mit Recht befürchtet, baß eine Reihe von Krankheitsträgern in das Wisser gelangen könnte. Wenn auch das Bad gerade für die brei- teren Schichten der Bevölkerung, die keine Badereise machen können, von größtem gesundheitlichem Vorteil wäre, so weiß ich doch nicht, warum uns ein Freibad gerade auf die Nase gesetzt werden soll. Am Eüduser z. B. wäre doch Platz genug dafür. Der Verein hat die Erlaubnis bekommen, das Bad an besagter Stelle zu errichten; außerdem oerlautete in der Presse, daß trotz des Protestes des Ma- gistrats das Bad unmittelbar neben dem Forsthaus Müggelsee er- richtet wenden soll. Bei der fiskalischen Natur unserer Behörden müssen wir das als sehr wohl möglich ansehen. Es wird sich fragen, ob Berlin in der Lage ist, den durch die Anlage entstehenden Schaden auszugleichen. Wir appellieren an die Wasserwerksverwaltung, den Bau des neuen Grundwasserwerkes aufs äußerste zu beschleunigen. Die Wasserwerksvcrwaltung muß serner durch besonders peinliche Aufsicht dafür sorgen, daß das Wasser von Krankheitskeimen frei- gehalten wird. Das Wasser wird gegenwärig alle 14 Tage unter- sucht; vielleicht wird es später alle Tage untersucht. Dann möchte ich noch darauf hinweisen, daß dem Freibadverein aufgegeben worden ist, Bedürfnisanstalten zu errichten, und daß die Gefahr be- steht, daß durch die Produkte des Stoffwechsels das Wasser verdorben wird. Die Wasserwerksverwaltung wird hoffentlich alle Maß- nahmen treffen, die geeignet sind, die Bevölkerung zu beruhigen. Stadtrat Rast: Unser Gesundheitsamt hat ein Gutachten er- stattet, das geradezu vernichtend ist für den Plan der Anlage eines Freibades bei den Friedrichshagener Wasserwerken. Das Bad wird nicht 4 Kilometer sondern nur 2 Kilometer von unseren Schöpfstellen entfernt sein. Auch der Errichtung des Bades am Südufer des Müggelsees stehen Bedenken aus hygienischen Gründen entgegen. Auf die Entnahme von Wasser aus dem See können wir, vorläufig wenigstens, nicht verzichten, besonders an heißen Sommertagen, wo gerade am meisten gebadet werden wird, werden wir immer täglich 60 VW Kubikmeter aus dem See ent- nehmen müssen. Die Etats werden genehmigt. Beim Etat der Gemeindefriedhöfe bemerkt Stadw. Modler(A. L.): Im übrigen Deutschen Reiche, selbst in den kleinsten Staaten, ist die Freiheit der Feuerbestattung ge- währleistet resp. die Bewegung dafür in vollem Fluß; nur Berlin ist hierin vollkommen rückständig. Bereits 1903 ist in dieser Be- ziehung eine große Anzahl von Berliner Vereinen gemeinsam an den Magistrat herangetreten; eS wurde auch geantwortet, daß der Magistrat sich mit der Frage beschäftige. Seitdem sind 4 Jahre vergangen; der Magistrat hat im Landtage nichts versucht. Ich bitte um eine Erklärung darüber. Oberbürgermeister Kirschner: Der Magistrat hat es an Auf- merksamkeit in dieser Sache nicht fehlen lassen, er wäre auch bereit, mit einer Petition an den Landtag heranzutreten, wenn ein Resultat zu erwarten wäre. Es ist bekannt, daß gerade jetzt am allerwenigsten der Zeitpunkt für die Zulassung der Feuer- bestattung in Preußen ein günft-iger ist. Ich muß Ihnen ehrlich gestehen, von Petitionen, die keinen Erfolg haben, die eine Nieder- läge bringen, halte ich nichts; Berlin gerade muß mit solchen Petitionen sparsam sein. Wenn