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Nr. 172. 25. Jahrgang. L jMliijje des Amirls- Kllim WsdIM Sounabelld. 25. Juli 1W8. Eue Induftne und Handel. Starke Abnahme der gewerblichen Unternehmungslust. Die gewerbliche Abschwächung im laufenden Jahre hat die Unternehmungslust im ersten Halbjahr 1908 ganz wesentlich eingeschränkt. Die zu Neuinvestierungen in Äktien- gesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung be- anspruchte Summe blieb in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 224 Millionen Mark hinter der in der gleichen Vorjahrszeit angeforderten Summe zurück. Es wurden nämlich für Neu- gründungen und Kapitalserhöhungen zusammen nur 516 Millionen Mark beansprucht, während die entsprechende Summe im ersten Halbjahre 1907 noch 749 Millionen, 1996 sogar 769 Millionen Mark betragen hatte. Bemerkenswert ist, daß der geringere Kapitalbedarf weniger auf die Abnahme der Gründungstätigkeit als vielmehr auf die Abnahme der Kapitalserhöhungen zurückzuführen ist. In Neugründungen wurden im ersten Halbjahr 398 Mill. Mark neuinvestiert gegen 338 Millionen in der Parallelzeit 1997. Der Rückgang von 39 Millionen Mark ist gegenüber der Abnahme bei den Kapitalserhöhungen nicht beträchtlich. Es wurden nämlich für Kapitalserhöhungcn im ersten Halbjahr nur 299 Millionen beansprucht gegen 397 Millionen im gleichen Zeit- räum 1997. Hier wurden also 183 Millionen Mark weniger in- bcstiert. Zerlegen wir nun noch die Neugründungen nach Aktien- gesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, so zeigt sich, daß die Neugründungssumme für Gesellschaften m. b. H. überhaupt nicht zurückgegangen, sondern sogar noch demerkenswert gestiegen ist. Das in neuen Gesellschaften m. b. H. angelegte Kapital ging von 179 Millionen im ersten Semester 1997 auf 297 Millionen in der Berichtszeit des laufenden Jahres hinauf. Die Zunahme der Neugründungen von Gesellschaften m. b. H. ist aber keineswegs ohne weiteres als eine Folge größerer Unter- nehmungslust zu bewerten. Vielmehr ist es sehr wahrscheinlich, daß diese zahlreichen neuen Gesellschaften durch den gewerblichen Rückgang veranlaßt worden sind. Gläubiger von Einzelfirmen drängten zu ihrer eigenen Sicherung auf eine Umwandlung des Geschäftes in eine Gesellschaft m. b. H., in der dann das Guthaben der Gläubiger als Geschäftsanteil figuriert. Auf diese Weise dürften zahlreiche neue Gesellschaften m. b. H. entstanden sein. Außerdem wurden auch sonst viele Gesellschaften m. b. H. neu gegründet, ohne daß neues Kapital beansprucht wurde. Be- trachtet man die Neugründungen von Gesellschaften m. b. H. von dieser Seite aus, so dürste das ziffernmäßige Plus gegen 1997 nicht als ein Zeichen größerer Unternehmungslust gedeutet werden. Aktiengesellschaften wurden weniger gegründet als im vorigen Jahre; die diesjährige Summe beträgt nur 199 Millionen Mark gegen 153 Millionen im ersten Halbjahr 1997. Auch bei den Kapitalserhöhungen ergibt sich für die Gesellschaften m. b. H. im Gegensatz zu den Aktiengesellschaften eine Steigerung der be- anspruchten Summe. Die schon bestehenden Gesellschaften m.b.H. verlangten im ersten Halbjahr 1998 56 Millionen Mark zur Er- Weiterung ihrer Geschäfte gegen 36 Millionen im vorigen Jahre; die Aktiengesellschaften dagegen forderten zu Kapitalserhöhungen im laufenden Jahre nur 299 Millionen an gegen 397 Millionen Mark im ersten Semester 1997. Für Neu- gründungen und Kapitalserhöhungen zusammen wurden im ersten Semester dieses und des vorangegangenen Jahres neuinvestiert in 1997 1998 Millionen Mark Aktiengesellschaften..... 