihn seinem republikanischen Personal, das man ja soeben erst rüsten sich die Drleanisten. Sie denken nicht mehr daran, Boulanger hatte jedermann die Augen über die Gefahr an der Arbeit gesehen hätte," und von dem allgemeinen die Monarchie wieder herzustellen; sie wollen die kapitageöffnet, einem Militär das Ministerium des Krieges an- Stimmrecht, das unvereinbar sei mit der parlamentarischen Listische Bivilisation mit ihren Panamisten vor den Wilden zuvertrauen. Man legte damit thatsächlich die gesammte Regierung, die unter der Monarchie in den Jahren 1814 des Sozialismus retten. Heeresverwaltung in die Hände eines Generals und gab ihm bis 1848 so viel Glanz verbreitet hätte." Und Haussonville giebt den Reaktionären den wunder die Möglichkeit zu einem Bronunziamento( Staatsstreich)." In der Republik ," sagt der Graf von Paris in baren Rath," doch ja die Monarchie nicht mehr in's Spiel Man schwor deshalb, zu den gesunden parlamentarischen seinen vom Figaro" veröffentlichten Verhaltungsmaßregeln zu bringen, es sei denn, daß unvorhergesehene Ereignisse Ueberlieferungen zurückzukehren, die man in England, der für seine Getreuen, in der Republik regiert die Kammer einträten". Sie sind gezwungen, ihren König aufzugeben, Wiege der konstitutionellen Regierung befolgt, und man ohne Kontrolle; in der Monarchie dagegen regiert der wie sie schon ihren Präsidenten Saussier aufgegeben haben. entschloß sich, für jenen Posten nur noch bürgerliche Mit König unter der Kontrolle beider Kammern." Und da er glieder einer der beiden Kammern zu nehmen. Die Wahl verspricht, nöthigenfalls ohne Kammer zu regieren, fo hofft in der Hoffnung auf einen Sieg bei den in diesem Jahre Al die Ansprüche der Orleanisten gehen augenblicklich mußte auf Freycinet fallen, der Ingenieur und der einstige er, dies zu ermöglichen durch ein permanentes( ständiges) bevorstehenden Wahlen auf. So rechneten sie auch im Gehilfe Gambetta's war. Er schien dann das unvermeidliche Budget. Das erste von beiden Kammern bewilligte Budget Sabre 1889 auf die Wahlen, wo sie, dank dem BoulanMitglied all der zahlreichen Ministerien zu sein, welche seit solle die Geltung eines gewöhnlichen Gesezes haben, sodaß gismus, die Republikaner zu schlagen hofften. Sie selbst dem aufgetaucht sind, und er selbst beabsichtigte, seinen es fürderhin nur bei Uebereinstimmung aller drei Ge- wurden geschlagen. Und es ist alle Aussicht, daß es ihnen Boften als Kriegsminister nur zu verlassen, um die heiß walten, die bei seiner Festsetzung mitgewirkt hätten, 1893 nicht besser ergehen wird. erfehnte Stellung des Präsidenten der Republik einzunehmen. geändert werden könne. Die Krone hätte so, wie heutzutage Freycinet dachte man einen Augenblick durch Cavaignac zu in Dänemark und früher in Preußen, das gesetzliche Mittel, die erfegen, aber man wählte schließlich einen General, der Minister, welche ihr Vertrauen besitzen, beizubehalten, ohne weder Abgeordneter noch Senator war. dabei von der Abstimmung der Deputirten abzuhängen, Eine weitere Aufsehen erregende Eröffnung folgte in welche die Minister nicht mehr durch Verweigerung der der Gerichtsverhandlung. Im Laufe seines Verbörs be- nothwendigsten Geldmittel stürzen können." As weitere Politische Weberlicht. schuldigte Charles Lesseps den ehemaligen Minister Baïhaut, ebenso freisinnige Reformen schlug dann der edle Graf noch 390 000 Frants empfangen zu haben, um im Jahre 1886 vor, das Recht der Interpellation zu beseitigen, das Rech einen der Panama- Gesellschaft günstigen Gesetzentwurf ein- zum Vorschlag von Gesezen nur dem Staatsrath zugu zubringen. Der Entwurf war von Carnot, der damals an sprechen u. s. w.