ein günstiger Zeitpunkt dafür ge- kommen sein sollte, werden wir selbstverständlich eine solche Petition einreichen. Stadtv. Manasse(Soz.): Es ist mir eine besondere Freude, daß von kirchlicher Seite hier diese Frage angeschnitten worden ist. Soviel ich weiß, haben drei Minister stch sehr wohlwollend dazu gestellt, aber der vierte Mann zum Skat, gerade der matzgebende, erschien gar nicht zu der Besprechung darüber. In Sachsen denkt man kirchlich genau so wie in Preußen, trotzdem ist dort die Feuerbestattung nicht verboten, ja, es wird nicht unmöglich sein. daß wir eher unsere Leichen per Automobil an die Grenze Mecklen- burgs schaffen, um sie dort verbrennen lassen zu können, als daß in Preußen sich ein Wandel vollzieht. Heute können allerdings in Preußen auch schon zwei Kategorien von Einwohnern sich ver- brennen lassen: solche, die die Mittel dazu haben, um sich in einem der autzerpreußischen Krematorien einäschern zu lassen, und dann jene andere Klasse, die in der Diestelmeyerstratzc gleich kubikmeter- weise verbrannt wird zur Strafe für ihre Armut. Es hat sich ja auch in Theologenkreisen schon ein Wandel vollzogen, manche Geistlichen sind bereit, den Angehörigen auch bei Einäscherungen Trost zu spenden. Die volkswirtschaftliche Seite der Frage wird ja erst allgemein erwogen werden, wenn eine große Epidemie ein- mal ausbrechen sollte. Wer Verbrennungen beigewohnt hat, weiß, daß da die Würde und Weihe der Bestattung ebenso gewahrt ist wie bei der Erdbestattung. Bekanntlich ist in Preußen bereits ein Krematorium gebaut, nämlich in Hagen , und man hätte sich dort die Ausgabe von 130 000 M. sehr überlegt, wenn man nicht angenommen hätte, daß die Feuerbestattung bald zugelassen werden würde. Es gibt dort auch einen vernünftigen Regierungs- Präsidenten, der der Sache sehr sympathisch gegenübersteht und nur eine Strafe von 150 M. für jede Uebertretung des Verbotes ver- hängen läßt. Ginge die Vernunft nun soweit, nur 3 M. Strafe zu verhängen, so könnte man auch in Preußen billig verbrannt werden.(Heiterkeit und Beifall.) Stadtv. Dr. Langerhans(A. L.) ist mit dem Oberbürgermeister der Meinung, daß der Zeitpunkt für Einbringung einer Petition an den Landtag nicht günstig ist; trotzdem aber sollte man sie ein- bringen, denn nur durch andauernde Arbeit sei hier etwas zu er- reichen. Stadtv. Nofenow(N. L.) ist dafür, unter allen Um- st ä n d e n jetzt die Petition einzureichen. Stadtv. Kyllmann(fr. Fr.) macht darauf aufmerksam, daß bei Leichenbestattungen auf dem Meere die Würde und Feierlichkeit in keiner Weise beeinträchtigt werde. Stadtv. Modler stellt den Antrag, den Magistrat zu er» suchen, mit einer Petition an den Landtag heranzutreten, in der die Zulassung der Feuerbestattung für Preußen gefordert wird. Der Antrag wird ein st immig angenommen und der Etat genehmigt. Der Etat für den Hochbau passiert ohne Debatte. Bei den„Verschiedenen Einnahmen und AuS- gaben" beantragt Stadtv. Dyhrenfurth(fr. Fr.), daß die dem Berliner Aquarium entzogenen 23 000 M. als Beihülfe wieder ins Ordinarium ein- gestellt werden und zwar mit der Maßgabe, daß diese Beihülfe postnumerando gezahlt wird, solange das Aquarium seinen Betrieb aufrecht erhält. Stadtrat RamSlau macht darauf aufmerksam, daß diese Be- dingung sowieso zu Recht bestände. Stadtv. Borgmann(Soz.): Wir werden dem Antrag zustimmen, denn das Aquarium ist ein wertvolles Bildungsinstitut. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf aufmerksam machen, daß nach meiner Meinung auch die Kinder der Gutsschulen der Berliner Riesel- felder die Vergünstigungen genießen müssen, die den Berliner Volksschulkindern zustehen: freier Besuch des Zoologischen Gartens und des Berliner Aquariums. Der Antrag Dyhrenfurth wird angenommen. Im übrigen wird der Etat„Verschiedene Einnahmen und Ausgaben" ohne Debatte verabschiedet. Ueber die Etats für die Markthallen, den V i e h m a r k t, den Schlachthof und die Fleischbeschau berichtet Stadtv. G o e r o l d t(Fr. Fr.). Zum Etat der Markthallenverwaltung bemerkt Stadtv. Hinhe(Soz.): Im vorigen Jahre schon hat der Kämmerer die Markthallen ein Schmerzenskind der Verwaltung genannt, und in diesem Jahre meinte er, gingen sie rettungslos ihrem Schicksal entgegen, es blieben nur noch 275 000 M. in dem „Goldtopf" übrig, und im nächsten würden sie eine halbe Million' Zuschuß erfordern. Dieses Exempel stimmt nicht, denn von ein- zelnen Markthallen sind noch Ueberschüsse von insgesamt 470 000 Mark eingestellt. Es mutz jetzt geprüft werden, ob man nicht endlich tabula rasa macht mit den Markthallen, die nicht ertrags- fähig sind. Dazu gehören die Markthalle in der Mauerstraße mit 60 000, die am ArminiuSplatz mit 50 000, die in der Dorotheen- Verantw. Redakt.: Georg Davidsohn , Berlin . Inseratenteil veranttw: straße mit 51 000 M. Zuschuß u. a. Scheidet man diese aus, so würden die Markthallen im ganzen noch einen Ueberschuß ergeben. Der Ausschuß hat die Petition der Markthallen- arbeiter um Lohnerhöhung abgelehnt. Diese Petition ver- trat den bescheidenen Wunsch, daß den Arbeitern der Lohn von 4,50 M. nach neunjähriger Tätigkeit endlich gewährt werden möchte. Deputation und Magistrat haben diesen Satz bewilligt, nachdem die Deputation bereits im vorigen Jahre 3,75 M. Mindest- und 4,75 M. Höchstlohn empfohlen hatte. Die Zahlung des Satzes von 4,50 M. hat aber der Magistrat nach dem Etatscntwurf bis 1909 hinausgeschoben. Die Löhne der Heizer in den Markt- ballen sind seit 15 Jahren nicht um einen Pfennig erhöht worden. Auch hier hatte die Deputation Erhöhung des Höchstgehaltes auf 1800 M. vorgeschlagen, der Magistrat hat diesen Antrag nicht be- rücksichtigt. Jetzt haben auch die Heizer petitioniert, der Ausschuß hat sich aber ebenfalls ablehnend verhalten. Wir bedauern leb- hast, mit Anträgen heute nicht kommen zu können, und zwar um so mehr, als die Versammlung schon voriges Jahr die Petition der Heizer dem Magistrat zur Erwägung zu überweisen beschloß; wir bedauern weiter lebhaft, daß der Magistrat jenen so be- scheidenen Wünschen nicht entsprochen hat.