»!c KohlenfSrd erung einzuschränken«nd da- durch Arbeiter überzählig zu machen. Als ihnen ein Vertreter der Industrie vorrechnete, daß eine Einschränkung der. Aus- fuhr um ein Drittel die Entlassung von rund 2o 000 Bergleuten mit einem jährlichen Lohn von 22—30 Millionen Mark zur Folge haben mühte, war der Agrarierhäuptling Hahn »ehrlich" genug, dazwischen zu rufend „die der Landwirtschaft zugute kämeu." So offenherzig gestand dieser Agrarier zu. daß es der Hunger der Arbeiter ist, woraus die Agrarkapitalisten ihren Profit ziehen. Selbstverständlich waren die Jndustriekapitalisten auch nicht faul, den Agrariern unter die Nase zu reiben, daß die Löhne erhöht werden müssen infolge der allgemeinen Teuerung aller Lebensmittel, an denen die agrarische Wirt- schaftspolitik schuld ist. Und als sich so die Agrarkapitalisten sagen lassen muhten, daß sie aus schmutzigem Eigennutz am Mark der Arbeiter zehren, da schrien sie voller Wut den Jndustriekapitalisten entgegen, daß diese geuau dasselbe Ver- breche» begehen. Gras Könitz sagte: „Nach den Berichten der KnappicdaftSvereine werden die verg- arbeiter im Durchschnittsalter von 46 Jahren invalide. In dem Bezirk Bochum mit 285 000 Mitgliedern tritt die Invalidität sogar, schon im Durchschnittsalter von 43 Jahren ein.'' Wer von ihnen recht hat?— Alle beide! Merkt'S euch. Proletarterl ßlochpolitils in der christlichen Gewerkschaftsbewegung. Der Ausschutz des Gesamtverbandes der christ» lichen Gewerkschaften hat sich mit dem Fall Behrens beschäftigt. Er ist, wie eS in der dazu angenommenen Resolution heitzt, zu der Ueberzeugung gelangt,„datz der Abgeordnete Behrens bei seiner Abstimmung zum Vereinsgesetz die ehr- ticke Absicht verfolgte, der gesamten Gewerkschaftsbewegung zu nutzen und sie vor den schlimmsten Wirkungen des§ 7(12) des Gesetzes nach Möglichkeit zu schützen. Der Ausschutz kann des- halb in der Haltung des Abg. Behrens eine prinzipielle Zustimmung zum K 7(12) nicht erblicken.... Das Vereinsgesetz enthält jedoch Ausnahmebestimmungen gegen BolkSminderheiten. die aus keinen Fall die Zustimmung eines christlichen GcwcrkschastSführers finden dürften. Der Ausschutz mitzbilligt daher die taktische Haltung deS Abgeordneten Behrens aus daS entschiedenste. würdigt indessen in vollem Matze seine schwierige Situation. Er sieht in diesem Einzelvorkommnis keine» Grund, de« Kollegen Behrens das Vertrauen zu entziehen, um so weniger, als er bei der entscheidenden Abstimmung über das Gesetz allen Ver« befserungsanträgen zugunsten der Gewerkschaftsbewegung zugestinunt und den§ 7(12) abgelehnt hat." Der Vorstand und BeratungSauSschutz deS Ge- werk Vereins christlicher Bergleute, dessen General- fekretär Behrens ist, billigt diesem ebenfalls mildernde Um« stände zu, weil seine Zustimmung zum§ 7 in zweiter Lesung nicht grundsätzlich gemeint, sondern nur auS taktischen Gründen, um der Gewerkschaftsbewegung zu nützen, erfolgt sei. Indessen, so lautet das Urteil weiter, hat sich durch diese Abstimmung der Abgeordnete Behrens„in Gegensatz zu einer großen Zahl der Mitglieder deS Sc- wertvereinS, insbesondere der fremdspi achigen Kameraden, gesetzt. Die Haltung deS Abg. Behrens hat den Gewerkvrrei» taktisch schwer geschädigt; sie kann dem Gewerkverein die Gewinnung von Mit- gliedern in den gemischtsprachigen Bezirken sehr erschweren." Dieser Beschlutz klingt weniger entschieden, als daS Urteil des .Bergknappen", der in bezug auf Herrn Behrens verkündete:.Jeder Gewerkschafter hat die Pflicht, für die Forderungen