Stichvayl fflt den konserdatldea ScholMewfegsrmelsterConrad aus Breslau, jedoch nur fo viel, daß Fischbeck mitein paar Stimmen Mehrheit noch durchkam. Die Ge-nossen in Liegnitz, welche sich diesen Tcherz erlaubten,haben sich damit in Widerspruch zu dervom Zentral-Wahlkomitee fe st gelegten Ab-stimmungStaktik gesetzt, und nur der Umstand, dah siedem konservativen Kandidaten nicht zum Siege verhalfen, schützt sievor einer ernsten Otüge. Wir wünschen dem Herrn Fischbeck seinen Durch-fall ebenso von ganzem Herzen als die Liegnitzer, dies Ziel aber durchAbgabe einzelner Stimmen für einen Konservativen zu erreichen,ist absolut unstatthaft. Uebrigens haben sich, soweitwir sehen können, nicht alle Genossen an den« Schabernack be»teiligt, die Parteifunktionäre sind sämtlich der Enthaltungsparolegefolgt."Die freifinnige Prefie hat natürlich über diesen Vorgang ganzeWagenladungen fittlicher Entrüstung produziert. Sie sollte sichlieber an die Brust schlagen und bekennen, daß der sogenannteLinksliberalismus eS selbst verschuldet hat, wenn sozialdemokratischeWahlmänner keinen Unterschied mehr zwischen Blockfreisinn undfeinen konservativen Blockfreunden entdecken können. Herr Fischbeckhat übrigens durch seine überaus schofle Kampfeöweise, dieer seit Jahren im Kreise gegen die Sozialdemokratie beliebt, eingut Teil dazu beigetragen, daß eS zu solchem Vorgang gekommenist. Indes ist trotz all dieser mildernden Umstände das Eintretensozialdemokratischer Wahlmänner für konservative Kandidaten natür-lich durchaus nicht zu entschuldigen. Die offizielle Parole derWahlenthaltung hätte unter allen Umständen innegehalten werdenmüssen. Die disziplinlosen Wahlmänner werden unseres Erachtenstrotz des UmstandeS, daß ihr Verhalten auf das Wahlresultat keinenEinfluß gehabt hat, nicht ohne kräftige Rüge davonkommen.•»*Uebrigens hat der ehrenwerte Blockfreiflnn am allerwenigstenGrund, sich über die sozialdemokratischen Wahlmänner von Liegnitzaufzuhalten. Wie haben denn sein« Wahlmänner in der Stichwahlzwischen Sozialdemokratie und Konservativen gestimmt? InWandsbek stimmten 49 Liberale für denKonservatiden,24 enthielten sich der Abstimmung und ein ganzer stimmte für denSozialdemokraten. Und in Frankfurt-Land? Da stimmtenfür den nationalliberalen WahlrechtSfeind v. Lülow 80 Freisinnige,22 enthielten sich der Abstimmung und 0 stimmten für den sozial-deinolratischm Kandidaten I.»Im Wahlkreise Guven-Forst-Soraa haben dt« sozial-demokratischen Wahlmänner des Bezirk» Guben in der Stichwahl.ür einen Freikonservativen gestimmt, um den ihnen besonders ver-paßten Nationalliberalen König, einen wütenden Arbeiterfeind, zuZoll zu bringen. Es mißlang, da die sozialdemokratischen Wahl-nänner zu Forst und Sarau nicht mittaten. Wir verstehen denWunsch der Gubener Genossen durchaus, trotz alledem ist ihr Ein-reten für einen Freikonservativen in keiner Weise zu rechtferttgen.FebrigenS ist in diesem Wahlkreise mit sozialdemokratischer Hilfe derfreisinnige Thurm gewählt worden..