(Beifall b. d. Soz.) Der Etat wird hieraus genehmigt, ebenso ohne Debatte der Etat für den Viehmarkt und für den Schlachthof, bei letzterem auch der neue Schlacht» und Schaugebührentarif genehmigt. Die P e t i t i o n en der Berliner Fleischerinnung, des Vereins der Schweine-Engrosschlächtermeister Berlins und des Vereins der Vereinigten Großfleischermeister Berlins um Ablehnung der beab- sichtigten Tariferhöhungen werden durch Uebergang zur Tages- ordnung erledigt. Ueber die Etats für Straßen- und Brückenbau, Kapital- und Schuldenverwaltung, Gemeinde- grundsteuer, Gewerbe- und Warenhaus st euer, Betriebs st euer, Gemeindeeinkommen st euer, Hunde st euer. Braumalz st euerzuschlag. Wander- lagerst euer, Umsatz st euer referiert Stadtv. L ö s e r (A. L.). Beim Etat der Gemeindeeinkommcnsteuer führt Stadtv. Leid(Soz.) aus: Die Zustände in der Steuerverwal- tung bedürfen dringend der Abhülfe. Das städtische Einwohner- Meldebureau soll die Verpflichtung haben, die Konfession der Steuerpflichtigen den kirchlichen Behörden mitzuteilen. Ein gefctz- licher Grund für diese Bestimmung ist mir nicht bekannt. Gleich- viel aber, wenn auch diese Verpflichtung begründet sein sollte, so müßten doch. die Auskünfte auf Grund der Listen nicht so unvoll- ständig sein, daß man einfach darüber den Kopf schütteln muß. Zahlreiche Bürger werden zur Kirchensteuer veranlagt, die der be- treffenden Kirchengemeinschaft gar nicht angehörten oder schon seit vielen Jahren ausgetreten sind. In kurzer Zeit sind mir 70 Fälle bekairnt geworden, wo Mitglieder, die aus Kirchengemeinden recht- lich ausgeschieden beziehungsweise der veranlagenden Kirchen- gemeinde gar nicht angehören, trotzdem zur Kirchensteuer veranlagt wovden sind. Obwohl ich selbst z. B. seit 14 Jahren aus der evan- gelischen Landeskirche ausgeschieden bin, ist mir das widerfahren. In der katholischen Sebastiansgemeinde sind so zahlreich derartige Fälle vorgekommen, daß man geradezu von einer Belästigung sprechen muß. Es herrscht hier offenbar eine unglaubliche Schlamperei. Die Sadtgemeinde vollzieht sogar Pfändungen für die auf diese Weise festgesetzte Kirchensteuer und kann natürlich für den ent- stehenden Schaden verantwortlich gemacht werden. Wir müssen ver- langen, daß diese Listen wenigstens korrekt sind. Ich würde kein Wort darüber verlieren, wenn nur vereinzelte Klagen vorlagen; in einer großen Verwaltung können Fehler vorkommen, aber jetzt herrscht ein Mißstand, der einmal öffentlich gerügt werden muß. In der Einziehung unserer Steuern herrschen ebenfalls Mißstände. Die Steueranuahmestellen sind zu Zeiten so überfüllt, daß das Publikum oft lange warten muß. Es kommt hinzu, daß die Be- amten in den Bureaus in einer Weise mit dem Publikum umgehen, die nicht gerade höflich genannt werden kann. Es mag sein, daß es für einen Beamten unangenehm ist, wenn er in seiner rechnerischen Arbeit gestört wird, aber er darf doch seinen Unmut nicht an dem Publikum auslassen, denn die Beamten sind für das Publikum da und nicht umgekehrt. Ueber den Ton unserer Beamten haben wir ja schon einmal in bezug auf die Standesämter Klage führen müssen. In der Steuerannahmestelle Treskowstraße ließ man eine Frau von 12 bis 2 Uhr warten, ohne daß sie abgefertigt wurde; in dieser Zeit soll die Steuerstelle sehr überfüllt gelvescn, aber trotzdem in der Zeit von 12 bis �1 Uhr nicht eine Person abgefertigt worden sein. Auf Beschwerde wurde einfach geantwortet:„Wir haben ja auch warten müssen, bis Sie gekommen sind."