#'153 25 lall W j. DtÜllAt 11(0„3. Iiili 1908.Die Partelpresse zum GewerMcbafts-kongrek.»Leipziger BolkSzeitung."»Reben... mehr oder weniger rein gewerkschaftlichen Fragenstanden diesmal zwei Themen auf der Tagesordnung deS Kongresses.die auch das Parteilebcn stark beeinflussen: die Frage der Maifeierund die Jugendorganisationen, und in beiden hatte sich dieGcneralkommission mit dem Parteivorstaud ins Einver-nehmen gesetzt. Aber gerade diese beiden Punkte sind es.dereu Behandlung auf dem Kongreß am wenigsten freudigeZustimmung finden wird. Gewiß, der Ton. in dem die Maifeier-debalte in Köln geführt wurde, war verschwunden und nur in denReden emiger Beamter vom Mclallarbciterverband, der jetzt fürseine Funllionäre-in besonderes Bildungsorgan herausgibt,über das vielleicht noch einiges zu sagen sein wird, klang einEcho jener Kölner Tage. Aber im allgemeinen lag ein resignierterGeist über den Verhandlungen. So wurde auch diesmalwieder die Maifeier nicht definitiv, sondern nur provisorischgeregelt. Man stimmte der Vereinbarung zwischen Pamivorstandund Generalkommisfion im allgemeinen zu. gab der letzteren aberauf. über den Punkt, der auch in weitesten Parteikreisen lebhafteAblehnung erfahren hat. nämlich über die Regelung der Unter-stützungSsrage in neue Verhandlungen mit dem Parteivorstand zutreten. Hier wird auch der Parteitag noch in Funktion tretenmüssen und hoffentlich die drohende Vernichtung der Arbeitsruhe.die inan in der Theorie anerkennt und in der Praxis untergräbt, zuverhüten wissen... � � �Sehnlich so liegen die Dinge m der Frage der Jugendorgam-sationc». Das Referat des Genossen Schmidt war über diesenPunkt so dürftig, daß Molkenbuhr als Gast sich gezwungen sah.durch einige Ergänzungen etwaigen ebenso unberechtigten wie un-liebsamen Schlußsolgerungen vorzubeugen, die die bürgerlichePrcffe an Schmidts Referat knüpfen könnte. Schmidt hattevor einer— in der Praxis freilich überhaupt nicht vor-gekommenen— antimilitaristischen Aktion der Jugendorganisationengewarnt mit der nicht gerade glorreichen Motivierung, das sei ein„zu gefährlicher" Weg und die Jugendlichen sollten sich an der„stählernen Wehr" des preußischen Militarismus nicht die Köpfe ein-rennen. Diese Warnung war umso deplacierter, als bisher, wie ge-sagt, von einer derartigen antimilitaristischen„Aktion" nichts zuspüren war. Immerhin war eS erfreulich, daß GenosseMolkenbuhr darauf hinwies, wir lehnen die antimilitaristischeAktion ab. nicht weil sie ein gefährlicher, sondern weil sie einfalscher Weg ist. In der Sache selber wurde durch die ResolutionSchmidt, die, wie er besonders betonte, auf Vereinbarung mit demParteivorstand beruhte, den selbständigen Jugendorganisationen dasLebenslicht ausgeblasen... Es wird sich nun fragen, wieweit dieJugendorganisationen die Oeffentlichkeit werden beeinflussen können,um für den Nürnberger Kongreß daS ihnen drohende Schicksal ab-zuwehren.Von diesen beiden Punkten abgesehen, bieten die nüchternenKongreßtage von Hamburg ein erfteulicheS Bild reger Arbeil.Wenn Genoffe Bömelburg in seinem prächtigen Schlußwort sagte:grundsätzliche Differenzen gibt es zwischen den beiden Hauptletlender Arbeiterbewegung überhaupt nicht mehr, so sind wir indiesem Falle sogar gewerkschaftlicher als der Gewerkschasts-führer Bömelburg. Wir meinen: grundsätzliche Dlffe-renzen haben zwischen Partei und Gewerkschaften nie be-standen. Die DlSkussionen. die gepflogen wurden. behandeltenlediglich taktische Fragen. Diese werden aber auch in Zukunft nichtausbleiben. Das liegt im Wesen der beiden Organisationen undes ist besser, sich darüber von vornherein klar zu fem und die Sach-läge kühl zu überschauen. Die Geister finden sich dann rascherwieder zusammen zu der gemeinsamen Arbeit, deren erhabenes Zieluns alle vereint."