Einzelbild herunterladen
 

Nr. 162.

25. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Eulenburg vor den Geschworenen.

Dienstag, 14. Juli 1908.

Gerüchte

habe ihm darauf geantwortet: er besige gar nicht die Mittel, um einem gemeinen Erpresser eine solch hobe Summe zu geben. Der Beuge umgingen, nach denen vor zehn bis zwölf Jahren der damalige Graf hat nach seiner Bekundung dem Fürsten   ferner vorgehalten, daß es Eulenburg mehrfach Badegast in der Podegeschen Badeanstalt in der Nach zweitägiger Bauſe wurde die Verhandlung gestern( am allgemeines Kopficütteln erregt habe, daß er im Schönhauserstraße gewesen sei. Dort sollen Homosexuelle verkehrt Nach zweitägiger Bause wurde die Verhandlung gestern( am Bentralhotel mit seinem Kammerdiener in einem Zimmer geschlafen haben. Der Besizer dieser Badeanstalt ist gestorben. Zeuge Lieze 12. Verhandlungstage) wieder aufgenommen. Der Angeklagte habe. Der Fürst erklärte dies wie oben. Herr v. Trescow hat dem hat nun das Haus des Bruders dieses Podege, des Masseurs machte einen außergewöhnlich hinfälligen Eindruck. Als Landgerichtsdirektor Stanzow die Sigung eröffnete, fehlte beim Fürsten   auch vorgehalten, daß nach Gerüchten er auch in einer Bade-. wochenlang observiert, da Gerüchte umgingen, daß der An­Aufruf der Zeugen niemand außer dem Grafen Kuno v. MoItte. anstalt in der Schönhauser Straße verkehrt und in geklagte auch dort verkehre. Die Beobachtungen haben aber ein Dagegen ist der Privatlehrer Hans Meyer aus München  Beziehungen zum Grafen Lonhah negatives Resultat gehabt. Auf Befragen soll Beuge Tiete zur Stelle; er Gelegenheit der Ernennung zum Amtsvorsteher usw. ihm mitgeteilt bestätigt haben, daß bei seinen Erkundigungen nach Gerik bei worden sei: dieser sei in homosexuellen Streifen nicht unbekannt. Vernommen wurde sodann der Zeuge Heinrich Lange, richtet haben, ob ihm etwa bekannt sei, daß der Beuge Geri Rechercheur Ahrens, der im Auftrage des Herrn Harden in dieser der früher 8 Jahre Diener bei dem Grafen Moltte war und Der Borsigende soll an den Angeklagten die Frage gejezt Kassendiener bei der Diskontogesellschaft. Er soll zu ben homofeguelle Reigungen habe. Es sei doch immerhin auffällig, Sache Recherchen angestellt hat, früher einmal gesagt haben, der welche Starriere dieser gemacht habe. Vom Unteroffizier und Kasino- Sache Recherchen angestellt hat, früher einmal gesagt haben, der Ordonnanz bis zum Rendanten und Amtsvorsteher sei doch ein Graf Kuno v. Moltke habe über den Fürsten Eulenburg eine ab­weiter Weg. Der Angeklagte soll erklärt haben: ihm sei von fällige Bemerkung gemacht dahin: in Liebenberg   sei die Sache nicht geheuer. solchen Neigungen des Geriß nichts bekannt. Oberstaatsanwalt - Zeuge Lange bestreitet dies, Auf Bes Dr. Isenbiel soll darauf Herrn v. Trescow daran erinnert der bernommene Zeuge Ahrens behauptete es aber. haben, daß dieser ihm selbst erzählt habe: in hiesigen homosexuellen fragen des Verteidigers erklärte der Beuge Lange noch, daß in den reisen sei Herr Gerik als der schöne Geriz" bekannt. Benge Briefen des Angeklagten

erklärte seine Verwunderung darüber, daß gestanden haben soll. Der Angeklagte foll hierauf erwidert haben, er aus der Beitung habe ersehen müssen, er sei angeblich un- bag viele Gerüchte, die über ihn in Umlauf gewesen sein sollen, auffindbar gewesen. Es meldete sich der Darlehnsvermittler sich wahrscheinlich auf einen anderen Mann feines Namens beziehen Reibedanz, der der in einer der Verteidigung am Frei- bürften. tag zugegangenen Karte gemeldet hatte, daß Riedel in einen hiesigen Café sich dahin geäußert habe: wenn der Fürst Eulenburg eine anständige Summe bezahlt hätte, würde er nicht gegen ihn ausgejagt haben. Riedel ist hierüber sehr aufgebracht und erklärte auf dem Wandelgange ziemlich erregt, daß dies eine ganz haltlose Unter­stellung und fein Wort davon wahr sei.