(Heiterkeit.) Das ist nicht die Art, das Publikum zu behandeln; es hat ein Recht, prompt abgefertigt zu werden. Beanstandet werden muß auch das heutige Mahnverfahren, welches ein offenes ist und die Steuererheber zu der Praxis ver- anlaßt hat, in Fällen, wo der Pflichtige nicht angetroffen wird, die Mahnzrttel an die WohnungStür zu heften. Das steht der Stadt Berlin recht schlecht an; ein Privatmann wird sich das entschieden verbitten und unter Umständen eine Beleidigung darin erblicken. Was sich für den Privatmann nicht schickt, schickt sich auch nicht für die Stadt Berlin . Selbst das Gericht benutzt den geschlossenen Brief, sobald es sich um Aufforderung zur Zahlung von Gerichts- kosten handelt. Dieser alte Zopf sollte endlich abgeschnitten werden. (Beifall.» Stadtrat Tourbie: Den letzteren Zopf abzuschneiden ist sehr schwer, denn das Anheften ist gesetzlich vorgeschrieben; es ist sogar einmal vorgekommen, daß jemand verlangte, der Zettel solle nicht in den Briefkasten gelegt, sondern angeklebt werden.(Heiterkeit.) Eine erhebliche Vermehrung der Lokalitäten würde neben der Ver- mehrung der Beamten zur Erleichterung der Steuerzahlung ge- hören, namentlich wenn man sie bringen lassen wollte. Die Sache mit den Kirchensteuern ist sehr mißlich. Wir sind gesetzlich ge. zwungen, diejenigen Steuern einzuziehen, die nicht direkt an die Kirchengemeinde gezahlt werden. Wir üben dabei eine sehr milde Praxis. Daß bei der Veranlagung Fehler vorkommen können, ist selbstverständlich. Die Listen beruhen zunächst auf den HauSlisten, und viele Leute geben da ihre Religion erst gar nicht an. Stadtv. Borgmann(Soz.): Ob wir die Steuer holen oder bringen lassen, darauf kommt es gar nicht an; in beiden Fällen wird eS säumige Zahler geben, die gemahnt werden müssen.� Der offene Mahnzettel soll nicht an die Tür geklebt werden, das wünscht Kollege Leid. DaS müßte auch sehr leicht durchzuführen sein. Daß die Einziehung der Kirchensteuer durch die Stadt überhaupt ein Uebel ist, stimmt schon, sofort tverden wir es indessen nicht be- seitigen können. Abhülfe mutz aber gegen diese zahllosen Irrtümer und Behelligungen in irgendeiner Weise geschaffen werden. Der Etat wird genehmigt, desgl. die Etats für die Hunde- steuer, Braumalzsteuerzuschlag, Wanderlagersteuer, Umsatzsteuer. Darauf wird der Stadthaushaltsetat für 1908 in Einnahme und Ausgabe festgesetzt auf 159 089 112 M. Die Tagesordnung ist damit erledigt und die Sitzung schließt um?i8 Uhr. Hus der Partei. Jahresbericht der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands für 1907. Der vom Parteisekretär I. G. van Kuykhof publizierte Jahres- bericht ergibt eine Mitgliedcrzahl von 8423 gegen 7471 im Jahre 1906, die in 176 Abteilungen, gegen 167, organisiert waren; eine Zunahme von 952 Mitgliedern und 9 Abteilungen. Der Partei- fekretär weist darauf hin, daß eine große Anzahl der Abteilungen sich auf dem Lande befindet und deshalb auch nur wenige Mit- glieder zählt; 96 Abteilungen, d. h. 54 Proz. haben weniger als 25 Mitglieder. Unter den großen Städten zeigt Amsterdam einen Mitglicderzuwachs von nur 3 Proz., Utrecht von 8,37 Proz., Haag von 12,96 Proz., Rotterdam von 22,6 Proz., während die Zunahme Th. Glocke, Berlin . Druck u.Verlag: Vorwärts Buchdr.u. Verlagsanstalt für die ganze Partei 12,8 Proz. beträgt, gegen 9,78 Proz. im Vcrt« jähre.