einzutreten, die die Lebensfähigkeit und daS Arbeiten der Gewerkschaften erst ermög- lichen Wer daS nicht will und tut, der gehört nicht zu uns." Bon ein�m HinauSwurf ist nicht mehr dieRede in dem Be- fchlutz-deS GewerkvereinS, und der Ausschutz deS Gesamt» Verbandes will sogar Herrn Behrens das Vertrauen nicht entziehen. Wenn also der christlichsoziale Block» Politiker nicht allzuempfindlich ist. kann er weiter in der Leitung deS christlichen Bergarbeiterverbandes. im Ausschutz des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften und im Vorsitz deS christlichnationalen Arbeiterkongresses bleiben l An der versöhnlichen Haltung der christlichen Gewerkschaften und deS christlichen Bergarbeiterverbandes haben offenbar die Drohungen der Stöckerschen Christlichsozialen und der evangelischen Arbeitervereinler mit- gewirkt, die in Behrens den Glaubensgenossen und Block- bruder verteidigen. Die christlichen Gewerkschaften ruhen aus zu schwachen Füßen, um eine Absplitterung der evangelischen Mitglieder zu ertragen, wenn deren Anteil auch nicht allzu groß ist. so fürchten sie viel mehr noch die grundsätzliche AuS- «inandersetzung. die sich an eine solche Absplitterung knüpfen und die die ganze Haltlosigkeit deS chri st lichen Gewert« schaftSgedankenS aufdecken müßte. Deshalb wird über die Blocksprünge deS Herrn Behrens der Mantel christlicher Liebe gedeckt und mit einigen Borbehalten die Tatsache anerkannt, datz auch die Slockpolitil in der christlichen GewerlschaftSbewegung ihren Platz haben dars I Hus dem(öahlkampf. Ultramontaue Schulfeinde. In Mannheim hat der Magistrat der Erteilung von fremdsprachlichem Unterricht in obligatorischer Weise an be- gabte wohlgemerkt: an begabte— Volksschüler zuge- stimmt. Die„Koblenzer Volkszeitun g", das Platt deS Kentrumsabgeordneten Dr. Marcour. bringt diese Mitteilung in ihrer Nummer 233 vom 22. April und fügt hin- hu:„DaS fehlt der Volksschule noch!" Das Blatt steht offenbar aus dem Standpunkt des ver- storbenen ZentrumSführers Peter Reiche nfperger. der bei der Beratung des berüchtigten Zedlitzschen Schul- Sesetzentwurfs im preußischen Landtag erklärt hat. aß„allgemein für alle Volksschulen als obligatorische Lehr- gegenstände nur hingestellt werden können gründlicher Unterricht in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen". Geographie. Naturkunde u. a. waren nach Reichen- spergerß Ueberzeugung.nicht bloß ein überflüssiger Luxus, sondern sie tragen die allerhöchsten Gefahren für die Gesamt- Heit, für den Staat in ihrem Schoß." Junge Leute die mit jenen„schönen Sachen" in der Schule„traktiert" worden seien, können nach Reichenspergers Worten unmöglich„mit Zufriedenheit und innerer Befriedigung in den ihnen allein geöffnefcn Lebensweg eintreten, als Ackerknecht aber Stallknecht, als Ziegenhirt oder Gänse» stiii« als Lehrling und Fabrikarbeiter". Die Meinung des Zentrumsführers hat jener ostelbische Junker knapper in die Worte gefaßt:„Der dümmste Arbeiterift derbe st el" Der Freisinn i« Dienste der Reaktion. Der BreSlauer Freisinn hat es abgelehnt. von den dortigen drei Londtagsmandaten eines an die Sozialdemokratie ab- zutreten und dafür die beiden anderen Mandate für sich zu nehmen. Genau so war die Situation bereits 1903. Damals gehörten von den t54t Wahlmännern den Konservativen und dem Zentrum 750, dem Freisinn 560 und der Sozialdemokratie 220 an. Der Frei- sinn hatte eS in der Hand. der Realtion den Sieg vorzuenthalten. wenn er. der Störte der Parteien ent- sprechend, unseren Genossen