Hr. 153. 25. ZahrMg. 2.§tilM des Lümiirls" Kcrlim WlKsblM Freitag. 3. Juli i908. partei- Hngelcgenbeiten. Achtung! Fünfter Wahltreis. VII. Abteilung. Sonntag, den b. Juli: Ausflug ni.it Familie nach P i ch e l s- Werder zum alten Freund. Treffpunkt früh S'/a Uhr, Grunewald . PichelSdorfer Seite. Kerlöhorft. Parteigenosien I Sonntag, den 5. Juli: Ausflug nach Biesdorf zu Gustav Berlin, Marzahnersirahe. Abmarsch um Ö Uhr nachmittags von Sabrowftei aus. Der Vorstand. ßerllner ISacbricbtcm Antomobilfexerei. Unter dieser Ueberschrist brachten wir in Nr. 134 bei Gelegen- heit der sogenannten Prinz-Heinrich-Fahrt einen Artikel, der von dem in Halberstadt erscheinenden.Arbeiter-Moiorfohrer" kurzsichtig angegriffen wird. Das Fachblatt, dem auch die.Rad-Welt" bei- pflichtet, leistet sich dabei die kollegiale Liebenswürdigkeit, den Artikel als Unfinn und Automobilkoller zu bezeichnen. Damit beweisen beide Organe nur. dah ihnen für die handgreifliche Tendenz unserer Ausführungen das Verständnis vollkommen abgeht. Wir sind für jede wirkliche Verkehrsverbefferung. also auch für jedes vernünftige neue Verkehrsmittel, aber nur insoweit, als mit der Art seiner Ber- Wendung nicht die gesundheitlichen Jntereffen des großen Publikums kollidieren. Wird diese Grenze gewohnheitsmäßig überschritten, so ist es unsere Pflicht, dazu Stellung zu nehmen. Wie gewaltig und mit welchen traurigen Folgen diese Grenze schon überschritten worden ist. das lehren die zahlreichen, fast täglichen Automobilunfälle. Das lehn auch die grausige amtliche Statistik über denselben Gegen- stand. AuS dieser Slatistit ist zu ersehen, daß die meisten der- artigen Unfälle nicht durch das Automobil f a h r e n, sondern durch das Automobil rasen entstanden sind. Wenn die beiden Fach- redaktionen den schwerwiegenden Unterschied nicht kapieren können, so sollen sie die Feder getrost aus der Hand legen. Gegen die Arbeiter als Motorfahrer irgend ein böses Wort zu sagen, ist uns gar nicht eingefallen. Jeder, der selbst in dienender Stellung ist. weiß, doch ganz genau, daß auch der Motorfahrer, namentlich bei Weil- fahrten, sich strikte nach den Vorschriften seines Arbeitgebers richten muß. Wie der Herr, so'S Gescherr l Ob diese Befehle mit den all- femeinen polizeilichen Fahrvorschriften in Einklang stehen, danach ragen diese Herrenmenschen in der Regel nicht. Der Fahrer, der fich gegen die ihm anbefohlene Fahrgeschivindigkeit wider- setzen wollte, würde einfach entlassen werden. Wir halten aber nunmehr nicht mit der Erklärung zurück, daß wir selbstverständlich mich jeden abhängigen Molorfahrer' streng verurteilen, der aus eigenem Antriebe unvernünftig schnell fährt und dadurch daS Leben der Paflanten leichtfertig aufs Spiel setzt. Inwiefern wir mit dieser Warnung in Arbeiterkreisen„Scham und Empörung" hervorrufen, dafür wird uns der„Arbeiter-Motorjahrer" den Beweis wohl schuldig bleiben müssen, denn nicht zum wenigsten sind es gerade die kleineren Leute, die dieser Raserei beim Nachgehen ihrer beruflichen Tätigkeit zum Opfer fallen. Wir stnd auch keineswegs gegen den Automobilsport an sich, so weit er aus den Privatstraßen der Reichen oder etwa aus der Döberitzer Heerstrahe sich betätigt, aber mit aller Entschiedenheit gegen die brutale