Nr. 99. 25. Jahrgang.1. Ifilfljf Ks.Amiirls" Knlim WsdlÄ.Zusslsg. 28. April 1908.Nie Friedensverbandlunsen im deutschenBaugewerbe.Im Bürgersaal des Berliner Rathauses versammelten sicham Donnerstag, den 23. April, die legitinrierten Vertreter derstreitenden Parteien. Die Arbeitgeber hatten außer ihremBundesvorstände eine große Zahl Vertreter der Lokalverbändemit der Vertretung ihrer Interessen betraut, es mögen deren70 anwesend sein. Von den Verbänden der Maurer, Zimmererund der gewerblichen Bauhülfsarbeiter nehmen je vier Vor-standsmitglieder und die Gauleiter an der Verhandlung teil,die zusammen 80 betragen mögen, während von dem christ-lichen Verbände allein 40 Vertreter anwesend sind.Die Leitung der Verhandlung liegt wieder in denHänden der drei unparteiischen Vorsitzenden: Magistratsratvon Schulz, Gerichtsrat Dr. P o e n n e r- München unddes Beigeordneten Dr. W i e d f e I d- Essen.Seitdem am 24. und 25. März in Berlin zwischen denParteien das sogenannte Vertragsmuster vereinbart wordenist und auf dessen Grundlage die örtlichen Organisationen dieEinigungsverhandlungen pflegen sollten, ist nur in 15 Bezirkeneine Einigung erzielt worden, während in mehr denn 50 Bezirken noch keine Verständigung herbeigeführt werden konnte.Unter diesen befinden sich Berlin mit über 50 Vororte, dasrheinisch-westfälische Industriegebiet, welches 71 Städte undzahlreiche weitere Ortschaften umfaßt, der Maingau, umschließend 23 Städte von Mannheim bis Kassel und vonWiesbaden bis Aschaffenburg mit weit über 100 Ortschaften.Außerdem die bedeutendsten Bezirke, wie Leipzig, Breslau,Bromberg, Stettin. Bremen, Osnabrück, Eisenach, Gotha, ganzMecklenburg usw.Ueber die Verhandlungen selbst ist in der bürgerlichenPresse mehrfach Unrichtiges und sogar Widersprechendes der-öffentlicht worden, so daß wir nachstehend darüber einenBericht von wohlinformierter Seite geben.Zu Beginn der Verhandlung verlangten die Arbeitgeberdie Aufhebung einiger Sperren, die wegen der Lohnreduzierungvon den Zimmerern in Berlin über mehrere größere Firmenverhängt sind und wird das weitere Verhandeln von derErfüllung dieses Verlangens abhängig gemacht. In einerlangen und scharfen Auseinandersetzung wird von den Arbeiter-Vertretern die vorgenommene Lohnreduzierung entsprechendbeleuchtet und kritisiert.Die Entrüstung der Arbeitgeber ist, abgesehen von dieserLohnreduktion, auch sonst völlig unangebracht, denn in Senstenberg und an anderen Orten ist von den Lokalverbänden desBundes nach Einleitung der Unterhandlung ausgesperrt worden.Schließlich verständigen sich die Parteien dahin, daß bis Montag die Berliner Sperren und die genannte Aussperrung fürdie Dauer der Verhandlung aufgehoben werden.Nun erst konnte, und zwar gegen Mittag, in die eigentlicheVerhandlung eingetreten werden.Zunächst kam Berlin an die Reihe. Stundenlang wogteein scharfer Redekampf hin und her. Die Arbeitgeber wolltenabsolut die Lohnreduzierung nicht zurücknehmen, viel wenigernoch Zugeständnisse über den vor dem vorjährigen Streiküblichen Lohnsatz von 75 Pf. hinaus machen.Sie verlangten, daß die Arbeiter ihre Forderung—welche 80 und 82 Pf. für Maurer und Zimmerer betrugen—bedingungslos zurücknehmen sollten. Solange würden siekeinen Pfennig Aufbesserung anbieten. Die Arbeiter lehntenebenso entschieden dieses Ansinnen ab, und verlangten zunächstein