ein Mandat überlassen Höne. Statt dessen mutete man unseren Parteigenossen zu, ohne jede Gegenleistung für die Kandidaten des Freisinns einzutreten I Mit Recht lehnten unsere Genossen dieses unverfrorene Ansinnen ab und Breslau entsandte einen Zentrümler und zwei Kon- s e r v a t i v e in den Landtag. Diesmal wird die Situation ohne Zweifel ähnlich l Das Verhalten des Breslauer Freisinns veranlaßt daS»Verl . Tageblatt" zu der Bemerkung: .Air find nicht für ein'� allgemeines Wahlbündnis mit der Sozialdemokratie. Aber wenn wie im BreSlauer Fall der Frei- sinn sich zwei Mandat« sichern kann für den Fall, datz er den Sozialdemokraten daS dritte abtritt, dann erscheint eS uns sehr töricht, einen solchen Pakt abzulehnen und die zweitgrößte Stadl der Monorchie an die Reaktion auszuliefern. Eine solche Taktik hätte nur dann einen Sinn, wenn der Frcifin» die Sozialdcmo. kratie grundsätzlich aus de« preußischen Abgeordnetendause fern- halten wollte. Das kann er aber nicht wollen; das wollen nicht einmal die sächsischen Konservativen, die vielmehr der Sozial- demokratie eine gewisse Vertretung in der zweiten sächsischen Kammer zu sichern entschlossen sind. Man fragt sich deshalb um- sonst, weshalb die Freisinnigen die Stadt Breslau den Kon- servativen und dem Zentrum überlassen und leer ausgehen wollen. nur damit die Sozialdemokraten auch nichts bekommen." DaS.Berliner Tageblatt' hat sich keine politische Naivität auch noch nach der fteisinnigen Tagung in Frankfurt bewahrt. Aller- d i n g s ist eS für den Freisinn Grundsatz, die Sozialdemokratie aus dem preußischen Dreiklassenparlament fernzuhalten. Lieber soll der finsterste Reaktionär i» den Landtag einziehen Z Man kann doch der Regierung, die die fteisinnigen Heldenbrüste mit Orden geziert hat, nicht den Aerger bereiten, einige Sozialdemokraten in den Landtag zu bringen I Dann könnten ja auch die Freisinnigen nicht mehr die blotz muudspitzenden Volksfteunde mimen, denn dann müßte g ep s i fseo werden I Und dazu hat der Freisinn nicht den Mut!-_ Wahlkreisgeometrie. Die„musterhafte" Wahlkreiseinteilung zur LandtagSwahl wird u. a. durch ein Extrablatt des.Amisblattes der Kgl. Regierung zu Münster " vom 14. April>908 treffend illustriert. In einem Wabl- kreise ist ein Landtagsabgeordneter, in den übrigen vier Wahlkreisen find dagegen je zwei Landlagsabgeordnete zu wählen. Im Wo hl- kreise Tecklenburg entfällt aus 26 037 Einwohner ein Abgeordneter; im Wahlkreise Borken- Recklinghausen, einem vorwiegend industriellen Wahlkreise, der bei einer Gesamt- Einwohnerzahl von 327 811 zwei Abgeordnete zu wählen hat, haben daher 163 625 Einwohner nicht mehr politische Rechte alS ca. 56 000 Einwohner im Wahlkreise Tecklenburg ! Im Wahlkreise Sleinfurt-Ahaus<125 564 Einwohner) entfällt auf 62 782 Einwohner ein Abgeordneter, im Wahlkreise Lüdinghausen- Beckum-Warendors(133 546 Einwohner) aus 66 773 Einwohner ein Abgeordneter und im Wahlkreise Münster -Coesfeld <175 596 Ein- wohner) aus 37 798 Einwohner ein Abgeordneter. Der industrielle WahlfteiS Borken-Recklinghausen müßte nach dem Matzstabe von Tecklenburg gemeffen, anstatt zwei fünf Abgeordnete wählen l Das Zentrum lehnt eine gerechte Wahlkreis- einteiluug entschieden abl Was sagen die Wähler dazu?