519,64.252,32 Gesellschaften m. b. H.... 215,99 263,87 Die starke Abnahme der Neuinveftierungen bei Akticngesell- schaften ist in erster Linie auf die Zurückhaltung der Banken und großen Montangesellschaften zurück- zuführen. Nach dem überaus regen Geldbedarf in den beiden Vorjahren ist im laufenden Jahre zunächst eine Reaktion ein- getreten. Im Bergbau und Eisengewerbe waren im ersten Halb- jähr 1997 193 Millionen Mark investiert worden, während es in diesem Jahre nur 144 Millionen waren. Bei E l c k t r i z i t ä t s- und Gasgesellschaften einschließlich elektrotechnischer Ge- sellschaften ging die Summe von 66 Millionen im ersten Halb- jähre 1997 auf 18 in diesem Jahre, bei Verkehrsgesell- ischaften von 59 auf 18 Millionen Mark zurück. Sehr stark ist l auch die Unternehmungslust von Banken zurückgegangen; es wurden im ersten Halbjahre 1998 nur 63,14 Millionen Mark in Banken neuinvestiert gegen 192,58 Millionen in der Parallel- zeit 1997. Die Abnahme beträgt also 39,44 Millionen Mark. Es sind vornehmlich die Großbanken, die einen so viel geringeren Kapitalbedarf äußerten als 1997. Arbeiterentlassungen. Infolge der notwendigen bedeutenden Produktionseinschrän- kuugen werden in der Siegerländer Industrie umfangreiche Beleg- schastsberminderungen vorgenommen. Zum Bankkrach in Solingen . Eine Reihe Banken hat sich zusammengetan, um event. einen Konkurs der Solinger Bank zu verhindern. Ob die Aktion zum Ziele führt, hängt davon ab, daß die Gläubiger die Bedingungen der Banken akzeptieren. Dazu gehört die Zustimmung sämtlicher Kreditoren zu einem außer- gerichtlichen Vergleich. Gläubiger, die bis 19 999 Mark zu fordern haben, sollen ausbezahlt werden, der Aufsichtsrat mutz eine Garantieverpflichtung übernehmen. Eine Zahlungsschwierigkeit auf dem Berliner Baumarkt. Weil ihr ein Bankkredit in Höhe von 89 999 M. entzogen worden ist, mußte sich die Baufirma Hugo Sonnenthal an ihre Gläubiger wenden. Angeblich sind die Handwerkerforderungen hypothekarisch sichergestellt. Die Konftinktur in Amerika . Nach den neuesten Veröffent- lichungen des Handelsamtes der Vereinigten Staaten beginnt dort die schwere wirtschaftliche Krisis zu weichen und einem langsamen Ausschwung auf allen Gebieten�mit Ausnahme der Bauindustrie Platz zu machen. Aus allen Staaten werde- gemeldet, daß die Eisenbahnfrachten langsam wieder auf ihren normalen Stand kommen, daß die Zahl der leeren Wagen ständig abnimmt. Auch die Zahl der Arbeitslosen verringert sich merkbar. Hier mutz allerdings die Zahl der rückwanderndcn europäischen Arbeiter mit in Betracht gezogen werden. Der letzte Bericht des Iran monger konstatiert vom Roh- eisenmarkt anhaltende Lustlosigkeit. kleines feuiUeton. PreußischeNaturdcnkmalpflege" und preußischer Waldfrevel. Preußen besitzt bekanntlich eine staatliche Organisation fürNatur- denkmalpflcge". Da berührt es nun recht eigenartig, daß derselbe Staat, der auf der einen Seite seine Autorität für den Schutz der Natur einsetzt, auf der anderen Seite eines der merkwürdigsten Naturdenkmäler innerhalb seiner Grenzen, das obendrein in seinem eigenen Besitz ist, systematisch zerstört: den Spreewald. Im letzten Heft der Kulturfragen(Verlag von Georg D. W. Callwey in München ) wird auf diesenstaatlichen Waldfrevel" hingewiesen. der sich der Gruncwaldverschacherung durch denselben preußischen Staat würdig an die Seite stellt. Es wird da gesagt: Der Spreewald ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für diekleinen Leute" aus der Mark, aus Sachsen und