„Dresdener Bolkszritung":„ES ist unverkennbar und darin kann man Genoffen Bömelburg,der mit Legten die Verhandlungen des Kongreffes mit großeinGeschick und großem Takt leitete, recht geben, daß die Selbst-beherrschung und die Disziplin in der Arbeiterbewegung zu-genommen haben. Ebenso bemerkenswert ist aber auch, daß großeStreitfragen um die Grundprinzipien der deutschen Gewerkschasts-kleines feuilleton.Leuchtende Nachtwolken, die ein wunderbares Farbenschauspiekboten und eine ungewöhnliche Helligkeit verbreiteten, wurden in derNacht zum Mittwoch und in schwächerem Maße auch zum DonnerS-tag in Berlin, an der ganzen Ostseelüste und auch in Kopenhagenam nördlichen Himmel beobachtet.Der Himmel erschien in iveiter Ausdehnung in einem leuchtendenroten und gelben Licht. Direktor Archenhold von der Treptow-Sternwarte stellte fest, daß diese Helligkeitöcrscheinungen andie bekannten Dämmcrungserscheinungen vom Jahre 1883 er-innerten, die auf die Vulkanausbrüche des Krakatau in derSundastraße zurückzuführen waren. Beobachtet wurden leuchtendeNachtwolken in ungefährer Höhe von 80 Kilometern über derErdoberfläche mit auffallend scharfen Umriffen, die sonst nicht zu be-merken waren. Die Helligkeit war zum Teil so stark, daß man ohneLicht im Freien lesen konnte. Offenbar liegt eine außerordentlichmerkwürdige und charakteristische Erscheinung von besonders starkerIntensität vor.Der an ein Polarlicht auffällig erinnernde Vorgang hängtnach einer die Richtigkeit der Archenholdschen Erläuterungen nichtberührenden wiffenschaftlichen Erklärung mit der in letzter Zeitbeobachteten vermehrten Sonnentätigkeit zusammen, die sich imAuftreten großer Sonnenflecken äußert. Der Zusammenhang vonSonnenflecken, starken erdmagnetischen Strömen und Polarlichtern.,1 wiederholt beobachtet worden.Amerikanische Altertümer. Die amerikanische Abteilung desBerliner Museums für Völkerkunde ist in den Besitzzwclcr seltener Sammlungen gekommen, über die in den amtlichenBerichten aus den königlichen Kunstsammlungen ausführliche Mit-teilungen gemacht werden. Es handelt sich erstens um eineSammlung prähistorischer Kupfergeräte aus demGebiete der großen Seen, die die Vereinigten Staaten und Kanadascheiden. DaS sehr reine Kupfer, das aus der Halbinsel KewccnawPoint schon in alter indianischer Zeit gefunden wurde, wurde vonden alten Stämmen dagegen durch Kalthämmern zu allerhand Ge-räten verarbeitet, von denen eine reiche Anzahl, wie Lanzen- undPfeilspitzen, Beile, Messer, Armringe usw., durch die eifrige Nach-forschung eines amerikanischen PrivatliebhaberS in der neu-erworbenen Sammlung zusammengebracht worden sind. Die zweiteSammlung besteht aus neun sog. Wampum-Gürteln, breitenStreifen aus 4, 5 und mehr bis 18 Reihen aufrecht nebeneinandergesetzter zylindrischer Perlen, die teils weiße, teils schwärzlich-violette oder dunkel purpurne Farbe haben. Diese Gürtel, dieunter den Indianern des östlichen Teils der Vereinigten Staatenganz allgemein als Geld gebraucht wurden, haben in bestimmtenFormen und Mustern auch die Geltung von Freundschaftszeichenoder dienen zur dokumentarischen Bekräftigung beim Abschluß vonVerträgen. Von solcher Art sind die neuerworbenen Exemplare,unter denen sich ausgezeichnete Stücke befinden. Eine weitere Be-reicherung hat die amerikanische Abteilung deL Völkermuseumsdurch die Ueberweifung eines Hauptteils der Sammlungen er»bewegung nicht mehr auSzufechten sind— darüber ist man inGewerkschaftskrcisen ziemlich hinweg.Unverkennbar ist auch daS Bestreben bei den Leitern derdeutschen Gewerkschaftsbewegung vorhanden, mit der