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sofort toterer faTIen geladen, Indem das sreifinmge Denun-' Siantenorgan darüber wehklagt, daß die Postbeamten so wenig zahlreich gewählt hättenl Dasselbe Manöver, das in den f e ch z i g e r I a h r e n bie Reaktion der Fortschrittspartei gegenüber anwendete und das damals bei der Fortschrittspartei helle Stürme der Ent- rüstung auslöste, das aber auch noch in den achtziger Jahren von den sreisinnigen Abgeordneten Uhlendorff und Rickert im preußischen Abgeordnetenhause blutig gegeißelt wurde, das- selbe System schamlose st erStimmenerpressung wendet jetzt der regierungsfromm gewordene Freisinn selbst den Beamten gegenüber an! . Schuftigkeit, dein Name ist Blockfreisinn I Die politische Niedertracht des Freisinns paart sich frei- lich mit politischer Stupidität. Wenn der Freisinn an Repu- itation noch irgend etwas zu verlieren hätte, so hat er sich diesen letzten Rest der Reputation verscherzt durch sein nichts- würdiges Denunziantenstückchen! Diese Nichtswürdigkeit wird dem Freisinn den Rest geben. Auch seine Bearbeitungsversuche sozialdemokratischer Wahl- rnänner durch Drohungen und Versprechungen, über die uns bereits mehrfache Nachrichten zugegangen sind. werden ihm nichts helfen. Unsere Genossen werden nichts unterlassen, um diesem Freisinn, der durch seine Schurkerei der Sozialdemokratie ehrlich erkämpfte Erfolge streitig zu inachen gedenkt, am 19. Juni den Gnadenstoß zu geben. ',** Daß der Berliner Blockfreisinn keine besondere Sprel- ärt ist, sondern nur Fleisch vom Fleisch des g e- jamten Blockfreisinns, beweist das folgende;- . Freisinniger Terrorismus. Aus Danzig schreibt man uns: Einen Akt des Terrorismus, der seinesgleichen sucht, hat sich hier der Freisinn zur Krönung seiner schmählichen Verrätereien bei der Landtagswahl geleistet. Der freisinnige Böttchermeister O. I o o st in der Borstadt Neufahrwaffer war dort liberaler Wahl- mann für die II. Abteilung. Als unentwegt freiheitlicher Volks- mann war er natürlich lebhaft bemüht, für die durch den lokalen Block der Zentrumskonservativen stark bedrohten liberalen Kandidaturen möglichst viele Sympathien zu erwerbe». Er erklärte denn auch den bei ihm tätigen 13 Böttchern am Wahltage vormittag, daß jeder auf 14 Tage ausgesperrt werden würde, wer länger als zwei Stunden zur Wahl von der Arbeit fortbleiben werde. Im Laufe des Tages erfuhr er dann, daß sieben«seiner" Leute als W a h I m ä n n e r für die Sozialdemokratie kandidierten. Obgleich die Böttcher sich sogar freiwillig bereit erklärten, die bei der Wahl versäumte Arbeits- zeit durch Ueberstunden einzuholen, drohte der edle Frei- sinnige ihnen noch am Nachmittage des 3. Juni endgültig mindestens die 14tägige Aussperrung an! Die Genossen erklärten gegenüber diesem infamen Terrorismus, daß sie als Staatsbürger durchaus das Recht hätten, als Wahlmänner zu kandidieren. Darauf erhielten sie von dem wackeren Freisinnigen die unglaubliche Antwort: «Zu solchen Ehrenämtern geben Sie sich her? S i e st e h e n bei mir in festem Lohn und Brot und dürfen das nicht!" Mit dieser kategorischen Erklärung, die der skrupelloseste Kraut- junker sicher nicht übertrumpfen könnte, flogen unsere sieben Genossen erbarmungslos aufs Pflaster; die übrigen sechs Mitarbeiter schlössen sich ihnen sofort solidarisch an. Sämtliche Gemaßregelten find Familienväter! Alle arbeiten bereits Nrehrere Jahre, manche sogar schon neun Jahre lang bei diesem Musterfrcisinnigen! Diese brutale Gewalttat fand selbst in den Kreisen des Bürger- tumS scharfe Verurteilung. Unser Wahlkonntee nahm deshalb an, daß auch die offizielle Freisinnsleitung wenigstens so anständig sein würde, die Aushungerung