Rott, 21. Mai.

Italien . Der Agrarftreik.

( Privatdepesche des Vortvärts".)

herausgegeben von Eugen Dieggen. 428 Seiten. Breis broschiert 4 M., elegant gebunden 5 Mark.

In dem vorliegenden Werke bietet der Herausgeber Eugen Der Diezgen den literarischen Nachlaß seines Vaters dar. Die

find, ohne fein gutun und ohne seine Kenntnis zu) einer Beit aufgenommen war, wo wo er wegen heftiger Erkrankung die Redaktion nicht besucht hatte. Das Urteil gegen ihn kann schwerlich vor dem Reichs­gericht standhalten. Die immense Höhe der Strafen und Agrarstreit in der Provinz Parma dauert ungeschwächt fort. Sammlung besteht in erster Reihe in der Wiedergabe von Privat­das Hinziehen des letzten Prozesses durch zwölf Tage mag Troß musterhafter Ruhe und Ordnung der Landarbeiter fährt die briefen, die, wie der Herausgeber in dem Begleitwort sagt, Josef mit dadurch veranlaßt sein, daß im Falle Hau, wie wir das seiner Regierung mit den Truppensendungen in das Streitgebiet Dießgen nicht nur in Hemdsärmeln, sondern splitternact" zeigen. zeit betonten, nicht mit einer jeden Zweifel ausschließenden Art fort. Nunmehr ist auch in der Provinz Piacenza der Agrar- Außerdem finden wir in der Ausgabe fünfzehn Briefe über umfaffender Voruntersuchung vorgegangen ist, wie es bei einer ftreit allgemein. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Streit, Logit, die sich im Anschluß an die speziell demokratisch­mit der politischen anders gearteten Boruntersuchung möglich gewesen wäre. Im letzten wenn die" Agraria ", die Organisation der Großgrundbesizer bei proletarische Logit"( Stuttgart 1903) Ferner enthält das Werk zahlreiche, Grunde hat demnach der Redakteur für die ungeheuren Schäden, ihrem Widerstand beharrt, rasch weitere Ausdehnung finden Dekonomie befassen. die das Gesetz über unser Vorverfahren aufweist, und für die Ab- und die Romagna ergreifen wird. teilweise noch ungedruckte Aufsätze über Philosophie, Neligion und Sozialismus die ein lebhaftes Interesse erregen neigung büßen müssen, die viele Richter gegen freieste Kritik öffent­licher Verhandlungen hegen. dürften. Die Briefe über Sozialismus an eine Jugendfreundin" wirken in ihrer originellen Art erfrischend auf den Leser. Der des Diezgenismus". nhang ist polemischer Natur; er besteht in Stritik und Antikritik

Pumpen- Reklame.

Im Herzen von Mecklenburg liegt das Städtchen Bügow, dem nebst vielen anderen Dingen auch Anschlagsäulen fehlen. Immerhin ist die Kultur auch in Bütow soweit vorgedrungen, daß man den Buls des Geschäftslebens ohne die belebende Kraft der Reflame nicht in Gang zu erhalten vermag, und zwar versahen, seitdem die Reklame sich auch Bühow erobert hatte, die Pfosten der Büßower Wafferpumpen den Dienst, zu dem man in weniger glüdlichen Orten Tostspielige Platatsäulen errichtet. Jeder Bützower, der etwas ausbot, tat dies auf Plakaten an den soliden Pumpenpfosten seiner gemüt­Lichen Heimatstadt. Diese Litfaßfäulen waren Gemeineigentum; niemand hat für ihre Benutzung je einen Zoll entrichtet. Aber noch eine andere Großmacht streckte nach dem idyllischen Bütow ihre Hände aus: die Sozialdemokratie. Und wie fich diese Partei zu ihrem Fortkommen überall der modernsten Einrichtungen bedient, so bediente sie sich auch der Bügower Litfaßsäulen. Das ging lange gut. Vorige Woche aber hatten die Roten ihre Sonntags­bersammlung wieder solcherart affichiert. Wie erstaunten sie, als am Sonnabendmittag ein dienstbarer Geist der Stadt mit Wasser, Pinsel und Spachtel die roten Plakate von der Bildfläche der Pumpenpfosten verschwinden ließ zum Nutzen unserer Reklame, denn während der Nacht flebten die Sozialdemokraten, welche ansnahms­weise das bestehende zu erhalten trachteten, neue Plakate an.

