Freitag, 8. Mai 1908.
Der Gendarm fchwört, das genügt! tübung werden die Arbeiter geſchüßt und brauchen ſich nicht infolge ſtüßung ab gerechnet mindeſtens 52 Wochenbeiträge gezahlt find und
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Soziales.
Arbeitsscheue Elemente."
Als vor zwei Jahren die sogen. Wanderarbeitsstätte und Arbeitertolonie" Rassel- Bettenhausen mit viel Geschrei errichtet wurde, waren die Mucker und reichen Arbeitsscheuen des Kreises ganz entzückt von dieser„ fegensreichen Gründung"! Die Arbeit, der ste selbst gefliffentlich aus dem Wege gehen, schon fchwißen, wenn sie Proleten bei der Arbeit sehen, sollte diesen Wandervögeln wieder beigebracht" werden. Ganz ängstliche Spießer meinten dagegen, daß diese Gründung für den schönen Streis Staffel sehr gefährlich werden könnte, da ja jetzt alle arbeitsscheuen Clemente" des Vaterlandes nach Kassel pilgern würden!
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Beide Richtungen haben mit ihren Prophezeiungen Fiasko er litten! Der soeben erschienene Jahresbericht dieser Arbeiterkolonie für das zweite Betriebsjahr 1907/08 bemerkt u. a.:
schmälert werde, ist so ziemlich geschwunden. Durch diese Unter- nur bezogen werden, wenn vom Tage der Beendigung der Unterihrer Notlage von den einzelnen staatlichen und kapitalistischen Ar- in dieser Zeit nachweislich wieder ein Arbeitsverhältnis bes Wer den Geist unserer Justizpflege fennen lernen will, muß beitgebern ausnuten zu lassen. Nach Berechnungen der Summen, die standen hat. Studien machen dort, wo der Herr Gendarm Respektsperson andere Gewerkschaften für diesen Zweck verausgabten und nach ge- Fallen zwei Arbeitlosenperioden in einen Zeitraum von sechs ist. Gelegenheit dazu bot am Donnerstag eine Verhandlung nauen statistischen Aufzeichnungen ist diese Einrichtung für den Wochen, so wird, wenn der Gesamtbetrag der innerhalb 104 Wochen vor dem Amtsgericht in Fürstenwalde . Angeklagt war der Textilarbeiterverband bei einer jährlichen Ausgabe von pro Kopf zulässigen Unterstützung noch nicht bezogen ist, die weitere Unter Genosse Düwell, der angeblich in einer am 1. Februar in der Mitglieder 2,60 M. möglich. Von 43 Gewerkschaften, die diesen stützung vom ersten Tage der Arbeitslosigkeit ab bezahlt. Ketschendorf stattgefundenen Versammlung die überwachenden| Unterstützungszweig eingeführt haben, berbrauchten 22 pro Kopj Vollständiges Aussehen der Arbeit, soweit dasselbe nicht selbst Beamten beleidigt haben sollte. Dem Strafverfahren lag und Woche 5 Pf. dafür. Selbstverständlich kann diese Summe sich und freiwillig vom Mitglied herbeigeführt ist und länger als eine folgender Vorgang zugrunde: Bei Eröffnung der Versammlung steigern, besonders in Zeiten der Krisen. Eine wohlvorbereitete Woche dauert, ist der Arbeitslosigkeit im Sinne dieses Statuts standen die beiden zur Ueberwachung abkommandierten Beamten Vorlage wird der Generalversammlung zur Annahme vorgelegt. gleich zu achten und zu unterstützen. am Eingange des Lokals. Dort blieben sie stehen. Sie ließen Die Debatte über diesen Punkt sezt äußerst lebhaft ein und Die Erhöhung der Beiträge und die Arbeitslosenunterstützung die Eröffnung der Versammlung vorbeigehen, ebenso die Wahl des wird von Krohnen- Elberfeld eröffnet, der sich nicht als Gegner tritt mit dem 1. Oktober 1908 in Kraft. Bureaus und dessen Konstituierung, was mehrere Minuten in An- der Arbeitslosenunterstüßung noch gegen Erhöhung der Beiträge Damit sind die Verhandlungen für heute erledigt. spruch nahm. Erst nachdem Genosse Düwell mit seinem Referat im Prinzip ausspricht, aber doch wünscht, die Sache noch um zwei begonnen hatte, tamen die Beamten mit wuchtigen Schritten durch Jahre auszusehen. Auch scheint