-Ein Freisinniger ist außerdem von den sozialdemokratischenWahlmännern im Wahlkreis Bielefeld-Herford-Hallejewählt worden. In diesem DreimännerlreiS haben die Sozial-Demokraten den Freisinnigen Lorentz gegen den Christlich-vzialen Mun,m durchgebracht, um diesen für seineu systematischenGetrat an der Arbeiterschaft und seine wüste Hetze gegen>ie Sozialdemokratte und die freien Gewerkschaften mit«m Durchfall zu bestrafen. Der Fall liegt wesentlich andersilS der von Liegnitz und Guben, weil hier zur Erreichung deszwecks nicht das Eintreten unserer Wahlmänner für ein Mitgliedet Junkerpartei nötig war..Roch ein Glückwunsch aus dem AuSlaude.Aus Paris lief folgendes Schreiben ein:An den Borftand der Sozialdemokratischen Partei Deuischlands.Werte Genossen!Die Sozialisten ganz Frankreichs haben freudigen Anteil ge-»onimen an dem glänzenden Siege, den die Partei bei den Landtags-vahlen in Preußen davongetragen hat. Das Eindringen sozialistischerVertreter in diese bisher unüberwindliche Festung der Reaktion beeiltet nicht mir für Euch, sondern für die gesamte Internationaleinen großen Sieg.Der Nationalrat der Sozialistischen Partei Frankreichs, der ametzten Sonntag in Paris versammelt war, hat an diesem Triumpheegen Anteil genommen und hat sein Bureau beauftragt. Euch bei«ieser Gelegenheit die wärmsten und aufrichtigsten Glückwünsche zuvnden.Ich tue das mit großem Vergnügen durch dies Schreiben.Enipfangt zugleich die Versicherung unserer brüderlichen Soli-mrität.Für den Nationalrat:Louis Dubreutlh.politifchc Ckbcrficht*Verkin, den 22. Juni 1908.Der Raub der halbe« Milliarde.Bekanntlich sind die auch von uns wiedergegebenen An-zadcn der„Köln. V o l k S z t g." über die Reichbftnanzreformvor kurzem dementtert worden. Das Blatt stellt nun richtig,oaß die Blockführer nicht mit dem Fürsten Bülow,sondern mit dem Reichsschatzsekretär konferiert haben. ImÜbrigen hält das Blatt seine Angaben vollständig aufrecht undergänzt sie durch die Mitteilung, daß auch eine Steuerauf Gas und Elektrizität und zwar für Licht wiefür Kraft geplant sei. Die Abgabe soll vorerst gering sein,aber sich leicht steigern lassen.Die Besteuerung des Lichtes würde allerdings für dieAera der Blockpolitik, die das Licht schon lange nicht der-tragen kann, sehr passend sein. Wir vermuten sogar, daßes bei Gas und Elektrizität nicht bleiben, sondern daßauch das Petroleum an die.Reihe kommen wird.Denn die Finanzpolitik des Blocks hat es ja vor allemauf die Besitzlosen abgesehen. Wir finden es auchsehr natürlich, daß die Regierung sich in Stillschweigenhüllt, aber wir hoffen, daß ihr diese Taktik nicht viel nützenwird. Gegen die Ueberrumpelung werden die Sozialdemokratendas deutsche Volk rechtzeitig zu schützen suchen.An dem Totschweigen beteiligen sich auch die Frei-sinnigen zum größten Teil. Soweit sich Stimmen vernehmenlassen, sind es solche, die dem Freisinn schon jetzt zumVerrat zureden. Und bereits kann man die ganze natio-nale Schwindel mache vorausahnen, die die Reichöfinanz-reform zu einem glücklichen Abschluß verhelfen soll.Schon beginnt man uns vorzulügen, daß da3 Ausland Zweifelin die deutsche Finanzkraft hege, daß die„Weltstellung" Deutsch-lands infolgedessen leide und daß es daher„nationale" PflichtJei, dem deutschen Volke 500 Millionen- abzunehmen. Einekampague deS Hurrapatriotismus bereitet sich vor.Und wke bei den letzten Wahlen mit allen Mitteln täuschenderReklame der Kolonialrummel inszenirt wurde, so malt manin gewissenlosester Weise KriegSgesPenster an dieWand, um dem deutschen Volke klar zu machen, daß dieReichen nach wie vor im Reiche steuerfrei unddie Armen in der Zeit der Krise, der Ar-beitslosigkeit, der hohen, durch das Zollwucher-verbrechen erzeugten Lebensmittelpreise ein halbe Milliardemehr steuern müssen, damit neue Kriegsschiffe, neue HeereS-rüstungen den Panzerplattenpatrioten neue Profite bringenkönnen. Es