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1,72 M., und ein solch kaiserlicher Lohn bei zehnstündiger an- gestrengter Arbeit, so daß auf die Stunde ein Lohn von 17,7 Pf. kommt. Der niedrigste Lohn der männlichen Ar- heiter beträgt 2,80 M. pro Tag, die mittleren Löhne be- tragen 3 M. und 3,10 M. Einige Vorzugsarbeiter er- halten eine Teuerungszulage von 20 Pf. pro Tag. Der Höchstlohn mit 3,50 M. pro Tag lvird an vier sogenannte Vorarbeiter gezahlt, von denen drei 4050 und mehr Jahre in der Manufaktur mit dem stolzen Titel beschäftigt sind. Ein 80 Jahre alter Arbeiter, der seit seinem zehnten Lebensjahre, also 70 Jahre in der Manufaktur beschäftigt ist. erhält den skandalösen Lohn von 3,20 M. pro Tag. Die Arbeiterinnen der alten Manufaktur, eine Zweiganstalt derKaiserlichen", verdienen pro Tag 1,30 M. Dabei haben sie ebenso schwere Arbeit wie die Männer zu verrichten und müssen mit Ballen arbeiten, die fünf und noch mehr Zentner schwer sind. Gewiß gibt es einzelne Arbeitskräste, die 15 17 M. in der Woche verdienen, dies sind aber ausgesuchte Arbeiterinnen, die in Privatbetrieben mindestens 2024 M. verdienen würden. Die zehnstündige Arbeitszeit wird sehr streng ein- gehalten. Fünf Minuten vor Beginn der Arbeitszeit werden die Tore geschlossen, um bei Arbeitsschluß erst nach dem Glockenschlage geöffnet zu werden. Das Strafsystem in diesem kaiserlichen Musterbetriebe ist ein recht eigenartiges. Die Strafen werden von den einzelnen Ressortchefs ganz nach Willkür und steiem Gutdünken verhängt. So ist es schon vorgekommen, daß Arbeiter, die ein zum Verarbeiten zu trockenes Tabakblatt etwas anfeuchteten, a u f zwei Tage vom Betriebe ausgeschlossen wurden. Arbeiterinnen, die krank wurden. aber keine Person hatten, die der Manufakturverwaltung das Fernbleiben von der Arbeit mitteilten, wurde beim Wieder antritt der Arbeit bedeutet, daß sie auf weitere 14 Tage vou der Arbeit ausgeschlossen seien. Ein geradezu grausames Strafsystem: die Arbeiter von der Arbeit auszuschließen, sie also dein Hunger zu überantworten. Ueber stunden- arbeit wurde schon geleistet, ohne daß eine besondere Vergütung dafür bezahlt wurde. Urlaub gibt es in diesem Staatseldorado n a t ü r- l i ch nicht, auch ivenn die Arbeiter 50, 60 und 70 Jahre darin beschäftigt sind. Die Arbeitssäle werden ungenügend geheizt, die Speisesäle sind zu klein. Noch manche andere Klagen wären aufzuzählen, wir wollen cS aber bei dem Vor- stehenden bewenden lassen. Der Ueberschuß der Tabak- Manufaktur ist im Etat für 1908 mit 160000 M. ein­gesetzt. AuS den Arbeiterknochen und-Muskeln wird dieser Ueberschuß herausgeholt. Aber auch die niederen Beamten klagen in diesem Betriebe. Mehrere Auf- seher haben nur 105 M. Gehalt pro Monat. Von einer Arbeiterorganisation ist in dem Betrieb natürlich nichts zu spüren; aus Angst, die Sinekuren zu verlieren, ducken sich die Arbeiter und Beamten. Vor zwei Jahren reichten 20 Aufseher und Werkmeister eine schriftliche Eingabe um Aufbesserung ihrer Gehälter ein. Sie wurden zusammen vor den Regierungskommissar geführt und gaben dort de- und wehmütig zu. daß ihre Bitte unrecht wäre. Zu solchen Menschen machen die Verhältnisse in einem Staats- betriebe die Arbeiter. Vielleicht nimmt sich der Reichstag   ein- mal der Arbeiter und Beamten der Kaiserlichen Tabak- Manufaktur in S t r a tz b u r g   an, da im Landes- ansschuß ftir Elsaß-Lothringen   die Arbeitervertretcr fehlen. Berlin   und Umgegend. «Gelber  " TerroriSmuSk Uns wird folgendes Schreiben vorgelegt? An den Arbeitsnachweis Chauffeestr. 