Entgegenkommen.Als die Verhandlungen auf den toten Punkt angekommen,griffen die Vorsitzenden mit folgendem Vorschlag ew:kleines Feuilleton.Die vierte Tagung der deutsche» RSntgrngrsellschaft wurde amSonntag im Langenbeckhause zu Berlin eröffnet. Die Fortschritte,die in der Handhabung der Röntgenstrahlen vorzüglich fürmedizinische Zwecke gemacht sind, standen im Vordergrunde deSInteresses. Während anfänglich die Röntgcndurchlenchiung nur fürdie Untersuchung von Knochen verwendet wurde, ist in den letztenJahren ihre Technik bedeutend verfeinert worden und damit zueinem wichtigen Erlenntnismittel innerer Krankheiten geivorden.Vor allem leistet sie für die Diagnose der Tuberkulosewesentliche Dienste. Diesem Zweige der Röntgenologie galt daherauch das Hauptthema der Tagung: Der We'rt der Röntgen-Untersuchung für die frühe Diagnose der Lungen-tuberkulöse. Prof. R i e d e r- München hielt den eröffnendenVorttag. An Tuberkulose sterben— führte er aus— in den Kultur-ländern trotz energischer Bekämpfung noch immer ein Sechstel bisein Siebentel aller Menschen. Der Wert einer frühzeitigen Diagnoseist so von größter Bedeutung. Der Gebrauch deS phosphoreszierendenLeuchtschirinS sRöntgenoskopie) für die direkte Beobachtung deSRöntgenbildes und seiner Bewegungen ist für viele Fälle ausreichend,aber längst nicht für alle, und muß meist durch Röntgenogrammevervollständigt werden, immer insbesondere bei beiderseitiger Er-krankung, wo ein Vergleich zwischen einer gesunden und krankenSeite nicht stattfinden kann. Die Merkmale der beginnendenTuberkulose find mannigfalttger Art, doch ist bei ihrer DeutungVorsicht geboten, weil manche Erscheinungen auch durch nicht-tuberkulöse Erkrankungen bedingt sein können.Besonders Wichtig ist die Hervorhebung, daß die Untersuchungder Lungenspitzen mit Röntgenstrahlen durchaus nicht immer genügt.sondern daß namentlich die Beobachtung der Lungenwurzel zu be-achten ist. Alte und ungeheilte Erkrankungen sind von frischen mitRöni genstrahlen sicher zu unterscheiden, Schrumpfungen früher alsdurch andere Methoden erkennbar. Die Ausnahme deS ganzen Brust-korbeS ist für viele Fälle unerläßlich, da nur durch diese auch dieEingangspforte deS Tuberkelbazillus der Beobachtung zugänglichGemacht wird, die früher nur durch die Obduktton untersucht werdenonnte. DaS Röntgenogramm gibt neue Möglichkeiten für dasStudium der Tuberkulose. Die Erforschung der JnsektionSwege istdabei von besonderer Bedeutung. Die Röntgenuntersuchungmacht es weiter wahrscheinlich, daß die Erkrankung durchEinatmung bazillenhalttger Lust entsteht, und zwar zuerstan der Lungenwurzel und den Bronchialdrusen, wo fie b« Kinderngewöhnlich bleibt, bei Erwachsenen aber auf die Lungenspitzen über»greist. Die Beobachtung der Lungenwurzel bleibt ein sehr wichtigesMoment. Die Röntgenuntersuchung ist stetS leicht ausführbar, immerohne Gefahr und sogar schon bei Säuglingen vorgenommen worden.Viele Erkrankungen, die nur wenige Symptome sAppetitlofigteit, Husten,Pulsbeschleunigung) zeigen und auch nicht mit Auswurf ver-bunden sind, können nur auf diesem Wege ausgekundschaftet werden.Zum Schluß wird die Anregung zur erweiterten Anwendung desVerfahrens in der Armee zwecks Ausmusterung tuberkulöser Soldaten,iu den Gefängnissen und in verschiedenen Untersuchungsstationen undNach reiflicher Erwägung der allgemeinen Lage