von 13 Familienvätern durch geeignete Vermittelung zu verhindern. Diese Annahme schien um so richtiger, als der Ausfall der Wahlmännerwahlen für die Liberalen so ungünstig war. daß fie allein aus politischem Selbst- erhaltungStriebe diese Provokation der Sozialdemokratie im Hinblick auf die Stichwahlen nicht zulassen konnten. Bon ihrer sonstigen heißblütigen Bekämpfung desTerrorismus" wollen wir dabei noch gar nicht einmal reden. Unsere Parteileiwng richtete deshalb amTage nach derHauptwahl an das liberale Wahlkomitee brieflich die Anfrage, was es zu tun gedenke, um den Fall beizulegen. Die Antwort wurde dringend zum gleichen Tage 3 Uhr nachmittags erbeten. Ein Genofle über- brachte das Schreiben persönlich den Liberalen in das Bildungs- veremshaus, wo fie in einer Vertrauensmänner- Versammlung über ihre Stichwahlhaltung sprachen. Der Cheftedakteur der.freisinnigen"«Danziger Zeitung", Herr Dr. Herrmann, nahm den Brief persönlich in Empfang. Als er ihn gelesen, forderte er den auf Bescheid wartenden Genossen auf: bei Strafe des HauSfriedensbruchssofort den Saal zu verlassen! Die Antwort habe auch noch Zeit bis zum nächsten Tage! Unsere Parteileitung hat dann die gewünschte schriftliche Er- klärung überhaupt nicht erhalten. Der Herr Joost lehnte bisher alle VermittelungSverfuche ab. Diese von der offiziellen Freisinnsleitung unzweideutig gebilligte PfingstauSsperrung soll also bis zur restlosen Aushungerung unserer braven Genossen sortgesetzt werden l » Den freisinnigen Heuchlern, Denunzianten und Er- Hressern gegenüber darf es am 10. Juni nur die eine Parole geben: Gebt ihnen de« Rest! Bas Crgednls der Candtagswahl. Endlich liegt das vollständige Ergebnis der am 3. Juni vollzogenen Wahlmännerwahlen vor. Gewählt sind: 6 Sozial- demokraten, 149 Konservative, 58 Freikonservative, 65 Nationalliberale, 22 Freisinnige Volkspartei , 7 Freisinnig- Vereinigung, 100 Zentrum, 15 Polen , 5 bei keiner Partei. Ferner haben 25 Stichwahlen stattzufinden. Vergleicht man die letzte Wahl mit dem bisherigen Fraktionsbestand nach der Fraktionsliste von 1308, so ergibt sich solgendes Uild� Bisheriger Besitzstand Konservative i» Freikonftrvative. Nationalliberale. Freis. Volkspartei. Freis. Bereinigung Zentrum.... Polen '..... Fraktionslose.. Sozialdemokraten. 143 62 76 24 9 96 13 7 Neuwahl 140 58 65 7 100 15 6 6 Stichwahl. beteiligung 6 5 16 4 S 8 2 6 Schöneberg -Rixdorf Stichwahl. Schöneberg . Nach ber vorläufigen Feststellung des Amtlichen Resultates ist es zur Gewißheit geworden- daß eine Stichwahl nokwendig ist. Der Kreis hat 1124 Wahl- männer zu wählen. Die absolute Majorität beträgt 562. Es sind WaMänner gewählt: In Schöneberg : Sozialdemokraten....! 120 Konservative....... 50 Freisinnige........ 181 Nationalliberale...... 15 In R i x d o r f: Sozialdemokraten...II 396 Konservative...... 106 Freisinnige........ 29 Nationalliberale...... 12 Auf die Sozialdemokratie entfallen somit 516 Wahlmänner. Es fehlen an der absoluten Majorität 46 Wahlmänner. Diese müssen unbedingt in den Stichwahlen auf- gebracht werden. In Schöneberg kommen 194, in Rixdorf 71 Wahlmänner in die engere Wahl. Parteigenossen! Es heißt nunmehr, die 46 Wahlmänner durchzubringen. Bei einigermaßen gutem Willen wird es trotz des erbärmlichen Wahlsystems möglich sein, die Majorität zu bekommen. Vielfach sind wir an aussichtsvollen Stichwahlen beteiligt.' Die bürgerliche Meute versucht alles, um den Kreis an sich zu reißen. Wir müssen alles ausbieten, um das zu verhindern. Alle Mann auf dem Posten! Die Stichwahlen finden am 1 0. I u n i zu derselben Zeit und in denselben Lokalen statt wie am Tage der Haupt- wähl. Die vom Magistrat zugestellten Legitimationen be- halten