politischenPartei der Arbeiterklasse im besten Verhältnis zu leben und imbewußten und gewollten Zusammenwirken— wie eine bekanntejuristische Formel lautet— den großen Zielen der Arbeiter-bewegung zuzustreben. Vorbei ist die Zeit, m denen von einerArt Rivalität, von einer Art Eifersucht zwischen den beiden Teilender Arbeiterbewegung die Rede sein könnte. DaS beste Zeugnisdafür war die Anivesenheit deS Genossen Molkenbuhr, MitglieddeS PartcivorstandeS, als Referent über ein sozialpolitisches Thema.ES wurde hier und da auf dem Kongreß davon gesprochen, ob cSnicht überhaupt angebracht sei, offiziell eine gegenseitige Vertretungauf den beiderseitigen Kongressen von sette» der Generalkounnissionund des Parteivorstandes herbeizuführen, um so vor aller Welt dieuntrennbare Solidarität und Einheit der deutschen klassenbeivußtcnArbeiterschaft zu dokumentieren und vor allem, um jedes Miß-Verständnis von vornherein zu beseitigen. Wir meinen, eS gibteigentlich keinen ersichtlichen Grund, warum die Gewerkschaftenirgendwie Bedenken tragen sollten, diese Zusammengehörigkeit,die ja praktisch durch die Personalunion in der Arbeiter-bewegung längst hergestellt ist, auch äußerlich zum Ausdruckzu bringen. Deshalb scheinen uns auch die Bedenken.die der Vertreter deS Buchdruckerverbandes gegen die Behandlungder Resoluiion Päplow, eine Zustimmungserklärung zu der Re-solution deS Stuttgarter Internationalen Kongresses, betreffend dasVerhältnis zwischen Partei und Gewerkschaften, äußerte, unan-gebracht. Genosse Bömelburg wies mit Recht darauf hin, daßeigentlich die Resolution etwas Selbstverständliches sei, da ja diedeutsche GewerkschaftSdelegation auf dem Stuttgarter Kongreß ihrzugestimmt und keine Stimme auf dem Hamburger Kongreß sichdagegen erklärt habe. In diesem Sinne hatte ja auch schon Legienin seinem Bericht sich über diese Frage ausgesprochen."„Bremer Bürgerzeitung":„Der Ausgang der Maifeierdebatte hat uns nicht befriedigt... Trotzdem eine rechte Befriedigung über daS Abkommenbei fast keinem Redner vorhanden war— die Art der Unter-stützungsrcgelung gefiel nicht, daß es der Arbeitsruhe entgegenwirkt,echauffierte kaum hie und da—, so wurde eS doch akzepfiert, und zwarmit allen gegen nur 22 Stimmen. Was will es unter solchen Umständenbedeuten, daß derKongreß dieGeneralkommission beauftragte, nochmalsmit dem Parteivorstand zu verhandeln, um eine andere Regelungder Unterstützungsfrage herbeizuführen? Einmal die Vereinbarungangenommen, die gewollt oder ungewollt die Totengräberarbeit ander Arbeitsruhe vollführt, wird sich auch deren Rcfornuerung mdemselben Geiste bewegen, dem Geiste der Animosität gegenüber derArbeitSruhe. Und diese Animosität trat auch auf dem Kongreß klarhervor. Namentlich Vertreter großer Gewerkschaften sprachen sichunverhohlen gegen den Wcltseiertag in seiner würdigsten WeiseauS....Der Pessimismus gegenüber der ArbeitSruhe am 1. Mai ist jajetzt durch die wirtschaftliche Depression, worunter ja auch die letzteMaifeier sehr gelitten hat, begreiflich, und man brauchte ihm keinebesondere Bedeutung beizulegen, wenn man nicht wüßte, daß dieGegnerschaft in Kreisen der Gewerkschaftler fortgesetzt wächst unddaß sie besteht, seit die Propagierung der ArbeitSruhe aufkamDer ideelle Wert deS durch ArbeitSruhe gehobenen Weltfeicr-tageS der Arbeit wird in dem Bestreben der Gewerkschaften nachsogenannter positiver Tätigkeit verkannt, man legt ihm keine odernur eine sehr untergeordnete Bedeutung bei, der die Mühen undKosten, die er verschlingt, nicht wert sei.... Der jetzige Zustand in Sachen der Maifeier ist unhaltbar.Ein Entweder— Oder ist erforderlich. Entweder die ArbeitSruheist mit aller Energie zu erstreben, oder