ist bezeichnend, daß die freisinnigen Blätter keinWort des Protestes mehr finden, bezeichnend, daß kaum mehreine Stimme fragt, ob denn das Defizit nicht durch Er-sparungen, durch Einschränkung der sinnlosen Welt-Politik, die Deutschland nur Opfer kostet und keinen Nutzenbringen kann, beseitigt werden kann. Und doch liegt der Ge-danke so nahe. Eine Verständigung mit den West-mächten, vor allem mit England, über die Ein-schränkung des Flottenbaues— und Hundertevon Millionen wären erspart und die Isolierung Deutschlandsin der Welt hätte ein Ende. Doch freilich, die Block-Majorität, die dem Schwindelpatriotismus ihr Daseinverdankt, kann nur vom Schwindelpatriotismus dieses Daseinfristen I Aber wie in aller Weilt kommen die Besitzlosendazu, die Kosten einer Politik zu bezahlen, die sie ver-abscheuen? Der Raubzug der indirekten Steuernmuß ihren erbitterten Widerstand wecken. Dem Programmder Plünderung der Volksmassen setzen sie das Programmentgegen: Keine andere Finanzreform als dieder Sparsamkeit und direkter Reichs-st e u e r n l--_Flensburg.»Der Schlveinehandel von Flensburg," wie Herr b. Gerlach dasVerschachern des Reichstagsmandates an den Bund der Landwirtenennt, hat weder den Vorstand der Freisinnigen Volkspartei nochdessen Organ zu einer Mißbilligung veranlaßt. Nach den Vorgängenvon Oberbarnim wäre das auch inkonsequent gewesen. Vollendsutopistisch ist es, wenn Leute aus der Freisinnigen Vereinigung gardie Hoffnung aussprechen, die Freifinnige Volkspartei würde denDr. DuuS, eine Frucht liberal-konservattver Paarung, zurNiederlegung deS Mandats bestimmen. AlS ob eS sichdiesen Leuten bei den Wahlen um irgend etwas anderes handelteals um Mandate I Wir sind auch überzeugt, daß Herr Dr. DuuSum nichts weniger freisinnig ist als die Fischbeck, Wiemer, Kopschund Müller. Wir sehen übrigens, in Flensburg nur notariellbestätigt, was die Freisinnigen schon seit längerer Zeit getanhaben. Sie stimmen in der Provinz für die Konservativen gegendie Sozialdemokraten, damit die Konservativen sie in Berlin vordem völligen Durchfall retten. Heute wird eS sich ja im12. Bezirk wiederum zeigen, wie Konservative und Freisinnige stchverbrüdern werden, um zu vermuten, mit Hilfe deS Dreiklassenwahlrechts einen Volksvertreter zu verdrängen und einen Privilegien-ritter mehr zu schaffen, Die Freisinnige VollSpartei ist eben durchund durch realtionär und nur die widerliche Heuchelei unterscheidetsie von den antisemitischen Radaubrüdern.—Eine elende Scheinreform«Das»Verl. Tagebl." veröffentlicht heute einen Artikel vonF. Hoff, dem freisinnigen LandtagSabgeordncten von Kiel, überdie geheime, direkte Wahl. Der Herr gibt darin einRezept, wie man die geheime, direlle Wahl durchführen kann, och n edie Dreiklasseneinteilung zu beseitigen. Herr Hoffgilt fo als eine Art Uebergang von den.entschiedenen' zu denganz unentschiedenen Freisinnigen. Und dieser sozusagen JdefiereFreisinnige' weiß in der Wahlrechtsfrage nichts gescheiteres zu tun,als ein« elende Scheinlonzesston zu jordern, die die Schmach derKlasseneinteilung, die Vergewaltigung von 85 Proz. des preußischenVolkes völlig unverändert läßt\ Gibt es einen stärkeren Be-weis für die Jämmerlichkeit des Freisinns l Bestimmend für diefreisinnige Politik sind die Wahlrechtsfeinde um Fischbeck; wenn sichaber schon die Einflußlosen Seitensprünge erlauben, dann kommtso ein elendes Produkt heraus, wie dieser Wahlreformvorschlag desHerrn