ihre Gültigkeit. Teltow -Beeskow . In Teltow -Beeskow lautet das vorläufige Schlußresultat: 593 Konservative, 334 Liberale, 301 Sozialdemokraten, 26 Sozialliberale, 73 zersplittert, 249 Stichwahlen. Niederbarnim Oberbarnim. Im Landtagswahlkreis Niederbarnim-Oberbarnim sind nach einer offiziösen Mitteilung gewählt: 1053 Wahlmänner des famosen konservativ-freisinnigen Kartells, 180 National- und Sozial-Liberale und 583 Sozialdemokraten. Im Jahre 1903 waren 719 Konservative, 327 Sozialdemokraten und 316 Liberale(Freisinnige und Nationalliberale) gewählt. Hagen (Stadt und Land), Schwelm . 865. Für die Frei- sinnige Volkspartei 623 Wahlmänner, für die Sozialdema kraten 180 Wahlmänner. Die Wiederwahl von Genossen schaftsanwalt Dr. Crüger(freis. Vp.) und Kommerzienrat Schmidt(freis. Vp.) ist gesichert. Harburg a. d. Elbe. Für den Nationalliberalen 213, für den Freisinn 42, für unsere Partei(Kandidat: Müller) 166 Wahlmänner. Im Ganzen wurden 6150 sozialdemokrgtische Stimmen abgegeben, 70 Proz. der Gesamtzahl.- Zentrum und Vahlrecht. DaS Zentrum hat sich im gegenwärtigen Landtagswahlkampf gewaltig in die Brust geworfen und sich namentlich den National- liberalen und den Freisinnigen gegenüber als den unentwegten Hort der Freiheft, insbesondere in bezug auf das Wahlrecht auf- gespielt. Gewiß ist es ja mit der Stellung der liberalen Block- brüder zur preußischen Wahlreform mehr als faul bestellt, aber man weiß, daß auch das Zentrum in dieser Frage durchaus nicht kittelrein ist. Es ist noch gar nicht so lange her, daß ein namhafter Zentrumsführer in seiner Auslassung bezüglich der Wahlreform den Nationalliberalen sehr nahestand. In einer Zentrumsversamm- lung, die am 20. April 1906 in Köln stattfand, redete der Ab- geordnete Trimborn über politische Tagesfragen und kam dabei auch auf die preußische Wahlrechtsftage zu sprechen. Er stellte dort fest, daß im preußischen Abgeordnetenhause eine Mehr- heit für die Abänderung des bestehenden Wahlrechts vorhanden sei. Dann sagte Herr Trimborn:Das genügt aber nicht; es muß auch eine Mehrheit für Ersatz da sein. Da kommt zunächst in Frage die Einführung des Reichstagswahlrechts. Darauf läßt sich aber weder die Regierung noch das Herrenhaus ein." Herr Trimborn erklärte dann, daß das Zentrum für die Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen sei; die Nationalliberalen wollten zwar das Dreiklassenwahlrecht nicht auf- recht erhalten, es aber auch nicht durch das Reichstagswahlrecht ersetzen. In einer Resolution hätten sie die Vorlegung eines Wahl- gesetzes nach folgenden Grundsätzen verlangt: 1. Neueinteilung der Wahlkreise; 2. erweitertes Wahlrecht der dritten Klasse; 3. er- höhtes Wahlrecht bei höherem Alter und höherer Bildung; 4. Be- seitigung der indirekten Wahl und 4. Minderheitsvertretung. Hier- auf sagte nun Herr Trimborn: Wir haben gegen die Resolution gestimmt wegen der An- klarheit. ob daS Dreiklassenwahlrecht bleiben soll, und dann weil das geheime Wahlrecht fehlte. Anzuerkennen ist. daß außer dem Reichstagswahlrccht auch noch andere Wahlsysteme möglich sind, die immer noch besser sind als das Dreiklassenwahlsystem. So ist das Pluralitätswahlrecht durchaus diskutabel, speziell unter Berücksichtigung des Alters verletzt eS nicht die Gleichheit. Aber es kommt auf die konkrete Gestaltung an." Herr Trimborn findet also das Pluralitätswahlrecht, den Angelpunkt der Wahlreform nach nationalliberalem Musterdurch- aus diskutabel", und er ist sogar der Meinung, daß die Abstufung deS Wahlrechts nach dem Alter keine Verletzung der Gleichheit sei als ob ein Arbeiter so alt würde wie ein Kommerzienrat oder ein Domprobst I Als Herr Trimborn das Pluralitätswahlrecht für diskutabel" fand, da war daS Zentrum im Reiche noch regierende Partei. UnterdeS aber ist es in die Opposition geraten, es spielt sich als den Retter der Freiheit auf und zieht in den Wahlkampf mit dem Rufe: Ein Volksfeind, wer nicht für allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht ist! Sie italienische flgrarbewegung. Rom . 