sie ist zu beseitigen.Mit der Arbeitsruhe fiele zwar auch die Maifeier. Wir würden eösehr beklagen, wenn sie fiele. Bester aber sie fällt, als diese Halb-heiteii, hinter der sich Gegnerschaft und Unentschiedenheit verbergen.ES ist Sache der Parteigenossen, dafür zu sorgen, daß der Rürn-berger Parteitag nach der einen oder anderen Seite wen» auchnicht die Entscheidung trifft— das kann nicht er, sondern erst dernächste Internationale Kongreß in Kopenhagen—. so doch zur Entschcidung hindrängt.... Seit in den„Sozialistischen Monatsheften" Genosse Legienseinen Stab über die selbständigen Jugendorganisationen gebrochenfahren, die der Leiter der deutschen Piloomaho-ExpeditionWilhelm Hermann, heimgebracht hat. ES sind teils archäologischeGegenstände, von Ausgrabungen herrührend, die in der Gegendvon Tiahuanaco in Bolivien gemacht wurden, teils sind es Sanim-lungen, die das Hab und Gut der primitiven Stämme veranschau-lichen, die längs des Piloomayo in dem argentinischen und bolivi-anischen Chaco Hausen. Die Indianer des Chaco sind armselige,in der Hauptsache vom Fischfang lebende Stämme, deren Kleidungund HauSgerät keine besonders in die Augen fallenden Objektedarstellt. Die Fellmäntel, mit denen sich diese Indianer beikühler Witterung schützen, und die gestrickten Taschen, die sietragen, werden auf der Innenseite von den Weibern mit roteroder brauner Farbe und in Mustern bemalt und zeigen in derFarbenzusammenstellung viel Geschmack. Reich geschnitzte Pfeifen,mit eingeritzten Mustern versehene Kürbisflaschen und gute Töpfer-waren heben sich aus der Sammlung hervor. Jntereffant sind auchdie aus einem weißen Steine geschnitzten Opfcrgabcn, die in sche-matischer Weise Rinder, Llama, Ackerstücke, Häuser, Geld veran-schaulichcn und als Gebete um Erlangung dieser Güter darge-bracht werden.Mufik.Endlich ist in Berlin auf einige Zeit Gelegenheit, große Operngut und bequemer als sonst zu hören. Längst schon hätte unserekönigliche Oper ihre vielbegehrten Stücke, die bisher nur teuer undschwer zu hören waren, in volkstümlicher Weis« zugänglich machenkönnen. Besitzt sie doch an ihrem zweiten Gebäude, dem„Kroll",einen leidlich günstigen Raum dasürl Doch nach wie vor blieb nament-lich R i ch a r d W a g n e r, den dort bis 1313 ein Privileg festhält,den meisten unhörbar. Für Sommcroperettcn usw. hatte man„draußen im Wald" allerdings genug übrig. Erst in diesem Jahreund fast im letzten Augenblicke nahm die Theaterleitung einen An-lauf und übergab Hermann Gura auS Schwerin die fommer-liche Episode, unter Freilassung der Privilegien. Am Mittlooch begann der Zyklus mit WajjnerS„Lohengrin".Allerdings ist auch hier noch einige Aufmerksamkeit nötig, umdie wohl nicht bald wiederkehrende Gelegenheit richtig zu benutzen.Abgesehen von den Stehplätzen zu 1 M. kostet der billigste Sitzplatz1,60 M.(mit 25 Pf. Aufschlag im Vorverkaufs. Wer sicher gehen will,eilt am Morgen, nachdem ihin Kunde vom Repertoire geworden, alsoin der Regel Sonntags und zwar früh vor 101/« Uhr, zum altenOpernhaus und erträgt um der günstigen Aussichten willen die PlagedeS AnstellenS.Auch mit den Hilfsmitteln des Studiums ist es gegenwärtigbester bestellt, als vor Zeiten. Die feit einigen Jahren beliebtenkleinen Partiturausgabcn ermöglichen dem Musikfreund eine nähereKenntnis um verhältnismäßig leidlichen Preis. Für jedermann abersind, zumal bei Wagner, die Textbücher unentbehrlich— leider nochnicht billig genug. Dazu kommen die verschiedenen„Führer"und dergleichen, längst als Wagner- Baedeker bezeichnet. Ambequemsten ist ein Textbuch mit Angabe der Motive; zun»„Lohen-grin" haben Karl W a a ck als Verfaffer und Breitkopf u. Härtel alsVerlag ein solche? für 1 M.