und nach denvon den Parteien vorgetragenen Ausführungen machen die dreiunparteiischen Vorsitzenden euistimmig folgenden Vorschlag:Nach dem Sinne der protokollarischen Erklärung zu 4 vom26. März 1968 soll bei den bevorstehenden Vertragsabschlüssen fürdie einzelnen Bezirke keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungeneintreten. Dieser Grundsatz, der auch aus allgemeinen Volkswirt-schaftlichen und sozialpolitischen Erwägungen von uns nur gebilligtwerden kann, ist bisher in allen regionalen Vertragsverhandlungenfestgehalten worden. Er kann unseres ErachtenS auch für Berlinkeine Ausnahme erleiden, zumal auch iu Berlin infolge der all-gemeinen Preissteigerung die Kaufkraft des Lohnes jedenfalls nichtgrößer ist als früher.Auf der anderen Seite ist-bei der derzeitigen, ungünstigen all-gemeinen Wirtschaftslage und bei der seit Jahresfrist währendenund voraussichtlich auch noch längere Zeit anhalteirden Versteifung,ja Verichließung des Geldmarktes namentlich für Baukapitalieneine Lohnerhöhung im Berliner Baugewerbe nicht voll durchführ-bar, auch würde angesichts der Konkurrenz der außerhalb desVertrages stehenden Firmen allgemein eine Lohnerhöhung für dasBerliner Baugewerbe in. der Praxis nicht leicht durchzuhalte»sein oder doch nur unter wesentlicher Belastung der VertragstreuenFirmen.Unter Berücksichtigung dieser entgegenstehenden Jntereffen unddieser Gesichtspunkte schlagen wir vor:der Lohn wird für die Zeit vom 1. Mai 1908 biS zum31. März 1910 für Maurer auf 75 Pf., für Zimmerer eben-falls auf 75 Pf., für Bau-Hülfsarbeiter auf 50 Pf. festgesetzt.Mit diesem Vorschlage mußten sich nun die Parteien be-schäftigen. In langen Sonderberawngen und darauffolgendergemeinsamer Konferenz mit den Berliner Arbeitgebervertreternwurde endlich abends 9 Uhr die Einigung für Berlin perfekt.Der Lohn soll dem Vorschlage gemäß bemessen werden unddie übrigen Differenzen wurden ebenfalls beglichen, so daßder Vertrag gegenüber seinem Vorgänger kaum eine wesent-liche Aenderung aufweist. Natürlich müssen erst die Mitgliederder Arbeiter- und Unternehmerorganisationen sotvie dieZcntralvorstände die Zustimmung erteilen.Mit der Erklärung der Vorsitzenden war aber auch derVerhandlung aufs neue die sehr wertvolle Richtlinie gegeben,nämlich: daß Verschlechterungen der Lohn- und Arbests-bedingungen nicht eintreten dürften.Dieser scharf und präzise ausgesprochene Grundsatz istaber von allgemeiner Bedeutung. Für das Baugewerbe aberwar er besonders zeitgemäß, denn unter dem bösen Beispieleder Berliner Bauunternehmer, versuchten deren Kollegen inder Provinz sich ebenfalls in der Lohnreduzierung undeinige gingen noch weiten. So haben mehrere Orte wieWerder und Oranienburg sogar unter Vertragsbruch dieArbeitsbedingungen zu verschlechtern versucht und zwar immerunter Berufung aus Berlin, das dürfte nun anders werden.Der zweite Verhandlungstag war den beiden großenBezirken Rheinland-Westfalen und dem Maingau gewidmet.Hier sind, die Löhne enorm niedrig. Sie betragen inKöln 58, in den anderen Großstädten 55 Pf. und sinken dannherab bis auf 44 Pf. In Frankfurt a. M. beträgt er 54 Pf. Dasist im Vergleich zu den gleichen Orten in Mittel- und Nord-deutschland und unter Berücksichtigung der Preisverhältnissejener Bezirke ein geringer Lohn.Doch was nützen Gründe? Am Abend stand die Sachewie am Morgen, die