4. Mai. Obwohl ein Gerücht umgeht über dicht bevorstehende Ver- Handlungen zwischen der Arbeitskammer und der Besitzer- organisationAgraria ", läßt der Streik von Parma noch gar kein baldiges Ende erwarten. Die exmittierten Arbeiter im Jahresvertrag fangen an, auszuwandern; aus einem einzigen Orte des Streikgebietes, aus N o c e t o, sind bis jetzt 97 dieser Arbeiter ausgewandert. Die Arbeitskammer von Parma wird Sorge tragen, diese Auswanderung zu de- schleunigen, falls die heutige Situation sich noch länger hin- ziehen sollte. DieAgraria " mutet den Streikenden einen Vertrag zu, in dem von den Unterzeichnern erklärt wird, daß sie das Konkordat vom Mai vorigen Jahres einhalten wollen, aber mit ber Auslegung, die ihm die Unternehmer geben. nämlich der Verpflichtung für das Hofgesinde, zwei Stunden täglich länger zu arbeiten als die übrigen Arbeiter. Wetter enthält der Vertrag die Erklärung, daß der heuttge Streik einen Kontraktbruch darstelle und daß sich die Unterzeichner all' den Maßregeln unterwerfen wollen, die dazu dienen, die Erfüllung des Kontrakts zu gewährleisten. Es fragt sich nur, ob dieAgraria " die Dummen findet, die ihre Namen unter dies Dokument setzen wollen. Die Streikbrechereinfuhr geht mit Hindernissen vorwärts, So sind mit dem Morgenzuge des 2. Juni 45 Streikbrecher aus dem Kreise Crema eingetroffen, von denen aber mit dem Mittagszuge 42 wieder abgereist sind. Neulich hatte mar. drei dieser kostbaren Individuen bis in die Nähe von Parnia geleitet. Aber auch sie haben denselben Tag die Heimreise eingetreten. Die Arbeitskammer hat es bei dem Präfekten (Regierungspräsidenten ) durchgesetzt, daß sie auf den größereu Stationen eine Aufsichtskommission halten kann, die die an- kommenden Streikbrecher über das Bestehen des Streiks auf- klärt, um zu verhüten, daß Arbeiter unter Vorspiegelung falscher Taffachen angeworben werden. Wie es heißt, haben die Gutsbesitzer in Sizilien Streikbrecher gewonnen, die sie zur See nach S p e z i a und von dort per Bahn nach Parma befördern wollen. Die organisierten Arbeiter von Spezia überwachen aber den Hafen, um die Arbeitswilligen durch Ueberredung zu gewinnen. Eine äußerst ernste und gesetzwidrige Erscheinung hat der Abgeordnete Genosse Todeschini konstatiert: er hat beobachtet, daß Kavallerie- soldaten zur Fütterung des Viehs und zum Mähen des Heus herbeigezogen wurden. Die Sache wird im Parlament zur Sprache gebracht werden. Wie unerhört die Gerichtsbehörden für die Besitzer Partei nehmen, geht aus folgender Episode hervor: In der Nacht zum 2. Juni fuhr ein Wagen ohne Laterne auf dem Wege von Casal Barbats; es handelte sich um einen Trans­port vonfreiwilligen Arbeitern". Da der Wagen zum Ueberfluß mit großer Schnelligkeit fuhr, protestierten einige auf der Straße befindliche Streikende. Die Ordnungsleutc antworteten durch fünf Revolverschüsse, die zum Glück niemand verletzten. Als die Streikenden ruhig in den Ort zurück- kehrten, wurden sechs von ihnen verhaftet l Den Schießlustigen ist dagegen nichts geschehen. Ein ebenso ungeheuerliches Ver- fahren ist gegen einige 100 Landarbeiter von C and tan a (Padua ) eingeleitet worden. Diese Landarbeiter waren für die Provinz Parma angeworben worden, ohne von dem Streik zu wissen. Auf der Bahnfahrt wurden sie in Monselice von �Genossen informiert, verweigerten die Weiterfahrt und forderten als