9. ?. P. Mit Gegenwärtigem übersende Ihnen einen tüchtigen Dreher, wenn irgend möglich, bitte denselben unterzubringen. Bei uns ist nunmehr tüchtig aufgeräumt worden; es hat auch not getan. Mit kollegialem Grußk Sander. UnterstützungSverein der Siemens-Schuckert  -Werk� Bevollmächtigter vom Auto-Werk. Und was ist das Ganze? Ein Dreher fragt bei obiger Firma nach Arbeit. Der Portier sagt:Ja, Arbeit wäre vielleicht; aber ich kenne Ihre Gesinnung nicht." Darauf bemerkt der Dreher: Was meinen Sie denn damit?" Der Portier läßt dann den Herrn Sander rufen und dieser brave Mann händigt dem Dreher das obige Schreiben aus. Der letzte Satz in dem Schreiben, worin vomAufräumen" die Rede ist, zielt jedenfalls auf die Maß» rcgelungcn hin, die seitens der Firma aus Anlaß des Ausfalls der Ausschußwahlen vorgenommen sind. Zu verstehen ist ja der Schmerz. Man glaubt, den Betrieb von Mitgliedern des Metall- arbeiterverbandes gesäubert zu haben und muß erleben, daß die Liste der Mitglieder des Metallarbeiterverbandes mehrere tausend Stimmen bekommt, trotz des geradezu maßlosen Drucks und der sicher zu erwartenden Maßregelungen. Dazu kommt, daß Ab» teilungen, die angeblich vollständiggelb" waren, fast nur.rote" Stimmzettel abgegeben haben. O. Schmerz laß nach! Zu bedauern ist nur die Firma, die noch nicht einsehen will oder kann, daß es eben einfach Unsinn ist, eine Organisation von der Größe und dem Umfang des Metallarbeiterverbandes aus den Berliner   Betrieben bannen zu wollen. UebrigenS gibt die Firma SiemenS-Schuckert   und andere mit ihren gelben Maßnahmen dem Metallarbeiterverband guten Agitationsstoff, ebenso wie eS feit 1890 die Kühnemänner mit ihren Maßnahmen taten. ES häufen sich übrigens die Fälle, wo Arbeiter deshalb nicht eingestellt resp. nicht weiter beschäftigt werden, weil sie sich wei- gerten, dem gelben Verein beizutreten und für diese arbeiterfeind» lichen Bestrebungen sich Beiträge vom Lohn abziehen zu lasten. Be- sonders kraß liegen da die Dinge bei der Firma F loh r, Chaustee- straße. Der Inhaber dieser Firma ist ja freisinniger Stadtverord- neter und zeugt eS von echt freisinniger Gesinnung, wenn man die Einstellung eines Arbeiters, den man sonst brauchen kann, davon abhängig macht, daß der Arbeiter sich demgelben" Verein der Firma anschließt. Ganz offen wird dem Arbeiter gesagt:Ja, wenn Sie nicht Mitglied werden, können Sie nicht anfangen" Ist das Terrorismus, oder ist es keiner? Die Ausdehnung de» Maßschneidertarifs auf alle Berliner  Maßgeschäfte. Dieser Tage fand wieder eine öffentliche Versammlung der q?errenmaßschneider statt, um für die allgemeine Durchführung des im vorigen Frühjahr zwischen den organisierten Arbeitgebern und Arbeitnehmern abgeschlossenen Tarifvertrages zu wirken und Vorbereitungen zur Heranziehung der noch tariflofcn Geschäfte zu treffen. Es handelte sich hauptsächlich um die Geschäfte vor dem Schönhauser Tor, die auch zu einem Teil dem Tarife noch fern- stehen. Die Maßschneider dieses Stadtviertels, auch die bisher noch unorganisierten, waren ziemlich zahlreich erschienen, und ebenso zeugte der ganze Verlauf der Versammlung dafür, daß die leb- hafte Bewegung unter den Maßschneidern Berlins   auch hier festen Fuß gefaßt hat. Die Unorganisierten wurden für den Verband gewonnen, und was in dieser Hinsicht noch fehlt, wird jedenfalls die Agitation von Mund zu Mund nachholen. Die Ausführungen des Referenten Kunze fanden lebhaften Beifall. Wie in den früheren Versammlungen, wurden