Schlesien , er ist namentlich in seinen urwüchsigen Teilen, im Unter-Spreewald, ein Naturdenkmal allerersten Ranges. Hier haben wir noch richtigen Laubwald in wilder Pracht, mit gemischtem Bestände von edlen Hölzern, wie man sie in dieser Mannigfaltigkeit und Fülle in der norddeutschen Tiefebene vielleicht nicht wieder trifft. Die Abholzung dieses Bestandes wäre eine Barbarei. Der Staat hätte um so mehr die Pflicht, hier seine eigenen Schutzvorschriften zu erfüllen, als die privaten Eigentümer imgroßen" Spreewald ohnedies vom Walde kaum mehr viel übrig gelassen haben. Aller- dings: es sollen ja an den Uferstrecken entlang die Bäume im Staatsforst stehenbleiben, um fürs reisende Publikum das Dekorum zu wahren. Nicht mit Unrecht hat man diese sinnige Art. ein Naturdenkmal vorzutäuschen, mit der zeitgemäßen Arrangierung von künstlichen Ruinen in Vergleich gestellt. Was die gesamte öffentliche Meinung solcher staatlich-fiska- fischen Vergewaltigung gegenüber zu tun hat, ist klar genug: Wir erheben Protest gegen Raubbau in jeder Form, und wir protc- stieren mit aller Entschiedenheit gegen den Raubbau des Staates am fiskalischen Waldbesitz: er darf nicht nach Gutdünken der Beamten und der Krone, sondern nur mit Einwilligung der Volks- Vertretung veräußert werden. Wenn das gültige Recht ein solches Einspruchsrecht des Volkes nicht kennt oder anerkennt, so taugt «s nicht und es muß ein neues Gesetz, Reichs- oder Landesgesetz, dem Rechtsempfinden der Allgemeinheit Genüge tun. Wir müssen es endlich lernen, mündig zu sein als Volk, wenn wir wollen, daß Kinder und Enkel unser Andenken und unsere Verlassenschaft in Ehren halten sollen." Dieser Waldfrevel, der hier aufgedeckt wird, ist gewiß skandalös genug. Aber es ist nicht zu erwarten, daß der preußische Fiskus sich um temperamentvolle Anklagen kümmert, solange das Bürger- tum den preußischen Landtag erträgt. Walfischjagd. Die Walfisch jagd, die noch vor wenigen Jahren in der Nähe von Neufundland und von Labrador ausgeübt wurde, ist jetzt, weil der Walfisch immer seltener wird, auf die Hudsonbai und die benachbarten, fast unzugänglichen Eismeere beschränkt. Sie ist sehr schwierig und gefährlich geworden und wird jetzt fast nur noch von einigen kühnen Fischern aus New-Bedsord in Massachusetts ausgeübt. Früher war New-Bedsord für den Walfisch einer der vichtigste» Plätze der Erde 4 jetzt sind aber nur noch über 60 Schjge Hus der Frauenbewegung. Sollen Frauen das Wahlrecht erhalten? London , 21. Juli. Bor einiger Zeit hat der Premier- minister Asquith eine Erklärung in bezug auf das Frauenwahlrecht abgegeben, wonach die britische Regierung bereit sei, den Frauen das Wahlrecht zu gewähren, wenn dieses bei einer von der Re- gierung einzubringenden Reformvorlage des bestehenden Wahl, rechts vom Unterhause beantragt und der Beweis erbracht würde daß der Antrag die überwiegende Mehrheit der Männer und Frauen des Landes hinter sich habe. Die der Regierung sehr nahe- stehendeWestminster Gazette" und auch derDaily Chronicle" schrieben gleich darauf, daß Demonstrationen, so groß sie auch sein mögen, nicht den geforderten Beweis darstellen könnten. Dem- gemäß behandelte Mr. Asquith auch eine Deputation derSozialen und politischen Vereinigung der Frauen", die nach der Riesen- demonstration in London vor einigen Wochen, bei der nach der Durchschnittsschätzung sämtlicher Londoner Blätter 359 999 Per- sonen im Hyde Pari anwesend waren, Auskunft wünschte über die Absichten der Regierung,«sie wurde gar nicht empfangen I Nun hat ein Londoner Morgenblatt