außer gerade das Entscheidende, daß sie allesamtnicht viel bringen, und deshalb bei der Reichs»finanzreform nur eine sehr geringe Rolle spielen werden.Leider vermeidet die.Boss. Ztg." auch heute jedes klare Wort überdiejenigen indirekten Steuern, um die es sich in der Tat handelnwird: um die B r a n n t w e i n st e u e r, die unter der Form einesSpiritusmonopols erhöht werden soll, um die Biersteuer unddie Tabaksteuer. Und dieses Verschweigen ist eben auch eineAntwort. Der Freisinn wird ebenso wie beim Vereinsgesetz auchhier zu guter Letzt die Befehle der Konservativen erfüllen. Es ist jaauch selbstverständlich: Der Freisinn hat nicht dem Block zuliebeseine eigenen Prinzipien im Frühjahr geopfert, um im Winter beider Frage der Finanzreform durch Festhalten an seinen Prinzipienden Block zu sprengen. Und deshalb glauben wir dem neulichenBeständnis der.Voss. Ztg.", aber nicht ihrem heutigen Widerruf.—Eine„Berichtigung".Zu dem Artikel„Heute und ehedem", den wir am l9. Aprilberöfsentlichten, erhalten wir von dem Metallarbeiter EmilBrandt eine Zuschrift, in der er mit Entschiedenheit bestreitet.in der Gummi schlauchaffäre des Jahres 1894 ein Werkzeug derPolizei gewesen zu sein.Nun ist es ja richtig, daß nicht Brandt, sondern sein damaligerParteigenosse R o d r i a n, der am 7. Juli 1894 wegen eines nicht»politischen Verbrechens zu SM, Jahren Gefängnis verurteilt wurde.die Anmeldung zu der verhängnisvollen Versammlung in Händengehabt und durch sein Nichterscheinen der Polizei zu der Auf-lösungsmaßnahme formellen Anlaß gegeben hat.Aber wenn man von diesem Vorgang, für den Brandt ja nichtverantwortlich zu machen ist, absehen will, so wird Brandt beiruhiger Ueberlegung dennoch zugeben müssen, daß die damals vonihm gespielt- Rolle geradezu zu bedenklichen Schlußfolgerungendrängte. Er hat in einer am 23. Januar 1894 abgehaltenenAnarchistenversammlung selber erzählt, daß PolizeikommissarRömer ihn im Herbst 1893 als Polizeiagent anzuwerben gesuchtund daß er von der politischen Polizei im ganzen 9ö M. erhaltenhat. Brandt wird ferner noch wissen, daß eine Anarchisten-Versammlung am 39. Januar 1824 sein Verhalten auf das schärfsteverurteilt Hai Unter diesen Umständen lag in der von uns am19. April gegebenen Charakteristik seiner Person kein Unrecht. HatBrandt später die Verfehlungen von damals wieder gut gemacht,um so besser; aber dadurch hat er immer noch kein Recht erhalten,sich jetzt aufs hohe Pferd zu setzen.Zur Gemeindewahlreform i« Bayern.Bekanntlich hat die bayerische Regierung erklärt, daß sie nochfür die diesjährigen Gemeindewahlen die Anwendungdes Verhältnis iy st ems anordnen werde, falls die beidenKammern nichts dagegen einwenden würden. Da nun auch dieReichsratskammer es in das Belieben der Regierung gestellt hat, einesolche Verfügung zu erlassen, so wäre eigentlich nichts anderes zutun. als ohne weiteres das Versprechen einzulösen. Nun wurdeaber in einer Magistratssitzung in Bamberg auS-geplaudert, daß das Staatsministerium an die Gemeindeverwaltungen ein Rundschreiben erlassen hat. in demangefragt wird, wie sich die Gemeinden zu dem Proporzstellen, damit einverstanden seien und wie viele Sozial-dcmokraten voraussichtlich bei Anwendung de»Proporzes gewählt wurden. Was diese Fragenbezwecken sollen, ist nicht recht ersichtlich; die Gemeinde-Verwaltungen, die