Nr. 55. 25. Jahrgang.
115. Sigung vom Mittwoch, den 4. März 1908, nachmittags 1 Uhr.
Donnerstag, 5. März 1908.
werden, muß ich doch das Hauptgewicht darauf legen, daß die( Buruf bei den Sozialdemokraten: Nicht nur wir!) Unterlagen, die demnächst der Deffentlichkeit unterbreitet werden Man hat gesagt, der Entwurf sei vom Zentralverein ( fich zunt sollen, einwandsfrei find. Ich hoffe, daß im Laufe des nächsten Unterstaatssekretär Wermuth wendend: wie heißt doch die Organisation? Monats die Deutschrift der Deffentlichkeit wird Burufe: Zentralverband 1) richtig. 8entralverband deutscher übergeben werden können.( Bravo !) Daran wird eine Industrieller veranlaßt worden.( Lebhaftes Sehr richtig! weitgehende Kritik anknüpfen, die ich erbitte. Je nach ihrem Ausfall bei den Soziald. Lachen rechts.) Damit hängt wohl auch zusammen, werde ich bemessen, ob es fördersam und wünschenswert sei, eine daß neulich der Abg. Molkenbuhr wie auch gestern der Abg. Schmidt weitere interparlamentarische Besprechung, wie sie gestern angeregt sich ausführlich mit dieser Arbeitgeberorganisation beschäftigt haben. worden ist, zu veranstalten. Jedenfalls sind wir unausgesetzt bemüht, Sie haben dabei der Reichsverwaltung den Vorwurf gemacht, sie diese ebenso dringliche wie schwierige Frage zu einer glücklichen stände ja nun wieder einmal gänzlich unter der Patronage Lösung zu bringen. Es erscheint mir nicht angebracht, auf die Einzel- diefes Arbeitgeberberbandes,( Lautes Sehr wahr! heiten der Organisation in diesem Momente einzugehen. Der ge bei den Sozialdemokraten.) Diese Vorwürfe können mich nicht famte Plan fann nur einheitlich in Verbindung mit seiner ber- treffen und lassen mich gänzlich falt. Ich suche meine Direktiven ficherungstechnischen Grundlage behandelt werden. Wir werden erst nicht einseitig, etwa bei den Arbeitgebern, ebensowenig aber in eingehend darüber sprechen können, wenn die Denkschrift vorliegt Ihren( zu den Sozialdemokraten) Reden und Schriften. Ich verund ich glaube mich für berechtigt halten zu dürfen, auch Sie zu suche mich auf beiden Seiten zu unterrichten und versuche dann bitten, die Erörterung über diese Angelegenheit hinauszuschieben, bis dasjenige zu tun, was Sie ich im Interesse der Allgemeinheit in der Lage find, an der Hand einer lichen und übersichtlichen Denkschrift die Pläne der Reichs- tue, wenn ich das anstrebe, so leiste ich das, was überhaupt ein einheit für das Richtige halte. Wenn ( Bravo ! rechts.) ich das regierung und ihre versicherungstechnischen Unterlagen zu studieren. Mensch leisten kann.( Sehr wahr! rechts.) Wenn Sie( zu den SozialEs ist gestern die Frage an mich gerichtet worden, ob es richtig sei, demokraten), die Sie uns den Vorwurf der einseitigen Interessendaß das Hülfskaffengesetz zurückgezogen würde. Eine solche Absicht vertretung machen, Sie, die Sie es als Ihren Ruhm ansehen, die besteht nicht, wir wollen vielmehr noch immer die Mißstände im einzigen Vertreter des Arbeiterstandes zu sein, wenn Sie endlich Hülfskaffenwesen gefeßgeberisch bekämpfen. Bei der allgemeinen einmal etwas von Ihrer Einseitigkeit abließen, so würden wir weiter Revision der Arbeiterversicherung wird allerdings die Stellung der kommen.( Lebhaftes Sehr wahr! rechts und in der Mitte.) Der freien Hülfstassen eingehend zu prüfen sein. Kern der Arbeitskammerfrage scheint mir darin zu liegen, ob man die
