besser nicht erinnert werde. Diese Meinung wird imLande nicht getheilt werden. Das Land will dem neuenKurs den Spiegel vorgehalten wissen. Dazu ist die Aufzählungaller für ihn charakteristischen Handlungen von Nöthen. Dahingehören u. a. die Mißhandlung, welche Fürst Bismarck durchdie Regierung bei seinem Wiener Aufenthalt erfahren hat, unddie Rede des Kanzlers in der Militärkomniisston, durch welchedas Reich nach mehr als einer Seile hin kompromittirt wordenist. Aus der dumpfen Gedrücktheit unseres staatliche» Lebensvermag nur die Wahrheit, die volle Wahrheit zu befreien.� Natürlich nennt der schimpfende Schatten sich einenationalliberale Mannesseele. Und wenn er, wildenGrimmes, in den Reichstag huscht, dann verschwindet erflugs in einem Mausloch. Geht's dem»widerspenstigenLeichnam" doch selber nicht besser. Muth aus der Fernettud Muth in der Nähe sind zwei verschiedene Dinge.—Aus der Schweiz wird uns geschrieben:Sie haben bereits Notiz genommen von der Eides-An-gelegenheit des Genossen Steck, die im großen Rothe(Landtag) des Kantons Bern spielte; erlauben Sie mir nun, nochkurz darauf zurückzukommen. Genosse Steck war infolge seinerEidesverweigerung mit allen gegen ein halbes Dutzend Stimmenvon den Herren Großräthen sozusagen aus den heiligen Hallenausgewiesen worden. Tie Mehrheit dieser intoleranten Fanatikerbesteht bemcrkenswerther Weise aus sogenannten„Radikalen",die im eidgenössischen Parlament die Gruppe der„Kultur-kämpscr" bilden und mit einem komischen Eifer darüber wachen,daß die Ullramontanen nicht zu anmaßend werden. Die Prcstedieser Ullramontanen erwies sich nun in der Eides-Anaelegcnheitfreisinniger als ihre kultiirkänipferischen Antipoden,"sie ver-u r t h e i l t e nämlich die Intoleranz der Radikalen und verlangteZulassung Steck's bei Ablegung eines bloßen Gelübdes.Aber nicht blos Intoleranz, sondern auch ein starkes StückHeuchelei übten die Radikalen, da es unter ihnen ohne jedenZweifel eine ganze Anzahl giebt, die ebenso wenig wie Steck aneinen persönlichen Gott und was drum und dran hängt, glauben.Ebenso gottlose Demokraten außerhalb des Kantons Bern er-blickten in dem konsequenten Auftreten Steck's nur„Effekt-macherei", und der Bernische Große Rath bezeichnete dasselbein der Beantwortung des Suck'schen Rekurses als eine„Demon-stration". Nun, der Bundesrath gab einstimmig aufseinen Rekurs hin Genossen Steck recht, und damit den lon-ventionellen Lügnern des Großen Rathes unrecht. Nicht ohneInteresse ist auch, daß kurz nach der Abweisung Steck's derselbeGroße Rath m die revidirte Kantonsverfaffung die Be-stimmung ausnahm, daß statt des religiösen Eides auch ein Ge-lübde geleistet werden könne. Der Vorgang scheint für die Herrendemnach doch lehrreich gewesen zu sein.Unier der Leitung der organisirten Arbeiterschaft in Zürichist die Sache der Arbeitslosen zu einer Taaeßsrage ge-worden. Das Gesuch an die Behörden um Arbeitsbeschaffunghat insofern Erfolg gehabt, als Straßenarbciten zugesichert wordenfind. Der S t a d t r a l h betheiligt sich durch seinen Präsidenten(Bürgermeister) und zwei Slrmcn-Unterstützungsvereine ebenfallsdurch Vertreter an der Arbeitsloseii-Komniission der organisirtenArbeiter. Die Stadt hat ein größeres städtisches Gebäude zurVerfügung gestellt, in dessen geheizten Räumen sich die Arbeils-losen aufhalten können. Zugleich hat die Arbeile losen-Kommissionin demselben ein Bureau errichtet zur Vermittlung von Arbeitund Unterstützung. In eiuer Kaserne wurde eine Arbeits-losen-Küche errichtet, wo täglich 500 Personen gespeist werden.Weikere Arbeitslose,>>Küchen