Hoff. Zieht man vom Freisinn die entschiedeneren Reaktio-näre ab, die jetzt seine Politik bestimmen, so ist der Rest— einWaschlappen._Die genarrten Charlottenburger.In Charlottenburg ist bekanntlich Herr Professor von L i S z talS freisinniger Abgeordneter für den Landtag gewählt worden,nachdem noch kurz vorher ein Flugblatt die Behauptung verbreitethatte, diese Wahl habe eine Bedeutung über den Rahmen der Parteihinaus, es handle sich darunr, eine»großzügige Persönlichkeit' inSParlament zu entsenden.Nun hat Herr v. Liszt— wie wir seinerzeit berichteten � kurzvor der Wahl in einer Versammlung zu Cbnrlottenburg ausgeführt:die AuSsickiten der preußischen Wahlreform ständen gar nicht schlecht;wenn die Freisinnigen im Reichstag jede Mithilfebei der Finanzreform von Zugeständnissen ab-ängig machten, so sei Aussicht vorhanden, wenigstens eineneil dessen zu erreichen, was der Freisinn in bezug auf da« preußischeWahlrecht erstrebt. Da« war keineswegs leichthin geredet,(was ja ohnehinbei einer»großzügigen Persönlichkeit' ausgeschlossen ist), sondern als unserGenosse Borchardt diese Idee als utoptstisch nachwies und sichu. a. auf Herrn H e ck s ch e r berief, der gerade in jenen Tagen dieFinanzreform als»nationale Notwendigkeit' bezeichnet hatte, danahm Herr v. LiSzt Veranlassung, seine Idee noch einmal aus-drücklich zu wiederholen, wobei er nicht unterließ, denjenigen alsunbekannt mit den politischen Tatsachen zu bemitleiden, die HerrnHeckscher für einen einflußreichen Mann in: Freisinn hielten.Gerade jene Versammlung ist nun, wie wir positiv wissen, fürdie Abstimmung vieler Wähler entscheidend gewesen� Manch einerhat Herrn v. Liszt- seine Stimme gegeben in der Meinung.eine so»großzügige Persönlichkeit' werde eS schon in der Fraktiondurchsetzen, daß durch kluge Benutzung deS freisinnigen Einflussesbei der ReichSfinanzreform auch für Demokratisierung des preußischenWahlrechts etwas herausgeholt werde.Aus dieser Sachlage erwächst offenbar kür Herrn V. LiSzteine bedeutungsvolle persönliche Verpflichtung, an die erje eher je besser erinnert werden muß. Heute ist die Abgeordneten-ivahl erst einige Tage hinter unS, und man weiß, wieschon jetzt das Münchener Organ des Herrn Müller-Meiningen über die Verkoppelung von Reichsfinanzen undpreußischem Wahlrecht geschrieben hat. Dazu kommt ein anderes,weniger auffallendes Symptom. Vor der Wahl hat. nichtnur das„Berl. Tagebl.' den Lisztfchen Gedanken aufgegriffen undweiter propagiert— wa» sicherlich auch nicht ohne Einfluß auf dieCharlottenburger Wähler geblieben sein wird— sondern sogar die»Freisinige Zeitung' schrieb damals: wenn die Blockpolitikim Reichstag sich»die Kräfte deS Liberalismus nutzbar machen'wollte, fo könne man nicht„dieselben Kräfte, die man an die Tafeldes Reiches ladet, im preußischen Staat von der Schwelle weisen.'Die„Freis. Ztg.' war natürlich zu„diplomatisch', um offen und ehrlichden Lisztfchen Gedanken zu übernehmen i sie mußte sich ja für spätereine Hintertür offen halten. Aber inhaltlich bedeuten ihre damaligenWorte nichts anderes, als eine Bekräftigung des Lisztfchen Ber-sprechenS und haben auch in diesem Sinne auf die CharlottenburgerWähler gewirkt.