Rücksichtslosigkeit gewiffer reicher Automobilbesitzer, die am liebsten alles Entgegenstehende auf öffentlichen Landstraßen in Grund und Boden fahren möchten, um vor anderen gleich- gearteten Sportfexen eine Nasenlänge voraus zw sein. Das Halber- stadter Aachblatt sollte seine Liebenswürdigkeiten anstatt gegen uns. gegen diese Ausartung richten. Hoffentlich kommt eS bald zur Einficht. Bon der„Nad-Welt" erwarten wir dasselbe, wenn sie nicht in den Verdacht kommen will, eine Lanze für daS in der Automobilindustrie steckende Millionenkapital gebrochen zu haben. Will man uns schon den Fedehandschuh hinwerfen, so muß er wenigstens nicht durchlöchert sein. Das Resultat der Abstimmung über de» Achtuhr-Ladeuschluß liegt bisher noch nicht vor! es ist wiinschenslvert, daß baldigst über das Ergebnis öffentlich Mitteilung gemacht würde. Stipendien für Handwerksgeselle». Aus dem GewerkS-AuS- stellungsfonds vom Jahre 134g sind alljährlich im Monat Januar zehn Stipendien zu je tili M. an Gesellen bezw. Gewerbegehilsen behufs ihrer weiteren gewerblichen Ausbildung zu verteilen. Einen Anspruch haben nur solche Gesellen usw., die Inländer sind und Zeugnisse über ihre gute Führung und erworbene Geschicklichkeit in ihrem Berufe vorlegen können,— Die Bewerber müssen auch mindestens zwei Jahre als Gesellen in hiesigen Werkstellen ge- arbeitet haben. In Berlin geborene Bewerber werden Vorzugs- weise berücksichtigt. Gesellen, welche mit einem Stipendium bedacht werden wollen und vorgenannte Bedingungen erfüllen können, haben ihre selbst- geichriebenen Gesuche unter Beifügung ihreS Lebenslaufs, der standesamtlichen Geburtsurkunde und der Originale oder beglaubigten Abschriften der Lehrzeugnisse sowie der Geschlcklichkeits- und S�ührungSattcste ihrer Arbeitgeber bei dem Kuratorium des Gewerks- usstellungsfonds vom Jahre 1849, Stralauer Straße 8—6, eine Treppe, bis fp bestens Ende September d. I. einzureichen. Gesuche, bei denen auch nur eins der erforderten Auswelspapiere mangelhaft ist oder ganz fehlt, können nicht berücksichtigt werden. Die ersten Fericnkolonistca sind gestern vom Stettiner Bahnhof abgereist. Ein Teil fährt nach Misdroq, ein anderer nach Neu- stetlin. Tempelbura, Rügen, Alt« und Neu-Ruppin , Stralsund und anderen Orten. Es war ein lebhaftes Treiben, ein Hasten und Jagen, um ja zurecht zu kommen und in die richtige Kolonie ein- gereiht zu werden. Lebhafte Wünsche aus Erholung der zahlreichen bleichen Großstadtkinder begleiteten die Abfahrenden. Der herrliche Schloßpark in Nieder-Schönhansen, der jahrzehnte- 1 der Berliner Bevölkerung zur Erholung offen stand, wird schon �en allernächsten Wochen für das Publikum fast gänzlich gesperrt den. Das an der Front dieses Park» stehende altertümliche iloß. bekannt als BcrbannungSort der Gemahlin Friedrichs des coßen und als Schauplatz so mancher prinzlichen Liebesaffären, ist .im Flitterwochensitz für den Prinzen August, einen der Söhne des Kaisers, und seine Gattin bestimmt. Es wird noch in diesem Jahre von dem prinzlichen Paare bezogen werden, und damit hat die alte Volksherrlichkeit inmitten dieses schönen Stückchens Erde ein Ende. Schließlich kann ja auch die Krone niit ihren Gütern und Schlössern machen, was sie will. Günstigenfalls wird