und WärmehaUen sollen eingerichtetwerden. Die Zahl der bei der Arbeitslosen-Kommissio» bis indie letzten Zage gemeldeten Bescbäftiguiigslosen beträgt S00, wovon niedrere Hundert Familienväter sind und somit außer ihnenauch ihre Familien Roth leiden.Ein Muster, wie man Beschwerden von Staatsarbeitern er-ltdigt, könnten sich die monarchischen Regierungen an der Schweiznehme». Jnder eidgenössischenWaffenfabrik führtendie zur Leitung bestellten Offiziere ein Regiment, in dem sich dieNachäffung preußischer Ofsiziersschneidigkeit deutlich erkennenließ. Die malträtirlen Arbeiter organisirten sich, publizirten dieMißstände im genannten Etablissement unter scharfer Verurthei-ltiiig in der Presse und wandten sich beschwerdeführend an daseidgenössische Militärdepnrlement(Kriegsministeriliin), das nunnicht nach berüchtigten Mustern die Beschwerdeführer maßregelteund die ihre Stellung schm.ählich mißbrauchenden Beamten belobteund beförderte, sondern aus den Herren Justizmajor Hanisch,Fabrikinspektor Rauschenbach und dem sozialdemokrati-schen Arbeitersekretär Greulich eine Untersuchungs-kommission bestellte. Auf diese Weise dürften die Arbeiter be-stimmt zu ihrem Rechte kommen und�die übel angebrachteEchneidigkeit etwas abgestumpft werden.--Das italienische Panama wird immer französischer.Gestern verursachte es einen gewaltigen Kammerskandal,Giolitti widersetzte sich einer parlamentarischen Unter»suchung— ganz wie weiland seine französischen Kollegen.Er erfocht noch, ganz wie sie,«inen kleinen parlamentarischenSieg, und ganz wie sie wird er demnächst in der Gosse— Sehen Sie die Leutchen da! sprach Nuzingen zudem Minister Cointet, mit dem er spazieren fuhr. Ich habemich vergeblich bemüht, ihr Glück zu machen. Der Sturm-wind der Prinzipien ist jetzt vorübergerast, Sie könnten denarmen Beaudenord wieder anstellen."Nuzingen's Bemühungen verhalfen Beaudenord wiederzu seinem Posten im Finanzministerium; und die Al-drigger's rühmen den Baron als waren Heros der Freund-schaft. Er ladet sogar die kleine Alpenschäferin undihre Töchter regelmäßig zu seinen Bällen ein.Kein Mensch in der Well aber kann erklären, wieNuzingen dreimal ohne Einbruch das Publikum be stehlenwollte und wie es, wider seinen Willen, von ihm bereichertworden. Wer nun noch sagen wollte, daß die hohe Finanzoft eine Mördergrube ist, würde sich der schwärzesten Ver-leumdnng schuldig machen.Wenn die Effekten steigen und fallen, wenn sich derWerth der Papiere erhöht und sinkt, so hängt diese Ebbeund Fluth vermuthlich auch, wie das Wetter, vom Mondeab, und Herr Arago verdient schweren Tadel, daß er überdiese wichtigen Phänomene noch keine wissenschaftlicheTheorie aufgestellt hat.Eür uns aber geht eine Geldwahrheit daraus hervor,noch nirgends geschrieben gefunden habe..„Welche denn?"„Ter Schuldner ist stärker als der Gläubiger!"„O," rief Blondet,„ich sehe in unseren Reden dieUmschreibung eines Ausspruches Montesquieu's, worin erden„Geist der Gesetze" gleichsam verdichtet hat."„Worin?'- fragte Finot.„Die Gesetze sind Spinngewebe, durch welche diegroßen Fliegen hindurchgehen, in denen die kleinen aberhängen bleiben!'„Nebenan sind Leute!" rief Finot, als er uns weggehen hörte.„Leute sind immer nebenan!" erklärte Bixiou. Erschien angetrunken zu sein.Ende.liegen, im Schmutz zappelnd und— in guter und zahl-reicher Gesellschaft.