— Jetzt, nach der Wahl dagegen druckt die„Freis.Ztg.' zujlwuucud und ohne Kommentar eine Auslassung desMünchener Müller-Organ» Wer die DKerktzer Kakserrede«ch,»orines am Schluß heißt:»Die Ueberzeugung, daß«vir unser Pulver trocken halten unddaß wir insbesondere unsere Finanzen wiederhoch bringen müssen, wächst von Tag zu Tag. Deutschlandmuß für alle Möglichkeiten gewappnet sein, ein« ander« Frieden i-bürgschast gibt eS heutzutage für uns nicht.'Keinem, der etwas von Politik versteht, brauche«, wir wohl erstauseinanderzusetzen, baß hierin wieder da» Gegenteil de» LiSztscheuVersprechens liegt.Unter dresen Umständen ist e» notwendig.offen und laut an Herrn Professor v. LiSzt dieFrage zu richten, ob und wie er seinen Person-lichen Einfluß auf die Herren Wiemer, Kopsch.Müller-Sagan. Müller-Meiningen usw. geltendzu machen versucht hat, damit das versprechen,das erden Charlottenburger Wählern gegeben,auch gehalten wird.Herr Professor v. Liszt wird hoffentlich Über dir Erfüllung de?Versprechens, das er öffentlich gegeben hat, auch öffentlich Rechnungablegen. Denn er wird doch nicht wollen, daß unter den Chac-lottenburger Wählern der Glaube aufkommt, sie seien— zwar niä'tvon ihm, aber unter Verwendung seiner»großzügigen Persönlichkeit"genarrt worden._Sozialdemokratischer Vorstoß für da? Koalitionsrechtder Angestellten«München» 22. Juni. Die Kammer der Abgeordnetenverhandelte heute nachmittag über eine von dem AbgeordnetenSueßheim(Sozialdemokrat) begründete I n t e r-pellation über das Rundschreiben de» Berbandc?Bayerischer Metallindustrieller, t« dem dieMitglieder deS Verbandes zur Entfernung der orgauifiertcnPrivatbcamten aufgefordert werden. Der Interpellant führte aus.das Rundschreiben bezwecke, durch Drohung mit Entlassung dieorganisierten Kaufleute und Techniker unter Preisgabe ihresKoalitionsrechts zum Austritt aus den Verbänden zu zwingen.Ministerpräsident v. PodewilS erklärte, die Koalitionsfreiheit sei durch die Gewerbeordnung eingeführt und die Gewerbe-ordnung müsse gegen Arbeitnehmer uno Arbeitgeber gleich au-gewendet werden. Gegen den Verband könne nicht vor-gegangen werden. Jenes Rundschreiben sei sehrzu bedauern. Die zurzeit schwebenden Verhandlungen würdenaber hoffentlich einen Ausweg ergeben, durch den Störungen zwischenIndustriellen und ihre» Angestellten vermieden werden. Bei derBesprechung der Interpellation erklärten Redner aller Parteien.daß sie jenes Rundschreiben entschieden verurteilten.—Hohenaus Pension.Einige Ordnungsblätter haben sich letzthin wieder über sozial-demokratische Verhetzung beschloert, weil der»Vorwärts' und anderesozialdemokratische Blätter behauptet hatten, Graf Hohenau behali:nach seiner ehrengerichtlichen Verurteilung die Pension. Sie wolltcuwissen, daß das nicht der Fall sei.Jetzt weist die»Germania' im einzelnen nach, daß dem vorEinleitung deS ehrengerichtlichen Verfahrens zur Disposition gestelltenGeneral die Pension durch den Ehrengerichtsspruch unter keinen Um-ständen genommen werden kann lES gibt nur zwei Fäll«, in denen eine gültig zuerkannte Pensionerlischt und die find nach§ 22 des MilitarpensionSgesetze«: DieWiederanstellung im aktiven Dienst und die rechtskräftige Ver-urteilung zu Zuchthausstrafe wegen Hoch-, Landes-, KriegSverratsoder wegen Verrats militärischer Geheimnisse....Graf Hohenau bleibt also ebenso wie Graf Lynar im Genußder Penston und zwar infolge des UmstandeS, daß die Untersuchung.welche den Vorschriften und dem allgemeinen Rechteempfinden noa,vor ihrer Verabschiedung hätte erfolgen müssen, erst na 6,derselben unter dem Druck du öffentlichen Meinung in die Weg:geleitet worden ist.Infolgedessen haben also die Steuerzahler da» Vergnügen, jähr-lich 