ihm die Summe von 5 M. recht den Saal marschiert, was erklärlicherweise die Versammlung störte. winzig, um wirklich Not und Elend zu bannen, Speziell in der Damit nicht genug. Auf der Bühne angelangt, forderte der Gendarm Großstadt dürfte dieser Betrag zu klein sein. Krüger mit lauter Stimme die Anmeldebescheinigung. Düwell war Schagen Krefeld will die Unterstützung jedoch auch auf jene gezwungen seine Rede zu unterbrechen. Er drehte sich um und Arbeiter, die nicht direkt arbeitslos sind, aber oft tagelang ausbemerkte zu Krüger: Das hätten Sie doch auch eher besorgen können! sehen müssen, ausgedehnt wissen.- Gruhl- Berlin erklärt, daß Das mochte den Beamten ärgern und unwirsch entgegnete er: zum großen Teile auch die Berliner Kollegen dieser UnterstüßungsMit Ihnen habe ich nichts zu tun! Düwell erwiderte: Sie einführung freundlich gegenüberstehen. Die Dekorateure in Berlin haben kein Recht, die Versammlung zu stören, und ich bin haben diese bereits seit längerer Zeit auf lokaler Grundlage einnicht verpflichtet, mir solche Störung gefallen zu lassen. Nunmehr geführt und hat sich dieselbe gut bewährt. Die Vertreter aus Bößgriff der Vorsitzende, Genosse Sydow, ein. Er ersuchte um Ruhe. ned, Lunzenau , Mülhausen i. E. befürworten dieselbe ebenfalls. Im Bewußtsein seiner Würde erklärte der Beamte: Auch Sie haben Umbreit( Vertreter der Generalfommission) redet der Einmir nichts zu sagen! Sydow erteilte dann dem Referenten wieder führung der Arbeitslosenunterstüßung das Wort, indem er ausdas Wort, der im Verlauf seiner Ausführungen allgemein über das führt, daß zweifellos schon der vorherige Verbandstag die ArbeitsVereins- und Versammlungsrecht sprach, dabei auch die gefeßlichen losenunterstützung eingeführt, wenn damals das vorzügliche staRechte und Pflichten der Beamten erörterte und u. a. bemerkte: tistische Material vorhanden war, das die beiden Erhebungen von die Ueberwachenden haben kein Recht, Versammlungen zu stören, 1907 bieten. Nach diesen Zählungen betrug der Tagesstand der wenn sie das nicht wissen, dann sollen sie sich bei der vorgesezten Arbeitslosigkeit aus wirtschaftlichen Ursachen 1,9 Proz. bezt. 1,8 ,, Gegen früher hat der Verkehr an Durchreisenden in Kassel seit Behörde Instruktion holen. Wegen dieser Bemerkung stellten die Prozent. Das entspricht einem Durchschnittsstand von 1,85 Proz. Errichtung der Wanderarbeitsstätte in bemerkenswerter Weise abbeiden Beamten Strafantrag. Sie felbst wurden als oder einer Arbeitslosigkeit von 579 Tagen pro 100 Mitglieder und genommen. Die seinerzeit von manchen Kreisen geäußerte BeZeugen geladen und auf ihren Antrag noch ein Unternehmer. Die Jahr. Die Gesamtarbeitslosigkeit bei 120 000 Mitgliedern betrüge fürchtung, daß durch Errichtung einer Wanderarbeitsstätte in Kassel Ladung der vom Angeklagten beantragten Beugen war vom Amts- 694 860 Tage, die Gesamtausgabe bei 1 M. Unterſtüßung pro Tag die arbeitsscheuen Elemente erst recht herangezogen würden, hat sich richter Bredereck abgelehnt worden. In der Begründung heißt es: 694 860 M. oder 10,11 Pf. pro Woche. Von dieser Arbeitslosigkeit also als grundlos erwiesen; im Gegenteil muß angenommen werden, ... weil nicht die Zeugen darüber zu bestimmen haben, ob scheiden aus: 1. die Arbeitslosigkeit bis zu 7 Tagen( zirka 19,2 daß diefe jest um Kassel herumwandern, weil ihnen die dort geeine Beleidigung vorliegt... Prozent); 2. die Arbeitslosigkeit derer, die noch nicht 1 Jahr Bei- forderte Arbeit nicht paßt. Manche versuchen es ja allerdings Das war schon vielversprechend! Der„ günstige" Eindruck wurde träge zahlten( angesichts der bedeutenden Fluktuation in den beiden immer noch, sich durch Betteln in der Stadt ihr Brot zu noch erhöht, sobald