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Noch ein Wörtchen an die Geschichtsfälscher. Der Reichsbote", dessen spiritus rector( leitender Geist) der Spitze des Handelsministeriums stand, unterzeichnet. Die braven Orleanisten täuschten sich in der Zeit. vor der geschichtlichen Wahrheit ebenso viel Achtung hat, Die reaktionären Blätter ergriffen die günstige Gelegenheit, Oder glaubten sie in Rußland zu sein? Ihr politisches wie vor der gerichtlichen, hat die Frechheit, in seiner den Präsidenten der Republik mit in den Panama - Sumpf Reforinprogramm und ihr Feldzug gegen Carnot hatten ein gestrigen Nummer zu behaupten, wir hätten die Geschichte. zu zerren. Ja, ein monarchistisches Organ in der Provinz so klägliches Ergebniß, daß sie ihren Präsidentschaftskandidaten gefälscht, indem wir sagten, die Schuld Ludwigs XVI. sei ging soweit, zu behaupten, er habe ein Geldinstitut ver- zurückziehen und ihre Angriffe aufgeben mußten. Der dickeSauffier erwiesen gewesen. Als Zeugen gegen uns zitirt der pflichtet, Wilson die Summe von 70 000 Frants zurück- mußte persönlich vor Carnot zu Kreuze friechen und ihm er Reichsbote" einige monarchistisch pfäffische Geschichtenzuerstatten, zu deren Zahlung an den Fiskus er jenen ver- tlären, es sei ihm nie in den Sinn gekommen, ihn vev( nicht Geschichts-) Schreiber, die den hingerichteten König anlaßt hatte. Und gerade dieser Art der Lauterfeit hatte drängen zu wollen. als unschuldiges Opferlamm hinstellen, das nie Carnot zu dem Präsidentenstuhl verhölfen. Der Graf von Haussonville begann nun, um den bewässerchen getrübt. Die Orleanisten, welche im Bunde mit Constans den gangenen Schnitzer wieder gut zu machen, die Pfeife auf Wenn der„ Reichsbote" nicht so bodenlos unwissend Berleumdungsfeldzug führen, hatten sich bisher hinter einen anderen Ton zu stimmen. In einem am 21. d3. wäre, hätte er noch ganz andere Gewährsmänner für seine
Feuillefont.
Macbrua verboten.]
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Der Baron von Nuzingen war wirklich ein treuer Freund der Familie Aldrigger; er hatte es für den Fall einer Pleite so eingerichtet, daß seine besten Werthe, die Aktien auf die filberhaltigen Bleigruben das Kouto der Baronin deckten; es war jetzt nur zur größeren Sicherheit erforderlich, daß die Baronin ihn ausdrücklich zu einer solchen Verwendung ihrer Gelder beauftragte.- Der arme Nuzingen! sprach die Baronin. Wie geht Er ist in Belgien . Seine Frau fordert gerichtliche Gütertrennung. Er aber will bei belgischen Bankiers Stüße suchen. Ach Gott, das erinnert mich an meinen lieben seligen Mann. Und wie wehe müssen auch Ihnen, lieber Herr von Rastignac, alle diese Ereignisse thun, Ihnen, der Sie so eng mit dem Hause befreundet sind.
es ihm denn?
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-Wenn nur alle Ferustehenden gedeckt würden! Seine Freunde wird er später schon nicht zu kurz kommen Laffen, er ist gewandt und wird schon alles zum glücklichen Ausgang führen.
-Ein redlicher Mann! sagte die Baronin. Einen Monat später war die Liquidation aller Passiva der Firma Nuzingen vollzogen. Sie war sehr einfach vor
fich gegangen. Die Gläubiger hatten die Anlage ihres Geldes in den und den Werthen brieflich verlangt, und die Bankhäuser hatten die Nuzingen'schen Wechsel gegen die begehrten Aftien ausgeliefert.