Parteien waren sich um keinen Schrittnäher gekommen.Schließlich waren alle Teile von der Nutzlosigkeit dieserVerhandlungsform überzeugt, und wurde der Vorschlagakzeptiert, eine Sonderkomistission, bestehend aus acht Arbeit-gebern und der gleichen Zahl Arbeitnehmern, einzusetzen, diemit den drei Vorsitzenden die streitigen Fragen bezirksweiseverhandeln soll. Die Verhandlung begann am Sonnabendam frühen Morgen und dauerte bis nach 11 Uhr nachts, dochentsprach das Ergebnis nicht der aufgewendeten Mühe.Fürsorgestellen gegeben, namentlich vor Ueberweisung von Kraukenan die Heilstätten.Prof. Krause- Jena sprach sodann zum gleichen Thema. Erbetonte, daß noch kein abschließendes Urteil über den Wett derRöntgenmethode für die Frühdiagnose möglich sei. Anfänglich istfie entschieden überschätzt worden. Die heutigen Erfahrungen be-rechttgen aber iminerhin dazu, in ihr eine ausgezeichnete Er-gänzung des üblichen klinischen Befundes zu erblicken. Keines-wegS jedoch kann der Röntgenbefund allein zur Diagnose genügen.S ch l a y e r- Tübingen führte aus, daß daS Röntgenverfahrennicht darüber entscheiden kann, ob eine bedeutsame Form der Tuber-kulose vorliegt. Ihr großer Wett liegt darin, daß fie die ungeheuereVerbreitung tuberkulöser Erkrankungen überhaupt erkennen läßt.Von Schellenberg- Beelitz würbe anerkannt, daß die Röntgen-Untersuchung zur Ergänzung und Kontrolle der anderen UntersuchungS-Methoden gar nicht mehr zu entbehren sei.R e y h e r- Berlin behandelt die Knochenveränderungen beihereditärer Syphilis, bei denen die Röntgenstrahlen allein die Mög-lichkeit bieten, die Heilungsvorgänge zu verfolgen.Weitere Referate wiesen auf den diagnostischen Wett der Röntgen-Untersuchung bei eitrigen Mittelohrentzündungen und in manchenanderen Fällen hin.Mufft.Immer breiter entfaltet sich das Bestteben weiterer Kreise,sich in die musikalische Kunst wenigstens hörend hineinzuleben.Welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden sind, weiß so rechtwohl nur der praktisch Beteiligte. Die bereits vorhandenen Kon-zerte sind allermeistenS weder genug billig noch genug instruktw.Eigene neue Konzert« zu veranstalten, ist ein Wagnis, das wiederall die wohlbekannten geschäftlichen Außensorgen zu den künstleri-schen Jnnensorgen hinzufligt. kDie.Deutsche Tonkünstler-Zeitung" brachte sam 13. April) einen Aufsatz„Vom Konzert-geben", der in treffender Weise und gedrängter Kürze auf diehauptsächlichen unter den lanoläufigen Mißgriffen aufmerksammacht.„Ein normales Konzert soll nur etwa 2 Stunden dauern.bei schwierigeren Musikstücken eher kürzer." Das Programm ent-halte eine Steigerung und lasse einen einheitlichen Gesichtspunktwalten, ohne Eintönigkeit, sogar mit einem gewissen, aber harmo-nisch ausgeglichenen Gegensatz; einzelne Sätze u. dergl. seien ohneUnterbrechung aneinanderzureihen; die.guten Freunde" mögenihren Eifer dämpfen; u. dergl. mehr.Anderswo wurde speziell die Frage aufgeworfen, ob sich ge-rade Kammermusik für weitere Kreise eigne. Uns scheint da aller-dingS viel Vorsicht nötig zu sein..Den Vortritt hat am bestenimmer die Vokalmusik. In der„reinen" Instrumentalmusikempfiehlt sich anfangs alleS sozusagen„Durchsichtige": Stücke fürkleineres Orchester eher als solche für größeres, und Stücke fürmehrere, voneinander sehr merklich verschieden« Instrumente eherals für die einander gar zu