jr w. 25. i. Ktlillge des Lmmts" Kerlilter Wlksdllltt. Die Vereinsfreiheit verschachert! Die freisinnige Fraktionsgemeinschaft ist entschlosien, eine politische Schurkerei zu begehen. wie sie selbst in der jammervollen Geschichte des deutschen Liberalismus ganz unerhört ist. Der schmähliche Kuhhandel wird vollzogen, weil die Geldgeber der Börse es so von den von ihnen Ausgehaltenen nun einmal verlangt haben. Die Freiheit des Termin- Handels steht höher als die Freiheit der Vereine und Versammlungen: Das ist das Schluß- wort des deutschen Freisinns. Ein Schlußwort, denn nach diesem beispiellosen Verrat, nach dieser schmach- vollen Offenbarung der Abhängigkeit der Partei von einigen Geldgebern ist diese Partei fertig. Es gibt keinen deutschen Freisinn mehr, es gibt nur einen Haufen mandatsgieriger Ge- schäftspolitiker, von denen man nicht einmal wünschen kann, sie möchten sich mit der nationalliberalen Partei fusionieren; denn ihr Beitritt würde ja nur eine Stärkung des reaktionären Flügels der Nationalliberalen sein. Man darf in dieser Sache von keinem Kompromiß reden. Der Freisinn hat vor den Junkern bedingungs- loS kapituliert. Der neue§ 7 hat folgenden Wortlaut: »Die Verhandlungen in öffentlichen Versammlungen find in deutscher Sprache zu führen. Die Vorschrift trifft nicht zu auf internationale Kongresse und Wahlversammlungen nach Be- kanntmachung des Wahltermins. Die jfiilassigkeil weiterer Ausnahmen soll die Landesgesetzgebung regeln. Jedoch soll in den Landesteilen, in denen zur Zeit des Inkrafttretens des Vereinsgesetzes alteingesessene Bevölkerungsteile in nichtdeutscher Muttersprache vorhanden sind, sofern diese Bevölkerungsteile nach dem Ergebnis der letzten Volks- zühlung 60 Prozent der Gesamtbevölkerung über- steigen, während der ersten 20 Jahre nach Inkrafttreten des Vereinsgesetzes der Mitgebrauch der nichtdeutschen Sprache gestattet sein, wenn der Veranstalter der öffentlichen Versammlung .mindesten« 72 Stunden vorher der Polizei davon Anzeige gemacht hat." Mit anderen Worten: die Regierungsvorlage ist wieder hergestellt und der preußische Hakatis- mus hat seine Zwecke vollständig erreicht. Denn daß es unniöglich ist, in den rein polnischen Bezirken alle polnischen Versammlungen zu verhindern, das hatte die preußische Regierung schon von vornherein gewußt. Wenn sie mehr gefordert hat, so nur, um einiges zu er- reichen. Daß sie so viel erreichen würde, und daß die Polen nach einer längeren Uebergangszeit ihrer Willkür so gänzlich ausgeliefert werden, hat sie sich wohl selbst nicht träumen lassen. Vollständig preisgegeben haben die Freisinnigen nicht nur die Rechtsgedanken jedes zivilisierten Staates, sondern auch das Koalitionsrecht der deutschen Arbeiter in unseren wichtigsten Industrie� bezirken. Dieses politische Gesindel weiß sehr genau, daß die Geltung des Sprachenverbotes die ohnehin schwierige Organisierung der polnischen Arbeiter fast unmöglich macht, daß es die polnischen Proletarier in Lohndrücker für die deutschen verwandelt. Aber für den Börsenfreisinn ist das ja nur eine erwünschte Nebenwirkung. Jedoch es scheint, daß das Maß der politischen Sünden, daS der Freisinn begehen kann, noch immer nicht erschöpft ist. Die Konservativen haben eine neue Bedingung aufgestellt. Sie verlangen den Ausschluß aller Personen unter 18 Jahren von den politischen Vereinen und Versammlungen. Und die„Kreuzzeitung " be handelt es als sicher, daß der Freisinn auch für dieses reaktionäre Attentat zu haben sein wird. Und in der Tat, für den Freisinn gibt es kein Halten mehr. Es ist das Ende des glorreichen Anfangs, den die Müller und Wiemer und Pachnicke und Payer mit ihrer Blockpolitik gemacht haben. Nicht ohne ein Gefühl des Mitleids muß man sich fragen., warum denn die alten Herren, die Träger und Schräder, das Ende eines ehrlichen politischen Lebens mit solcher Schmach besudeln. Und� nicht ohne Erbitterung