—_ politifcbe(lebersiebt. Berlin , den 27. AprU 1908 Eine gute Zensur. Die Freisinnige Volkspartei erfreut sich deS ganz besonderen Wohlwollens der„Kreuz- Zeitung ". Als zuerst die Richwrschen Epigonen in den Block eintraten, um die große liberale Aera zu begründen, zeigte daS Blatt offen sein Mißtrauen Aber bald er- kannte eS mit anerkennenswertem Scharfblick das sanfte, anschmieg- same Gemüt der großen Führer Mugdan , Wiemer, Kopsch und Genoffen. Erst zurückhaltend, dann dreister und dreister stellte es den freisinnigen Volksparteilern lobende Zensuren aus, und da eS sah, datz diese gönnerhaft ausgeteilten Noten von den meisten dieser Herren nicht alS Beleidigungen, sondern als Ermunterungen zum Fortschritt auf der staatSmännischen Bahn aufgefatzt wurden, ver- grötzerte eS seine Anstrengungen. Bis zu welchem Grade die.Kreuz- Ztg." heute bereits in ihren Lobesleistungen gelangt ist, zeigt folgendes Zitat auS ihrer letzten Wochenrundschau: .Was den.Reaktionären aller Schattierungen" an der Frei- sinnigen Volkspartei gefiel und gefällt. daS ist deren Zuverlässig. keit. Man weiß steis, woran man bei ihr ist. Sie steht zu ihrem Programm und zu ihrem Wort. Sie schielt nicht zur Sozialdemokratie hinüber, öffnet nicht allen unsicheren Kantonisten ihre Pforten, berauscht sich nicht an politischen Feuilletonphrasen — sie ist eine Partei, mit der sich ehrlich kämpfen und ehrlich Frieden schließen lätzt. Ein wahres Glück, datz st« in der ftei- sinnigen FraklionSgemeinschafl die Führung hatte, und datz sie stolz genug war. ihrerseits die Führung des Block« durch die Rationalliberalen dankend abzulehnen. Die Konservativen werden wohl auch fernerhin gern mit so charakterfesten Gegnern direkt verhandeln, die genau wisien. wie weit sie gehen können und dürfen, und die dann auch bei ihrem Worte bleiben." Ein schönes Lob; aber es ist, wie man nicht bestreite» kann. vollaus verdient.—_ Was ist ein„noch so geringer Fortschritt"? Die Wiener.Zeit' hat an Herrn Dr. Müller-Meiningen ge- schrieben, er möchte ihr etwaS über die.Aussichten des Blocks" schreiben und Herr Müller hat ihr als kompetenter Mann diesen Wunsch erfüllt. Natürlich schimpft er über die»Berliner Richtung" der Sozialdemokratie und beurteilt die Aussichten de» Blocks recht günstig, da, wie er versichert, er und seine Gesinnungsgenossen so lange am Block festhalten würden. alS nach ihrer Ansicht.ein wenn auch noch so geringer Fortschritt in der Richtung ihrer politischen Grundsätze durch die- selbe garantiert' werde. Das ist eine sehr nette, wenn auch stilistisch etwaS unbeholsene Definition; aber was ist. nach Herrn Müllers Ueberzeugung, ein solcher.noch so geringer gort- schritt"? Herr Müller hält nicht hinler den Berg: .Denken wir z.B.'. sagt er..an Stelle der indirekten Steuern die jetzigen AuSgabendifferenz teilweise durch weitere direkte Steuern, zu denen ich die Reichserbschaftssteuer rechne, so ist dies unzweifelhaft ein Fortschritt. Der„Unentwegte",.Voll und ganze" verlangt freilich nur»direkte Steuern". Und würbe die Differenz nur durch solche gedeckt, dam der- langte er woch die Aufhebung aller anderen indirekten. Und würde man ihm vorrechnen, daß er schlietzlich 40 Proz. aller Ein- kommen und darüber zur Deckung aller Bedürfnisse des Reiches, der Einzelstoaten, der Kommunen usw. nehmen müßte, so ist ihm auch die? gleichgültig I Und machen wir solchen Unsinn nicht mit — dann sind wir von neuem die„Bolksverräter", die.bestochenen Lumpen, die von der Börse leben", und wie die Kosenamen der Partei der.Sonnenhöhe" weiter lauten, mit denen sie uns,— um mich eines Ausdrucks des.Deutschen Volksblatts" zu be- dienen.