eine Abstimmung üher obige Frage organisiert, die einen interessanten Ueberblick über die gegenwärtig in England vorherrschende Meinung über die Frage geben dürfte. An der Abstimmung beteiligten sich rund 218 999 Männer und Frauen. Gegen die Einführung des Wahlrechtes für Frauen waren 199 939, dafür 196 757; also eine Mehrheit von 3232 gegen die Einführung. Von den 196 757, die dafür waren, stimmten 51 278 für die Gewährung des allgemeinen Wahlrechts, 55 479 für das jetzt bestehende beschränkte Wahlrecht. damit beschäftigt. Die modernen Walfänger verfügen alle über eine Anzahl kleiner Dampfer, die als Schoner getakelt sind und ein doppeltes Gerippe haben, um dem Druck der Eismassen bester widerstehen zu können.Chambers Journal" erzählt, daß diese Schiffe monatelang fahren müffen, ehestem die Hudsonbai gelangen; hier müssen sie im August eintreffen, da die Bai nur in diesem Monat eisftei ist. Ist der Walfang beendet, so überwintern die Walfischjäger in der Bai, um erst ein Jahr später in die Heimat zurückzukehren. Man muß also, um zwei Monate jagen zu können, zwei Jahre unterwegs sein. Aber der Walfischfang ist so lohnend, daß diese Mühen und die großen Kosten der Ausrüstung nicht umsonst auf­gewandt sind. Der Bruttoertrag bon einem Wal beträgt etwa 4999 M.; es soll aber schon mancher Wal an Tran, Fischbein und anderen Sub- stanzen 69 999, so sogar 199999 M.(II) gebracht haben. DaS kostbarste Produkt ist das Fischbein, die technische Bezeichnung für die Walfische karten, jene seusenförmigen, hornartigcn Platten, die in zwei Ab teilungen zu beiden Seiten einen Besatz der Oberkiefer- und Gaumen knochen der Walfische und Finnwale bilden und ihrer Biegsamkeit, weitgehenden Spaltbarkeit, Elastizität und Festigkeit sowie ihres geringen spezifischen Gewichts wegen zu allerlei Gegenständen per- arbeitet werden. Einmal lieferte ein Walfisch mehr als eine Tonne Fischbein, und die Tonne wurde mit 69 999 M. bezahlt. DaS allein genügte schon, um alle Kosten der Expedition, die zwei Jahre und sechs Monate gedauert hatte, zu bezahlen, und jeder Walfischjägerb ekam 2999 M. Gewöhnlich saugen aber die Walfischjäger in jeder Saison drei oder vier Wale, und jeder Jäger bekommt dann, nach Deckung aller lln kosten, wenigstens 990910 999 M. Der bedeutendste Fischbein markt ist San Francisco ; Haupteinfuhrhäfen aber sind Hamburg und Bremen . Bei der modernen Walfischjagd kommt die mit der Hand zu werfende Harpune fast gar nicht mehr zur Anwendung. Die Schiffe der Walsänger tragen vielmehr auf der Back ein kleines Geschütz zum Schießen der Harpune; diese ist an einer langen Leine befestigt und bleibt in der Wunde sitzen. Sie endigt mit einem Sprenggeschoß, das den Wal tötet, indem es in seinem Körper platzt. Auch von Booten aus wird die Harpune mit Mörserbüchsen geschossen. Obwohl die Wunde, die die Harpune verursacht, fast immer tödlich wirkt, hat der Walfisch, bevor er stirbt, doch noch so viel Kraft, daß er die Flucht ergreift und das Walfischboot hinter sich herschleppt. Bald aber verliert er die Kräfte, und die Jäger nahen sich ihm auf einer kleinen Barke und töten ihn, indem sie ihm eine lange Lanze ins Herz stoßen. Wenn die Wale nur klein oder wenn sie in der Nähe des Schwanzes getroffen worden sind, kann eS vorkommen, daß die Harpune sie ganz durchbohrt und daß die Bombe, ohne besonderen Schaden anzurichten,»im Wasser explodiert. Einmal schleppte ein verwundeter Riesenwal das Schiff der Wal- jäger 26 Stunden lang hinter sich her und schien in semer Wut das ganze Fahrzeug zertrümmern