wird man sich des Fähnleins der Süddeutschen Volkspartei kleines feuilleton. Die Nachricht vom 18. März 1818 in Wien . Im zweiten März- hest der österreichischen„Rundschau", das eben ausgegeben wurde, werden„Geheimbriefe aus den Märztagen 1848" veröffentlicht. Der Aufzeichner der Beobachtungen wird leider nicht genannt; er scheint ein konservativer Mann, wahrscheinlich ein höherer Be- amter gewesen zu sein, dessen Abscheu vor der Revolution in den ersten Märztagcn eher gemindert als gesteigert wurde, weil er sich den gewaltigen Eindrücken des erwachenden Volkes nicht entziehen konnte. In den Aufzeichnungen, die am 22. März gemacht wurden, erkennt man, wie schlecht man 4 Tage nach dem 18. März in der österreichischen Hauptstadt über die Berliner Ereignisse unterrichtet war, obgleich es schon damals Telegraphen und Eisenbahnen gc» geben hat. Man kann vielleicht daraus ersehen, daß man i n Berlin bemüht war, die Nachrichten über die Ereignisse nicht hinausdringen zu lassen, was natürlich die Folge hatte, daß recht abenteuerliche Nachrichten doch durchsickerten und leicht Glauben fanden. In den Aufzeichnungen finden sich nachstehende Sätze: „Ueber Preußen sind die beunruhigendsten Gerüchte im Umlauf. In Berlin soll ein förmliches Blutbad stattgefunden haben. Berlin sei in Flammen, der König flüchtig, die Republik ausgerufen ivorden. In Schlesien dagegen sei alles mit der k.(kaiserlichen) österreichischen Kokarde geziert und man verlange österreichisch zu werden. Aus dem Reiche sollen Stimmen herübertönen, welche Wiederherstellung des deutschen Kaisertums in Person Sr. Majestät unseres Kaisers verlangen. Weiter wurde eine polnische Depu- tation erwartet, welche die Rekonstituierung des aus Galizien , Russisch, und Preußisch-Polen bestandenen Königreichs Polen unter dem Szepter Oesterreichs und mit dem Anschluß an den deutschen Bund beanzutragen willens sein soll," Oesterreichischer Optimismus! Gegen die Kinematographenpest wendete sich ein Elternabend. den die Lehrerschaft einer Hamburger Volksschule veranstaltete. Ter Vortragende konnte auf Grund vorgenommener Umfragen nach- weisen, daß von den ungefähr 700 Schülern der Anstalt fast aus- nahmsloS alle schon die lebenden Photographien besucht hatten, daß der Besuch in vielen Fälle» sogar ein regelmäßiger und die dafür verausgabte Summe Geldes eine recht beträchtliche gewesen sei. Manche Kinder hatten das erforderliche Eintrittsgeld nachweislich auf unrechtmäßige Weise erworben. Vielfach waren Kinder in diesen Theatern gerade das Stammpublikum und weilten dort bis in späte Abendstunden hinein. Der Unterricht am nächsten Morgen litt natürlich darunter. Die Vorführungen boten zwar neuerdings auch Wertvolles und Belehrendes, aber das Unwahre, Geschmacklose und. erinnern, der Leute aus Württemberg mit seiner Vereins- freiheit, die ihr Führer, der Herr v. P a y e r, in seinem kindisch-senilen Ehrgeiz in diesen Sumpf geführt hat. Und mit einer gewissen Neugier wird man darauf warten, was die anständigen Elemente der Partei, was di.-? Gothein und Barth nun tun werden. Daß in der freisinnigen Fraktions- gemeinschaft für einen politisch anständigen Menschen kein Platz mehr ist, ist klar. Es gibt Dinge, die eine politische Partei nicht tun darf. Und dieses elende Börsen- schachergeschäft gehört für jeden anständigen Menschen zu den Dingen, mit denen er sich nicht die Finger beschmutzt. Das erbärmlichste an diesem Verrat des Freisinns sind die Motive, die dazu geführt haben. Wir haben neulich die Korruption im Freisinn geschildert. Die Fraktionspresse hat geschwiegen. Sie konnte schweigen, weil diese Schandtat den besten Beweis unserer Behauptung bildet. Aber dieser Kuhhandel bildet nicht nur das schmachvolle Ende des deutschen Freisinns, er ist auch ein schmähliches Zeugnis des Tiefstandes unser er politischen Moral. Fürwo.hr die Hottentottenwahlen haben eine nette Parlamcntsmajorität