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wie»Hund 1',..Schuft l",»Mörder!" und dergleichen aus, und es bestand die Gesahr, daß man an PetcrS Lynchjustiz geübt hätte. In der jetzigen Verhandlung bekundete der Bildhauer Karl Beinhorn aus Witten   a. d. Ruhr, daß der angeklagte Arbeiter wiederholt den Ruf»Mörder I" ausgestoßen habe. Der Zahnarzt Richard Schäfer hat bei der kommissarischen Vernehmung in Thorn die nämliche Aussage gemacht. Der Staatsanwalt beantragte unter Berücksich- tigung der während des Petersprozesses herrschenden großen Er- regung 40 M., das Gericht erkannte auf S0 M. G e l d st r a f e. Oelterreick. Ein Erfolg der Wahrmuudkampagne. Wien  , 26. Juni. Von der Wahrmund-Broschüre wurden feit der Beschlagnahme 30 000 Exemplare verkauft, vor­her nur 200. Schweiz  . Die Oberaufsicht über die Wasserkräfte. Bern  , 26. Juni. Der Rationalrat hat einstimmig den neuen Artikel der Verfassung angenommen, durch den der Bund die Oberaufsicht über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte erhält._ pranhmeh. Die Verstaatlichung beschlossen. Paris  , 26. Juni. Senat. Bei der fortgesetzten Beratung über den Rückkauf der Westbahn erklärte Minister Barth ou, die Regierung lehne den Antrag ab, die Erklärung des Rück- kaufes an die Kompagnie zu Verlagen, bis das Gesetz über die Organisation deS neuen Staatseisenbahnnetzes vom Senat und der Kammer angenommen sein würde.(Beifall.) Prebet beantragte im Namen der Eisenbahnkommission, daß die Organisation und Ver- Waltung des neuen Eisenbahnnetzes durch Spezialgesetze uud nicht durch Verordnungen geregelt werden sollten. Nachdem Frnanzminister Caillaux fich hiermit einverstanden erklärt hat, wurde der Antrag Prebet durch Händeaufheben genehmigt, sodann wurde die ganze Vorlage über den Rückkauf der Bahn mit 153 gegen 113 Stiinmen angenommen._ Neutralität der Schule«. Pari?, 23. Juni. Unterrichtsminister Doumergue brachte in der Kammer eine Vorlage ein. welche die Neutralität der Schulen wahren soll, indem sie Strafen festsetzt gegen Personen, die Kinder verhindern, zur Schule zu gehen, und gegen Vereini- gungen oder Genossenschaften, die den Lehrern den Gebrauch ge- wisser Bücher beim Unterricht verbieten wollen. Eine Lehrermaßregelung. Paris  , 26. Juni. Die Dcputierteukammer verhandelte über eine Interpellation betreffend die Absetzung des Lehrers D r om e wegen antimilitaristischer Propaganda. Buifion ver- teidigte die Lehrerschaft, die keineswegs hervöistisch und vom besten republikanischen Geiste beseelt sei.(Beifall auf der äußersten Linken.) UntcrrichtSminister Doumergue wies darauf hin, daß der geniaßregelte Lehrer geäußert habe. Clemenceau   müßte süstliert werden, wenn er in einem Streitfall mit De u t s ch l a n d nicht zu einem Schiedsgericht seine Zuflucht nehme und sich auf einenKrieg einlasse. Er übernehme die volle Verant- Wartung für die Absetzung dieses Lehrers, der wegen seiner Gesinnung durchaus ungeeignet war, die Jugend zu erziehen(I) und er halte es für notw�rdig, die Lehrerschaft, in der ein gesunder Geist herrsche, von Personen zu trennen, die in der Schule Ziele verfolgen, welche von keinem Republikaner gebilligt werden können.