Am Bundesratstische: b. Bethmann- hollweg. Auf dem Tische des Präsidenten Graf Stolberg ist zur Feier des 68. Geburtstages des Grafen Stolberg ein prachtvoller Blumen strauß niedergelegt. Präfident Graf Stolberg dankt für die erwiesene Aufmerksamkeit und bittet, auch in Zukunft ihm wie bisher Nachsicht und Unterstügung zuteil werden zu lassen. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Die Beratung wird fortgelegt beim Titel Gehalt des Staatssekretärs( 50 000 m.). Abg. Kaempf( frf. Vp.): Ich will nur wenige Punkte besprechen. Der Abg. Dr. Stresemann hat die von privater Seite ins Leben zu rufende Außenhandelsstelle dem Staatssekretär warm ans Herz gelegt. Ich hege gegen solche private Stelle sehr schwere Bedenken, denn die Auskunftserteilung tann nicht zentralisiert werden, muß vielmehr dezentralisiert sein. Auch ist es ein Ruhm der deutschen Kaufleute, aus eigener Initiative neue Absatz tvege gefunden zu haben. Durch Bureaukratisierung der taufmännischen Tätigkeit würde ihre Initiative leiden müssen. Weiter will ich eine Wahlrechtsfrage zur Sprache bringen, nicht die des Einige der gestrigen Redner haben auch die Resolutionen über Arbeitskammern fachlich oder territorial organisieren will. preußischen Wahlrechts. Allerdings bedauere ich die Erklärung des das Knappschaftswesen besprochen. Was die Forderung nach Und wenn man etwa beide Organisationsmöglichkeiten anstrebt, preußischen Ministerpräsidenten im preußischen Abgeordnetenhause. mehr Material anbetrifft, fo liegt es für Breußen in der alljährlich welches die primäre Organisation sein soll? Die Antwort auf diese Sie steht im Widerspruch mit den Verheißungen des Reichskanzlers, veröffentlichten Knappschaftsstatistik bor. Neue Erhebungen habe ich Frage wird sich meines Dafürhaltens sehr leicht finden, wenn man sich daß in die Verwaltung ein freierer Geist einziehen soll. Aber veranlaßt über den bedauerlichen, ja erschreckenden Rückgang des zunächst einmal die Funktionen vergegenwärtigt, welche den mit dem Zwiespalt zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem Invaliditätsalters der Bergarbeiter. Bei der Enquete wird der Arbeitskammern übertragen werden sollen. Der Ausgangspunkt preußischen Ministerpräsidenten müssen wir leider rechnen. Ich preußische Handelsminister außer den Knappschaftsältesten auch die bei der Frage der Bildung von Arbeitskammern ist ja wohl der will hier nicht diese Wahlrechtsfrage zur Sprache bringen, Snappichaftsärzte hören, um ein einwandfreies Material zu erhalten. gewesen, daß man dem Arbeiterstande als solchem eine gefeßlich sondern die Frage des Verlustes der staatsbürgerlichen Rechte Der Rückgang verteilt sich nicht gleichmäßig auf die einzelnen Ober- fanktionierte Vertretung schaffen will, die dem Arbeiterstande die durch Krankenhausbehandlung. Sogar die unentgeltliche Krankensbergämter, aber im Durchschnitt von ganz Preußen ist das Möglichkeit gibt, seine speziell ständischen Interessen in derselben hausbehandlung von Familienangehörigen führt zum Verlust des Invaliditätsalter in den letzten zwanzig Jahren von Weise zur Geltung zu bringen, wie es in anderen Berufen bereits Wahlrechts. Daß dies ein schwerer Mißstand ist, hat selbst der 49 auf 44,7 Jahre zurückgegangen.( Lebhaftes hört! geschieht. Dabei wird die Sphäre der vom Arbeiterstand zu vera Reichstanzler anerkannt, und Staatssekretär Graf Posadowsky, deffen hört 1) Ich halte es für dringend notwendig, die Ursachen tretenden Interessen soweit gegriffen, wie sich überhaupt ein Interesse des ungeheuerer Arbeitskraft und Arbeitsleistung wir die größte Ver- dieses Rüdganges festzustellen.( Bravo !) Arbeiterstandes als solches tonstruieren läßt. Der Entwurf erfaßt nicht ehrung zollen( Lebhafte Zustimmung bei den Freisinnigen), hat uns Der Abg. Giesberts ist schon gestern auf die Frage der nur die Verhältnisse des Arbeiters zum Arbeitgeber in allen Beziehungen, Erhebungen über diesen Gegenstand zugesagt. Hier eine Aenderung Arbeitskammern zu sprechen gekommen. Ich möchte hier die Grund- feien sie öffentlicher, feien fie privatrechtlicher Natur, der Gesetzgebung herbeizuführen, ist im sanitären wie fittlichen fäße darlegen, die mich bei der Aufstellung des Gefeßentwurfs über ziehungen, welche sich aus dem Arbeitsvertrage ergeben, sondern Intereffe gleichmäßig geboten.