ergeben. Und das deutsche Volk büßt schwer die Verblendung, die die skrupellose Schwindel» agitation der letzten Reichstagswahlen hervorgerufen hat. ItoMtrielle als KlaMänipfer. Vor einigen Tagen ging durch einen Teil unserer Partcipresse ein„Eingesandt", das ein Solinger Fabrikant an die bürger- liche„Sol. Ztg." gerichtet hatte. Der betreffende Industrielle sprach sich in diesem Schreiben nicht nur dafür aus, daß die„libe- ralen" Fabrikanten am Nachmittage des 18. März ihre Fabriken ohne Lohnabzüge früher schließen möchten, um den Arbeitern Gc- legenheit zu geben, gegen das„bestehende Dreiklassenwahl-Unrccht" zu demonstrieren, sondern daß auch das liberale Bürgertum die Pflicht hätte, sich mit den kämpfenden Arbeitern solidarisch zu er- klären und sie finanziell zu unterstützen. Wir haben von diesem Schreiben keine Notiz genommen, da wir es als die Aeußerung eines industriellen EigenbrödlerS, eines weißen unter schwarzen Raben betrachteten. Mag immerhin der größte Teil der Solinger Industriellen sich liberal nennen, soweit reicht doch ihr Liberalismus nicht, daß sie die Bestrebungen ihrer Arbeiter irgendwie unterstützen und sich für ein allgemeines, gleiches, direktes und geheimes preußisches Landtagswahlrecht aussprechen könnten. Wie recht wir mit dieser Beurteilung hatten, zeigt sol- gcndeS Rundschreiben des Solinger„Arbeitgeber"-Verbandes, das unserem Düsseldorfer Partciblatt auf den Redaktionstisch ge- flogen ist: «Vertraulich! Solingen , den 12. März 1908. Rundschreiben Nr. 97. An die> Mitglieder deS Verbandes! Die sozialdemokratische Partei beabsichtigt am 18. März dieses Jahres, als dem 60. Jahrestage der Revolution von 1848 im ganzen Reiche durch Abhaltung zahlreicher Protestversamm- lungen eine Kundgebung großen Stiles gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht in Szene zu setzen. Auch im Kreise Solingen sollen derartige Demonstrationen veranstaltet werden. Die hiesige Kreisleitung der sozialdemokratischen Partei hat zu diesem Zwecke an sämtliche Arbeitgeber einen Aufruf erlassen, in welchem sie die letzteren ersucht, am 18. März, nachmittags 4 Uhr, ihre Betriebe zu schließen, um ihren Angestellten und Arbeitern Gelegenheit zu geben, sich an den geplanten Versammlungen zu beteiligen. Unser Verband nimmt keine politische Stellung ein und betrachtet daher die vorliegende Frage auch nicht vom politischen Standpunkte aus. Vom Arbeitgeber stand punkte aus machen wir indessen unsere Mitglieder auf die bedenk- lichen Folgen aufmerksam, die eine Unterstützung dieser General st reikproklamierung nach'sich ziehen würde. Wir möchten daher nicht unterlassen, Ihnen nachdrücklich zu empfehlen, etwaige Ansuchen der Arbeiter um Urlaub an dem genannten Tage rundweg abzuschlagen und unbefugtes Fortbleiben entsprechend der Arbeitsordnung zu bestrafen. Eine Erfüllung des Wunsches der Sozialdemo- kratie würde zweifellos demnächst von sozialdemokratischer wie Sensationelle überwog. Bedenklich werden diese Darbietungen, wenn zu dein Unwahren das Grauenhafte, Rohe, Gemeine, Schmutzige, daS direkt Unsittliche hinzukomme. Gerade in dem vielfach Grauen- haften und Schrecklichen liegt eine Gefahr für die Kinder. Die lebhafte kindliche Phantasie wird von den Eindrücken übermäßig beschäftigt, so daß einzelne Szenen nach eigener Aussage der Kinder häufig in ihren Träumen wiederkehren. Die unter anderen auch an die Schüler gerichtete Frage: Welche Vorsührnngen waren derartig, daß man sich schämen mußte, und warum? lieferte ein be- trübendes Material. daS vielfach io kraß und ungeheuerlich ist, daß das von den Kindern Niedergeschriebene sich nur andeuten lasse. Neben dem Gemeinen und Ekelhaften nimmt auch das Geschlechtliche einen breiten Raum ein. Auch vom hygienischen Stand- punkte aus ist der Besuch der Theater nicht immer anzuraten. Der Referent faßte seine Ueberzeugung dahin zusammen, daß, solange derartige