England.

Annahme des Unterrichtsgesetzes.

London , 20. Mai. Unterhaus. Das Unterrichts­gefes wurde in zweiter Lesung mit 370 gegen 205 Stimmen angenommen. Unionisten und Nationalisten stimmten gegen das Gefeh. Premierminister Asquith wies im Verlaufe der Dis­fuffion auf verschiedene Punkte hin, in denen die Regierung Modi­fifationen in Erwägung ziehen würde.

Eine Rede des Ministerpräsidenten. London , 21. Mai. Premierminister Asquith hielt gestern abend im Reformtlub eine Ansprache, in der er zunächst ausführte, daß die Bemühungen der Regierung auf dem Gebiete der fo3ia Len Reform nicht eher vollständig sein würden, bis aus dem Wahlsystem die schweren Mißbräuche beseitigt feien, die es zu einem so wenig angemessenen und vertrauenswür­digen Dolmetscher der öffentlichen Meinung machten. Auf die auswärtigen Angelegenheiten übergehend, betonte der Minister, daß die Regierung alles irgend Mögliche getan habe, um nicht nur die Oberfläche des internationalen Ozeans vor plög lichen Stürmen zu bewahren, sondern auch die tiefen Fundamente dauernder Freundlichkeit und guten Willens zu legen. Nachdem der Premierminister noch der Tätigkeit Sir Edward Greys in Sachen der Entente mit Frankreich und der Beziehungen zu tußland gedacht hatte, erklärte er schließlich, er hoffe, daß die Bereinbarung mit Rußland auf gesunder Grundlage aufgebaut und weder die Interessen noch die Ehre der beiden großen Länder be­einträchtigen werde. Das englisch - russische Uebereinkommen wegen Aber die Sozialdemokraten find nicht nur findig, sie sind auch des Ostens und die Entente mit Frankreich seien dauernde neugierig. Die Büzower Sozialdemokraten hätten gar zu gern Friedenselemente, auf die England stola sein könne, gewußt, wie die Bützower herrschenden Mächte auf einmal zu ihrer plakatfeindlichen Gesinnung kommen. Und nach eifrigem Suchen hat sich denn herausgestellt, daß es eine der stärksten Säulen des Büzgower Liberalismus getvesen ist, die angesichts der roten Platate ins Wadeln geriet und bie Maß regelung der papierenen Wolfsverführer veranlaßte. Die schöne, freie Seele diefer Büßower Lokalgröße vermochte sich nicht darein zu finden, daß nun nach dem Inkrafttreten des Reichsvereinsgefezes die Sozialdemokratie auch in Mecklenburg Versammlungen abhalten darf.->

Eine Geschäftsreise.

Bom Verleumdungsfeldzug der Offenbacher Bürgerlichen . Im Offenbacher Abendblatt" erlassen die Genossen Stadtmüller und alte folgende Erklärung:

" Bon Herrn Stadtverordneten Theodor Boehm ist in der Stadtgarten- Versammlung vom 15. Mai laut Bericht der„ Offen bacher Zeitung" behauptet worden, zwei frühere fozialdemokratische Stadtverordneten hätten ihre Eigenschaft als Stadtverordnete benutt, um beim Bezug von Kots aus der Gasanstalt Profite zu gewinnen. In der gestrigen Nummer der Offenb. 8tg." nennt Herr Boehm die Unter­zeichneten als jene früheren Stadtverordneten, um die es fich handele. Wir erklären dazu, daß wir beide längst vor unserem Eintritt in die Stadtverordnetenverfammlung Sots von der Gasanstalt bezogen haben und daß diese Geschäftsverbindung in derselben. Weise auch während unserer Zugehörigkeit zur Stadtverordnetenversammlung fortgefekt worden ist. Diese Geschäftsverbindung hat mit unserer Eigenschaft als Stadtverordnete nie etwas zu tun gehabt, und erst recht nicht ist diese Stadtverordneteneigenschaft ein Mittel zu eigens nüßigen Sweden gewefen. Um bie Tatsachen in einwandfreier Weise aur Feststellung zu bringen, haben wir fofort gegen Herrn Boehm Beleidigungsflage eingeleitet. In gleicher Weise llagen wir gegen die Offenb. 8tg.", die sich die Behauptungen des Herrn Boehm zu eigen gemacht hat.