die Verhandlung begonnen hatte. Während der letzten Jahren 51,3 Proz.) und 3. die Arbeitslosigkeit der Aus- verdienen, und nächtigen dann im Asyl für Obdachlose oder Vernehmung des Gendarmen Krüger beugte sich Düwell zu seinem gesteuerten( etwa 5 Proz.). Es scheiden somit zirka 75 Proz. aus in einer der Herbergen, aber im allgemeinen hat doch auch die Verteidiger Dr. Kurt Rosenfeld vor, um diesen bezüglich einer die bei 1 M. Tagesfaz 173 715 M. Ausgabe( pro Kopf 1,45 M.) be- werden dadurch gestraft, die immer noch schwach genug sind, den und bleiben nur 25 Proz., das sind 173 715 Unterstübungstage, übrig, Bettelei an den Türen bedeutend abgenommen, und nur diejenigen Fragestellung an den Zeugen zu informieren. Der Amtsrichter tragen. Natürlich wird diese Entlastung geringer werden, denn Bettelnden etwas zu geben, statt sie an die Arbeiterkolonie zu fuhr auf und verbat sich die Störung; er dulde nicht, daß die Fluktuation soll verschwinden. Aber selbst wenn gelänge, die der Angeklagte sich während der Verhandlung mit dem Verteidiger 51,3 Proz. Nichtunterstützungsberechtigten derart zu vermindern, daß berweisen." bespreche. Dr. Rosenfeld erklärte darauf kategorisch, er müſſe ſich 40 Proz. der Gesamtarbeitslosigkeit zu unterstüben wären, auch genommen, sogar in„ bemerkenswerter Weise" abgenommen. Raffel „ Der Verkehr an Durchreisenden" hat also in Staffel abje nach dem Gange der Verhandlung mit seinem Klienten ver- dann wären nur 277 944 m. oder 2,31 M. pro Kopf aufzubringen. wird durch die Scharen arbeitsscheuer Elemente" nicht bedroht, wie ständigen, das Recht lasse er sich nicht nehmen. Der Amtsrichter also ungefähr derjenige Betrag, den auch der Vorstand seinen An- vermutet wurde. Interessant ist es nur, daß sich die Leiter dieser blieb dabei, er dulde es nicht. Dr. Rosenfeld beantragte Pro- trägen zugrunde gelegt hat. tokollierung des Vorganges. Nach längerem Hin und Her ,, Arbeiterkolonie " den Rückgang damit zu erklären suchen, daß jett Aber es bedürfte gar keiner Beitragserhöhung, wenn dem Ver= ließ fich der Amtsrichter dazu herbei, auf den Andie Arbeitsscheuen" um Raffel herumwandern, bande nicht durch die Fluktuation ganz immense Summen ver- weil ihnen die dort geforderte Arbeit nicht paßt. trag überhaupt zu antworten. Natürlich ablehnend. loren gingen. In den Jahren 1905 und 1906 find 124 000 MitDr. Rosenfeld berlangte Gerichtsbeschluß. Der Antrag glieder neu aufgenommen. Die Mitgliederzahl müßte 202 000 er gegeben wird aber doch, daß auch manche sich durch Betteln zu Das ist allerdings eine sehr bequeme Lösung dieser Frage. Bu wurde abgelehnt! Und so ging es fort. Fragen, die der reicht haben, aber 75 619 Mitglieder gingen dem Verband wieder ernähren suchen, im Obdachlosenasyl nächtigten. Angeklagte an die Beugen stellte, wurden abgelehnt, ebenso die verloren. Hätten diese Verlorenen ihren Beitrag auch nur ein habe aber die„ Bettelei an den Türen bedeutend abgenommen" Im allgemeinen beantragte Protokollierung einer Aussage des zweiten Jahr lang gezahlt, so erwuchs dem Berband daraus eine MehrGendarmen, der entgegengesetzt befundet, wie fein Kollege. Erst einnahme von 1 112 000 M.