Während Du Tillet, Werbrust, Claparon, Gigonnet und noch ein paar Leute, die sich für besonders schlau hielten, Nuzingen'sche Wechsel gegen ein Prozent Prämie aus dem Ausland zurückkommen ließen und bei dem Umtausch der selben gegen die steigenden Aktien noch verdienten, war auf dem Pariser Geldmarkt das Geschrei über die angebliche Nuzingen'sche Pleite um so lauter geworden, als keiner mehr dabei Gefahr lief..
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nicht einmal der Mühe für werth, die verleumderischen Gerüchte, die über sein Haus im Umlauf waren, zu widerlegen. Ja, er verschmähte es sogar, in die Zeitungen eine Erklärung zu lanciren. Er kaufte für zwei Millionen ein prächtiges Besigthum an den Thoren von Paris .
Sechs Wochen später meldete das" Journal" von Bor dequr das Einlaufen zweier Schiffe, die für Rechnung der Firma Nuzingen mit Metallen im Werthe von 7 Millionen beladen waren.
Balma Werbrust und Du Tillet begriffen, daß der fühne Streich gelungen, aber sie allein begriffen die Sache. Als Schüler studirten sie, wie genial der Meister den finanAlles Erdentliche wurde über Nuzingen geschwatt, man ziellen Buff in Szene gesetzt hatte, kamen dahinter, daß er redete und klatschte und fand Stoff, ihn zu verleumden. feit elf Monaten bereits vorbereitet worden und riefen NuWelchen Luxus hatte er entfaltet, in welch wahnsinnige zingen als den größten Finanzmann Europas aus. Unternehmungen sich eingelassen! Der Mann mußte ja zu Rastignac verstand nichts davon, aber er hatte viermalGrunde gehen. Wie erstaunt waren einige Häuser, als sie, während hunderttausend Franks gewonnen, die ihn Nuzingen von den dieser Börsenklatsch in höchster Blüthe stand, aus Genf , Bariser Schafen hatten abscheeren lassen, und setzte sie seinen Basel , Mailand , Neapel , Genua , London Briefe erhielten, beiden Schwestern als Mitgift aus. in denen ihnen ihre Korrespondenten mit geschäftsmäßiger D'Aiglemont, den sein Better Beaudenord doch benachRuhe anzeigten, daß man hier ein Prozent Prämie für richtigt hatte, bot Rastignac zehn Prozent von seiner Million, Wechsel der Firma Nuzingen böte, deren Fallissement ihnen wenn er ihm dafür Aktien auf einen Kanal verschaffte, der doch gemeldet sei. jetzt noch gebaut werden soll; Nuzingen hat die Regierung nämlich so tief in das Geschäft zu verwickeln gewußt, daß die Unternehmer es ganz gern sähen, wenn der Kanal überhaupt nicht zu Ende gebaut würde.
Es ist etwas im Werke, sagten die Börsenwölfe. Inzwischen hatte das Gericht die Gütertrennung zwischen Nuzingen und seiner Frau ausgesprochen.
Noch größer wurde die Verwirrung, als die Zeitungen meldeten, der Herr Baron von Nuzingen sei aus Belgien zurückgekehrt, wo er sich mit einem Großindustriellen wegen der Ausbeutung der damals ruhenden Steinkohlengruben in den Wäldern von Bossut verständigt habe.
Auch Charles Grandet bat Delphinen's Geliebten, sein Geld gegen Aktien einzutauschen.
Kurz, Rastignac spielte zehn Tage lang die Rolle Law's , ben die schönsten Herzoginnen einst kniefällig gebeten, ihnen Attien zu verschaffen. Heute mag Rastignac ein jährliches Der Baron erschien wieder auf der Börse und hielt es Renteneinkommen von vierzigtausend Frants beziehen, dessen