Vou den Organisationen. In Lissa in Posen wurde am Tage des Inkrafttretens des neuen Vereinsgefeges für ben Reichstags­wahlkreis Lissa raustadt ein sozialdemokratischer Verein gegründet, dem sofort 22 Mitglieder Beitraten.

Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

hatten

König Eduard wird im Juni nun doch den 3aren besuchen Wahlrechsdemonstranten vor Gericht. Vor dem Schöffengericht und mit ihm in Reval zusammentreffen. Offiziös wird bazu bemerkt, daß dieser Besuch einen Beweis für die engeren Bein Kalbe a. S. standen Anfang April 32 Angeklagte, die be­aiebungen bilde, bie zwischen den beiden Bändern durch das schuldigt waren, am Sonntag, den 12. Januar, an einem nicht englisch russische Abkommen geschaffen sind. genehmigten öffentlichen Aufzuge teilgenommen zu haben. Zwei Campbell- Bannerman war ein Gegner diefer Be- von ihnen, die Genossen Ritter- Kalbe und undeutsch- Magdeburg , suche, die während seiner Ministerschaft auch troh wiederholter An- waren angeflagt, sich als Leiter und Ordner betätigt zu haben. Die fündigungen unterblieben. Auch jetzt sind die radikalen Mitglieder Straftaten sollten nach Beendigung der Wahlrechtsversammlung, in der liberalen Partei von dieser Zusammenkunft mit dem blutigen der Undeutsch referierte, dadurch begangen worden sein, daß die Unterdrücker der Freiheit nichts weniger als einverstanden.„ Daily Angeklagten in geschlossenem Zuge durch die Stadt marschierten. News" erklären diese Reise als einen Akt der Treulosig. Die 32 Sünder sämtlich gegen Strafmandate über Ein bayerischer Michaels- Ritter. Wie Bürgerliche bayerische Blätter berichten, ist dem italienischen feit gegenüber den demokratischen Institutionen. Wir erinnern je neun Mark, Ritter und undeutsch gegen solche über je Generalfonsul v. Oldenbourg in München der Michaelsorden zweiter uns nicht, ähnliche Proteste in deutschen bürgerlichen Blättern ge- 30 Mart richterliche Entscheidung beantragt. Das Schöffengericht Selaffe- eine für bayerische Verhältnisse hohe Auszeichnung- ver- funden zu haben, wenn Wilhelm II. und Nikolaus zuſammentamen. sprach seinerzeit sieben Angeklagte frei, beließ es bei 28 Angeklagten liehen worden. Unfer Münchener Parteiorgan, die Münchener Post" In Rußland hegt man die Hoffnung, als Ergebnis der Reise eine bei der Strafe von 9 M. und erhöhte die Strafe für Ritter und Un­Anleihe in England aufnehmen zu können. deutsch von 30 auf 100 m. Gegen das Urteil wurde Berufung ein­bemerkt zu dieser Drdensauszeichnung: gelegt, die am Mittwoch vor dem Landgericht Magdeburg zur Ver handlung stand. Das Gericht bestätigte nach längerer Berhand lung die über die beiden Hauptangeklagten berhängten Strafen sprach jedoch die übrigen 23 Angelfagten auf Grund es neuen Reichsvereinsgefeges frei

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"

Bir tonstatieren, daß der Ehren- Generalkonsul v. Dlden­Bourg als Aufsichtsrat der chemischen Fabrik Heufeld bei Grün dung der Hausmüllverwertung München G. m. b. H. zur Be stechung von Mitgliedern der Münchener Ge­meindeverwaltung 60 000 Mart das Schmieröl des Reichsrates von Maffei" bewilligt hat; wir fonstatieren, daß der Staatsanwaltschaft diese Sache bekannt ist und daß diese und eine damit zusammenhängende Betrugs- und Untreueange Legenheit der Herren Ludwig Frank und Sigmund Neuhöfer von der Hausmüllverwertung nur wegen Verjährung durch die Staats­anwaltschaft nicht weiter verfolgt wurde."