Nene Unschuldsbeteuerung.

Wie wir hören, hat der Angeklagte bei Beginn der Ver­Handlung erklärt: So lange ihm die Schmerzen nicht die Besinnung rauben, würde er mit seiner letzten Straft seine Ehre und Un schuld verteidigen. Medizinalrat Dr. Hoffmann bestätigt, daß das rechte Bein wieder stark geschwollen ist, daß der Angeklagte heftige Schmerzen erleiden muß und die Aerzte der Charité ihm dringend abgeraten haben, an Gerichtsstelle zu erscheinen. Der Beuge Handelsmann Hermann Borchardt   war früher Tischler in Liebenberg   und bekundete, daß er einmal zufällig gesehen habe, daß Fürst Eulenburg   vor seinem Leibjäger im Hemd gestanden habe. Ein Diener Berthold habe ihm erzählt, daß er auf Reisen stets in dem­felben Zimmer wie der Fürst Eulenburg geschlafen habe. Der An­getlagte wies darauf hin, daß dies doch nicht auffallen könne, denn er sei sehr leidend gewesen und habe für den Fall, daß er in der Nacht Anfälle bekomme, feinen Leibdiener stets hinter einer spanischen Wand in seinem Zimmer schlafen lassen.

Der Leibjäger Barsch, der seit etwa 20 Jahren in Diensten des Angeklagten steht, bekundete, daß zwischen ihm und dem Fürsten  nie etwas vorgefallen

fet, daß er wegen des Leidens des Fürsten   oft in deffen Zimmer habe schlafen müssen und daß der Fürst auch manchmal nur im Hemd vor ihm gestanden habe, weil er ihm wegen seines gichtischen Leidens beim Antleiden habe behilflich sein müssen.

Der Zeuge Berthold war 1891 bis 1898 Diener bei dem Fürsten  . Er soll ebenfalls erklärt haben, daß er sich nicht entfernt, etwas Berfängliches dabei gedacht habe, daß er auf Reisen in dem felben Zimmer mit dem Fürsten   habe schlafen müssen.