( Lebhafter Beifall bei den Frei- die Arbeitskammern geleitet haben. Ich glaube, wir fommen bei der darüber hinaus die Gesamtheit der Interessen des Arbeiterstandes, sinnigen.) großen Zahl der bereits vorliegenden Gesetzentwürfe und Reso- wo er mit staatlichen, kommunalen und wirtschaftlichen Interessen Staatssekretär v. Bethmann- Hollweg : lutionen am ersten zum Ziel, wenn ich mich zunächst an die und Interessentreifen in Berührung tommt. Die ArbeitsAuf die zuletzt berührte Materie dente ich morgen oder über- praktischen Aufgaben des Reichstags halte.( Sehr wahr! rechts.) fammern sollen, so denke ich mir die Sache, nicht nur morgen einzugehen, da ich zurzeit das Material über die Frage der Allerdings ist der Arbeitskammergefeßentwurf nur eines der auf dem Gebiet der Lohnbewegung und der Tarifverträge tätig Wechselwirkung von Armen unterstügung und Wahl- vielen Eisen, die wir im Feuer haben.( Lachen bei den sein, sondern sie sollen ihre Wirksamkeit auch bei allen denjenigen recht und besonders meine darüber mit dem preußischen Minister Sozialdemokraten.) Fch muß bei der Frage der Arbeits- Wohlfahrtseinrichtungen, feien sie von der Kommune oder des Innern gepflogene Korrespondenz nicht zur Stelle habe.- Bu fammern meinen persönlichen Standpunkt in den Vordergrund stellen, vom Staate in die Hand genommen, entfalten, die im besonderen dem vom Herrn Vorredner und von dem Herrn Abg. Stresemann aus- da der Bundesrat zu dem Entwurf noch nicht Stellung genommen Maße das Arbeiterinteresse berühren. Ih denke an das Wohnungsführlich besprochenen Projekt einer Außenhandelsstelle kann die hat. Zunächst aber noch eine Zwischenbemerkung. Noch heute wesen, an die kommunale Gestaltung der Verkehrsverhältnisse, an Regierung erst Stellung nehmen, wenn der Plan feste Ge- morgen habe ich in einem Berliner Blatt die Bemerkung gefunden, den Ausbau des Sparkassenwesens, Voltsbibliotheken usw. Die stalt gewonnen und insbesondere auch über den Kostenpunkt die oldenburgische Regierung sei augenscheinlich immer noch ver- Arbeitsfammer foll das allgemeine Sprachrohr sein, durch das die Klarheit geschafft worden ist. Allen an sie gelangenden Boll- stimmt, weil ihr der Gelegentwurf über die Arbeitskammern später Arbeiterschaft ihre Wünsche, auf welchem Gebiet sie auch liegen beschwerden sucht die Reichsverwaltung mit Eifer und häufig mit zugegangen sei als Preußen und den anderen Bundesstaaten. Es mögen, zur Geltung bringen foll. Ich glaube faum, Erfolg Abhülfe zu schaffen. Der Herr Abg. Schmidt bat gleich wird daran der Schluß geknüpft, daß der Vorgang noch daß man eine einheitliche Organisation finden kann, welche in mehreren anderen Rednern wiederum die Arbeitsverhältnisse in den immer nicht hinreichend aufgeklärt sei. Nach meiner Ansicht handelt gleichmäßiger Weise der Gesamtheit dieser Funktionen gerecht werden Hütten und Walzwerken berührt. Da die Beschwerden es sich hier um einen Vorgang, der flar sein müßte. Der groß- fann. Ich habe mich bei der Aufstellung des Entwurfs auf den sich im wesentlichen auf Preußen beziehen, habe ich mich zunächst mit herzoglich oldenburgische Bundesratsbevollmächtigte hat vor einigen Standpunkt gestellt, daß es zweckmäßiger ist, die berufliche Organidem preußischen Handelsminister in Verbindung gefegt und ihn ge- Tagen hier ausdrücklich erklärt, daß die oldenburgische Regierung