Danach scheinen auch in München manchmal Drdensverleihungen aus gar seltsamen Gründen zu erfolgen.-

Kulturbilder aus Mecklenburg .

Es

Vor dem Schöffengericht in Wismar sollte die auf einem nahegelegenen Gute bedienstete Ella Anderson sowie deren Schwester Johanna als Zeugen vernommen werden. Auf die Frage nach dem Geburtsdatum blieben beide Mädchen die Antwort schuldig. stellte sich beraus, daß sie dieses Datum nicht kannten. Als sie darauf nach dem laufenden Monat gefragt wurden, konnten sie auch darüber keinen Bescheid geben. Ebensowenig wußten sie, auf welchen Tag Weihnachten fällt. Als das Verhör es mit sich brachte, einen bestimmten Tag näher zu charakterisieren, gab Ella Anderson an, es sei der Geburtstag des Herrn"( Gutsbesitzers), gewesen. Ja, die Junterschulen!

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Oefterreich.

Ruthenendebatte.

Wien , 21. Mai .( Abgeordnetenhaus.) In der Fortsetzung ber Debatte über den ruthenischen Dringlichkeitsantrag betreffend das Verwaltungssystem Galiziens erklärte Abg. Daszynski ( Soz.): Die Sozialdemokraten perhorreszierten den politischen Mord entschieden und würden dem Grafen Boto di niemals bergessen, daß er seinen Einfluß zue gunsten des allgemeinen Wahlrechtes geltend gemacht habe. Das Abgeordnetenhaus möge den seit dreizehn Jahren ungehört ber­hallenden Magen des ruthenischen Volkes Gehör schenken. Der erste Schritt zur Lösung des nationalen Problems in Galizien wäre eine gerechte Landtagswahlreform, damit die Ruthenen einen festen politischen Besitzstand erhielten. Ohne po= Iitische Rechte, ohne Selbstverwaltung für Bolen und Ruthenen sei eine Gesundung der Verhältnisse in Galizien un­möglich.( Beifall.) Der Dringlichkeitsantrag Ceglinski wurde fodann mit 158 gegen 114 Stimmen abgelehnt. Das Haus begann hierauf die Debatte zweier Dringlichkeitsanträge betreffend Wahlmißbräuche bei den letzten galizischen Landtagswahlen. Schweiz .

Anarchisten und Polizei.

Rußland.

Regierungskrise in Finnland ,

Helsingfors , 21. Mat. Der Vizepräsident des Genata Mechelin und die Senatoren Donner, Chef des Kultusdepartements, und Ignatius, Chef bes Departements für Buchführung, haben ihr Abhiedsgefu eingereicht.

Marokko.

238 385 18

Die Stellung Frankreichs .

Wir haben bereits gestern bemerkt, daß die französische Re­gierung infolge der Erfolge, die Mulah Hafid errungen hat, ihre bisherige Politik der Unterstützung Abdul Asis' wird ändern müssen. Diese Ansicht wird heute durch Pariser Meldungen be­stätigt. Man telegraphiert aus Paris , 21. Mai:

Eine schreckliche Möglichkeit.

rece

Am 18. Mai wurde, wie wir an jenem Tage schon telegraphisch meldeten, der Genosse Cohen aus Frankfurt a. M. bon der Straffammer zu Hanau von der Antlage, zum Ungehorsam geger die Gefege aufgefordert zu haben, freigesprochen. Die Anflage gründete sich befanntlich auf die Anzeige eines überwachender Beamten, wonach Genosse Cohen in der Wahlrechtsversammlung, zu Hanau am 9. Januar gefagt haben sollte:" Man muß sich nur wundern, daß die Arbeiter troy aller dieser Brutalitäten die Fenster des Abgeordnetenhauses nicht von außen eingeworfen haben, hoffent lich werden sie dies bald hun!"