—Portugiesisches Panama. Wo Alles panamat kannPortugal allein nicht Tugendeselei treiben. An denportugiesischen Staatsbahnen sind großartige Betrügereienund Schwindeleien entdeckt worden. Ein Jnterpellations-versuch in der Kammer(den Cortes) wurde von der Re-gierung und ihrer gefügigen Majorität rasch unterdrückt.Die Sache— so hieß es— gehört nicht vor die Kammer,sondern vor die Gerichte— und die Gerichte, so hofft man,werden den Skandal begraben. Nun, vielleicht kommt'sanders; die Gerichte sind zwar ganz in den Händen derRegierung, allein die Opposition hat sich der Angelegenheitbemächtigt, und mit der Macht der Regierung ist es nichtweit her.—Frankreich. Das Ministerium hatte gestern wegender Geheimgelder ciue parlamentarische Schlacht zubestehen, erhielt aber schließlich ein Vertrauensvotum mit303 gegen 182 Stimmen. Der Weg zur Ministerkrise istin Frankreich mit Vertrauensvoten gepflastert. Bezüglichder Lage in Frankreich vrnoeisen wir auf unseren heutigenLeitartikel(dem morgen ein zweiter folgen wird) aus derFeder eines unserer berufensten französischen Genossen.—Das Herrscherhans Rothschild. Man.schreibt unsaus Paris, den 23. Januar 1833:Der 21. Januar 1393, der hundertjährige Gedenktag derHinrichtung Ludwig XVI., hat der Dynastie Rothschild, welchedie Erbschaft des angestammten Königthums von Gottes Gnadenangetreten hat, eine» neuen entscheidenden Sieg gebracht. Andiesem Tage sanktionirte der Senat das unmittelbar vorher vonder Abgeordnetenkammer angenommen» Gesetz, welches der fran-zösischen Bank(Banque de France) die Ausgabe einer neuenhalben Milliarde in Banknoten gestattete. Was bedeutet dieserVorgang? Die sranzöstsche Bank, welche zwar staatlich überwachtwird, deren Kapital sich aber in Privathänden befindet,besitzt bekanntlich seit den Zeiten des ersten Kaiserreichsdas Vorrecht, allem im ganzen Lande Banknoten nuSzu»geben. Dieses Privileg, das schon mehrer« Male er-ncuert wurde, erlischt im Jahre 1397. Da nun die jetzigeAbgeordnetenkammer und der Senat der hohen Finanz gegenübersehr gefügig sind, und man durchaus nicht voraus berechnenkann, ob vies bei der neu zu wählenden Volksvertretung ebensoder Fall sein wird, so hat die Bank im vergangenen Sommerdie größten Anstrengungen gemacht, um die Erneuerung desPrivilegs vor den Neuwahlen bewilligt zu erhalten. Es kamauch thalsächlich dank der Bereitwilngkeit der Regierung zurGeneraldebatte, und sicherlich hätten die Finanzherren trotz desenergischen Widerspruchs der Linken, als deren beredte und fach-kundige Wortführer sich namentlich Millerand und Pelletanauszeichneten, den Sieg davon gelragen, wenn nicht die Machtder Ereignisse ihre schlauen Berechnungen zerstört hätte.Bei der Erregung, in welche der Streit von Carmaur undder Pauama-Skandal ganz Frankreich versetzten, war esunmöglich, die Erneuerung des Privilegs der Bank zu diskutiren;und es steht jetzt außer allem Zweifel, daß erst die künftigeKammer sich darüber zu entscheiden haben wird, ob sie die Ver-waltung des Hauptwcrkzeuges des öffentlichen Verkehrs nochlänger einer Handvoll von Börseancrn überlassen, oder dieselbedeni Slaale anvertrauen will. Da die Bank dies sehr genauweiß, so bemüht sie sich, von der jetzigen gehorsamen Kammer»och so viel Vorlheile zu erlangen, wie eben möglich; und sohieß es vor ein paar Wochen plötzlich, die Bank könne keinPapiergeld mehr ausgeben, die gesetzmäßige Grenze der Banknoten-Fabrikation sei erreicht, das Pin likum müsse sich darauf gesaßtmachen, künstig nur Metall an den Schaltern der Bank zu er-halten, was für den Verkehr ein großes Hinderniß bedeutenwürde. Die Presse malte das in grellen Farben aus und fabelteschon von den Frachtfuhrwerke», welche man künftig zumTransport des Goldes und Silbers mit zur Bank zu nehmen hätte,sobald es sich darum