10 000 M. für den Hohenzollernsproß zu zahlen.Die sächsischen Mittelständlergegen die Konsumgenossenschaften und Warenhäuser.Die sächiischen Mittelständler repräsentieren zweifellos dieLeute mit engstem Horizont« und rückständigsten sozialen An-schauungen. Sie benutzen ihre Organisation von Staates Gnade».die Gclverbekammern, dazu, um gegen alles Sturm zu laufen, wasüber ihren Horizont, über ihr wirtschaftliches Verständnis hinau-s-geht. So nahm die Gcwerbekammer Dresden in einem vom säch-fischen Ministerium de« Innern eingeforderten Gutachten über dievom Landtag verlangte Einführung einer Umsatzsteuer für Klein-Handels-Großbetriebe Gelegenheit, ihren ganzen Aerger über diewirtschaftliche EntWickelung und über die Arbeiterkonsumvercinezum Ausdruck zu bringen.ES handelte sich bei dem Gutachten, das die Regierung ver-langte, besonders darum, um Mittel zu erfahren, durch da» di:Abwälzung der Umsatzsteuer auf die Lieferanten der Warenhäuserusw. unmöglich gemacht werde. In bezug auf diese allerdingsschwer zu lösende Frage gaben die Mittelständler folgende ingeniös:Deduktion:»Zur Begründung führen wir folgendes an: Wie früher, soist auch jetzt noch daö Bestreben der Warenhausbesitzer daraufgerichtet, die Waren möglichst billig einzukaufen bezw. Herstelleuzu lassen. Da sie stets bar zahlen, so glauben sie um so mehrihren Lieferanten die Preise vorschreiben zu können und gehenmitunter in der Preisbestimmung so weit, daß die Herstellungskosten bisweilen kaum gedeckt werden...Was die Frage anbetrifft, welche Mittel anzuwenden seinwürden, um die Abwälzung der Warenhaussteuervon den Unternehmern auf die Lieferanten zu ver-hindern, so halten wir es kaum für möglich, daß derartige Mittelauf dem Wege der Gesetzgebung zu finden sein werden. Da>einzige wäre vielleicht, das Ausbeuten der Lieferanten seitensder Warenhausinhaber als Wucher zu bestrafen. Wir glaubenjedoch, daß e», falls auf gesetzlichem Wege die Abwälzung de:Steuer nicht zu verhindern sein wird, für die Zukunft den Her-stellern überlassen bleiben kann, sick gegen dre Abwälzung zuschützen, insofern denselben die Möglichkeit gegeben ist, di« audie Warenhäuser zu liefernden Waren um den gewährten Preis.nächlaß schlechter herzustellen. Dadurch wird gerade ein« derbeabsichtigten Wirkungen der Warenhaussteuer erzielt: D i eWare wird schlechter und der übervorteilt:Käufer wird sichgewißvor weiteren Einkäufenim Warenhaus hüten. Deshalb erscheint uns die Ein-führung einer Besteuerung der Warenhäuser auch imHinblick auf die Erzeuger der Waren unbedent-l i ch. DeS weiteren halten wir es nicht für ausgeschlossen, daßsich die Hersteller zum Schutze gegen Uebergriffe der Waren-bäuser Zusammenschließen und gegen etwaige noch weitergehend:PreiSdruckereien vorgehen werden.'Man sieht aus dieser gewundenen Antwort, daß die Mittel-standsretter um eine Antwort verlegen sind, daß sie im übrige»aber die ganz« Sache nur von einem Geschäftsstandpunkt au» be-urteilen, ohne Rücksicht auf die Schäden, die der Bolkswirtschastund dem soliden Geschäftsgebaren dadurch zugefügt werden.Die bayrische Gemeindewahlreform.München, 22. Juni. Die Abgeordnetenkammer hatheute mit 112 gegen 7 Stimmen das neue Gemeindewahl-gesetz angenommen._Der Kampf um das Knappschastsstatut.Bochum, 20. Juni. In der heutigen ordentlichen General-Versammlung des allgemeinen Knapp fchaftsvereins wurdedas vom Borstand vorgelegte neue(siebente) Statut von dm Werls-