zuineist von Cliquen beherrscht werden, werdensich. natürlich über ein System. das ihre Alleinherrschaft be-droht, nicht begeistert aussprechen. Das interessanteste ist, daß mansich so angelegentlich wegen der Wirkung des Proporzes auf dieSozialdemokratie erkundigt. Hat man etwa einen kleinen Kniss imSinne, um zu verhindern, daß die Sozialdemokraten in den Ge-«neinden zu größerem Einfluß gelangen?Die Polenhetze bis zum Grabe.In der ersten Stadtverordnetensitzung von Groß-HernelWeftfalen), das durch die Eingemeindung der Jndustrieorte Baukauund Horsthausen zustande gekommen ist, wurde eine Begräbnis-o r d n u n g angenomnien, wonach leine polnischen Grab-inschriften geduldet werden. Die Zentrumsanhänger.darunter ein Mitglied des Zentrumswahlkomitees,stimntten ebenfalls für die Vorlag«.Schweiz.Volksabstimmung und Wahlen in der Schweiz.Zürich, 22. April.(Eig. Ber.)Sonntag kommen im Kanton Zürich zwei wichtige Vorlagenzur Abstimmung, wovon die eine den Neubau der Univer»sität und die andere den Schutz der Streikbrecherbetrifft.In der Universitätsfrage hat unsere Partei die Abstimmungfreigegeben, obwohl sonst die Sozialdemokratie prinzipiell dieMittel für Kulturwerke bewilligt. Sie wollte damit protestierengegen das infame Streikbrechergesetz, das gleichzeitig zur W-stimmung steht. Das Streikbrechergesetz ist eine Verschlechterungdes bestehenden Strafgesetzes. Der Begriff des Hausfriedens-bruches wird erweitert, die Nötigung durch die„ernstliche Be-lästigung" zu einem unbestimmten Kautschukdelikt gemacht, denArbeitern und Angestellten aller öffentlichen Betriebe das Streik.recht geraubt und die.öffentliche Aufforderung" zu Vergehen oderzur Widersetzung gegen amtliche Verfügungen zu einem Fangnetzgemacht, wodurch der Spionage und der schuftigen DenunziationTür und Tor geöffnet werden. Die Tendenz der ganzen Vorlagegeht dahin, das Streikrecht der Arbeiter als Kampfeswaffe stumpfzu machen und insbesondere das S t r e i k p o st e n st e h e n zu er-schweren.Das Gesetz, das den Standpunkt der Scharfmacher tn diejuristische Formel bringt, ist eine Schande für den Kanton Zürichund ein Schlag gegen jede Demokratie.Unsere Partei hat eine außerordentlich rege und umfassendeAgitation zur Bekämpfung des Gesetzes entfaltet; auf der anderenSeite agitieren die Bürgerlichen für dessen Annahme mit solchemEifer, daß sie lxohl den letzten Mann zur Urne bringen werden.Der Ausgang der Volksabstimmung wird voraussichtlich dieAnnahme beider Gesetze sein, das eine für Wissenschaftund Kultur, das andere für die Barbarei und gegen die Kultur.Gleichzeitig findet die Neuwahl der Regierung unddeS Kantonsrates für eine dreijährige Amtsperiode statt.Für die Regierung hat unsere Partei den Genossen Dr. Kraftneben dem bisherigen sozialdemokratischen RegierungSrat Ernstaufgestellt, und zwar zur Bekämpfung deS„liberalen" RegierungS-rateS Nägcli, d«S gegenwärtigen Justiz- und Polizeidirektors, der,selbst ein Reaktionär und arbeiterfeindlicher Politiker, auch jeder»zeit daS willfährige Werkzeug der Reaktion anderer ist.- In den Kantonratswahlen hoffen unsere Genossen auf größereErfolge; denn die Erbitterung der Arbeiterschaft über das infameAusnahmegesetz mutz der sozialdemokratischen Partei Tausend.