(Lebhafter Beifall.) Die Kammer nahm mit 472 gegen 70 Stimmen eine Tagesordnung »», welche die Erklärung der Regienmg billigt. . Italien  . Die Lage in Parma  . Parma  , 26. Juni. Die Industriellen haben beschlossen, die Arbeiter auszusperren. Von diesem Beschluß wurden ins gesamt 3000 Arbeiter betroffen. Die Arbeitsbörse hat ein Refere« dum beschlossen, um festzustellen, ob die Arbeiter, die dem Syndikat angehören, bereit sind, den GeneralauS st and wieder zu erklären als Antwort auf diese AuSspernmg. In Ancona  wurde bereits der allgemeine Busstand proklamiert. Die öffent- lichen Gebäude werden von Truppen besetzt. Man befürchtet ernste Unruhen._ Die Koste  » des Ausstandes. Rom  » 26. Juni. Der Ausstand in Parma   hat bis jetzt 8 Millionen Lire gekostet, von denen die Ausständigen 2 und die Eigentümer tt Millionen tragen. Außerdem muß noch in Rechnung gestellt werden der Verlust an Viehzucht sowie die Kredite für die Polizeimaßregeln. Gestern hat der Schatzminister in der Kammer neue Kredite im Betrage von 6'/, Millionen verlangt, anstatt der gewöhnlich verlangten Kredite im Betrage von 2 Millionen Lire.  _ Ein Protest. Paris  , 23. Juni. Die Führer der sozialistischen  Partei, namentlich JaursS. Pressenss. Vaillant und die Vorstands- Mitglieder der Liga der Menschenrechte haben eine Protestnote ver­faßt, um gegen die Verhaftung der französischen   sozialistischen  Agitatorin, Frau Sorgne, Einspruch zu erheben. Ihre Ver- Haftung hatte am 28. Mai in einer Versamnilung stattgesunden, in welcher Frau Sorgne eine Rede zugunsten der Propagandistin Rygier hielt, welche zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt worden war und deren Gesundheitszustand viel zu wünschen übrig ließ. Frau Sorgne hatte in jener Versammlung die Redewendung ge- braucht, daS strenge, ungesetzliche Urteil müsse den Haß im Volke schüren und Mörder heranziehen wie BreSci. Als der anwesende Polizeikommissar den Namen deS Königsmörders vernahm, glaubte er annehmen zu müssen, daß die Redneriw den KönigSmord ver- herrlichen wolle. Sie wurde sofort verhaftet und in das Gefängnis abgeführt, ohne daß ihr die Abgabe einer Erklärung ge- stattet wurde. Kulttancl. Gefängnisgreuel. TifliS  , 26. Juni. Im hiesigen Gefängnis, wo die Schildwache wegen Ungehorsams der Sträflinge auf diese feuerte und einen von ihnen verwundete, entstanden unter den politischen Gefangenen Unordnungen, bei deren Unterdrückung gegen 30 Mann verwundet wurden._ Verewigung deö BelagerungszttstandeS. Petersburg, 26. Juni. In der Stadt Nishnijnowgorod, im Fabrikrayon S o r m o w o und an einigen Punkten des Gouvernements Nishnijnowjorod wurde der außerordentliche Schutz, in der Stadt und im Kreise Hömel der verstärkte Schutz ein Jahr verlängert. In der Stadthauptmannschaft Nikolajew   wurde der außerordentliche durch den verstärkten Schutz ersetzt. perNen. Die Lage. Die Führung der Opposition scheint ein Onkel des Schahs, Zill-es-Sultan  . übernommen z« haben. In Teheran   selbst beherrscht der Schah mit seinen Kosaken die Silnatton, dagegen scheint der Widerstand in der Provinz' im Wachsen. Die russische Telegraphenagentur, deren Nach- richten zugunsten des Schahs gefärbt sind, meldet aus Teheran  , 26. Juni: In der vorigen Nacht und heute ist die Ruhe nicht gestört worden. Gestern abend ist aus dem Hause des Gouverneurs von Rescht auf vorübermarschierende Truppen g e- schössen worden. DaSHauS wurde sofort zerstört. Patrouillen einer persischen Kosakenbrigade halten die Ordnung aufrecht. Die Bevölkerung wird entwaffnet. Prinz Meid ed Dauleh wurde zum Generalgouberneur von Teheran   ernannt. Für jeden Augenblick