in fation als die primäre hinzustellen. Es ist ganz natürlich, daß beten, die erforderlichen Untersuchungen einzuleiten, welche feiner Weise verstimmt sei und auch feinerlei Grund zur Verftimmung mannigfache Kritiker an dem Entwurf gesagt haben: Wo bleiben ein Urteil und eventuel ein Einschreiten der Reichsgesetzgebung habe. Die großherzoglich oldenburgische Regierung hat dem Reichs- denn die örtlichen Interessen? Ich bin sicher: hätte ich mich auf ermöglichen sollten. Diese Erhebungen sind eingeleitet worden und fanzler ausdrücklich die Erklärung abgegeben, daß ein Grund zu den umgekehrten Standpunkt gestellt, hätte ich territoriale Arbeitsder preußische Handelsminister hat eine Reihe von Bestimmungen irgend welcher Verstimmung nicht vorhanden und daß alles in bester fammern vorgeschlagen, so würde man über eine Vernachlässigung entworfen, durch die er glaubt, daß Abhülfe geschaffen werden kann. Ordnung sei. Das hätten die Herren auch schon aus der des beruflichen Charakters geflagt haben.( Heiterkeit und Sehr Der Entwurf wird in den allernächsten Tagen mit Vertretern Notiz entnehmen fönnen, welche ich in der Norddeutschen richtig!) Ich verfenne feineswegs, daß auch der beruflichen Organider Arbeitgeber und Arbeiter besprochen werden. So- Allgemeinen Zeitung " veröffentlicht habe. Der Arbeitskammer- fationsart viele Schwierigkeiten entgegenstehen, aber die Schwierig bald die Ergebnisse den verbündeten Regierungen und der Reichs- gefeßentwurf ist allen verbündeten Regierungen gleichzeitig feiten bei den territorialen Arbeitskammern find doch noch viel regierung vorliegen, wird sie in der Lage sein, Stellung zu nehmen zugegangen, feine Bundesregierung ist bevorzugt worden. Ich er größer. In den großen Städten mag ihre Bildung ja leicht sein. und ich hoffe, daß wir auf diesem Wege in dieser nicht leichten An- fläre das ausdrücklich, um jeder Legendenbildung auf diesem delikaten Aber wie wird es auf dem platten Lande und wie wird es in gelegenheit zu einem Fortschritt gelangen werden. Gebiet vorzubeugen und hoffe, daß mit dieser Erklärung die An- industriearmen Gegenden? Da müssen ganze Streise, ja vielleicht Bei der ersten Lesung des Etats habe ich in Aussicht gestellt, gelegenheit erledigt ist. Durch die Veröffentlichung des Arbeits mehrere Regierungsbezirke zusammengelegt werden, denn wir daß die versicherungstechnischen Unterlagen für die Einführung einer fammergefeßentwurfes habe ich dokumentiert, daß es mir tönnen doch unmöglich für jede Kommune in Deutschland eine Bensionsversicherung der Privatangestellten möglichst bald ver- dringend daran liegt, die Stimmung der öffentlichen Meinung Arbeitskammer errichten. Dann aber fällt wiederum der lokale öffentlicht werden würden. Zu meinem lebhaften Bedauern haben fennen zu lernen. Die Kritik hat sich ja auch ziemlich Charakter der Arbeitskammern fort und für die berufliche Seite ist sich die Arbeiten in meinem Amte länger hingezogen, als ich reichhaltig darüber hergemacht.( Sehr richtig! rechts.) Von nicht genügend gesorgt. Die Anhänger der territorialen Arbeitsdamals erwartete. Es liegt das an der großen versicherungs- sozialdemokratischer Seite ist der Entwurf bon bornherein fammern haben diese Nachteile ihrer Organisationsart wohl auch technischen Schwierigkeit, die dem Problem zugrunde liegt. So in Grund und Boden kritisiert worden. Man hat ihn eingesehen und die Bildung von Fachunterabteilungen angeregt. sehr ich darauf dränge, daß die Arbeiten zum Abschluß gebracht als ein Produkt des Scharfmachertums bezeichnet. Für diese Fachunterabteilungen gilt dasselbe, was ich von den
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Kleines feuilleton.