( im Durchschnitt der 4 Klassen 13,75 Mr. natürlich ein Erfolg der Kolonie, die auf Diſtanz zu wirken scheint. durch längere und mehrfache Befragung durch den Vorsitzenden pro Mitglied und Jahr). Demgegenüber wären, wenn alle Mit- trotz diefer Kolonie, die nur den Proleten das Arbeiten lernen will, Die guten Leutchen übertreiben sicher sehr start. Staffel hat konnten die Aussagen der beiden Beamten einigermaßen in Einklang glieder bezugsberechtigt waren, für Arbeitslosenunterstützung im feine Bettler wie jede andere Stadt Deutschlands auch. gebracht werden. Danach soll Düwell sofort zu Krüger gejagt höchstfalle 800 000 22. aufgewendet worden. Das zeigt uns nicht trotz allgemeiner Bevölkerungszunahme, Krise, Arbeitslosigkeit jetzt haben: Sie dürfen nicht stören; wenn Sie das nicht wissen, werde bloß, bis zu welcher Höhe das Unterstützungswesen entwickelt werden die Landstraße nicht stärker bevölkert ist, können sich wohl in erster ich Sie belehren lassen oder Sie können sich von der vorgefeßten muß, um die Fluktuation zu beseitigen, sondern auch, daß heute Linie die Gewerkschaften zugute führen, nicht aber die Behörde Belehrung holen. Der dritte Belastungszeuge be- der Organisation weit mehr Summen verloren gehen, als das beste Kolonien unserer Muder. hauptete zunächst ganz bestimmt, die Beamten hätten Unterstützungswefen erfordert. Die Ausbreitung des gewerkschaftlichen fich unmittelbar nach Eröffnung der Versammlung und Noch einiges zur Reichsarbeitslosenversicherung. Nicht wenige Der wandernde Arbeitskollege erhält seine Reise Unter Gedankens, der Solidarität, brachte eine gewaltige Besserung. ihrem Eintritt Bühne begeben. erwarten die Organisation der Arbeitslosenversicherung von der Strüger selbst hatte aber schon bekundet, er habe abfichtlich Gesetzgebung. Aber daran ist nicht zu zweifeln, daß heute eine fügung, die es ihm ermöglicht, ohne Bettel fich auch in unten an der Tür gewartet, bis nach Beginn des Referats, weil in solche gesetzliche Regelung leicht ein Kampfmittel gegen die Gewerk. Staffel aufzuhalten, in gefunder Herberge zu nächtigen. In vielen einem anderem Falle eine Versammlung nach Eröffnung schaften werden könnte. Die amtliche Denkschrift über Arbeits- die sie auch in der schwersten Zeit über Wasser hält. Gewerkschaften erhalten die Arbeitslosen angemessene Unterstügung, wieder vertagt worden sei und er dann die Bühne wieder hätte losigkeit und Arbeitslosigkeitsreformen" kann nicht umhin, anzuberlassen können. Trotz aller Widersprüche hielt das Gericht nach erkennen, daß von allen bestehenden Versicherungseinrichtungen die fähig sind, sterben ab, die Zahl der Hinzugekommenen wird geringer, Wirkliche Landstreicher, die für feine Arbeit mehr zu haben oder Vernehmung der Belastungszeugen die Sache für ge- gewerkschaftliche Versicherung die weiteste Entwickelung genommen nügend geklärt! Ein Antrag auf Bernehmung der von der habe und daß die einfachste Lösung der gesetzlichen Regelung die je nachdem die Gewerkschaftsbewegung sich ausbreitet. Berteidigung geladenen Zeugen wurde durch Gerichtsbeschluß ab- Gewährung staatlicher Zuschüsse an solche gewerkschaftliche Gin feiner Studie Zur Biychopathologie des Landstreichers" das Wesen Dr. Wilmanns, Dozent der Psychiatrie zu Heidelberg , hat in gelehnt, weil es nur darauf ankomme, festzustellen, ob der An- richtungen sein würde. Aber dagegen sprächen heute noch politische seiner Studie Zur Biychopathologie des Landstreichers" das Wesen geklagte die inkriminierte Aeußerung getan habe. Bedenken. Wir werden den staatlichen Gewalten diese gesetzliche dieser armen Wienschen geschildert, die„ berufslos, zweck- und ziellos Dr. Rosenfeld beantragte darauf, die Zeugen zu bernehmen, da fie Regelung aufzwingen. Aber unsere Aufgabe muß es zugleich sein, auf der Landstraße umherziehen", von denen die meisten, statt ins Wiederum lehnte das Gericht die Bernehmung entwickeln, daß sie bei der gesetzlichen Regelung dieser Frage nicht halb auch für die wirklich„ arbeitsscheuen Elemente" fein geeigneter daß die Aeußerung nicht gefallen fei. unsere gewertschaftliche Arbeitslosenversicherung zu solcher Höhe zu Gefängnis, in ein Krankenhaus gehören. Aber die Kasseler Wanderarbeitsstätte ist kein Krankenhaus, des. ab, sparte sich