handeln würde, eine bedeuiendere Summeeinzukassiren. Kaum hatte man das Jammerlied über das sourplötzlich eingebrochene Verhängniß, das man natürlich seitlanger Zeit voraussehen konnte, angestimmt, da brachteauch schon der Finanzminister T i r a r d ein Gesetz ein, welchesder Bank gestatten sollte, zu den bisher in Banknoten aus-gegebenen 3�/, Milliarden noch eine halbe Milliarde hinzuzufügen.Berathung und Abstimmung über die Vorlage sollten äugen-dlicklich erfolgen; den überraschten Mitgliedern der Oppositionließ man kaum die Zeit, den Gesetzentwurf durchzusehen; an ein«eingehende Prüfung der finanziellen Lage der Bant war garnichtzu denken. In der Kammer und im Senat betonte die Re-gierung vor allem, man dürfe es nicht dahin kommen lassen, daßdie Bank genölhigt würde, sich ihres Kaffenbestandes an Gold,der sich jetzt auf 1700 Millionen belauf« und den Kriegs-ichatz des Landes bilde, zu entäußern; dazu würde sie gezwungensein, wenn sie kein Papiergeld mehr ausgeben tönnte. DaSGesetz ging nach etwa zweistündiger Debatte in der Kammerdurch; da schlug ein Abgeordneter vor, um den Kriegsschatz desLandes auch wirklich zu sichern, möge man bestimmen, daß derKassenbestand der Bank an Gold nicht unter 1500 Millionenheruntergehen dürfe. Die intelligente Kammermajorilät, welchezu dieser unerwarteten Frag« von der Finanz keine Instruktionenerhalten hatte, war rathlos, und, als es ans Abstimmen ging, fandsich eine Mehrheit zur Annahme des Zusatzparagraphen zusammen.Nun sehten sich aber die Herren Löon Tay, B u r d e a»,Tirard und andere Verfechter der Kapitalsintereflen verzweifeltzur Wehr, und nach dreistündigem geschickten parlamentarischenManöver flickte man dem Zusatzparagraphen noch ein Amenbemenauf, um schließlich über den ganzen Paragraphen noch einmal ab-stimmen zu können und ihn dann zu verwerfen. Hören wirnun den Sprecher der Opposition. Eamille Pelletan,selbst, wie er am folgenden Tage mit epigrammatischer Schärfein der„Justice" die seltsamen Vorgänge in der Kammer erklärte:„Der Widerspruch", schrieb er,„ist handgreiflich. Man fordertschleunigst das Recht, eine halbe Milliarde in Papier auszugeben,um den Goldstock zu bewahren; und sofort darauf weigert mansich, ihn zu bewahren, Wie erklärt sich das?— JedesKammermitglied wußte es. Die Bank häuft diesenGoldstock nicht für Frankreich, sondern für Herrn vonRothschild aus. Es ist kein Geheimniß, daß Herr von Roth-schild eine besondere Vorlieb« für Metalloperationen hat. Na-mentlich hat er auf's Kupfer spekulirt und sich bei Zeiten zurück-gezogen. Er bereitet mit dem Nickel Operationen vor, welcheauf die Dauer wohl fruchtbringend werden könnten. Nun weißjedermann, daß Oesterreich augenblicklich auf eine kolossaleReform sinnt. Oesterreich hat noch ein Papiergeld' es will dasselbe durch Metallgeld ersetzen. Wenn es diese Reform durch-führen>vird, muß es sich ungeheure Goldmengen verschaffen unddie Louisdor werden dann beträchtlich nn Werth« steigen. Naivwäre es zu glauben, daß die Rothschild, welche mit der finanziellenRegierung in Paris und Wien dekleidet sind, sich an dieser Operationnicht betheiligen würden. Wo werden sie Gold finden? Wer wüßtees nicht i Die französische Bank allein besitzt ungeheuere MengenGold, mehr als zur Zirkulalio» nothwendig sind; und sie istgehalten, gegen ihr Papiergeld das Gold»1 pari auszuliefern.besonders an Herrn von Rothschild, welcher dort wohl einigenEinfluß besitzt. Unter diesen Umständen hat die Kammer be-schloffen, erstens der Bank die Mittel zu liefern, ihren Goldstockin ungeheuerm Maße zu vergrößern, zweitens