(mit bloßem Text für 80 Pf.) hergestellt.In kürzester Zeit hat H. Gura seine hier bereits bewährte Regiezur Zusamnieiistellung einer Truppe und eines Repertoires der»hatte, war eS zu erwarten, daß der Kongreß mit einem Vortragein dieser Sache bedacht werden ivürde, der sich in derselben Feind-schaft gegen die Jugendorganisationen ergehen würde. UndGenoste' Robert Schmidt, der Vortragende, machte von seinerGegnerschaft denn auch nicht den leisesten Hehl. DaS soll keinVorwurf sein, ün Gegenteil, man kann cS nur anerkennen, daßRobert Schmidt und mit ihm der Kongreß klipp und klaraussprachen, was sie in dieser Frage erstreben. Denn, daß sie damitnicht hinter dem Berge hielten, gewährt die Möglichkeit, beizeitenund energisch gegen den ausgesprochenen Willen deS Kongresses zurüsten. Dieser hat nämlich die von Robert Schmidt unterbreitet«Resolution mit fast Einstimmigkeit als seine Deklaration akzeptiert,die Resolution, die nichts Geringeres will, als den bestehendenJugendorganisationen daS Genick umdrehen.... In dem Bestreben, ja deutlich genug verstanden zuwerden, leistete Genosse Robert Schmidt Sentenzen, wie die, ein»dringlich vor einer antimilitaristischen Propaganda und einer Kasernen-agfiation zu warnen. Man fragt sich verwundert, was derartigeRedewendungen gegenüber den heutigen Jugendorgmiisationendenn eigentlich sollen? Wann je hätten diese sich in derartigerAgitation ergangen, daß ein solcher Protest dagegen für nötig be-funden wurde.... WaS von sonstigen Rednern ausgeführt wurde, beschränktesich einfach darauf, die Erziehung der Jugendlichen für die pada-gogische Tätigkeit der Gewerkschaften zu reklamieren. Wir könnendieser Pädagogik nicht viel Vertrauen entgegenbringen.Die zu leistende Tätigkeit ist viel zu schwierig, als daß sie soim Nebenamt mit erledigt iverden könnte.Der Nürnberger Parteitag wird nicht umhin können, zur Frageder Jugendorgaiiiiationen eine andere Stellung einzunehmen. Aberbitte, zu einer Zeit, wo die Delegierten die Reisetasche nicht schonin der Hand haben. Der Partei muß auch an der politischen Er-zichung der Jugend gelegen sein. Der Effekt könnte sonst fein, daßihr die Jugend verloren geht.Im übrigen hat der Kongreß zweifellos nicht nur fleißig undnutzbringend gearbeitet, seine Verhandlungen waren auch frei vonmanchen unliebsamen Erscheinungen, die den Kölner Kongreß für diePartei so anstößig erscheinen ließen...."Die ianitSreu Mikitäncke auf SemViehhofe.DieS Thema stand auf der Tagesordnung einer VolkSversamm»lung, welche die Leitung deS Wahlvereins für den vierten Reichs-tagswahlkreis am Mittwoch nach dem„Elysium" in der LanfoSliergerAllee einberufen hatte. Obgleich cS durchaus keine Annehmlichkeitwar, nach einem heißen Sommertage den Abend im stickigen.mit drückender Schwüle erfüllten Saal zuzubringen, war die Ver-fammlung doch so stark besucht, daß man die Tische hinausschaffenmußte, um den andrängenden Besuchern einigermaßen Platz zuschaffen. Bekanntlich haben die Bewohner jener Gegend seit Jahrenunter den Mißständen auf dem Viehhofe zu leiden. Besonderskommt hier der von den Peptonfutterwerken ausgehende Gestankin Frage, der die ganze Gegend seit langer Zeit verpestet und sichauch zur Zeit der Versammlung in der Umgebung des Balten-Platzes in sehr unangenehmer Weise bemerkbar machte, obgleichgerade in letzter Zeit wieder versichert worden ist, daß die be-rüchtigte Peptonfutterfabrik jetzt nach einem völlig geruchlosenSystem arbeite.'Genosse Adolf Hoffmann referierte über das angegebeneThema. Gestützt auf feine Erfahrungen als Mitglied des städtischen Kuratoriums für den Vieh» und Schlachthof schilderte er dieKämpfe, welche unsere Parteigenossen