wird das Erscheinen eines Manifestes über die Wahrung der Konstitution uud die Reuwahlen für das MedschliS erwartet. Alle Anzeichen deuten auf einen ernsten Umschwung in der öffentlichen Meinung zu- gunsten des Schahs hin. Im Palaste finden ununterbrochen Beratungen mit den Munstern und anderen Persönlichkeiten statt. ES iverden Maßnahmen ausgearbeitet, die die Aufrechterhaltung der Ordnung verbürgen. Diese Matznahmen aber sind Hinrichtungen und Verhaftungen. Die Kosaken plündern weiter und die Bevölkerung flieht vor der zügellosen Soldateska in die Berge. Der Schrecken nimmt überhand. Alle Zeitungsbureaus und die Geschäftsräume der politischen Klubs werden ge- plürrdert und geschlossen. Die Gattin des Zahir ed Dauleh, eine Tante des Schahs, beging, als ihr Halts zer- stört wurde, Selbstmord. Der Schah hat auch, entgegen dem Völkerrecht, die eng- lische Gesandtschaft von Kosaken   umzingeln lassen, wogegen der Gesandte energischen Protest eingelegt hat. Alle Gesandt- schaften, mit Ausnahme der deutschen   und amerikanischen, haben Flüchtlinge aufgenommen. Nach dem russischen und englischen hat auch der deutsche Gesandte den Schah darauf hin- gewiesen, datz die Fortdauer der Unruhen das Leben der Europäer zu gefährden drohe. Ueber die Stellung Englands gab Staatssekretär Grcy folgende Erklärung im Unterhause ab: Der englische   Geschäftsträger und der russische Gesandte haben am 23. d. MtS. ihre Dragomanen zum Schah gesandt, um ihn an seine im Dezember gegebenen Versicherungen zu erinnern und ihm die Veröstentlichnng einer Proklamation nahezulegen, in welcher er bekanntgibt, daß er nicht die Verfassung abzuschaffen wünsche. Sie haben auch sehr dringendM aßnahmen für die Aufrechterhaltung der Ordnung und den Schutz der Europäer gefordert. Der Schah gab in vollem Umfange die gewünschten Versicherungen und ordnete einen besonderen Schutz für die Telegraphen- linien und die kaiserliche Bank von Persien   an. Die englische und die russische   Regierung haben ihren Vertretem in Teheran   die Weisung gegeben, Z i l I- e s- S n l t a n vor Intrigen gegen den Thron zu warnen und auch den Schah davon zu unterrichten, daß keine feindliche Handlung gegen die konstitutionelle Partei eine Unterstützung bei ihnen finden würde. Dagegen dauern in Täbris   die Kämpfe fort, nachdem die Verhandlungen der Parteien gescheitert sind. Cürkei. Eine russische   Drohnote. Petersburg  » 24. Juni. Zu den Grenz st reitigkeiten zwischen der Türkei   und Persien   erfährt die Petersburger Telegraphen-Agcntur aus zuverlässiger Quelle: Der russische   Ge- schäftsträger hat dem Großvezier aufs entschiedenste erklärt, Rußland  könne nicht länger teilnahmsloser Zu schauer der fortwährend wachsenden Kurdengrenel und des Vordringens der türkischen   Tpuppen bleiben, was mit den Versiche- rungen der Pforte vom letzten Winter, den stntns quo beizubehalten und eine Ueberschreitung der persischen Grenze nicht zuzulassen, in Widerspruch stehe. Der russische Geschäfts- träger wies ferner darauf hin, daß daS Erscheinen der türkischen  Truppen unweit der russischen Grenze für Rußland   von wesentlicher Bedeutung sei und daß eine Fortsetzung des Vordringens der türkischen   Truppen die Beziehungen Rußlands   und der Türkei   zu komplizieren geeignet fei und die Lösung der türkisch  -persischen Grenzstreitigkerten noch mehr erschweren könne. Diese Vorstellungen wurden vom englischen