— in ihrer„nationalen GeschlechtSlostgleit" im Bunde mit den Klerikalen bewerfen." Der schönen Müllerschen Phraseologie entkleidet, heitzt das: Bewilligen die Konservativen eine Erweiterung und Erhöhung der Erbschaftssteuer, so sind wir bereit, die indirekten Steuern zu schlucken, die sie verlangen. Herr Müller spricht zwar von .weiteren direkten Steuern aber er nennt sie nicht, denn er weiß als vorsichtiger Mann, daß seine politischen Freunde die Forderung einer Reiwseinkommen- und Vermögenssteuer selbst nur als Aushängeschild betrachten und von vornherein bereit sind, ihre Wünsche aus die Erweiterung der Erbschaftssteuer zu beschräulen, um nicht»ausgeschaltet" zu werden.— Austritt der Sozialliberalen. Der Berliner sozialliberale Verein hat sich mit großer Mehr« heit auf den Standpunkt der Barth-Gruppe gestellt und am Sonnabend mit 96 gegen 22 Stimmen den Austritt aus der frei- sinnigen Vereinigung beschloficn. Pastor«. D. K ö t s ch k« führte aus, datz im Zeichen der frei» sinnigen Fraktiorsgemeinschast und der Blockpolitik den wirklichen demokratischen Elementen in der Partei jede Betätigung und jede Agitation unmöglich gemacht würde. Selbst Dr. Neumann-Hofer habe erklärt, datz seinem linken Flügel durch die Sozialliberalen die Stellung durchaus nicht erleichtert würde. Wenn jetzt aus der Partei erst wenige ausschieden, so würde die Abschwenkung einer Lawine gleichen, wenn im Herbst die Fusion mit der fteisinnigen Voltspartei und später mit den Nationalliberalen erfolgte. Wohin die Reise ging«, zeige das Lob, das Naumann jetzt ganz allgemein in der reaktionären Presse erfährt.(Beifall.) v. G e r l a ch legte besonders darauf Wert, datz man in Zu- kunst alle demokratischen Elemente, die mit dem Blockfreisinn nicht mitgehen wollen, sammeln müsse.„Schon heute haben wir Zu- schriften aus allen Teilen Deutschlands bekommen, daß der Wider- Wille gegen dm Block im Wachsen begriffen ist. Der Blockfteisinn mutz einmal zusammenbrechen. Denn die Konservativen werden ihn kurz halten und immer nur geringfügige Brocken zukommen lassen. Deshalb mutz unsere Bewegung wachsen. Datz der Frei- sinn heute so leicht über die Verletzung seines wichtigsten Rechts- grundsatzes, der bürgerlichen Rechtsgleichheit denkt, wird im Volke nicht verstanden. Nennen wir uns demokratischer Verein.— Dem demokratischen Deutschland gehört die Zukunft."(Beifall.) „Einigkeit ist ganz gut,".führte B.a r t h aus,./aber die Eini- gung mutz eine bestimmte Grundlage haben. Heute sucht der Frei- sinn Macht zu gewinnen durch Nachgiebigkeit und Kon- zessionen. Das ist eine falsche Art. Für diesen Blockfteisinn zeigt heute daS Junkertum die denkbar größte Verachtung. Dem Junkertum kann man nur Macht abtrotzen. Wir bekämpfen nicht nur die Verletzung der bürgerlichen Rechtsgleichheit bei Z 7� sondern den ganzen Blockkurs, bei dem es kein Halten mehr gibt. Ich bin seit mehr als zehn Jahren mit ddr fteisinnigen Ver- einigung verwachsen wie keiner. Aber ich konnte in Frankfurt dem Blockfreisinn keine Entlastung erteilen." Bemerkenswert ist. datz Herr Tischendörfer, der„Ar- beitervertreter", sich gegen die Barth-Gruppe wendete und ihr Eitelkeit vorwarf._ Nationalliberaler Jammer. Der Liberalismus tut nach wie vor ungeheuer siegessicher; dürste man der liberalen Presse Glauben schenken, dann stände geradezu eine Wiedergeburt des Liberalismus in Ausficht. Dabei ist den Herrschaften keineswegs besonders wohl zumute. Hinter der Schimpferei aus die Sozialdemokratie verbirgt sich eine unsag- bare Angst. So unternimmt eS der nationalliberale Schriftsteller Dr. Böttger im Scherlschen„Tag", der Sozialdemokratie eine Vorlesung über