ähnlichen. So verlangen z. B. Quar-tette, Quintette usw. für vier, fünf usw. Streichinstrumente be-reitS ein gebildeteres Gehör, als die für Blasinstrumente oder diefür beide Klassen. Derartige größere Zusammenstellungen, alsoSextette(6), Septette(7), Octette(8). Nonette(9), Decette(10), sind heute ungerecht vernachlässigt und haben doch in frü-Heren Zeiten, namentlich von Mozarts Serenado» n. dergl. ange-Begonnen wurde mit Ost- und Westpreußen, dann folgtenPommern, Posen, Schlesien, Königreich und Provinz Sachsen.Thüringen. Brandenburg, Hannover, Brcmen-Oldenburg und diemecklenburgischen Lande.Auch vor dieser Kommission konnten Vereinbarungen nichterzielt werden, die Arbeiter beschränkten sich hier auf kurzeBegründung der Forderungen und die andere Seite führtedie Ablehnungsmomente an. Der positive Wert der Verhandlungen besteht darin, daß die Differenzpunkte festgestellt sind.So mancher Arbeitgeber der Provinz steht zweifelnd beiseite;er kain mit vielen Erwartungen, er hoffte hier Großes zufinden und nun sieht er ein so kleines Geschlecht. So findensich denn wieder die Landsleute zusammen. Auf den Korn-doren und in den umliegenden Restaurattonen werden Neben-Verhandlungen gepflogen und manche Verständigung erzielt,die Zuhause vor dem„großen Tagen" weit zurückgewiesenwurde IDas bleiben aber auch die einzigen positiven Erfolge.Drinnen im Saal wird geredet und die Sache bleibt wiesie war.Die Mecklenburger sind die Großzügigsten. Arbeitgeber-und Gauleiter haben versucht, für alle Orte der beidenLande, nach der Größe der Städte und Bezirke, unter Be-rücksichtigung der landwirtschaftlichen Verhältnisse und derindustriellen EntWickelung, der Anerkennung der besonderenVerhältnisse in Badeorten und dergleichen eine Gleichartigkeitder Löhne, der Arbeitszeit, der Laufzeit bei Ueberland-arbeit usw. herbeizuführen.Sie sind dabei auch nicht vor Lohnerhöhungen von1 bis 5 Pf. und sogar nicht vor der Beseitigung derelf- und zehneinhalbstündigcn Arbeitszeit, die noch ineinigen Bezirken besteht, zurückgeschreckt. Sie sind einsichtiggenug zu wissen, daß diese Maßnahmen ihre Position stärttund dies nicht nur in wirtschaftlicher Beziehung. Hier sehenwir eine neue Norm der Regelung der Lohn- und Arbeits-bedingungen im Werden. Nimmt die Entwickelung diesenLauf, so werden auch die Arbeiter sich damit abzuftndenwissen.Die Verhandlungen wurden auch am Sonntag fortgesetzt.Vormittags kam Rheinland- Westfalen und Mitteldeutschland(Maingau) an die Reihe. Das Ergebnis war wie voraus-zusehen gleich Null. Am Nachmsttag verhandelte mit dem-selben negativen Erfolg Bayern, Württemberg, Baden undElsaß-Lothttngen.Verhandlungen für so große Wirtschaftsgebiete sind anund für sich und in normalen Zeiten recht schwiettg. Fürdie vorliegende wirkt die schlechte Konjunktur und dieStimmung in Unternehmerkreisen erschwerend. Dann aberbietet das Baugewerbe mit seinen öttlichen Verschiedenartig-ketten aller Art ganz besondere Schwierigkeiten.Am Montagvormittag 11 Uhr fand eine Plenarsitzungaller Vettreter der Organisattonen statt, der das Resultat derVerhandlungen in der Sonderkommission unterbreitet wurdeund die dann befinden soll, ob und in welcher Weise weiterverhandelt werden kann, oder ob ein Schiedsgericht anzurufenist, das die strittigen Fragen durch einen Schiedsspruch ent-scheidet.Am Montag früh tagten die