Botschafter nachdrücklich unterstützt. Darauf versprach der Großvezier, die türkischen Truppen aus dem Bereiche der strittigen Zone abzuberufen und die Kurden zu zügeln. China  . Ein Dokument der chinesische» Revolution. An der Grenze zwischen Tongling und China   finden seit einiger Zeit Kämpfe zwischen den auf das französische   Gebiet übergetretenen chinesischen   Revolutionären und den französischen   Grenztruppen statt, bei denen auch die Franzosen schon bemerkenswerte Verluste erlitten haben. Der Anlaß dieser Kämpfe ist die Entwaffnung der Revo- lutionäre, die die Franzosen zwangsweise vornehmen. Da man leicht der Meinung sein könnte, eS handle sich da um Piratenbanden, die weiter kein Interesse verdienen, verdient der Artikel Beachtung, den die.Humanits" ans einem in Osaka   er- scheinenden Tageblatt wiedergibt. Nach Mitteilungen über den Fort- schritt der chinesischen RevolutionSbewegung wird der Wortlaut der Proklamation bekanntgegeben, die die»nationale Armee von China  " so nennen sich die revolntionären Freischaren   in den von ihr besetzten Orten anschlägt. Es heißt darin: Unsere Armee kämpft für das Gute und gegen das Schlechte. Wir erheben unsere Forderungen im Namen des Volkes. In unserer Armee gelten namentlich folgende Grundsätze: Der Gehorsam aller ist notwendig. Wer nicht gehorcht, wird mit dem Tode bestraft. Verboten sind die Rebellion, das Ueberlaufen zum Feind, die Desertion usw., die Lüge, die Plünderung, Mord und Brandstiftung, die Ermordung von Fremden und die Verbrennung der Kirchen. Bestraft werden Streitigkeiten, die Verletzungen zur Folge haben, gewaltsame Wegnahme von Waffen und Lebens niitteln. Anwendung von Zwang beim Kauf, Diebstahl, Gebrauch von Opium. Für den Fall des Sieges der Revolution ist folgende Proklamation der nationalen Armee von China   an alle Länder ausgearbeitet: Unsere Armee hat sich erhoben, um die herrschende Regierung zu stürzen und sie durch die soziale Republik zu ersetzen. Wir sind eines Sinnes mit allen Nationen, den Weltfrieden zu erhalten und das allgemeine Glück zu vermehren. Gegen die Fremden verfahren wir folgendermaßen und wir bitten die be- freundeten Völker dies zu beachten: Die nationale Armee schützt das Eigentum der Fremden in den von ihr besetzten LandeSteilen. Sie garantiert die Beobachtung der mit den Ausländern ge- schloffenen Verträge. Neue Rechte, die die chinesische   Regierung in den besetzten Gegenden Fremden einräumt, erkennt die nationale Armee nicht an. Die Fremden, die der jetzigen chinesi- schen Regierung gegen die nationale Armee zu Hilfe kommen, werden als Feinde angesehen. Die von Fremden der jetzigen Regierung gewährten Militärlieferungen werden von der nationalen Armee ohne vorherige Mahnung konfisziert.-» ftlaroKKo. Eine Schlappe Mulay HafidS. Paris  , 26. Juni. Admiral Berryer telegraphiert: Kaid M tngi trug über die Mahalla von Mulay Hasid in der Gegend von MarraÄch einen großen Erfolg davon. Huö der Partei. Ein Neinfall. In einer Volksversammlung, die am 28. März d. I. in dem Städtchen Wilsdruff   bei Dresden   tagte, beschäftigte man sich mit der ablehnenden Haltung des dortigen StadtgemeinderalS zur Errichtung einer OrtSkrankenkasse. In der Debatte bemängelte der sozialdemokratische Stadtverordnete Genosse Z schocke, daß die übrigen Stadtverordneten nicht erschienen seien und bemerkte dazu, das zeuge nicht von besonderem Mute der Herren. DaS war