der den Berlinern so vertraute Park zeitweise zur Besichtigung freigegeben werden. vielleicht für ein angemeffenes Eintrittsgeld, genau wie die famose, mit Volksstcucni restaurierte Hohkönigsburg bei Schlettstadt . An- znglich schreibt über die Svcrrung die klerikale.Germania" z.Wenn der junge Prinz Phantasie hat. wird er sich an einsamen Herbst- abenden mit Schatten unterhalten können, die ein seltsames Mahnen in den trüben Augen haben. Eine solche Unterhaltung wird un- geheuer neue Dinge ihn lehren können. Wird ihm von einer Zeit berichten, die der unserigen merlwürdig ähnlich sah: in großen geistigen Bewegungen, wie iii intimen Einzelheiten." Die Bäume leiden jetzt sehr unter der drückenden Hitze. Im �'iteresie der Erhaltung des schönen Baumbestandes unserer Straßen ?ht die freundliche Bitte an alle Hauseigentümer, Hausverwalter, -wer und besonders an die Ladeninhaber, sich der dürstenden ne anzunehmen und sie öfters zu begießen. Ueber zärtliche Chefs schreibt die.Zeitschrift für weibliche Handlungsgehilfen" in ihrem Juliheft folgendes:„Mit Bezug auf die in der vorigen Nummer veröffentlichte Mitteilung über eine Strohhuifirma ist uns vorgeworfen ivorden, daß wir den Namen nicht genannt haben. Wir sind auf Wunsch von Firmen, die ein Interesse daran haben, kundzutun, daß sie nicht damit gemeint sind, bereit, deren Namen hier mitzuteilen." Der durchaus berechligte Vorwurf war von uns erhoben worden. Auch die jetzige etwas sonderbare Zumutung bedeutet doch nur halbe Arbeit. Wir be- greifen nichl, weshalb die genannte Zeitschrift, wenn sie schon der- artige Vorfälle eingehend zur Sprache bringt, fich vor der Namens- Nennung fürchtet. Solche gemeinen Arbeitgeber verdienen nicht die mindeste Schonung. Anstalt unbeteiligte Firmen zu verdächtigen. soll sich die Zeitschrift in Zukunft lieber ganz ausschweigen. Fericnspiele der Berliner Gemeindeschüler. Die Ferienspiele der Gemeindeschüler finden bekanntlich in zwei Arten statt und zwar auf Schulhöfen und ans sogenannten Außenspielplätzen. Das Spielen auf den Höfen ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Es sind keine ständigen Spielhöse vorhanden. Jedes Jahr finden andere Höfe Verwendung, weil infolge der in den großen Ferien vorzunehmenden Reparaturbauten viele Höfe ganz gesperrt werden; oft solche, welche sich am besten zum Spielen eignen. In diesem Jahre finden auf folgenden Höfen Spiele für Knaben statt: Culmstr. lS, Am Urban 1, Manteuffelstr. 7/8, Littauer Str. 6, Diestelmeherstraße, Bergstr. 68, HeinerSdorfer Straße 18, Demminer Str. 27, Putbuser Str. 8/6, Eckertstraße, Gothenburger Str. 1, Danziger Str. 23, Kastanienallee 81, Ruhe- platzstroße 6, Bremer Straße, Spielplatz. Fü r M ä d ch e n: Auguststr. 67/68, Rabenöstr. 12, Miillerstr. 158, Hannoversche Str. 20, Stephanstr. 27, Graunstr. 11, Kurfürsten- straße, Brandenburgstr. 79, Krautstr. 43, Keibelstr. 81/32, Görlitzer Straße 17/18, Britzer Str. 17, Strelitzer Str. 41/42, Schönhauser Allee 166», Tilsiter Str. 4/ö. Mit Ausnahme von vier Höfen und zwar Culmststaße, Breiner Straße, Stephanstraße undKurfürstenstraße werden von sämtlichenHöfen diejenigen Kinder, welche sich dazu melden, alle Tage während der großen Ferien nach den Außcnspielplätzen gebracht. Zu den alten Außenspielplätzen in Buch, BürknerSfelde, Blankenfelde ist noch einer in Blankenfelde gekommen. Die Ausfahrt nach diesem Platz erfolgt mit der SimenSbahn Mittelstraße— Nieder-Schönhausen . Und zwar kommen nach diesem Plag die Kinder von den Schulhöfen Berg-, Ruheplatz-, Gothenburger, August-, Graun- und Strelitzer Straße. Nach Blankenfelde I mittels»Große Berliner" bis Nordend, die Schulhöfe Danziger, Heinersd orfer, Keibel-, Branden- burgstraße, Schönhauser und Kastanienallee. Nach Buch, Abfahrt vom Stettiner Bahnhof und Gesundbrunnen , kommen die Kinder der Schulhöfe Demminer Straße, Ruppiner, Put- buser, Hannoversche, Müller- und Ravenöstraße. Nach BürknerS- felde ab Wriezener Bahnhof, nach Marzahn die Eammel- stellen der Schuthöfe in der Görlitzer. Kraut-, Britzer . Manteusfcl- straße, Am Urban . Ferner mit der elektrischen Bahn Hohen-Schön- Hausen die Kinder von den Schulhöfen Eckert-, Diestelmeyer- und Tilsiter Straße. Jedes Kind soll wenn möglich einen Becher und mindestens 10 Pf. pro Tag mitbringen. Jeder Spielplatz hat eine Küchen- einrichtung, so daß neben Milch und Kaffee auch Suppen ver- abreicht werden. Den größten Nutzen werden diejenigen Kinder haben, die alle Tage die Ausflüge mitmachen. Unbemittelte Kinder tverden für die ganze Ferienzeit kostenlos mitgenommen und verpflegt. Obwohl zu erwarten ist, daß der Andrang, namentlich an den ersten Tagen, ein sehr großer sein wird, sind die Spiel- leiter durch Beschluß der Deputation für das städtische Turn- und Badelvesen angewiesen, alle Kinder mitzunehmen. Wenn sich da- durch anfänglich bezüglich des Transportes einige Schwierigkeiten ergeben, so wird dem sehr bald durch die Spielleitung abgeholfen werden. Die fünf Außenspielplätze sind in der Lage, 8<X)V bis 9000 Kinder aufzunehmen, die sich, beide Geschlechter zusammen, unter Leitung und Aufsicht von Lehrern und Lehrerinnen, in un- gezwungener Weise auf fteiem Wiesenplan tummeln, frische Luft und Sonnenlicht auf den Körper lvirken lassen können. Die nachteiligen Folgen der anhaltciidrn warme» Witterung machen sich von Tag zu Tag i»ehr und mehr fühlbar. Am empfind- lichsten haben natürlich die Gärtner und Landwirte unter der Dürre zu leiden. Auf den Wiesen und in den Wäldern stnd die GraS- bestände durch die fortdauernde Soimenglut förmlich abgesengt Ivorden. Auf den Feldern und in den Gärten steht eS augenblicklich recht traurig aus. Die Pflanzen können unter der starken Trockenheit nicht gedeihen und gehen zum großen Teil voll- ständig ein. In den Laubenkolonien klagen die Besitzer über schlechte Ernten. Falls die Trockenheit noch länger anhält, dürfte es in diesem Jahre eine sehr schlechte Kartoffelernte gebe». Der Erd- boden ist bereit« bis über die Knollenwurzeln hinweg ausgetrocknet und die Nahrung wird den Pflanzen infolgedessen so gut wie gänz« lich entzogen. Die frisch gesetzten Gemüsepflanzen auf den Feldern gehen sämtlich ein. In den Flußläufen ist der Wasserbestand ganz erheblich zurückgetreten. Das Freibad am Wannsee hat durch den rapiden Rückgang des Wassers eine unvorhergesehen« Ber- breiieruna von etwa fünf Metern erfahre». Viele Teiche und Sümpfe in der Umgebung Berlins , die von Gärtnerei- und Lauben- besttzern zur Wasserentnahme benutzt wurden, sind vollständig trocken gelegt worden. Der Wassermangel macht sich auch für die Schiffahrt recht unangenehm benierlbar. An einzelnen Stellen der Spree und Havel ist der Tiefgang ein derartiger, daß die Fahrzeuge nur schwer passieren können. Bei einem weiteren Anhalten der warmen Witterung dürfte eine größere Stockung im Schiffahrtsverkehr eintreten. Wiesen« und Waldbrände finden in der Umgebung Berlin » jetzt tag- täglich statt. An der Böschung der Wannseebahn reiht sich eine Brandstelle an die andere. Durch Funken, die aus der Lokomotive herausspringen. werden die ausgedörrten Gräser mit Leichtigkeit eutzimdet. Die Waldbrände werden zumeist durch Selbstentzündung veruvsacht. Im Stadtinner» hat der Asphalt aus den Straßen unter der Einwirkung der herrschenden Hitze empfindlich zu leiden. In den Markthallen wird von allen Seilen über die schädlichen Folgen der Trockenheit gellagt. Schon jetzt kann man daS Stetgen der Preise für Lebensmittel beobaivten. Sollte die Hitze noch weiter an- dauern, so ist eine allgemeine Teuerung wohl zu befürchten. Ei» Schwindler treibt im Osten der Stadt sein Unwesen; er hat eS auf Schlafstellcnvermieterinncn abgesehen. An» den in und an den Haustüren hängenden Tafeln sucht der Bursche die Adressen der Schlafftellenvcrinieterinnen festzustellen, worauf er bei den Ver- mietevinnen vorspricht und ihnen erzählt, daß sie doch besser ver» mieten könnten, wenn sie ein kleine» Inserat in dem von ihm ver- tretenen Zimmeranzeiger. Prenzlauer Str. 28 erließen. In den meisten Fällen gehen die Frauen auf diesen Borschlag ein und zahlen gleich den kleinen Betrag in Höhe von 60 Pf. bis 1 M. Nachträglich aber stellt fich heraus, daß der sogenannte Fimnieranzciger gar nicht existiert und daß es sich um einen Schwindler handelt. Im Hause Prenzlauer Str. 28 haben sich schon zahlreiche Personen eingefunden, um Nachfrage zu halten, mußten aber erfahren, daß sie hineiygclegt worden sind. Um andere Vermieterinnen vor Schaden zu bewahren, teilen wir die Sachlage mit. Ueber Bauunsäll« wird gemeldet: Mittwoch vormittag waren auf dem Neubau der königl. Bibliothek der 41 Jahre alle Polier Wilhelm Kühne aus Schöneberg sowie die 26 bezw. 20 Jahre alten Arbeiter August Andreß und Karl Huber damit beschäftigt, eine etwa 14 Zentner schwere Zementplotte aus eiserne Träger zu legen. Alle drei standen dabei aus einer Rüstung, die 1,80 Mete: unterhalb der Platte aufgestellt war. Als die Arbeiter dieser mit Hilfe von Brechstaugen die richtige Lage geben wollten, siel sie herab und begrub Kühne, Andreß und Huber. Während die beiden ersten mit Hautabschürsungen an Händen und Beinen davongekommen sind, hat Huber einen doppelten Bruch des linken Beines und einen linksseitigen Rippenbruch erlitten. In einein Krankenwagen schaffte man den Schwerverletzten nach der Charilo, wo er Aufnahme fand. Die beiden anderen begaben sich in Droschke» nach ihren Wohnungen.— In der im Erdgeschoß deS linken Seitenflügels Vehrenstr. 1 belegenen Küche waren gestern vormittag zwei Maiergehilfen der Firma Bodenstein, der 26 Jahre alte Rudolf Reimer und der 23 Jahre alte Egmont Smidowicz. mit dem Streichen und Bemalen der Decke beschäftigt. Sie standen auf einem 6 Meier hohen Gerüst, das aus zwei Stehleitern und einem über die Sprossen gelegten Lausbrett bestand. Als nun Smidowicz. der auf dem rechte» Ende des Lausbretts stand, sich zu sehr an die in un- mittelbarer Nähe befindliche Küchenwand lehnte, wurde die rechts- stehende Leiter durch die Last deS Körpers von der Wand abgedrückt und das Gerüst samt den beiden Malern stürzte auf den Fußboden. Smidowicz zog sich eine Beckenverletzung zu und wurde in einem Kranlenwagen nach der Charitö transportiert. Reimer trug eine Verstauchung des linken Fußes davon und ist mittels Droschke seiner Wohnung zugesührt worden. Der verunglückte lenkbare Militärvallon des MajorS v. Groß wurde noch in der Nacht zum Donnerstag von der Mannschaft der Luftschifferabteilung auf zwei Wagen von Eichkamp nach Tegel zurückgebracht. Er hat in der Ballonhalle wieder Aufnahme gefunden und wird sofort neu montiert tverden. Allem Anschein nach sind nur geringe Reparaturen nötig. Die Bergungsarbeiten des Luftschiffes gestalteten sich, wie wir schon andeuteten, äußerst schwierig. Sehr nützlich war die Anwesenheit der Grunewalder freiwilligen Feuerwehr. Diese hatte schon auf ihrem ersten Fahrzeug mehrere Schrotsägen und Aexte zum Fällen der Bäume mitgeführt, da der telephonische Alarm sofort erkennen ließ, was für Gerätschaften nötig waren. Im ganzen wurden etwa 26 bis 30 alte Kiesern niedergelegt. Die Fällung der Bäume mußte mit der größten Vorsicht geschehen, da sonst der Ballon leicht weitere Beschädigungen erhalten konnte. Jeder Baum wurde etwa>/a bis 1 Meter über der Erde abgesägt und dann langsam niedergezogen. Gegen 9 Uhr abends waren die Arbeiten so weit gediehen, daß der Ballon ohne Gefahr herunter- gezogen werden konnte. Auch die Förster von Eichkamp und die Soldaten des 2. Garderegiments zu Fuß leisteten Hilfe. Noch bis gegen Mitternacht, als der Transport des entleerten Ballons nach Tegel erfolgte, hielten sich Hunderte von Zuschauern an der Unfall- stelle auf. Es ist in Aussicht genommen, den Ballon schon in acht bis zehn Tagen wieder zu füllen. Im Apollo-Theate» wurde am Mittwoch der neue Schlager er« probt, der sich Tiondon Suburbia seine fürchterliche Wortzusainmen- stellimg, die weder lateinisch noch englisch ist) oder gut deutsch Bilder aus Londons Vorstadtleben betitelt. Es ist eine burleske Radaupantomime, die durch Lärmszenen. GroteSkkomik und unmöglichen Blödsinn den verwöhntesten Geschmack befriedigen kami. Der arme Kerl, der ein ruhiges Zimmer sucht, gerät in ein» moderne Hölle von Trubel. Chilanen und lleberraschungen, Teufelsspuk, wiejie mittelalterliche Bilder darstellen, weit in den Schatten stellt. Aus mitfceren Regionen stammen die sonstigen Darbietungen. Hübsche und schwierige Radfahrerkünste zeigt die Verona -Truppe, ergötzliche und saubere Hundedressur führt Rafayette vor. Die.Süßen Melodien" der Reinhardtschen Operette»Die süßen Grisetten" sorgen für Ohrenschmaus und der VerwandlungSmimiker Merkel beweist uns. daß Harden endlich ein berühmter Mann geworden, dessen Maske im Variütö gezeigt wird. Die linematographische Vor- führung lieh erkennen, daß die Farbenwiedergabe noch nicht immer gelingt. Die Kinderspiele deS Berliner Arbeiter-TurnvereinS „Fichte" beginnen am nächsten Sonntag, den 6. I u l i. Gespielt wird in den Vormittagsstunden unter Leitung von Turnern und Turnerinnen an folgenden fünf Stellen: 1. auf dem Spielplatz im Friedrichshain . 2. auf dem Spielplatz im Treptower Park, 8. auf dem Tempelhofer Feld. 4. auf dem Sportplatz Behmstraße, 6. in «der Jungferiiheide. Kinder, die teilnehmen wollen, können sich vorher versammeln an folgenden Sammelpunkten: 1. für Friodrichshain: a) am Kriegerdenkmol vor dem Lands- beraer Tor. b) in der Petersburger Straße am Baltenplatz; 2. für Treptower Park: an der Oberfreiarchenbrücke; 8. für Tempel- hofer Feld: a) auf dem Chamisioplatz, b) in der Hagelbergerstraße, Ecke Vorkstraße, o) auf der Fontanepromenade am Kaiser-Friedrich- Platz; 4. für Sportplatz Behmstraße: a) auf dem Vineta-Platz an der Normaluhr, b) am Bahnhos Gesundbrunnen, o) auf dem Netlel- beckplatz, ä) in der Reinickendorfer Sttaße, Ecke Schulstraße, o) in der Schönhauser Allee , Ecke Schivelbeiner Straße; 6. für Jungfern- Heide: am Bahnhof Beusselstraße. Abmarsch von allen Sammel« stellen morgens 8>/a Uhr pünktlich. Willkommen ist jedes Kind. Das Prater-Theater in der Äastanien-Allee hat sich für die Sommersaiion«in Pogramm geleistet, das sich vor manchem unserer ersten Varioiötheater sehr wohl sehen lassen kann und das sowohl an Umfang wie an Inhalt. Neben der großen Ausstattungsrevue von Franz Hofer :«Die Welt ein Paradies", die bereits das erste Jubiläum, das der 26. Aufführung erlebte»Md die in der Tat. was Bühnenansstattung und Kostüme anbetrifft, wirklich gut ausgestattet ist, auch einige ganz nette Schlager enthält, traten einige Spezialitäten auf, mit denen die Direltioti sich alle Ehre einlegt. Zu ihnen gehören außer den Luftgymnqstikern NeumannS die fünf ViolettaS, die mit Schick und Charme ihre akrobatische» Tänze und Gesänge vorführe». Ganz besonders aber hat der Humor eine Stätte gefunden. Wa» über den Komiler Karl Groth an dem Abend gelacht wurde, ist nicht zu sagen und er hat den Beifall, den man ihm spendete, auch ehrlich verdient._ Vorort- Nacbncbtern Lichtenberg. Die Stadtvöier, soweit diese nicht, gleich der Mehrheit der MaglstratSmitglieder, bereit» in die Ferien gegangen sind, mußten am Dienstag in einer Sitzung, die sich bis in oie elfte Stunde aus- dehnte und reich an Zivischenfallen war, noch eine recht umfangreiche Tagesordnung erledigen. Nachdem die Majorität aus ihrer Mitte die Delegierten zum ZlveckvcrbaudSauSschnß ernannt hatte, machte der Sladlverordnctenvorsteher die Mitteilung, daß das Orts« st a t u t betreffend die Befreiung der Bürgersteige von EiS und Schnee die Genehmigung deS BezirksauSichuffeS erhalten habe. <Die Herren Grundbesitzer haben allerdings schon bei Be» ratung dieses Statuts dessen Anfechtung in Aussicht gestellt.) Einer Uebersicht zufolge, die der Magistrat den Stadtverordneten zugestellt hat, ist der Rechnungsabschluß pro 1907 lein besonders günstiger. Die Einnahmen ergeben 2401363,13. die Ausgaben 2 390 381,77 M.. ergibt einen Bestand von 11256,86 M. Hiervon gehen noch ab die nachgewiesenen AuSgabereste mit 10294.02 M. Der Umstand, daß 68680 M., die zum Ausgleich aus Ersparnissen früherer Jahre in den Etat eingesetzt waren, nicht erhoben sind, auch 106 841,47 Mark Einnabmereste nachgewiesen lind,
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