Der mit dem Ministerium des Aeußern in Ver­Genosse Cohen erklärte dazu, daß er das Wort„ hoffentlich" bindung stehende Petit Parisien" schreibt, man dürfe nicht verhehlen, daß die Ankunft Mulay safids in Menicht gebraucht habe; im übrigen feien feine Worte bildlich gemein' tines in hiesigen amtlichen Streifen lebhafte Bewegung hervor- gewesen und er würde das noch näher ausgeführt haben, wenn er Indes habe der Ueberwachende dir gerufen habe. Man habe auf Grund von Nachrichten, die aus hätte weitersprechen können.

Tanger und Rabat eintrafen, angenommen, daß der Gegen- Versammlung sofort aufgelöst. Das Gericht glaubte dieser Erklärung sultan zerschmettert und der Sieg Abdul Asis gewiß wäre. Heute des Genossen Cohen und sprach ihn frei. Die Staatsanwaltschaft stehe man vor der unbestreitbaren Tatsache, daß Mulay Hafid hatte sich viele Mühe um die Berurteilung des Sünders gegeben die zweite und die dritte Hauptstadt befeht habe und daß er sich So hatte sie z. B. in der Anklageschrift die folgende schredliche in jedem Augenblick auch der ersten Hauptstadt bemächtigen könne. Möglichkeit ausgemalt: Die Aufforderung zur Vornahme der strafbaren Handlung Wenn es ihm als Herrn von Fes und Metines gelingt, sich auch

in Tanger zum Sultan ausrufen zu lassen, dann wird die Lage der Sachbeschädigung konnte im borliegenben Falle dieje unentwirrbar, wenn man sich darauf bersteift, Abdul Afis lettere auch sehr wohl zur Folge haben. Es war als einzigen Herrscher anzusehen, mit dem ver- bei der heutigen guten und billigen Eisenbahn­handelt werden kann. Das Problem, das nunmehr vor der berbindung sehr wohl möglich, daß einer ober ber französischen Regierung auftaucht, wird gegenwärtig mit ent- andere oder mehrere der Zuhörer des Angefchuldigten, nament­sprechender Sorgfalt geprüft. Falls Mulay Hafid in einem lich wenn fie recht aufmertfam zuhörten und hierdurch mit ausgedehnten Gebiete Maroffos entschieden Oberhand gewinnen bem nötigen Saß und der nötigen wut erfüllt unb sollte, müßte die französische Diplomatie, die die Unzuläng- recht wilb und wütend gemacht worden waren, nach Berlin lichkeit ihrer bisherigen Informationen be- fuhren und dort die offnung" des Angeschuldigten zur Gra dauern würde, eine Aenderung ihrer Haltung ins füllung brachten." Erfreulicherweise ist das Gericht diesen tief eindringenden Debut­Auge fassen. Diese Aenderung kann sich in furzer Zeit als not wendig erweisen. Die Frage werde giveifellos gleichzeitig in tionen nicht gefolgt. Paris , Madrid und Tanger geprüft werden. Es sei wohl der Augenblid gekommen, daran zu erinnern, daß die französische Re gierung in der Kammer ihre Neutralität zwischen beiden Sultanen betont und daß Minister Bichon am 27. Januar dieses Jahres in Beantwortung einer Interpellation erklärt hat, wenn Abdul Asis unterliege, dann werde Frankreich in der Lage sein, mit dem an Stelle Abdul Asis tretenden Sultan in Frankreichs und Europas Namen zu sprechen gemäß dem Mandat, das Frankreich anvertraut sei.

Die hier angekündigte Politik Frankreichs fönnte in der Tat einen Anfang zur Entwirrung der gefährlichen Situation be­deuten. Je weniger sich europäische Mächte um Marotto be­fümmern, desto besser für den europäischen Frieden.-

Aus der Partei.

Parteiliteratur.