auch hier verschiedene Maß- geschäfte namhaft gemacht, die sich durch taristvidrig schlechte Löhne und andere mißliche Arbeitsverhältnisse besonders hervortun. Un bedingt verlangte man, daß nun, wo der gute Geschäftsgang ein- fetzt, alle Kraft aufgeboten werde, um die allgemeine Anerkennung des Tarifs zu erzielen und den Lohndrückcreien ein Ende zu machen. Seitens des Verbandes ist man unablässig für dieses Ziel tätig Sonderausgaben der Fachzeitung werden in Massen unter der Kol- legenschaft verbreitet und einige hundert Mitglieder bemühen sich. Sonntag für Sonntag durch Hausbesuche die Gleichgültigen aufzu- rütteln. In einem Stadtteil nach dem anderen werden Versamm- lungen veranstaltet, und die nächste wird am kommenden Montag in der Landsberger Straße stattfinden. Veuvkckeo Keick. lieber die Pläne der Arbeitgeber im Baugewerbe sprach Genosse Silberschmidt in einer Versammlung der Berliner   Steinbildhauer und Modelleure. Der Redner erläuterte die bekannten Beschlüsse der Bauunternehmerorganisation, welche darauf hinauslaufen, die Arbeiter im Baugewerbe auf der ganzen Linie in den Kampf zu drängen, um ihnen Tarife aufzuzwingen, welche einseitig von den Unternehmern festgesetzt und zur Knebelung der Arbeiterorganisationen bestimmt sind. Nicht nur die Maurer. Zimmerer und Bauarbeiter werden davon betroffen, sondem durch das Kartell der Lrbeitgebervereinigungen aller Bau- berufe sind die Arbeiter des gesamten Baugewerbes durch diese Pläne der Unternebmer bedroht. Die Unter- nehmer sind entschlossen, ihre Drohung auch auszuführen und sie benutzen dazu, obgleich es unmoralisch ist, die gegenwärtige Not- läge, in der sich die Arbeiter infolge des schlechten Geschäftsganges befinden. Daß die Unternehmerorganifationcn stark sind, das hat der Kampf im Berliner   Baugewerbe gezeigt. Aber falsch wäre es, wenn man glauben wollte, daß die Arbeiter dieser Situation hoffnungS  - los gegenüberstehen. Wenn auch die Unternehmer großen Anhang haben, so stark sind sie doch noch nicht, um das geplante Werk zu vollbringen. Die Interessen der Unternehmer sind nicht so gleichartig, daß sie im ganzen Reiche zu gleicher Zeit den Kampf beginnen können. Auch die Unternehmer leiden sehr stark unter der wirtschaftlichen Depression. Aber die führenden Unternehmer haben die Sache auf die Spitze getrieben. Sie können nicht zurück, denn sie müssen ihren Mitgliedern zeigen, daß den großen Worten, die sie seit Jahren machten, die Taten folgen. Wer ob früher oder später, einmal muß dieser Kampf zwischen den Organisationen der Unternehmer und denen der Arbeiter ausgefochten werden, denn er ist eine notwendige Folge der Interessengegensätze zwischen Arbeitern und Unternehmern. Ausweichen können wir diesem Kampf nicht; wir fühlen uns jedoch stark genug, ihn zu führen. Solche Kämpfe sind nichts anderes, als einzelne Glieder des Klassenkampfes, den die Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus führt. Die Arbeiter werden die wirtschaftlichen Kämpfe, welche ihnen in nächster Zeit bevorstehen, in dem Bewußtsein sichren, daß sie das Recht haben, ihr Eigentum: die Arbeitskraft, möglichst günstig zu verwerten und bei der Festsetzung der Lohn- und Arbeits- bedingungen mitzureden. Allerdings können die berechtigten An- sprüche der Arbeiter in der heutigen Gesellschaft nicht voll befriedigt werden, sondern das ist erst möglich nach Einführung einer gerechteren Wirtschaftsordnung. Der Vortrag fand lebhaften Beifall. Die Meher Unternehmer im Baugewerbe haben den am 1. April