Vorführungen geschmackveredelnd, bildend, belehrend und in reiner, einwandfreier Weise unterhaltend sind, sie gern empfohlen werden könnten, daß aber, solange Wege beschritten werden, wie sie seit Jahren begangen worden sind, allen ernsten und um daS Wohl ihrer Kinder besorgten Väter und Mütter nur geraten werden könne, ihre Kinder von diesen Veranstaltungen fern zu halten. Die Eltern stimmten den Ausführungen zu und verlangten in einer Resolution, daß den Kindern der Zutritt zu den jetzt üblichen Veransialtungen verboten, dafür aber besondere, sittlich und künst- lerische Nachmittagsvorstellungen eingerichtet würde». Humor und Satire. — Die Hurrastimmung. Die Linksparteien: Die Rechtsparteien. Wir halten am Wir halten am Block fest unter Block fest unter absoluter Wahrung absoluter Wahrung unserer alten Partei- unserer alten Partei- Prinzipien, nämlich: Prinzipien, nämlich: der Stärkung, der Schwächung deS parlamentarischen Regime?, der Verbilligung, der Verteuerung der notwendigen Lebensmittel, der Einführung, der Nichteinfuhrung der allgemeinen, direkten lind ge- Heimen Wahl für Preußen, der Bewilligung, der Nichtbewilligung direkter Reichsstenern. der Bevorzugung des Adels vor den Bürgern und der Bürger vor dem Adel, der Schaffung von Monopolen und deS Kampfes gegen alle Monopole, der Steigerung der Militärlasten, verbunden mit der Propaganda für die Abrüstung, der Festhaltung an den Schwurgerichten, der Abschaffung der Schwurgerichte, der Erhöhung, der Bekämpfung der Liebesgaben, der agrarischen und der antiagrarischen, der demokratischen und der feudalen Tendenzen! (»Lustige Blätter.*) gewerkschaftlicher Seite gegen die Unternehmer ausgebeutet werden. Die Arbeitgeber des Kreises Solingen haben um so mehr Veranlassung, dem erwähnten Plane der Sozialdemokratie euer- gisch entgegenzutreten, als bereits vor einigen Wochen gc- legentlich der damaligen Kundgebung sich Vorkommnisse ereignet haben, deren Wiederholung von keiner Seite wünschenswert er- scheint. Sollte eS trotz der ablehnenden Haltung der Arbeitgeber zu widerrechtlichen Arbeitseinstellungen kommen, so bitten wir unsere geehrten Mitglieder, unS unverzüglich die Namen der fraglichen Arbeiter angeben zu wollen. Hochachtungsvoll! Der Vorstand des Verbandes von Arbeitgebern im Kreise Solingen . Der Geschäftsführer:(gez.) Dr. Hornung." Die Solinger„Arbeitgeber" nehmen also genau den- selben Klassenkampfstandpunkt ein, den die große Mehrheit der Industriellen hier in Berlin und an anderen Orten gegenüber der Forderung ihrer Arbeiter eingenommen hat, ihre Fabriken am heu» tigen Tage, dem 18. März, etwas früher zu schließen. Sie be- trachten die Arbcitersorderung nicht von ihrem politischen Stand« Punkt als Liberale, sondern, wie es in dem obigen Rundschreiben so schön heißt, von ihrem speziellen„Arbeitgeberstandpunkt". Und von diesem besonderen Jnteressenstandpunkt aus erscheint ihnen die geringste Nachgiebigkeit gegen die Wünsche ihrer Arbeiter, mögen diese Wünsche sie auch wirtschaftlich nicht im ge- ring st en schädigen, als in ihren Folgen höchst„b e» d e nk l ich"; denn solche Erfüllung der Arbeiterwünsche würde, wie das Zirkular offenherzig ausspricht,„zweifellos demnächst von sozialdemokratischer wie gewerkschaftlicher Seite gegen die Unternehmer ausgebeutet werden." Das heißt mit anderen Worten: die Nachgiebigkeit gegen irgendwelche Arbeiterwünsche stärkt stets das Selbstbewußt- sein der Arbeiter, und diese Stärkung des Selbstbewußtseins hat zur Folge, daß bei nächster Gelegenheit die Arbeiter wieder neue Forderungen stellen. Das muß, meint das Rundschreiben des Solinger.,Arbeitgcber"-Verbandes, um jeden Preis hintertrieben werden, und deshalb müssen nicht nur die Arbeiter, die am Nach- mittag des 18. März nicht zur Arbeit kommen, bestraft, sondern auch der Leitung des Arbeitgeberverbandcs angezeigt werden-- damit diese sie eventuell auf die schwarze Liste