aber eine Begründung! Der Amtsanwalt mehr ausgeschaltet werden kann. beantragte eine Geldstrafe von 50 M. Während des Plaidoyers der Gegen diese Art der Unterstützung spricht Hoffmann- Aufenthaltsort. Heuchlerisch wird man aber doch diese Mucker. Berteidiger kam es wiederum zu scharfen Auseinandersetzungen mit Meerane sich energisch aus. Hermsdorf- Leipzig stellt sich an- anstalten staatlich zu fördern suchen, unterstügen, während die dem Vorsitzenden, der durchaus keine se ritit der Beweis- fangs seiner Ausführungen als prinzipieller Gegner der Arbeits- moderne Gewerkschaftsbewegung durch das neue Vereinsgefez niederaufnahme dulden wollte und mit Ordnungsstrafen drohte. Icfenunterstützung vor, um am Schluß zu erklären, daß auch er gebüttelt werden soll. Dr. Rosenfeld ließ sich aber nicht abhalten, die Beweiserhebung als für dieselbe stimmen werde. durchaus einseitig zu bezeichnen und sie kritisch zu beleuchten. Und In der weiteren Diskussion treten die verschiedensten Ansichten der Herr Amtsrichter hielt es doch für gut, die an zutage, jedoch ist die prinzipielle Gegnerschaft verschwindend klein. gedrohte Strafe nicht zu verhängen. Nach längeren Aus Schlesien werden Wünsche laut, diesen Unterstüßungszweig fachlichen und juristischen Ausführungen, in denen er die Haltlosigkeit der Antlage nachwies, selbst für den Fall, daß Düwell die ihm unterschobene Aeußerung in dieser Form getan habe, beantragte der Verteidiger Freisprechung.
in
belunden würden,
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den Saal auf die
Das Gericht sprach Düwell auch von der Anklage, den zweiten Beamten beleidigt zu haben, frei, nur gegen Krüger hätten sich die beleidigenden Aeußerungen gerichtet. Materiell erkannte das Gericht dem amtsanwaltlichen Antrage gemäß.
Stolz lächelnd ob des errungenen Sieges verließ Krüger die Stätte der Rechtspflege. Es war ihm schöffengerichtlich bestätigt worden, daß man einem Gendarm nicht den Rat geben darf, sich bei der vorgesetzten Behörde Belehrung zu holen.
zu beschließen, jedoch erst nach Verschwinden der Krisis die erhöhten Beiträge zu erheben und auch dann erst die Unterstützung in Kraft treten zu lassen. Durch Schlußantrag wird die Debatte abgebrochen, nachdem 28 Delegierte zu diesem Punkt gesprochen haben. In der namentlichen Abstimmung wird die Beitragserhöhung von 10 Pf. in jeder Klasse mit 163 Stimmen angenommen. Die Einführung der Arbeitslosenunterstützung wird ebenfalls durch namentliche Abstimmung gegen 5 Stimmen beschlossen.
Dieselbe foll nach folgendem Regulativ geregelt werden und wird nach drei Tagen Arbeitslosigkeit gewährt. Mitgliedern, welche mindestens 52 Wochenbeiträge gezahlt haben, kann im Falle der Arbeitslosigkeit, soweit dieselbe nicht durch die Schuld des Mitgliedes selbst oder durch Krankheit verursacht trägt:
Nenate Generalversammlung des Verbandes deutscher ist, eine Arbeitslosenunterstützung gewährt werden. Dieselbe be
Ueber
Textilarbeiter.
Leipzig , den 6. Mai 1908. Dritter Verhandlungstag. Arbeitslosenunterstützung und Festschung der Verbandsbeiträge referiert Schrader- Hannover . Redner behandelt zunächst die Beitragserhöhung, die nach seiner Meinung unbedingt notwendig ist, selbst wenn die Arbeitslosenunterstützung nicht eingeführt werden sollte. Die wirtschaftliche Entwickelung hat eine vollständige Aenderung der Kampfführung mit dem Unternehmertum mit sich gebracht, die den Verband zwinge, weit mehr Kampfesmittel aufzuspeichern, um widerstandsfähig zu sein und feine Kampfesposition zu stärken. Es liegen zur Beitragserhöhung 18 Anträge vor. Von diesen wird ein Antrag der Mitgliedschaft Plauen , den Beitrag in jeder Klasse um 10 Pf. zu erhöhen, vom Redner zur Annahme empfohlen.
Zur Arbeitslosenunterstützung übergehend, gibt Redner der Meinung Ausdruck, daß die heutige Tagung eigentlich nur die Form, ob Arbeitslosen- oder Erwerbslosenunterstützung ein geführt werden soll, debattieren kann, da die Einführung selbst schon auf der vorigen Generalversammlung beschlossen ist. Die Stellung zur Frage der Arbeitslosenunterstüßung hat im Laufe der Jahre eine wesentliche Aenderung erfahren. Der Glaube, daß durch diese Einrichtung der Kampfescharakter der Organisation ge
Klasse 1:
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nach 52 wöchentlicher Beitragszahlung 4,00 M., Dauer 6 Wochen
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4,50 5,00
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nach 52 wöchentlicher Beitragszahlung 5,00 M., Dauer 6 Wochen
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nach 52 wöchentlicher Beitragszahlung 7,00 M., Dauer 6 Wochen
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Die Arbeitslosenunterstübung kann innerhalb 104 Wochen einmal bis zu den im§ 1 für die verschiedenen Klaffen festgesetten Höchstbetrag bezogen werden. Weitere Unterstützung tann jobann
Lehmhütten als Wohnungen für Staatsarbeiter.
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Daß nun
ein
In Lehmhütten wohnen Menschen in Mecklenburg ! Die medlen burgische Staatsregierung läßt an der Ostseeküste, zwischen Warnemünde und Hinrichshagen eine girta zwölf Stilometer lange Chaussee bauen. Es sind nun da seit längerer Zeit eine ganze Unzahl Arbeiter beschäftigt, die unter den schauderhaftesten Zuständen leben, die man sich denken tann. Etwa 50 Arbeiter, größtenteils mit Familien, hausen in Lehmhütten, welche neben der Chaussee ftrede errichtet sind. Die einzelne Hütte macht den Eindruck eines Erdhügels, hat einen fleinen Eingang Eingang und Fenster, an einer Ecke des gewölbten" Daches ragt ein fleines Ofenrohr heraus. Im Innern der Hütte muß es feucht und kalt fein, denn die 15 bis 18 Hütten stehen unmittelbar am Chauffeegraben, und das offene herdfeuer brennt fortgesetzt sehr der Unternehmer die Arbeiter geholt hat, konnte noch nicht festgestellt lebhaft. Die Sonne kann die Höhle nicht erwärmen. Von woher werden; wahrscheinlich arbeiten sie in Afford, da sie auch des Sonntags ihre Arbeit verrichten. Es ist ein tieftrauriger Anblid, den die betreffende Menschenanſiedelung dortſelbſt bietet,
und
es wäre im der Interesse Gesundheit dringend wünschenswert, daß Remedur geschaffen würde, zumal in Mecklenburg schon die Genickstarre und die Pockenkrankheit bei den landwirtschaftlichen Arbeitern aufgetreten ist. Die Behörden hätten alle Veranlassung, genau auf die Wohn- und Lebensverhältnisse der in Mecklenburg angenommenen Arbeiter zu achten, damit nicht Seuchen herde entstehen. Ein Kulturstaat würde nicht gestatten, daß Arbeiter, die doch auch Menschen sind, in so unerhört trasser Weise von Unternehmern ausgebeutet würden, die für den Staat Arbeiten ausführen. Anders in Mecklenburg . Dort ist wie in Preußen das Kulturprinzip des Staates: die Arbeiter zu Arbeitstieren herabzudrücken und sei es durch Import ausländischer Arbeiter. Der Gegensatz von Arm und Reich wird sich noch schärfer zeigen, wenn in einigen Wochen die Badegäste diese See- und Waldgegend bevölkern mit ihrem Nichtstun. Für die Herrschaften gibt es genügende und gute Woh nungen, während dicht daneben der Arbeiter zugrunde geht.-
Eingegangene Druckfchriften.
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Aus Natur und Geisteswelt. Bd. 214. Deutsche Volksfefte und Volfssitten. Von Herm. S. Nehm. Bd. 197. Einführung in Von Dr. G. Stowalewski. die Infinitesimalrechnung mit einer historischen Uebersicht. Bd. 179. Deutschlands Stellung in der Welt. wirtschaft. Bon Dr. B. Arndt. Berlag von B. G. Teubner in Leipzig . Sebes Bändchen geh. 1 M., geb. 1.25 m
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