zu wollen. Dieses Riesentier lieferte 14 Tonnen oder fast 16 099 Liter Tran und eine ungewöhnliche Menge Fischbein. In den Gewässern von Neufundland macht man mw noch Jagd auf kleine Walfische, und es können etwa 69 Kilo« meter von der Küste entfernt an einem Tage drei oder vier dieser Tiere gefangen werden. Jetzt läßt man von dem Körper der großen Wale nichts unvcrlvertet, nicht einmal das Blut, das zur Herstellung von Dungmitteln verwandt wird. Die Speckabfälle werden in den Transiedereien in Fischniehl verwandelt; aus den Knochen wird Knochenmehl gemacht J Nehmen wir die Stimmen der Frauen allein, so waren von den 117 498 gültigen Frauenstimmen für das allgemeine Wahlrecht 37 962, für das beschränkte 29 594, zusammen 67 556; dagegen 49 942, also eine Mehrheit von 17 614 für die Gewährung des Wahlrechts überhaupt. Von den 99 248 gültigen Männerstimmen waren 13 316 für das allgemeine, 25 885 für das beschränkte Wahl- recht, zusammen 39 291 für, aber 69 947, also eine Mehrheit von 29 846, gegen das Frauenwahlrccht überhaupt. Die Abstimmung sollte sich hauptsächlich auf die Leser des Blattes erstrecken und sind Stimmzettel aus 24 der bedeutendsten Städte Großbritanniens und nahezu allen Städten von einiger Bedeutung eingelaufen. Beteiligt haben sich daran, wie das Blatt mitteilt, sämtliche Gesellschaftsklassen. Das Blatt selbst ist ion- servativ und steht der Einführung des Frauenwahlrechtes feindlich gegenüber. Unter diesen Umständen ist die geringe Mehrheit von 3232 gegen die Einführung eher ein ffür die Einführung günstiges Resultat. Bemerkenswert ist auch die größere Anzahl der Frauen, die sich an der Abstimmung beteiligten, obwohl Frauen im all- gemeinen weniger die Tagesprcsse lesen, also weniger über das Unternehmen informiert waren. Bemerkenswert ist ferner der Unterschied in dem Resultat der Hauptstadt und der Provinz. Während in London eine Mehrheit von 4 zu 3 zugunsten der Einführung des Wahlrechts vorhanden ist, zeigt die Provinz eine Mehrheit von 2 zu 1 dagegen. Auch hierin zeigt sich bereits das Wirken der Frauenvereine, die in der Hauptstadt weiter verbreitet sind und aus vielen anderen Gründen intensiver und erfolgreicher wirken können als in der Provinz. Versammlungen Veranstaltungen. Verein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Sonntag, den 26. Juli: Wanderausflug mit der Jugendabteilung. Treffpunkt: Vormittags bis 19 Uhr in Friedrichshagen ,Gc- sellschaftshaus", Frtedrichstraße, dann über die Müggelberge nach derKrampenburg". Montag, den 27. Juli: Kaffeekochen in Treptow bei Ludwig, Köpenicker Landstraße. Sericbw- Leitung. ". Ei» sauberer Prinzipal, der sich in der unglaublichsten Weise an seinen weiblichen An- gestellten vergangen hat, mußte sich gestern in der Person des Kaufmanns Martin Rittowski vor der 19 Ferienstrafkammer des Landgerichts I verantworten. Der aus der Untersuchungshaft vor» geführte Angeklagte betrieb in der Brückenstraße ein Geschäft für Herrenartikel mit mehreren Filialen. Durch Inserate suchte er Lehrmädchen, die er zunächst nur auf 8 14 Tage auf Probe engagierte. In dieser Weise wurde auch die damals erst 15jährige Verkäuferin Frida S. von dem Angeklagten engagiert. Wenige Tage nach Antritt der Stellung kam die S. eines Abends weinend nach Hause und erzählte, daß sich ihr Chef in sittlicher Beziehung an ihr vergangen habe. Eine Strafanzeige der Eltern hatte zur Folge, daß sich nunmehr erst eine ganze Anzahl anderer Mädchen meldeten, an denen sich der Angeklagte in noch schlimmerer Weise vergangen hatte, die aber