in der Stadtverwaltung seitJahren gegen die bürgerliche Mehrheit führen, um die Geruchs-belästigungen und dadurch entstehenden Gefahren für die Gesund»heit der Bewohner des VichhofviertelS zu beseitige». Von anderenMißständen abzusehen, sind eS zwei Ursachen, von denen die üblenDüste ausgehen: die Düngerhaufen und die Peptonfutterfabrik.Nach heftigen Kämpfen haben unsere Genossen in der Stadtvcr.ordnctenvcrsammlung es seinerzeit durchgesetzt, daß der Dünger.der früher in großen Mengen längere Zeit auf dem Viehhofelagerte und seine üblen Ausdünstungen über die ganze Gegendverbreitete, bereits in frischem Zustande fortgeschafft wird.— Gegenwendet, das uns endlich über die seit Jahren beklagtenMinderwertigkeiten hinaushebt. Allerdings handelt es sich vor-erst, bis die zwei angekündigten Premieren kommen, umgeläufige Stücke für die sich zablreiche geschulte Leute finden. Nurgeht es ohne Zusammenwürfelung nicht ab: jeder bringt seine ge-wohnten Zeitmaße und dergleichen mit. DaS daraus folgende Gemenge und die bei der kurzen Zeit begreifliche Hilflosigkeit desOrchesters störten denn. auch die Eröffnungsvorstellung am meisten.Sonst jedoch konnte man mit diesem Ereignisse so zufrieden sein,daß auch den nächsten Abenden mit gutem Gewissen entgegengesehenwerden kann. Vor allem ist die Regie wenigstens auf der Hobe desOpenffpieleS: sie belebt alles bis zum letzten Choristen. Absagenini letzten Augenblick erschwerten daS Gelingen auch noch mst»befreien uns von der Pflicht, die einspringenden Herren Jörn(Lohengrin) und Schwabe(Friedrich), die eiftig da» ihrige taten.näher zu kritisieren. Neben einer ollgemein anerkannten Artend(Frau Metzger), hatten wir eine Elsa(Frl. B u r ch a r d). dienamentlich im Spiel durch ihre Vereinigung von Hingabe«mdZweifel dem Wesen der Nolle gerecht wurde; und die zwei Bässe.Wie bemann als Heerrufer sowie besonders Lordmann alswarmfühlender König waren würdig. Kapellmeister Gill« schleppt«manches, hielt aber das gestückelte Ganze wacker zusammen, et.Notizen.— Theaterchronik. Im Friedrich- Wilhelm-städtischen Schauspielhaus ist jetzt auch die Sommer-spielzeit eröffnet worden, natürlich mit einem ScnsationSstücke.(ESscheint, daß nur noch Mörder. Diebe. Detektivs würdige Gegenständedramatischer Sommerstücke sind und daß die Mischung von Rühr-seligkeit und Gruseln Gesetz für diese Art geworden rst.) Da wirder Ansicht find, daß diese mehr oder(meisten?) weniger gutpräparierten Attentate auf die Nerven jenseits aller Kritik sind.brauchen wir uns nicht weiter damit zu beschäftigen, auch mit dieserinteressanten„Diebin"(von Mc. Lellan) nicht, die im übrigenwacker gespielt wurde.— Prof. Oskar Liebreich, der bis vor einem Jahreda« pharmakologische(Arzneimittellehre) Institut an der BerlinerUniversität leitete, ist im 00. Lebensjahre in Westend gestorben.Der ehemalige Assistent VirchowS an der chemischen Abteilrnig de»paihologischeu Instituts, der feit 1872 die Professur für Hcilmitiel«lehre innehatte und dem Institut für diese vorstand, hat die Arznei-mittel durch eine Reihe von Entdeckungen bereichert. Vor allemgelang ihm die Entdeckung der schlnsbringende» Wirkung de»C h l o r a l S. ferner führte er das Athylenchlorid als neues schmerz-stillendes Mittel, sowie daS für Salben usw. viel verwendeteLanolin ein. Auch neue Mittel gegen Syphilis und Tuberkulosegab er an.— Im Balkon über die Alpen. Mehrere Lnftschiffcrunternahmen, nachdem sie mit Pilotballons eine günstig« nordsüd-liche Luslströmung festgestellt hatte», vom Eigergletscher im Bern«Oberlande au» einen Aufstieg, überflogen Eiger, Mönch, Jungfrauund Simploninassiv und landeten noch Llstnndiger Fahrt ain LagoMaggiore(Norditalien).