ablaufenden Tarifvertrag mit den Arbeitern gekündigt. Der neue von den Unternehmern ausgearbeitete Tarif sieht für die Maurer nur die bisherigen Löhne vor, und beabsichtigt bei den Löhnen der Zimmerer sogar eine Kürzung. Sie sollen mit den Maurern aus die gleiche Lohnstufe gestellt werden. Die Organisationen der Arbeiter haben selbstverständlich dieserRege- lung" der Lohnverhältnisse nicht zugestimmt und es dürfte, falls eine Einigung nicht zustande kommt, einen heftigen Kampf zwischen Unternehmern und Bauarbeitern geben. Eine weitere Verschärfung hat die Bewegung im Vier- städtebund, Hamburg  , Altona  , Wandsbek  , Har° bürg erfahren. In einer gemeinsamen Sitzung oer Vertreter des Vierstädtebundes und der V e r e i n i g u n g der am Baugewerbe beteiligten Innungen, Vereine und Betriebe, wie Dachdecker-, Maler-, Klempner-, Schlosser-, Tischlergewerbe usw. ist beschlossen worden, an den b e- stehenden Lohn- und Arbeitsverhältnissen auf Grund des NormaltarifeS des Deutschen ArbeitgeberbundeS festzu- halten und die von den Arbeitnehmern gestellten Neuforde- rungen des Achtstundentages und Lohnerhöhung rundweg abzulehnen. Partielle Arbeitsein st ellungen oder auftretendeRenitenz" sollen sofort von dem gesamten Bau- gewerbe bis zur äußersten Konsequenz abgewehrt werden. Die Meinung der Gewerkschaften über den Arbeitskammern- entwurf wollte die b a d i f ch e Regierung hören. Sie berief durch die Ver- Mittelung der Fabrikinfpektion die Vertreter der freien und der christlichen Gewerkschaften sowie der Hirsch-Dunckerschen Gewerk- vereine in Karlsruhe   zusammen. Der Vertreter der freien Gewerkschaften erklärte das Gesetz in der vorliegenden Fassung für unannehmbar; dieser Erklärung schlössen sich die Hirsch-Dunckerschen und die Christlichen an. Letztere allerdings mit dem Vorbehalte, daß sie Arbeits kammern anstrebten, denn in diesen erblickten sie die Dokumente des sozialen Friedens(!). Die Eingeladenen wurden ersucht, ihre Anschauungen schriftlich niederzulegen und der Fabrikinspektion in einer zweiten, am 7. dieses Monats stattfindenden Sitzung vorzutragen. Also ein kleiner Fortschritt für dieObjekte der Gesetzgebung"; man fragt sie jetzt wenigstens nach ihrer Meinung. Dagegen erklärt die Mannheimer Handelskammer, die größte des badischen Landes, daß der Gesetzentwurf abzulehnen sei, da ein Be- dürfnis für Arbeitskammern nicht vorliege. Zu verwerfen seien vor allem A r b e i t e r kammern, die nur eine Stärkung der gewerkschaftlichen Organisationen unter staatlichem Schutz bedeuteten. DaS Produkt der Paarungspolitik findet also nicht einmal bei den süddeutschen Unternehmern Gnade! Tarifbcwcgung der Maler in Nürnberg  -Fürth  . Am 15. April laust der mit den Unternehmern de» Maler- und Tllnchergewerbes in Nürnberg  -Fünh vereinbarte Tarifvertrag ab. Die Unternehmer 10 Prozent, Erhöhung des Mindestlohnes für Gehülfen bis zw 19 Jahren von 40 auf 48 Pf. und vom 19. Jahre ab von 50 auf 58 Pf. pro Stunde, Erhöhung des Zuschlags für Sonntagsarbeit von 25 auf 50 Prozent und für Nachtarbeit von 50 auf 100 Prozent. Die neunstündige Arbeitszeit soll bestehen bleiben, doch soll am Sonnabend um 4 Uhr Arbeitsschluß eintreten, ohne daß hierfür eine Lohnzahlung erfolgt. Mit Rücksicht auf die Kriegsvorbereitungen der Unternehmer wurde beschlossen, bis auf weiteres den Wochen« beitrug von 55 auf ö5 Pf. zu erhöhen. Die Erhöhung soll der Lokalkaste zugute kommen. Busland. Streitigkeiten in der dänischen Textilindustrie. Der dänische Textilfabrikantenverein ließ kürzlich durch Ritzau» Depeschenbureau die Nachricht verbreiten, daß die Verhandlungen mit dem Textilarbeitcrverband gescheitert seien, weil die Arbeiter» Vertreter durchaus nicht zugeben wollten, daß die einzelnen Ar- beiter bei der Drillichweberei auf neuangeschafften Maschinen drei bis vier Gewebe zugleich herstellen sollten, obwohl sie bei diesem System mit mehreren Geweben trotz des Prozentabzuges am ein- zelnen Stück ihren Arbeitsverdienst um 40 Prozent erhöhen könnten. Die Fabrikanten verfolgten mit dieser Mitteilung offenbar den Zweck, der Oesfentlichkeit weiszumachen, daß der Textilarbeiter- verband die Schuld trage, wenn die dänische Textilindustrie nicht mit der ausländischen konkurrieren könne. Tasnit wollten sie wohl auch die Verhandlungen über den neuen Zolltarif, die ja noch nicht abgeschlossen sind, einwirken, um sich auch in Zukunft, wo- möglich noch durch erhöhten Zollschutz, die Auslandskonkurrenz vom Halse zu halten. Für den Kenner der Arbeiterbewegung ist es ja von vornherein klar, daß keine moderne Gewerkschaft den tech- nischen Fortschritten in irgend einem Industriezweig Widerstand leistet, zumal wenn, wie hier behauptet wird, noch eine so großs Lohnerhöhung dabei herauskommt. Der dänische Textilarbeiter- verband hindert seine Mitglieder auch keineswegs daran,«nehvere Gewebe zugleich in Arbeit zu nehmen.. In dem Tarifvertrag, der nach dem Textilarbeiterstrcik von 1905 abgeschlossen wurde, sind ausdrücklich 21 Sorten angeführt, die für das Arbeitssystem mit 3 und 4 Geweben und dem Prozentabzug in Betracht kommen. Nun sollte, und zlvar für oine einzige Firma, die Aktiengesellschaft Mogensen u. Dessau   in Odense  , dieses System weiter ausgedehnt werden, aber, wie der Vorstand des Textilarbeiterverbandes in Socialdemokraten" ausführlich darlegt, in der Weise, daß der Fabrikant wohl seine Ware weit billiger hergestellt erhält, die Arbeiter aber keineswegs mehr verdienen können, am allerwenigsten 40 Proz._ Ter Streit in Rarvik und sein Erfolg. Seit einer Woche wird in Narvik   gestreikt, und die Millionen» reiche schwedische Aktiengesellschaft ist nicht in der Lage, auch nur eine Schiffsladung ihrer Eisenerze über die norwegische Hafen- stadt auszuführen. Den Transport über den schwedischen Hafen von Luela zu leiten, ist Ivegen des Eises im Bottnischen Meer- busen unmöglich. Aus diesen Gründen mußte die Gesellschaft den Forderungen der Arbeiter nachgeben. Durch Verhandlungen mit den Arbeiterverbänden ist ein neues, allerdings auch nur vorläufiges Uebereinkommen erzielt. Die wichtigste Errungenschaft ist eine Verkürzung der Arbeitszeit, die bisher, die Pausen mitgerechnet, 12 Stunden betrug, und nun für die Tagschicht auf 10, für die Nachtschicht auf 8 Stunden verkürzt wird. Während bisher un» unterbrochen Tag und Nacht gearbeitet wurde, wird die Arbeit nun 4 Stunden in der Nacht überhaupt ruhen, und die Zahl der Nacht- schichten wird von wöchentlich 7 auf 8 verringert. Daneben wurden Lohnerhöhungen erreicht, die für die Arbeiter im Autzenbetrieb 20 bis 70 Orre pro Tag. für die Werkstattarbeiter die Stunde durch« schnittlich 6 Oere ausmachen. letzte JVaebnebten und DepeFebea Die Chemnitzer   Kassenwahl. Chemnitz  , 4. März.(Privatdepesche desVorwärts".) Bei der heutigen Vertreterwahl für die hiesige aemeinsaina Ortskrankenkasse wurden abgegeben: für die Kartell- Liste 12743, für die Liste derNationalen" 325? Stimmen!_' Bei der für ungültig erklärten letzten Wahl waren zu verzeichnen gewesen: für die Liste des Kartells 1006.1, füp dieNationalen" 2226 Stimmen. Eine entsetzliche Schultragödir. Cleveland  (Ohio  ). 