Zürich , 17. Mai .( Eig. Ber.) Das am 1. Mai verbreitete anarchistische Flugblatt, das in schmählichster Weise unsere Maifeier besudelte, ist, wie nachträglich das" Bolfsrecht" mitteilt, mit der Kenntnis und stillschweigenden Zustimmung der politischen Polizei gebrudt und berbreitet worden. Der Drucker in Zürich habe der Polizei vor dem Druck das Manuskript ausgeliefert, wie er auch früher Soeben erschien im Verlage der Buchhandlung Bor . schon vom anarchistischen Wedruf" jeweilen 5 Exemplare an die Bolizei geliefert haben soll. Irren wir nicht, ist der Drucker der wärts, Berlin SW. 68, unter dem Titel: Anarchist Erit in Zürich , so daß hier wieder einmal der nicht seltene Fall der Doppeleigenschaft von anarchistischem Führer und Polizei ein Führer durch das neue Reichsvereinsgefey, für den praktischen spitel vorliegen würde. Wenn trob ihrer Kenntnis des anarchisti­schen Vorgehens die Polizei die Flugblattverbreiter verhaftete, so Gebrauch der Juristen und Laien erläutert vom Rechtsanwalt Ge liegt eine unverschämte Provokation und ein geradezu betrüge- noffen Wolfgang eine. Das Werkchen dürfte für jeden in der risches Manöver vor. Bis auf einen Ausländer, der aber schon Agitation tätigen Arbeiter von großem Nuzen sein. 10 Jahre lang in der Schweiz ist, sind die Verhafteten wieder frei- Preis 50 Pf. Bei Partiebezug Rabatt.

Vereinsgesetz vom 19. April 1908

gelaffen worden. Sollte dieser Ausländer ausgewiesen werden, fo Im Berlag von J. H. W. Dietz Nachf. in Stuttgart ist würde sich die Polizei damit einer Infamie schuldig machen. Aber soeben erschienen: Josef Dietgen, Erkenntnis und Wahrheit. Des der Polizei ist alles möglich und ihre Moral zu allem fähig. Vielleicht macht unfere Fraktion diese Vorgänge zum Gegen- Arbeiterphilosophen universelle Denkweise und naturmonistische An stand einer Interpellation im Kantonsrat und beleuchtet wieder schauung über Lebenstunft, Dekonomie, Philosophie, Religion und einmal die Staatsretterei des bornierten Oberpolizisten Nägeli. Sozialismus. Bu seinem zwanzigsten Todestag gesammelt und.

Soziales.

Sicherung der nötigen menschlichen Arbeitskraft für die Land­wirtschaftsbetriebe.

Auf der letzten Wanderversammlung der Deutschen Land­ wirtschafts- Gesellschaft " hielt im Sonderausschuß für Landarbeit" Herr Dr. Stieger einen Vortrag über obiges Thema. Im Gegensat zu den im Bunde der Landwirte organisierten Junkern welche dem Arbeitermangel durch Aufhebung der Freizügigkeit radikal ab­helfen wollen macht Stieger eine Reihe ganz vernünftiger Vor­schläge, um bie Arbeiter auf dem Lande festzuhalten. Er ist nicht der Anficht, daß der dümmste Arbeiter den besten Ochsenknecht abgibt, und fordert deshalb ländliche Fortbildungs­schulen. Ferner:

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„ Schuß der Arbeiter gegen Wetterunbill... atvedmäßige Er­nährung, die gesichert wird durch angemessene Lohnform,... Steigerung der Leistungsfähigkeit des künftigen Geschlechts der Landarbeiter a) burch beffere Kinderstube" im weitesten Sinne,

b) burch körperliche Ausbildung, durch Handfertig. teitsunterricht, durch Jugendspiele und Turnen, damit die Sinne und Glieder zweckmäßig geschult werden,

c) durch fachliche Ausbildung der Jugend, und zwar der Burschen in Vorarbeiter, Oberschweizer- und dergleichen Schulen, bei den Mädchen durch Haushaltungsunterricht usw. Ferner: Steigerung der Leistungswilligkeit

a) durch Befriedigung der Geistes- und Gemütsbedürfnisse und Pflege der menschlichen Beziehungen durch rechte Bemessung der Erholungsstunden, durch Büchereien und gesundes Vereins­wesen, durch Pflege von Boltsfesten und Voltsunterhaltungen,