setzt. l Die liberalen Blätter räsonmeren über die Marxsche Klassen- kampfthcorie und bezeichnen sie als eine bloße Erfindung, zugleich aber führen die Herren„Arbeitgeber", ganz gleich, ob sie konser- vativ, nationallibcral oder entschieden liberal sind, den Klassen- kämpf gegen ihre Arbeiter in der rücksichtslosesten und brutalsten Form._ Politische ücberlicht. verlin. den 18. März 1908. Der zweite Tag der Kolonialdebatte. Genosse Ledebour nahm heute im Reichstag Gelegen- heit, den prinzipiell ablehnenden Standpunkt der Sozialdemokratie zur kolonialen Knechtungs- und zur kapita» listtschen Weltpolitik überhaupt darzulegen. Das lvar deshalb besonders am Platze, da Herr Dernburg und bürgerliche Redner mit dem Stuttgarter Internationalen Kongreß und dem Essener Parteitag zu krebsen versuchten. Ledebour charakteri- sierte ferner in kräftigen Linien das System der kapitalistischen Ausbeutungspolitik, das sich trotz Dernburgs platonischer Negerfreundlichkeit mit Naturnotwendigkeit durchsetzen werde. Wenn schon in Deutschland selbst die ausgebeutete Klasse so schwer unter der Ausbeutung und Knechtung der privilegierten Klasse leide, um wieviel furchtbarer müsse diese Ausbeutung einer fremden Nasse sein, die als niedriger stehend gelte und der Unterjochung und Ausbeutung ohne alle die Mittel des Widerstandes ausgeliefert sei, die dem einheimischen Prole- tariate immerhin zur Verfügung stünden. Ledebour führte besonders den Dernburgschcn Scheinoptimismus ad absurdum, daß das Kolonialbeamtentum sich der Ein- — Humor des Auslandes. Ein Aufruf eines Missionars in Afrika um Zusendung von landwirtschaftlichen Geräten hatte den Erfolg gehabt, daß ihm unter anderen auch ein Melkschemel von England zuging. Er gab ihn dem Neger, dessen Pflicht es war, die Kühe zu melken, mit der Weisung, ihn zu benutzen. Als der Neger am ersten Tage den Kuhstall verließ, war er böse zugerichtet und halte einen leeren Eimer. Der Missionar forderte eine Er- klärung und der Neger antwortete:.Melkschemel sehr nett, Massa, aber sie will nicht darauf sitzen".(„The Argonaut.") Farmer:„Heda, mein Junge! Was tust Du da oben im Apfelbaum?"— Junge:„Können Sie denn nicht sehen? Einer von Ihren Aepfeln war vom Baum gefallen und ich binde ihn wieder fest!"(„Brooklyn Life".) Notizen. — Vorträge. Der verein zur Förderung der Kunst veranstaltet am 23. März im Berliner Rathause einen Karl Spitteler -Abend, an dem Proben aus den Haupt- werken des Schweizer Dichters zum Vortrag gelangen.— Der Dichterabend, den daS S ch i ll e r t h e a t e r am Sonntag, den 22. März im Berlinischen Rathause veranstaltet, ist Detlev v. Lilie ncron gewidmet. — Die Meininger Hoftheatertruppe wird voraus« sichtlich nicht aufgelöst werden(wozu der Biihnenvertrag Handhabe gäbe), sondern vis zur Vollendung des Neubaues in Gotha und Koburg auftreten. — Ein Landes museum der Provinz Westfalen wurde in Münster eröffnet. Das Gebäude ist mit Anklängen an die Münsterische Architektur im UebergangSstil der Spätgotik zur Renaissance erbaut, an der Innenausstattung waren moderne Kunst- gewerbler beteiligt. Die Sammlungen geben ein gutes Bild der westfälischen Plastik und Malerei. Das älteste deutsche Tafelbild (vielleicht noch aus dem 12. Jahrhimderl) und einige altmünsterische Zimmer sind besonders bemerkenswert. — Ahsen , Literaturzigeuner und hochblonde Weiber von königlichem Wuchs bevölkerten, wie ein Plauderer in der„Voss. Zeitung"(Ludwig Pietsch scheint eS ausnahmsweise nicht zu sein) der aufhorchenden Mit- und Nachwelt überliefert, einen vom „Verein der Kunst" veranstalteten Beardsleyball. Schön mit Namen oder sonst kenntlich werden die Genies zusammen mir den Metropoldamen. die aus Abenteuer ausgingen, aufgeführt.„Ach wie ist die Zeitung so interessant", sagt der Blockphilister, und denkt sich, wa» für Hanswürste sind doch diese Künstler.
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