4. März�(Auf deutsch  -atlantischein Kabel.) In einer öffentlichen Schule in der hiesigen Vor- stadt Collingrood brach eine Feuersbrunst aus. die infolge Ueberheizens des OfeuS entstanden war und in wenigen Minuten das ganze Schulhaus in dichten Qualm hüllte« wodurch unter den im Hause befindlichen 400 Kindern eine furchtbare Panik entstand. Das Schulhaus hatte nur zwei Ausgänge, was zur Folge hatte, daß zahlreiche Kinder, in einem Ausgang festgekeilt» zu Tode getreten oder schwer ver- letzt wurden. Bald nach dem Ausbruch des Brandes fiel das erste Stockwerk des Schulgebäudcs zusammen und zahlreiche Kinder stürzten in die Tiefe: in den Kellerraum. Der Direktor der niedergebrannten Schule schätzt die Zahl der umgekommenen Kinder, die meistens im Alter von 9 bis 12 Jahren standen, auf �5 bis 150! Aus den Trümmern der niedergebrannten Schule waren Nachmittags bereits 146 Leichen geborgen, doch fürchtet man, daß noch viel mehr Kinder umgekommen sind, weil diese wegen der in der Panik alsbald gesperrten Aus- gänge keine Möglichkeit fanden, durch den Rauch und daZ Feuer ins Freie zu gelangen. Der Klassenkampf und die italienische Regieruag. Rom  , 4. März.(Dcputiertenkammer.) Bei der Verhandlung über das Budget de? Ministeriums deS Innern erNärte Minister- Präsident Giolitti in Beantwortung verschiedener Anftagen kurz, daß dre Regierung dem Kampf zwischen Kapital und Arbeit gegen- über keine Klassenpolitik treiben dürfe; sie könne nicht darauf verzichten, Frieden zu stiften und zu vermitteln, sei eS. daß sie den Arbeitgeber auch an feine Pflichten erinnere, sei eS. daß sie übertriebene Forderungen der Arbeitnehmer einschränke und dabei stets die Arbeitswilligen ichübe.(Beifall.) Giolitti hofft. daß sich einer gesetzlichen Einführung von Schiedsgerichten, die er für notwendig hält, bei klugem, nicht übereiltem Vorgehen keine Schwierigkeiten in den Weg stellen werden. Der Ministerpräsident ging dann auf Einzelheiten ein. De- züglich der Krankenfürsorge glaubt er, daß diese in Italien   viel- leicht die vollkommenste von Europa   sei. Zum Schluß sagte er nach einem Hinweis auf die gesetzgeberische Tätigkeit seit 1904, daß Italien   jetzt eine friedliche Periode einschneidender sozialer Ver- änderungcn durchmache, die zu wahrhaft wirksamen Resultaten führen würden.(Stürmischer Beifall.) Darauf wurde das Budget m allen Titeln angenommen. DaS Kind liegt im Brunnen. Sion  (Schweiz  ), 4. März.(B. H.  ) Heute fand hier eine haben schon lange Vorbereilungen für einen Kampf getroffen, da sie Konferenz statt, an welcher Vertreter der schweizerischen Kantone beim Abschluß eines neuen Vertrages den Arbeitern ihre Bedingungen: teilnahmen und in der beschlossen wurde, die Arbeiten am Lösch- diklieren wollen. Die Arbeiter sind jedoch auch nicht müßig. Sie bergtiinnel sofort wieder in Angriff zu nehmen. Die Wohnungen haben in zwei Mitgliederversammlungen einen neuen Tarifentwurf des Personals werden zur größeren Sicherheit auf die andere ausgestellt und am Montag bei sämtlichen Unternehmern eingereicht. Seite des TaleS verlegt. Im Sommer sollen dann auch Arbeiten Die Houpipunkte sind: Erhöhung sämtlicher Stundenlöhne um zum Schutze gegen Lawinenstürze ausgeführt werden. Berantw. Redakt.: Georg Davidsohn  , Berlin  . Inseratenteil verantw.:Th.Glocke»Berlin  . Druck u.Berlag:VorwärtsBuchdr.u. VerlagSanstalt Paul Singer& Co« Berlin   5 W. Hierzu 3 Beilage««.Uvterhaltungöbl.