aus Furcht, ihre Stellung zu verlieren, geschwiegen hatten. Es gingen von allen Seiten gegen den sauberen Herrn Prinzipal Strafanzeigen ein, so daß die Staats- anwaltschaft die Verhaftung des R. anordnete. Es stellte sich hierbei heraus, daß verschiedene andere Mädchen oder deren Eltern erst versucht hatten, von dem Angeklagten ein Schweigegeld in Form einer Aussteuer zu erpressen. Bor Gericht war der An- geklagte in vollem Umfange geständig. Da sich schon in der Vor- Untersuchung Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit herausgestellt hatten, war auf Antrag des Rechtsanwalt Dr. Schwindt der Nervenarzt Dr. Salingre geladen worden. Dieser hielt eine Be- obachtung des Angeklagten auf seinen Geisteszustand für erforder- lich, da dieser gewisse geistige Defekte aufweise und ein psycho- pathisch minderwertiger Mensch sei. Das Gericht beschloß, die Darf man im Bett lesen?" Diese praktisch recht wichtige Frage behandelt der Augenarzt Dr. Hugo Feilchen seid in, einer vor kurzem in derMedizin. Klinik" veröffentlichten Arbeitt Zwei Gründe sind es, die nach seinen Beobachtungen hierbei die! Augen schädlich beeinflussen: erstens ist das Licht beim Lesen im. Bette ungünsttg. Die meisten Menschen, die diese schlechte An,. gewohnheit haben, lesen bei Kerzen- oder ungenügendem Lampen- licht, und zweitens fällt das Licht, das nur die Lescfläche beleuchtcn- sollte, mit derselben Stärke direkt ins Auge. Die Körperhaltung ist ebenfalls wie die Selbstversuche des Autors zeigen von großem Einfluß. Bei aufrechter Haltung ist der Blick in einem Winkel von 25 Grad gesenkt, bei horizontaler Lage nur um 19 Grad, wobei jede weitere Senkung unangenehm wirkt. Hält man wiederum die Lescfläche höher, so werden die zum Nahesehen notwendigen Muskelgruppen des Auges höher angestrengt. Noch ungünstiger sind die Perhältnisse, wenn man beim Lesen im Bette, wie es ja meist der Fall ist, auf der Seite liegt. Hierbei müssen die Augenmuskeln unter völlig anderen Bedingungen als es normalerweise der Fall ist, arbeiten, sie werden sehr angestrengt und ermüden um so schneller. Die Folge ist dasVerschwimmen"- der Zeilen, das in Wirklichkeit nichts anderes ist, als ein Doppelt» sehen, d. h. eine mangelhafte Einstellung der Bilder jedes Auges, die normal als eins erscheinen. Da das Lesen im Bett wie jede Naharbeit unter ungünstigen Bedingungen die Entwickclung der Kurzsichtigkeit befördern kann, so ist allen Personen bis zum 18. Lebensjahre, besonders wemi Anlage zur Kurzsichtigkcit oder gar ihr Bestehen nachgewiesen ist, das Lesen im Bett zu verbieten, da bis zu diesem Alter sich das Auge noch im Wachstum befindet, abgesehen davon, daß bei Kindern die Lektüre kurz vor dem Einschlafen zu erregten Träumen Veranlassung geben kann, Humor and Satire« Horden an die Bayern . .WaS ich und Bismarck stets behauptet, Und was ihr gestern noch nicht glaubtet, Hier ist's bewiesen! Seht ihr itzt, WaS deutsches Land in mir besitzt? Durch mich allein habt ihr erfahren. Was ungefähr vor zwanzig Jahren Am blauen See, im stillen Kahn. In Heimlichkeit ein Mann getan. Durch mich ist Deutschland reicher worden Um eine Schweinerei. Im Norden Ward mein Verdienst schon unterdrückt. Da hat mich Gott hierher geschickt. Ihr Bayern habt euch brav geschlagen Für euern Max in diesen Tagen, O bleibt so brav und so naiv Wie euer Riedel, den ich rief. Ich segne euch in Bismarcks Namen Und bin mit euch zuftieden. Amen I" Mt diesen Worten, die er sprach. Verstummt' der Edle nach und nach. (Ludwig Thoma im Simplicissimus-Kalender 1909.)