dem Redakteur des Amtsblattes und Stadtverordneten� Friedrich wahrscheinlich in entstellter Weise zugetragen worden. Schleunigst forderte er im Stadtgemeinderatc, gegen unseren Genossen Straf- antrag zu stellen. Es wurde auch so beschlossen und die Staats- anwaltschaft leitete sofort das hochnotpeinliche Verfahren gegen Zschocke ein. Dieser Tage sollte das Verbrechen vor dem Schöffen- gericht Döhlen gerochen werden, wo unser Genosse beschuldigt wurde, den Stadtgemeinderat als feig bezeichnet zu haben. Aber der Kronzeuge in der Sache, der Ratssekretär Engelmann, war vor Gericht als Zeuge doch etwas vorsichtiger in seinen Aus- sagen, als es anscheinend vorher der Fall gewesen ist. Er konnte nicht beschwören, daß der Vorwurf der Feigheit gefallen sei. Unter solchen Umständen brach die ganze Klage in sich zusammen. Der Amtsanwalt mußte selbst die Freisprechung beantragen, empfahl aber zugleich, dem Ratssekretär seiner leichtfertigen Behauptungen wegen die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. Das Gericht sprach unseren Genossen frei, legte aber dem Redakteur und Stadtverordneten Friedrich, die Kosten auf. Der übereifrige Sozialistentöter muß jetzt seine Blamage auch noch teuer bezahlen. Ein böser Reinfall. Für den SpLtt wirb er nicht zu sorgen brauchen, Soziales. Der Kölner   Aerztcstreik beschäftigte dieser Tage wiederum den Bezirksausschuß zu Köln  , nachdem das Oberverwaltungsgericht das von dem Ausschuß in erster Instanz gefällte Urteil aufgehoben und die Sache zur anderweiten Entscheidung an die erste Instanz zurück- verwiesen hatte. Bekanntlich hat im Jahre 1904 die Regierung zu Köln   die dortigen Orts-, Betriebs- und JnnungSkrankenkassen dein Aerzteverein ausgeliefert. Die Mitglieder des Serzteverbandcs Leipziger Richtung waren in den»Streik" eingetreten.. In der Folge behauptete die Regierung, die den Versicherten von den lassen- freundlichen Aerzten gewährte Versorgung sei nicht aus- reichend. Sie gab den Kassenvorständen auf, binnen einer kurzen Frist eine größere Anzahl von Aerzten anzu- stellen, und als das nicht in der von der Regierung geforderten Weise geschah, wurde den Kölner   Kranken- kassendaSSelb st verwaltungsrecht entzogen: Die Regierung schloß mit dem ärztlichen Verein einen auf fünf Jahre bindenden Vertrag, durch den nicht nur die Arzt- Honorare bedeutend erhöht, sondern auch den Kassen gegen ihren Willen die sogenannte freie Arztwahl auf- gezwungen wurde. Bei den sechs größten Kölner   Otskrankenkassen hatte die Re- gierung selber die Verträge abgeschlossen; bezüglich der übrigen Kassen beauftragte sie den Oberbürgermeister, ebenfalls die freie Arztwahl anzuordnen. Gegen diese letztere Anordnung des Oberbürgermeisters erhoben z w e i O r t S- u n d vierBetriebS- krankenkassen im BerwaltungSstreitverfahren Klage mit der Begründung, datz die Berfügunge» zu Unrecht ergangen seien, da für ihre Mitglieder in ausreichender Weife für ärztliche Pflege ge- sorgt, die Voraussetzungen des ß 43 Absatz 6 deS Kranken- verftcherungSgesetzeS also nicht erfüllt gewesen seien, Der Bezirksausschuß wies die KlagtzN imt'vct auffallenden Be­gründung ab, daß lediglich zu prüfen sei, ob die Verfügungen des Oberbürgermeisters rechtlich zulässig, nicht auch, ob sie t a t- sächlich begründet, daS heißt, ob wirklich eine ungenügende Versorgung der Kasscnmitglieder mit ärztlicher Hilfe vorhanden ge- Wesen sei. Dannt wäre die