-neuer Anhänger zuführen und ihre Stimmenzahl entsprechend ver-mehren.Ueber den Ausgang der Wahl unterrichtet folgende Privat.depesche:Zürich, 27. April. Das Streikgesetz wurde mit 49 412gegen 33 923, das Hochschulgesetz mit 37 203 gegen 23 832 Stimmenangenommen. Der Sozialdemolrat E r n st wurde mit öö S71Stimmen in die Regierung wiedergewählt. Dagegen unker»lag Kraft mit 22 353 Stimmen. Ferner wurden 43 sozialdemo-kratische KantonSräte gewählt, so daß 3 Sitze neu ge.wonnen wurden.Frankreich.Clemencau gegen die Wahlfreiheit.Paris» 26. April.(Eig. Ber.) Der Anti-Autoritär Cle«menceau findet täglich neue Verbesserungen für den radikalenKasernenstaat. In der gestrigen Ministerratssitzung ist der Beschlutzgefaßt worden, daß alle Beamten, die ihre Kandidaturfür den Gemeinderat aufstellen, zuerst die Genehmigungihres Ressortministers einzuholen haben. Das besagt, daßdie Regierung Beamte, deren Gesinnung ihr nicht paßt, vompassiven Wahlrecht ausschließen will und daß sie die ihr genehmenKandidaten vor Gegnern au« der Beamtenschaft schützen wird. Bon dabis zu den berüchtigten offiziellen Kandidaturen deS Kaiserreichsist wirklich nicht mehr allzuweit. Wenn die Beamten erst einmalwissen, daß ihr passive» Wahlrecht nur von dem Wohlwollen derRegierung abhängt, werden sie sich auch nichl verhehlen, daß dieseargwöhnisch darüber wacht, wie sie das aktiv« ausüben. DerSrreberei. Denunziotionssncht und Charakterverderbuis ist so aus dieschönste Art Vorschub geleistet, von einem Regime, das die Recht-fertigung über alle seine Gewaltmaßregeln gegen die proletarischeBewegung in der Sorge für die gefährdete republikanische Staats-bürgermoral zu besitzen beansprucht.—Italien.Der ewige Nosi.Trapani, 26. April. Der frühere Minister Nasi wurde mit2691 Stimmen zum Deputierten wiedergewählt. Die beidenGegenkandidaten erhielten zusammen 38l Stimmen.Man kennt den sonderboren Geschmack der Sizilianer, der sichdurch solche Kleinigkeiten, wie das Urteil des Senats. daS Nasi insGefängnis schickte und ihm die Ehrenrechte aberkannte, nicht be-irren läßt. Da aber die Kammer anderer Ansicht se« und daSMandat kassieren dürfte, so muß man auf die Wiederholung deSanmutigen Spieles gefaßt sein.England.Die liberale Niederlage.Zur WahlinManchester wird uns aus L o n d o n,25. April, geschrieben:Aus dem Lärm der Niederlage Winston Churchills unddem Siege des konservativen Kandidaten Johnson Hicks er-tönen, wie die„Morning Post" richtig sagt, vernehmlich dieweithinschallenden Töne der Totenglocken des Freihandels.Manchester war die Wiege der Antikornzollliga; es war seit60 Jahren mit Freihandelsvolitik verbunden und gab einerganzen politischen Richtung den Namen:„Manchestertum"bedeutete freien Handelsverkehr, freie Konkurrenz und Unter-ordnung des Staates unter die freie Persönlichkeit. In dieserStadt siegte die Idee eines britischen Zollvereins über einenAnhänger Cobdens. Die Wahl in Manchester war ein wichtigesEreignis.Und im Wirbel dieses wichtigen Ereignisses befand sichauch ein sozialdemokratischer Kandidat, der absolut ohne Ein-fluß blieb. Seine 276 Stimmen haben weder auf den Siegnoch auf die Niederlage irgendwelche Wirkung ausgeübt. Unddoch wird jede sozialdemokratische Stimme ungefähr 30 M.kostenl Die Taktik, die zur Aufstellung dieses Kandidatenführte, wird man kaum als sehr glücklich bezeichnen können.Eine neue Schlappe der Liberal«».London, 27. April. Bei der Ersatzwahl zumUnterhause im