Ein ägyptisches Porträt im Berliner Museum. Eine interessante Neuerwerbung hat das Berliner Museum mit einem auf Holz gemalten ägyptischen Porträt gemacht, das die bereits vorhandene prächtige Sammlung ägyptischer Bildnisse in erwünschter Weise ergänzt. Das neue Porträt zeichnet sich nämlich, wie Professor Schäfer in den amtlichen Berichten mitteilt, durch eine erstaunliche Frische der Farben aus. Es gibt wohl kaum ein zweites unter diesen Bildern, das so die Harmonie eines vortrefflich erhaltenen Goldgrundes zu den zarten Tönen eines rosigen Gesichtes uns vor Augen führt, wie dieses Porträt eines jungen Mannes mit seinen mädchenhaften Zügen, den großen, braunen Augen, dem leichten Flaum auf der Oberlippe und den schwarzen, mit einem goldenen Kranz geschmückten Haaren. Die, technische Seite der Malerei mit Wachsfarben läßt sich an diesem Bilde vortrefflich studieren. Das Porträt gehört in jene Gruppe von ägyptischen Holztafelbildern, die zuerst durch den Wiener Sammler Graf bekannt gemacht wurden und höchstes Erstaunen und Entzücken hervorriefen. Die Bilder gehören etwa dem zweiten Jahrhundert n. Chr. an und sind die Porträts wohlhabender Leute aus einem recht abgelegenen Winkel des römischen Reiches, wohl kaum von großen Meistern ihrer Zeit gefchaffen, aber zum Teil von außerordentlicher Lebendigkeit und Treue.
Humor und Satire. Geschäft ist Geschäft.
Ernst und würdig, wie geboten, Brüften Freisinns Reichstagsboten Das Mandat von Manz.
Denn es stund in dem Proteſte Mancher schlimmen Wahlgebreste Bunter Blütenfranz:
Daß ein Bischof Höllenstrafen Angedroht den frommen Schafen, Wenn sie ihm zum Trozz
In den Wind die Warnung schlügen Und am Wahltag mit Vergnügen Wählten einen Soz.
Um gebeugtes Recht zu rächen, Und der Pfaffen Macht zu brechen, Wird die Wahl faffiert.
Davon wich der Reichstag nimmer, Bodurch seine Pragis immer Auf Granit bafiert.
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Also rief's im wilden Grimme Fürchterlich mit Stentorstimme Müller- Meiningen !
Das Verdikt entfloh dem Munde Wem, so frug man in der Runde, Wird's was einbringen?
Blöglich wird der Redner milder, Stimmungsvolle zarte Bilder Flüchtig er beschrieb:
Freies Wort den Gottesdienern, Jesuiten und Rabbinern, War mir stets Prinzip!
Darum fomm' ich zu dem Schlusse: In erlaubtem Radiusse Liegt des Bischofs Tat.
Ernste Pflicht ließ ihn nicht schweigen, Mutvoll mußt den Weg er zeigen Dem Episkopat.
Wär' der Coup uns nicht gelungen, Hätt' der Soz den Sieg errungen. Wär' uns das passiert
Wie in Frankfurt an der Oder , Hätten doch so ist's fommoder- Wir die Wahl faffiert.
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Notizen.
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Theaterchronit. Das Hebbel Theater wird in dem für Anfang nächster Woche angefeßten Strindberg Abend folgende Einafter des schwedischen Dichters zur Aufführung bringen: Bor 'm Tode"," Mit dein Feuer spielen"," Samum".