der Bank zuerlauben, sich zu Gunsten einflußreicher Personen dieses Gold-stocks zu entlediaen, wann sie es will. UebrigenS hat HerrLöon Say, dessen Beziehung« man kennt, kräftig beider Erttichung dieser beiden Resultate mitgewirkt. Disganze Rechte und daS ganze Zentrum haben sich mit sichtbare»Begeisterung dieser schönen Operation angeschlossen. Der Schlagwar gut vorbereitet, das muß man ihnen lassen. Das Geheimniswar wohl gewahrt. Man hat uns überrascht. Gestern Abensbeim Verlesen des Berichts haben wir erfahren, daß man ganzeinfach jenem edlen Institut eine halbe Milliarde bewilligte. Aufder anderen Seite war man seit einiger Zeit benachrichtigt; manhatte Zeit, seine Waffen zu schleifen. Mir scheint, daß eine der-ortige Eiirfcheidung rncht gerade zu denjenigen gehört, welche derKammer bei der öffentlichen Meinung mehr Achtung verschaffenkönnten. Aber Herrn v. Rothschild mache ich meine Komplimente.Man sagt, daß er vollständiger Nachsicht von feiten derer sicher ist,welche de» Feldzug gegen die Republik führen. Und zu gleicher Zeitist er der ganzen Gunst derselben Regierung gewiß; das heißtvortrefflich gespielt. Alle Komplimente meinerseits."Stuf diesen Artikel des Chefredakteurs der„Justice" hat diekapitalistische Presse kein Sterbenswörtchen geantwortet. Wasspräche beredter als dieses Stillschweigen?— So weit hat esdie Bourgeoisie in einem Jahrhunderl gebracht; dieselbe Klasse,die am 21. Januar 1793„ihren Feinden ringsum stolz einenKönigskopf vor die Füße war,", beugt sich am 21. Januar 1393deinüthig vor dem Herrscherhause Rothschild, froh, wenn es ihrgelingt,«inen Knochen vom Mahl der Frankfurter Juden zu er-wischen. Die kleinbürgerliche Opposition, wie sie hiervon Pelletan vertreten wurde, wird aber auch die Lehreder Bankangelegenheit nicht vergessen; sie erkennt mehrund mehr, daß«in Widerstand gegen die hohe Finanz aus-sichtslos ist und unwirksam bleibt, so lange man denselben aufdem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung versucht und denKrieg des Kleinkapitals gegen das Großkapital führt. Sowenden sich auch die einsichügen Elemente des Kleinbärgerthumsimmer eutschiedener dem Sozialismus zu. In Frankreich sind dietührer dieser Bewegung vor allen Goblet, Millerand,o ck r o y, L ey d et und andere„Carmaustften", wie derRenegat IveS Guyot sie wegen ihrer Theilnahm« am Streikvon Earmaux getauft hat. Sie führen der sozialistischen Be-wegung namentlich tüchtige geistige Kräfte in großer Zahl zu,welche ein klarsehendes Proletariat als Helfer bei seinenEmanzipationsbestrebungen gewiß nicht zurückweisen wird.—Varkeinacklvicktkett.Die neue Militärvorlag« hat auch dt« SozialdemokratieEssens a. d. Ruhr zu einer Kundgebung veranlaßt. Am22. Januar fand daselbst eine sehr gut besuchte Volksversammlungstatt, in der das Parteivorstandsmitglied Albin Gerisch ausBerlin unter häuflgeu, lauten Beifallsbezeigungen die Nach»theile deS Militarismus klarlegte. Die darauf«instimmig zurAnnahme gelangte Resolution hat folgenden Wortlaut:„Du am22. Januar im Kratz'schen Lokale tagende Volksversammlung er-klärt, überzeugt zu sein, daß der Militarismus die letzten Kräftedes Volkes aufsaugt und die Ursache des Darniederliegens vonHandel und Wandel, Kunst und Wisse, ischast ist. Grund dessenerhebt die Versammlung Protest gegen jede Erhöhung desMilitäretats und stellt sich dabei auf den Standpunkt der sozial-demokratischen Fraktion, leinen Mann und keine» Groschen zubewilligen."I» Oslebshausen bei Bremen fand gleichfalls ein«Protestversammlung statt. Refereut war Alwin L«rrl ausBremen.Weiter fanden Protestversammlungen statt in Weißen-fels(Reserent Hoss mann- Zeitz), Bib««a ch(WeftreatB« hr« Stuttgart).Bei der GemeinderathS Wahl in Frohnau bei Anna-berg in Sachsen wurden die drei sozialdemokratischen Kandidatenmit 74—105 Stimmen gewählt, während dt« Gegner nur 3t bis35 Stimmen bekamen.