— Die Einnahmen der Partei betrugen 13 744,84Ä Gulden, worunter: 4338,63 Gulden von Mitgliederbeiträgen, gegen 3838,87 Gulden im Vorjahre, und 4637,7214 Gulden Beiträge für den Parteifonds und andere freiwillige Beiträge. Die Ausgaben betrugen 13 436,6414 Gulden, der Kaffenbestand 308,20 Gulden.— Die im Berichtsjahre vollzogenen Wahlen zu den Provinzial- staatcn erhöhten die sozialdemokratischen Sitze von 6 auf 21; die Gemeinderatslvahlcn ergaben als Resultat, daß Ende 1907 in 53 Gemeinden 99 Sozialdemokraten in Gemeinderäten saßen. Beide Wahlen, sagt der Bericht, übten auf den allgemeinen Stand der Partei günstigen Einfluß aus.— Diskussionen über die Parteitaktik seien auf Beschluß in den Abteilungen, bis auf ein- zclnc, unterblieben. Die Gruppen hätten sich, kräftiger als früher, auf die innere Organisation verlegt und schenkten besonders den Tagesfragen ihre Aufmerksamkeit. Im ganzen sprächen die Ab- teilungsberichte nicht von Mutlosigkeit; in organisatorischer und finanzieller Hinsicht sei der Stand der Partei ein guter.— Tie Tätigkeit des Parteivorstandes, der Parteibuchhandlung und der vier von der Partei ganz oder teilweise honorierten Propagandisten wird eingehend behandelt. Die Parteiprcsse besteht außer dem täglich erscheinenden Zentralorgan„Het Volk" noch aus 15 Wochen- blättern, der Ivissenschaftlichen Monatsschrift„De Nicuwe Tyd", der alle 14 Tage erscheinenden„Proletarischen Frau", dem Monats- blatt der Jugendorganisationen„De Zaaier" und der„Gemeente", Organ des Vereins sozialdemokratischer Gemeindcratsmitglieder. Gemeiudcwahlerfolge. In He�ssen-Nassau wurde zu N a u r a d mit 45 von 46 ab« gegebeneu Stimmen in der dritten Klasse ein Sozialdemokrat gewählt. In Flörsheim siegte zum erstenmal einer unserer Genossen, und in Rückingen drangen bei der Gemeindevenreterwahl zwei Ge- Nossen durch. In Grüben bei Striegau in Schlesien wurde ew Genosse mit 65 von 70 abgegebenen Stinimen gewählt. Aus den Organisationen. Die Parteiorganisation des Wahlkreises Mainz -Oppenheim hielt am Sonntag eine Konferenz in Mainz ab. Nach dem Jahresbericht des Kreisvorstandes ist der Mitgliederstand in 16 Ortsvereinen, berechnet nach dem Markenumsatz von 1392 auf 1699 gestiegen; die gegenwärtige Mitgliederzahl beträgt 2339, ihr stehen 13 027 sozialdemokratische Reichstagswahlstiinmen und ca. 9000 freie Gewerkschaftsmitglieder gegenüber. Bei den Gemeinde- ratswahlen wurden fünf neue Mandate erobert, eins ging verloren. In acht Gemeinden sind jetzt 32 Vertreter unserer Partei tätig. Die Parteipresse erlitt durch Abtrennung des Darmstädter KreiseS, in welchem eine eigene Parteizeitung gegründet wurde, einen empfindlichen Verlust an Abonnenten, der noch nicht wieder aus- geglichen werden konnte. Die Einnahmen und Ausgaben der Kreis- lasse balanzieren mit 3304,15 M. bei einem Kassenbestand von 791.62 M.— Beschlossen wurde die Anstellung eines Partei- s e k r e t ä r S, der bereits am 1. Juli seine Tätigkeit aufnehmen soll. Zur Bestreitung der Kosten wurde der Einheitsbeitrag von 25 auf 30 Pf. pro Monat erhöht.— Zur im Herbst stattfindenden Landtagswahl erstattete Genosse Dr. David ein Referat, in welchem er empfiehlt, die Wahlrechtsreform in den Vorder« grund des Wahlkampfes zu stellen. Direktiven wird eine außer- ordentliche Konferenz erst noch beschließen.