Wahlbezirke Kincardineshire wurde derliberale Kandidat zwar gewählt, erlitt aber einederartige Stimmeinbuße, daß dieser Sieg moralischeiner Niederlage gleichkommt.KiilUaml.An der russisch-persische» Grenze.Zu den von uns bereits gemeldeten Zusammenstößen schreibtman uns aus Petersburg:Die bewaffneten Zusammenstöße zwischen russischen Truppenund Einheimischen an der russisch- persischen Grenze tragen einenweitern st eren Charakter, als ihnen von offizieller Seiteeingeräumt wird. Sie begannen schon am 12.April, als Ritt-meister Dwojeglasow. der eine russische Streistvache befehligte, aufpersischem Gebiet von„Räubern" überfallen wurde. Wasdie russischen Truppen dazu bewog, die Grenze zu überschreiten,ist nicht völlig klar. ES wird behauptet, sie hätten russische Unter-tanen vor den persischen„Räubern" schützen wollen. Wie dem auchsei, die Russen wurden von den„Räubern" in die Flucht geschlagen,obwohl aus Beljassuwar Verstärkungen anrückten. Wer die„Räuber" waren, ist auch nicht klar. Jdenfalls waren eS keineKurden, dem« diese wagen sich nicht so weit nach dem Osten hin.An den nachfolgenden Tagen überfielen die„Räuber" den Grenz-Posten Beljassuwar. Die russischen Truppen vertrieben sie, gingenzum Angriff über und verbrannten die persischen DörferSagrian, Dschelar-Beglu und Kodschabekly. Am 19. April muhtensich die Russen zurückziehen und die Einheimischen umzingelten Bel-jassuwar und Schirms. Diesmal waren es nicht kleinere Trupps,sondern ungeheure Mengen von Nomaden, die gegen die Russenvorrückten. So berichtete der Kommandierende der Jelissawetpol»schen Grenzwache-Brigade:„Eine ungeheure Masse von Nomadenrückt aus uns loS, in der Absicht Rache für die gestrigen Verlust«zu nehmen. Di« Lage ist s e h r e r n st." Die weiteren Ergebnissesind noch nicht völlig klar. Nach Eintreffen von Verstärkungenrückten die Russen auf eine Entfernung von 266 Werst nach demInneren PcrsienS vor. um die Grenze von den„Räubern" zu„säubern". Daß hierbei kein Unterschied zwischen der Einheimi»schen Bevölkerung und den„Räubern" gemacht wurde, ist klar.TifliS, 27. April Gegen den Organisator der Räubereienan der russisch-persischen Grenze Khan Mahmed-Kuli, und die räu-berische Nomadenbvvölkerung. ist von hier eine S t r a f e x p e d i-t i o n abgegangen, die aus dem 2. und 4. Schützenbattaillon. zweiSchnellfeuergeschützen der Gebirgsartillerie und einer Sotnie Ko-saken besteht._Attentate.Aus Warschau, 27. April, wird dem„L.-A." gemeldet:Im Fobrikorte Ostrowietz, im Gouvernement Radom er»schössen mehrere unbekannt« Personen einen Gendarmerie-Unteroffizier und verletzten den GendarmeriekreiSches und einenanveren Gendarmerieunteroffizier schwer. Alle Fabriken sind m i.litörisch besetzt, zahlreiche Verhaftungen wurden vorge-nommen.In Lodz wurde in der Radogoszer Vorstadt gestern abendeine Landpatrouille von mehreren Revolutionären überfallen.Ein Landpolizist und zwei Soldaten wurden erschossen. Die sozio»listische Kampfpartei fordert in Flugblättern auf. den l. Maidurch einen Generalstreik zu feien»Indien.Dcr Grenzkrleg.Simla, 26. April. Die Mohmand» haben ihre Stellungengeräumt. Die Verluste werden auf 240 Mann beziffert.jüaroKKo.Ein französischer Erfolg.Paris, 26. April. General d'Amade telegraphierte vom24. aus Kasbah Ben Ahmed, daß eine kleine Abteilung der franzö»fischen Truppen Ruhe und