Parteien gesondert. Um11 Uhr begann die Plenarsitzung, in welcher zunächst imNamen der Unparteiischen Dr. Wiefeldt über das Resultatder Kommissionsberatung Bericht erstattete. Danach hat dieVerhandlung nur sehr minimale Ergebnisse gezeitigt. Vorden Verhandlungen waren in 12 Orten die Differenzen erledigt, und jetzt ist in 57 Orten eine Einigung erzielt, währendin 72 Orten und den beiden großen Bezirken— Rheinland-fangen, die schönsten Blüten gezeitigt. Hervorholung von Histori-schen und Förderung von Neuem: beides muß hier zusammen»wirken. Das(noch ungedruckte) Octett für Blasinstrumente vonMax Henning reicht allerdings nicht an das Meisterwerkdieser Gattung, an Schuberts Octett für ein« gemischte Jnsttu-mcntengruppe heran, wohl auch nicht an die beiden Septette vonHammel, die ebenfalls neu belebt werden könnten. ES läßt inSbe-sondere die einheitlichen und großen Züge vermissen, die einemMusikwerk vornehmlich einen volkstümlichen Charakter schaffen;allein es ist nicht arm an den interessanten Einzelheiten, die sichgerade aus dem Jneinanderspielen der verschiedenen Klangfarbenergeben. Auch ein Trio für Klavier. Violine und Violoncello vonEmil Frey verdient Beachtung: älterer Wein der deutschenRomantik, in modernen Gläsern dargereicht. Dem„BerlinerTonkünstler-Verein" dankten wir in seinem letzten Vor»tragsabend am Sommbend die Bekanntschaft beider Stücke undaußerdem einen abermaligen Genuß dessen, was das dort vielge-pflegte Harmonium, zumal unter Karl Kämp�s Händen.am ehesten zu leisten vermag: zarte Stimmungsbilder, auch land,schaftlicher Art.»r.Notizen.— Berlin im Zeitalter der Posse. Im Berline»Theater tischt das Ensemble deS Neuen Schauspielhauses dieftiiheren Repertoirstücke seines Stammhauses auf. Am Sonnabendhielten.Hopfenraths Erben" mit der Salomeparodie ihrenvom Blödsinn verklärten Einzug.— Im Lu st spielhauS wirdjetzt als Einleitung zu den in ihrer Art beivundernSwerten Ver-ivandlungen Henri de BrieS' Wolters Schwank„SeinAlibi" vorgeführt. Darin kommt zwar auch eine Art Unter-suchungSszene vor, aber im ganzen paßt doch diese Harmlosigkeit nichtzu HeijermanS Brandstifterdrama. Hat denn die Direktion sonst garnichts zu bieten, was halbwegs literarisch ist?— Eine Gedenkfeier für Holger Drachmannhatte der dänische Verein„Freia" am Sonntag in der„NeuenPhilharmonie" veranstaltet. ES wurden hauptsächlich lyrischeDichtungen und Lieder geboten; der Kämpfer und Sozialist Drach-mann kam nicht zur Geltung. BerständntSinnig und ohne daSstörende Pathos, das so manchem deutschen Vortragskünstler an-hastet, wurden einige der See« und Strandgeschichten sowie GedichteDrachmannS vorgettagen, Lieder des Dichters wurden lebendig undausdrucksvoll von Herrn Jakob Foß und Frau Olga Junker ge-sungen. Dann schilderte, unterstützt durch Lichtbilder, Herr Otto BockDrachmannS Leben und Entwickelungsgang. Sein Vortrag wie dieganze Feier zeugten von der Liebe und dem feinen Verständnis, wo-mit auch die Dänen im Auslände des großen Lyttkers ihres Volkesgedenken.— Die SezefsionS-AuSstellung wurde durch dreiBilder bereichett: zwei Jntetteure von Habermann-München undeine Dachauer Ansicht von Th. Th. Heine.— Musikchronik. Die Berliner Philharmoniker,die mit Richard Strauß eine europäische Tournee veranstalten.gaben am Sonntag im Pariser Ehatelet-Theater ein sehr beifälligaufgenommenes Konzert.