— Die Konferenz war von 13 Orten mit 65 Delegierten beschickt. Zum Parteitag in Nürnberg 1908 beabsichtigt die örtliche Parteileitung, eine offizielle Parteitagskarte(Ansichtskarte) her- stellen zu lassen, auf der neben dem Parteitage selbst auch deS im Jahre 1868 zu Nürnberg stattgefundenen 5. Vereinstages der deutschen Arbeitervereine gedacht werden soll. Zur Erlangung von Entwürfen erläßt der Sozialdemokratische Verein ein Preis- ausschreiben für die Arbeiter der in Frage kommenden Be- rufe Nürnbergs . Vorgesehen sind drei Preise von 50, 30 und 20 M. Das Preisgericht wird aus je einem Vertreter der Organi- sationen der Bildhauer, Maler und Lithographen, drei vom Vor- stand des Sozialdemokratischen Vereins zu bestimmenden Genossen und einem Vorstandsmitgliede selbst gebildet. polizeiliches, Gerichtliches ulw» Ein hartnäckiger Staatsanwalt. Von der Anklage der Verächtlichmachung von Staatseinrich» tungen war der Genosse Q u e s s e l vom Landgericht Stettin fteigesprochen worden. Er hatte in der Landarbeiterzeitung„Der Pommer" eine Novelle aus dem Leben der Landarbeiter ver- öftentlicht und sollte dadurch zur Verachtung der Justiz aufgereizt haben. Der Staatsanwalt konnte es zur Eröffnung des Haupt- Verfahrens erst durch eine Beschwerde bringen. Als dann Ouessel doch freigesprochen wurde, legte der Staatsanwalt Revision ein, die aber auch verworfen wurde, weil nach dem Inhalt der Novelle nicht angenommen werden konnte, daß auf einen einzelnen Fall hingewiesen werden sollte, von dem der Leser annehmen konnte. daß er sich tatsächlich ereignet habe. Das sei aber Bedingung für den Dolus der Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen. Letzte JVaebnebten und Depefeben. 50 Proz. Betriebseinschränkung! Essen-Ruhr, 24. März.(W. T. B.) Das Siegerländer Noheisensyndikat hat, wie die„Rheinisch-Westfälische Zeitung" meldet, beschlossen, vom 1. April ab eine Betriebseinschränkung von 50 Proz. eintreten zu lassen. Es wurde erklärt, daß in- folge des Festhaltens des Kohlensyndikats an den hohen Kokspreisen Aufträge an gemischte Werke und an das Aus- land gingen. Die Siegerländer Hütten werden Koksabschlüfse nur für drei Monate tätigen. Die Werftherre««. Hamburg , 24. März.(W. T. B.) Die Gruppe Deutsche See» schiffswerften deS Verbandes deutscher Eisenindustrieller hatte die Ausständigen der HowaldtSwerke aufgefordert, die Arbeit bis zum 21. d. M. wieder aufzunehmen. Da die Ausständigen dieser Auf. forderung nicht nachgekommen sind, wird die Gruppe den Betrieb in den deutschen SeeschiffSwerften vom 28. b, M. ab bis auf weiteres einschränken. BergmannsloS. Salzburg» 24. März.(B. H. ) Im Braunkohlenbergwerk Hering bei Kufstein wurden vier Bergarbeiter durch giftige Gase getötet, ein fünfter ringt mit dem Tode. Es bleibt beim Justizverbrechen gegen die„Wyborger"! Petersburg, 24. März.(W. T. B.) Der Senat lehnte die Kassationsklage der wegen Unterzeichnung des Wyborger Aufrufes angeklagten ehemaligen Abgeordneten der ersten Reichsduma ab._ Exdeputierter Nafi. Rom , 24. März.(W. T. B.) Die Deputiertenkammer hat den Vorschlag der Kommission, das Mandat Nasis in- folge seiner Verurteilung durch den Senat für verfallen zu erklären, genehmigt. Paul Singer&. Co, Berlin S W. Hierzu 3 Beilagen u. vnterhaltongSb�
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