Sicherheit auf dem Gebiete der Achachherstellte, von denen zwei KaidS ihre Unterwerfung gaben. Zahl»reiche Dorfbewohner hatten sich in die Berge geflüchtet, deren Ab-hänge von einer großen Zahl marokkanischer Reiter bedeckt Waren.Die Marokkaner wurden bis Oued Tunedja zurückgetrieben. Nach»mittags besetzten die französischen Truppen die Anhöl)«n am linkenFlußufer, worauf der Rückzug des Feinde? in offene Fluchtausartete. Di« französischen Truppen, von denen fünf Mannverletzt wurden, sind sodann unter Führung des Generalsd'Amade nach Kasbah Ben Ahmed zurückgekehrt. Die umwohneu.den Stämme haben sich den Franzosen unterworfen.Demonstration in FcS.Rabat, 27. April. In Fes versuchten gestern fanatisch erregteVolkohaufen, welche die Straßen durchzogen, die ausländischenP o st ä m t e r zu zerstören. Das deutsche und das englischePostamt waren geschlossen, sodaß die Menge nur die außen an»gebrachten Brieikästen zerlrüaimern konnte. Aus der franzö-fischen P o si wurde olles in Glücke geichlagen. Ein Briefträgerund ein Soldat des französischen Konsulats wurden mit dem Todebedroht. Die Behörden sprachen aus dem französischen Konsulatihr tiefes Bedauern über das Geschehene aus und verhafteten dieSchuldigen.—-Amerika.Der Streit um die Flotte.Washington, 26. April. Im Senat debattierte man gesternaufs heftigste über die Flottenvermehrung und den Kom-missionsantrag, zwei statt derer vom Präsidenten empfohlenen 4Schlachtschiffe zu bauen, Senatoren beider Parteien befürworten4 Schiffe. Die konservativen Senatsleiter Aldrich und Hole führendie Opposition dagegen. Am Mantag dürfte wahrscheinlich derKommissionsantrag angenommen werden. Dies« stark« NiederlageRaosevelts wäre umso auffallender, als die große Mehrheit dcrPresse beider Parteien 4 Schlachtschiffe befürwortet hat, womitauch die Bevölkerung unverkennbar einverstanden ist. Die Presseerklärt die bevorstehende Ablehnung mit der Feindschaft gegenRoosevelt und der Drohung der Kongretzführer, die anderenfallsdas zu Wahlzwecken begehrte Budget der öffentlichen Bauten nichtdurchzulassen._parlamentarifcbes*Einkauf.Im Reichstag gingen ein:Allgemeine Rechnung über den Reichshaushaltfür das Rechnungsjahr 190 4.Berechnung der für 1998 auszubringenden Ma tri tukar»beitrage._Hus der partcuDer Kongreß der Unabhängigen Arbeiterpartei England».London, 24. April.(Eig. Ber.)Der Kongreß der Unabhängigen Arbeiterpartei(JndepedentLabour Party— I. L. P.) tagte in Manchester und wurde von 499Delegierten besucht. Der Geist, der die Beratungen deS Kongressesbeherrschte, war durchaus sozialistisch. Die Haupldebalte drehte sichum die Haltung der I. L. P. zur Wahl des Genossen G r a y s o nin Colne Valley, Grayson ist Mitglied der I. L. P. und diesegehört bekanntlich der Arbeiterpartei an. Als Teil dieserPartei konnte die I. L. P. ihn nur unterstützen, wenn ereinfach als Arbeiterkandidat austrat. Grayson hingegen wollte nurals Sozialist kandidieren. Die I. L! P. konnte ihm deshalb offiziellkeine Unterstützung im Wahlkampfe gewähren, wohl aber hat sie ihrelokale Organisation in Colne Valley beaustragt. Grayson beizustehen.Diese widerspruchsvolle Haltung gab den Anlaß zu vielen Aus»stellungen, und Grayson verlangte die Annahme eines Tadels»Votums gegen den Parteivorstand. Nach einer ErklärungHardieS, daß Grayson nicht gezwungen sei, die Satzungender