-

-

-

-

-O

-

b. Tresckow   konnte sich nicht einer derartigen Mitteilung erinnern. an den Fürsten Gulenburg Verfängliches nicht enthalten Er soll weiter bekundet haben, daß er vom Polizeipräsidenten seiner- fein könne, denn die Briefe hätten ganz offen dagelegen und hätten zeit den Auftrag erhalten habe, über Gerig nähere Auskunft ein- auch von ihm gelesen werden können. Der nun an Gerichtsstelle zuholen. Es war dies zu einer Beit, als Graf Eulenburg den erschienene Hofschauspieler Wilhelm Arndt   vom hiesigen könig­Beugen Geriz zum Posten des Amtsvorstehers und zu einer Ordens- lichen Schauspielhause soll zunächst vom Vorsitzenden befragt worden dekoration vorgeschlagen habe. Mit dieser Erkundung sei der fein, welches Interesse ihn denn in das Kriminalgerichts­Kriminalschutzmann Tieze beauftragt gewesen und dieser soll den gebäude geführt habe. Der Zeuge soll sich dahin geäußert haben: Spiznamen Der schöne Geriz" in Erfahrung gebracht haben. In erster Linie habe ihn das rein menschliche Interesse und das Der Angeklagte erklärte hierzu, daß es üblich war, daß, wenn Seine Mitgefühl für den Fürsten   hergeführt, der an seinem Lebenss Majestät nach Liebenberg gekommen war, bewährte Beamte zur Aus- abend durch einen unerforschlichen Ratschluß Gottes in diese furcht­zeichnung vorgeschlagen wurden. Geriz habe das allgemeine bare Situation hineingekommen sei. Dann sei ihm der Ton auf Ehrenzeichen erhalten und dies sei nichts Auffälliges. den Tod zuwider gewesen, den ein Teil der Presse angeschlagen Der Oberstaatsanwalt Dr. Jfenbiel soll, wie verlautet, weiter habe und er wollte ſehen, was die Presse zu diesem beispiellosen an den Zeugen v. Tresckow   die Frage gerichtet haben, ob ihm viel- Haß gegen den Fürsten   geführt habe. Bei seinem Aufenthalt vor leicht bekannt sei, daß bei dem Friseur B., der, wie fürzlich zur dem Gerichtssaal habe er den Ernst beobachtet und sei schließ Sprache tam, vom Angeklagten 5000 m. als Darlehn erhalten hatte, lich mit ihm ins Gespräch ins Gespräch gekommen. Dieser wäre ihm, 11. a. auch Graf da er sich der oberbahrischen Mundart bedient habe, mit größerem viele Somofeguelle verkehrt haben, Hohenau  ? Da Herr v. Tres dow hierüber nichts weiß, soll Vertrauen entgegengekommen und habe ihm unter anderem er beauftragt worden sein, nach dieser Richtung nähere Erfundigungen auf Riedel deutend gesagt: Der hat mich' neingebracht. Bei der einzuziehen. Eine Frage des Landgerichtsdirektors Kanzow ging Feststellung des Wortlauts der Ernst'schen Aeußerung bei joll Zeuge dahin, ob es vorkomme, daß die nächsten Angehörigen eines Homo- welcher die Summe von 100,000 m. eine Rolle spielt feruellen von dessen Neigungen nichts wissen. Herr v. Tresckow   soll Arndt die Möglichkeit zugegeben haben, daß Erust auch gesagt haben fönne: Wenn mich Riedel nicht hineingebracht hätte, diese Frage bejaht haben. hätte ich den Fürsten   nicht für 100,000 M. verraten.". Ernst und Riedel. Auf eine Frage des Vorsitzenden, die er dem Zeugen mit dem Ausdruck Auf eine weitere Bemerkung wurde erwähnt, daß der Hof- des Bedauerns vorlegt, lehnte dieser jeden Gedanken, daß er selbst etwa Kriminalkommissar von Tresckow schauspieler Arndt vor wenigen Tagen im Gerichtsgebäude erschienen homosexuell fein fönnte, mit größter Entschiedenheit ab. Zeuge bernommen. Er ist vom Polizeipräsidenten von der Pflicht der sei und mehreren Vertretern der Presse Mitteilungen über den Arndt berief sich übrigens auch noch auf einen jungen Juristen, der Amtsverschwiegenheit entbunden. Er bearbeitet seit Beugen Ernst gemacht habe. Danach soll Ernst im Gespräch Herrn die Aeußerung des Ernst mitangehört und der Ansicht gewesen sei, 15 Jahren das Ressort der in das Gebiet des§ 175 fallenden Ver- Arndt gesagt haben: wenn der Fürst eine größere Summe daß die Aeußerung in erpresserischem Sinne zu deuten sei. gehen und der damit verbundenen Erpressungen. Er soll erklärt geopfert hätte, würde er ihn nicht verraten haben. Justizrat Bernstein soll sich hierbei erhoben und seine Ansicht haben, daß er mancherlei über die seguellen Neigungen des Ueber diese Aeußerung des Hofschauspielers Arndt wurde Dr. Georg dahin ausgedrückt haben, daß Ernst schwerlich durch den Fürsten Eulenburg gehört habe, aber es sei ihm nicht zu Ohren Mode   vom" Lokalanzeiger" als Beuge vernommen. Er soll be- bayerischen Dialekt des Herrn Arndt besonders vertraulich angeregt gekommen, daß er sich gegen§ 175 vergangen habe. Die Gerüchte hätten stätigt haben, daß Herr Arndt derartiges gesagt hat. Nach dem sein dürfte, denn, wie er an den hier im Dialekt gesprochenen fich zurzeit des Moltke- Hardenprozesses verdichtet, so daß er vom Eindruck befragt, den Riedel auf ihn gemacht, soll der Zeuge gefagt Aeußerungen des Zeugen gehört habe, spreche dieser doch nur den Polizeipräsidenten den Auftrag erhalten, nach Liebenberg zu fahren, haben: Riedel sei schwaz   haft und übertreibe offenbar gern, Bühnendialekt. Der bei dieser Beugenausfage in den Saal um mit dem Fürsten   unter bier Augen Rüdsprache zu in der Hauptsache mache er aber einen glaubwürdigen gerufene Dr. Magnus Hirschfeld   gab auf Befragen eine ganz nehmen. Der Fürst habe ihm dort das Ehrenwort gegeben, indruck. furze Antwort. Er wurde bereidigt, soll aber im übrigen erst daß er sich nie gegen den§ 175 bergangen, noch sonstiger homo- Ueber denselben Gegenstand wurde auch der Journalist Fischer Dienstag vernommen werden. fegueller Handlungen schuldig gemacht habe. Der Zeuge foll weiter bom Berliner Tageblatt" bernommen. Da diese beiden Herren nun Kriminalkommissar Dr. Kopp ausgesagt haben, er habe dem Fürsten vorgehalten, daß viel davon als vernommene 3 eugen das Recht haben, im Saale zu bearbeitet seit fünf Jahren in Gemeinschaft mit dem Kriminal gesprochen werde, daß er in Wien   als Botschafter berweilen, so wird hiermit das Prinzip der Verhandlung hinter tommissar v. Trescow das hier fragliche Dezernat. Er befundete verschloffenen Türen selbstverständlich durchbrochen sein und es wäre ge wohl angebracht, die Frage zu erwägen, ob der gesamten übrigen als Beuge, daß ihm Tatsachen über eine homosexuelle Betätigung des Angeklagten nicht bekannt geworden seien. Bekannt sei ihm Berliner   Presse nicht auch die Möglichkeit gegeben werden sollte, anstatt nach dem Hörensagen nun in gleicher Weise nach den persön- aber, daß der Angeklagte in dem Rufe eines Homos feguellen gestanden habe. Oberstaatsanwalt Dr. Jsen lichen Wahrnehmungen im Saale zu berichten. biel fragte auch den Kriminalkommissar Dr. Kopp, ob ihm bekannt sei, daß in dem schon genannten Friseurgeschäft in der Behrenstraße homosexuelle Personen, wie Graf Hohenau, Graf Lynar  , Graf Edgar b. Wedel verkehrten. Der Zeuge soll bestätigt haben, daß neben Leuten,