••Die GewerbegerichtS- Wahl in Nugöburg endete fürunsere Partei gleichfalls mit einem Siege. Die in der Klaffe derArbeiter« ertreler aufgestellten sozialdemokratischen Kandidatenerhielten rund 2600 Stimmen, die Gegner ca. 50 weniger. Fürden guten Stand unserer Bewegung im südwestlichen Bayern istdieser Sieg ein hocherfreuliches Zeugniß.Ueber die RothstandSiutcrvellation und die Antwort deSStaatssekretärs v. Boetticher refenrte der Reichstaas-AbgeortmeteAlbert Schmidt in einer stark besuchten Volksversammlungzu Limbach. Es wurde eine Resolution angenommen, in dereS als Pflicht des Reiches, der Bundesstaaten und der Gemeindenerklärt wird, schnellstens öffentlich« Arbeiten in Angriff nehmenzu lassen, um den Noihstand zu lindern. Weiter ist in der Re-solution die Aeußerung des Herrn v. Boetticher, wonach sich dieArbeitsgelegenheit, insbesondere in der Textilindustrie deS Ehem-nitzer Bezirkes vermehrt«nd der Lohn fortgesetzt gestiegen seinsoll, als durchaus unzutreffend gekennzeichnet.— Dasselde Themahat auch in anderen Distrikten Deutschlaads denVolksversammlungen Anlaß zu gleichen Erkürungen gegeben.Wäre es nicht wohlberechnete Gepflogenheit der Staatsbehörde«,die Resolutionen der Volksversammlungen unbeachtet zu lassen,so hätten sie übrigens schon längst die Thatsach« zugestehenmüssen, daß die Nothlage der arbeitenden Bevölkerungsklaffenwirklich so groß ist, wie es kaum je dagewesen.Die Chemnitzer Textilarbeiter haben in«wer gut be-suchten Versammlung die Aeußerung d«s Herr»». Boettichergleichfalls energisch zurückgeiviesen.ReichstagSkandidatar. Für den Wahlkreis P y r i tz»S a a tz i g ist der Stettin« Genosse Storch«lt Reichstags-kaudidat ausgestellt.»«Die elsaff-lothringlschen* Ausnahmegesetze, dies« übleErbschaft aus der Franzosenzeit, bildeten das Thema einer starkbesuchten Versammlung, welche kürzlich in F r e i b u r g i. B.stattfand. Referent war Genosse F. Bueo aus Mülhausen.Die Versammlung zollte seinen Ausführungen starken Beifall undnahm eine Resolution an. in welcher dagegen protestirt wird,daß man Männer, welche schon feit 21 Jahren deutsche Bürgersind, als Staatsbürger zweiter Klasse behandelt. Die Resolutionverlangt vom Reichstag und Bundesrath alsbaldige Aufhebungder bedrückenden Gesetz« und fordert, daß die Elsaß-Lothringerbehandelt werden sollen nach dem Grundsatz: Gleiche Pflichten,gleiche Rechte.Todtenliste der Partei. �»Marwitz bei Velten istnach l'/ejähiiaem Leiden an der Schwindsucht der ParteigenosseAugust Schwerdtke gestorben.— In New-Aork starbder Genosse Robert Starke, früher in Basel und nach seinerUebersiedlung nach Amerika Redakteur der New-Aorker.Arbeiterstimm«', des OrgauS der Internationalen Arbett«- Assoziation.Polizeiliches, Gerichtliches«.— Wie der Zettzer„Volksbote" berichtet, steht demdortigen Genossen Adolf Hoffmann«in« Anklage wegender Rede in Aussicht, die er, während des Parteitages, in derBerliner Bockbrauerei über das Thema„Die zehnGebote und die besitzend« Klaffe" gehalten hat. Hoffmann sollsich durch seine Aeußerungen der Ausreizung zur gewaltsamenRevolution schuldig gemacht haben.— Dem„Bureau Herold' zufolge ist Genosse S ü ß! i n d inMannheim, welcher s. Z. in der Häusler'sche» Angelegenheitverhaftet wurde, med« aus der Hast«nilasjea worden»