Arbeiterpartei zu unterschreiben und nur die Pflichthabe, mit der Arbeiterfraktion im Unterhause zusammenzugehen, zogGrayson seinen Antrag zurück. Im übrigen ist zu bemerken, daßGrayson seine Diäten von der I. L. P. erhält und In jeder Weisevon ihr unterstützt wird.Der Kongreß nahm einstimmig die Resolutionen an überArbeitslosigkeit. Speisung der Schulkinder, Aus»bau des Gemeindesozialismus, die englisch»russische Entente und den Kongostaat, die wir kürzlichan dieser Stelle Iwiedergaben. Außerdem gelangten noch folgendeResolutionen zur Annahme:„Indien: Angesichts der wachsenden Armut der indischenBevölkerung und der zunehmenden Verheerungen durch Pest undHunger sowie angesichts der reaktionäre» Natur der indischen Ber-waltung, spricht der Kongreß seine Sympathie aus für die Ziele deSindischen Kongresses und ist der Ansicht, daß der indischen Be»völkerung wirkungsvollere Macht über ihre Angelegenheiten gewährtwerden soll."„Frauenwahlrecht: Der Kongreß erklärt sich für diepolitische Gleichstellung der Geschlechter und verlangt, daß das Wahl»recht sofort aus die Frauen ausgedehnt wird unter denselben Be»diiignngen. wie die Männer es ausüben.Die Wablrechtsresolution hält also an der bekannten Ansicht derF. L. P. fest, die vorläufig nur mit dem herrschenden Grundsatz derWahlunfähigkeit der Frau brechen will und damit die Forderung deSgleichen, allgemeinen Wahlrechts nicht verknüpft.„AlterSpensionen: Der Kongreß fordert die Fraktionauf, für sdie Einführung von AlterSpensionen für Männer undFrauen, die entweder durch Alter oder Invalidität arbeitsunfähigsind, zu sorgen. Die Kosten sollen vom Staat getragen werden.Die Fraktion soll die Einbringung des Etats dazu benutzen, auf dieVerwirklichung dieser Reform zu dringen."„Die Schankbill: Der Kongreß erklärt, daß keine Schank»bill zufriedenstellend ist. die das Gemeinwesen nicht befähigt, dieSchankhäuser zu munizipalisieren und ihre vollständige Verwaltungzu übernehmen."In den Parteivorstand wurden gewählt: I. R. Macdonald(Vorsitzender), Benson(Kassierer). Keir Hardie, Snowden, Bruce.Glasier und I. C. Anderson._____Ei» glänzender Gcmeindewahlfieg.Heber den schon telegraphisch gemeldeten Sieg zu Ober st einwird unS noch geichrieben: Bei der Stadiverordnetenwohl inO b e r st e i n a. d. Nahe, dem Hauptort de� innerhalb der südlichenRheiuprovinz liegenden oldeuburgischen F>u)..,>tuins Birkenseld, Sitzder bekannten Awat- und Bijouterieindustrie, errangen am Sonn»abend unsere Parteigenossen einen großen Sieg. Bisher gehörtendem Stadlverordueienkollegium drei Sozialdemokraten an. die aberauf Grund einer Mischmaschliste gewählt worden waren. Diesmalaber wurden sämtliche fünf sozialdemokratischeKandidaten mit großer Mehrheit gewählt. DieWahlbeteiligung betrug bei völlig gleicher und geheimer Wahl89 Prozent. Die Gegner hatten mit Ausbietung allerKräfte gearbeitet. Im vorigen Jahre hat tn Obersteindie große Aussperrung der dem Deutschen Metallarbeiterverbandyangehörenden Bijouteriearbeiter stattgefunden, die vier Monate ge-dauert hat und von der her jetzt noch 199 Arbeiter beschäftigungslossind. Vor der Wahl nun wurde aus Fabrikantenkreisen heraus inder Form eine» Gerüchtes die Drohung verbreitet, wenn die Stadt»verordnetenwahl„schlecht" ausfalle, werde abermals ems Aus»sperrung stattfinden. Du Erfolg war, daß am Sonnabend dir