Entscheidung der Aufsichtsbehörde also endgültig gewesen. Auf die Revision der Kassenvorstände hat aber das Oberverwaltungsgericht diesen Stand- punkt für rechtsirrtümlich erklärt: der Bezirksausschuß habe zu prüfen gehabt, ob auch die tatsächlichen Voraussetzungen deS§ 45 Abs. 6 gegeben seien. Auf Grund dieser Entscheidung trat der Bezirksausschuß nun in eine umfangreiche Beweiserhebung ein. Es wurde eine große Zahl von Zeugen, darunter auch die während des Streiks für die Kassen tätigen Aerzte, über den damaligen Stand der ärztlichen Versorgung der Mitglieder vernommen. Auf Grund dieser Beweis- aufnahm« kam der Bezirksausschuß zu der Ueberzeugung, daß bei den klägerischen zwei Orts- und vier Betrtebskrankenkassen die Voraussetzungen des§ 43 Absatz 6 nicht vorgelegen, mithin die Verfügungen des Oberbürgermeisters in tatsächlicher Bc- ziehung unbegründet gewesen seien. Er hob die Ver- fügungen, durch die denKassen die. freie Arzt- Wahl" aufgezwungen wurde, auf. ließ aber die von dem Oberbürgermeister für die klägerischen Kassen mit dem Aerzte- verein geschlossenen Verträge bestehen. Denmach käme nur noch in Frage, ob den Kassen für die ihnen durch die gesetzwidrig auf- gezwungene»fteie Arztwahl" entstandenen ungeheueren finanziellen Schädigungen ein Schadenersatz zusteht. Ein Prozeß gegen den Aerzteverband und gegen den Oberbürgernieistei) wären angebracht. Auch der Kölner   Aerztestreik lehrt, wie Ungesetzlichkeit auf Un- gesetzlichkeit seitens Behörden auf Anstiftung von Aerzte» zun, Schaden der Kassenmitglieder begangen sind. Und bann zetern Aerzte vom Schlage des Dr. Mugdan über Vergewaltigung durch die Kassen._ Der Lerleumdnngsfeldzng des RcichSverbandcs gegen die Konsnmverrine hat auch in L i n d e n- Hannover ein Flugblatt gezeitigt, dessen In- halt, dem man wohl demnächst in der gesamten ReichsverbandSprcsse begegnen wird, in den kühnsten Anschuloigungen gegen den dortigen HauShaltSverein besteht. Dem Verein wird gewissenlose Ausbeutung seiner Mitglieder(I) und daneben seiner Angestellten vor- geworfen. Den Verkäuferinnen seinicht einmal die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit gewährt", die Arbeitszeit seibis 5eute nicht geregelt". ES wird gar von einer Arbeitszeit»bis auf 6 Stunden" gefabelt l Tatsächlich beträgt die tägliche Arbeitszeit, die natürlich für alle Angestellten des Vereins geregelt ist, für die Verkäuferinnen einschließlich der Frühstücks- und Vesper- pausen 11 Stunden(Sonnabends 12 Stunden). Die vom Lindener Haushaltsverein bezahlten Gehälter, über die der Reichs- verband bei seiner Heulmeierei übergewissenlose" und ,un- verftorene" Ausbeutung jede ziffernmäßige Angabe klüglich ver- meidet, belaufen sich für Hausdiener ans 24,13 M. bezlv, 26,60 M. und 27 M. wöchentlich, für Conitoirisiinnen auf 83 M. beziehungö- weise 110 M,, für Lagerhalter auf 137,30 M. monatlich. Der Zentral- lagerhalter bekommt monatlich 133,30 M., der Geschäftsführer 237,30 M. Den Lagerhaltern stehen außer ihrem festen Gehalt noch 2 Proz. des 80 000 M. übersteigenden Warenumsatzes zu, wofür sie die Hilfskräfte selbst zu entlohnen haben, für diese ist ein Mindest- geholt von 60 M. monatlich festgesetzt. So erzielt beisptclSlvcise ein Lagerhalter außer seinem Gehalt von 1623 M. noch 1426 M. »Prozente", also insgesamt 3676 M., wovon der Lohn für eine dauernd und eine nur Sonnabends beschäftigte Hilfskraft mit zu be» streiten ist.