Erzählungen, die viel Aufmerksamkeit erregten, Schilderungen aus der Proletariersphäre, in denen sich derbe Wirklichkeit und romantisches Schauen und Träumen bon Erdenschönheit merkwürdig vereinten. Das beste, was Hans Eifold schrieb, waren Lebenserinnerungen, also Erlebnisse einer Arbeiterjugend. Mit großen, fast romantischen Plänen war er als Sechzehnjähriger losgewandert, nach Hamburg hinauf, geführt von der Sehnsucht nach der Stadt größten Weltverkehrs, und da fuhr die arge Wirklichkeit mit rauher Hand in seine Träume hinein. Er kam nicht dazu, festen Fuß zu faffen und wurde zur Seite geschoben, auf die Landstraße. Seine Jugendwanderung hat ihn die Tragödie des jungen Proletariers in frasser Form erleben lassen. Todkrank, von der Schwindsucht befallen, tehrte er ins Heim feiner Mutter zurück, feines dauernden Arbeitens fähig und dann ganz erwerbslos. Vor Jahresfrist brachte er der Sächsischen Arbeiterzeitung" seine ersten schriftstellerischen Arbeiten, die in der Arbeiterschaft sofort lebhafte Beachtung fanden und schnell in viele andere deutsche Arbeiterblätter übergingen. Der durch furchtbare Lebenserfahrungen tief in der Seele erregte und erbitterte Mensch, der im Grunde so voll Güte war, gab den Schilderungen ihre Kraft. Der Körper war zerbrochen, aber das Gefühl in Hans Eisold war gesund und streitbarer Heftigkeit fähig.... Mit ganzer Seele hing Hans Eifold an der Sozialdemokratie.
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Der Komiter und Boltsfänger Geis, der in München nur der Papa Geis hieß und der bekannteste Vertreter einer gefunden bolkstümlichen Kunst war, ist dort, 67 Jahre alt, gestorben. Sein reicher froher Wiz, seine bajuvarischen G'stanzeln und Schnadahüpft haben in der von ihm geleiteten Singspielhalle männiglich erfreut. Im Zeitalter der Tingeltangel, und der Nachtfabaretts schien er wohl etwas antiquiert. Und nur in München war wohl diefer behagliche, aus einem urwüchfigen Volksempfinden sprudelnde bodenständige Humor noch möglich. Bei Girardi wird es Berliner Theaterpläne. Nach einer von Rhein - einem bewußt, wie viel wir dieser Art, die der hastende Betrieb, baben in der Budgetkommission des Landtages gemachten Mitteilung die Heze des kapitalistischen Tempos verschlingt, verdanken könnten. soll auf dem Boden des Krollschen Etablissements der schon öfter Der leste tarier gestorben. In Meudon bei angekündigte Neubau der fgl. Oper zu stehen kommen. Der Stadt Paris ist am 28. Februar der letzte Ueberlebende des Cabetschen Berlin foll ferner, wie unverbürgt gemeldet wird, das alte Opern- Kreises, J. B. Beluze, gestorben. Er war der Lieblingsschüler haus aufgehängt werden, natürlich zu einem hübschen Preise.( Db des Meisters, der ihn zum Redakteur und Administrator des seinen fie Lust dazu hat, wird weiter nicht gefragt. Also ein gwangskauf.) Ideen dienenden Blattes Populaire" machte. Von 1848 bis 1863 Inzwischen ist aber auch von privater Seite die Errichtung einer leitete er das Pariser Bureau der Jkarier, das innerhalb 15 Jahren neuen großen Oper geplant. Direftor Gregor von der Komischen der von Cabet gegründeten kommunistischen Kolonie 3000 Kolonisten Oper gedenkt bis 1913 eine Bühne für die Pflege des großen Musik und 300 000 Fr. zufandte. Nach dem Mißerfolg Jfariens widmete dramas errichtet zu haben. Da bis dahin die Wagnerschen Opern sich Belüze der Propaganda für Produktivaffoziationen. Die von frei werden, so wäre das Monopol der tgl. Oper, die im übrigen ihm gegründete Gesellschaft für Arbeitskredit" hatte in den letzten fich eines andauernden Winterschlafes erfreut, erloschen. Jahren des Kaiserreiches u. a. Batunin, Gambetta und Clemenceau Hans Eisold, ein junger Proletarier, in dem ein Dichter zu Aftionären. 1862 hatte Beluze Celine Cabet, die Tochter des fich regte, ist in Dresden , noch nicht 22 Jahre alt, der Proletarier- Verfassers der Reise nach farien", geheiratet. Er hinterläßt einen frankheit erlegen. Die Sächsische Arbeiterzeitung", die manches von bedeutenden schriftlichen Nachlaß, der von J. Prudhommeaux, dem ihm veröffentlichte, widmet ihm berzliche Worte des Gedenkens Verfasser eines neulich erschienenen Werkes über Cabet und den Seit Jahresfrist, schreibt sie, beröffentliche er Stiggen und furze litarischen Kommunismus herausgegeben werden soll.
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