ihre, seiner Meinung nach verfehlte Taktik zu halten. Er meint, der Kamps sollte sich besonders gegen Konser- vative und Zentrum richten, denn diese Parteien versagte» bei allen Kulturoufgaben, wie bei der Umgestaltung der Verwaltunz in Preußen, der Aenderung des Schulwesens und des Wahlrechtes. Aber— so heitzt es weiter— den Kamps gegen diese Partei» gruppen zu führen, lehnt die Sozialdemokratie ab, weil„sie hin» sichtlich des Konservatismus sich von der Reaktion die besten Agitationsmittel verspricht, konservative und agrarische Ultras sind ihr geradezu unentbehrlich; je mehr davon im Landtage, desto besser die Parteigeschäste, und auf sie kommt es hauptsächlich an." Anders als sonst in Menschenköpfen, malt stch in diesem Kopf die Welt I Selbstverständlich gilt unser Kampf auch dem Zentrum und den Konservativen. Dabei gilt eS aber ganz be- sonders, dem Liberalismus, der längst allen liberalen Grundfätzen entsagt hat. die heuchlerische Maske vom Gesicht zu reißen. Wäre eS der Sozialdemokratie blotz darum zu tun. Agitationsmittel zu gewinnen, fo könnte fast die Frage entstehen, ob nicht das schäbige Verhalten des Liberalismus in allen seinen Schattierungen uns (ür die Agitation die allerbesten Dienste leisten würde I Man kann über die Konservativen denken wie man will. jedenfalls haben sie Grundsätze. Stellen diese Grundsätze auch die Inkarnation reaktionären Wollens dar. so weiß man doch wenigstens. woran man mit einer solchen Partei ist. Der Liberalismus bat eben keine Grundsätze und hofft mit dieser Grundsatzlosig» keit politische Geschäfte zu machen. Je ent- schiedener diese politischen Geschäftsleute an die Wand gedrückt werden, desto klarer wird die Bahn. Wohl selten ist die Tatsache, datz daS ganze Heer unserer Gegner eine einzige große reaktionäre Masse ist. so plastisch in die Erscheinung getreten als gerade jetzt bei den LandtagSwahlen I—_ Achtuhr-Ladenschluh. Der Achtuhr-Ladenschlutz wird nach einer Verfügung deS Senats nunmehr vom 1. Juli ab auch in Hamburg für alle Ge» schäftSzweige eingeführt, mit Ausnahme der Lebensmittel-, Tabak- und Zigarrengeschäfte. An Sonnabenden und höchstens 40 weiteren von der Polizeibehörde zu bestimmenden AuSnahmctagen wird der bisherige Reunuhr-Ladenschlutz beibehalten. Vergebliche Reue. Der.Vossischen Zeitung" scheint nachträglich ihre Auf- richtigkeit leid zu tun. ES ist auch wirklich zu ungeschickt, die Absicht deS Freisinns, auch in der Steiierftage die Interessen der breiten Volksmassen völlig preiszugeben, noch vor den Wahlen zu verratenl'Und so bemühi sich das, Blatt, seinen eigenen Arnlel möglichst abzuschwächen Zwar kann eS nicht mehr leugnen, datz der Freisinn für indirekte Steuern einzutreten bereit ist. Aber eS verfällt auf die kindische Ausrede, eine Reihe von Luxussscuern aufzuzählen, die ja finanztechnisch gleichfalls indirekte Steuern seien und uns entrüstet zu fragen, was wir denn da auszusetzen hätten. Ja eS schleppt sogar als Kronzeugen unsere Genossen Wurm und E h r h a r t herbei, die stch im Reichstag auch für indirekte Steuern ausgesprochen haben. DaS stimm» auch wirklich. Unsere Genossen haben nämlich die Besteuerung der Schaumweine allein als einseitig erklärt und ge- meint, eS sei nicht einzusehen, warum denn nicht die Edelweine, z. B. Liebsrauemitilch. gleichfalls zur Steuer herangezogen werden ollten. Und die.Vossin" zählt noch ein paar ähnliche indirekte Steuern auf, gegen die w der Tat nicht viel einzuwenden wäre,
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