Sehr eingehend wurde darauf

in eine häßliche Erpresferaffäre verwidelt wesen sei und er, obwohl im Botschaftshotel selbst eine Badeeinrichtung war, doch eine Badeanstalt aufgefucht habe, in welcher Homoſernelle zu verkehren pflegten. Der Angeklagte soll darauf erklärt haben: der Arzt habe ihm gewiffe Bäder angeordnet, die er nur dort habe nehmen fönnen. Der Zenge hat dem Fürsten borgehalten, daß er nach umlaufenden Gerüchten ja an einen Erpresser 60 000 Stronen bezahlt haben sollte. Der Fürst

Kleines feuilleton.

-

Es wurde beschlossen, Herrn Hofschauspieler Arndt sofort herbei zuholen und als Zeugen zu vernehmen. Beuge Kriminalschuß­mann Ziege soll ausgesagt haben, daß

gehörige anderer Frauen und Greise sind zum Teil mit Gewalt auf das Schiff gebracht worden, das den Namen unseres Stückes führt. Längst ist es überfällig; die Frauen und Bräute harren umsonst der Wiederkehr ihrer Lieben. Endlich wird ein Holzstück des Schiffes ans Land gefchwemmt. Aber die Dinge gehen weiter wie bisher, und Bos läßt sogar die alte Kniertje wieder zum Scheuern kommen.

Halten, sondern ganz der Alltagssprache angepaßt. Walther Der Text des Stüdes ist nicht nur in ungebundener Rede ge­Ehrenberg hat in feiner revidierten deutschen Ueberseßung" nichts hinzugetan, was den alten Operngewohnheiten entgegen­tomint. So wird die Komposition zu einem einzigen großen Rezitativ und scheut sich nicht vor der Vertonung trivialster Säße. Eine solche Profa- Oper dürfte bisher nicht vorgekommen sein, während Brosalyrit wenigstens in früherer Zeit musikalisch nicht selten war. Auch N. Wagner veriont nur Verse und gelangt höchstens ausnahmsweise zu naturalistischen Wendungen wie Gutrune, Dir ist übel!"

Hat ein jeder brave Mann.

Soll ich wie ein Hündlein bellen, Weil der and're mich genarrt? Nein! Vergnügt auf blauen Wellen Schwimme Deutschlands Gegenwart!

Ja, im feuchten Elemente Trälle' ich mein Soso- Lala, Pfeif' ich auf die Parlamente Wie der große Berserschah. Kreuzfidel in Tang und Algen Ruf' ich:" Springt mir über'n Stoď!* Wozu brauch ich einen Galgen? Liegen doch die Kerls im Blod! Wie sie winseln! Wie fie fuschen! Wunder wirkt das rote Tuch. Politit, das heißt Vertuschen; Büchmann   ist ein gutes Buch. Wollen kundige Thebaner Mit uns spielen Kap' und Maus, Wozu sind wir Afrikaner? Spielen wir den Vogel Strauß! ( Edgar Steiger   im, Simplicissimus" Notizen.

Leo Berg  , einer der wenigen Berliner   Literaturkritiler,

Eine Bersammlung bei Lampionbeleuchtung. Aus Paris  fchreibt man uns: Die Pariser Gewerkschaftler haben für ein ge­hässiges Versammlungsverbot auf eine lustige Art Rache genommen. Am Mittwochabend wollten sie in der Arbeitsbörse über das Ver­halten der Arbeiterschaft bei einem neuen Arbeitermord beraten. Aber der Seine- Präfekt verweigerte die Ueberlassung des großen Saales, mit dem Vorwand, daß die Arbeitsbörse nur für" torpo­rative" Zwecke da sei. Die Gewerkschaftler ließen sich weder ab= schrecken noch provozieren. Als am Abend die Polizisten das Ge­bäude umringten, deren großes Tor gesperrt worden war, fanden sie nichts zu tun. Keine Massenansammlung nur einzeln und in ganz kleinen Gruppen betreten Arbeiter durch einen Neben­eingang das Gebäude. Man kann ihnen den Eintritt nicht wehren. Sie haben auf den Bureaus ihrer Gewerkschaft zu tun und weisen sich durch ihre Mitgliedskarte aus. Die große Versammlungshalle, der mit einem Glasdach versehene Hof, auf den die Fenster der hundert Lessing u. a. das Schauspiel bereichert haben, verdient alle Ein derartiges Neues, vergleichbar dem, womit im 18. Jahr­Gewerkschaftsbureaus gehen, liegt im tiefsten Dunkel. Es ist aufmerksamkeit, auch wenn der Komponist bei seinem Mufit 9 Uhr. Blöblich ertönt eine Stimme:" Pataud! Sende uns drama" sonst nicht viel einzusetzen hat und wenn auch Licht!" Pataud ist nämlich Sekretär der Elektrizitätsarbeiter. beileibe nicht geglaubt werden darf, daß jetzt das einzig Richtige Und wie mit einem Zauberschlag fällt buntes Licht in den Raum. gefunden sei. Charles Grelinger erfreut uns vor allem Es find allerdings keine elektrischen Lampen, sondern bunte durch das, was seine Komposition, nicht enthält. Sie vermeidet Lampions, die ihren Schein in die Finsternis werfen. Bald alles äußerliche Effektwesen auch in den gut verwendeten Klang­leuchten ihrer hundert in allen oberen Stockwerken. An einem farben und dient in hingebender Weise der Dichtung. Düfter ge der sich die Unabhängigkeit und Rücksichtslosigkeit der Sturm- und Fenster des fünften aber wird Pataud sichtbar. Er schwingt eine stimmt, unheilverkündend, oft quälend aufgeregt, strebt sie doch auch Glocke und ruft:" Die Versammlung ist eröffnet, ich bitte um die nach lyrischen und selbst heiteren Erhebungen, weicht sogar kleinen Drangjahre bewahrt hatte, ist 46 Jahre alt in Charlottenburg   an Wahl eines Vorsitzenden." Mit Attlamation- aus verschiedenen Ensembles nicht aus. Adein da verrät fich doch ein Mangel an einem Herzschlage gestorben. Berg schürfte tiefer wie die schaum­Etagen wird Bousquet von den Nahrungsgewerben ge- großer Erfindung und manches wirkt deplaziert, einschließlich einiger wenn er im Aufdecken von Zusammenhängen irre ging, fo war bereitenden Salber und weibräuchernden Literaturpropheten, und wählt. Er dankt und fügt einen Sah hinzu, der in etwas bloß gesprochener Worte. mildernder Uebersehung lautet:" Wir können auf den Präfekten  Mit der literarischen nicht besser pfeifen." Und die Versammlung geht ganz. ordentlich leicht. Nur wenn die Sänger aufs deutlichste aussprachen, Banner des Naturalismus einsetzte, ist Bergs Name mannigfach ver Eine solche Operngattung ist allerdings für den Hörer nicht doch fein Streben rein und ehrlich. Revolution, die Ende der achtziger Jahre unter dem bonstatten, wenngleich die Anmeldung der Redner bei dem im das Drchester sich zuriidhält oder tief genug gelegt dritten Stock thronenden Vorsitzenden manchmal einige Schwierig ist und die Hörer den Gesamtiert vorher kennen, sich