Entschädigung 14 Tage Lohn. Da sie vom Bürgermeister ihres Ortes angeworben worden waren, suchte dieser natürlich, kraft seiner Autorität, die Zahlung zu umgehen, zahlte aber schließlich, nachdem es zu wiederholten Demonstrationen gekommen war, 2286 Lire aus, Und jetzt hat man all' diese Arbeiter wegen Erpressung unter Anklage gestellt! Die Streikunterstützungen, die daS italienische Proletariat aufgebracht hat, belaufen sich bis jetzt auf über 80000 Lire. Nur ein kleiner Teil ist zur Verteilung gelangt. Im Kreise von Vercelli ist in neun Gemeinden den streikenden Reisarbeitern der Achtstundentag bewilligt worden. In der Provinz von Valenz a steht eine AuSstands- bewegung der Landarbeiter bevor, die vor allem eine Ver- kürzung der Arbeitszett mit einem Maximalarbeitstag von neun Stunden fordern. Von den zahlreichen Landarbeiterstreiks ta Apulien ist der von Cerignola mit der Herabsetzung des Arbeits- tages der Arbeiter der Dreschmaschinen von 12 aus 11 Stunden beendet worden._ poUtifchc Qcbcrlicbt. Berlin , den 6. Jun! 1908, Ein Angebinde für dieblauen Jungen"! ' Wie dieMil. Pol. Korrespondenz" mitteilt. schweben im Reichsmarineamt Erwägungen wegen einer Vor­lage an den Reichstag , durch die die aktive Dienstzeit in der f lotte um sechs Monate verlängert werden, in Zukunft also Yz statt 3 Jahre betragen solle. Ob eine solche Vorlage schon mit dem nächsten Reichshaushalt-Etat oder später eingebracht werden solle, stehe noch nicht fest. Wie die Korrespondenz weiter mitteilt, soll der Chef der Flotte, Prinz Heinrich, diese Forderung besonders leb- hast vertreten. Begründet werde die Forderung durch die steigenden technischen Anforderungen und die sich aus der Ver- längerung der Dienstzeit ergebende Möglichkeit für die Mann- schaft, viermal große Hochseemanöver und Schietzübungen mit- zumachen. Die Führer der bürgerlichen Par- t e i e n im Reichstag, die über ihre Ansichten befragt worden seien, hätten sich im allgemeinen ziemlich entgegen- kommend geäußert. Nur vereinzelte von ihnen hätten Aus- gleichsmaßnahmen für das Landheer befürwortet, z. B. die Erweiterung des Ernteurlaubs usw. Das ist ja eine allerliebste Gabe des Marinismus an das deutsche Volk! Die Zahl derGemeinen" in der deutschen Marine beträgt gegenwärtig schon 30 000 Mann und wächst von Jahr zu Jahr. Mehr als 30 000 junge Männer solle» also künftig sechs Monate länger dem Moloche Marinismus dienen! Und die befragten parlamentarischen Führer haben sich bereit erklärt, dies neue Opfer zu bringen. Die Söhne der B o u r g e o i s i e, die als E i n j ä h r i g e dienen, werden ja davon nicht betroffen! Obendrein suchen die Herren Agrarier wieder ein E x t r a p r o f i t ch en für sich heraus- zuschinden, indem sie eine Erweiterung der Ernteurlaube, d. h. eine Erweiterung des Rechts für sich in Anspruch nehmen, Soldaten als Ernteurlauber anzuwerben, um da durch die miserablen Löhne der Landarb ei ter noch mehr herunterzudrücken! Die Zumutung der Verlängerung der Dienstzeit ist«m so stärker, als die Dienstzeit bei der französischen Marine nur zwei Jahre beträgt l_ Gegen die Wahlreform! Der Führer der Freikonservativen, Oktavio V. Zedlitz. hatte im Sommer 1907 einen Artikel veröffentlicht, in dem er aus- führte, daß man mit einer Verschleppung der Wahlrech tsreforn: für Preußen nicht mehr auskomme. Es fei vielmehr empfehlens- wert, daß die Regierung selb st die Initiative ergreife und eine Reform deS Wahlrechts in Angriff nehme. Also schrieb Freiherr v. Zedlitz im Jahre 1907. Jetzt, nach der Wahl und nachdem am 10. Januar d. I. Fürst Bülow daS Ber - sprechen abgegeben hat, mit einer entsprechenden Reformvorlage an de« neuen Landtag heranzutreten, schreibt er: