Einzelbild herunterladen
 

gebracht, in dem sich ein Mensch kaum ausstrecken konnte. Von beiden Seiten dieses Raumes befanden sich O e f e n. die Tag und Nacht geheizt wurden. Die Temperatur in diesem Karzer war derart, dah niemand hier länger als 24 Stunden aushalten konnte. Sobald der Gefangene die Besinnung verlor, wurde er in den Hof hinaus getragen, zur Besinnung gebracht und hierauf wieder in den Karzer geschleppt. Zu trinken wurde während der ganzen Zeit nichts g e- geben.... Trotz dieser Enthüllungen blieb das Kriegsgericht wie nicht anders zu erwarten war auf der Höhe seiner Pflicht. Von 40 Angeklagten wurden verurteilt: zum Todelg. zur Verlängerung der Zuchthausstrafe 14 und freigesprochen 13. Alle zum Tode Verurteilten(unter denen sich politische Ge- fangene fast nicht befanden) reichten ein Gnadengesuch ein; auch das Gericht petitionierte um Aufhebung der Todesstrafe für fünf Personen. Das Urteil wurde aber trotzdem bestätigt und am 27. April zur Ausführung gebracht. Die Hinrichtung fand im Gefängnishof statt. Da? Gefängnis war von Militär. Polizei und Gendarmen dicht umzingelt. Da bloh ein Galgen vorhanden war, wurden die Verurteilten der Reihe nach gehenkt. Die ganze Prozedur dauerte in- solgcdcssen sieben Stunden, von 1 Uhr nachts bis 8 Uhr morgens! Die Bundesgenossen des Zaren. Der Justizministcr brachte dieser Tage offiziell zur Kenntnis des Pogromistenführers Dubrowin, datz er laut Befehl des Zaren die sofortige Befreiung von 22 Personen, die wegen Teilnahme an verschiedenen Pogroms verurteilt waren, angeordnet habe. Nun weiß man wenigstens, wer der Vorgesetzte deS russischen Justizministers ist.-- Der Landtag Finnlands . Petersburg, 21. Juli. Der neue finnländische Landtag Wird am 1, August eröffnet werden. Türkei . Die jungtürkische Bewegungc London, 20. Juli. (Eig. Ber.) In fortschrittlichen 'Kreisen Englands wird die Auflehnung unter den türkischen Garnisonen Mazedoniens mit großer Aufmerksamkeit ver- folgt. Man sieht in ihr einen ernsten Versuch, das türkische Reich zu erhalten und zu liberalisieren. Die jungtürkischen Reformer haben in den letzten Jahren eine stille, aber inten- sive Tätigkeit entfaltet und die Armenier und Albanier in die Bewegung gezogen, und es sei nicht ausgeschlossen, daß die Türkei am Vorabend wichtiger Ereignisse stehe. Die liberale Partei Englands wird die Aufgabe haben, ihre Regierung zu verhindern, im Sinne der Konterrevolution zu wirken. Lange Jahre war die englische Regierung bestrebt, die Türkei zu einem bürgerlichen Staate zu machen. Zu diesem Zwecke hatte sie den Krimkrieg unternommen und zwanzig Jahre später den Siegeslauf der Türkei gehemmt. Jetzt würde die Zeit gekommen sein, den Erfolg der Jung- türken, deren Programm gemäßigt liberal ist, zu fördern. Aber die Entente mit Rußland wird auf die reform- freundliche Gesinnung Englands lähmend wirken. Aber Rußland ist nicht der einzige Feind einer Ver- jllngung der Türkei . In den letzten 25 Jahren ist auch die deutscheRegierung zur Stütze der türkischen Reaktion geworden. Und es ist zu befürchten, daß auch sie einem Erfolg der Jungtürken im Wege stehen würde. Von rein Wirtschaft- lichem Standpunkte betrachtet, würde Deutschland von einem verjüngten türkischen Reiche nur gewinnen können. Die Jungtürken sind entschlossen, alle türkischen Verpflichtungen dem Auslande gegenüber anzuerkennen, worunter auch die Bagdadbahn -Konzession zu verstehen ist. Ver- lieren könnten nur diejenigen Mächte, die in der Türkei auf Eroberungen ausgehen. Die Haltung Deutschlands gegenüber einer jungtllrkischen Revolution wird zeigen, welche Ziele die deutsche Regierung in der Türkei verfolgt. Sie würde klug handeln, eine abwartende Haltung einzunehmen, denn ein Erfolg der Jungtürken ist nicht ausgeschlossen. Es ist selbstverständlich, daß den freiheitlichen Parteien Europas die Aufgabe zufällt, ihre Regierungen zu über- wachen und jedes Eingreifen zugunsten Abdul Hamids zu verhindern._ Neue Fortschritte. Frankfurt a. M., 22. Juli. DieFranks. Ztg." meldet aus Belgrad : Drei kleinasiatische Bataillone, die aus Saloniki nach Monastir beordert waren, ver- weigerten am Bahnhof den Gehorsam, da sie nicht gegen Moslims kämpfen wollen. Sie mußten wieder in ihre Kasernen geführt werden. In P r i l i p wurde der Kaimakamermordet.» Aus Saloniki wird derFrkf. Ztg." telegraphiert: Hier wird behauptet, daß das jungtürkische Komitee in nächster Zeit offensiv auftreten werde. Vizemajor Halil Effendi ist mit seiner Kompagnie aus Wodena ent- wichen. Er soll sich den Aufständischen angeschlossen haben. Der Artillerieinspektor Schukri Pascha wurde zum Marschall ernannt. Wie verlautet, soll er den bisherigen komman- dierenden General des dritten Korps Ibrahim Pascha ersetzen. Saloniki, 22. Juli. Nach den hier einlaufenden Mel- düngen über die jungtürkische Bewegung im Bereiche des 2. und 3. Armeekorps gestaltet sich die Lage immer e r n st e r. Das jungtürkische Komitee hat fast die ganze Regie- rungsgewalt an sich gerissen. Es treibt Steuern ein. und die türkischen Behörden sind völlig machtlos. In Vodena ist Major Kologhasi Effendi mit zwei Offizieren und einer Kompagnie Infanterie zu den Aufständischen über- gegangen._ Ein Aufruf. Konstantinopel , 22. Juli. In Aufrufen, welche der Vize» major Niazi an die bulgarischen, griechischen und serbischen Dörfer des Bezirkes Ochrida gerichtet hat, legt er den f r e i h e i t- l i ch e n und friedlichen Zweck der jungtürkischen Organi- sation dar und ermahnt die christliche Bevölkerung, ihre früheren Sonderbe st rebungcn aufzugeben, nicht für fremde Staaten, sondern für ihr eigenes Vaterland möchten sie arbeiten. Dieses Land, so sagt er, gehört uns, und solange ein Türke lebt, werden wir nicht gestatten, daß es ein anderer regiere. Ein Ziel der Neuorganisation sei es auch, daß jeder seine Nationalität und Religion frei bekennen könne. Niazi fordert, daß die-Banden der einzelnen Nationen sich bei ihm melden, um eine gemein» same Aktion zu vereinbaren. Im Falle der Weigerung haben die Banden das Land sofort zu verlassen. Kehren sie später zurück und die Dorfeinwohner melden eS nicht, sollen alle Rotabeln gc» bövüt werde«. Wgzj droht eHen die Strafe des GehängtperdeuS und die Verweigerung jeder Gnade an, die sich nach Kenntnis» nähme des Aufrufs nicht unterwerfen. Die Bandenkämpse. Ueber die gegenseitige Stärke der sich bekämpfenden Banden teilt dieNeue Fr. Presse" mit: In der letzten Zeit nimmt das griechische Bandenwesen einen großen Umfang an. Die griechischen Bandenkämpfcr überschreiten die Grenze einzeln und in unauffälliger Weise und sind daher schwer zu fassen. Im ganzen Vilajct Saloniki und zum Teil in Monastir haben die Griechen die Oberhand, nördlich davon behaupten sich die Serben. Die Bulgaren sind überall zurückgedrängt. und die bulgarisch sprechende Bevölkerung selbst, die unter den Erpressungen der Banden viel zu leiden hatte, nimmt oft Partei gegen sie und für die türkischen Soldaten. Der Rückgang des bulgarischen Bandenwesens wird Haupt» sächlich darauf zurückgeführt, daß seit dem Tode Sarafows eine beherrschende Autorität fehlt. Das Ministerium Malinow wirkt aber gleichfalls dazu mit, indem es eine neue Politik verfolgt, sich zu bestimmten Zwecken mit der Türkei freundlich zu stellen sucht und den Banden keine Unterstützung angcdeihen läßt. Konstantinopel , 21. Juli. Am letzten Sonnabend hat eine etwa 100 Mann starke griechische Bande das bulgarische Dorf Ribarci angegriffen, 13 Gehöfte verbrannt und 2b Per- sonen, darunter Frauen und Kinder- getötet und S Personen verwundet, perfien. Andauernde Kämpfe. Petersburg, 22. Juli. Gerüchtweise verlautet, daß eS in TäbriS zwischen Revolutionären und Anhängern deS Schahs zu neuen Kämpfen gekommen iit.» 0 0 P e r{ 0 n e n sollen ge­tötet oder verwundet sein. Marokko. Ein englisches Urteil. London , 20. �uli.(Eig. Ber.) Seit einigen Tagen bringt dieMorning Post" Original-Korrespondenzen aus Marokko , die den Vorzug der Unabhängigkeit und UnPartei- lichkeit besitzen. Neues enthalten sie zwar nicht, aber sie be- stätigen die Ansichten, die man auf logischem Wege über die marokkanische Lage gewann: Die Ursache des dynastischen Kampfes ist keine persönliche. Es war nicht die Untüchtigkeit Abdul Asis' oder die Tüchtigkeit Mulay Hafids, die die Krisis in Marokko hervorrief. Die wirkliche Ursache ist vielmehr in dem Versuche Europas zu finden. Marokko wirtschaftlich und politisch zu beherrschen. Die Algecirasakte, die man in Europa als die Lösung der marokkanischen Schwierigkeiten betrachtete, wurde von den marokkanischen Stämmen als eine Auslieferung ihres Landes an Europa ausgelegt. Sie halten Abdul Asis für einen Verräter, der sie an die Europäer ver- kauft habe. Sie erwarten von Mulay Hafid , daß er sie von den Europäern befreit. Daraus entsprang der Haß gegen den alten Sultan und die Liebe zum neuen. Abdul Asis ist absolut ohne Anhang und Einfluß. Mulay Hafid ist wirk- licher Sultan . Das ist die gegenwärtige Lage. Man sollte nun glauben, daß eine Anerkennung Mulay Hafids den Frieden in Marokko herstellen würde. Dies kann aber nach dem oben Gesagten nicht der Fall sein. Ist die Algecirasakte die Ursache der marokkanischen Wirren, so kann eine Anerkennung Mulay Hafids den Frieden nicht bringen. Denn auch der neue Sultan muß die Bestimmungen der Algecirasakte ausführen, also Marokko wirtschaftlich und polizeilich den Europäern öffnen. Marokko wird also auch nach der Anerkennung Mulay Hafids den europäischen Mächten viel zu schaffen machen. Weitere Einschränkung der Operationen. Tanger . 22. Juli. General Boutegourd begibt sich mit einem dreimonatigen Urlaub nach Frankreich . Zwei Bataillone Fremdenlegion und algerische Schützen kehren nach Algier zurück. Amerika. Krieg zwischen Nicaragua und Honduras . Köln , 21. Juli. DerKölnischen Zeitung " wird aus New Jork telegraphiert: Die Negierung Guatemalas hat dem hie- sigen Staatsdepartement mitgeteilt, daß zwischen Nicaragua und Honduras der Ausbruch eines Krieges bevor- stände, da Nicaragua den Aufständischen von Honduras in Ver- letzung der Verträge Beistand geleistet hätte.> Soziales. Vom Seemannsverufe. Der soeben erschienene Bericht der SeeberufSgenossenschast pro 1907 bemerkt mit Stolz, daß auswärtige Staaten, wie Norwegen , Ungarn , Frankreich usw., Kommissare zum Studium der deutschen Seeunfallversicherung entsendet haben, um sich über eine Reihe von Fragen näher zu unterrichten. Hoffentlich fallen die Gestaltungen der ausländischen Gesetze besser aus als bei uns. Die Berufsgenosienschaft steut sich auch, daß auswärtige Staaten diese Frage jetzt ernstlich in die Hand nehmen, und erklärt,daß durch dieses Vorgehen auswärtiger Staaten aber auf dem inter - nationalen Frachtenmarkt die Konkiirrenzfähigkeit der deutschen Reederei, die viele Jahre hindurch allein mit sehr beträchtlichen sozialpolitischen Lasten beschwert war, eine erfreuliche Steigerung er» fährt, bedarf leiner weiteren Ausführung". Das alte Lied, die alte Weife, an die unsere deutschen Reeder ja selbst nicht mehr glauben. Trotz der.beträchtlichen sozialpolitischen Lasten" diese hohen Rein» gewinne. Ueber da» Verhalten der Aerzte schreibt der Bericht: .Die in den letzten Monaten gemachten unliebsamen Erfahrungen, daß die Fälle, in welchen Aerzten der Vorwurf der Saumseligkeit bei Erstattung von Gutachten gemacht werden muß, sind in einer auffallenden ständigen Steigerung begriffen. Nahezu ausschließlich handelt es sich hierbei um.behandelnde Aerzte" im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes. Von diesen Herren find nicht nur trotz wiederholten Ersuchens keine Gutachten zu erlangen, auch die Zurück- gäbe der ihnen eingesandten Akten erfolgt nicht, und alle Zuschriften an sie werden überhaupt keiner Antwort gewürdigt. Um zu unserem Rechte zu gelangen, insbesondere auch um unser Eigentum, unsere Akten, zurückzuerhalten, haben wir wiederholt die Hilfe Polizei- licher Organe bezw. Gerichte in Anspruch nehmen müssen". Dies fei um so mehr zu verwundern, da die BerufSgenossen>chaft ja stets bestrebt gewesen sei. in.vollster Harmonie" mit den Arrzten zu arbeiten. Gewiß ist da» Borgehen dieser Aerzte verwerflich, weil darunter in erster Linie die armen Verletzten zu leiden haben. Die BerufSgenossenschasten haben aber diesen Zustand selbst mit- verschuldet, weil sie ja doch auf die Gutachten der be- handelnden Aerzte wenig oder gar kein Gewicht legen. ES wird eben nur eine gesetzliche.Vorschrift" erfüllt. DaS wissen auch viele dieser Aerzte und verhalten sich eben danach. Solange die BerufSgenossenschasten sich nur einzig und allein bei der Rentenfestsetzung auf das Gutachten ihre« Vertrauensarztes ver- lassen, werden die Kassenärzte eben ungern ihre Gutachten erstatten. Den Anfang zur Besserung sollten deshalb die Berufsgenoffenschaften machen. Die Zahl der Schiffahrtsvetriebe hat gegen das Jahr 1906 um 19 zugenommen, gegen das Jahr ISöS aber um 432 abgenommen. Versichert waren z. V. tm Jahre 18S8 I;;; 1818 Betrieb« ., 1895.... 1608. . 1907.... 1466 Die versicherten Schiffahrtsbetriebe hatten im Jahre 1907 ölzerne Segler...... 1061 iferne...... 640 Segler mit Hilfsmafchme... 46 Dampfer........> 1327 Summa 3474 Schiffe. Als verloren und verschollen wurden im Berichtsjahre erklärt: 16 hölzerne Segler. 4 eiserne Segler. 23 Dampfer und 2 Fischdampfer, zusammen also 50 Schiffe. Bemerkt wird noch:.Die Kauffahrteiflotte hat)eit 1888 an hölzernen Seglern u», 1372 oder 53.83 Proz. abgenommen, während die Zunahme der eisernen Segler seit 1883 noch 280 oder 160,92 Proz. beträgt. Auch hat die Zunahme der Dampfer weiter angehalten, sie beträgt 905 oder 182 Proz." Auch die Hochseefischerei-Flotte zeigt einerfreuliches Emporblühen". Die Zunahme beträgt 191 Proz. Welche Veränderung hat sich seit 29 Jahren in ber deutschen Seeschiffahrt vollzogen! Den Nutzen davon hatten nicht die Seeleute. Mit der Zahl der Schiffe hat sich aber auch ber Brutto-Naum- gehalt derselben wesentlich verändert. Der Bericht zeigt in einer Statistik, daß die hölzernen Segler seit 1838 von 1 692 262 Kubik» meter Ramngehalt auf 185 503, also um 1506 759 Kubikmeter oder 89 Prozent abgenommen haben, während die Dampfer von 1884 097 Kubikmeter auf 10428 495, also um 454 Prozent sich er- höht haben..., Die Zahl der versicherten Seeleute ist von 87 580 im Jahre 1590 auf 66 346 im Jahre 1907 gestiegen. Gegen daS Jahr 1906 beträgt die Steigeruna 8629. Und erst die Zahl der Unfälle... Seit Bestehen der Berufsgenossenschaft wurden angemeldet: 50 040 Unfälle, also fast die Zahl der heute beschäftigten Seeleute. Davon waren allein 8555 Todesfülle. Im Jahre 1907 wurden 3804 Unfälle der BerufSgcnossenschast gemeldet, darunter 331 Todesfälle. Der Bericht beinerkt natürlich von einem erfreulichen Rückgang der Unfälle, weil im Vorjahre 42 Unfälle mehr gemeldet und im Berichtsjahrsnur" 331 Todes« fälle gegen 405 im Vorjahre, entschädigt wurden. Die VerusSgenosseuschaft will aber aus dem Rückgang der Todesfälle leinbesonderes Wesen machen", denn.wir wissen doch nur zu gut, daß Wind und Wetter sich nicht gebieten lassen"....aber wir müssen Verwahrung dagegen einlegen, daß alle die besonderen, der Seefahrt eigenlüm- ticken Gefahrcnverhältnisie gänzlich außer acht gelassen werden und Ziffern in die Oeffenilichkeil gelangen, welche irreführend und nur zu sehr geeignet sind, falsche Anschauungen zu erwecken." So, so.... DerSchiffbrief" wurde aber doch geschrieben.... Besonders ent» rüstet sich der Bericht darüber, daß am 6. März 1908 im deutschen Reichstageein Redner"... falsche Zahlen angegeben habe, von 7150 Todesfällen und 603 Selbstmorde» oder verschollenen Seeleuten gesprochen habe. Es wird aber beinerkt, daß sich seit dem Jahre 1888 die Anzahl der versicherten Mann« schaft um rund 35 000 erhöht habe.Diese gewaltige Erhöhung deS Bedarfs an Mannschaften hat aber auch zur Folge gehabt, daß immer in weiterem Umfange auch unerfahrene Personen zum See- dienste herangezogen werden mußten, die infolge ihrer Unbekamitheit mit den Verhältmssen an Bord naturgemäß zunächst einer etwas höheren Unfallgefahr ausgesetzt waren." Die alte Leier, die auch unsere Unternehmer aus dem Lande rühren. Sogar die Alls» länder,- die Kuli müssen herangeholt werden, um denBedarf" an Seeleuten zu decken, die arbeitslos in den Hafenorten herumstehen, weil sie sich nicht zu Hungerlöhnen anbieten wollen oder können. Daß die meisten Unfälle nur geringfügig waren, will die Berufs« genossenfchait damit zu beweisen suchen, daß ja 88 Proz. der ge» meldeten Unfällen innerhalb der Wartezeit geheilt wurden. Dies be» urteilt doch nur der Vertrauensarzt bei Festsetzung der Rente. Und dabei hatte die große Berufsgenossenschaft an Kosten deS Heil­verfahrens innerhalb der Wartezeit nur ganze 605 M. ausgegeben. Tabelle 10, des Berichtes bringt eine AufsteNuitg der an- rechmmgSfähigen JahreSarbeitsverdteiiste leider nur in der Gesammt» summe. Aui den Kopf der Versicherte» berechnet entfällt durch« schnittlich 1005 M. pro Jahr. Der Bericht bemerkt, daß über 700 Schiffe im Berichtsjahre einer außergewöhnlichen Revision unterzogen wurden. Um den Auffichtsbeamten völlige Unabhängigkeit zu sichern, soll eS denselben nicht gestattet sein, mit den Reedereien usw. in Geschäftsverbinduiig zu treten. DaS würde auch noch fehlen. Genug, daß die Beamten schon vom Genossenschaftsvorstand abhängig sind. Der Bericht erwähnt wohl, daß eine Anzahl Schiffe Mängel aufwiesen, z. B. die UnfallverbütirngSvorschrifteli nicht nnShingen, die Eintragungen in das Schiffsjournal über das Aufschwingen der Boote und den Zustand der Stettungögürtel fehlten, vergißt aber die Zahl der beanstandeten Verstöße gegen die UnfallverhütungS» Vorschriften anzuführen, Zur Beruhigung der Leute wird nur zum Eckluß erwähnt:.Wir können aber auch in diesem Jahre wieder I feststellen, daß im ganzen eine Verminderung der Mängel wahrzu» nehmen ist." Das ist alles. Ein Nörgler, der glaubt, daß die Seeberufs» genossenschast nicht ihre Schuldigkeit tut und den Reedern auf die Finger steht._ Huö Induftne und DandeL Beschäftigungsgrad in der Holzindustrie. Als ein ungefährer Gradmesser des Beschäftigungsgrades in einer Industrie kann der Umfang der absoluten Arbeitslosigkeit gelten. Und da zeigt sich, daß in der Holzindustrie die Verhältnisse außerordentlich traurige sind. Das beweist die Statistik des Holz» arbeiterverbandes für daS I. Halbjahr 1903. Am 30. Juni waren insgesamt 6130 arbeitslose Mitglieder Vor« handen--- 4,18 Proz. deS Mitgliederbestandes von 149 316. Die einzelnen Monate 1903 wiesen freilich eine stetige Abnahme der Arbeitslosenziffer auf(von 5,81 im Januar auf 4,18 im Juni), doch ist das nur die regelmäßige Besserung der Beschäftigung in den wärmeren Monaten, die sich in jedem Jahr vollzieht(so 1907 von 2,87 Proz. Arbeitslose aus 1,56 1905 gar von 2,50 auf 1,08 Proz.) und in den Hochsommermonate» noch anzudauern pflegt. Ein wirkliches Bild der gegenwärtigen Geschäftslage gibt ein Vergleich mit den Vorjahren. Danach betrug der durch« schnittliche Prozentsatz an Arbeitslosen in den ersten 6 Monaten 1905 1906 1907 1908 1,947 1,668 2,292 4.705 Mso gegenüber dem besten Jahre, 1906, fast eine Verdreifachung der Beschäftigungslosen. Dabei ist die mildernde Wirkung der besseren Monate in diesem Jahre besonders gering. Der Juni 1903 hatte 71 Proz. der Arbeitslosen deS Januar gegenüber nur 54 Proz. im Jahre 1907, 54 Proz. 1906 und nur 43 Proz. 1905. Die größte Zahl der Arbeitslosen wies Berlin auf: 3416---- 10,4 Proz. am 80. Juni wohl noch immer eine Wirkung der letzten Aussperrung. die geringste der Gau Stuttgart mit 0,9 Proz._ Eine Umwälzung in der Glasindnstrie. Die Glasbläserei beruhte bisher auf Handarbeit. Der bis« hcrige Arbeitsvorgang zur Herstellung eines Glashohlkörpers z. B. einer Flasche, geschah in folgender Weise: Vor einem Wannenofon steht eine Kolonne Glasarbeiter, welche durch Eintauchen der so- genannten Pfeifen eine bestimmte Menge der Glasmasse auf» nehmen. Darauf wird durch kurzes Einblascn von Luft die innere Höhlyng hsrgebMt, die GMblafs W tzes Pfeife in eine flache,