etwa auch den nüpft. Als Wegbereiter Ibsens   und Borkämpfer des Indivi teiten macht. Ein Redner löst den andern ab und wenn sie be- billigen Musikführer mit Notenbeispielen"( 30 Bf.) zulegen; mur dualismus, als Analytiker des Naturalismus und besonders des greiflicherweise nicht alle auf gleicher Höhe sind, so sind sie doch dann werden sie ganz zurecht kommen. Und außerdem wird hier naturalistischen Romans, als Psycholog des Uebermenschen in der in dem fröhlichen Bewußtsein eins, daß sie Herrn Clemenceau Opernsängern zugemutet, was ihnen meist am schwersten ist: durch- Literatur" hat er manche beachtenswerte Schrift, manchen und seine Leute am meisten haben steigen" lassen. Um 11 Uhr gearbeitete minische Leistungen. Damit war es bei der Auf- scharf zugreifenden Essay beigesteuert. In die Hinter nehmen die 1500 bei den Fenstern, auf den Gesimsen und Gittern führung nicht am besten bestellt. Gesungen wurde im allgemeinen Niegiche und Jbsen galt feine letzte eben erst erschienene gründe der Literaturmacherei hat er hineingeleuchtet. Heine, ſtehenden, fizenden und hockenden Versammlungsteilnehmer ein- beſſer. Wir können die zahlreich und anspruchsvoll beschäftigten Nietzsche und Ibsen   galt feine letzte eben erst erschienene ftimmig eine Resolution an, die für den Fall eines neuen Arbeiter Künstler nicht aufzählen. Die Träger der Hauptrollen empfehlen sich Essaysammlung, in ihnen sah er die drei wichtigsten Vertreter des mordes einen 24. oder 48stündigen Generalstreik ankündigt und selbst; vielleicht ist der tüchtige Gesang von Margarete Lensch Individualismus. Man kann mit ebenso viel und mehr Recht alle treten stillvergnügt, an den umsonst herbemühten Organen der be- in einer Nebenrolle hervorzuheben. Der Komponist dirigierte drei als Sozialfritiker ansprechen und da kommt man auf den Grund­lämmerten hohen Obrigkeit vorbei, den Heimweg an. selber und hob das Orchester auf eine bemerkenswerte Höhe. mangel Bergscher Kritik: sie überfah geflisfentlich die wirtschaftliche Ueberhaupt war die gesamte Leistung, unter Regie von Nobert und soziale Bedingtheit von Kunst und Literatur. Die Morwiz Oper hat am Sonnabend ein neues Werteffler, fozusagen eine Ehrengabe der ganz auf sich selbst ge Subvention des Reiches und süddeutscher Staaten der wissenschaft­Die Drachenstation am Bodensee  , die mit Die Morwiz Oper hat am Sonnabend ein neues Werk als wirkliche Uraufführung" herausgebracht. Ein Wert, bas jeden- ftellten Operntruppe an die Kunst und an uns, wert einer noch lichen und praktischen Wetterkunde dienen soll, wurde am Sonn­falls in der geschichtlichen Entwickelung der dramatischen Musik mit größeren Anerkennung, als sie das erste Mal fand.

"

Musik.

zählt! Schauspielbesucher erinnern sich des in Berlin   erfolgreich aufgeführten Schauspiels Die Hoffnung auf Segen von Hermann Heijermans. Ein Gegenwartsdrama aus einem Fischerdorf. Der Reeder Clemens Bos sendet seine morschen Schiffe in den sicheren Untergang, um die Versicherungssumme einsteden zu tönnen. Die zwei Söhne der Bitwe Stniertje sowie junge An­

"

Humor und Satire.

Eine Stimme aus Norderney  . Deutschlands 8 ukunft auf dem Wasser? Möglich! Doch was geht's mich an? Seine Weider, feine Saffer

SZ.

abend eröffnet.

-

Die große 8eppelin Fahrt von 24 Stunden Dauer, die als Prüfung vor der Uebernahme seines Ballons in Reidseigentum stattzufinden hat, soll am Dienstag, den 14. Juli, vor sich gehen. Sie wird vom Bodensee   den Oberrhein entlang bis Basel   und dann über Straßburg   und Mannheim   nach Mainz   gehen Die Müdfahrt wird eine andere Route einschlagen.